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Papst Leo XIV.

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Beschreibung

Welche Schwerpunkte setzt Papst Leo XIV.?

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt vor der ganzen Welt äußert Papst Leo XIV. die Hoffnung auf einen „unbewaffneten und entwaffnenden“ Frieden, der den Grundstein seines Pontifikats legt. Die ersten Ansprachen und Botschaften des neuen Papstes, die hier versammelt sind, fokussieren einige seiner Prioritäten: die Vorrangstellung Gottes, die Gemeinschaft der Kirche und das Streben nach Frieden.

Ein wertvolles Buch, das es allen ermöglicht, sich selbst ein Bild des neuen Papstes zu machen, ihn durch seine eigenen Worte besser zu verstehen und nachzuvollziehen, wofür sein Pontifikat steht.

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Seitenzahl: 152

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Welche Schwerpunkte setzt Papst Leo XIV.? Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt vor der ganzen Welt äußert Papst Leo XIV. die Hoffnung auf einen »unbewaffneten und entwaffnenden« Frieden, der den Grundstein seines Pontifikats legt. Die ersten Ansprachen und Botschaften des neuen Papstes, die hier versammelt sind, fokussieren einige seiner Prioritäten: die Vorrangstellung Gottes, die Gemeinschaft der Kirche und das Streben nach Frieden.

Ein wertvolles Buch, das es allen ermöglicht, sich selbst ein Bild des neuen Papstes zu machen, ihn durch seine eigenen Worte besser zu verstehen und nachzuvollziehen, wofür sein Pontifikat steht.

»Der Friede sei mit euch allen! Dies ist der erste Gruß des auferstandenen Christus. Auch ich wünsche mir, dass dieser Friedensgruß in eure Herzen eingeht, eure Familien erreicht, alle Menschen, wo immer sie auch sind, alle Völker, die ganze Erde.«

Papst Leo XIV.

Frieden!

Erste wegweisende Botschaften des neuen Papstes

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Die Originalausgabe erschien 2025 unter dem Titel »E pace sia! Parole alla Chiesa e al mondo« © Dikasterium für Kommunikation – Libreria Editrice Vaticana. Die Kapitelüberschriften wurden vom Herausgeber hinzugefügt.

Copyright © 2025 Kösel-Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

[email protected]

(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtinformationen nach GPSR.)

Umschlag: Verlagsgruppe Penguin Random House GmbH, München

Umschlagmotiv: ALBERTOPIZZOLI/AFP/Getty Images (Autorenfoto); © oatawa/stock.adobe.com (Hintergrund)

Innenteilillustrationen: © stock.adobe.com: totiart (Taube 1); Rezaalfarid204

(Taube 2); chekman (Taube 3 und Olivenzweig); grpxst (Olivenzweig)

Übersetzung der Texte 1, 2, 3, 4 und 5 von Dr. Thomas Stauder Übersetzung der sonstigen Texte © Dikasterium für Kommunikation – Libreria Editrice Vaticana

Redaktion: Dr. Peter Schäfer

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-34576-1V001

www.koesel.de

Inhalt

Unbewaffneter und entwaffnender Frieden

Erster Apostolischer Segen Urbi et Orbi

Freudige Zeugen

Predigt zur Heiligen Messe pro Ecclesia, gefeiert mit den Kardinälen

Gebet und Hingabe

Ansprache an das Kardinalskollegium

Vom Zuhören zum Dienen

Predigt zur Messe in der Krypta des Petersdoms

»Nein« zum Krieg der Worte

Ansprache vor Vertreterinnen und Vertretern der Medien

Frieden, Wahrheit, Gerechtigkeit

Audienz für Mitglieder des beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomatischen Korps

Liebe und Einheit

Predigt zur Heiligen Messe zu Beginn des Pontifikats

In dem Einen, Christus, sind wir eins

Ansprache an Vertreter anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften sowie anderer Religionen

Gnade, Glaube und Gerechtigkeit

Predigt anlässlich des Besuchs des Grabes des heiligen Paulus

An der Einheit mitarbeiten

Begegnung mit Mitarbeitenden des Heiligen Stuhls und des Vatikans

Zuhören, verstehen, erinnern

Predigt während der Messe anlässlich der Inbesitznahme des Stuhls des Bischofs von Rom

Befreien, nicht besitzen

Predigt zur Heiligen Messe mit Priesterweihen

Wir sind eins in unserem Erlöser

Predigt während der Jubiläumsmesse für Familien, Kinder, Großeltern und ältere Menschen

Inkarnation und Katholizität

Ansprache an die Superioren und Mitarbeitenden des Staatssekretariats

Gemeinsam unterwegs

Predigt zur Pfingstvigil

Der Geist öffnet Grenzen

Predigt zur Heiligen Messe am Hochfest Pfingsten, Jubiläum der Bewegungen, Vereinigungen und neuen Gemeinschaften

Eine im Geiste immer fruchtbarere Kirche

Predigt während der Messe anlässlich des Jubiläums des Heiligen Stuhls

Seid die Augen des Petrus

Ansprache an die Teilnehmenden des Jubiläums und der Versammlung der Päpstlichen Vertreter

Hoffen heißt verbinden

Jubiläumsaudienz

Berufen, ein Licht der Hoffnung zu sein

Videobotschaft an die Jugendlichen aus Chicago und der ganzen Welt, die sich im Rate Field versammelt haben

Ein Tanz der wechselseitigen Liebe

Predigt zur Heiligen Messe am Hochfest der Heiligen Dreifaltigkeit, Jubiläum des Sports

Die Freude des Universums teilen

Ansprache an die Teilnehmenden der von der Vatikanischen Sternwarte unterstützten Sommerschule für Astrophysik

Der Kompass des Naturrechts

Ansprache vor den Mitgliedern der Internationalen Interparlamentarischen Union

Das Brot teilen, um die Hoffnung zu vermehren

Hochfest des heiligen Leibes und Blutes Christi, Heilige Messe, Prozession und eucharistische Segnung

Mit dem Herzen Christi lieben

Meditation zum Jubiläum der Seminaristen

Das Unsichtbare sehen

Meditation zum Jubiläum der Bischöfe

Geliebt, auserwählt und gesandt vom Herrn

Predigt zur Heiligen Messe und Priesterweihe, Jubiläum der Priester

Kirchliche Gemeinschaft und lebendiger Glaube

Predigt zur Heiligen Messe und Segnung des heiligen Palliums für die neuen Metropoliten-Erzbischöfe am Hochfest der Heiligen Petrus und Paulus

Quellen und Anmerkungen

Unbewaffneter und entwaffnender Frieden

Erster Apostolischer Segen Urbi et Orbi

Benediktionsloggia des Petersdoms

Donnerstag, 8. Mai 2025

Der Friede sei mit euch allen!

Liebe Brüder und Schwestern, dies ist der erste Gruß des auferstandenen Christus, des Guten Hirten, der sein Leben für die Herde Gottes hingegeben hat. Auch ich wünsche mir, dass dieser Friedensgruß in eure Herzen eingeht, eure Familien erreicht, alle Menschen, wo immer sie auch sind, alle Völker, die ganze Erde. Friede sei mit euch!

Dies ist der Friede des auferstandenen Christus, ein unbewaffneter und entwaffnender Frieden, demütig und beharrlich. Er kommt von Gott, dem Gott, der uns alle bedingungslos liebt.

