Flirting with Fate - Kaye Kennedy - E-Book
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Flirting with Fate E-Book

Kaye Kennedy

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Beschreibung

Hunter und Lauren begegnen sich zum ersten Mal auf der Hochzeit einer gemeinsamen Freundin, und sofort sprühen die Funken zwischen ihnen. Doch Hunters Leben als Undercover-Agent ist zu gefährlich und kompliziert, während Lauren noch immer mit den Schatten ihrer Vergangenheit kämpft.

Bei einem Undercover-Einsatz trifft Hunter Lauren wieder – und gibt sie kurzerhand als seine Freundin aus, um sie vor der brutalen Bratva-Mafia zu schützen. Was als Notlüge beginnt, entwickelt sich schnell zu etwas viel Tieferem.

Während sie sich in einer Welt voller Gefahr und Intrigen wiederfinden, wird Hunter klar, dass seine Gefühle für Lauren weit über eine bloße Tarnung hinausgehen. Doch je näher sie sich kommen, desto größer wird die Bedrohung durch die Mafia.

Hunter steht vor einer unmöglichen Entscheidung: Soll er weiter gegen die dunklen Machenschaften der Bratva kämpfen und damit Laurens Leben aufs Spiel setzen? Oder wird er alles riskieren, um die Frau zu beschützen, die sein Herz erobert hat?

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Seitenzahl: 541

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Hunter und Lauren begegnen sich zum ersten Mal auf der Hochzeit einer gemeinsamen Freundin, und sofort sprühen die Funken zwischen ihnen. Doch Hunters Leben als Undercover-Agent ist zu gefährlich und kompliziert, während Lauren noch immer mit den Schatten ihrer Vergangenheit kämpft.

Bei einem Undercover-Einsatz trifft Hunter Lauren wieder – und gibt sie kurzerhand als seine Freundin aus, um sie vor der brutalen Bratva-Mafia zu schützen. Was als Notlüge beginnt, entwickelt sich schnell zu etwas viel Tieferem.

Während sie sich in einer Welt voller Gefahr und Intrigen wiederfinden, wird Hunter klar, dass seine Gefühle für Lauren weit über eine bloße Tarnung hinausgehen. Doch je näher sie sich kommen, desto größer wird die Bedrohung durch die Mafia.

Hunter steht vor einer unmöglichen Entscheidung: Soll er weiter gegen die dunklen Machenschaften der Bratva kämpfen und damit Laurens Leben aufs Spiel setzen? Oder wird er alles riskieren, um die Frau zu beschützen, die sein Herz erobert hat?

Über Kaye Kennedy

Kaye Kennedy stammt ursprünglich aus New York, lebt aber jetzt an der Küste Floridas mit ihrem Hund Zeus. Tagsüber leitet sie als CEO erfolgreich ihr eigenes Unternehmen und nachts widmet sie sich ihrer großen Leidenschaft: dem Schreiben von Büchern. Wenn sie sich nicht gerade neue Geschichten ausdenkt, paddelt sie gerne, liest am Strand, besucht eine Brauerei oder reist durch die Welt.

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Kaye Kennedy

Flirting with Fate

Aus dem Amerikanischen von Sabine Neumann

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

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Widmung

Anmerkung der Autorin

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Hunter

Lauren

Epilog – Tai

Danksagung

Impressum

Lust auf more?

Widmung

Für unsere Helden in Blau

Anmerkung der Autorin

Ich kann Ihnen nicht genug dafür danken, dass Sie sich entschieden haben, die Liebesgeschichte von Hunter & Lauren zu lesen. Es gibt so viele wunderbare Bücher da draußen, also bedeutet es mir wirklich alles, dass Sie beschlossen haben, Ihre Zeit und Ihr Geld in meines zu investieren.

Falls dies das erste meiner Bücher ist, das Sie in die Hand genommen haben, willkommen in meiner Welt! Wenn Sie bereits meine vorherige Reihe gelesen haben, dann willkommen zurück!

Diese Geschichte ist ein Spin-off meiner »Burning for the Bravest«-Reihe, in der es um New Yorker Feuerwehrleute geht. (Fun Fact: Ich war früher selbst Feuerwehrfrau!) Der Held und die Heldin dieses Buchs wurden in dieser Reihe vorgestellt, wenn Sie also mehr über ihre Hintergrundgeschichte erfahren möchten, dann würde ich vorschlagen, dass Sie dort beginnen, aber eigentlich ist dieses hier ein eigenständiges Buch.

Lauren hat ihren ersten Auftritt in »Burning for Her«, der Geschichte ihrer Schwester, und Hunter erscheint in »Burning for Love« und »Burning for Trouble«.

Dieses Buch geht als das Buch in die Geschichte ein, das mich fast umgebracht hätte. Ich hatte einen engen Zeitplan und habe es unterschätzt, wie viel Recherche es letzten Endes mit sich brachte, was zu vielen, vielen schlaflosen Nächten führte, aber es hat sich absolut gelohnt. Dies ist mein Lieblingsbuch von allen, die ich bisher geschrieben habe.

Meine Recherchen führten mich in einige interessante Richtungen. Ich habe viel mehr über den russisch-ukrainischen Krieg und die russische Bratva gelernt, als ich je für nötig gehalten hätte. Ich habe sogar sechs Wochen damit verbracht, Russisch zu lernen!

Ich habe diesen Roman extrem gekürzt. Es geht dabei nicht nur um das NYPD, sondern auch das FBI, ATF, die CIA und Interpol. Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich mich selbst daran erinnern musste, dass ich einen Romantic-Suspense-Roman schreibe und keinen epischen Kriminalroman, denn nachdem ich einmal angefangen hatte, tauchte ich tiefer und tiefer ein. Am Ende habe ich deswegen viel gekürzt, sonst wären es über sechshundert Seiten geworden. Ich denke, Sie werden in Zukunft vielleicht etwas unter einem Nicht-Romance-Pseudonym von mir lesen können. ;)

Denken Sie jedoch bitte daran, dass dieses Buch reine Fiktion ist. Es gibt einige kreative Freiheiten, die ich mir wegen der Geschichte nehmen musste. Ich habe mich zwar sehr bemüht, so nah wie möglich an der Realität zu bleiben, aber dennoch gab es Teile, an denen ich aus Unterhaltungsgründen ein wenig vom Kurs abweichen musste.

Hunter und Lauren gehören zu den komplexesten Charakteren meiner Romane. Ich tauchte tief in die Feinheiten ihrer Psyche ein und auch darin, wie sie miteinander umgehen würden. An manchen Stellen musste ich beim Schreiben den Kopf schütteln, weil ich mir sicher war, dass einige von Ihnen beim Lesen denken werden, ich sei eine Drogenabhängige. Bin ich nicht, aber ich habe mit einigen gesprochen. Ich bin sogar zu einem offenen Narcotics Anonymous Meeting gegangen.

Eine letzte Sache, bevor wir zu Hunter und Lauren kommen … In dieser Reihe bleibe ich, wie gesagt, so nah wie möglich an der Realität, aber ich habe mir der Geschichte zuliebe einige kreative Freiheiten genommen. Parallelen zu realen Personen oder Orten sind rein zufällig.

Ich hoffe, Sie haben genauso viel Spaß beim Lesen dieser Geschichte, wie ich beim Schreiben.

Ihre

Kaye Kennedy

Triggerwarnung

Diese Geschichte enthält möglicherweise Inhalte, die als belastend empfunden werden können. Dazu zählen unter anderem Themen wie Trauma, Drogenabhängigkeit, Verlust, psychische Gesundheit, sexuelle Übergriffe, Tod oder andere potenziell verstörende Elemente. Leser*innen werden gebeten, ihre eigene emotionale Belastbarkeit zu berücksichtigen und bei Bedarf Vorsicht walten zu lassen. Es wird empfohlen, sich bewusst zu machen, dass individuelle Reaktionen auf bestimmte Inhalte variieren können.

Hunter

Ich zog die Schulterblätter zusammen und dehnte den Nacken von einer Seite zur anderen, um meinem Körper die Gelegenheit zu geben, sich an das zusätzliche Gewicht meiner Einsatzweste zu gewöhnen, in der sich bereits drei geladene Magazine für mein M4-Sturmgewehr befanden. Dann schnappte ich mir mein Holster vom Tisch des Raumes, der eigentlich der Essbereich des Brooklyner Hauptquartiers der Special Investigations Task Force (SITF) in Crown Heights war, und befestigte es erst an meinem Gürtel und dann an meinem Oberschenkel. Nachdem ich überprüft hatte, dass meine Glock geladen war, steckte ich sie in das Holster und ließ sie darin einrasten. Ich würde sie bei diesem Einsatz wahrscheinlich nicht brauchen, da ich ja das Sturmgewehr hatte, das ich liebevoll meine Jägerin nannte. Trotzdem ließ ich meine Pistole niemals zurück.

»Hunt, ist dein Mann startklar?«, fragte Sergeant Kane Leota, während er seine Weste anzog.

Ich sah zu meinem Freund, FDNY-Lieutenant Jesse Hogan, hinüber, der auf einem der Klappstühle drüben in der Ecke saß und mit dem Bein wippte. »Ja, ich habe ihm gerade die Anweisungen gegeben. Er fährt mit Coop rüber zu seiner Feuerwache, und sobald wir vor Ort sind, rücken sie mit dem Löschfahrzeug aus.«

Er strich sich mit der Hand über den Bart. »Gut.« Dann ließ er den Blick durch den Raum schweifen. »Bildet einen Kreis.« Kane war ein unheimlich aussehender Scheißkerl. Mit seinem Bart und den Tattoos, die Arme, Brust und Rücken bedeckten, sah er eher aus wie der Präsident eines Motorradclubs als wie ein Polizist. Manchmal, wenn er als verdeckter Ermittler arbeitete, rasierte er sich den Bürstenschnitt, was ihn noch furchterregender wirken ließ. Ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt lächeln konnte. Davon abgesehen war er ein verdammt guter Cop. Er war der verantwortliche Sergeant des SITF, seit ich vor vier Jahren der Einheit zugeteilt worden war, und es gab niemanden, von dem ich mir lieber den Rücken freihalten ließ, als von ihm.

Meine SITF-Teamkollegen beendeten ihre Vorbereitungen und wir wandten uns alle Kane zu. Jesse warf mir einen fragenden Blick zu, anscheinend unsicher, ob er sich zu uns gesellen sollte, und ich nickte ihm zu, also stand er auf und stellte sich neben mich.

Mit seiner tiefen Stimme und seinem starken New Yorker Akzent sagte Kane: »Da dies Hunters Einsatz ist, wird er das letzte Briefing übernehmen.«

Ich räusperte mich. »Gut. Wie ihr alle wisst, hat Lieutenant Hogan vor zwei Tagen auf einen Anruf wegen eines Gaslecks in einer Wohnanlage am Linden Boulevard reagiert.« Ich drehte mich zu meinem Freund um: »Jesse, würdest du noch einmal zusammenfassen, was du gesehen hast?«

»Klar.« Er fuhr sich mit der Hand durch das zur Seite gekämmte dunkelblonde Haar. »Einer der Bewohner benahm sich seltsam. Er stellte sich quer, als wir ihm erklärten, dass wir mit einem Gasmessgerät ins Haus müssten, um Messungen vorzunehmen. Nachdem ich darauf beharrt hatte, dass er uns reinlässt, weil ich sonst die Cops rufen würde, sagte er, er bräuchte ein paar Minuten und schloss die Tür. Dann hörte ich seltsame Geräusche von drinnen und klopfte noch einmal. Nach ein paar Minuten öffnete er wieder die Tür und ließ mich und einen meiner Leute rein. Ich fragte ihn, ob außer ihm noch jemand im Haus sei, und er verneinte, aber den Geräuschen nach zu urteilen, war das eine Lüge. Außerdem herrschte im Haus ein totales Chaos, als wäre da eine Party gefeiert worden oder so.

Wir überprüften das Erdgeschoss, aber es gab keine Anzeichen für Gas. Dann gingen wir hoch in den ersten Stock und der Typ wirkte echt nervös. Als wir das erste Schlafzimmer betraten, wurde mir klar, warum. Auf dem Boden lagen mehrere schmutzige Matratzen. Wir haben dann darauf verzichtet, den Rest des Hauses zu überprüfen, weil ich ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache hatte. Das Gefühl, dass wir echte Probleme bekommen würden, wenn wir da irgendetwas sehen würden, das wir nicht hätten sehen sollen. Da es keine Anzeichen für ein Gasleck gab, habe ich mich bedankt, dass er uns reingelassen hat, und wir sind wieder gegangen. Als wir wieder auf der Feuerwache waren, habe ich Hunter – ich meine Detective Albanese – angerufen.«

»Du kannst mich ruhig Hunter nennen. Wir müssen hier nicht förmlich sein.«

Jesse nickte. Wir waren seit einigen Jahren befreundet. Er hatte die Schwester meines besten Freundes, Declan Murphy, geheiratet, und Declan hatte ihn und seine drei Brüder in unseren Freundeskreis aufgenommen. Alle vier Hogans sowie Declan und unser anderer Freund Mack waren beim FDNY, also war ich der einzige Cop in unserer Gruppe, was mir irgendwie ganz gut gefiel. Die Arbeit bei der SITF nahm einen Großteil meines Lebens in Anspruch, genauso wie bei meinem Sergeant, also war es gut, eine Gruppe von Freunden zu haben, die nicht bei der Polizei war.

Eine Frauenstimme fragte: »Hast du noch etwas gesehen, als du im Haus warst? Drogen oder Drogenutensilien?« Detective Quinn Bishop war die einzige Frau in der SITF und die meiste Zeit nur mit uns Jungs zusammen, also nannten wir sie unsere Queen B.

»Im Wohnzimmer lagen ein paar Pfeifen rum, aber ich habe mir das nicht genauer angeguckt.«

Ich hakte die Daumen in die Schultergurte meiner Weste. »Wie ihr wisst, haben Cooper und ich gestern eine Überwachung durchgeführt, und wir glauben, dass das Haus, von dem Lieutenant Hogan spricht, in Menschenhandel verwickelt ist. Wir haben zwei Männer dort identifiziert. Die Brüder Pavel und Nestor Lebedev sind bekannte Mitglieder der Vosstaniye Bratva.« Die Vosstaniye Bratva wurde von den Sokolovs angeführt, der größten russischen Verbrecherfamilie in den Vereinigten Staaten, und sie hatten ihren Sitz in Brighton Beach, Brooklyn.

»Da war ein reger Verkehr gestern, also kann es gut sein, dass sie von der Feuerwehr aufgeschreckt wurden und die Frauen oder Kinder bald wegbringen werden.« Ich deutete mit dem Kinn auf Detective Cooper Campbell, der eine Feuerwehrausrüstung trug. »Coop wird sich als Feuerwehrmann ausgeben, während der Rest von uns in dem vor dem Haus geparkten Lieferwagen wartet. Das Löschfahrzeug wird unter dem Deckmantel eines weiteren Anrufs aufgrund eines Gaslecks da aufkreuzen. Jesse und Coop werden versuchen, ins Haus zu kommen, damit wir hoffentlich bekommen, was wir für einen Durchsuchungsbefehl brauchen.«

Das war nicht unbedingt der beste Einsatzplan aller Zeiten, aber wir hatten keine Zeit, herumzusitzen und zu warten. Wir erwarteten, dass die Menschenhändler misstrauisch sein würden. Deshalb trugen Jesse und Coop auch schusssichere Westen unter ihrer Kleidung. Die Vorstellung, meinen Freund in Gefahr zu bringen, gefiel mir nicht, aber wir brauchten ihn im Haus, damit er uns sagen konnte, ob sich seit seinem letzten Besuch dort etwas verändert hatte. Zu seinem Schutz ging Coop mit, und da ich ihm tagtäglich mein Leben anvertraute, vertraute ich ihm jetzt auch das von Jesse an.

Ich fuhr fort: »Tai hat Kameras und Mikrofone an den Funkgeräten angebracht, die vorne an ihren Einsatzjacken stecken, damit wir alles sehen und hören. Sobald wir etwas Verwertbares haben, wird Tai es melden.«

Detective Taiyō Hayashi ergriff das Wort: »Auf Richter Maddens Schreibtisch liegt ein Durchsuchungsbefehl, der zur Unterzeichnung bereit ist.«

Ich zeigte auf Coop. »Sobald die Feuerwehr den Einsatzort verlassen hat, wird Cooper an der Feuerwache wieder in sein Auto steigen und zurückkommen. Bis dahin sollten wir den Durchsuchungsbefehl haben und reingehen können. Fragen?« Ich sah meine Kollegen an. Als sich niemand meldete, sagte ich: »Okay, los geht’s.«

Ich nahm mein Sturmgewehr vom Tisch und ging durch die Küche zur Garagentür. Unser Hauptquartier in Brooklyn war früher einmal eine kleine Karosseriewerkstatt gewesen, die an ein hundertzehn Quadratmeter großes Haus angeschlossen war. Für unsere Zwecke war es ideal, da wir so in der Garage unbemerkt in unsere Einsatzfahrzeuge gelangen konnten. Die Nachbarn dachten bestimmt, wir wären in irgendeiner Art Gang, da unser Tun für die Öffentlichkeit nicht ersichtlich war. Aber das war okay für uns. Anonymität war für unsere Arbeit von entscheidender Bedeutung, weil wir im Grunde die Tarnkommando-Einheit des Dezernats waren, die einzige Einheit, die nicht von einem Polizeirevier aus operierte. Jeder Detective im NYPD wollte dieser Einheit zugeteilt werden.

Ich klopfte Jesse auf die Schulter, als er sich der Fahrertür seines Pickups näherte. »Alles gut, Mann?«

»Ja. Holen wir uns diese Arschlöcher.« Er streckte die Faust aus und ich stieß meine dagegen. »Bleib immer bei Coop. Wir sehen uns später.«

»Alles klar.« Er öffnete die Wagentür und setzte sich hinters Steuer, während Cooper auf die Beifahrerseite ging.

Ich klopfte auf die Motorhaube, als ich um seinen Truck herumging, und machte mich auf den Weg zur Hintertür unseres Vans. Für diese Operation verwendeten wir einen Lieferwagen, der so ausgestattet war, dass er aussah, als kämen wir von einem Energieversorger. Es war die perfekte Tarnung, um unsere Gasleckgeschichte zu untermauern. Ich setzte mich neben Quinn, und Kane stieg nach mir ein. Tai, der so gekleidet war, als würde er für das Energieunternehmen arbeiten, setzte sich auf den Fahrersitz, und als wir alle auf unseren Plätzen saßen, hörte ich, wie sich das Garagentür quietschend öffnete. Wir machten uns auf den Weg.

