Gefangen in der virtuellen Realität (EXO-TERRESTRIAL-FORCES 4) - Jens F. Simon - E-Book

Gefangen in der virtuellen Realität (EXO-TERRESTRIAL-FORCES 4) E-Book

Jens F. Simon

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Beschreibung

Sigurd lebt in der Vergangenheit seiner eigenen Welt. Es weiß nicht, dass er ein Gefangener eines lebenden Programms geworden ist. Die digitale Welt stellt sich für ihn als Realität da. Seine Eltern leben noch und er wohnt in seinem alten Elternhaus. Auf der Suche nach einem Job verlässt er sein kleines Dorf und gerät unvermittelt an den Rand der programmierten Sequenz. Eine schwarze Unendlichkeit tut sich mitten auf der Straße auf. Nur ganz langsam wird ihm bewusst, dass etwas in seinem Leben nicht stimmen kann. Ein altes Buch scheint eine gewisse Rolle zu spielen und als dann auch noch der schwarze Panther auftaucht, den er aus einem anderen Leben zu kennen glaubt, ist er nahe daran, den Verstand zu verlieren.

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Seitenzahl: 329

Veröffentlichungsjahr: 2024

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EXO-TERRESTRIAL-FORCES

Vermächtnis der OUTER-SPACE-Naniten

Band 4

Gefangen in der virtuellen Realität 

© 2024 Jens F. Simon

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

STAR-DUST Sammelband Bände 13 - 16

ISBN: 978-3-96674-693-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bist du sicher, dass du wirklich lebst? Deine Existenz besteht aus einer Abfolge von Wahrnehmungen der Sinne, die dir vorgaukeln zu leben. Was wäre, wenn die Realität sich von deinem subjektiven Erleben erheblich unterscheiden würde? Wenn du auf einmal merkst, dass sich Widersprüche im täglichen Ablauf deines Lebens auftun. Deine Gedanken beginnen, an der Kausalität deines Lebens zu zweifeln. Fremde Gedanken beginnen in dir, die Plausibilität der von dir erlebten Realität infrage zu stellen. Wie wirst du dich jetzt verhalten? Gibst du dich auf oder wirst du kämpfen?

Inhaltsverzeichnis:

Der Tag danach

Fremde Gedanken

Widerstand erwacht

Ende einer Wirklichkeit

Das selbstständige Unterbewusstsein

Am Ende der Wahrheit

Der schwarze Panther

Das Programm

Das Erwachen

Der Fluchthelfer

Die neue Welt

Das Experiment

Die 2. Erde

Die Schicksalstafeln

En-Lils Kampf

Ein neuer Mitstreiter

Die Festung NINTAC

Die Schicksalstafeln

Der Dieb Nin-an-ak

Flucht durch das Sonnensystem

Mond der Gefahren

Gang der Ereignisse

Fluch der Magier

Die Unendlichkeit

Im Nirgendwo

Cogito ergo sum

Der fremde Körper

Déjà-vu

Ort der Erkenntnis

Multiplizität erwünscht

Das Volk der Illusionen

Konsolidierung

Der Tag danach

Wieder einmal erwachte ich mit grässlichen Kopfschmerzen. Diesmal war ich aber selbst daran schuld. Ich hatte letzte Nacht in Delians Kneipe zu tief ins Glas geschaut.

Vorsichtig versuchte ich mich aufzurichten und blinzelte in den beginnenden Tag hinein. Die zugezogenen Gardinen am Fenster verdeckten die Helligkeit nicht gänzlich, sodass einzelne Strahlen zwischen den Stoffbahnen hindurch ihren Weg in den abgedunkelten Raum fanden.

Die Fenster meines Elternhauses verfügten leider über keine Jalousien oder Rollläden.

Ich versuchte nicht gerade in die Lichtbahnen hineinzublicken und stieß mir dabei den Kopf an dem Bücherregal, das sich an der rechten Bettseite befand. Der Schmerz ließ mich nach Luft schnappen und ich sah tatsächlich Sterne vor meinen Augen aufblitzen.

Gleichzeitig vernahm ich nochmals den letzten Satz von Delian: „Ich denke, was du wirklich brauchst, ist ein Job und eine feste Beziehung. Daran solltest du arbeiten!“

Natürlich hatte er recht. Ich war jetzt 32 Jahre alt und was hatte ich aus meinem bisherigen Leben gemacht?

Jedenfalls nicht viel. Von unten hörte ich das Scheppern von Geschirr. Meine Mutter deckte den Frühstückstisch, wie jeden Morgen.

