Flugstein #3 - Maren El Gammal - E-Book

Flugstein #3 E-Book

Maren El Gammal

0,0

Beschreibung

Episode 3 (von 5): Flora und Lluna müssen unbedingt aus dem Nebel heraus. Die Zeit drängt, denn sie müssen dringend nach Orla. Seine Fürchterlichkeit, Prinz Gormen, ist ihnen auf den Fersen. Auf ihrem Weg gesellen sich einige merkwürdige Bewohner Melloviens zu ihnen und sie geraten in einen Hinterhalt. Werden sie es schaffen rechtzeitig an ihrem Ziel anzukommen? Oder schafft es Gormen sie zuvor aufzuspüren?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 67

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Flugstein #3

Ein Mellovien-Abenteuer

von

Maren El Gammal

 

 

 

Impressum

Cover: Monika Klettner – Maren El Gammal - Karsten Sturm

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-312-2

MOBI ISBN 978-3-95865-313-9

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

Inhalt

15. Aus dem Nebel

16. Alte Legenden

17. Nächtlicher Besuch im Leuchtwald

18. Vorsicht, Kecken!

19. Ein neuer Tag

20. Schlechte Nachrichten

21. Orla

22. Der einäugige Riese

15. Aus dem Nebel

Nur nicht nach unten sehen!

Als Flora und Lluna aufwachten, umgab sie immer noch dichter Nebel. Die diffusen Lichtverhältnisse ließen kaum eine Vermutung über die Tageszeit zu. Nur ein leichtes wärmeres Leuchten über dem Krähennest deutete Sonnenlicht an. Doch dann schien eine Wolke die Sonne zu verdecken und jede Hoffnung auf Licht und Wärme verschwand mit ihr.

Es gab ein spärliches Frühstück für die Reisenden des Nebelkreuzers. Etwas trockenes Brot und einen Löffel Honig für jeden, den Lluna aus ihrem Proviant an alle verteilte. Lafkin brachte allen einen Becher köstlichen Tees, welcher die steif gewordenen Glieder der gesamten Besatzung erwärmte.

In der vergangenen Nacht hatte Kalwin noch eine Zeichnung angefertigt, die bestens veranschaulichte, wie er sich Floras und Llunas Flucht aus dem Nebel vorstellte. Ein starkes, dehnbares Seil, zwei Pfosten und ein Spannmechanismus spielten dabei eine wesentliche Rolle. Wie zuvor besprochen, war der gefährlichste Teil dieser Mission, die letzten zwanzig Meter bis zur Nebelkante zu überbrücken. Des Weiteren kam ein unberechenbares Risiko hinzu, was den Landeplatz betraf. Wenn sie Pech hatten, würden Lluna und Flora direkt an der Nebelkante einem Keckenhinterhalt zum Opfer fallen, nicht die ganze Strecke schaffen und im Nebel landen oder für immer auf dem Nebelkreuzer gefangen sein.

Mehrere Risiken waren zu kalkulieren: Erstens mussten sie nah genug an die Nebelkante navigieren, zweitens durfte sich der Nebel während dieser Zeit nicht fortbewegen, denn dann würde er den Nebelkreuzer mit sich ziehen, drittens musste die Strecke aus dem Nebel heraus so sicher wie möglich sein und viertens müsste all das schnell passieren, sonst würden Flora und Lluna nicht rechtzeitig nach Orla kommen.

Die erste Idee mit der Schleuder wurde lange diskutiert. Zwar würde die Schleuder funktionieren, um sie über die benötigte Distanz zu transportieren, doch mussten sie einen Weg finden, um eine freie Flugbahn und einen weichen, sicheren Landeplatz zu bestimmen. An dieser Stelle wurde der Plan verworfen, so wie eine Reihe anderer Ideen, die immer wieder an der Sicherheit der beiden Mädchen und damit an der Durchführbarkeit scheiterten.

Letzten Endes kamen Lafkin und Kalwin auf die rettende Idee. Sie wollten die Schleuder benutzen, um den Anker so hoch wie möglich in den Wald zu schleudern. Mit etwas Glück würde er sich in den Ästen eines großen Baumes verhaken und an seinem Seil müssten Lluna und Flora sich über den Nebel hangeln.

Am Vormittag waren Lafkin und Kalwin damit beschäftigt, den Schleudermechanismus zu konstruieren. Das benötigte Material dafür fanden sie tief im Bauch des Nebelkreuzers, der in seinem Laderaum nicht nur kistenweise Tee, Dörrfleisch und getrocknete Früchte beherbergte, sondern auch noch eine erhebliche Menge an Baumaterialien, die ursprünglich an die nächstliegenden Häfen hätten geliefert werden sollen.