Ich scrollte auf meinem Handy durch die Informationen zu unserem Fall. Da ich zuvor in der Abteilung für organisierte Kriminalität gearbeitet hatte, war ich mit den Sokolovs bestens vertraut. Tatsächlich waren sie der Grund, warum ich überhaupt dieser Einheit zugeteilt wurde, weil ich fließend Russisch spreche (sowie Ukrainisch, Spanisch und Italienisch). Meine Mutter arbeitete als freiberufliche Übersetzerin, und ich hatte ihr Sprachtalent geerbt.

Quinn spielte mit dem Klettverschluss, mit dem ihre Ersatzmagazine an ihrer Einsatzweste befestigt waren. Sie war ein paar Jahre jünger als ich und war im Jahr zuvor dauerhaft der SITF zugeteilt worden.

»Was geht dir durch den Kopf?«, fragte ich sie.

»Menschenhandel ist nicht der typische Modus Operandi der Sokolovs.«

Das stimmte. Auch wenn sie immer wieder mit Prostitution in Verbindung gebracht wurden, ging es bei ihnen hauptsächlich um Waffen- und Drogenhandel, Erpressung und Geldwäsche. »Ja, aber das war, als Ivan noch nicht den Laden geschmissen hat. Menschenhandel ist für Leute wie die kein wirklich großer Schritt.«

Ihre grünen Augen blickten besorgt drein. »Ich weiß. Dieser Teil überrascht mich nicht.«

»Was dann?«

»Wenn die Vosstaniye Bratva tatsächlich in den Menschenhandel einsteigt, dann ist dieses Versteck wahrscheinlich nicht das einzige.« Sie seufzte. »Und sie zu kriegen, wird fast unmöglich sein. Sie sind Experten darin, ihre Spuren zu verwischen.«

Ich zupfte an der Nagelhaut meines Daumens herum. Sie hatte recht.

Quinns M4 stand zwischen ihren Beinen und sie hielt den Lauf mit beiden Händen. »Das hier wird vielleicht nur der Anfang eines langen Kampfes sein.«

Der Gedanke war mir auch schon gekommen, auch wenn ich ihn noch nicht ausgesprochen hatte.

Der Lieferwagen hielt am Straßenrand, und Tai schaltete dann den Motor ab. Observierungen im Juli konnten eine echte Tortur sein, wenn das Thermometer nicht unter 30 Grad fiel, aber zum Glück hatte es über Nacht geregnet und es war etwas abgekühlt.

Ich schickte Coop eine Nachricht.

Ich: Wir sind in Position.

Zwei Minuten später kam seine Antwort.

Cooper: Wir verlassen gerade die Feuerwache.

Ich steckte mein Handy in meine Gesäßtasche. »Die Feuerwehr ist auf dem Weg.«

Tai setzte sich an den Tisch an der Seite des Vans und klappte seinen Laptop auf. Nach einigen Klicks tauchten zwei Kameraansichten auf den seitlich angebrachten Bildschirmen auf und das Geräusch von Sirenen erfüllte den Van. Jesse und Cooper saßen im Feuerwehrauto, Jesse anscheinend auf dem Beifahrersitz, da seine Kamera auf die Windschutzscheibe gerichtet war, und Coop in der Mannschaftskabine gegenüber von einem weiteren Feuerwehrmann.

»Es läuft alles«, sagte Tai.

Kane sah ihm über die Schulter. »Hol die hintere Van-Kamera auf den Bildschirm.«

Wir parkten einige Häuser vom Ziel entfernt, daher hatten wir hinten raus die beste Sicht. Tai minimierte die Kameraansichten von Jesse und Coop, und ein Bild der Straße erschien. Nach einigen Klicks war die Kamera perfekt auf die Einfahrt des Zielhauses ausgerichtet.

Draußen erklang Sirenengeheul, und Quinn sagte: »Klingt, als wären sie hier.«

Tai holte die Kameraansicht von der Seite des Vans auf den Monitor, und tatsächlich kam das Feuerwehrauto in Sicht. Er positionierte die Kameraansichten so, dass auf einem Bildschirm die aus dem Van und auf dem anderen die Bodycams zu sehen waren. Wir drängten uns alle davor zusammen und sahen zu, wie Jesse und Coop aus dem Truck stiegen. Jesse hielt einen Gasdetektor in der Hand, als er die Straße hinunterging, um mit Coop eines der Nachbarhäuser zu überprüfen, während der Rest der Mannschaft den Block weiterging. Sie mussten es als echten Notfall verkaufen.

Es bestand die Möglichkeit, dass die Jungs, hinter denen wir her waren, misstrauisch wurden. Schließlich war die Feuerwehr vor zwei Tagen erst wegen der gleichen Sache dort gewesen. Deshalb war ihr Haus nicht das erste, das kontrolliert wurde. Nachdem Jesse und Coop zwei Nachbarhäuser überprüft hatten, klopften sie an die Tür unseres Ziels.

»Los geht’s«, sagte ich.

Die schwarze Tür des Einfamilienhauses öffnete sich, und ein Mann erschien. Sein sandblondes Haar war nach hinten gegelt, und er war durchschnittlich gebaut. Er war ungefähr 1,75 Meter groß, und der Blick aus seinen stahlblauen Augen wirkte, als wäre er Gehorsam und Respekt gewohnt. Mit russischem Akzent fragte er: »Kann ich Ihnen helfen?«

Meine Augen weiteten sich, und Quinn murmelte erschrocken: »Ist das …?«

Kane fluchte.

»Ja«, antwortete ich. »Ivan Sokolov.«

Streng genommen war Ivans Vater Mikhail der Anführer der Bratva, aber er war an Prostatakrebs erkrankt, also schmiss Ivan den Laden. Er trug einen marineblauen Anzug, dem man ansah, dass er teuer gewesen war.

Jesse hielt den Gaszähler hoch und sagte: »Wir wurden über ein Gasleck in der Gegend informiert und müssen bei Ihnen im Haus eine Messung vornehmen.«

Ivan ließ die Finger über seine gestreifte Krawatte gleiten und musterte Jesse und Coop eingehend. Als er fertig war, öffnete er die Tür und trat zur Seite. »Kommen Sie herein.«

»Da stimmt doch was nicht«, bemerkte Tai.

»Ja«, sagte Quinn. »Das war zu einfach.«

Einen Augenblick später wussten wir warum. Jesse und Coop betraten ein leeres Wohnzimmer.

»Ziehen Sie gerade erst ein?«, fragte Coop, während Jesse mit dem Gasdetektor durch den Raum ging.

»Aus«, antwortete Ivan und folgte den Männern in die Küche, die ebenfalls leer war.

Coop antwortete: »Ach ja? Wohin geht’s?«

Ivan grinste. »Für mich nirgendwohin. Mein Cousin hat hier gewohnt, aber er kehrt nach Russland zurück.«

Die drei Männer gingen die Treppe hinauf, und ich hielt den Atem an, während ich darauf hoffte, etwas – irgendetwas – zu Gesicht zu bekommen, das uns einen Durchsuchungsbefehl verschaffen könnte, aber als sie das erste Schlafzimmer betraten, das genauso leer war wie der Rest des Hauses, kochte ich vor Wut.

Ich ließ mich auf die Bank gegenüber der Computer sinken und schlug mit der Faust auf die Sitzfläche. »Scheiße«, zischte ich. »Sie haben sie bereits weggebracht.«

»Scheint so«, antwortete Kane.

Ich konnte es nicht ertragen, noch weiter zuzusehen, also zog ich mein Handy aus der Tasche und schickte eine Nachricht an einen guten Freund, Detective Giovanni Manetti, mit dem ich zusammengearbeitet hatte, als ich noch in der Abteilung für organisierte Kriminalität war.

Ich: Können wir uns heute treffen? Es geht um Grozny.

Grozny war der Spitzname, den wir Ivan Sokolov gegeben hatten. In Anlehnung an Ivan Grozny, einem russischen Zaren aus dem 16. Jahrhundert, allgemein bekannt als Ivan der Schreckliche. Äußerst passend.

Mein Handy vibrierte in meiner Hand.

Gio: Scheiße. Ja, wenn dieser Scheißkerl etwas getan hat, um auf das Radar der SITF zu kommen, kann ich mir Zeit nehmen. Wann und wo?

Ich schickte ihm die Adresse unserer Zentrale in Crown Heights, und er schrieb, er würde nachmittags vorbeikommen.

»In Ordnung, packen wir zusammen«, sagte Kane, und ich blickte zu den Bildschirmen hoch, auf denen Jesse und Coop gerade das Haus verließen.

»Warte«, warf ich ein, bevor Tai die Kameras ausschalten konnte. »Lass die Van-Cams an und lasst uns noch eine Weile warten. Sokolov würde nicht ohne Grund allein in einem leeren Haus rumhängen.«

Kane nickte mir zu. »Ja, in Ordnung.«

Ich sprach in das Mikro an meinem Handgelenk. »Coop, hol dein Auto und komm dann zurück. Wir observieren das Haus. Positionier dich so, dass du die Haustür im Blick hast, aber komm nicht zu nahe. Wir können nicht riskieren, dass er dich erkennt.«

»Verstanden«, antwortete er.

Ungefähr eine Minute später, als er im Feuerwehrauto saß, sagte Cooper: »Ich habe im Wohnzimmer unter der Fensterbank eine Wanze platziert.«

Gut gemacht, Coop.

