Flugstein #5 - Maren El Gammal - E-Book

Flugstein #5 E-Book

Maren El Gammal

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Beschreibung

Episode 5 (von 5): Lluna und Flora reisen zurück nach Orla. Aramis will Ihnen dabei behilflich sein, dass Flora durch einen Solarwirbel nachhause kommt. Doch das ist gar nicht so einfach. Der Fledergleiter muss noch repariert werden und an den Stadtmauern von Orla wachen die Schwafelhunde und auf den Wachtürmen die Bogenschützen. Wird es Flora gelingen Mellovien unentdeckt zu verlassen?

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Seitenzahl: 75

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Flugstein #5

Ein Mellovien-Abenteuer

von

Maren El Gammal

 

 

 

Impressum

Cover: Monika Klettner – Maren El Gammal - Karsten Sturm

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-316-0

MOBI ISBN 978-3-95865-317-7

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

Inhalt

31. Die Waldläufer

32. Aufbruch

33. Vorbereitungen

34. Abflug

35. Durch die Zeit

36. Epilog

Glossar

31. Die Waldläufer

Was noch geschah

„Hmmm“, sagte Angus nach dem ersten Schluck aus der heißen Tasse. „Das ist wertvoller Gewürztee. Den letzten habe ich vor etwa sieben Jahren getrunken, bevor eine ganze Ladung davon in Ukla verschwunden ist! – Wo habt ihr den denn her?“

Flora dachte an Schliet und die Geschichte des Nebelkreuzers und musste schmunzeln. „Das ist eine lange Geschichte …“

Lluna nickte Flora wissend zu.

„Noch eine Stunde bis Sonnenaufgang! Es wäre schön, wenn ihr uns erzählen könntet, was euch zu uns führt. Mir scheint, dass mehr als bloßer Zufall hinter allem steckt!“, sagte Aramis und sah die beiden Waldläufer neugierig an. Die Mädchen, Odo und Ruben rutschten noch ein wenig näher an die Neuankömmlinge heran, um ihrer Erzählung besser lauschen zu können.

Angus warf Aurel einen fragenden Blick zu und als der zustimmend nickte, begann Angus zu erzählen: „Dass wir alle heute hier sind, ist keine Zufall. Obwohl unser junger Glattschupper ein ungewöhnlich aufregendes Leben für einen seiner Art führt und eher aus Versehen in dieses Abenteuer hineingeraten ist!“ Odo fühlte sich geschmeichelt.

„Wir kommen weit herum und bekommen vieles mit von dem, was verborgen bleiben soll. Seit den Keckenkriegen war es in Mellovien recht friedlich, zumindest so friedlich, wie es geht, mit einer solchen Vielzahl verschiedenster Völker, deren Interessen ständig aufeinanderprallen. Doch in letzter Zeit häuften sich die Auseinandersetzungen. Plötzlich gab es aus unerfindlichen Gründen Streit zwischen befreundeten Familien oder unter sonst friedliebenden Völkern. Wir dachten, da müsste mehr dahinterstecken, konnten aber zunächst nichts Auffälliges entdecken. Erst als wir ein paar Schwafelhunde belauschten, erfuhren wir mehr. Im Leuchtwald sind das nur dumme Köter, aber die hier im Nachtwald sind skrupellos und hinterlistig, als hätten sie jemanden, der sie lenkt.“

Angus sah zu Aurel hinüber und dieser fuhr fort: „Tief in den Nebelbergen steht die Nebelfeste. Seit Hunderten von Jahren kursiert das Gerücht, dass dort ein finsterer Herrscher ein Heer zusammenstellt und von dort in ganz Mellovien Streit und Zwietracht säht. Er kann die Sinne der Menschen beeinflussen und hat Sklaven und Diener, die ihm helfen, sein Reich weiter zu vergrößern. Es heißt sogar, er könne den Wandernebel lenken. Und zu seinen Dienern gehören die finstersten Gestalten des Nachtwaldes. Jedes Geschöpf, dessen Hirn kleiner als eine Walnuss ist, könne er mit der Kraft seines Zepters steuern, und alles, was reden kann, wird von ihm bestochen und gekauft. Außerdem sei seine Festung kaum einzunehmen, denn selbst wenn er auf die Nachtwaldbewohner keinen Einfluss hätte, so wäre die Durchquerung bis in die Tiefen des Nebelgebirges schon lebensgefährlich. Bisher reichte seine Macht nur bis an den Rand des Nachtwaldes, doch langsam dehnt sich sein Einflussbereich bis nach Orla aus. Die meisten Schwafelhunde haben sich ihm angeschlossen und spionieren herum.“