Wir hören noch immer die schwache, aber stets mutige Stimme von Papst Franziskus, der Rom segnete, der Papst, der an jenem Ostermorgen der Welt, der ganzen Welt seinen Segen gab. Gestattet mir, an diesen Segen anzuknüpfen: Gott liebt uns, Gott liebt euch alle, und das Böse wird nicht siegen! Wir alle sind in den Händen Gottes. Lasst uns daher ohne Angst, Hand in Hand mit Gott und miteinander, weitergehen! Wir sind Jünger Christi. Christus geht uns voran. Die Welt braucht sein Licht. Die Menschheit braucht ihn als Brücke, um von Gott und seiner Liebe erreicht zu werden. Helft auch ihr uns, und helft einander, Brücken zu bauen, durch den Dialog, durch die Begegnung, damit wir alle vereint ein einziges Volk sind, das dauerhaft in Frieden lebt. Danke, Papst Franziskus!

Ich möchte auch allen meinen Mitbrüdern, den Kardinälen, danken, die mich zum Nachfolger Petri gewählt haben, damit wir zusammen als geeinte Kirche unterwegs sind, stets auf der Suche nach Frieden und Gerechtigkeit, stets darauf bedacht, als Männer und Frauen zu arbeiten, die Jesus Christus treu sind, ohne Furcht, um das Evangelium zu verkünden, um Missionare zu sein.

Ich bin ein Sohn des heiligen Augustinus, ein Augustiner, und dieser sagte: »Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Bischof.«1 In diesem Sinne können wir alle gemeinsam auf jene Heimat zugehen, die Gott uns bereitet hat.

Ein besonderer Gruß an die Kirche von Rom! Wir müssen gemeinsam nach Wegen suchen, wie wir eine missionarische Kirche sein können, eine Kirche, die Brücken baut, den Dialog pflegt und stets offen ist, alle mit offenen Armen aufzunehmen, so wie dieser Platz, alle, alle, die unseres Erbarmens, unserer Gegenwart, des Dialogs und der Liebe bedürfen.

Und wenn ihr mir noch ein Wort, einen Gruß erlaubt an alle und insbesondere an meine liebe Diözese Chiclayo in Peru, wo ein gläubiges Volk seinen Bischof begleitet, seinen Glauben geteilt und so viel gegeben hat, um eine treue Kirche Jesu Christi zu bleiben.

An euch alle, Schwestern und Brüder in Rom, in Italien, in der ganzen Welt: Wir wollen eine synodale Kirche sein, eine Kirche, die unterwegs ist, eine Kirche, die stets den Frieden sucht, die stets die Liebe sucht, die sich stets bemüht, insbesondere denen nahe zu sein, die leiden.

Heute ist der Tag des Bittgebets an die Muttergottes von Pompeji. Unsere Mutter Maria möchte immer mit uns gehen, uns nahe sein und uns mit ihrer Fürsprache und ihrer Liebe unterstützen. Deshalb möchte ich zusammen mit euch beten. Beten wir gemeinsam für diese neue Aufgabe, für die ganze Kirche und für den Frieden in der Welt und bitten wir Maria, unsere Mutter, um diese besondere Gnade: Gegrüßet seist du, Maria …

Freudige Zeugen

Predigt zur Heiligen Messe pro Ecclesia, gefeiert mit den Kardinälen

Sixtinische Kapelle

Freitag, 9. Mai 2025

»Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!« (Mt 16,16) Als Petrus zusammen mit den anderen Jüngern vom Meister nach seinem Glauben an ihn gefragt wird, bringt er auf den Punkt, was die Kirche durch die apostolische Nachfolge seit zweitausend Jahren als Erbe bewahrt, vertieft und weitergibt.

Jesus ist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, das heißt der einzige Erlöser. Er offenbart das Antlitz des Vaters. Um den Menschen nahe und ihnen zugänglich zu sein, hat Gott sich uns in den vertrauensvollen Augen eines Kindes, im lebendigen Geist eines Jugendlichen, in den reifen Zügen eines Mannes offenbart,2 bis er schließlich den Seinen nach der Auferstehung in seiner verherrlichten Gestalt erschien. So hat er uns ein Vorbild für ein heiliges menschliches Leben gegeben, das wir alle nachahmen können, zusammen mit der Verheißung einer ewigen Bestimmung, die hingegen alle unsere Grenzen und Fähigkeiten übersteigt.