Mit einigen Klicks brachte Tai den Audio-Feed zum Laufen und wir hörten Sokolovs teure Schuhe über den Holzboden klackern.

Ich schälte mich aus meinem Einsatzanzug, bis ich nur noch meine Straßenkleidung anhatte, und legte meine Jägerin in das Schließfach unter der Bank. Dann steckte ich meine Glock in das Holster am Bund meiner schwarzen Cargohose.

Aus den Lautsprechern drang eine Männerstimme auf Russisch.

Kane drehte sich zu mir um. »Hunt –«

»Schon dabei.«

Ivan telefonierte und ich hörte aufmerksam zu und übersetzte in Gedanken seine Seite des Gesprächs. Es dauerte weniger als eine Minute. Nachdem er aufgelegt hatte, sagte ich: »Die Feuerwehr hat ihn aufgeschreckt. Was auch immer er mit diesem Haus vorhatte, wird nicht passieren. Heute zumindest nicht. Jemand kommt jetzt, um ihn abzuholen.«

»Verdammt.« Kane schürzte die Lippen. »Kannst du sagen, mit wem er gesprochen hat?«

Ich schüttelte den Kopf. »Lass uns abwarten, wer kommt, um ihn zu holen.«

Über meinen Knopf im Ohr ertönte Coopers Stimme. »Ich bin wieder da. Ich habe drei Häuser westlich des Ziels geparkt.«

Ich warf einen Blick auf den Monitor und sah Coops schwarzen Ford Explorer, der auf der anderen Straßenseite parkte. »Queen B, nimm die Kamera und steig zu Coop ins Auto. Guck mal, ob du ein Foto von der Person machen kannst, die kommt, um Sokolov abzuholen.«

Während Quinn ihre Einsatzkleidung ablegte, zog ich eine Kiste unter der Sitzbank hervor, durchwühlte sie und holte eine Kamera heraus. Als Quinn fertig war, reichte ich sie ihr, und sie steckte sie in einen Rucksack. Dann quetschte sie sich zwischen den Vordersitzen hindurch und stieg zur Fahrertür aus, die Sokolov vom Haus aus nicht sehen konnte.

Wir sahen auf dem Bildschirm zu, wie sie zu Coopers Auto ging. Coop trug jetzt eine Sonnenbrille und eine Baseballkappe, damit Sokolov ihn nicht erkannte, aber zur Tarnung beugte er sich außerdem vor und küsste Quinn auf die Wange, damit es aussah, als würde er seine Freundin abholen.

Zwanzig Minuten später bog ein schwarzer Lincoln in die Einfahrt des Zielhauses ein. Obwohl die Fahrerseite dem Heck unseres Vans zugewandt war, konnten wir den Fahrer durch die dunkel getönten Scheiben nicht erkennen.

Kane sprach in sein Handgelenkmikro »Habt ihr Sichtkontakt?«

Cooper antwortete: »Negativ. Vielleicht können wir einen Blick erhaschen, wenn Sokolov die Beifahrertür öffnet, aber ich denke, der Blickwinkel passt nicht.«

Ich knirschte mit den Zähnen.

Die Haustür öffnete sich, Sokolov kam heraus und ging die Treppe herunter. Auf dem anderen Bildschirm sah ich, wie Quinn aus dem Auto stieg.

»Was hat sie vor?«, murmelte ich.

Sie überquerte die Straße und ging den Bürgersteig entlang in Richtung Zielhaus.

»Quinn, nicht eingreifen«, befahl ich in mein Handgelenkmikro.

Ich hielt den Atem an, als sie die Einfahrt passierte und direkt hinter dem Wagen entlangging. Ohne stehenzubleiben, ging sie die Straße weiter und bog dann um die Ecke.

Durch den Knopf in meinem Ohr ertönte ihre Stimme. »Ich habe den Fahrer gesehen. Ihr werdet es nicht glauben.«

Lauren

Der metallene Klappstuhl kratzte über den Linoleumboden, als der Mann, der im Stuhlkreis neben mir saß, aufstand. »Ich heiße Jeff und ich bin süchtig. Ich bin seit einundsechzig Tagen clean.« Er fuhr fort, unserer Narcotics-Anonymous-Gruppe von seinem Problem mit dem Kokain zu erzählen. Ich kannte seine Geschichte schon, da dies das Meeting war, zu dem ich am häufigsten ging.

Als ich an der Reihe war, strich ich mir beim Aufstehen die Haare zurück und sagte: »Ich heiße Lauren und ich bin süchtig. Ich bin seit 837 Tagen clean. Meine bevorzugte Droge war Heroin. Ansonsten nahm ich auch Tabletten und trank Alkohol. Manchmal verspüre ich noch ein Verlangen, aber heute ist ein guter Tag.« Ich schaute mich im Kreis um und sah die anderen an, die mich anlächelten, was dazu führte, dass sich auch meine Mundwinkel nach oben bewegten. Ich setzte mich wieder und die Frau zu meiner Linken stand auf und stellte sich vor.

Kurz darauf stand eine Frau auf, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ihr schwarzes Haar war fettig und sie hatte dunkle Ringe unter ihren eingefallenen braunen Augen. Leise sagte sie: »Ich bin Lisa und seit einem Tag clean.« Sie kratzte sich am Unterarm, und ich ertappte mich dabei, wie ich diese Bewegung unbewusst nachahmte, denn ich wusste noch genau, wie sehr es mich früher in den Fingern gejuckt hatte, mir einen Schuss zu setzen. Also konzentrierte ich mich stattdessen auf die Tätowierungen, die die Narben meiner Einstichstellen bedeckten, und schob die Hände unter die Oberschenkel.

Lisa fuhr fort: »Ich, äh, ich war früher schon mal clean, aber ich bin immer wieder zu Oxy zurückgekehrt.« Sie stockte. »Es ist etwas vorgefallen und dieses Mal muss ich endgültig aufhören.«

Ich fühlte mit ihr. Ich selbst war in sieben Jahren neun Mal rückfällig geworden. Aber dieses Mal war es anders. Vorher war ich noch nie länger als ein paar Monate clean gewesen. Dieses Mal war ich fest entschlossen, es zu bleiben. Endlich war ich mit meinem Leben zufrieden, und das wollte ich nicht vermasseln, also bemühte ich mich, zusätzlich zu meiner Einzeltherapie, ein oder zwei Meetings pro Woche zu besuchen.

Der Gruppenleiter fragte: »Möchtest du uns erzählen, was passiert ist?«

Lisa scharrte mit den Füßen, bevor sie antwortete. »Ich bin schwanger.« Sie atmete tief durch und ihre Schultern entspannten sich sichtlich. »Ich möchte Mutter werden. Ich möchte meinem Kind gerecht werden.« Ihre Unterlippe zitterte.

»Dann bist du hier genau richtig«, entgegnete der Gruppenleiter.

Lisa verschränkte die Arme vor der Brust und nickte. »Ja.« Dann ließ sie sich auf ihren Stuhl sinken und die nächste Person stand auf.

Als das Meeting vorbei war, ging ich zu Lisa hinüber. »Ich bin Lauren.« Ich streckte die Hand aus und sie schüttelte sie.

»Lisa.«

»Wie fühlst du dich?«

Sie sah zur Decke des Seminarraums in der Kirche hoch. »Als könnte ich eine Tablette gebrauchen.«

Die Arme. Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Wenn ich dir sagen würde, dass ich einen Ort kenne, wohin du gehen kannst, würdest du mitkommen?«

»Ich habe kein Geld für einen Entzug.«

Ich schüttelte den Kopf. »Deine ersten dreißig Tage sind kostenlos.«

Ihr stiegen Tränen in die Augen. »Kostenlos?«

Ich nickte. »Aber du musst dich dazu verpflichten.«

Sie schniefte. »Das werde ich. Ich will dieses Baby. Ich habe sonst niemanden.«

Es brach mir fast das Herz. »Na dann los.«

Lisa folgte mir zu meinem Auto, einem alten VW Jetta, den ich gebraucht gekauft hatte, nachdem ich nach meinem letzten Aufenthalt in der Entzugsklinik genug gespart hatte.

Als ich losfuhr, fragte Lisa: »Woher kommst du? Du hast einen Akzent.«

»North Carolina. Ich bin seit zweieinhalb Jahren hier.«

»Seitdem du clean bist?«

Ich nickte. »Ja, ungefähr. Meine Schwester wohnt hier. Sie kam runter, holte mich ab und brachte mich in die Entzugsklinik. Dieselbe, in die ich dich jetzt bringe.« Den Teil darüber, wie ich ein paar Monate später einen Rückfall erlitten hatte und deshalb noch mal von vorne beginnen musste, ließ ich aus, weil ich Lisa nicht entmutigen wollte. Harmony House war eine der besten Entzugskliniken, in denen ich je war.

»Du hast Glück, dass du sie hast.«

Ich grinste. »Ja, das stimmt. Zoe und ich haben viel zusammen durchgemacht. Das Beste an der Abstinenz ist für mich, dass ich wieder eine gute Beziehung zu meiner Schwester habe.«

Als ich sechzehn war, waren meine Eltern beim Brand unseres Hauses ums Leben gekommen. Seit Zoe achtzehn war, kümmerte sie sich um mich, und ich habe es ihr nicht leicht gemacht. Nicht lange nach dem Tod unserer Eltern war ich in die Drogensucht hineingerutscht. Zoe hatte schon damals versucht, mir zu helfen, aber ich wollte mir nicht helfen lassen. Ich verdankte ihr mein Leben.

