Gänseblümchen und ihre außergewöhnlichen Freunde - Kris Felti - E-Book

Gänseblümchen und ihre außergewöhnlichen Freunde E-Book

Kris Felti

0,0

Beschreibung

Gänseblümchen ist ein kleines Mädchen, das anders ist, als gleichaltrige Kinder, weil es sehr spät beginnt, mit ihrer Stimme zu sprechen, weil das Leben um sie herum zu laut ist und sie sich vor dieser lauten Welt fürchtet. Da hat sie es leichter in ihrer kleinen Welt mit den Tieren, Bäumen, Winden und Wassern. Denn diese Freunde akzeptieren sie, wie sie ist, das Mädchen, das in kein Schema passt. Doch unvermeidlich ist, dass sich Gänseblümchen mit der lauten Welt auseinandersetzen muss. Hilfe erhält sie dabei von ihren Freunden und von ihrer Mutter.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 95

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Alle Rechte, insbesondere auf digitale Vervielfältigung, vorbehalten.

Keine Übernahme des Buchblocks in digitale Verzeichnisse,

keine analoge Kopie ohne Zustimmung des Autors.

Das Buchcover darf zur Darstellung des Buches unter Hinweis auf

den Autor jederzeit frei verwendet werden.

Eine anderweitige Vervielfältigung des Coverbildes ist nur mit

Zustimmung des Autors möglich.

Die Illustrationen sind urheberrechtlich geschützt

und dürfen nur mit Zustimmung der Künstlerin verwendet werden.

Die Namen sind frei erfunden, eventuelle Namensgleichheiten zufällig.

www.krisfelti-buch-und-lyrik.de

Neuauflage: August 2022

© Copyright für die Illustrationen: Kris Felti

Illustrationen und Covergestaltung: Ishika Sharma, Indien

© Kris Felti

Verlag & Druck: tredition GmbH,

Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

978-3-347-66032-8 (Softcover)

978-3-347-66035-9 (Hardcover)

978-3-347-66036-6 (e-Book)

Kris Felti

Gänseblümchen

und ihre außergewöhnlichen Freunde

Für meine Kinder

Danke Symone

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Gänseblümchen

Frühlingszauber

Ärger mit den Knöpfen

Launischer Sommer

Eine Zuckertüte für den Kindergarten

Alexander der Vorsichtige

Tilo, der mutige Amselmann

Weihnachtsvorbereitungen am Nordpol

Ein ganz besonderes Weihnachtsfest

Jeder hat seine Zeit

Die Macht der Winde und Stürme

Gänseblümchen kommt zur Schule

Tanzende Buchstaben

Das Schulklassen-Maskottchen »Lucky«

Kein Abschied ohne Hoffnung

Das Geheimnis der neuen Lehrerin

Neue Freunde auf dem Bauernhof

Kleine Angsthasen

Über Autorin und Illustratorin

Veröffentlichungen der Autorin

Vorwort

Kennst du einen Menschen, der mit allen Pflanzen und Tieren dieser Welt befreundet ist?

Eine rot-weiß gefleckte Katze sitzt vis-à-vis auf der Gartenmauer und lächelt. Den eigenen Augen nicht trauend, fragt man sich angstvoll: Hat sie soeben gesprochen? Ist das, was ihre Zähne gerade zum Glänzen bringt, tatsächlich ein Lächeln?

Befindet man sich in einem Traum oder sind es beginnende Wahnvorstellungen?

Gerade leckt die Katze ihre linke Pfote, um sogleich augenzwinkernd damit über ihr Gesicht zu fahren. Es ist so weit: Man ist verrückt geworden …

Gänseblümchen

Sie war eigentlich ein Mädchen, wie jedes andere. Zur Familie gehörten neben ihren Eltern auch ihre beiden Brüder Pinko und Mathies. Sie lebten in einem kleinen Dorf nahe Dresden. Wie jedes andere Kind war sie, und auch doch nicht. So wie man oft den Wert eines ungeschliffenen Diamanten nicht erkennt, sah man dem Mädchen nicht an, dass es ein ganz besonderer Mensch war, dass sich das Licht der Sonnenstrahlen in seinem Herzen brach, es mit einem Mantel aus einem Regenbogen umhüllte und ihm eine Empfindsamkeit gab, die für sehr viele Menschen nicht zu verstehen war. Sie war anders und doch ein Mädchen wie jedes andere.

