Geeinte Menschheit - Sri Aurobindo - E-Book

Geeinte Menschheit E-Book

Sri Aurobindo

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Beschreibung

„In einem tiefen Sinn sind es der Ruf und die Anziehung der Zukunft, die die Vergangenheit und die Gegenwart hervorbringen. Und es wird immer deutlicher werden, dass diese Zukunft im Wachstum der Gottheit im Menschen besteht. Das ist die höchste Bestimmung dieser denkenden und wollenden und um ihre eigene Vollkommenheit bemühten Art. Dies ist eine Weise, die wir immer häufiger vernehmen werden, das Lied von der wachsenden Gottheit der Menschenart, von menschlicher Einheit, von spiritueller Freiheit, vom kommenden Übermenschtum des Menschen, vom göttlichen Ideal, das sich im Leben auf der Erde zu verwirklichen sucht, vom Aufruf an den Einzelnen, seinen gottgleichen Möglichkeiten gerecht zu werden.“ (Sri Aurobindo) „Hört auf zu denken, ihr kommt aus dem Westen, die anderen aus dem Osten. Alle Menschen sind von gleicher göttlicher Herkunft und es ist ihnen bestimmt, das Einssein dieser Herkunft auf Erden zu manifestieren.“ (Die Mutter) „Eine neue Welt, die auf Wahrheit gegründet ist und die alte Sklaverei der Falschheit zurückweist, will Geburt annehmen. In allen Ländern gibt es Menschen, die das wissen, ja dies fühlen. Ihnen rufen wir zu: Wollt ihr mitarbeiten?“ (Die Mutter)

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Omsriaurobindomira

ALLES

LEBEN

IST

YOGA

All life is Yoga. – Sri Aurobindo

Geeinte Menschheit

Sri Aurobindo | Die Mutter

SRI AUROBINDO

DIGITAL EDITION

SRI AUROBINDO BHAVAN

BERCHTESGADENER LAND

www.sriaurobindo.center

© Copyright 2025

Herausgeber

AURO MEDIA

Verlag und Fachbuchhandel

Wilfried Schuh

Deutschland

www.auro.media

eBook Design

SRI AUROBINDO DIGITAL EDITION

Deutschland, Berchtesgaden

Geeinte Menschheit

Auszüge aus den Werken von

Sri Aurobindo und der Mutter

Dritte Auflage 2025

ISBN 978-3-937701-81-3

© Fotos und Textauszüge

Sri Aurobindos und der Mutter:

Sri Aurobindo Ashram Trust

Puducherry, Indien

Blume auf dem Cover:

Dahlia. Weiß.

Die von der Mutter gegebene spirituelle Bedeutung:

Übermenschheit

Das Ziel unseres sehnsuchtsvollen Strebens.

Vorwort

Überall auf der Welt wächst das Interesse an Spiritualität und Yoga. Man kann eine zunehmende Suche nach dem wahren Sinn und Zweck des Lebens erkennen, eine Suche nach tieferen Lösungen für die Probleme, mit denen wir alle konfrontiert sind, und man kann eine zunehmende Bemühung beobachten, am evolutionären Wandel und Fortschritt der Menschheit beitragen zu wollen.

Bei dieser Suche und Bemühung wenden sich immer mehr Menschen an Sri Aurobindo und die Mutter, um Führung und Kraft zu finden. Aber in den umfangreichen Werken Sri Aurobindos und der Mutter wissen wir oft nicht, wo wir Antworten auf unsere Fragen finden können. Aus diesem Grund haben wir zu bestimmten Themen des alltäglichen Lebens einfache Auszüge aus ihren Werken zusammengetragen, die für die Sadhana eine praktische Orientierung im Alltag geben sollen, denn wahre Spiritualität bedeutet nicht, sich vom Leben abzukehren, sondern das Leben mit einer Göttlichen Vollkommenheit zu vollenden.