Schließlich erreichten wir Harmony House in Long Island City, Queens. Hier hatte ich mehrere Monate verbracht und ich ging immer noch regelmäßig zu meiner hier ansässigen Therapeutin. Ich fuhr ins Parkhaus, stellte den Motor ab und sah zu Lisa hinüber. »Bist du bereit?«

Sie starrte geradeaus und atmete mehrmals tief durch. Ich drängte sie nicht. Sie kratzte sich am Arm und ich wandte den Blick ab und versuchte, das Geräusch der brüchigen Nägel auf ihrer trockenen Haut auszublenden. Nach ein paar Minuten sagte Lisa: »Ich weiß nicht.«

Ich drehte mich zu ihr um und nahm ihre Hand. »Es wird schwer. Das weißt du bereits.«

Sie biss sich auf die Lippe.

»Aber denk an dein Baby. Er oder sie ist auf dich angewiesen. Du kannst das für dein Kind durchziehen.«

Sie lächelte mich matt an. »Du hast recht.« Lisa zog ihre Hand weg und stieg aus dem Auto.

Ich ging mit ihr zum Eingang und begleitete sie zum Empfang.

»Hi Lauren«, begrüßte mich Mona, die Empfangsdame.

»Hey. Das ist meine Freundin Lisa.«

Lisa sah mich an und ich nickte ihr mutmachend zu.

Sie atmete aus. »Ich möchte mich anmelden.«

Mona holte die Unterlagen und ich half Lisa beim Ausfüllen und setzte mich dann mit ihr ins Wartezimmer. Als schließlich eine Sozialarbeiterin hereinkam, stand Lisa auf und machte zwei Schritte, bevor sie sich wieder zu mir umdrehte. Sie umarmte mich und ich hielt sie einen Moment lang fest, bis sie sich wieder von mir löste.

Sie murmelte »Danke«, drehte sich um und folgte der Frau aus dem Raum.

Ich ging zu Mona hinüber, die das Klemmbrett mit Lisas Unterlagen hochhielt und auf die Zeile zeigte, in die ich Lisa kostenloses Programm hatte schreiben lassen. Sie sagte: »Ich nehme an, Sie übernehmen die Kosten für sie.«

»Ja, Ma’am.«

Zoe und ich hatten Treuhandfonds. Da ein Großteil meines Geldes für Drogen draufgegangen war, hatte ich nach meinem Entzug meiner Schwester die Kontrolle über mein Geld übertragen. Ich bekam von ihr monatlich eine bestimmte Summe, um meine Rechnungen zu bezahlen, also sparte ich mein Gehalt von der Arbeit und nutzte es dafür, um Leuten eine Chance zu geben, clean zu werden, die sie sonst vielleicht nicht bekommen würden. Ich sagte ihnen aber nie, dass ich für sie bezahlte.

Mona legte das Klemmbrett auf ihren Schreibtisch und lächelte mich an. »Sie sind eine von den Guten, Lauren.«

Ich zuckte mit den Achseln. »Bis bald, Mona.«

Mit dem Auto fuhr ich zur Arbeit nach Jackson Heights in Queens. Ich brauchte nicht lange bis zum Frauenhaus. Meine Schicht begann um drei, da ich heute zum Abendessen eingeteilt war, also musste ich mir glücklicherweise keine Gedanken über den Berufsverkehr machen. Der Verkehr in New York war anders als alles, was ich je in North Carolina erlebt hatte. Eine normalerweise zehnminütige Fahrt konnte hier in der Rush Hour schnell mal zwei Stunden dauern. Ich bog in die Einfahrt ein und parkte auf einem der Parkplätze hinter dem Haus im Queen-Anne-Stil, in dem ein ziemlich heruntergekommenes Frauenhaus untergebracht war.

Nachdem ich meinen Fingerabdruck gescannt und meinen Code eingegeben hatte, trat ich durch die Hintertür ein, die direkt in die Küche führte. Ich arbeitete hier seit einem Jahr und es machte mir jede Menge Spaß. Wir konnten hier bis zu acht Frauen unterbringen und einige hatten auch ihre Kinder dabei. Ich hatte in diesem Haus schon einige wirklich inspirierende Frauen kennengelernt.

»Miss Lauren«, klang das Kreischen eines Kindes durch den Raum, bevor winzige Arme sich um meine Beine schlangen.

Lachend tätschelte ich die wilde rote Lockenmähne. »Hi Penny.«

Die Sechsjährige war seit zwei Monaten bei uns und schaffte es immer, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Nachdem sie einen so schwierigen Start ins Leben hatte, war es wirklich unglaublich, wie freundlich und quirlig sie immer war. Penny war nicht ihr richtiger Name. Ich kannte ihren echten Namen nicht. Tatsächlich verwendete keine der Bewohnerinnen bei uns ihren richtigen Namen, eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme, da sie alle vor missbräuchlichen Situationen geflohen waren. Penny hatte ihren Namen bekommen, weil ihre kupferroten Haare an Pfennige erinnerten.

Sie ließ mich los und grinste, wobei sie mir ihre Zahnlücke zeigte. »Kann ich dir heute Abend beim Kochen helfen?«

»Na klar«, erwiderte ich.

Alle Bewohnerinnen halfen im Haushalt mit, abwechselnd beim Kochen und Putzen. Es war immer eine Mitarbeiterin da, die zusah, dass alles reibungslos lief, aber wir übertrugen unseren Bewohnerinnen viel Autonomie. Nachdem sie unter der Fuchtel ihrer missbrauchenden Männer gelebt hatten, mussten die Frauen lernen, dass sie die Kontrolle über ihr Leben hatten.

»Was kochen wir?«, wollte Penny wissen.

Ich ging zum Küchentresen hinüber und griff nach dem Ordner mit den Essensplänen. »Heute Abend gibt es Nudeln mit Fleischbällchen.«

»Juhu!«

Ich wünschte, ich würde für irgendetwas auch nur halb so sehr vor Leidenschaft brennen wie Penny für Pasta. »Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, aber ich sage dir Bescheid, wenn es an der Zeit ist, mit dem Kochen anzufangen, okay?«

Ihre grünen Augen leuchteten auf. »Darf ich die Fleischbällchen rollen?«

»Natürlich. Ich würde nicht im Traum daran denken, das jemand anderen machen zu lassen.«

Sie hüpfte auf und ab und rannte dann aus der Küche, um es ihrer Mutter zu sagen. Ich schüttelte den Kopf und machte mich lachend auf die Suche nach Amelia, der Kollegin, die ich ablösen sollte. Ich fand sie im Büro, das früher eine Waschküche gewesen war. Als das Haus in eine Notunterkunft umgebaut worden war, hatte man die Waschmaschinen in den Keller verlegt, um hier oben Platz für ein Verwaltungsbüro zu schaffen.

Da die Tür offenstand, klopfte ich an den Rahmen. Amelia, die eine Art hausinterne Oma für uns alle war, sah vom Computerbildschirm auf und zeigte mir lächelnd ihre perfekten Dritten. »Lauren, Liebes. Hallo.«

»Hi Amelia.« Ich betrat den Raum und setzte mich auf den Stuhl neben ihrem Schreibtisch. »Woran arbeitest du?«

Sie seufzte. »Eine Frau hat uns über unsere Hotline um Hilfe gebeten. Wir haben den letzten Platz für sie geblockt, aber jetzt beantwortet sie unsere Anrufe und Nachrichten nicht.«

»Oh nein. Können wir die Polizei hinschicken, um nach ihr zu sehen?«

»Nein. Das hier ist …« Sie klopfte mit ihren lila lackierten Fingernägeln auf den Schreibtisch. »Kompliziert.«

Ich nickte. Eine weitere Erklärung war nicht nötig. Diskretion war unerlässlich, wenn es darum ging, eine Frau aus einer Situation mit häuslicher Gewalt herauszuholen. »Haben wir eine Adresse? Ich kann morgen mal vorbeifahren.«

Die Falten in Amelias hellrosa Haut vertieften sich. »Sie hat uns keine gegeben. Wir wissen nur, dass sie in Brighton Beach wohnt.«

»Brooklyn?«

»Ja.«

»Wie ist sie dann überhaupt bei uns gelandet? Würde die Hotline sie nicht mit einem Haus in Kings County verbinden?«

Sie strich sich den grauen Pony aus der Stirn. »Normalerweise ja, aber wie gesagt, es ist kompliziert. Ihr Mann ist ein sehr mächtiger Mann.«

Mir wurde das Herz schwer. »Es muss doch etwas geben, was wir tun können.«

Sie griff nach meiner Hand und drückte sie. »Du weißt, dass wir sie nicht immer alle retten können.«

Ich wandte den Blick ab. Zu wissen, dass eine Frau Hilfe brauchte, aber wir ihr nicht helfen konnten, war eindeutig der schlimmste Teil meiner Arbeit. Ich war mal an ihrer Stelle gewesen. Auch wenn ich damals den Missbrauch nicht erkannt hatte, hatte meine Therapeutin mir geholfen, die Wahrheit zu sehen. Ich war wegen eines Mannes an die Drogen geraten. Er war sechsundzwanzig gewesen und ich siebzehn. Meine Eltern waren gerade gestorben, und er war gekommen, um mich vor dem Schmerz zu retten. Zuerst war ich sehr zögerlich gewesen, aber er blieb hartnäckig. Die Schuldgefühle, die er in mir hervorrief, weil ich nichts härteres als Marihuana ausprobieren wollte, brachten mich schließlich dazu, es doch zu tun. Er war ein Meistermanipulator gewesen, und ich die perfekte Beute.