Lafkin fand eine riesige Rolle Gummibaumband in der hintersten Ecke des Laderaums. Das Gummibaumband war, nachdem mehrere Stränge davon miteinander verflochten waren, etwa armdick und konnte unter heftiger gemeinsamer Anstrengung von Kalwin, Lafkin und Schliet zwischen Reling und Mast als riesige Schleuder gespannt werden. Der Anker sollte als Geschoss dienen und wurde gelichtet. An Stelle der Kette wurde ein leichteres Seil befestigt. Das längste Tau, das sich dazu finden ließ, war dreißig Meter lang. Damit hatten sie einen kurzen Manövrierspielraum für den Nebelkreuzer, der sich nicht exakt an einer Stelle festsetzen lassen würde. An der höchsten Stelle des Mastes wurde nun das andere Ende des Seils befestigt, welches mittels der Schleuder mit dem Anker an einen hohen Baum geschossen und dort verhakt werden sollte. Dies sollte die Brücke aus dem Nebel werden.

Am späten Vormittag war der technische Teil des Plans erledigt. Nun sollten sie nur noch den Rand des Nebels anpeilen und den Anker in der richtigen Richtung auswerfen. Während Kalwin im Krähennest Ausschau hielt, hofften Flora und Lluna darauf, dass der Nebel bald sinken würde, damit sie bei ihrer Klettertour weiter sehen konnten. Kalwin holte derweil seinen überarbeiteten und frisch skizzierten Plan heraus, um den beiden Mädchen ihre Aufgabe noch einmal zu erläutern. Er breitete seine Skizze vor ihnen auf den Planken aus und folgte mit dem Finger den gezeichneten Pfeilen.

„Als Erstes schießen wir den Anker aus, dann testen wir seine Festigkeit. Ist er fest mit einem Baum verhakt, kommt es auf eure Schnelligkeit an. Ihr müsst euch in Windeseile an dem Tau entlang hangeln. Der Nebel wird uns mit sich ziehen und das Tau wird dem Zug nicht ewig standhalten! Je schneller ihr auf der anderen Seite seid, desto besser.“

„Und was machen wir, wenn das Seil reißt?“, fragte Flora.

„Daran wollen wir erst gar nicht denken“, antworteten Kalwin und Lafkin gleichzeitig, die inzwischen nebeneinander vor dem Plan hockten. „Sobald ihr auf dem Baum angekommen seid, müsst ihr den Anker lösen, sonst könnten wir kentern!“, sagte Kalwin.

„Der Nebel lichtet sich ein wenig. Wir werden jeden Moment die Nebelkante erreichen. Ich hoffe nur, das Tau ist lang genug!“, meinte Lafkin und starrte durch den Dunst in die Richtung, in der er das Ende des Nebels vermutete.

„Also gut“, meinte Lluna, „wir sind bereit.“ Sie legte Flora den Arm über die Schulter und nickte den beiden jungen Seeleuten zu.

Schliet kam aus der Kombüse und hatte ein Säckchen in der Hand. „Hier habt ihr noch was von unserem Kräutertee. Der tut immer gut, wenn einem noch der Nebel in den Knochen steckt!“ Er reichte Lluna das Säckchen, das sie in ihrer Umhängetasche verstaute, und sie bedankte sich herzlich dafür.

„Na dann mal los!“, rief Schliet und schickte Lafkin in das Krähennest. Nach einer halben Stunde kam ein lauter Schrei vom Mast: „Nebelkante voraus!“

Sofort hakte Kalwin den Anker in der Schleuder ein und zielte. Mit einem kräftigen Hieb seines Messers durchschnitt er das Tau, das das Gummibaumband gespannt hatte, und der Anker schnellte durch die Luft. In Sekundenbruchteilen war er aus ihrer Sicht verschwunden. Er flog in einem steilen Winkel nach oben und zog das surrende Tau hinter sich her. Nur wenige Sekunden später ruckte der ganze Nebelkreuzer leicht zur Seite. Der Anker hatte so viel Wucht, dass er vermutlich bis nach Orla geflogen wäre, hätte ihn das Tau nicht zurückgehalten. Dann hing das Seil plötzlich leicht durch, fiel aber nicht auf die Planken herab. Kalwin schrie vom Mast herunter: „Es hat funktioniert! Ich kann einen Baumwipfel sehen! Das Seil hängt knapp über dem Nebel! Schnell, ihr müsst los!“

Keiner hatte gedacht, dass bereits der erste Versuch funktionieren würde. Von diesem schnellen Erfolg überrascht, blieben alle verblüfft stehen, so als hätte keiner tatsächlich an den Erfolg des Plans geglaubt.

Nach einer Schrecksekunde starrte Flora Schliet und Lafkin an. Es war keine Zeit für lange Verabschiedungen. Sie dachte nicht lange nach und schnappte sich zuerst Kalwin, der sichtlich verlegen wurde, drückte danach Schliet, der auf so viel Zuneigung und vor allem Körperkontakt mit anderen nicht gefasst war, und stammelte ein atemloses „Danke!“.

Dann lief sie zum Mast und kletterte Lafkin entgegen, der inzwischen das Tau fester gespannt hatte.

Lluna tat es ihr nach und herzte die beiden Seefahrer, die ganz offensichtlich mit Umarmungen wenig Erfahrung hatten, nun verlegen auf dem Deck standen und mit den Füßen über die Planken scharrten.

„Macht schnell“, rief Lafkin und half Flora auf das Seil. Lluna war direkt hinter ihr und kletterte als Nächste los.