Diesbezüglich sagte die Mutter:

„Sri Aurobindo sollte nicht nach Büchern studiert werden, sondern nach Themen – was er über das Göttliche, die Einheit, die Religion, die Evolution, die Erziehung, die Selbstvervollkommnung, das Supramental, usw. gesagt hat.“ (CWM Vol. 12, p. 206)

Bei einer anderen Gelegenheit sagte sie:

„Wenn du wissen willst, was Sri Aurobindo zu einem bestimmten Thema gesagt hat, musst du zumindest alles lesen, was er zu diesem Thema geschrieben hat. Man wird dann sehen, dass er die widersprüchlichsten Dinge gesagt zu haben scheint. Aber wenn man alles gelesen und ein wenig verstanden hat, sieht man, dass all die Widersprüche sich ergänzen und in einer integralen Synthese geordnet und geeint sind.“ (CWM Vol. 16, pp. 309-10)

Unsere Titel aus der Reihe ALLES LEBEN IST YOGA sind ein Versuch, etwas mehr Klarheit über ein bestimmtes Thema zu gewinnen und so vielleicht unsere persönlichen Bemühungen in die richtige Richtung zu lenken. Denn Sri Aurobindo sagt:

„Es ist stets wünschenswert, sich in die richtige Richtung zu bemühen; selbst wenn man scheitert, bringt das Bemühen ein bestimmtes Ergebnis und ist niemals verloren.“ (CWSA Vol. 29, p. 87)

Die Übersetzung der Textstellen von Sri Aurobindo erfolgte aus dem ursprünglichen Englisch, während die meisten Passagen der Mutter bereits Übersetzungen aus dem Französischen waren. Fast alle Texte der Mutter wurden ihren Gesprächen, die sie mit Kindern und Erwachsenen führte, entnommen, einige ihren Schriften. Wir müssen außerdem berücksichtigen, dass die Auszüge ihrem ursprünglichen Zusammenhang entnommen wurden und dass jede Zusammenstellung ihrer Natur nach möglicherweise einen persönlichen und subjektiven Charakter hat. Es wurde jedoch der aufrichtige Versuch unternommen, der Vision Sri Aurobindos und der Mutter treu zu bleiben.

Die Textauszüge sind vom Verlag zum Teil mit Kapiteln und Überschriften versehen worden, um ihre Themen hervorzuheben. Sofern es möglich war, wurden sie in Anlehnung eines Satzes aus dem Text selbst gewählt.

Sri Aurobindo und die Mutter machen von der in der englischen Sprache gegebenen Möglichkeit, Wörter groß zu schreiben, um ihre Bedeutung hervorzuheben, häufig Gebrauch. Mit dieser Großschreibung bezeichnen sie meist Begriffe aus übergeordneten Daseinsbereichen, doch auch allgemeine wie Licht, Friede, Kraft usw., wenn sie ihnen einen vom üblichen Gebrauch abweichenden Sinn zuordnen. Diese Begriffe wurden in diesem Buch kursiv hervorgehoben, um dem Leser zu einer leichteren Einfühlung in diese subtilen Unterscheidungen zu verhelfen.

Eckige Klammern bezeichnen Einfügungen des Übersetzers, die um des besseren Verständnisses willen angebracht erschienen. Einige wenige Sanskritwörter wie Sadhana, Sadhaka, Yoga usw. wurden eingedeutscht, da sie durch ihren häufigen Gebrauch bereits als Bestandteil der deutschen Sprache angesehen werden können. Alle anderen Sanskritwörter sind kursiv hervorgehoben, wobei auf diakritische Transkriptionszeichen verzichtet wurde.

Die kursiv geschriebenen Textpassagen vor den Worten Sri Aurobindos und der Mutter sind Fragen bzw. Antworten von Schülern oder sonstige erläuternde Texte.

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Impressum

Anmerkung des Herausgebers

Zitate

GEEINTE MENSCHHEIT

1. Die Unausweichlichkeit menschlicher Einheit

2. Die möglichen Formen und Schwierigkeiten

3. Einheit in der Vielfalt

4. Die ideale Lösung

5. Die wahre Einheit

6. Worte der Mutter

7. Botschaften der Mutter

Bibliographie

Orientierungsmarken

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelseite

Copyright

Vorwort

Quellenangaben

In einem tieferen Sinn sind es der Ruf und die Anziehung der Zukunft, die die Vergangenheit und die Gegenwart hervorbringen. Und es wird immer deutlicher werden, dass diese Zukunft im Wachstum der Gottheit im Menschen besteht. Das ist die höchste Bestimmung dieser denkenden und wollenden und um ihre eigene Vollkommenheit bemühten Art. Dies ist eine Weise, die wir immer häufiger vernehmen werden, das Lied von der wachsenden Gottheit des Geschlechts, von menschlicher Einheit, von spiritueller Freiheit, vom kommenden Übermenschtum des Menschen, vom göttlichen Ideal, das sich im Leben auf der Erde zu verwirklichen sucht, vom Aufruf an den Einzelnen, seinen gottgleichen Möglichkeiten gerecht zu werden.

– Sri Aurobindo

Hört auf zu denken, ihr kommt aus dem Westen, die anderen aus dem Osten. Alle Menschen sind von gleicher göttlicher Herkunft, und es ist ihnen bestimmt, das Einssein dieser Herkunft auf Erden zu manifestieren.

– Die Mutter

Sri Aurobindo | Die Mutter GEEINTE MENSCHHEIT

Kapitel 1

Die Unausweichlichkeit menschlicher Einheit

Worte Sri Aurobindos

Heute dringt das Ideal einer geeinten Menschheit, mehr oder weniger verschwommen, immer stärker in den Vordergrund unseres Bewusstseins. Wenn im menschlichen Denken ein Ideal auftaucht, ist das stets ein Zeichen dafür, dass die Natur eine bestimmte Absicht verfolgt. Sie braucht dabei gar nicht immer die Absicht zu haben, das Ideal zu verwirklichen. Manchmal zeigt es nur einen Versuch an, dem vorläufig noch ein Fehlschlag bestimmt ist. Denn die Natur ist in ihren Methoden langsam und geduldig. Sie greift Ideen auf und verwirklicht sie zur Hälfte. Dann lässt sie sie am Wegrand liegen, um sie in einer späteren Epoche in einem besseren Zusammenhang wieder aufzugreifen. Sie erprobt die Menschheit, ihr denkendes Instrument, sie testet, inwieweit jene schon zur Harmonie fähig ist, die sie erträumt. Sie erlaubt dem Menschen, seine Ideen auszuprobieren, selbst wenn er dabei versagt, damit er daraus lernt und ein anderes Mal besser zum Ziel kommt. Ist das Ideal in den Vordergrund des Denkens gedrungen, muss gewiss der Versuch zu seiner Verwirklichung gemacht werden. Das Ideal einer geeinten Menschheit wird wahrscheinlich eine entscheidende Rolle unter den die Zukunft bestimmenden Kräften spielen. Denn die intellektuellen und die materiellen Umstände unseres Zeitalters haben diese Einung vorbereitet, zwingen sie uns geradezu auf. Hier sind es besonders die naturwissenschaftlichen Entdeckungen, die unsere Erde so klein gemacht haben, dass ihre gewaltigsten Reiche nur noch als Provinzen eines einzigen Landes erscheinen.

Aber die Gunst der materiellen Umstände könnte dem Ideal auch einen Fehlschlag bereiten. Wenn nämlich die materiellen Verhältnisse eine weitreichende Umwandlung begünstigen, aber Herz und Mental der menschlichen Rasse, besonders das Herz, nicht wirklich darauf vorbereitet sind, kann man einen Misserfolg voraussagen. Es sei denn, die Menschen sind rechtzeitig weise und nehmen die innere Umwandlung zusammen mit der äußeren Umgestaltung auf sich. Der menschliche Intellekt ist jedoch gegenwärtig durch die Naturwissenschaft so stark mechanisiert worden, dass er die Umwälzung, auf die er sich selbst immer mehr einstellt, vermutlich in der Hauptsache oder allein mit mechanischen Mitteln durch soziale und politische Anpassungen durchzuführen versucht. Nun kann aber nicht die Einheit der Menschheit, weder überwiegend noch ausschließlich, durch soziale und politische Maßnahmen so zustande gebracht werden, dass sie von Dauer ist und Segen bringt.

Worte Sri Aurobindos

Die äußere Vereinigung mag, möglicherweise in relativ kurzer Zeit – was aber noch gar nicht sicher ist –, zustande kommen, weil die unentrinnbare Zielstrebigkeit des Wirkens der Natur in der menschlichen Gesellschaft dorthin geht. Sie arbeitet auf immer umfassendere Verbände hin und muss darum unfehlbar zu einer totalen Zusammenfassung der Menschheit in einem geschlosseneren internationalen System gelangen.

Bei diesem Wirken verlässt sich die Natur auf zwei Kräfte als ihre Vollzugsmittel, die sich kombinieren, um den umfassenderen Zusammenschluss unvermeidlich zu machen. Die erste Kraft ist die fortschreitende Annäherung gemeinsamer Interessen, zumindest gegenseitige Verflechtung und Wechselbeziehung der Interessen in immer weiterem Umkreis. Dieser Vorgang verwandelt die alten Trennungen in Hindernisse und in eine Ursache von Schwäche, Hemmung und Reibung. Zusammenstoß und Konflikt, die aus dieser Reibung entstehen, werden verheerend für alle, selbst für den Sieger, der für seine Gewinne einen zu hohen Preis bezahlen muss. Da aber der Krieg immer komplexer und unheilvoller wird, sind selbst die erwarteten Gewinne nur mit immer größeren Schwierigkeiten zu erzielen, und der Erfolg wird immer problematischer. Weil aber die Einsicht in die Gemeinschaft oder Verflochtenheit der Interessen zunimmt und die Menschen immer unwilliger werden, die Konsequenzen von Zusammenstoß und verheerendem Krieg auf sich zu nehmen, werden sie geradezu gedrängt, jedes Mittel zur Milderung der Spaltungen zu begrüßen, die zu so großem Unheil führen. Wenn man aber dem Zug zur Milderung der Trennungen einmal definitive Form gegeben hat, ist damit eine Bewegung in Schwung gebracht, die zu einer immer enger werdenden Union treibt. Wenn die Natur mit diesen Mitteln nicht zu ihrem Ziel gelangen kann und die Gegensätzlichkeit zu groß ist, als dass der Zug zur Vereinigung siegen kann, wird die Natur andere Mittel verwenden wie Krieg, Eroberung und zeitweilige Vorherrschaft eines machtvollen Staates oder Imperiums oder die Bedrohung durch eine solche Herrschaft, die die Bedrohten zwingt, ein engeres System der Einung anzunehmen. Diese Mittel und Kraft äußeren Zwanges benutzte die Natur schon, um die Nation-Einheiten und die nationalen Imperien zu schaffen. Im Grunde sind es – wenn auch durch die Umstände und in ihrer Arbeitsmethode abgewandelt – dieselben Mittel und dieselbe Kraft, die die Natur anwendet, um die Menschheit zur internationalen Vereinigung zu führen.

Zweitens wirkt hier aber auch die Kraft eines gemeinsamen einigenden Empfindens. Dieses kann auf zwei Arten arbeiten: Es kann vorausgehen als Ursache oder mitwirkender Grund, oder es kann später eintreten als festigendes Ergebnis. Im ersten Fall entsteht das Empfinden für eine umfassendere Einheit bei bisher getrennten Vereinigungen. Es veranlasst sie, nach einer Form der Vereinigung zu suchen, die primär durch die Kraft dieses Gefühls und die zugrundeliegende Idee zustande kommt, sekundär durch diese Kraft der Empfindung als innere Hilfe zu anderen, mehr äußeren Ereignissen und Ursachen. Es ist zu bedenken, dass diese Empfindung in früheren Zeiten nur ungenügend wirksam wurde, unter den kleinen Sippen- oder Gebiets-Nationen. Die Vereinigung musste gewöhnlich durch äußere Umstände bewirkt werden, im Allgemeinen durch die gröbsten von ihnen, nämlich durch Krieg und Eroberung, durch die Vorherrschaft des mächtigsten Volkes unter vielen kriegerischen oder benachbarten Völkern. Später hat aber die Kraft des Gefühls zur Einheit, zumal wenn es von einer klaren politischen Idee unterstützt wurde, zu immer größerem Erfolg geführt. Die umfassenderen nationalen Zusammenschlüsse sind durch einfachen Akt der Föderation oder Union erwachsen, wenn ihm auch manchmal ein gemeinsamer Kampf um die Freiheit oder Vereinigung im Krieg gegen einen gemeinsamen Feind vorausgegangen ist. So sind die Vereinigten Staaten, Italien und Deutschland zu ihrer Einheit zusammengewachsen. Auf friedlicherem Wege einten sich die Föderationen von Australien und Südafrika. In anderen Fällen, besonders bei den früheren nationalen Zusammenschlüssen, ist jedoch das Gefühl zur Einung hauptsächlich oder völlig als Ergebnis vorausgegangener formaler äußerer oder mechanischer Vereinigung entstanden. Um dieses Gefühl heranzubilden und um es wachsen zu lassen, ist der seelische Faktor unentbehrlich. Ohne ihn kann es keine gesicherte und dauernde Union geben. Wenn ein solches Gefühl fehlte, wenn man versäumte, es heranzubilden, und wenn man es nicht lebendig, natürlich und zwingend genug machen konnte, war das die Ursache der Gefährdung von Zusammenschlüssen, wie in Österreich-Ungarn, und der Kurzlebigkeit der alten Imperien. Es wird, wenn sich die Umstände nicht ändern, auch den Zusammenbruch oder die Auflösung der heutigen großen Imperien herbeiführen.

Das Drängen der Kräfte auf eine Art internationaler Weltorganisation, das zu einer möglichen fernen Vereinigung führt, wird durch den Druck von Bedürfnis und Umwelt, durch äußere Umstände durchgesetzt. Heute tritt es zunehmend deutlich als Idee oder inneres Verlangen hervor, obwohl die Ursachen, die es unvermeidlich machen, schon seit geraumer Zeit am Werk sind. Gleichzeitig wird durch die äußeren Umstände ein Empfinden gefördert und angeregt, ein kosmopolitisches, internationales Gefühl, das zwar noch nebelhaft und idealistisch vage ist, aber das Wachsen der formalen Union beschleunigen mag. Für sich allein wäre dieses Gefühl nur ein unzureichendes Mittel, um eine mechanische Union, die man schafft, zu festigen und zu erhalten. Denn es kann kaum so unmittelbar und zwingend sein wie das Nationalgefühl. Es müsste Kraft und Halt hauptsächlich aus der Zweckmäßigkeit der Union beziehen. Die Erfahrung in der Vergangenheit beweist aber, dass das bloße Bedürfnis nach Zweckmäßigkeit letzten Endes nicht stark genug ist, um dem Druck ungünstiger Umstände, wiedererstarkenden alten oder wachsenden neuen zentrifugalen Kräften zu widerstehen. Es ist jedoch noch eine stärkere Kraft am Werk, eine Art intellektueller Religion der Humanität. Sie ist klare Erkenntnis im Bewusstsein nur Weniger, doch wird sie von Vielen vage in ihren Auswirkungen und Verhüllungen empfunden. Sie hat weithin dazu beigetragen, die Richtung der modernen Mentalität und die treibenden Kräfte in den aus ihr entstandenen Institutionen zu bestimmen. Das ist eine seelische Kraft, die über die Formel der Nation hinaus vorzustoßen strebt und danach trachtet, die Religion der Verehrung des Landes zu ersetzen, ja, das nationale Empfinden in seinen extremeren Formen ganz zu zerstören und die aus ihm herrührenden Trennungen zu beseitigen, um die einzige Nation der Menschheit zu schaffen.

Wir können also sagen, dieser Zug der Entwicklung muss sich letzten Endes selbst verwirklichen, wie groß auch die ihm entgegenstehenden Schwierigkeiten noch sein mögen. Und sie sind wahrscheinlich enorm, viel größer als jene, die der Bildung der Nation entgegenstanden. Sollte die gegenwärtige unbefriedigende Lage der internationalen Beziehungen zu einer Reihe von katastrophalen Zusammenbrüchen führen – entweder weit und weltumfassend wie der jetzige Krieg oder, einzeln in der Reichweite zwar begrenzt, doch in der Summe die ganze Welt durchdringend und zwangsläufig, durch die wachsenden Wechselbeziehungen der Interessen, auch jene schädigend, die nicht unter ihre direkte Auswirkung fallen –, wird die Menschheit schließlich um ihrer Selbsterhaltung willen zu einer neuen, engeren und strafferen Ordnung der Dinge gezwungen sein. Ihr bleibt dann nur die Wahl zwischen dieser Neuen Ordnung und schleichendem Selbstmord. Wenn die menschliche Vernunft keinen Ausweg aus diesem Dilemma finden kann, greift die Natur gewiss ein und gestaltet die Umbrüche so, dass sie ihr Ziel erreicht. Darum können wir uns darauf verlassen, dass letzten Endes eine Vereinigung, zumindest eine formale Organisation des Lebens der Menschen auf der Erde, praktisch unausbleiblich ist, wobei man das Unberechenbare immer in Anschlag bringen muss. Die Einung wird gewiss kommen, ob bald oder erst im Verlauf einer längeren Zeit, ob durch ihr eigenes, immer stärker werdendes Gefühl für Einheit, angeregt durch gemeinsames Interesse und Zweckdienlichkeit, oder durch den evolutionären Druck der Umstände.

Kapitel 2

Die möglichen Formen und Schwierigkeiten

Worte Sri Aurobindos

Voraussichtlich wird es einen zentralisierten Welt-Staat geben oder eine losere Welt-Union. Letztere kann entweder eine eng geschlossene Föderation sein oder eine einfache Konföderation der Völker für die gemeinsamen Zwecke der Menschheit. Die zweite von beiden Formen ist die wünschenswerteste, weil sie weitestgehend das Prinzip der Variation berücksichtigt, das für das freie Spiel des Lebens und gesunden Fortschritt der Menschheit nötig ist. Der Prozess, durch den der Welt-Staat zustande kommen kann, beginnt mit der Schaffung einer zentralen Körperschaft, die zu Beginn sehr begrenzte Funktionen haben wird. Ist diese aber einmal geschaffen, muss sie stufenweise die verschiedenen Maßnahmen zentralisierter internationaler Kontrolle auf sich vereinigen. Ebenso hat der Staat, zuerst in der Form der Monarchie, dann eines Parlaments, stufenweise die ganze Kontrolle des nationalen Lebens an sich gezogen. Wir geraten so in die Nähe des zentralisierten sozialistischen Staates, der keine Seite des individuellen Lebens außerhalb seines Reglements lassen wird. Ein ähnlicher Prozess im Welt-Staat wird schließlich dazu führen, dass er das ganze Leben der Völker in seine Hand nimmt und reglementiert. Das kann letztlich so weit gehen, dass er die nationale Individualität abschafft und deren Einteilungen in rein geographische Gruppierungen nach Departements, Provinzen und Distrikten des einen gemeinsamen Staates verwandelt. Eine solche Eventualität mag heute noch phantastisch oder unverwirklichbar erscheinen, ist aber eine Entwicklungsform, die unter gewissen Umständen, die keineswegs außerhalb des Bereichs des Möglichen liegen, sehr wohl praktikabel und, nachdem ein gewisser Punkt erreicht ist, auch unausweichlich werden kann.

Worte Sri Aurobindos

Die notwendige Folge davon ist eine statische Ordnung der Gesellschaft. Ohne die Freiheit des Individuums kann aber die Gesellschaft nicht fortschrittlich bleiben, macht sie in den ausgefahrenen Geleisen regulierter Vollkommenheit dauernd weiter, das heißt in einem Mechanismus, den man wegen der Rationalität des Systems und der symmetrischen Ordnungsidee, die er verkörpert, so bezeichnet. Die Masse in der Gemeinschaft ist in ihrem Bewusstsein immer konservativ und statisch. Sie bewegt sich nur zögernd im Prozess der unterbewussten Natur vorwärts. Allein das freie Individuum ist der bewusst fortschreitende Mensch. Nur wenn er es vermag, die Masse an seinem schöpferischen und vorwärtsdrängenden Bewusstsein teilnehmen zu lassen, kann es eine fortschrittliche Gesellschaft geben.

Worte Sri Aurobindos

Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass unter den gegenwärtigen Bedingungen die Vereinigung der Menschheit durch einen Staatsmechanismus zustande gebracht werden kann, einerlei ob durch einen Zusammenschluss von machtvollen und organisierten Staaten, die untereinander in sorgfältig geordneten und gesetzlich geregelten Beziehungen stehen, oder dadurch, dass ein einziger Welt-Staat die gegenwärtige halbchaotische und halbgeordnete Vereinigung der Nationen ersetzt, ob dabei die Form jenes Welt-Staates die eines einzigen Imperiums sein mag, wie einst das Römische Reich, oder ob die Vereinigung in einem föderativen Staatenbund besteht. Solch äußere administrative Vereinigung mag in naher Zukunft beabsichtigt sein, um die Menschheit an die Idee eines gemeinsamen Lebens, an dessen allgemeine Konstitution und Möglichkeit zu gewöhnen. Sie kann aber noch nicht wirklich gesund, dauerhaft oder in jeder Hinsicht für das menschliche Schicksal wohltätig sein, wenn nicht etwas Tieferes, Innerliches und Wirkliches zur Entfaltung kommt. Sonst wird man die Erfahrung der antiken Welt noch einmal in viel größerem Maßstab und unter anderen Umständen wiederholen müssen. Das Experiment wird in sich zusammenbrechen und einem neuen, umformenden Zeitalter der Verwirrung und Anarchie Platz machen. Vielleicht ist auch diese Erfahrung für die Menschheit nötig, doch sollte es uns jetzt möglich sein, sie zu vermeiden, indem wir die mechanischen Mittel unserer wahren Entwicklung unterordnen in einer sittlichen und gar spiritualisierten Menschheit, die in ihrer inneren Seele und nicht nur im äußeren Leben und Körper geeint ist.

Worte Sri Aurobindos

Gewiss ist keine der beiden Alternativen und auch keine der drei Formen, die wir betrachtet haben, über ernste Einwendungen erhaben. Ein zentralisierter Welt-Staat würde den Triumph der Idee einer mechanischen Vereinigung oder der Uniformität bedeuten. Das würde unvermeidlich zur übermäßigen Unterdrückung eines unentbehrlichen Elements kraftvollen menschlichen Lebens und Fortschritts führen, des freien Lebens beim Individuum und der freien Variation bei den Völkern. Wenn diese Unterdrückung permanent wird und alle ihre Tendenzen durchsetzt, muss das zuletzt entweder zum lebendigen Begrabensein, zur Stagnation führen, oder neue rettende, nun aber revolutionäre Kräfte und Prinzipien lehnen sich auf und zertrümmern die alte Struktur…

Auch ein föderatives System würde unvermeidlich danach streben, einen allgemeinen Typus für Leben, Institution und Betätigung des Menschen aufzustellen. Es würde dabei nur das Spiel unwichtiger Variationen zulassen. Aber das Bedürfnis nach Variation in der lebendigen Natur könnte sich nicht immer mit so spärlicher Entfaltungsmöglichkeit zufrieden geben. Gegen eine losere Konföderation lässt sich andererseits der Einwand erheben, sie würde allzu leicht zentrifugalen Kräften eine Handhabe bieten, wo sich solche mit neuer Kraft erheben. Eine lockere Konföderation könnte darum nichts Dauerhaftes sein. Sie muss sich der einen oder anderen Richtung zuwenden. Entweder endet sie bei geschlossener strenger Zentralisation, oder es kommt letztlich zum Auseinanderfallen des losen Verbandes in seine ursprünglichen Elemente.

Worte der Mutter

Die Welt ist eine Einheit – das war schon immer so, und das bleibt auch so für immer, selbst jetzt ist es so –, nicht dass sie die Einheit nicht bekommen hat, dass die Einheit von außen her gebracht und ihr auferlegt werden muss.

Die Welt ist sich lediglich ihrer Einheit nicht bewusst. Sie muss bewusst gemacht werden.

Wir glauben, dass die Zeit jetzt günstig ist für dieses Unterfangen.

Denn eine neue Kraft oder ein neues Bewusstsein oder ein neues Licht – nenne das neue Element wie immer du willst – hat sich in der Welt manifestiert, und für die Welt wird es nun möglich, sich ihrer eigenen Einheit bewusst zu werden.

Worte der Mutter

Eine geeinte Menschheit ist eine grundlegende und existierende Tatsache.

Doch hängt die äußere Einung vom guten Willen und der Aufrichtigkeit der Menschheit ab.

Kapitel 3

Einheit in der Vielfalt

Kapitel 4

Die ideale Lösung

Kapitel 5

Die wahre Einheit

Kapitel 6

Worte der Mutter

Kapitel 7

Botschaften der Mutter

ANHANG

Bibliographie

Zitate

The Spiritual Significance of Flowers, p. 33

CWM Vol 15, p. 58

Die Unausweichlichkeit menschlicher Einheit

CWSA Vol 25, pp. 280-81

CWSA Vol 25, pp. 571-74

Die möglichen Formen und Schwierigkeiten

CWSA Vol 25, pp. 574-75

CWSA Vol 25, p. 512

CWSA Vol 25, pp. 302-03

CWSA Vol 25, pp. 575-76

CWM Vol 15, p. 62

CWM Vol 15, p. 66

Einheit in der Vielfalt

CWSA Vol 25, p. 281

CWSA Vol 25, pp. 513-14

CWSA Vol 25, p. 543

CWSA Vol 25, p. 423

CWM Vol 9, pp. 55-56

CWM Vol 12, p. 171

CWM Vol 4, p. 323

Die ideale Lösung

CWSA Vol 25, p. 594

CWSA Vol 25, p. 575

CWSA Vol 25, pp. 428-29

CWSA Vol 25, p. 432

CWSA Vol 25, pp. 431-32

CWSA Vol 25, pp. 395-96

Die wahre Einheit

CWSA Vol 25, pp. 561-63

CWSA Vol 25, p. 433

CWSA Vol 25, pp. 576-78

CWM Vol 13, p. 383

CWM Vol 15, p. 59

CWM Vol 15, p. 64

CWM Vol 15, p. 64

CWM Vol 15, p. 196

CWM Vol 13, p. 201

CWM Vol 15, p. 59

CWSA Vol 25, pp. 585-87

Worte der Mutter

CWM Vol 9, pp. 295-301

CWM Vol 9, pp. 312-15

CWM Vol 9, pp. 410-11

Botschaften der Mutter

CWM Vol 15, p. 60

CWM Vol 15, pp. 60-61

CWM Vol 15, p. 62

CWM: Collected Works of the Mother, 2nd ed., Vols. 1-17CWSA: Complete Works of Sri Aurobindo, 2012, Vols. 1-37