Froschmaul – Geschichten - Andreas Steinhöfel - E-Book

Froschmaul – Geschichten E-Book

Andreas Steinhöfel

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Beschreibung

Acht wunderbare, zeitlose Geschichten aus dem Kinderalltag! Der dicke Elmer kauft sich Spielkameraden mit Süßigkeiten – doch am Ende findet er auf ganz andere Weise einen Freund. Maria kidnappt Olle, weil sie unbedingt ihren ersten Kuss will – und Olle gefällt das gar nicht so schlecht. Winnie findet auf der Raststätte einen Hamster und will ihn unbedingt behalten – oder soll er ihn doch seiner nervigen kleinen Schwester schenken? Benny bekommt am Heiligabend ein Geschwisterchen, aber es ist alles ganz anders als in der Bibel. Trotzdem gar kein so schlechtes Weihnachtsgeschenk! Vielfach preisgekrönter, hochbeliebter Autor!

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Außerdem von Andreas Steinhöfel im CARLSEN-Verlag: Rico, Oskar und die Tieferschatten Rico, Oskar und das Herzgebreche Rico, Oskar und der Diebstahlstein Der mechanische Prinz Defender Die Mitte der Welt Es ist ein Elch entsprungen David Tage Mona Nächte Trügerische Stille Paul Vier und die Schröders Beschützer der Diebe Dirk und ich O Patria Mia Glitzerkatze und Stinkmaus CARLSEN-Newsletter: Tolle Lesetipps kostenlos per E-Mail! Unsere Bücher gibt es überall im Buchhandel und auf carlsen.de. Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung, können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden. In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Carlsen Verlag GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt. © 2006, 2015 CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg Umschlagillustration und Vignetten: Peter Schössow Umschlaggestaltung und -typografie: Peter Schössow Satz und E-Book-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde ISBN: 978-3-646-92737-5

Elmer

Als Kind lernte ich, dass man nicht schlecht über andere Menschen reden soll. Dass man sich nicht lustig machen darf über sie, wenn sie doof aussehen oder einfach nur bescheuert sind – wäre ja möglich, sie können nichts dafür.

Elmer war fett und selbst dran schuld. Tatsächlich war er der fetteste Junge, den ich je zu Gesicht bekommen hatte. Jeden Freitagnachmittag, wenn ich mit meinen Eltern nach der einstündigen Autofahrt auf dem Zeltplatz ankam, gab es mehr Elmer als am Wochenende zuvor. Er trug Plastiktüten von LIDL oder ALDI mit sich herum, die er uns anderen unter die Nase hielt.

»Willste Lecker?«

Es gab einige andere Kinder auf dem Zeltplatz. Brecht war mein bester Freund. In die rothaarige Rieke, die Rocksängerin werden wollte, war ich verknallt. Sie konnte nicht singen, aber mir gefiel die Begeisterung, mit der sie es nicht konnte. Noch besser gefiel mir Britta, der in jenem Sommer ein ziemlich guter Busen wuchs. Er machte mich völlig wuschig, dieser Busen. Gleichzeitig schüchterte er mich ein, also blieb ich vorsichtshalber erst mal in Rieke verknallt.

Es gab da noch so diesen und jenen.

Und es gab Elmer.

Seine Plastiktüten waren magisch. Wie oft man auch in sie hineingriff, blieben sie scheinbar dennoch immer bis zum Rand gefüllt. Schokoriegel und Kaugummis, Gummidrops, Lakritze, Minisalamis, krachscharfe Chips. Und das waren nur die Sachen, die obenauf lagen.

Elmer nervte. Keiner wollte freiwillig mit ihm spielen. Er war zu langsam, falls man schnell von den Weibertoiletten abhauen musste, in die man durch eine Ritze in der Wand gucken konnte. Er war zu unbeholfen, um von einem Baum wieder runterzukommen, auf den er geklettert war – falls er es überhaupt höher als einen Meter schaffte. Er hatte kleine Schweineaugen und eine Stimme, die klang, als würde jemand Mickymaus erwürgen. Außerdem roch er manchmal komisch und er war ein Angeber; einer von denen, denen keiner was glaubt, weil sie einfach zu sehr übertreiben.

»Ich war mal allein auf dem Dach vom höchsten Hochhaus in unserer Stadt. Es war ein hammermäßiger Sturm. Ich hab mich an den Rand gestellt und sooo weit vorgebeugt – nix passiert.«

Elmers Papa war ganz dünn, weil er Krebs hatte. Ich fand, Krebs wäre prima gewesen zum Angeben – niemand sonst, den ich kannte, hatte so was –, aber der Krebs seines Vaters war das Einzige, womit Elmer nicht angab.