Die Zuhörer nickten zustimmend.

„Mellovien hat in den letzten Jahren einige Kinder verloren. Kinder wie Lluna. Natürlich haben wir schon seit Langem ein Auge auf dich “, sagte Aurel und sah zu Lluna. „Aber die letzten Tage haben den finsteren Herrscher aufgescheucht. Er sucht nach einem Mädchen. Wir wissen noch nicht genau, warum, doch wir sind sicher, dass es wichtig ist, dass Flora wieder nach Hause kann und Lluna nichts passiert.“ Dabei musterte Aurel die beiden Freundinnen.

„Also wart ihr das, auf dem Baum, beim Wandernebel?“, sagte Flora.

Angus nickte.

„Und auch die Keckenschützen?“, wollte Lluna wissen.

Angus und Aurel nickten wieder.

„Was war denn, als Aramis entführt wurde? Wo wart ihr da?“, fragte Lluna.

„Vor den Stadtmauern. Wir sind Waldläufer! Wir scheuen die große Stadt. Zu viele Menschen, zu viel Trubel und zu viele Farben“, sagte Angus. „Außerdem hattet ihr Muriel, die sich ein bisschen um euch gekümmert hat. Aber die Abenteuer, die ihr bisher erlebt habt! Kaum ein Mellovier hätte die alleine bewältigen können!“, sagte er anerkennend.

„Fabelhafter Schlagarm!“, sagte Aurel zu Odo.

„Was man alles mit einer Bratpfanne anstellen kann!“, stellte Angus Ruben gegenüber erstaunt fest.

Im flackernden Licht des Feuers war kaum zu erkennen, dass die beiden Jungen erröteten.

„Und was euch betrifft“, richtete Aurel sein Wort an Flora und Lluna, „wenn wir mehr so beherzte Kämpfer gegen das Böse hätten, stünden wir alle besser da.“

„Wer ist das, dieser finstere Typ?“, wollte Flora wissen.

„Prinz Gormen von Gorgula nennt er sich. Er haust in der Nebelfeste. Und es wäre besser, wenn ihr ihm nie begegnet!“

„Das haben wir auch gar nicht vor“, sagte Lluna. „Wir müssen nur so schnell wie möglich nach Orla zurück, damit wir den Solarwirbel nicht verpassen.“

„Das ist ein guter Plan. Wir wissen noch nicht, wie er es schafft, aus der Ferne die verschiedensten Mellovier zu beeinflussen. Doch wir sind uns sicher, dass er von Tag zu Tag mächtiger wird, und je früher Flora wieder zu Hause ist, umso besser. Und darum begleiten wir euch!“, sagte Aurel.

„Bis zu den Stadtmauern!“, ergänzte Angus hastig.

Flora fühlte sich sichtlich beruhigt. Immerhin hatten sie nun zwei Superhelden Melloviens auf ihrer Seite! Sie blickte in das knisternde Lagerfeuer. Funken stoben zu den Sternen auf und die Geräusche des Nachtwaldes schienen immer leiser zu werden, bis Floras Augen zufielen und sie in einen unruhigen Schlaf fiel.