Hunter

Quinn stand stocksteif da und starrte auf das Whiteboard, als ob die Antwort dort erscheinen würde, wenn sie nur lange genug darauf wartete. Seit unserem gescheiterten Einsatz waren fünf Tage vergangen, und nachdem wir mehrere Tage lang weiter nachgeforscht und Informationen gesammelt hatten, hatten wir beschlossen, das FBI hinzuzuziehen.

Um den Tisch in unserem Hauptquartier in Brooklyn versammelt, fassten wir noch einmal zusammen, was wir wussten, während wir auf den FBI-Agenten warteten, der unserer Task Force beitreten würde.

Quinn deutete auf das Foto eines übergewichtigen Mannes in den Sechzigern mit kurz geschorenem, ergrauendem Haar und einer Hakennase zwischen stechend braunen Augen. »Wir müssen herausfinden, wie er ins Land gekommen ist.«

Coop antwortete: »Wenn er jetzt Menschenhandel betreibt, wer weiß. Der Typ hat Verbindungen.«

Ich schüttelte den Kopf. »Boris Novikoff würde sich nicht in einem Schiffscontainer verstecken oder hinten in einem Lieferwagen zusammenkauern. Wir müssen bedenken, dass er seine Fehde mit den Sokolovs beendet hat und sie zusammenarbeiten. Ivan Sokolov könnte Novikoff leicht ins Land bringen.«

Als Quinn erzählt hatte, Boris habe den Wagen gefahren, der Ivan aus dem Versteck abgeholt hatte, ist mir wirklich alles aus dem Gesicht gefallen. Boris Novikoff war der größte Waffenhändler in Europa. Er und Ivan Sokolovs Vater, Mikhail, waren in den achtziger Jahren in Russland aneinandergeraten, was zu einem Zerwürfnis zwischen der Bratva und Novikoff geführt hatte. Im Großen und Ganzen waren die beiden konkurrierende Unternehmen, wenn es darum ging, Waffen durch Westeuropa zu schleusen. Anscheinend hatte sich Ivan, nachdem er wegen der Krankheit seines Vaters das Ruder übernommen hatte, an Novikoff gewandt, um einen Waffenstillstand auszuhandeln, der einen ohnehin schon mächtigen Mann noch gefährlicher machen würde.

Es klopfte an der Tür und Kane ging hin, um sie zu öffnen. Tai stand auf und ging um den Tisch herum zum Whiteboard. Er zeigte auf das Foto des Restaurants in Brighton Beach, zu dem wir Sokolov und Novikoff gefolgt waren, als sie das mutmaßliche Versteck verlassen hatten. Es war eine bekannte Deckadresse für die Bratva, und die Tatsache, dass Sokolov den Feind seiner Familie dorthin mitgenommen hatte, bedeutete, dass etwas Großes im Gange war. Die älteren Mitglieder der Mafia wären ganz sicher nicht einverstanden damit, dass Ivan den Waffenhändler in ihre Wirkungsstätte brachte, es sei denn, es wäre etwas für sie drin.

Tai tippte auf das Foto. »Das ist der Schlüssel. Wir müssen jemanden da reinbekommen, um herauszufinden, was sie vorhaben. Wir müssen wissen, ob sie einen Waffen-Deal aushandeln oder Menschenhandel betreiben.«

»Da stimme ich voll und ganz zu«, sagte der Anzugträger, der gerade mit Kane den Raum betrat.

Ich stand auf und ging auf ihn zu, um ihm die Hand zu schütteln. »Ich bin Detective Hunter Albanese. Wir haben telefoniert.«

Da er ein paar Zentimeter kleiner war als ich mit meinen eins neunzig, sah er zu mir auf, als er mir die Hand schüttelte. »Special Agent Derek Wesley.«

Der Rest des Teams stellte sich vor, dann gesellte sich Derek zu Tai ans Whiteboard. »Ich bin bereits auf dem neuesten Stand, also müssen wir es nicht noch einmal durchkauen.« Er drehte sich zu Tai um. »Ich stimme Ihnen zu. Wir brauchen einen Mann dort drinnen.« Seine dunkelbraunen Augen fixierten mich. »Wie ich höre, sprechen Sie Russisch und Ukrainisch.«

Ich nickte.

»Und Sie haben Undercover-Erfahrung in der Abteilung für organisierte Kriminalität gesammelt, richtig?«

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Mir gefiel gar nicht, wohin dieses Gespräch führte. »Ja.«

»Was halten Sie davon, als ukrainischer Waffenhändler da reinzugehen, der vorhat, die Beziehungen zu den Russen wieder in Ordnung zu bringen?«

Ich sah zu meinem Sergeant hinüber, dessen Augen sich interessiert geweitet hatten.

Scheiße.

Ich holte tief Luft und steckte die Hände in die Gesäßtaschen meiner Jeans. »Angesichts der Tatsache, dass wir uns mitten im russisch-ukrainischen Krieg befinden, bin ich mir nicht sicher, ob das die klügste Tarnung ist.« Ich war Halbukrainer, und meine Großmutter lebte dort, also wusste ich alles über die Spannungen zwischen den beiden Nationen.

Derek grinste. »Tatsächlich ist es genau deshalb die perfekte Tarnung.«

Ich setzte mich auf den Tisch. »Ich kann Ihnen nicht folgen.«

»Sie treten als Händler auf, der Waffen von Osteuropa in den Nahen Osten durch die Karpaten bis zum Schwarzen Meer transportiert. Da die Vosstaniye Bratva eine große Präsenz auf der Krim hat, ist es klug von Ihnen, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, um zu vermeiden, dass Ihre Lieferungen abgefangen werden, wenn Russland am Ende mehr Kontrolle über die Region erlangt.«

Der Plan klang gar nicht so schlecht. »Aber wenn Novikoff mit der Bratva zusammenarbeitet, wäre er dann nicht misstrauisch, weil er noch nie von mir gehört hat?«

»Was das angeht …« Er nahm einen Filzstift und schrieb etwas an die Tafel. »Die CIA hat eine Operation in der Ukraine infiltriert. Sie werden in der Lage sein, Sie diesbezüglich abzusichern.« Als er zur Seite trat, las ich den Namen, den er auf das Board geschrieben hatte: Marko Kazan.

Ach, zur Hölle. Ich kniff mir in den Nasenrücken. Ein verächtliches Lachen entkam meinen Lippen. »Sie wollen mich doch verdammt noch mal veräppeln.«

Derek hakte die Daumen in seine Gürtelschlaufen und hob die Schultern. »Die Agency hat ihn umgedreht. Er arbeitet mit uns zusammen, um Lieferanten in Osteuropa auszuschalten.«

Coop lachte. »Warum zum Teufel sollte er das tun? Er verdient einen Haufen Kohle mit dem Waffenhandel.«

Derek antwortete: »Um seinen Arsch zu retten. Entweder er hilft uns freiwillig oder er verschwindet in einem Geheimgefängnis und wird gezwungen, unser Informant zu sein.«

Kane trat vor. »Lassen Sie mich kurz nachhaken, Agent Wesley.«

»Nennen Sie mich Derek.«

»Derek. Sie wollen, dass mein Detective undercover mit den Russen zusammenarbeitet, während sein stärkster Rückhalt ein virulenter Waffenhändler am anderen Ende der Welt sein wird?«

Derek fuhr sich mit der Hand durch seine kurzen honigfarbenen Locken. »Ich verstehe Ihre Besorgnis, aber unsere Geheimdienstinformationen sagen, dass wir ihm vertrauen können.«

Kane schnaubte. »Und wenn nicht, ist Hunter tot.«

»Nicht bloß tot«, warf Quinn ein. »Man wird ihn foltern, ein Exempel an ihm statuieren und ihn dann erst umbringen.«

Derek rückte seinen Krawattenknoten zurecht. »Verdeckte Ermittlungen sind niemals sicher.«

»Das ist uns klar.« Kane verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber mir gefällt die Vorstellung nicht, einen meiner Jungs mit dem Wissen in eine der gewalttätigsten kriminellen Organisationen der Welt hineinzuschicken, dass seine wahre Identität von einem Arschloch wie Kazan geschützt wird.«

Ich erhob mich vom Tisch und fuhr mir mit der Hand übers Kinn. »Ob Sie Kazan vertrauen oder nicht, Sie wollen mir damit sagen, dass Sie mich als Mitarbeiter des größten Waffenhändlers der Ukraine in die Vosstaniye Bratva bringen können?«

»Wir können ein Treffen zustande bringen. Ob Sie wirklich reinkommen, liegt an Ihnen.«

Ich nickte langsam und dachte darüber nach, was von mir verlangt wurde. Mein Team war zu Recht besorgt. Das hier hatte das Potenzial, der gefährlichste Undercover-Einsatz zu werden, den ich je übernommen hatte. Verdammt, es könnte die gefährlichste Ermittlung sein, die wir je hatten, und wir hatten alle schon einige beschissene Undercover-Operationen hinter uns.