Nach ihrer Geburt hatte sie eine weiße Haube als Schutz vor den kräftigen Sonnenstrahlen und einem hinterhältigen Wind getragen, und wenn ihre Mutter sie nachts neben sich im Bett betrachtet hatte, war ihr stupsnasiges Gesicht umrahmt gewesen von den Rüschen des Häubchens. Dies hatte das Mutterherz mit viel Freude und Wärme erfüllt und an einen blühenden Garten erinnert, sodass sie ihm den Namen »Gänseblümchen« gegeben hatte.

Gänseblümchen war ein ruhiges Kind mit großen braunen Augen und pechschwarzem Haar, das mit zunehmendem Alter heller über die Schultern fiel. Bereits mit einem Jahr musste die Pracht mit Zöpfen gebändigt werden, damit kein Haar in die Nähe des Gesichtchens kam. Denn Gänseblümchen mochte kein Haar im Gesicht oder an den Händen und schon gar nicht im Mund.

»Gänseblümchen, schau, was ich dir mitgebracht habe«, rief die Mutter lächelnd, während sie dem Mädchen ein kleines Plüschtier hinhielt. »Einen süßen, kleinen Teddy.« Gänseblümchen nahm das Kuscheltier in den Arm, betrachtete sein Gesicht mit den braunen Knopfaugen und drückte ihre kleine Stupsnase in den Stoff. Sie spürte ein leises Zittern und wunderte sich, dass der Kleine so kitzelig war.

Ohne dass ein Laut an die Ohren der Mutter drang, kicherte es: »Ich bin kein Teddy. Das sieht man doch.« Jetzt lächelte auch Gänseblümchen. Ihre Lippen ließen keine Bewegung erkennen, als sie antwortete: »Ich weiß.« Sie presste ihn fest an sich und das Strahlen in ihren Augen verzauberte die Mutter. »Hundi«, formten ihre Lippen den Namen ihres neuen Freundes, und ihre Mutter war beglückt. Gänseblümchen war zwei Jahre alt und endlich begann sie zu sprechen.

Der Garten lag im wärmenden Sonnenschein, die Wiese war übersät von kleinen Blumen, mit winzigen weißen und rosafarbenen Federn, und die Bäume wiegten sich im Tanz. Gänseblümchen liebte es, allein auf der Wiese zu sitzen und dem Geplauder und Gelächter der den Garten umgebenden Bäume zu lauschen.

Die Mutter in absehbarer Entfernung wissend, brauchte sie kein weiteres menschliches Wesen in ihrer Nähe. Schon gar nicht brauchte sie eine Kindergärtnerin, die sich fortwährend darüber lustig machte, dass Gänseblümchen kaum sprach.

»Kinder, wenn Gänseblümchen nicht laut mit uns spricht, dann dürft ihr nicht reagieren. Sie muss lernen, ihre Bedürfnisse laut zu äußern.« Die Kinder lachten oft über sie. Und wenn sie sich dazu durchrang, mit der menschlichen Welt zu sprechen, kam es leise, sehr zögernd aus ihr hervor.

Ungeübt im Umgang mit ihrer Stimme, die in ihrer Welt nicht notwendig war, wusste sie die Lautstärke nicht zu dosieren. Das Gelächter der Kinder und ihrer Erzieherin erstickte jeden Versuch der Kommunikation.

In ihrem kleinen Universum war es schöner. Gerade stolperte eine dicke Hummel über die dunkelblauen Glockenblumen.

»Mist, Mist, Mist!«, hörte Gänseblümchen den dicken Brummer schimpfen. Sie wusste sofort, dass es nur Heiliam sein konnte. »Du hast aber nicht die beste Laune«, sagte sie, ohne ihren Mund zu öffnen. Über ihre braunen Augen legte sich ein warmer Schleier. Diese Augen konnten mit einer klaren, mitfühlenden, aber auch energischen Stimme sprechen. Heiliam war hocherfreut. »Wenn du wüsstest, was ich schon wieder miterlebt habe«, tüttelte er in einem Summsang, der das Mädchen zum Lachen brachte. Die Hummel lachte ebenfalls.