»Willste Lecker?«

Elmer hält dir die Tüte unters Gesicht. Du guckst ein bisschen rein und kriegst ganz gierige Finger. Du weißt, dass du Elmer am Hacken hast, sobald du ein Lecker annimmst, aber du kannst nicht anders, deine Finger haben ihren eigenen Willen. Also schnappst du dir einen schicken dreifarbigen Kaugummi und schleppst Elmer eine Weile hinter dir her, lauschst seiner quiekigen Angeberstimme und wartest auf die nächstbeste Gelegenheit, dem Fettsack davonzurennen. Bis zum nächsten Wochenende und zur nächsten Bestechung.

Die Mädchen schwammen im See, nahe dem langen Anlegesteg für die Segelboote. Ich saß neben Brecht auf den hölzernen Planken und beobachtete, wie zwei Paar Arme und zwei Paar Beine das funkelnde Wasser zerteilten. Britta drehte sich ab und zu ganz beiläufig auf den Rücken, was mich wahnsinnig machte. Rieke schwamm seit Wochen nur auf dem Bauch.

Elmer stand allein am Ufer, eingesunken in körnigen grauen Sand, die Plastiktüten in den Händen, und guckte neidisch zu uns rüber.

»Bestimmt ist er ein guter Schwimmer«, sagte Brecht. »Fett schwimmt schließlich oben. Der kann gar nicht untergehen.«

»Er traut sich nicht, weil er nicht will, dass man seinen Bauch sieht«, vermutete ich.

»Dann sollte man ihn mal in den Schwitzkasten nehmen und ihm das T-Shirt ausziehen.«

Brecht und ich grinsten uns an. Wir wussten, dass keiner sich das traute. Elmer war so fett, dass du sterben würdest, wenn er sich auf dich draufwarf und womöglich noch ein bisschen auf dir rumrollte.

Britta quirlte lächelnd vorbei, wie eine Nixe, und Brecht verstummte plötzlich. Das war mir nur recht, denn ich hatte mit dem Schwimmen ebenfalls Probleme. Ich war eine bleierne Ente. Leider nutzte mein Vater jede sich bietende Gelegenheit, die Ente zu Wasser zu lassen. Wenn wir zum Angeln rausruderten, warf er mich manchmal einfach über Bord in den See. Glaubte mir keiner, tat er aber. Im Wasser konnte ich dann paddeln und schreien, wie ich wollte, mein Vater holte mich einfach nicht wieder raus. Ich musste mich selber zurück an Bord hieven. So hätte sein Vater ihm das Schwimmen beigebracht, behauptete mein Vater, während er ruhig den Schwimmer seiner Angel beobachtete. Und so würde auch ich das lernen.

Tat ich aber nicht.

»Das Kind ist unglücklich, deshalb isst es so viel.« Meine Mutter schälte Kartoffeln. Die Wochenenden am See waren für sie kaum anders als die Tage unter der Woche zu Hause. »Du solltest ruhig mal mit ihm spielen. Stell dir vor, dein Vater wäre todkrank und müsste bald sterben, wie wäre dir da wohl zu Mute?«

Zumindest würde der Schwimmunterricht ausfallen.

Ich ging runter zum See. Es war ein trüber Tag. Elmer stand auf dem Anlegesteg, über den vorderen Rand gebeugt, allein wie immer, in jeder Hand eine Plastiktüte, und blickte gedankenverloren auf das Wasser, das genauso grau war wie der Himmel. Vielleicht beobachtete er einen Fisch.

Ich sagte Hallo. Elmer kippte kopfüber in den See. Ich hatte ihn nicht mal berührt. Wahrscheinlich hatte er sich bloß erschrocken, weil er sonst nie angesprochen wurde.

Er schlug auf dem Wasser auf und ging sofort unter. Ich guckte ihm und den zwei Leckertüten nach. Stand da wie gelähmt und starrte. Ein paar Bläschen trudelten rauf und zerplatzten an der Oberfläche, und ich weiß noch genau, dass ich dachte, es müssten viel, viel mehr Bläschen sein – gerade so, als wäre Elmer gar nicht fett, sondern nur voller Luft gewesen.

Ich wartete. Ich wusste, dass ich Elmer nachspringen sollte, um ihn zu retten. Und ich wusste, dass das nicht ging. Ich war eine Bleiente. Ich wartete und betete, aber Elmer kam nicht wieder rauf. Schließlich kamen auch keine Bläschen mehr.

Dann schrie ich endlich. Später hieß es, einen solchen Schrei habe niemand je zuvor gehört. Riekes Mutter brach alle fünf Minuten in Tränen aus und sagte, eine Gänsehaut hätte sie gekriegt, trotz ihrer Strickjacke, also so was von einer Gänsehaut. Elmers Mutter heulte auch. Selbst sein Papa weinte, obwohl Männer so was nicht tun sollten, hatte mein Vater mal gesagt. Das kleine verhungerte Gesicht war ganz rot und noch weniger Gesicht als sonst. Eigentlich war es unmöglich, dass ein so dünner Mann einen so dicken Sohn haben konnte.