Im Traum wurde sie von jemandem verfolgt. Eine unsichtbare Gefahr, die aus dem Dunkeln ihre knochigen Hände nach ihr ausstreckte. Sie hatte zu viel Angst, sich umzudrehen, um einen Blick auf ihren Verfolger zu erhaschen und dabei lebenswichtige Meter ihres Vorsprunges zu verlieren. Sie rannte und rannte und erkannte plötzlich, dass sie sich auf dem Pfad zu Marlas Hütte befand. Hoffnung keimte in ihr auf und die letzten Meter bis zur Tür waren mit wenigen Schritten geschafft. Die Tür sprang auf und sie lief hinein. Mit einem Ruck war die Tür hinter ihr verriegelt. Sie ging in die Küche und fand dort eine junge Moosfrau vor der Feuerstelle stehend, die mit dem Rücken zu ihr in dem Kessel rührte. Ihre Bewegungen kamen Flora seltsam vertraut vor und sie ging auf die Frau zu. „Endlich bist du wieder zu Hause!“, hörte Flora eine geliebte Stimme sagen und die Frau drehte sich um. Es war Floras Mutter.

Flora wollte in ihren Armen versinken, doch noch bevor sie sie erreichte, löste sich neben ihr ein Waldläufer aus dem Hintergrund der Wand, in dem sie sofort ihren Vater erkannte. Flora lief auf die beiden zu, doch jemand hielt sie an der Schulter zurück.

„Flora, wach auf!“, sagte Lluna.

Wie so oft, wenn er nachdenken musste, starrte Prinz Gormen in die Kugel seines Zepters. Die Nachricht über die misslungene Fiegelattacke hatte ihn noch in der Nacht erreicht und im höchsten Maße verärgert. Schließlich befand sich die Gruppe nun im Nachtwald, der im Norden an die Nebelberge grenzte, wo sein Einflussbereich am stärksten war.

Wieso, fragte er sich, wieso ist es nicht möglich, diesen kleinen Haufen widerwärtiger Störenfriede dingfest zu machen? Hatte er die Gefahr unterschätzt? Und wieso kam ständig von allen Seiten Hilfe, wenn seine Pläne gerade aufzugehen schienen? Der Wandernebel! Bis jetzt hatte er doch auf Nimmerwiedersehen jeden verschlungen, der seinen Weg kreuzte! Und einen Keckenangriff zu überleben ist schon eine Kunst für sich, selbst wenn man zur Gilde der Keckenschützen gehörte.

So weit ist es schon gekommen mit mir, dachte Gormen missmutig. Ein paar schlecht geschlafene Nächte mit diesem immer wiederkehrenden Traum und schon denke ich über die Keckenkriege nach. Wie konnte ich damals nur verlieren? Der Plan war nahezu perfekt! Niemand hatte mich als federführenden Feldherrn in dieser sinnlosen Auseinandersetzung erkannt. Die meisten Überlebenden, Kecken wie auch Soldaten der Gegner, hatte der Wandernebel verschlungen und damit jegliche Spur, die zu mir geführt hätte, verwischt.

Schließlich hatte der Kriegsveteranenverein der Keckenkriege, selbst zu Zeiten, als die Mitglieder noch nicht eines natürlichen Todes gestorben waren, nur eine geringe Mitgliederzahl. Ein trauriger Verein war das, zumal alle Mitglieder auf seltsame Art und Weise unter Gedächtnisverlust litten! Gormen musste augenblicklich lachen.

Er war der geniale Intrigenschmied! Nein, der unfehlbare Herrscher des Bösen! Und er würde bald über ganz Mellovien herrschen! Er würde unverzüglich die Verfolgung aufnehmen, wenn es sein musste, auch persönlich!

„Jorik!“, brüllte Gormen durch den Thronsaal.

„Schon zur Stelle, mein Herr!“, hechelte sein Diener, als er völlig außer Atem den finsteren Thronsaal betrat. Gerade noch rechtzeitig, bevor sein grausamer Herr nach dem nächstliegenden Wurfgegenstand greifen konnte.

„Jorik, spann meine Kutsche an und gib dem Bürgermeister von Orla Bescheid. Ich werde ihm einen Besuch abstatten.“

„Zu Befehl, oh meine Fürchterlichkeit! Ich eile!“