»Der schwarze Kater des Nachbarn ist mit seiner Pfote in den Fluss getreten. Er hat einen Tanz vollführt und dabei die Pfote so derb geschüttelt, dass zwei riesige Tropfen haarscharf an meinen Flügeln vorbeigerast sind. Dabei hat er sein Gleichgewicht verloren und ist mit der Nase im Wasser aufgekommen. Du hättest ihn sehen sollen! Eine Rakete könnte nicht steiler in die Luft gehen.«

»Redest du über mich?«, maunzte es hinter den Rhododendren. Kaschir kam mit federnden Schritten hervor, um sich zu Gänseblümchen zu setzen und mit seiner Fellpflege fortzufahren. Der Kater war älter als das Mädchen.

Er wusste, wie freudlos es hier gewesen war, als diese kleine stumme Freundin das Grundstück noch nicht mit Leben gefüllt hatte. Den Hundi in der einen Hand liebkoste Gänseblümchen das weiche Fell des tierischen Freundes mit ihrer anderen.

Gerade blickte die Mutter von der Terrasse zu ihr herunter. »Gänseblümchen, bitte geh nicht zu nah an den Fluss!«, rief sie freundlich und winkte ihr zu.

Beinahe alle fünf Minuten schaute die Mutter nach ihrem Kind, immer in Sorge, dass ihm etwas zustoßen könnte. Sie liebte das Bild, wie ihr Mädchen mit ihren kleinen Händen die Gänseblümchen auf der Wiese pflückte und der schwarze Kater des Nachbarn nicht von ihrer Seite wich, als würde er auf sie Acht geben.

Frühlingszauber

Die Blüten des Sauerkirschbaumes waren von einem Weiß, das an den gerade zu Ende gegangenen Winter erinnerte. Laurelia, eine kokette Sauerkirsche, wirbelte ihre dünnen Ärmchen wie Schlangen durch die Luft und betrachtete sich dabei von allen Seiten, als sei sie eine Braut.

»Dieses Jahr wird ein ganz besonderes Jahr«, jauchzte sie in Vorfreude auf die Ankunft der Bienen, die sich noch ziemlich rarmachten. »Meine Kirschen werden weder sauer noch süß schmecken, sodass die Maden mich meiden, die Vögel und Menschen mich aber lieben werden.«

Die Linde auf der gegenüberliegenden Seite peitschte ihre hellgrünen Blätter durch die Luft. »Ach, Laurelia, ich beneide dich. So sehr ich mich auch herausputze, aus mir wird nie eine Braut.«

Gänseblümchen hatte das Gespräch zufällig mit angehört. Sie lief zur Linde, legte ihre Arme um deren dicken Stamm und tröstete sie. »Liebe Taulafi, nicht die Farbe deines Kleides ist wichtig, sondern die Anmut, mit der du dein Kleid trägst. Dein Anblick erfreut nicht nur mich. Wenn meine Mama in den Garten hinausschaut, bleiben ihre Augen nicht nur an Laurelia hängen, sondern auch an dir, an Rialta und Schiwalu. Dabei atmet sie tief ein und fragt mich jedes Mal: »Gänseblümchen, ist es nicht herrlich, wenn der Frühling all diese Wunder entfacht?«

Rialta war die weiß-schwarz-stämmige Birke, die schon zwanzig Jahre ihren Schatten in den Garten warf. Und die Blautanne Schiwalu hatte bereits an die fünfunddreißig Jahre an der Wetterseite des Hauses gestanden. Sie hielt die Sturmböen und den Lärm der Straße von Gänseblümchens Haus fern. Weder zu starker Regen noch zu kräftiger Sturm sollten das Mädchen ängstigen oder das Dach des Hauses beschädigen.