Petrus hält in seiner Antwort beides fest: die Gabe Gottes und den Weg, den man gehen muss, um sich von ihr verwandeln zu lassen. Dies sind zwei untrennbare Dimensionen der Erlösung, welche der Kirche anvertraut sind, damit sie diese zum Wohl der Menschheit verkündet. Sie sind uns anvertraut, die wir von ihm auserwählt wurden, bevor wir im Mutterleib geformt wurden (vgl. Jer 1,5), die wir im Wasser der Taufe wiedergeboren und über unsere Grenzen hinaus und ohne unser Verdienst hierhergeführt und von hier ausgesandt worden sind, damit das Evangelium allen Geschöpfen verkündet werde (vgl. Mk 16,15).

In besonderer Weise vertraut Gott, indem er mich durch eure Wahl zum Nachfolger des Ersten der Apostel berufen hat, diesen Schatz mir an, damit ich mit seiner Hilfe ein treuer Verwalter (vgl. 1 Kor 4,2) zum Wohl des gesamten mystischen Leibes der Kirche sei, auf dass sie immer mehr zu einer Stadt auf dem Berg wird (vgl. Offb 21,10), zu einer rettenden Arche, die durch die Wogen der Geschichte steuert, zu einem Leuchtturm, der die Nächte der Welt erhellt. Und dies weniger wegen der Großartigkeit ihrer Strukturen und der Pracht ihrer Bauten – wie die Baudenkmäler, in denen wir uns befinden –, sondern durch die Heiligkeit ihrer Glieder, dieses »Volkes, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat« (1 Petr 2,9).

Allerdings geht dem Gespräch, in dem Petrus sein Glaubensbekenntnis ablegt, noch eine weitere Frage voraus. Jesus fragt: »Für wen halten die Menschen den Menschensohn?« (Mt 16,13) Das ist keine unbedeutende Frage, sie betrifft vielmehr einen wichtigen Aspekt unseres Dienstes: die Wirklichkeit, in der wir leben, mit ihren Grenzen und Möglichkeiten, mit ihren Fragen und Überzeugungen.

»Für wen halten die Menschen den Menschensohn?« Wenn wir an die Szene denken, die wir gerade betrachten, könnten wir auf diese Frage zwei mögliche Antworten finden, die auch zwei Haltungen beschreiben.

Da ist zunächst die Antwort der Welt. Matthäus betont, dass das Gespräch zwischen Jesus und seinen Jüngern hinsichtlich seiner Identität in der wunderschönen kleinen Stadt Cäsarea Philippi stattfindet, die reich an prächtigen Palästen ist, inmitten einer bezaubernden Naturlandschaft am Fuße des Hermon liegt, aber auch Sitz grausamer Machtzirkel und Schauplatz von Verrat und Untreue ist. Dieses Bild spricht von einer Welt, die Jesus als einen völlig unbedeutenden Menschen betrachtet, höchstens als eine kuriose Figur, die mit ihrer ungewöhnlichen Art zu sprechen und zu handeln Staunen hervorrufen kann. Und so wird diese »Welt« nicht zögern, ihn zurückzuweisen und zu beseitigen, sobald er aufgrund der Ehrlichkeit und der moralischen Ansprüche, die er einfordert, lästig wird.

Dann gibt es noch die zweite mögliche Antwort auf die Frage Jesu: die der einfachen Leute. Für sie ist der Nazarener kein »Scharlatan«: Er ist ein aufrechter Mann, einer, der Mut hat, der gut spricht und das Richtige sagt, wie andere große Propheten in der Geschichte Israels. Deshalb folgen sie ihm, zumindest solange sie dies ohne allzu große Risiken und Unannehmlichkeiten tun können. Doch er ist für sie nur ein Mensch, und deshalb verlassen auch sie ihn in der Stunde der Gefahr, während seiner Passion, und gehen enttäuscht weg.