Ich musste unbedingt in meinem Leben etwas ändern. An diesem Entschluss würde sich jetzt auch nichts mehr änderte.

Ich schaute nachdenklich zu dem neuen Bücherregal, das links neben dem Waschbecken, direkt vor dem Schreibtisch stand.

Ich hatte es erst kürzlich gekauft und aufgestellt. Hier wollte ich zunächst alle meine Neuerwerbungen aufbewahren, die ich noch nicht gelesen hatte. Das Regal hatte vier Böden.

Auf dem obersten Boden standen bereits drei ungelesene Science-Fiction Romane und die Bucheinbände ließen mich nicht mehr los. Ich konnte eigentlich noch vor dem Frühstück mit einem Buch anfangen.

Langsam stand ich vom Bett auf und ging auf das Regal zu.

„Die verschollene Zivilisation“ stand auf dem Buchrücken des dicksten Buches in roter Schrift. Ich weiß nicht, wie lange ich einfach nur zu den Büchern geschaut hatte, jedenfalls kam mir auf einmal das ganze Leben so sinnlos vor.

Ich vermisste einen gewissen Antrieb, etwas, dass mir ein Ziel vorgab, auf das ich mich freuen konnte, auf das ich hinarbeiten konnte.

Ich hatte in meinem Leben bisher noch niemals Depressionen gehabt, folglich konnte ich auch nicht wissen, wie sich so etwas anfühlte.

Ich starrte nur noch vor mich hin und vergas, was ich eigentlich tun wollte. In meinem Kopf war eine gähnende Leere.

„Frühstück ist fertig“, hörte ich auf einmal die Stimme meiner Mutter.

Sie schien von sehr weit her zu mir durchzudringen. Ich schleppte mich regelrecht die alte Holztreppe hinunter und ließ mich auf den Küchenstuhl fallen.

„Was ist mit Duschen? Hast du dir wenigstens die Zähne geputzt?“ Ich hörte zwar die Stimme meiner Mutter, jedoch war mir vollkommen gleichgültig, was sie sagte.

Ich saß nur da und stierte auf die volle Tasse Kaffee, die vor mir stand. Was machte ich eigentlich hier? Ich hatte absolut keinen Hunger. Mir kam auf einmal mein Leben wieder so sinnlos vor.

Ich stand auf, ignorierte die Blicke meines Vaters und schlurfte aus der Küche bis zur Treppe.

Mein Leben erschien mir wie ein absurdes Aneinanderreihen von unnötigen Abläufen. Ich setzte mich auf die unterste Stufe, als plötzlich in meinem Geist ein Gedanke entstand: „Es ist auch absurd, vor dem Absurden fliehen zu wollen.“

Der Satz kam mir irgendwie bekannt vor, und als ich anfing, darüber zu grübeln, schossen mir kurz hintereinander Bilder von Gesichtern und von Situationen durch den Kopf, die mir absolut irreal und völlig utopisch erschienen. Genauso schnell, wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder.

Begann ich langsam völlig durchzudrehen? Ich musste mich ablenken.

„Die verschollene Zivilisation“, so hieß das Buch, das ich heute Morgen als Erstes nach dem Aufwachen gesehen hatte. Ich hatte es noch nicht gelesen, und wenn ich so darüber nachdachte, konnte ich mich noch nicht einmal daran erinnern, wann ich es gekauft habe. Etwas wie Interesse schob sich in mein Bewusstsein.

Dicke, rote Buchstaben sprangen mir vom Buchrücken entgegen, als ich es vom Regal nahm. Es war sehr dick und eingebunden.

Gleichzeitig machte es den Eindruck, als wäre es sehr alt. Das war schon merkwürdig, da ich normalerweise nur neue Taschenbücher kaufte und ich mich immer noch nicht erinnern konnte, das Buch überhaupt erworben zu haben.

Ein Geschenk war es auch nicht gewesen, soviel war ich mir jedenfalls sicher.

Neugierig geworden, begann ich den Klappentext auf der Rückseite des Buches zu lesen.

Der Inhalt war schnell beschrieben. Der Protagonist wurde in eine fremde Welt entführt. Es war ein eigenes, kleines Universum, eingebettet in eine Art Hyperraumkokon. Ein Sonnensystem mit zwei fast identischen, bewohnten Planeten, die sich auf derselben Umlaufbahn um die gleiche Sonne bewegten, jedoch befanden sie sich genau auf der gegenüberliegenden Seite.

Die Bevölkerungsstruktur und die Kultur sowie der wissenschaftlich, - technische Entwicklungsstand auf beiden Planeten entsprach in etwa dem Unsrigen.