Hansiki kam herangeflogen. Der junge Star war ein kleiner Hallodri. Den letzten Winter hatte er zu einer Selbstfindungsphase auserkoren. Während seine Familie den kalten Teil der Welt verlassen hatte, um auf der warmen Halbkugel zu überwintern, hatte sich Hansiki eine Unmenge an Heu und ausgekämmten Katzenhaaren, die er auf den Balkonen und Terrassen der Dorfbewohner gefunden hatte, in seinen Wohnkasten gestopft.

»Chillen statt Klotzen«, hatte seine Devise gelautet. »Warum soll man immer das tun, was die Eltern und Großeltern richtig finden? Warum nichts infrage stellen oder gar ändern?«

Es war selbstverständlich auch für Hansiki ein Abenteuer gewesen, allein zu überwintern, ohne zu wissen, worauf er sich einließ.

Im Garten stand ein Vogelhaus, in das Gänseblümchens Mutter Sonnenblumenkerne gelegt hatte, sobald der erste Schnee gefallen war. Hansiki liebte diese köstlichen Samen des Sommers. Und wenn der Schnee so hoch gelegen hatte, dass für Nachschub nicht sofort gesorgt werden konnte, hatte er sich auch mit den Meisenknödel zufriedengegeben. Hauptsache, der Bauch war voll.

Im Starkasten war es gemütlich warm gewesen, denn der Winter hatte ein Einsehen mit dem Vogel gehabt und die Temperatur in der Nacht nie niedriger als auf minus 10 Grad sinken lassen. Das war auszuhalten gewesen. Und wenn der Frost doch unverschämt ins Eingangsloch gelugt hatte, hatte der schlaue Vogel Katzenhaare von Kaschir hineingestopft, die beim Auskämmen als dickes Knäuel vom Wind weggetragen und von Hansiki eingefangen worden waren. Er hatte nicht wirklich frieren müssen.

Aber der Winter hatte sich bis zum April gezogen. Hansiki hätte nicht gedacht, dass ihm die Sonne so fehlen würde. Die dicken Wolken aus Schnee hatten den Sonnenstrahlen lange den Weg auf die Erde versperrt. Ende Februar hatte eine tiefe Depression sein Gemüt zu verdunkeln begonnen.

Er war oft tagelang ohne Futter in seinem weichen Zuhause liegen geblieben, und die Kräfte hatten ihn zusehends verlassen. Zu faul, sich im Vogelhäuschen ein paar Körnchen zu picken oder auf die Terrasse zu fliegen, um mit Gänseblümchen zu sprechen, hatte er jeglichen Sinn für Zeit verloren.

Wer weiß, was von ihm übrig geblieben wäre, hätte die Sonne nicht ein Mitleid mit ihm und den Frühling nicht im Schlepptau gehabt. Mit langen, wärmenden Strahlen erhellte sie nun den Star-Kasten.

Die Lebensgeister waren in das kleine Herz des Vogeljünglings zurückgekehrt. Jetzt ging es ihm langsam besser.

»Halli-hallo-hallöchen«, rief er, während er im Tiefflug, auf sie zustürzte und Gänseblümchen sich schützend über Kaschir beugte. »Ist es nicht herrlich im jubelnden Garten?«

Der Frohsinn des Vogels war so ansteckend, dass selbst die eingebildete Forsythie Santille ihre gelben Blüten in die Luft warf und sich mehrmals um sich selbst drehte.

»Huiiii«, jauchzte sie, um sich ganz schnell wieder in Position zu bringen und an ihren Zweigen zu zupfen, als schäme sie sich ihrer Gefühle. Gänseblümchen sah mit dem ihr eigenen Glanz dem Treiben zu und war glücklich.

Ärger mit den Knöpfen

Abends saß Gänseblümchen beim Schein ihrer Bettlampe in ihrem Bett, lauschte der Ruhe im Garten und blätterte dabei in den Büchern auf ihrem Schoß. Manchmal hörte sie Quiki, die kleine Fledermaus, die ihre Runden flog, um Mücken, stechende Plagegeister, die es nicht erwarten konnten, den Sommer zu genießen, von Gänseblümchens Zimmerfenster fernzuhalten.