Bemerkenswert an diesen beiden Haltungen ist ihre Aktualität. Sie verkörpern nämlich Vorstellungen, die wir leicht – vielleicht in einer anderen Sprache, aber im Wesentlichen gleich – in den Mündern vieler Männer und Frauen unserer Zeit wiederfinden können.

Auch heute wird der christliche Glaube in nicht wenigen Fällen als etwas Absurdes angesehen, als etwas für schwache und wenig intelligente Menschen; vielfach werden andere Sicherheiten wie Technologie, Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen bevorzugt.

Es handelt sich um Umfelder, in denen es nicht leicht ist, das Evangelium zu bezeugen und zu verkünden, und in denen Gläubige verspottet, bekämpft, verachtet oder bestenfalls geduldet und bemitleidet werden. Doch gerade deshalb sind dies Orte, die dringend der Mission bedürfen, denn der Mangel an Glauben hat oft dramatische Begleiterscheinungen: dass etwa der Sinn des Lebens verloren geht, die Barmherzigkeit in Vergessenheit gerät, die Würde des Menschen in den dramatischsten Formen verletzt wird, die Krise der Familie und viele andere Wunden, unter denen unsere Gesellschaft nicht unerheblich leidet.

Vielfach wird Jesus, obwohl er als Mensch geschätzt wird, auch heute bloß als eine Art charismatischer Anführer oder Übermensch gesehen, und zwar nicht nur von Nichtgläubigen, sondern auch von vielen Getauften, die so schließlich in einen faktischen Atheismus geraten.

Dies ist die Welt, die uns anvertraut ist und in der wir, wie Papst Franziskus uns so oft gelehrt hat, berufen sind, den freudigen Glauben an Christus, den Erlöser, zu bezeugen. Deshalb ist es auch für uns unerlässlich, immer neu zu bekennen: »Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!« (Mt 16,16)

Das ist vor allem in unserer persönlichen Beziehung zu ihm von wesentlicher Bedeutung, im Bemühen um einen täglichen Weg der Umkehr. Aber dann auch für uns als Kirche, indem wir gemeinsam unsere Zugehörigkeit zum Herrn leben und allen die Frohe Botschaft bringen.3

Ich sage dies vor allem mit Blick auf mich selbst, als Nachfolger Petri, der ich diese meine Mission als Bischof der Kirche von Rom beginne, welche berufen ist, der Gesamtkirche in der Liebe vorzustehen, gemäß dem berühmten Wort des heiligen Ignatius von Antiochia.4 Als er in Ketten in diese Stadt gebracht wurde, an den Ort seines nahenden Lebensopfers, schrieb er an die Christen dort: »Dann werde ich wirklich ein Jünger Jesu Christi sein, wenn die Welt meinen Leib nicht mehr sieht.«5 Er bezog sich darauf, dass er im Zirkus von wilden Tieren verschlungen werden würde – und so geschah es –, doch seine Worte verweisen in einem allgemeineren Sinn auf eine unverzichtbare Anforderung für alle, die in der Kirche ein Leitungsamt ausüben: zu verschwinden, damit Christus bleibt, sich klein zu machen, damit er erkannt und verherrlicht wird (vgl. Joh 3,30), sich ganz und gar dafür einzusetzen, dass niemandem die Möglichkeit fehlt, ihn zu erkennen und zu lieben.

Gott gebe mir diese Gnade, heute und immer, mit der Hilfe der liebevollen Fürsprache Marias, der Mutter der Kirche. 

Gebet und Hingabe

Ansprache an das Kardinalskollegium

Synodenaula

Samstag, 10. Mai 2025

Brüder Kardinäle!

Ich grüße euch und danke euch allen für diese Begegnung und für die Tage zuvor, die schmerzlich waren wegen des Verlusts des Heiligen Vaters Franziskus, herausfordernd wegen der Verantwortung, der wir uns gemeinsam gestellt haben, zugleich aber reich an Gnade und Trost im Heiligen Geist, gemäß der Verheißung, die Jesus selbst uns gegeben hat (vgl. Joh 14,25-27).