Es gab jedoch noch eine Besonderheit. Ein übermächtiges Wesen wirkte auf einer der Welten im Verborgenen, sodass seine Bewohner nicht wirklich etwas davon mitbekamen. Als es dann zu einer Bedrohung von außerhalb des kleinen Universums kam, tauchte ein zweiter Mitspieler um die Macht auf.

Die Beschreibung endete je.

Das Ganze hörte sich sehr utopisch, aber gleichzeitig auch irgendwie bekannt an. Ich überlegte noch, ob ich es wirklich anfangen sollte zu lesen und drehte es herum. Vom Cover sprang mir regelrecht das Abbild eines schwarzen Panthers entgegen.

Ich erschrak, wusste aber nicht warum. Irgendwie kam mir der Panther bekannt vor, aber ich konnte das Bild nicht in meine Erinnerungen einordnen. Versonnen begann ich in dem Buch zu blättern und fing spontan an zu lesen:

„Siegwart erwachte aus einem tiefen Schlaf, der in einem merkwürdigen Traum endete, und konnte sich an nichts mehr erinnern. Das heißt, er wusste zwar noch, dass es ein sehr merkwürdiger Traum gewesen sein musste, mehr aber auch nicht.

Er gähnte ausgiebig und wunderte sich, dass es immer noch relativ düster war. Normalerweise schien um diese Zeit bereits die Sonne und es war zumindest taghell, wenn er morgens aufwachte.

Ein kurzer Blick zur Uhr bestätigte ihm, dass es bereits 08.30 Uhr war. Die rot leuchtenden Ziffern der digitalen Anzeige stachen wie ein Fanal aus dem Grau in Grau der Umgebung hervor.

„Licht“, rief er der computergesteuerten Zimmer Sensorik zu, aber es tat sich nichts. Die gewohnte matte Beleuchtung, die sich normalerweise sofort nach seiner mündlichen Aufforderung einstellte, blieb aus.

Stattdessen gewahrte er am Ende des Zimmers, dort wo sich der Kleiderschrank befinden musste, viele kleine, grün leuchtende Lichtpunkte. Sie schwirrten durch die Luft wie Mücken, nur dass es unendlich viele waren.

Siegwart blinzelte mehrmals und dachte wohl, dass es an seinen Augen lag. Aber die Leuchtpunkte blieben.

Neugierig beobachtete er, wie es immer mehr Punkte wurden. Sie durchdrangen jetzt den Kleiderschrank und es sah fast so aus, als würden sie von außen kommen und durch die massive Wand in das Zimmer eindringen.

Je länger er auf diese Stelle blickte, umso mehr konnte er erkennen.

Der Schrank und die Wand dahinter waren verschwunden, einfach in Luft aufgelöst. Dafür waberte dort jetzt eine graue Masse, die keine Konsistenz mehr aufwies.

Siegwart erschrak, als sich diese Masse jetzt exponentiell schnell ausbreitete und auf ihn zukam.

Das halbe Zimmer hatte sich aufgelöst und die grünen Lichtpunkte nahmen bereits Besitz von seinem Bett. Die noch vorhandene reale Wirklichkeit wirkte zu der grauen Masse hin wie ausgefranst.

Mit einem lauten Schrei sprang Siegwart aus dem Bett und blickte sich gehetzt in dem letzten Teil seines Zimmers um, der noch vorhanden war.

Er stand ganz nahe am Fenster und wusste, dass der einzige Ausweg ein Sprung aus dem zweiten Stock war, um der Umwandlung oder was auch sonst mit ihm geschehen würde, zu entgehen. Hastig strich er die Vorhänge beiseite und riss die beiden Fensterhälften auf.

Mit einem gurgelnden Aufschrei starrte Siegwart in die grünen Punkte und die graue Masse, die jetzt ebenfalls von außen durch das geöffnete Fenster herein quoll.“

Auf meiner Stirn stand der dicke Schweiß. Ich hörte auf zu lesen und blickte mich verstört um. Das war mir noch nie passiert, dass mich eine Geschichte dermaßen mitriss. Ich hatte ja gerade erst angefangen zu lesen und musste schon wieder aufhören. Mein Herz raste wie wild und ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Voller Spannung blätterte ich die Seite um und las weiter.

„Das Programm wurde beendet. Der sequenzielle Zugriff auf die Daten wurde rückgängig gemacht. Der Delinquent wird zur geistigen Reanimation vorbereitet.“

Der autonome Stadtcomputer ließ eine Ewigkeit von einer Sekunde verstreichen, dann setzte er seine Ausführungen fort.

„Ein Fehler in der Programmmatrize hat die Matrix beschädigt. Es war nicht möglich, das Programm unauffällig wieder zu booten.“

Die beiden planetarischen Allokatoren schauten sich betreten an.

„Reanimation abbrechen. Der Delinquent bleibt zunächst in der Ruhephase. Überprüfung der Matrix einleiten!“

Der Befehl erging fast zeitlos direkt über die neuronale Verbindung. Der autonome Stadtcomputer jedoch schien anderer Ansicht zu sein als die beiden oberen Führer. Er bestätigte zwar den Befehl, aber führte ihn nicht direkt aus, sondern modifizierte die Parameter.

Der Delinquent mit dem Eigennamen Siegwart bekam einen interaktiven Dispens, was so viel bedeutete, dass er nochmals kurzfristig zurück in die Programmmatrix geschickt wurde.

Der Dispens war mit einem zeitlichen Countdown verbunden und würde automatisch nach Ablauf der definierten Zeitperiode die geistige Reanimation einleiten. Siegwart sah sich eben noch der grauen Masse ausgesetzt und im nächsten Moment lag er wieder im Bett. Heller Sonnenschein durchströmte den Raum, und als er aufblickte, hatte sich das Zimmer in seiner Größe fast verdoppelt.“

Langsam, langsam. Was war denn jetzt los? Ich verstand die Zusammenhänge nicht mehr. Ich begann die neue Seite nochmals von vorne zu lesen und diesmal etwas langsamer.

Dieser Siegwart, ein merkwürdiger Name, befand sich anscheinend nicht in der realen Welt, sondern in einer virtuellen, programmierten Welt. In Ordnung, soviel hatte ich jetzt verstanden.

Außerdem schien er nicht zu wissen, wo er sich befand. Soweit, so gut.     

„Leise Atemgeräusche ließen Siegwart verblüfft zur Seite blicken. Neben ihm lag noch im tiefen Schlaf eine schwarzhaarige Frau. „Jetzt mal langsam. Es gibt eine logische Erklärung für das Ganze. Ich habe geträumt und bin jetzt aufgewacht.“

Seine Gedanken fingen an, Purzelbäume zu schlagen.

„Aber wer ist die Frau in meinem Bett?“ Er streckte die Hand nach ihr aus, und als er ihre nackte Schulter berührte, spürte er tatsächlich einen Gegendruck. Aber dann geschah etwas sehr Merkwürdiges. Der Körper der Frau wurde von einem kurzen Flimmern eingehüllt. Es sah aus, wie eine holografische Projektion, deren Lichtfrequenz differierte. „Logische Konsequenz, ich befinde mich immer noch in einem Traum!“ Siegwart starrte noch eine Weile auf den jetzt wieder gut sichtbaren Körper der Frau.

„Wenn dies wirklich ein Traum war, wie ging er jetzt weiter?“

Als sich nichts mehr tat, tippte er wieder mit der rechten Hand ganz sachte an ihre Schulter. Er spürte den leichten Gegendruck der Hautoberfläche und erschrak trotzdem, obwohl er damit gerechnet hatte, dass sie körperlich anwesend war.

Die fremde Frau in seinem Bett begann sich zu rekeln, streckte ihren Körper und öffnete ihre Augen. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie ihn erblickte.

„Guten Morgen, mein Held. Hast du auch so gut geschlafen?“

Siegwart wusste zunächst nicht, wie er sich verhalten sollte. Er entschloss sich spontan, das Spiel einfach mitzuspielen. Aber so ganz ernst nahm er die Sache nicht mehr, schließlich musste er davon ausgehen, dass er sich in einem Traum befand.

„Guten Morgen, wie war doch gleich der Name?“

„Hallo, ich bin Anisia, deine Frau, schon vergessen?“

Mit einem Ruck saß sie aufrecht und funkelte ihn böse an.

Ihr schulterlanges, krauses Haar fiel ihr ins Gesicht und sie strich es mit einer herrischen Handbewegung zur Seite. Siegwarts starrte verblüfft auf das weiße Pyjama Oberteil mit V-Ausschnitt, das sie trug.

Am rechten Saum sah er einen Pusteblumendruck in einem hellen Grau. Der Kontrast zu den langen, schwarzen Haaren konnte nicht stärker sein.

„Sie ist verdammt hübsch!“ Der Gedanke war bereits wieder verflogen, als er antwortete: „Ähm, ja oder nein!“

„Dummkopf, sei nicht so albern!“ Anisia beugte sich zu ihm hinüber und küsste ihn lange und ausdauernd. 

