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Wie in jedem Jahr hat sich das Christkind auf den weiten Weg zur Erde gemacht, um an Heiligabend all die vielen Wünsche zu erfüllen. Daniel hofft, dass sein Papa es zum Weihnachtsfest nach Hause schafft. Laura wünscht sich Minka, ihre verschwundene Katze zurück. Karin bittet um Schnee, weil ihre Oma schon lange von weißen Weihnachten träumt. Und ein einsamer alter Mann wünscht sich nichts sehnlicher, als seinen Sohn wiederzusehen. So reiht sich Wunsch an Wunsch, und das Christkind hat in dieser magischen Nacht alle Hände voll zu tun. Vierzehn wundersame Geschichten vom Christkind
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Seitenzahl: 45
Veröffentlichungsjahr: 2019
Als Opa noch ein kleiner Junge war
Besuch vom Christkind
Bitte bring Papa nach Hause
Weiße Weihnacht
Clarissas Brief ans Christkind
Das allerschönste Geschenk
Das Christkind und das kleine Reh
Das Christkind und der Mann im Park
Minka, wo bist du?
Das Weihnachtslos
Linda, das kleine Engelchen
Mama hat das Christkind gesehen
Weihnachten bei Oma
Weihnachten unter Palmen
„Bitte, Opa, können wir noch einmal die Geschichte vom Christkind hören?“, betteln Tobias und Alexandra. Da lehnt sich Opa Hermann in seinem Sessel zurück und beginnt zu erzählen.
„Es war Heiligabend. Wir wohnten damals in einem kleinen Haus am Waldrand. Draußen war es bitterkalt. Papa hämmerte im Schuppen und in der Küche zauberte Mama ein herrliches Festmahl. Mich schickten sie los, um noch etwas Brennholz zu sammeln, damit wir es am Weihnachtsabend auch schön warm hatten.
Ich schlüpfte in meine dicken Winterstiefel, zog mir die Pudelmütze über den Kopf und ging nach draußen.
Den ganzen Tag über hatte es geschneit und alles war mit einer wunderschönen weißen Schneeschicht bedeckt. Noch immer tanzten dicke Flocken vom Himmel herab. Sie schimmerten und funkelten in den letzten Sonnenstrahlen.
Ich schnappte mir den Schlitten und stapfte los.
Doch weit und breit konnte ich nicht einen Ast entdecken. Also ging ich tiefer in den Wald hinein. Endlich fand ich die ersten abgefallenen Äste.
Eifrig sammelte ich einen nach dem anderen ein und legte sie auf den Schlitten.
Mama und Papa werden staunen, wenn sie sehen, wie fleißig ich gesammelt habe, sagte ich mir. Ohne es zu merken, geriet ich tiefer und tiefer in den Wald.
Schließlich war mein Schlitten voll beladen. Nun wollte ich so schnell wie möglich nach Hause, denn bald würde das Christkind kommen. Doch als ich mich umdrehte, stellte ich fest, dass ich mich tief im Wald befand. Unser Haus war nicht mehr zu sehen und wo ich auch hinblickte, stand Baum an Baum. Oh, Schreck, ich hatte mich verlaufen!
Plötzlich fühlte ich mich alleine und verlassen. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Nur das Knarren von Ästen unterbrach die unheimliche Stille. In welche Richtung musste ich gehen? Voller Angst setzte ich mich auf einen Baumstamm. Dicke Tränen kullerten mir übers Gesicht. Was nun?
Da kam mir eine Idee. Ich stand auf und legte die Hände wie einen Trichter um den Mund. „Bitte, liebes Christkind!“, rief ich. „Hilf mir, nach Hause zu finden!“
Ich starrte zum Himmel empor. Da entdeckte ich einen dicken weißen Punkt. Der kam näher und näher und wurde immer größer. Verwundert rieb ich mir die Augen. Träumte ich?
Plötzlich schwebte das Christkind vor mir. Es lächelte mir aufmunternd zu. Meine Angst war auf einmal verflogen und mir wurde ganz warm ums Herz. Dann hob das Christkind die Arme und ließ einen feinen Staub auf die Erde rieseln. Die Staubkörner glitzerten und funkelten wie winzige goldene Sterne. Und wo sie landeten, bildeten sie einen leuchtenden Pfad.
Vertrauensvoll folgte ich ihm. Er führte mich aus dem Wald hinaus und geradewegs zu unserem Haus. Ich war so lange fort geblieben, dass Mama und Papa schon nach mir suchten. Freudestrahlend lief ich ihnen entgegen. Glücklich fielen wir uns in die Arme.
Als wir in die warme Stube traten, trauten wir unseren Augen kaum. Der Weihnachtsbaum strahlte im schönsten Licht. Der glitzernde Staub, der mich nach Hause geführt hatte, bedeckte nun den Baum. Als ich zum Fenster hinüberblickte, sah ich das Christkind ein zweites Mal. Es winkte mir fröhlich zu. Dann flog es los und verschwand in der Dunkelheit“, endet Opa Hermann seine Erzählung.
„Und, hast du das Christkind jemals wieder gesehen?“, will Alexandra wissen.
„Nein“, antwortet Opa. „Aber ich weiß, dass es jedes Jahr an Heiligabend zu uns kommt.“
Da bimmelt leise ein Glöckchen.
„Kinder, Hermann – das Christkind war da!“, hören sie Oma rufen.
Rasch laufen die drei ins Wohnzimmer.
„Sieh nur Opa!“, ruft Tobias mit großen Augen.
Der Weihnachtsbaum strahlt und funkelt, als würden tausende winzige Sterne ihn umtanzen.
„Das Christkind war da! Das Christkind war da!“, jubeln Alexandra und Tobias glücklich.
Ganz so wie damals, denkt Opa versonnen, als ich noch ein kleiner Junge war.
„Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich euch“, ruft Frau Lieblich fröhlich, als sie das Klassenzimmer betritt.
„Guten Morgen, Frau Lieblich“, rufen die Erstklässler im Chor zurück.
„Weil heute der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien ist“, sagt die Lehrerin, „lassen wir den Unterricht ausfallen! Stattdessen ...“
Die Kinder jubeln und schreien so laut, dass Frau Lieblich einen Moment abwarten muss, bis es leiser geworden ist, bevor sie weitersprechen kann.
„Stattdessen veranstalten wir eine kleine Weihnachtsfeier. Und ich habe eine Überraschung für euch.“
Plötzlich ist es still im Klassenzimmer. Erwartungsvoll blicken die Kinder die Lehrerin an.
„Wir werden einen Gast haben“, verkündet sie.
„Wen denn?“, fragt Thomas neugierig.
„Zur Feier des Tages wird uns das Christkind besuchen“, verrät Frau Lieblich.
Die Kinder machen große Augen und beginnen zu tuscheln. Alle sind gespannt darauf, das Christkind zu sehen.
„Wann kommt es denn?“, will Sabine wissen.
„Bald“, antwortet die Lehrerin. „Aber ein bisschen Zeit bleibt uns noch, uns darauf vorzubereiten. Wer ist heute für den Adventskranz zuständig?“
„Ich“, ruft Martin und eilt sofort zum Pult.
Frau Lieblich reicht ihm die Streichhölzer und Martin darf alle vier Kerzen anzünden.