Ihr, liebe Kardinäle, seid die engsten Mitarbeiter des Papstes, und es ist ein großer Trost für mich, wenn ich nun ein Joch auf mich nehme, das meine Kräfte und die eines jeden Menschen bei Weitem übersteigt. Eure Anwesenheit erinnert mich daran, dass der Herr, der mir diese Aufgabe anvertraut hat, mich bei der Übernahme dieser Verantwortung nicht allein lässt. Ich weiß vor allem, dass ich immer, immer auf seine Hilfe zählen kann, auf die Hilfe des Herrn, und, durch seine Gnade und Vorsehung, auf die Nähe von euch und von vielen Brüdern und Schwestern, die in der ganzen Welt an Gott glauben, die Kirche lieben und den Stellvertreter Christi mit ihrem Gebet und guten Werken unterstützen.

Ich danke dem Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re – er verdient einen Applaus, mindestens einen, wenn nicht mehrere –, dessen Weisheit, Frucht eines langen Lebens und vieler Jahre treuen Dienstes für den Apostolischen Stuhl, uns in dieser Zeit sehr geholfen hat. Ich danke dem Camerlengo der Heiligen Römischen Kirche, Kardinal Kevin Joseph Farrell – ich glaube, er ist hier anwesend –, für die wichtige und anspruchsvolle Aufgabe, die er in der Zeit der Vakanz des Heiligen Stuhls und der Einberufung des Konklaves übernommen hat. Ich denke auch an diejenigen Brüder Kardinäle, die aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein konnten, und zusammen mit euch verbinde ich mich mit ihnen in der liebevollen Gemeinschaft des Gebets.

In diesem Moment, der zugleich traurig und freudig und dank der Vorsehung in das Licht des Osterfestes gehüllt ist, möchte ich, dass wir den Heimgang unseres verstorbenen Heiligen Vaters Franziskus und das Konklave zusammen als ein österliches Ereignis betrachten, als einen Wegabschnitt des langen Exodus, durch den der Herr uns weiterhin zur Fülle des Lebens führt; und in dieser Perspektive vertrauen wir dem »Vater des Erbarmens und Gott allen Trostes« (2 Kor 1,3) die Seele des verstorbenen Papstes und auch die Zukunft der Kirche an.

Der Papst, vom heiligen Petrus bis hin zu mir, seinem unwürdigen Nachfolger, ist ein einfacher Diener Gottes und seiner Brüder und Schwestern, und nichts anderes als dies. Das sieht man schön an den Beispielen vieler meiner Vorgänger, wie zuletzt an Papst Franziskus: an seinem hingebungsvollen Dienst und seinem nüchternen, auf das Wesentliche bedachten Lebensstil, daran, wie er sich in seiner Sendung ganz Gott überlassen hat, und an dem ruhigen Vertrauen im Moment seiner Rückkehr in das Haus des Vaters. Nehmen wir dieses kostbare Erbe an und nehmen wir unseren Weg wieder auf, beseelt von derselben Hoffnung, die aus dem Glauben kommt.

Der in unserer Mitte gegenwärtige Auferstandene ist es, der die Kirche beschützt und leitet und sie durch die Liebe, die »durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist, in unsere Herzen ausgegossen ist« (vgl. Röm 5,5), immer wieder neu mit Hoffnung erfüllt. An uns ist es, folgsam auf seine Stimme zu hören und zu treuen Dienern seiner Heilspläne zu werden, eingedenk dessen, dass Gott sich lieber durch ein »sanftes, leises Säuseln« (1 Kön 19,12) oder, wie manche übersetzen, durch eine »sanfte Stimme der Stille« mitteilt als durch Donnergrollen und Erdbeben. Dies ist die wichtige Begegnung, die wir nicht verpassen dürfen und zu der wir das ganze heilige Volk Gottes, das uns anvertraut ist, hinführen und begleiten sollen.