Plötzlich sah ich vor meinem geistigen Auge die dunkelblau umrandeten Augen einer Frau, die sich ganz nahe zu mir hin beugte. Sie trug ebenfalls schwarzes, schulterlanges Haar und sie verströmte einen Hauch von Pfirsichduft.

Völlig verblüfft schaute ich auf. So intensiv hatte ich bisher wirklich noch kein Buch gelesen. Ein watteartiges Gefühl machte sich in meinem Kopf bemerkbar. In den Ohren fing es an zu rauschen. Was war nur los mit mir?

Ich klappte das Buch zu, legte es zur Seite und versuchte mich an das zu den dunklen Augen gehörende Gesicht zu erinnern. Immer wieder rutschte mir die Erinnerung im letzten Moment weg.

Ich wusste, dass ich eine persönliche Beziehung zu dieser Frau hatte, aber gleichzeitig sagte mir meine Vernunft, dass das überhaupt nicht sein konnte.

Ich stand schon seit Jahren mit keiner Frau mehr in einer engeren Bindung, wie es mir mein Gefühl gerade noch vermitteln wollte. Ein Gefühlschaos begann sich immer stärker in meinem Geist auszudehnen und spülte das rationale Denken zur Seite.

Ich fühlte mich auf einmal ungeliebt und gleichzeitig jedoch auch überaus glücklich. Ich vergaß das Buch und seine Geschichte, legte mich zurück auf mein Bett und starrte antrieblos zur Decke.

Ganz langsam begann sich das Chaos in meinem Kopf wieder zu beheben und es entstand eine Art Vakuum. Ich hatte in einem wissenschaftlichen Artikel gelesen, dass der Mensch das Denken nicht einfach einstellen konnte. Aber gerade das geschah in diesem Moment mit mir. Meine geistige Tätigkeit schien sich mit einem Mal auf null zu reduzieren. Ich fühlte und dachte nichts mehr, schwamm nur in einem großen Nichts dahin.

Fremde Gedanken   

Obwohl meine Eltern es nicht gerne sahen, ging ich diesen Abend wieder in die Dorfschenke „Zum Habicht“. Ich hatte den ganzen Tag nur so vor mich hin gedämmerte.

Selbst der Reiz meiner Bücher erreichte mich nicht mehr. Ich fühlte mich mehr und mehr kraftlos und was noch viel schlimmer war, nutzlos.

„Gib mir bitte ein Glas Sherry!“

Ich saß am kleinen Tresen und schaute Delian zu, wie er Bier zapfte. Die Kneipe war an diesem Abend bereits gut besucht und er hatte einiges zu tun. Unvermittelt kam mir ein Gedanken.

„Was ist eigentlich mit Anisha?“

Delian schaute mich über den Zapfhahn hinweg verdutzt an.

„Wie kommst du denn auf die? Wir sind seit über zwei Jahren nicht mehr zusammen, das weißt du doch. Ich habe keine Ahnung, was sie jetzt macht.“

Jetzt war es an mir, erstaunt dreinzublicken. In meinen Erinnerungen waren Delian und Anisha ein Paar und sie half ihm, die Kneipe zu führen.

Er musste meinen verwirrten Blick bemerken, denn als er mir jetzt das Glas Sherry auf den Tresen stellte, fragte er: „Hattest du damals nicht auch ein Auge auf sie geworfen? Mann Sigurd, was ist mit dir überhaupt in letzter Zeit los? Du sprichst manchmal wirklich in Rätzeln.“

Bevor ich ihm antworten konnte, hatte er bereits die gezapften Biergläser auf ein Tablett gestellt und ging um den Tresen herum in den Schankraum zu den Tischen der Gäste.

Ich nahm das Glas Sherry in die Hand und blickte auf die goldbraune Flüssigkeit. Hatte ich überhaupt irgendwelche Antworten auf seine Fragen? Natürlich nicht.

„Das Hauptmerkmal aller Sherrys ist, dass sie zunächst aus einem trockenen Weißwein hergestellt werden. Dieser Wein wird nach vollendeter Gärung mit Branntwein versetzt und so von ursprünglich 11 bis 12 auf 15 bis 19,5 Prozent Alkohol aufgespritzt. Anschließend reift er in unverschlossenen 600-Liter-Fässern an der Luft.“

Woher wusste ich das überhaupt?

Ich hatte in meinem Leben noch keinen Sherry getrunken. Ich atmete kurz tief durch und leerte das kleine Glas mit einem Zug, als Delian zurückkam.

„Schenk mir bitte noch ein Glas ein oder noch besser, stelle einfach die ganze Flasche auf den Tresen, ich bediene mich selbst!“

Das warme Gefühl des Alkohols in meinem Bauch begann sich langsam die Speiseröhre hinaufzuarbeiten und verursachte ein wohliges Gefühl.

Lediglich das etwas bittere und gleichzeitig an Mandeln und Haselnüssen erinnernde Aroma war etwas gewöhnungsbedürftig.

Delian blickte mich durchdringend an, kam aber meiner Aufforderung nach und stellte die Flasche neben mein Glas.

So saß ich eine ganze Zeit lang, stierte vor mich hin, trank ein Glas nach dem anderen und beobachtete Delian bei seiner Tätigkeit. Merkwürdigerweise spürte ich den Alkohol in keinster Weise.

Meine Gedanken flossen zäh dahin und ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, die Flasche Sherry war jedenfalls zu zwei Drittel leer, als Delian mich ansprach: „Sag mal, besitzt dein Vater eigentlich noch den alten Golf, mit dem ich ihn früher öfters gesehen habe?“

Ich blickte fragend auf.

„Das war doch ein Golf fünf oder war es ein Golf vier?“

„Was redest du da?“

„Mensch Sigurd, sag einfach, ob der Wagen noch in eurer Garage steht und fahrbereit ist!“

Ich verstand nicht wirklich, was er von mir wollte.

„Ja, der Wagen steht schon eine ganze Zeit in der Garage. Wenn du mich so fragst, mein Vater hat ihn bestimmt schon seit einem halben Jahr nicht mehr gefahren. TÜV müsste er aber noch haben. Warum willst du das überhaupt wissen?“

„Ich hätte da so eine Idee. Wir könnten doch eine Spritztour in die Stadt unternehmen. Du hast den Führerschein und ich zahle den Sprit. Was hältst du davon, wenn wir Anisha besuchen? Sie hat in der Stadt eine kleine Wohnung. Ich weiß zwar nicht genau wo, aber das lässt sich schon herausfinden!“

Ich hatte Delian tatsächlich zugestimmt. Voraussetzung war natürlich, dass der alte Golf meines Vaters überhaupt noch fahrbereit war.

Wir hatten uns für den Samstagmorgen verabredet. Delian würde seine Kneipe sowieso erst gegen Abend öffnen und so hatten wir genügend zeitlichen Spielraum.

Ich schloss das Garagentor auf und zog es nach oben. Einem fürchterlich lauten Quietschen und Knarren folgte ein donnerndes Scheppern, als sich das völlig verrostete Tor in den Führungsschienen an der Decke nach hinten schob und dann einrastete.

Rostspäne rieselten auf mich nieder, während mein Blick auf den dunkelgrünen Golf gerichtet war.

Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann der Wagen das letzte Mal bewegt worden war.

Eine dicke Staubschicht bedeckte den Lack und durch die Fensterscheiben konnte man nicht mehr blicken. Wenn ich ehrlich war, konnte ich mich tatsächlich nicht mehr daran erinnern, wann mein Vater das letzte Mal mit dem Wagen gefahren war.

Überhaupt wusste ich noch nicht einmal, wann ich gefahren war. Das musste jetzt mindestens fünf bis sechs Jahre zurückliegen.

Die Fahrertür quietschte erbärmlich beim Öffnen, aber der Motor sprang ohne Murren an. Ich befreite noch schnell die Außenspiegel vom Staub und fuhr langsam rückwärts aus der Garage.

Der Keilriemen gab lautstark seine Qualen bekannt und ich überlegte, ob ich nicht doch noch vorher in eine Werkstatt fahren sollte.   

„Mannomann, den Golf habe ich aber ganz anders in Erinnerung!“ Delian stand plötzlich neben dem Wagen und blickte mich durch die heruntergekurbelte Seitenscheibe an.

„Mein Vater sagt, dass er ihn gerade noch durch den TÜV bekommen hat!“

Delian blickte skeptisch und wischte mit der Handfläche die Staubschicht vom Nummernschild.

„Ja, das war vor zwei Jahren. Er hat noch genau sieben Wochen TÜV!“

Ich schaute auf die jetzt sichtbare TÜV-Plakette. „Das reicht doch!“

„Wenn du meinst. Aber etwas Wasser sollte der Wagen schon noch sehen!“

Delian hatte damit natürlich recht. Die dicke Staubschicht musste runter. Das war aber kein Problem, der Gartenschlauch lag nur wenige Meter neben dem Garagentor.

„Was ist mit dieser Alethea? Hast du wieder von ihr geträumt?“

Irritiert schaute ich Delian an.

„Wer ist Alethea? Ich verstehe nicht, was du meinst!“

„Mach mich nicht kirre. Als du letzte Woche bei mir nach längerer Zeit wieder einmal aufgetaucht bist, hast du ständig von einer Alethea gesprochen und jetzt weißt du nichts mehr davon?“

Wir waren auf dem Weg in die Stadt. Vollgetankt und mit zwei Liter nachgefülltem Öl schnurrte der Motor wieder. Ich grübelte gerade über Delians letzte Bemerkung.

Der Name Alethea sagte mir zunächst überhaupt nichts. Aus den Augenwinkeln heraus blickte ich kurz zu Delian, der ganz entspannt auf dem Beifahrersitz saß. Wieso behauptete er etwas, das sich so nicht zugetragen hatte. Das passte nicht zu ihm und ich kannte ihn wirklich sehr gut.

Die logische Schlussfolgerung, die sich daraus ergab, war mir überhaupt nicht recht. Ich musste nämlich davon ausgehen, dass ich tatsächlich mit ihm über diese Alethea gesprochen hatte, es aber nicht mehr wusste.

„Vergiss es einfach. Ich stehe mir in letzter Zeit manchmal selbst im Weg. Ich denke, es war wirklich eine gute Idee von dir, dass wir jetzt diese Spritztour unternehmen. Mit wird die Abwechslung bestimmt guttun.“

„Hab ich doch gesagt. Außerdem solltest du meinen Rat beherzigen und weniger von diesen utopischen Büchern und Fantasiegeschichten lesen. Seit Jahren tust du das schon. Wenn du nicht achtgibst, wirst du dich darin noch gänzlich verrennen und irgendwann glaubst du selbst, dass es das, was du liest, auch tatsächlich gibt.“

Delian hatte laut und mit ernstem Gesichtsausdruck gesprochen. Er meinte es wirklich so, wie er es sagte.

Konnten Science-Fiction und Fantasy Bücher süchtig machen? Konnte man seinen Geist darin tatsächlich verlieren, sodass man selbst anfing, Wahnvorstellungen zu bekommen oder die Realität zugunsten einer Fiktion zu verdrängen versucht?

Plötzlich gab es einen Schlag und mir wurde das Lenkrad ziemlich kräftig aus der Hand geschlagen.

Ich griff sofort wieder zu, versuchte die Spur zu halten und stieg kräftig in die Bremen. Wir wurden beide hart in die Gurte gepresst, bis der Wagen zum Stillstand kam.

„Verdammt, das hat sich angehört, als wäre der linke, vordere Reifen geplatzt!“

Ohne auf Delian zu achten, öffnete ich meinen Gurt und sprang aus dem Wagen.

Ich hatte tatsächlich recht mit meiner Vermutung.

Der linke Vorderreifen hing nur noch als zerfetztes Etwas an der Felge. Das hätte auch gewaltig schief gehen können.

Ich wollte mich gerade bücken, um mir den Schaden etwas näher anzuschauen, als sich der Kopf eines schwarzen Panthers, am Kühlergrill vorbei, mir entgegenstreckte.

Ich blickte direkt in die gelben Schlitzpupillen des Tieres und konnte mich im ersten Augenblick nicht mehr rühren.

Wie erstarrt hörte ich noch das leise Knurren aus dem leicht geöffneten Maul, dann kam wieder Bewegung in meinen erstarrten Körper.

Mit einem unterdrückten Schrei sprang ich zurück, zog mit einem Ruck die Wagentür auf, hechtete hinein und schlug sie sofort wieder zu.

Auf meiner Stirn hatten sich dicke Schweißtropfen gebildet und ich schnappte regelrecht nach Luft.

Delian blickte mich entgeistert an. „Was ist los? Du siehst aus, als wärst du dem Leibhaftigen begegnet!“

Ich atmete nochmals tief durch. „So in etwa kann man es auch formulieren!“

„Was meinst du damit? So schlimm kann es doch gar nicht sein!“

Delian wollte gerade die Beifahrertür öffnen, als ich ihn noch rechtzeitig am Arm zurückhalten konnte.