Derek fuhr fort: »Es gibt einen ATF-Agenten, der letztes Jahr bei der Bratva in Brighton Beach eingeschleust wurde, also haben Sie einen Verbündeten im Inneren. Und, wie ich schon sagte, es könnte auch so laufen, dass dieses Treffen alles ist, was stattfindet.«

»Warum kann sich dieser Agent nicht darum kümmern?«, fragte Tai. »Er ist doch bereits drin.«

»Weil er da seine feste Rolle hat. Er arbeitet als Leibwächter, also bekommt er zwar einiges mit, aber Sokolov würde ihn niemals so weit ins Innerste lassen, wie wir es brauchen«, antwortete Derek.

Ich rieb die Lippen aneinander. »Also ich kriege dieses Treffen und versuche, Sokolov davon zu überzeugen, mit mir Geschäfte zu machen, anstatt mit Novikoff?«

»Oder zusätzlich zu Novikoff. Zumindest können wir so herausfinden, in welcher Beziehung sie zueinander stehen, da sich diesbezüglich eindeutig etwas geändert hat.«

»Wie soll das gehen?«, fragte Quinn. »Wenn Kazan und Novikoff Rivalen sind, warum sollte Sokolov dann mit Hunter über ihn sprechen?«

Derek zeigte auf das Foto von Sokolov auf unserem Whiteboard. »Weil es ihm nur um Macht geht. Wenn er sich mit zwei der bekanntesten Waffenhändler Westeuropas verbünden kann, wird er einen Weg finden wollen, aus ihnen - zu seinem eigenen Vorteil - Freunde zu machen.«

Ich schnaubte. »Okay. Und dann? Wickeln wir einen Kauf in den USA ab? In Europa?«

Derek machte einen Schritt nach vorne und hielt sich an der Rückenlehne eines Stuhls fest. »Soweit wir wissen, wird Sokolov Sie vor Ort testen, bevor er etwas im Ausland organisiert.«

»Was ist, wenn das diesmal nicht der Fall ist?«, fragte Tai.

»Dann stimmen wir uns mit der CIA und Kazan ab, um etwas außerhalb des Landes auf die Beine zu stellen.«

Tai legte den Kopf schief. »Aber wir können ihn im Ausland nicht festnehmen.«

»Wir werden ihn so oder so nicht dafür festnehmen.«

Das Team, mich eingeschlossen, brach in Protest aus.

Kane hob die Hand. »Wartet. Hören wir ihn an.«

Derek nickte meinem Sergeant zu. »Wir werden ihn nicht festnehmen, denn wenn Hunter das durchziehen kann, werden wir so sein Vertrauen gewinnen.«

Mir ging ein Licht auf. »Weil wir ihn wegen Menschenhandels drankriegen wollen.«

»Richtig«, sagte Derek. »Wenn er Ihnen mit dem Waffenkram vertraut, dann werden Sie darauf hinarbeiten, dass er Ihnen auch hinsichtlich der Frauen oder Kinder vertraut, mit denen sie handeln. Sobald diese Operation geplant ist und seine Lieferanten feststehen, nehmen wir ihn fest.«

Ich lehnte mich wieder gegen den Tisch. »Ich gebe zu, das hat seine Berechtigung.«

Dereks Gesicht hellte sich auf. »Heißt das, Sie machen es?«

Nach meinem letzten Undercover-Einsatz bei der Einheit für Bandenkriminalität hatte ich mir geschworen, nie wieder eine so intensive verdeckte Ermittlung zu machen. Es hatte einen großen Tribut von mir gefordert. Bei der SITF ermittelten wir alle hin und wieder verdeckt, aber wir hatten bisher selten größere Aufträge. Normalerweise überließen wir diese Arbeit den jeweiligen Einheiten, damit wir uns bei den Ermittlungen auf das Gesamtbild konzentrieren konnten.

Mit zusammengebissenen Lippen musterte ich meine Teamkollegen. Ihre verzweifelten Mienen sagten mir, dass ich eigentlich keine Wahl hatte. Sokolov und Novikoff waren große Fische, und wenn ich der Schlüssel dazu war, sie zu Fall zu bringen und all diese unschuldigen Menschen zu retten, dann konnte ich mich nicht weigern. Ich richtete mich auf und straffte die Schultern. »Ich mache es.«

Derek schenkte mir ein breites Grinsen. »Hervorragend. Ich besorge Ihnen Unterstützung vom FBI und dann bringen wir den Stein ins Rollen.«

Ich wandte mich an Kane. »Kann ich den Rest von heute und morgen frei bekommen, um noch ein paar Dinge zu erledigen?«

»Natürlich«, antwortete er in seinem tiefen Bariton.

Nachdem unser Treffen beendet war, fuhr ich nach Hause nach Williamsburg. Das Haus, in dem ich wohnte, stand neben einem kubanischen Restaurant, und auf dem Weg zu meiner Wohnung holte ich mir dort ein paar frittierte Kochbananen. Ich ließ den Styroporbehälter auf die Küchentheke fallen und holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Nachdem ich einen großen Schluck getrunken hatte, biss ich in eine der frittierten Kochbananen und stützte mich mit den Ellbogen auf die Theke. Ich entsperrte mein Handy und loggte mich mit meinem Fingerabdruck in das NYPD-Netzwerk ein, um Ivan Sokolovs Akte zu öffnen.

Ich wusste zwar viel über die Bratva, aber undercover zu gehen bedeutete, dass ich alles wissen musste. Je besser ich informiert war, desto sicherer war der Einsatz. Als ich bei meiner letzten verdeckten Ermittlung mit dem Kartell zusammengearbeitet hatte, kannte ich jedes Mitglied in dieser Organisation wie meinen besten Freund – noch besser sogar. Dadurch konnte ich ihre Stärken ausspielen und ihre Schwächen ausnutzen. Es war ein paar Jahre her, seit ich an einem Fall mit der Bratva gearbeitet hatte, und damals hatte ich nie direkten Kontakt mit ihnen gehabt, also gab es einiges aufzuholen.

Ich tunkte eine Kochbanane in die Mojo-Sauce und nahm genussvoll einen Bissen von der knusprigen, salzigen und würzigen Leckerei. Als Kampfsportler ernährte ich mich normalerweise gesünder, aber hin und wieder gönnte ich mir etwas. Heute schien die perfekte Gelegenheit dafür zu sein.

Mein Telefon klingelte und ich musste über die Ironie lachen, während ich dranging. »Hallo Mama.«

»Ich bin so froh, dass ich dich erwischt habe«, sagte sie in ihrer typischen passiv-aggressiven Art. Meine Eltern hatten Mühe zu verstehen, dass ich rund um die Uhr arbeitete, was bedeutete, dass ich ihre Anrufe nicht immer entgegennehmen konnte. »Was machst du gerade?«

Ich kaute und schluckte. »Meine Kenntnisse über europäische Geschichte auffrischen.«

»Wirklich?« Ich hörte das Lächeln in ihrer Stimme. Sie war in der Ukraine geboren und aufgewachsen, bevor sie zum Studieren nach Amerika kam. Sie hatte nie vorgehabt, hierzubleiben, aber dann lernte sie meinen Vater kennen, einen Italo-Amerikaner der zweiten Generation, und es war Liebe auf den ersten Blick. So erzählten sie es zumindest immer.

Meine Mutter sagte immer, ich sei so groß, dunkelhaarig und gutaussehend wie mein Vater, und sie könne es einfach nicht fassen, dass ich noch keine Frau gefunden habe. Die Wahrheit war, sie wollte Enkelkinder. Mein älterer Bruder hatte zwei Kids, aber sie wohnten in Chicago, also war Mama geradezu darauf versessen, mich unter die Haube zu bringen.

»Wirklich.« Ich griff nach einer weiteren Kochbanane.

»Wie kommt’s?«

»Das ist was für die Arbeit. Apropos …« Da ich es für einen guten Zeitpunkt hielt, ihr die Neuigkeiten mitzuteilen, sagte ich: »Ich nehme einen Auftrag an, also könnte ich für eine Weile nicht erreichbar sein.«

»O Bozhe«, rief sie Gott in ihrer Muttersprache an. »Du gehst wieder undercover?«

»Ja, Mama.«

»Warte, ich hole deinen Vater.«

Ich stopfte mir die Banane in den Mund und wartete, während meine Mutter am anderen Ende der Leitung nach meinem Vater rief.

Er kam ans Telefon: »Warum musst du ihr das antun?«

Klar. Weil ich nur aus dem Grund beschlossen habe, verdeckt zu ermitteln, um meine Mutter zu ärgern. Ich kniff mir in den Nasenrücken. »Ich weiß nicht, was du von mir hören willst, Papa. Das ist mein Job.«

Er stieß einen Seufzer aus. »Wann beginnt dieser Auftrag?«

»Ich weiß es noch nicht, aber bald.«

»Schaffst du es morgen zum Abendessen zu kommen?« Meine Eltern lebten immer noch in dem Haus, in dem ich aufgewachsen war. Es stand in Katonah, etwa sechzig Meilen nördlich von New York.

»Sicher.«

»Gut, dann sehen wir uns morgen. Ich muss mich um deine Mutter kümmern.« Er legte auf.

Ich besuchte meine Heimatstadt nicht oft, aber es war wahrscheinlich die richtige Entscheidung, meine Eltern vor diesem Auftrag noch einmal zu sehen. Mit der Bratva war nicht zu spaßen. Die Russen waren gewalttätiger, gefährlicher und genauso mächtig wie die italienische Mafia, aber es wurde viel weniger über sie gesprochen. Und zwar weil es sich jeder zweimal überlegte, über die Bratva nachzudenken, geschweige denn über sie zu reden.