»Einmal ist er ausgebüxt«, schluchzte Elmers Mutter. »Auf das Dach vom höchsten Hochhaus in unserer Stadt. Hat sich an den Rand gestellt, im schwersten Sturm seit Jahren. Da ist er nicht runtergefallen.«

Ich fühlte einen Knoten im Bauch, der nicht wieder verschwinden wollte. Ich wurde als Held gefeiert, obwohl ich bloß geschrien hatte. Riekes Vater war angeschossen gekommen wie eine Rakete, war förmlich über den Steg hinweggeflogen und hatte sich ins Wasser geworfen, genau an der Stelle, auf die ich brüllend zeigte. Er war schneller wieder mit Elmer oben gewesen, als ich Piep sagen konnte. Ohne die Tüten.

Später sagte Elmer, er hätte die Luft angehalten, solange er nur konnte. Ich verstand nicht, wie man mit angehaltener Luft und so viel Fett, das angeblich oben trieb, so schnell untergehen konnte. Das war für mich das große Geheimnis dieses Sommers.

Tags darauf kamen ein paar Leute von der DLRG und nahmen mich mit in ihrem Motorboot. Motorboote waren üblicherweise verboten auf dem See. Ich saß ganz vorn. Es hatte aufgefrischt, die Sonne glänzte wie Gold. Wasser spritzte über den Bug in mein Gesicht, wir waren unglaublich schnell und ich überlegte, dass die einzige noch tollere Belohnung gewesen wäre, wenn Britta mir ihren Busen gezeigt hätte.

Zum Geburtstag hatten meine Eltern mir ein Schlauchboot geschenkt. Sie verdienten nicht so viel Geld, deshalb hatte es für Paddel nicht mehr gereicht. Die sollte ich von meinem Taschengeld zusammensparen. Großartige Idee, fand ich. Der Sommer wäre vorüber, bis ich auch nur ein Paddel besaß.

Jetzt bekam ich eins geschenkt, von Elmers Eltern.

Ein Paddel, wohlgemerkt.

»Wir schubsen den Fettwanst ins Wasser«, schlug Brecht am Wochenende darauf vor. Wir waren mit dem einen Paddel unterwegs, aber es machte nicht wirklich Spaß. Das Schlauchboot schlingerte und wollte nicht richtig von der Stelle kommen. Britta und Rieke hatten keine Lust gehabt, mit halben Sachen rauszurudern. »Und dann retten wir ihn und kriegen noch eins.«

Ich schüttelte den Kopf. Seit sieben Tagen hatte ich diesen Knoten im Bauch, womöglich war es Krebs. Seit sieben Tagen ließ sich das Bild nicht vertreiben, wie Elmer am Ufer gelegen hatte, auf dem Rücken, den Mund weit offen und stumm nach Luft ringend, wie ein gestrandeter Fisch. Ganz weiß im Gesicht und voller Spucke und mit verrutschtem T-Shirt, so dass man all seine Speckfalten sehen konnte. Er wäre beinahe ertrunken. Er wäre gestorben, ohne jemals Freunde gehabt zu haben.

Er wäre noch vor seinem Papa gestorben.

»Du lässt die Finger von Elmer«, sagte ich zu Brecht. »Sonst kriegst du’s mit mir zu tun.«

Er stach mit dem Paddel ins Wasser und ruderte uns dem Ufer entgegen. Man kann Worte so sagen, dass niemand ihnen zu widersprechen wagt. Das war ein dunkles Wissen, das sich nicht besonders gut anfühlte. Auch das lernte ich in jenem Sommer. Aber da war noch mehr.

Elmer trabt schwerfällig neben mir her. Er trägt die Leckertüten. Ich greife kein einziges Mal rein. Ich zeige ihm die Stelle im Wald mit dem verlassenen Amselnest und die Stelle am See, wo der alte Pechtold die Bierflaschen versteckt, die er im Wohnwagen nicht trinken darf. Ich zeige ihm die Weidenbüsche und das Röhricht, wo Dutzende von Fröschen die Köpfe aus dem Wasser strecken, wenn man ein wenig wartet, und dann ziehe ich mein T-Shirt hoch, hole das zerknitterte Magazin raus, das ich von der Müllkippe oben im Wald mitgenommen habe, und zeige ihm die Bilder von den Frauen mit den nackten Busen.

»Boah«, macht Elmer. Aber er macht es nur, er sagt es nicht richtig. Nicht mit der von mir erwarteten Begeisterung. Nicht so, wie Rieke singt.

»Britta hat jedenfalls einen hammermäßigen Busen.« Ich schlage das Magazin wieder zu. »Findest du nicht?«

Er setzt sich hin und beginnt zu weinen. Er weint heftig, aber er ist ganz leise dabei. Als hätte er das oft geübt. Über seinen linken Fuß schwappt es ein bisschen, so nah sitzt Elmer am See.

Ich pflanze mich neben ihn, greife nach einer der Tüten und hole mir einen Schokoriegel raus.

»Du auch?«, sage ich.

Er schüttelt den Kopf und wischt sich Rotze unter der Nase weg. Ich esse den Schokoriegel. Der Knoten in meinem Bauch löst sich endlich auf. Der See glitzert, als hätte ein verschwenderischer König mit weitem Wurf unzählige Diamanten darüber ausgeschüttet. Segelboote gleiten lautlos vorbei, weit draußen.

»Schön, oder?«, sage ich.

Elmer schnieft und beäugt mich von der Seite.

»Willst du noch mal die Busen angucken?«

»Nee, lass mal.«

Kann sein, es liegt daran, dass er geweint hat. Jedenfalls klingt seine Stimme nicht mehr ganz so quiekig. Er zaubert einen Bonbon aus einer der Tüten. Ich sehe seinen Händen dabei zu, wie sie das bunte Papierchen davon abwickeln. Sie sind schnell, seine Hände mit den fleischigen Fingern. Die Nägel sind abgekaut. Wenn seine Mutter oder sein Vater diese Hände in ihre nehmen, sind sie ihnen die liebsten von der Welt. Wenn seine Eltern Elmer Süßigkeiten kaufen, wissen sie vermutlich, dass sie ihm nichts Gutes damit tun. Elmer wird immer mehr und sein Papa immer weniger. Vielleicht brauchen sie alle drei den Ausgleich.

Vielleicht ist auch alles ganz anders, ein weiteres Geheimnis, das ich nicht verstehe. Ich gucke auf das Wasser und denke daran, wie es schlagartig flaschengrün wird, wenn ein Gewitter aufzieht. Wie unendlich tief und unauslotbar der See dann scheint und welche Angst ich dann davor habe. Nie wieder werde ich mich von meinem Vater über Bord werfen lassen, nicht ohne zu brüllen und zu treten und zur Not auch zu kratzen und zu beißen.

»Ab morgen lerne ich schwimmen«, sage ich leise. »Ich kann das nicht gut. Willste mitmachen?«

Nächster Parkplatz 200 m

»Können wir anhalten? Ich muss mal!«

Alles, wirklich alles musste Christin mit diesem quengelnden Unterton sagen! Als wäre sie noch ein kleines Mädchen, dabei war sie acht Jahre alt. Mit acht Jahren, fand Winnie, musste man nicht mehr alle naselang quengeln. Und schon gar nicht, dachte er, musste man mit acht Jahren ununterbrochen aufs Klo. Er selbst war elf. Und er würde sich lieber in die Hose machen, als ständig so herumzuquengeln wie seine Schwester.

»Ich muss nötig!«

»Du hast erst vor einer halben Stunde Pipi gemacht«, gab Mama von ihrem Platz auf dem Beifahrersitz zurück und: »Gott, ist das heiß hier drin!«

»Aber nicht das Fenster aufmachen!«, krähte Christin.

Papa löste eine Hand vom Lenkrad und griff unter das Armaturenbrett. »Also, die Klimaanlage funktioniert«, sagte er.

»Und verpestet die Ozonschicht«, antwortete Mama mit ruhiger Stimme.

Papa schnaufte. »Wer wollte denn unbedingt einen Wagen mit allem Schnickschnack? Ich jedenfalls nicht.«

»Von einer Klimaanlage war nie die Rede.«

»So? Da hab ich aber noch was ganz anderes im Ohr.«

»Papa hat was im O-hor, Papa hat was im O-hor!«, sang Christin.

Winnie verdrehte die Augen. Die Fahrt würde noch Stunden dauern – Stunden! – und Christin war einfach nur fürchterlich. Wenn Papa schlau war, würde er sie auf dem nächsten Parkplatz aussetzen und dann einfach abhauen. Sollte die Heulsuse doch sehen, wie sie zurück nach Hause oder nach Italien kam. Vielleicht würde irgendein Fernfahrer sie auflesen. Genau. Sollte sie den doch in den Wahnsinn treiben, von hier bis Neapel oder sonst wohin.

»Ich muss ganz ehrlich und ganz nötig!«

»Du nervst, Chris«, sagte Mama und jetzt klang ihre Stimme nicht mehr ruhig, sondern ungeduldig.

Papa zuckte die Achseln. »Ich hab gleich gesagt, lass uns den Kindern zum Reiseantritt Schlaftabletten geben. Oder eine Vollnarkose.«