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Fritz, der kleine Mäuserich, hört von den Menschen, dass die alte Eiche, unter der nicht nur seine Familie lebt, wegen einer Straßenbegradigung gefällt werden soll. Sein Urgroßvater Balthasar besucht den in der Eiche lebenden Baumgeist Große Wolke. Er soll Lu, die kluge Eule oben im Geäst des Baumes um Rat bitten. Lu ist entsetzt über die geplante Zerstörung ihres Lebensraumes und will helfen. Gemeinsam mit den Baumgeistern des benachbarten Waldes und anderen um und unter dem Baum lebenden Tieren wollen sie versuchen, ihre Eiche zu retten und die Bauarbeiten zu verhindern ... Werden Sie es schaffen?
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Seitenzahl: 38
Veröffentlichungsjahr: 2016
Das Abenteuer mit den Baumgeistern
Erzählt vonBodo Henningsen
mit Bildern vonPetra Jakob
Copyright: © 2016 Bodo HenningsenUmschlag & Satz: Erik KintingBilder von Petra Jakob
978-3-7345-5110-9 (Paperback)978-3-7345-5111-6 (Hardcover)978-3-7345-5112-3 (e-Book)
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
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Die lebendige Natur ist einGeschenk und ein Schatz.
An einem klaren Herbsttag saß Lu, die Eule, wie fast immer tagsüber in ihrem Astgabelversteck und schlief.
Die alte Eiche, in der schon ihre Mutter gewohnt hatte, trug noch sehr viel Laub, so dass sie wirklich ein sehr gutes Versteck darstellte.
Auf der Bundesstraße, die im Bogen um den Platz herumführte, lärmte der Verkehr.
Ein neues Geräusch kam hinzu, das rasch lauter und lauter wurde und schließlich über dem Baum hing wie ein gewaltiges Dröhnen.
Gleichzeitig setzte eine Art Wirbelsturm ein. Die dünneren Zweige der Eiche bogen und schüttelten sich. Fast alle Blätter flogen davon. Lu, die Eule, rückte dichter an den Stamm. Der Wirbelsturm brachte ihr sorgsam gepflegtes Federkleid völlig durcheinander. Durch das plötzlich nackte Astwerk sah Lu jetzt über der Eiche einen Hubschrauber, in dem drei Leute saßen, der Pilot, ein Co-Pilot und der Chef der Straßenplanung.
„Um die Straße hier zu begradigen, brauchen wir nur eine alte Eiche wegzunehmen!“ sagte einer.
Der Pilot meinte: „An der alten Kurve könnte man dann ja einen Rastplatz anlegen.“
Der Hubschrauber drehte ab und verschwand.
Ruhe kehrte wieder ein.
Lu, die Eule, ordnete mühsam ihr Gefieder und schloss die Augen.
Etwas später landeten zwei Eichelhäher oben auf dem Baum und wunderten sich, dass plötzlich fast alle Blätter unten lagen. Sie wussten doch sonst immer alles, was sich am Waldrand so tat; aber den Hubschrauber hatten sie nicht gesehen. Das Leben in der Eiche und ihrer Umgebung nahm wieder seinen normalen Lauf.
Tief im Inneren der alten Eiche lebte der Baumgeist Große Wolke. Alle Tiere der Umgebung und auch die vielen jüngeren Baumgeister im nahegelegenen Wald nannten ihn so. Das hatte natürlich seinen Grund: Wenn Große Wolke ganz tief einatmete, sah er aus wie eine riesige Nebelwolke.
Obwohl er normalerweise tagsüber schlief, machte er sich schon gelegentlich den Spaß, am hellen Tag den Baum in einer Nebelwolke verschwinden zu lassen, so dass Kräck und Krock, die Eichelhäher, nicht landen konnten, wenn sie von einem Streifzug zurückkamen. Große Wolke wollte die beiden so dafür bestrafen, dass sie ihn tagsüber oft mit ihrem lauten Gekreische im Schlaf störten.
Im Frühling dann geschah es: Eine unter der Eiche lebende Mäusefamilie suchte gerade emsig Futter, als ein schwerer Geländewagen von der Straße abbog und auf die Wiese mit der Eiche fuhr.
In Panik rannten alle Mäuse zu ihrem Mauseloch und verschwanden unter der Erde – bis auf eine: Fritz, der junge Mäuserich, der wieder einmal abseits von allen anderen alleine spielte. Fritz war besonders. Schon von weitem konnte man ihn daran erkennen, dass seine Schwanzspitze wie ein Pinsel aussah. Eine Unfallverletzung hatte das bewirkt. Alle anderen Mäuse neckten ihn ständig wegen seines Aussehens, weshalb er meist eigene Wege ging.
Außerdem besaß Fritz eine frech aussehende, aufwärts gebogene Nase und besonders große, dunkelbraune Knopfaugen.
Als Fritz nun auch zum Mauseloch raste, hielt der Jeep genau dort an, mit einem Rad auf dem Loch. Beinahe wäre er zerquetscht worden. Erschrocken duckte sich Fritz hinter dem Rad nieder. Was würde nun geschehen?
Aus dem Wagen stiegen zwei Männer und eine Frau, die sofort daran gingen, einige Sachen auszuladen. Rot-weiße Stangen, Messinstrumente, einen Tisch und drei Stühle. Mit ihren Geräten eilten sie hin und her und steckten die Stangen in zwei Reihen in den Boden.
Fritz, der Mäuserich, beobachtete alles genau und verstand zunächst nicht, was das wohl sollte. Die drei Leute holten Picknickpakete aus dem Auto und machten es sich am Tisch bequem. Fritz schlich näher heran und versteckte sich hinter einem Korb.
Ungesehen belauschte er die Unterhaltung, gerade als der Fahrer des Jeeps sagte:
„Als Planer bin ich sehr zufrieden, dass wir nun bald mit dem Straßenbau anfangen können. Jetzt muss nur noch der alte Baum dort weg. Der steht ja wirklich mitten im Weg.“
Die Frau, sie hatte vorher als Vermessungsingenieurin mit dem Helfer die Stangen gesetzt, meinte dazu: