Frühlingsfest auf dem kleinen Apfelhof - Sonja Flieder - E-Book

Frühlingsfest auf dem kleinen Apfelhof E-Book

Sonja Flieder

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Beschreibung

Auf dem Apfelhof stehen zwei große Veränderungen an: In einem neuen Tiny House können Familien künftig direkt auf der Alpakawiese übernachten. Außerdem bietet Frida Malkurse an - wenn nur die Alpakas auch mal stillhalten würden und nicht ständig Unsinn im Kopf hätten - genau wie der kleine Hundewelpe.

Währenddessen haben Lena und Mike beschlossen, einfach nur Freunde zu sein. Das passt Emma, Lisa und Miri gar nicht - also schmieden sie einen Plan und überreden die beiden zu einem Ausflug an die Nordsee. Ob sich Lena und Mike bei einem Strandfest endlich näherkommen?

Romantisch wie ein Lagerfeuer, süß wie ein Hundewelpe, fröhlich wie ein Frühlingsfest!

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

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Seitenzahl: 267

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Widmung

Eine traurige Nachricht – Emma

Tiny-House-Alarm – Emma

Noch mehr schlechte Neuigkeiten – Emma

Die Wohnwagenkatastrophe – Lena

Auf der Nordsee – Lena

Der erstaunliche Fund – Lena

Ein kleiner Hund ganz groß – Lena

Alte Bekannte – Emma

Malkurs außer Kontrolle – Emma

Ausflug mit Kindern – Emma

Unterwegs im Wald – Emma

Patrouillengänge – Lena

Das große Lagerfeuer – Lena

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

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Über dieses Buch

Frühlingsgefühle auf dem kleinen Apfelhof!

Auf dem Apfelhof stehen zwei große Neuerungen an: Auf der Alpakawiese wird ein Tiny House aufgestellt, in dem Familien übernachten können. Außerdem bietet Frida Malkurse an. Natürlich ist Unsinn seitens der Alpakas vorprogrammiert.

Währenddessen haben Lena und Mike beschlossen, einfach nur Freunde zu sein. Das passt Emma, Lisa und Miri gar nicht, deshalb treffen sie sich, um Pläne zu schmieden. Schlussendlich überreden sie die beiden, zu Gwens Wohnwagen an der Nordsee zu fahren. Dort muss nach dem Rechten gesehen werden, und angeblich hat sonst niemand Zeit. Auf einem Strandfest mit Lagerfeuer kommen sich Lena und Mike endlich näher ...

Romantisch wie ein Lagerfeuer, süß wie ein Hundewelpe, fröhlich wie ein Frühlingsfest – das ist der neue Wohlfühl-Roman der Apfelhof-Reihe von Sonja Flieder.

eBooks von beHEARTBEAT – Herzklopfen garantiert.

Sonja Flieder

Frühlingsfest auf dem kleinen Apfelhof

Für Aidan

Eine traurige Nachricht – Emma

Langsam ließ Emma ihr Smartphone auf den Schoß sinken. Wie von selbst wanderte ihre linke Hand zum Mund, um sie sich auf ihre Lippen zu pressen.

Was sie soeben von Oma Luise gehört hatte, war keine Überraschung, aber ein Schock war es trotzdem. Tränen traten in ihre Augen, und ein Schluchzer bahnte sich den Weg ihre Kehle hinauf.

Als sie unverständliches Gemurmel hörte, das aus dem Handy drang, hob sie es wie ferngesteuert wieder an ihr Ohr. Auf Emmas Bitte hin wiederholte ihre Großmutter, was sie soeben gefragt hatte.

Emma schluckte trocken. »Ja, ich sage es Lukas und Leonie«, flüsterte sie heiser. »Kann ich dir noch irgendwie helfen? Soll ich vorbeikommen?«

»Nein, nein, Emmchen, ist schon gut. Kalle ist ja da«, erwiderte Oma Luise mit belegter Stimme. »Wir können ohnehin nichts mehr tun.«

Da es nichts mehr zu sagen gab, beendeten die beiden das Gespräch.

Achtlos ließ Emma das Smartphone neben sich auf die graue Couchlandschaft fallen. Sie stützte ihre Ellbogen auf die Knie und starrte blicklos auf das große Foto an der Wand, das eine Schneelandschaft mit leuchtenden Polarlichtern in Norwegen zeigte. Lukas hatte es gemacht, lange, bevor sie zusammengekommen waren.

Lukas! Sie musste ihn unbedingt anrufen. Er war mit ihrer jüngeren Tochter Elli bei den Alpakas auf der Weide.

Nicht, dass er es durch einen dummen Zufall von jemand anderem erfuhr. Elli war noch zu klein, um davon betroffen zu sein, und die knapp sechsjährige Leonie befand sich zum Glück momentan im Kindergarten.

Doch Emma konnte sich nicht aufraffen. Wenn sie es Lukas erzählte, wurde es wahr. Solange sie mit niemandem darüber sprach, war es nicht die Wirklichkeit. Das dachte sie zumindest in ihrem Schockzustand, obwohl es natürlich völliger Nonsens war, wie ihr einen Moment später klar wurde.

Mit bebenden Fingern griff sie nach dem Handy. Ein Schluchzer entrang sich ihrer Kehle, während sie den Bildschirm entsperrte.

Als sie ein Geräusch in der Wohnzimmertür hörte, zuckte sie zusammen und fuhr herum. Dort stand Lukas und starrte sie entgeistert an, mit Baby Elli auf dem Arm. Emma hatte sie gar nicht hereinkommen hören.

Obwohl sie es wollte, konnte sie nichts anderes tun, als zurückzustarren.

»Emma!«, rief Lukas erschrocken. »Was ist denn passiert? Du zitterst und bist kreidebleich!« Er eilte zu ihr, legte Elli vorsichtig auf die Couch und nahm seine Frau in die Arme.

Nach einem Augenblick wandte Emma ihm ihr tränenüberströmtes Gesicht zu. »Radetzky ist tot«, brachte sie zwischen zwei Schluchzern heraus.

»Oh«, machte Lukas und seufzte tief. »Das ... das ist schrecklich. Wie ist es passiert? Hatte er Schmerzen? Musste er eingeschläfert werden?«

Emma schüttelte den Kopf. »Er ist zu Hause friedlich verstorben, Gott sei Dank. Bigfoot ist zu Oma ins Schlafzimmer gelaufen und hat sie geweckt. Sie ist dann in die Küche und hat Rady reglos im Hundekorb gefunden.«

Als sie einmal angefangen hatte zu reden, sprudelten die Worte nur so aus ihr hervor. Vermutlich bewirkte allein Lukas' Anwesenheit, dass sich ihr Schock ein wenig löste. Nachdem sie tief Luft geholt hatte, wischte sie sich die Tränen ab und schniefte.

Mit gesenktem Kopf schloss Lukas die Augen und presste einen Moment die Lippen zusammen. »Ich weiß, es klingt blöd, aber ich hätte nie gedacht ...«

»Ich weiß genau, was du meinst«, sagte Emma, als er nicht weitersprach. »Wir haben, glaube ich, alle irgendwie gedacht, er würde ewig leben.«

***

Zu Radetzkys Verabschiedung waren alle gekommen. Gwen und Frank hatten sogar ihre derzeitige Weltreise unterbrochen, um bei der Trauerfeier dabei zu sein. Schließlich war eines der Gründungsmitglieder des Apfelhof-Teams verstorben.

Sie alle versammelten sich im Apfelhain bei Heidschnucks Heimat, um dem legendären Bernhardiner die letzte Ehre zu erweisen.

Oma Luise, die sichtlich mit den Tränen kämpfte, begrüßte zusammen mit ihrem Ehemann Kalle die Gäste. Arm in Arm standen sie da, ein ungleiches Paar, das dennoch deutlich sichtbar zusammengehörte.

Der alte Gärtner hatte seine übliche grüne Kluft gegen den schwarzen Anzug getauscht, den er zu besonderen Anlässen trug. Auf seinem Kopf prangte statt des Gärtnerhuts eine stattliche Melone.

Luise trug ein fliederfarbenes Kleid und hatte ihr weißes Haar wie gewohnt in einem Dutt gebändigt, aus dem sich eine Strähne gelöst hatte, was sie heute nicht zu interessieren schien. Zumindest machte sie keine Anstalten, sie an Ort und Stelle zu befördern, wie sie es normalerweise getan hätte.

Dies konnte ihr Emma nicht verdenken. Auch sie stand noch ein wenig unter Schock, konnte es nach wie vor kaum glauben, dass der alte Bernhardiner in die ewigen Jagdgründe eingegangen war.

Sie blickte sich zu ihren Töchtern um und stellte erleichtert fest, dass es ihnen gut ging. Baby Elli bekam ohnehin die Tragweite nicht mit und schlummerte selig in ihrem Kinderwagen. Leonie spielte mit ihren Freunden Hanna und Finn auf der Wiese. Alle hatten bunte Sachen an, genau wie die Erwachsenen.

Nur Kalle trug Schwarz. Er habe eben nichts anderes Angemessenes anzuziehen, hatte er gesagt. Dies hatten alle ohne Widerrede akzeptiert, wie sie alles akzeptierten, was ihren Freunden wichtig war.

Als eine Hand leicht Emmas Schulter berührte, wandte sie sich um und erblickte ihre beste Freundin Lisa, die ihre braunen Locken zu einem Zopf gebunden hatte. Als Bekleidung hatte sie sich für eine ihrer geliebten Pluderhosen und ein gebatiktes T-Shirt entschieden.

»Den Kindern geht es gut, oder was meinst du?«, erkundigte sie sich leise.

»Ich glaube schon«, gab Emma ebenso leise zurück. »Wir haben es ihnen ganz gut vermittelt, denke ich.«

Lisa nickte. »Sogar mein Finn kann mit seinen knapp drei Jahren etwas mit dem Regenbogenland anfangen.« Einen Moment lächelte sie knapp, dann wurde sie wieder ernst. »Wenn ich ihn ins Bett bringe, will er immer wissen, mit welchem Tier Rady gerade spielt. Dann muss ich ihm eine Geschichte darüber erzählen.«

»Das ist schön.« Emma lehnte ihren Kopf kurz an Lisas Schulter, bevor sie sich wieder aufrichtete.

»Ja.« Achselzuckend verzog Lisa das Gesicht. »Es bringt mich nur immer fast selbst zum Weinen, während es ihn irgendwie glücklich macht.«

»Kinder haben eben eine ganz andere Art, damit umzugehen. Eine bessere, wenn du mich fragst.«

»Jetzt steht hier nicht rum, sondern helft mir lieber mal«, ertönte eine Stimme in Emmas Rücken. »Das Zeug ist ganz schön unhandlich.«

Sie drehte sich um und bemerkte Frida in einem in allen Regenbogenfarben schillernden Kaftan, von dem man allerdings momentan nicht viel sah. Die alte Dame hatte beide Arme übervoll mit Blumengestecken, die sie ein wenig zum Schwanken brachten.

Emma eilte zu ihr, bevor sie noch umfiel. Ein Schwall Patschuli traf ihre Nase, und sie unterdrückte ein Niesen. Auch am heutigen Tag hatte es sich Frida nicht nehmen lassen, eine überaus großzügige Portion ihres Lieblingsparfüms aufzutragen. Emma wollte gar nicht wissen, wie viele Flaschen sie in der Woche verbrauchte.

Gemeinsam mit Lisa befreite sie Frida vom Großteil der Gestecke.

»Danke, ihr Lieben«, sagte Frida und schüttelte ihre Arme aus, wobei ihre Goldarmreifen klimperten, die auch an diesem Tag nicht fehlen durften.

»Wir legen sie am besten gleich auf das Grab, oder was meint ihr?« Hinter den bunten Frühlingssträußen war Lisas Kopf nicht zu sehen, weshalb es aussah, als sprächen die Blumen mit Emma und Frida.

»Gute Idee«, meinte Emma. »Dann sieht es gleich alles richtig schön aus, wenn die Trauerrede beginnt.«

Sie schluckte und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. Obwohl Radys Tod schon ein paar Tage zurücklag, konnte sie sich immer noch nicht an den Gedanken gewöhnen, dass sie ihn niemals wiedersehen würde.

Zusammen mit Frida und Lisa ging Emma in den hinteren Teil des Apfelhains, der an ein zurzeit brachliegendes Feld grenzte. Dort lag nun unter einem der alten, knorrigen Apfelbäume Radetzkys Gedenkstätte.

Da sich das Apfelhof-Team einhellig noch nicht für ein Verstreuen der Asche durchringen konnte, hatte es sich für eine wetterfeste Urne entschieden, die darauf ihren Platz gefunden hatte. Vielleicht würden die Freunde sich irgendwann dazu durchringen, die Asche auf der Wiese zu verteilen, aber dieser Tag war nicht heute.

Schreiner Sven hatte es sich nicht nehmen lassen, eine Hundeskulptur zu schnitzen, die Radetzky verblüffend ähnelte. Diese hatten die älteren Kinder zusammen mit Emma und Lisa bunt bemalt. Dabei war nicht nur eine Träne geflossen, aber es hatte auch viel zu lachen gegeben, als sie alle in Erinnerungen geschwelgt hatten.

Die drei Frauen verteilten die Blumensträuße auf und ringsum der Gedenkstätte. Da eine ganze Menge zusammengekommen war, bildete sich ein regelrechtes Blumenmeer aus bunten Frühlingsblumen.

Wenn die Blumen verwelkt waren, würden sie die Gedenkstätte bepflanzen. Für den Tag des Abschieds hatten sie sich jedoch für die Gestecke entschieden, da diese den natürlichen Kreislauf des Lebens symbolisierten. Dies hatten sie schnell beschlossen, da sich alle ohne Diskussion einig gewesen waren.

»Jetzt geht es gleich los«, sagte Lisa leise. »Irgendwie hab ich Angst, dass ich bei der Gedenkrede gleich völlig die Beherrschung verliere.«

Frida packte sie bei den Schultern und zog sie zu sich heran. »Wenn es so ist, soll es so sein«, erwiderte sie und blickte ihr tief in die Augen. »Was auch geschieht, es ist gut so, wie es ist. Vergiss das nicht.«

»Außerdem sind wir auch noch da.« Sanft strich Emma ihrer besten Freundin über die Wange. »Gemeinsam schaffen wir das schon.«

Lisa schaute sie an. Tränen schimmerten in ihren Augen. »Ja, das ist wahr. Gemeinsam schaffen wir alles.«

Oma Luise stand vor der Gedenkstelle und machte sich bereit, ihre Rede zu halten. Dass es ihr schwerfiel, erkannte Emma am mehrmaligen Kneten ihrer Hände. Nachdem sie sich mehrmals geräuspert hatte, holte sie tief Luft.

Dann begann sie zu sprechen.

»Von Anfang an war Radetzky ein Teil des Apfelhof-Teams. Mit seiner gutmütigen und liebevollen Art hat er es stets bereichert.« Oma Luise hielt inne und schluckte. Einige Sekunden rang sie sichtlich um Fassung.

Dann räusperte sie sich erneut und fuhr mit der Rede fort. »Für uns alle war er ein ganz besonderer Hund. Er war ein ganz besonderer Hund. Ich erinnere mich noch genau, wie es war, als er als Welpe zu mir kam.« Ein kleines wehmütiges Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. »Er war so voller Leben und hatte eine Menge Unsinn im Kopf. Für eine Portion Leberwurst war er immer zu haben. Es spricht für sein sanftes Wesen, dass er nicht zögerte, diese mit Bigfoot zu teilen, als er ein Teil der Apfelhof-Familie wurde.«

Tränen traten in Oma Luises Augen, die sie mit einer raschen Geste wegwischte. Inzwischen hatten sich mehrere Haarnadeln aus ihrem Dutt gelöst, doch sie machte nach wie vor keine Anstalten, sie wie sonst in die gewünschte Position zu schieben.

Kalle, der die ganze Zeit ihre Hand gehalten hatte, legte nun einen Arm um ihre Schultern. Mit seiner Rechten zerdrückte er fast die schwarze Melone, die er zu besonderen Anlässen statt seines Gärtnerhuts trug.

»Emmchen, würdest du ...?« Luises Stimme brach, und sie lehnte sich Halt suchend an ihren Ehemann.

Nach einem Nicken trat Emma neben ihre Großmutter. »Wir werden Radetzky stets in bester Erinnerung behalten«, sagte sie leise, aber deutlich. »Niemals werden wir vergessen, wie er und Bigfoot sich in den für sie beide viel zu kleinen Hundekorb gequetscht haben. Oder er mit den Alpakas auf der Wiese herumgetollt ist.«

Für ihre Worte erntete Emma leise Lacher. Sie warf einen Blick auf Leonie, um sich wieder einmal zu vergewissern, dass es ihrer großen, tapferen Tochter den Umständen entsprechend gut ging.

Sie stand eng an Lukas geschmiegt da, der ihr gerade sanft über den Kopf streichelte. Ihr Blick wirkte traurig, jedoch gefasst. Als Emma dies sah, wusste sie, dass Leonie mit der Trauer würde umgehen können.

»Graf Radetzky hat seinem Namen alle Ehre gemacht«, fuhr sie fort. »Er hatte ein wahrlich großzügiges Wesen und hat bis zum Schluss alles gegeben. Allerdings ist sein menschlicher Namensvetter nur 92 Jahre alt geworden.« Emma lächelte. »Dies hat unser Rady in Hundejahren locker getoppt. Das muss ihm erst mal einer nachmachen.«

»Ein Hoch auf den ältesten Bernhardiner der Welt!«, rief Frida und reckte die linke Faust in die Luft. Mit der rechten Hand wischte sie sich verstohlen über die Augen.

»Hoch! Hoch! Hoch!« Ivan gab sich nicht mit einer Faust zufrieden, sondern warf gleich beide in die Höhe, als wollte er sie in den Himmel schleudern.

Bis auf Baby Elli stimmten alle in die Hochrufe ein. Vor allem die Kinder gaben sich sehr viel Mühe beim Versuch, sich gegenseitig in der Lautstärke zu übertreffen.

Auf ein Zeichen von Oma Luise überließ Emma ihr wieder das Wort. Mit trauriger Miene, aber gefasstem Blick, schaffte sie es, die Trauerrede zu beenden.

Danach traten bis auf Baby Elli alle nacheinander vor, um einen Stein auf die Gedenkstätte zu legen. Jeder hatte seinen mit wetterfesten Farben bemalt, ganz so, wie es richtig für ihn erschienen war.

Emma hatte sich für eine Sonnenblume entschieden, auf der ein Schmetterling saß, da dies für sie als Sinnbild für Radetzkys fröhliches, umgängliches Wesen stand. Mit der Ausarbeitung hatte sie sich richtig viel Mühe gegeben und mehrere Stunden dafür gebraucht.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Apfelhof-Teammitgliedern hatte sie sich dazu entschlossen, es allein zu tun. Sie hatte diese Zeit gebraucht, um sich ganz in Ruhe von dem alten Bernhardiner zu verabschieden.

Da somit auch keine Kinder dabei waren, hatte sie sich ganz ihrer Trauer hingegeben und geheult wie ein Schlosshund. Danach hatte sie sich merklich besser gefühlt.

Als sämtliche Steine platziert waren, stellten sich alle im Kreis um die Gedenkstelle, und sie fassten sich an den Händen. Wie von selbst schlossen sich Emmas Augen, und sie konzentrierte sich auf ihren Atem.

Danke, lieber Radetzky, dass ich ein Teil deines Lebens sein durfte, dachte sie. Eine tiefe Ruhe überkam sie, während sie sich einige schöne Situationen mit Radetzky ins Gedächtnis rief.

Vor ihrem inneren Auge sah sie den Bernhardiner als Welpen, mit für seinen Körper viel zu großen Pfoten, in die er noch hineinwachsen würde. Radetzky, auf dessen Nase sich eine Hummel gesetzt hatte, und die er mit schielendem Blick zu sehen versuchte.

Ein Bild von Leonie, Bigfoot und Radetzky, die zusammen selig im Hundekorb schlummerten. Dann Radetzky als uralter Hund, der, in Finns altem Buggy sitzend, dadurch an vielen Spaziergängen teilnehmen konnte, was er zu Fuß nicht mehr geschafft hätte.

»Ich hoffe, du hast ein glückliches Leben gehabt«, flüsterte sie.

Kaum, dass sie es ausgesprochen hatte, fühlte sie einen tiefen Frieden, als hätte Radetzky es ihr soeben bestätigt.

Seltsam getröstet öffnete sie die Augen und atmete tief durch. Als sie in die Runde schaute, begegnete sie nacheinander den Blicken ihrer Liebsten, in deren Glanz sich der gleiche Friede spiegelte, den sie selbst empfand.

Nach der Trauerrede nahmen alle an den Tischen Platz. Radetzky zu Ehren gab es eine Brotzeit, bei der vor allem Leberwurst nicht fehlen durfte.

Der Umwelt zuliebe hatten sie auf das Steigenlassen von Luftballons verzichtet. Es wäre zwar grundsätzlich eine schöne Geste gewesen, doch die fliegenden Abschiedsboten sorgten nur kurz für einen erhabenen Anblick.

Wenn sie wieder landeten, waren ihre Überreste eine Gefahr für Flora und Fauna, was niemand wollte. Dies wäre alles andere als ein gebührender Abschied für Radetzky gewesen. Derlei hätte er auch nicht gewollt, da war sich Emma ganz sicher.

Die Erwachsenen saßen auf den vier weiß getünchten Bänken mit Rückenlehne an den beiden gleichfarbigen Tischen, die mit Speis und Trank reich bestückt waren.

Sträuße mit Frühlingsblumen sorgten für ein angenehmes Ambiente. Auf jedem Tisch standen mehrere gerahmte Fotos von Radetzky, die nach der Feier an die einzelnen Familien verteilt werden sollten. Momentan waren sie stimmungsvoller Teil der Dekoration.

Moritz legte einen Arm um seine Freundin Lisa. »Ich bin wirklich froh, dass Finn es so gut verkraftet«, sagte er und warf einen Blick auf ihren gemeinsamen Sohn, der mit Leonie und Hanna auf der Wiese herumtollte.

»Darüber bin ich bei Hanna auch sehr froh.« Tierärztin Miri strich sich mit einer Hand über ihre kurzen blonden Haare. »Ich hatte ja schon befürchtet, dass sie nicht damit umgehen kann. Immerhin hat sie erst vor ein paar Jahren ihre Mutter verloren.«

Sven beugte sich zu seiner Frau und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange. »Dafür hat sie nun die beste Adoptivmama der Welt. Und du hast es wirklich toll gemacht mit der Erinnerungskiste.«

»Erinnerungskiste?« Neugierig schaute Gwen ihn an. »Hört sich gut an.«

»Ist es auch«, erwiderte Sven, in dessen braunen Haaren ausnahmsweise keine Sägespäne versteckt waren. »Ich habe auf Miris Wunsch eine Kiste zusammengezimmert ...«

»Zusammengezimmert ist gut«, unterbrach ihn Miri. »Sie ist einfach wundervoll geworden. Sven hat kleine Elfen und Einhörner hineingeschnitzt.«

»Wie dem auch sei«, nahm Sven den Faden wieder auf. »Jedenfalls haben Miri und Hanna die Kiste bemalt und alle Erinnerungsstücke an ihre Mutter hineingelegt. Und jetzt sind eben welche von Radetzky dazugekommen.«

»Das ist eine tolle Idee«, sagte Frank und warf Miri einen anerkennenden Blick zu.

Heute hatte er seine gewohnte Kluft, bestehend aus schwarzem T-Shirt und schwarzer Jeans, gegen ein buntes Hawaiihemd mit fliederfarbener Stoffhose getauscht. Auf dem Kopf trug er ein gleichfarbiges Dreiecktuch.

Emma fragte sich einen Moment, wo er die Klamotten ausgegraben hatte, doch sie vergaß den Gedanken sofort wieder, als Elli in ihrem Kinderwagen zu quengeln begann.

Sie ging zu ihr und hob sie heraus.

»Na, hast du Hunger, meine Süße?«, fragte sie ihre jüngere Tochter.

Baby Elli gluckste.

Auf ein Nicken Emmas hin erhob sich Lukas, um in die Küche zu gehen und eine Flasche Milch zu erwärmen. Elli nahm zwar auch schon breiförmige Nahrung zu sich, doch nach ihrem Mittagsschlaf forderte sie ihre Milch. Genau wie vor dem Schlafengehen, das war eines ihrer liebsten Rituale.

»Kaum zu glauben, dass sie schon so selbstständig ist«, sagte Henning, als er Elli kurz darauf an einem Henkelfläschchen trinken sah. »Es kommt mir so vor, als wäre sie erst gestern geschlüpft.«

»Na ja, geschlüpft ist ein wenig euphemistisch formuliert.« Amüsiert blickte Emma den Journalisten an, der sich heute von seinem heiß geliebten schwarzen Ledermantel getrennt hatte und ein grünes T-Shirt trug. Nur seine Umhängetasche hatte er wie immer dabei. Wahrscheinlich war sie inzwischen an seiner Schulter festgewachsen.

Henning grinste. »Du weißt, wie ich es meine.«

Emma blickte zu Lena und Mike, die nebeneinandersaßen und in eine angeregte Unterhaltung vertieft waren. Die beiden neuesten Mitglieder des Teams lebten wie Henning nicht auf dem Apfelhof. Daher freute sich Emma umso mehr, dass sie heute dabei sein konnten.

Die beiden waren noch nicht lange feste Mitglieder der Apfelhof-Gemeinschaft. Lena war eine alte Freundin von Miri aus Studententagen, wohingegen Emma mit Mike befreundet war.

Vor einiger Zeit hatten die Alpakas die Hauptrollen bei Tierschutzfilmen, Postkarten und Kalendern für gute Zwecke übernommen. Lena war als Projektleiterin der verantwortlichen Werbeagentur mit Sitz in Bremen mit der Abwicklung betraut gewesen.

Mike, der bei Radio Hamburg arbeitete, hatte die Radiowerbung übernommen. Schnell hatte sich herausgestellt, dass sich Lena und Mike sehr sympathisch waren. Dazu hatten sie sich auf dem Apfelhof sehr wohlgefühlt, und er war so etwas wie ein zweites Zuhause für sie geworden.

Seit dieser Zeit halfen die beiden regelmäßig auf dem Apfelhof aus, wenn Not am Mann war. Ungeachtet dessen, dass beide beruflich sehr eingespannt waren.

Es sprach für sie und Radetzkys Beliebtheit, dass sie sich den Tag freigenommen hatten. Sie hatten unabhängig voneinander gesagt, dass dies ja wohl eine Selbstverständlichkeit sei und sie es sich nicht nehmen lassen würden, sich von dem alten Bernhardiner gebührend zu verabschieden.

Wie schon ein paarmal dachte Emma, dass die beiden ein schönes Paar abgeben würden. Bislang gab es allerdings keine Anzeichen dafür. Nun ja, dass sich Lena und Mike gut verstanden, war schon mal offensichtlich, so eng, wie sie die Köpfe zusammensteckten.

Äußerlich würden sie jedenfalls gut zusammenpassen, befand Emma. Lenas rote, zu einem Bob geschnittene Haare und die leichten Sommersprossen auf der Nase, die sich im Sommer explosionsartig ausbreiten würden, wie Emma schon wusste, bildeten einen interessanten Kontrast zu Mikes schwarzer Wuschelmähne und seinem Dreitagebart.

Erschrocken zuckte Emma zusammen, als jemand sie in die Seite stupste. Sie wandte den Kopf und blickte in das grinsende Gesicht ihres Ehemanns.

»Was ist?«, fragte sie.

»Willst du Elli nicht mal langsam runterlassen?«

»Oh.« Jetzt erst bemerkte Emma, dass ihre Tochter die Milch ausgetrunken hatte und auf ihrem Schoß herumzappelte. Ganz eindeutig wollte sie nun hinunter.

Emma setzte Elli sanft zu Boden. Aus dem Stauraum des Kinderwagens holte sie eine dicke Decke und Babyspielzeug. Nachdem sie diese auf der Wiese ausgebreitet und das Spielzeug daraufgelegt hatte, holte sie das Baby und platzierte es genau in der Mitte.

Nach einem Glucksen griff Elli zielsicher nach einer Holzrassel und bewegte sie mit Feuereifer auf und ab, wobei sie einen ziemlichen Lärm veranstaltete. Dies schien ihr zu gefallen, denn sie lachte fröhlich.

»Da hat jemand aber Spaß in den Backen«, kommentierte Moritz ihr Tun.

»Am liebsten würde ich auch mal rasseln. Ich würde bestimmt eine gute Figur dabei abgeben«, sagte Ivan und schielte begehrlichen Blickes zu dem Spielzeug. Er wandte sich an Emma. »Du hast nicht zufällig noch eine dabei?«

Grinsend schüttelte sie den Kopf. »Leider nicht. Du wirst wohl warten müssen, bis Elli fertig ist. Vielleicht leiht sie sie dir dann mal aus.«

»Kindskopf«, meinte Frida mit nachsichtigem Lächeln und zupfte ihn liebevoll an seinem Vollbart.

»Immer, meine Blume, das weißt du doch.«

Während das gesamte Apfelhof-Team Unmengen an Leberwurstbroten vertilgte, an dessen Vernichtung Bigfoot nicht unbeteiligt war, erzählten sie sich Geschichten aus Radetzkys Leben. Jeder hatte eine andere lustige beizusteuern, was für viel Erheiterung sorgte.

Emmas Blick wanderte wieder einmal zu ihrer jüngeren Tochter, die ganz vertieft in ihr Spiel war. Gerade versuchte sie, Holzklötze in verschiedenen Formen in die dazu passende Öffnung eines Würfels zu stecken.

Dabei hatte sie einen hoch konzentrierten Blick aufgesetzt. Ihre Zungenspitze glitt an einer Seite aus ihrem Mund. Dies sah so herzig aus, dass Emma lachen musste. Genauso hatte die Kleine oft Radetzky angeschaut.

In diesem Moment wurde ihr eines klar: Der Tod war nur ein Teil des ewigen Kreislaufs der Natur und barg den Samen eines neuen Lebens in sich. Alles war so, wie es sein sollte.

Tiny-House-Alarm – Emma

Alle sieben Alpakas standen dichtgedrängt vor dem seltsamen Gebilde, das sich seit Kurzem auf ihrer Weide befand. Zwar ziemlich am Rand, aber dennoch nahe genug, um Zweifel und vorsichtige Neugier zu wecken.

Die Erste, die sich näher heranwagte, war Rapunzel. Langsam löste sie sich von ihren bewegungslosen, auf das Novum starrenden Artgenossen. Zunächst machte sie einen Schritt nach vorne, dann einen weiteren.

Dann wurde sie mutiger, trat weiter in Richtung des seltsamen Gebildes, bis sie mit ihrer Nase eine grüne Wand berührte. Das war ihr doch zu viel des Guten, und sie machte einen großen Satz zurück.

Lange konnte dies das neugierige Alpaka jedoch nicht abhalten. Nachdem es sich eine Weile vergewissert hatte, dass von dem Ding keine unmittelbare Gefahr ausging, schritt es erneut voran.

Diesmal begleitet von Gretchen, Rapunzels liebster Gefährtin in der Herde, und mit mindestens ebenso viel Neugier ausgestattet wie sie. Gemeinsam umrundeten sie das seltsame Ding, schnupperten mal hier, schnupperten mal dort.

Probehalber versuchten beide, ihre Zähne in das Gebilde zu versenken, doch sie scheiterten. Was sie jedoch nicht davon abhielt, den Versuch ein paarmal zu wiederholen. So lange, bis sie sich vergewissert hatten, dass sich vor ihnen wirklich, ganz wirklich, nichts Essbares befand.

Danach wandten sie sich Emma zu, die mit Lisa und Miri das Spektakel amüsiert beobachtete. Beide Alpakas starrten Emma an, als wollten sie fragen: Was um alles in der Welt soll das denn? Und warum kann man das nicht fressen?

»Schaut mich nicht so an«, sagte Emma lachend und hob in abwehrender Geste beide Handflächen in die Höhe. »Das ist nicht allein auf meinem Mist gewachsen.«

»Da hat sie recht.« Lisa zwinkerte den beiden Tieren zu. »Wie immer war es eine Gemeinschaftsentscheidung.«

»Na ja, nicht wirklich«, warf Miri grinsend ein. »Die Alpakas hat keiner gefragt.«

»Aber selbst sie müssen zugeben, dass es wirklich toll geworden ist«, erwiderte Emma.

Die drei Freundinnen beobachteten gut gelaunt das weitere Treiben der Alpakas. Nachdem Dornröschen, Rotkäppchen, Schneewittchen und Lancelot das Treiben ihrer Herdengefährtinnen eine Weile verfolgt hatten, fassten auch sie sich ein Herz.

Alle sieben Tiere wagten sich nun an das Gebilde heran, beschnupperten und umrundeten es. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis sie das Interesse daran verloren. Gemeinsam wandten sie sich ab, um sich auf der großen Weide verteilt eingehend dem frischen Gras zu widmen.

»Das Tiny House ist echt ein Hingucker«, meinte Miri und lehnte sich auf der Holzbank zurück, auf der sie und ihre beiden Freundinnen saßen.

»Ja, dieses Grüngelb passt echt gut zur Weide«, stimmte Emma ihr zu.

»Und dass die Jungs dazu endlich mal den Unterstand in derselben Farbe gestrichen haben, freut mich ganz besonders.« Lisa grinste. »Jetzt machen nicht nur unsere Alpakas was her.«

»Ich bin echt mal gespannt, wie es bei den Gästen ankommt, dort zu übernachten.« Mit einem wohligen Seufzer streckte Emma die Arme in die Luft und bog den Rücken durch.

»Hoffentlich haben die Alpis kein Problem damit«, gab Lisa zu bedenken. »Immerhin übernachten die Leute quasi in ihrem Zuhause.«

»Wenn es so sein sollte, machen wir es so, wie wir es besprochen haben und stellen das Tiny House woanders hin«, erwiderte Emma. »Aber ich glaube nicht, dass es Schwierigkeiten geben wird. Wir suchen uns die Gäste, die auf der Weide schlafen dürfen, ja sehr genau aus.«

»Trotzdem kann man den Leuten immer nur vor den Kopf schauen.« Miri streckte die Beine aus und legte sie übereinander.

»Das ist klar.« Da ihre Nase juckte, fuhr Emma sich mit dem Handrücken darüber. »Wird schon gut gehen. Wie gesagt, notfalls stellen wir das Tiny House halt an einen anderen Ort.«

»Ich bin auch echt mal gespannt, wie das mit Fridas Malkursen laufen wird.« Lisa kicherte. »Die Teilnehmer sind bestimmt erst mal völlig überwältigt von ihrer Erscheinung. Hoffentlich können sie überhaupt malen.«

»Hoffentlich lassen die Alpakas sie das tun«, entgegnete Miri schmunzelnd.