Und ich würde mich mit ihnen anfreunden.

Nur um mich dann gegen sie zu richten.

Lauren

Ich zog den Saum meines Tanktops hoch, um mir damit den Schweiß von der Stirn zu wischen. Zweimal im Monat ging ich mit den Frauen aus dem Frauenhaus zu einem Selbstverteidigungskurs in einem Fitnessstudio in Williamsburg, das einem Freund des Verlobten meiner Schwester gehörte. Declan war MMA-Kämpfer gewesen, bevor er Trainer wurde, also war er ein großartiger Coach für die Frauen. Ich selbst machte auch immer mit, das konnte schließlich nicht schaden. Ich warf mir den Zopf über die Schulter und zog die Handpratzen an, an denen sich meine Trainingspartnerin jetzt versuchen konnte.

Ich stemmte die Füße in den Boden und hielt die Handschuhe hoch. »Okay Chelsea. Gib alles.«

Chelsea schlug mit aller Kraft zu, die sie mit ihren 1,60 m aufbringen konnte.

»Gut. Nochmal«, forderte ich sie auf.

Mein Blick wanderte zu Declan hinüber, der gerade dabei war, die Eingangstür zu öffnen. Alle Frauen erstarrten. Wenn wir trainierten, schloss Declan sein Fitnessstudio für die Öffentlichkeit, um unser Sicherheitsprotokoll einzuhalten, daher war es seltsam, ihn die Tür öffnen zu sehen. Eine vertraute Gestalt erschien im Türrahmen und trat ein. Ich wirbelte herum, zog einen Handschuh aus und tupfte mir erneut den Schweiß ab. Ich wollte nicht, dass er mich wie eine Nutte in der Kirche schwitzen sah. Als ich mich wieder umdrehte, kamen die beiden Männer auf uns zu.

Declan sagte: »Keine Sorge, meine Damen. Das ist mein Freund Hunter. Er ist Detective.«

Hunter lächelte allen zu und zeigte dabei sein Grübchen. Ich lief rot an, als der Blick aus seinen tiefbraunen Augen meinen traf und sein Lächeln breiter wurde. Hunter und ich hatten uns vor über einem Jahr bei der Hochzeit von Declans Schwester kennengelernt, als sie den Bruder des Verlobten meiner Schwester geheiratet hatte. Wir hatten ziemlich heftig geflirtet, aber darüber hinaus war nichts passiert. Das war auch besser so, da der Verzicht auf Dates Teil meines Genesungsprozesses war.

Ich leckte mir über die Lippen und erwiderte sein Lächeln. Wie konnte ein einziger Mann nur so verdammt heiß sein? Er hatte eine Eindringlichkeit an sich, die Aufmerksamkeit erregte. Es war scheiße, dass Hunter ein Cop war, weil er sich so auf keinen Fall jemals für mich interessieren würde. Nicht mit meiner Vergangenheit. Hunter und ich liefen uns hin und wieder zufällig über den Weg, da wir denselben Freundeskreis hatten, aber wir waren nicht mehr als Bekannte.

Ich brach den Blickkontakt ab und ließ den Blick stattdessen durch den Raum schweifen. Den Frauen war anzumerken, dass auch sie nicht immun gegen Hunters gutes Aussehen waren.

»Da er schon mal hier ist, wird Hunter mich heute bei eurem Unterricht unterstützen«, kündigte Declan an.

Großartig …

Hunter winkte uns kurz zu. »Hallo zusammen. Ich bin auch Kampfsportler und habe früher zusammen mit Declan trainiert. Ich wusste nicht, dass das hier heute stattfindet, aber ich helfe gerne. Ich finde es toll, dass ihr alle an diesem Kurs teilnehmt. Ich weiß, dass ich euch nicht sagen muss, wie wichtig das ist.« Sein Gesichtsausdruck wurde ernst.

»Okay.« Declan klatschte in die Hände. »Wir lernen heute, wie man sich aus einem Umklammerungsgriff befreit.« Er wandte sich an Hunter. »Willst du es vormachen?«

»Klar.« Hunter lächelte mich an. »Lauren, hast du Lust, mir zu helfen?«

Ich bemühte mich, mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, nickte und ging zu ihm hinüber.

Er sah auf mich hinunter und sagte: »Ich werde dich jetzt von hinten packen, okay?«

»Klar.«

Er stellte sich hinter mich und schlang seine Arme um meine Mitte. Er war warm und roch göttlich – wie der Wald an einem kalten Wintertag. Ich atmete tief ein und genoss seine Umarmung.

»Wenn euch jemand von hinten packt«, wandte sich Declan an die Gruppe, »beugt ihr euch vor, um euer Gewicht nach vorne zu verlagern.«

Als ich mich nicht rührte, flüsterte Hunter mir ins Ohr: »Beug dich vor.«

Es jagte mir Schauer über den Rücken, aber ich tat, wie mir geheißen.

Declan fügte hinzu: »So erschwert ihr es eurem Angreifer, euch hochzuheben.«

Hunter versuchte, mich hochzuheben, aber ich beugte mich weiter nach vorne und brachte uns aus dem Gleichgewicht, so dass er mich nicht hochbekam.

»Gut«, sagte Declan. »Jetzt wird Lauren mit ihrem Ellbogen ausholen und ihn abwehren.«

Ich achtete darauf, ihn nicht wirklich zu verletzen, als ich ihm erst den einen und dann den anderen Ellbogen in die Rippen stieß.

Hunter lachte, was mich vor Verlegenheit erröten ließ. »Wehr mich wirklich ab, Lauren. Halte dich nicht zurück.«

»Ich will dir nicht wehtun«, entgegnete ich.

»Mach dir darüber keine Gedanken. Ich möchte, dass du versuchst, mir weh zu tun.«

Ich atmete tief ein. »Okay.«

Er verstärkte seinen Griff um mich und ich versuchte mit aller Kraft, ihn erst mit dem rechten und dann mit dem linken Ellbogen zu treffen. Nach mehreren Schlägen lockerte er seinen Griff und ich hielt inne.

»Gut«, lobte Declan.

Hunter fügte hinzu: »Seht ihr, wie sich Lauren so ein bisschen von mir lösen konnte?«

Die Frauen nickten.

»So verschafft sie sich Platz, um die Ellbogen anzuheben und sie mir ins Gesicht oder in den Schritt zu rammen, beides wird dazu führen, dass euer Angreifer euch loslässt.«

Er ließ mich los. »Gut gemacht, Lauren.« Er hielt eine Hand hoch und ich klatschte mit ihm ab.

Declan rief: »Bildet jetzt bitte zwei Reihen. Ihr versucht das jetzt alle einmal, entweder mit mir oder mit Hunter.«

Die Frauen gehorchten und stellten sich vor den beiden Trainern auf. Ich trat zur Seite und beobachtete die Übungen. Es war vollkommen dämlich und unberechtigt, aber ich spürte, wie ein wenig Eifersucht in mir aufstieg, als ich sah, wie Hunter die anderen Frauen umarmte. Als die Letzte fertig war, sah Hunter mich an und sagte: »Komm schon, Lauren. Versuchen wir es noch mal.«

»Oh, schon okay, ich …«

»Keine Widerrede.« Er winkte mich zu sich herüber.

Ich fühlte mich unwohl angesichts der Gefühle, die er in mir auslöste. Vorsichtig näherte ich mich ihm und er schenkte mir wieder eines seiner Grübchen-Grinsen, das mein Inneres zum Schmelzen brachte.

Er packte mich an den Schultern und wirbelte mich herum, dann schlang er seine Arme um mich, aber dieses Mal drückte er meine Arme an meinen Oberkörper. An den Kurs gewandt sagte er: »So, wenn euch jemand so packt, dass eure Arme außer Gefecht gesetzt werden, was macht ihr dann?«

Chelsea entgegnete: »Die Füße benutzen?«

Hunter antwortete: »Richtig. Lauren wird mir jetzt auf den Spann treten, das ist der Teil zwischen Fußballen und Knöchel.«

Ich hob das Knie und legte meinen Fuß vorsichtig auf seinem ab.

Er gluckste. »Gib alles, was du hast, Lauren.«

»Aber ich -«

»Was habe ich vorhin gesagt?«

»Okay, aber denk daran, dass du das gesagt hast.« Ich joggte gerne und viel, also hatte ich ordentlich Kraft in den Beinen, und auch wenn ich kein Problem gehabt hatte, ihm den Ellbogen in die Seite zu rammen, hatte ich jetzt wirklich Sorge, dass ich ihm tatsächlich wehtun würde, wenn ich ihm auf den Fuß trat.

Er drückte mich. »Tu es.«

Ich hob das Knie und trat ihm mit voller Wucht auf den Fuß. Er ließ mich sofort los und krümmte sich. Ich schlug die Hand vor den Mund. »Es tut mir so leid. Ich habe dir gesagt, ich will dir nicht wehtun.«

Hinkend machte er ein paar Schritte. »Alles okay. Gut gemacht.« In seinen Augen lag Bewunderung.

Der Kurs ging weiter, und als es Zeit war zu gehen, bedankte ich mich bei Declan und Hunter für ihre Hilfe.

»Jederzeit«, antwortete Declan.

Hunter fügte hinzu: »Das hat Spaß gemacht.«