»Hier wird es halt nie langweilig.« Emma gähnte herzhaft. »Sorry, Leute, die letzte Nacht war ein wenig anstrengend. Elli war der Meinung, dass sie das Konzept mit dem Durchschlafen doch noch mal überdenken könnte.«

»Bald hast du es geschafft. Spätestens wenn sie ein Teenager ist, wird sie mehr schlafen, als dir lieb ist.«

»Haha, sehr witzig, Lisa.«

»Mal was anderes, Mädels.« Die auf der rechten Seite sitzende Miri wandte sich halb um, sodass sie die beiden ansehen konnte. »Was haltet ihr eigentlich davon, dass Lena und Mike immer noch kein Paar sind? Die beiden treffen sich ständig, unternehmen Sachen, aber weigern sich standhaft, endlich zusammenzukommen.«

Auch Lisa wandte sich halb um, sie jedoch zur anderen Seite. »Hast du denn mal mit ihr darüber geredet? Ihr zwei seid ja schon ewig befreundet.«

Miri nickte. »Klar. Lena sagt, sie habe keine Zeit für eine Beziehung. Außerdem sei die Entfernung zwischen Bremen und Hamburg einfach zu weit.«

»Dann sollen sie halt zusammenziehen«, erwiderte Emma und kicherte.

Miri verdrehte die Augen. »Ist klar, Emma. Wenn sie es noch nicht mal schaffen, ein Paar zu werden. Du leidest eindeutig unter Schlafmangel.«

»Oder sie ist wieder schwanger. Dann wird sie auch immer komisch.«

Grinsend versetzte Emma Lisa einen Klaps auf den Unterarm. »Werd hier mal nicht frech. Als Nächstes sind sowieso Miri oder du dran. Oder Gwen.«

Laut klatschte Miri zweimal in die Hände. »Hier wird jetzt niemand schwanger. Außerdem lenkt ihr vom Thema ab.«

»Warum willst du denn überhaupt, dass die beiden jetzt ein Paar werden?«, erkundigte sich Emma. »Lass sie doch die nächsten vierzig Jahre als platonische Freunde durch die Welt gehen. Vielleicht kommen sie ja mit siebzig zusammen, da wären sie nicht die Ersten.« Als sie Miris entrüsteten Blick sah, hob sie abwehrend beide Hände. »Hau mich nicht gleich. Ich habe nur gefragt.«

Miri atmete tief durch. »Hast ja recht. Grundsätzlich spricht nichts dagegen. Sie können natürlich machen, was sie wollen. Es ist nur so, dass ich mir ziemlich sicher bin, die beiden wollen eigentlich zusammen sein und stehen sich nur selbst im Weg.«

»Wie kommst du darauf?«

»Hast du keine Augen im Kopf, Lisa?« Nachdem sie gründlich ihre eigenen Augen verdreht hatte, fuhr Miri fort. »Wir haben die beiden jetzt schon öfter gemeinsam gesehen. Es ist ja wohl offensichtlich, dass sie mehr als freundschaftliche Gefühle füreinander haben. Allein, wie die sich immer ansehen, spricht schon Bände.«

Mit nachdenklicher Miene fuhr sich Emma über das Kinn. »Hm, das ist mir auch schon aufgefallen. Mike klebt zudem ständig an Lenas Seite und sucht Körperkontakt.«

»Ganz genau.« Miri nickte eifrig. »Und hast du seine traurigen Blicke gesehen, wenn Lena nur kurz auf seine Berührung einging?«

»Dann glaubst du also, Mike hätte gar nichts gegen eine Beziehung einzuwenden beziehungsweise würde sie sich sogar wünschen?«, wollte Lisa wissen.

»Jep. Ich glaube auch, dass sich Lena nur selbst im Weg steht. Sie hat einfach Schiss vor einer Enttäuschung. Daher versucht sie es gar nicht erst.«

»Aber das ist doch ihr gutes Recht.«

Lisa schnaubte. »Sagt diejenige, die ständig Leute miteinander verkuppeln will.«

Auf ihre Worte hin musste Emma herzhaft lachen. »Da ist was dran.« Sie wandte sich an Miri. »Also du glaubst, dass die beiden eigentlich wollen, sich aber nicht trauen.«

»Ganz genau. Wisst ihr, in Lenas Vergangenheit sind ein paar unschöne Dinge passiert, die sie mir allerdings im Vertrauen erzählt hat.«

»Überaus schade.« In gespielter Enttäuschung verzog Lisa das Gesicht.

»Lisa!«, riefen Emma und Miri wie aus einem Mund.

»Was denn?« Mit Unschuldsmiene blickte Lisa ihre Freundinnen an, bevor sie lauthals loslachte.

»Okay, Miri. Du meinst also, wir sollten etwas unternehmen, um die beiden zusammenzubringen?«, fragte Emma, die dem Gedanken absolut nicht abgeneigt war.

Lisa hatte ja recht damit, wenn sie sagte, dass Emma in Liebesdingen nur allzu gern etwas nachhalf, wenn sich eine Gelegenheit dazu bot.

»Absolut«, antwortete Miri. »Ich kann es kaum noch mitansehen, wie die beiden umeinander herumschleichen. Da muss unbedingt was passieren.«

»Also gut, Mädels, was machen wir?«, erkundigte sich Emma und rieb sich erwartungsvoll die Hände.

»Wir könnten die beiden irgendwo zusammen einsperren und erst wieder rauslassen, wenn sie sich geküsst haben«, schlug Lisa mit funkelnden Augen vor.

Emma verzog das Gesicht und tippte sich an die Stirn. »Spinnst du? Das ist Freiheitsberaubung, das ist dir schon klar, oder?«