„Lass bloß die Tür zu. Da draußen treibt sich ein schwarzer Panther herum. Wer weiß, aus welchem Zoo der entflohen ist.“

Jetzt blickte er mich mehr als entgeistert an. „Was ist? Bist du dir da wirklich sicher?“

Ich nickte mehrmals mit dem Kopf. „Und ob ich mir sicher bin. Ich habe schließlich Auge in Auge vor ihm gestanden.“

Delian reckte sich und versuchte zuerst durch die Windschutzscheibe und dann durch die Seitenscheibe etwas zu erkennen.

„So ein Tier ist doch riesig. Wieso kann ich es nicht sehen? Hast du es angefahren?“

„Nein, das glaube ich nicht. Außerdem ist der linke Reifen geplatzt. Von dem Tier habe ich vorher auch nichts gesehen.“

Ich schaute Delian missmutig an. Wir verharrten noch eine ganze Weile im Wagen und schwiegen uns an. Als dann Delian ansatzlos die Tür aufriss und mit einem Satz aus dem Wagen sprang, konnte ich ihn nicht mehr aufhalten.

Ich beobachtete ihn durch die Windschutzscheibe, wie er langsam um die Kühlerhaube herum ging und am linken Kotflügel stehen blieb.

Ich bemerkte noch seinen starren Blick und wunderte mich, dass der Panther anscheinend verschwunden war, ohne dass wir es bemerkt hatten.

„Du kannst den Wagen ohne Gefahr verlassen, Angsthase!“

Ich nickte Delian zu, öffnete die Fahrertür und stieg aus. Als ich neben ihm stand, zeigte Delian mit ausgestrecktem Zeigefinger auf das vordere, linke Rad.

„Du scheinst wieder einmal zu träumen. Langsam mache ich mir wirklich Sorgen um dich, Sigurd!“

Ich verstand zunächst nicht, was er meinte. Dann fiel mein Blick auf das Rad. Es war vollkommen in Ordnung. Mir wurde kurz schwindlig, dann stürzte ich regelrecht auf den Reifen zu, ging in die Hocke und schlug mit der Faust dagegen. Nichts war mehr von dem zerfetzten Gummi zu sehen.

„Das gibt es doch nicht. Genau hier habe ich gestanden und direkt vor mir kam der Kopf des Panthers um die Stoßstange herum auf mich zu. Das musst du mir glauben, wirklich!“

Ich erhob mich langsam und versuchte meine Gedanken zu ordnen.

„Gibt es so etwas, wie ein Tagtraum? Es wirkte alles so verdammt echt.“

Ich blickte Delian Hilfe suchend an. Er kratzte sich am Kopf und zuckte mit der Schulter.

„Das darfst du mich nicht fragen. Vielleicht solltest du dir ärztliche Hilfe suchen.“

Er meinte es tatsächlich ernst. Ich fing an, mir selbst Gedanken über meinen Zustand zu machen.

Die Fahrt verlief sonst ereignislos.

Delian hatte im Vergleich zu mir ein sehr gutes Ortsgedächtnis und lotste mich ohne Probleme in die Auenstraße, dort nämlich wohnte Anisha.

Auf dem Weg in den zweiten Stock des Dreifamilienhauses begannen Erinnerungen an sie wach zu werden.

Es waren Erinnerungen aus der frühen Kindheit.

Sie wohnte mit ihren Eltern nicht nur im gleichen Dorf wie ich, sondern in der gleichen Straße. Obwohl sie zwei Jahre jünger war, spielten wir zusammen, gingen in die gleiche Grundschule. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als wir bereits vor ihrer Wohnungstüre standen und gerade geöffnet wurde.

„Hallo Anisha!“ Delians Gesicht fing regelrecht an zu strahlen. Verwundert blickte ich von ihm zu ihr.

Schwarze Augen mit dunkelblauem Liedschatten schauten mir neugierig entgegen. Anisha trug schulterlange, schwarze Haare, ein weißes T-Shirt und eine Bluejeans.

Ich hatte sie zwar schon über zwei Jahre nicht mehr gesehen, aber trotzdem kam es mir so vor, als würde ich sie ewig kennen. Besonders die dunkelblau umrahmten Augen mit den langen, schwarzen Wimpern ließen in mir ein Gefühl entstehen, das ich zunächst nicht beschreiben konnte.

„Hallo Sigurd, schön dich zu sehen.“ Anisha schien kurz zu zögern, dann umarmte sie mich.

„Das war eine gute Idee von dir, Delian, dass ihr beide mich besuchen kommt.“ Sie gab ihm ganz ungezwungen einen Kuss auf die Wange und trat zur Seite.

„Kommt rein, macht es euch gemütlich.“

Anisha bewohnte ein Zweizimmerappartement. Im Wohnraum befand sich noch eine kleine Koch, -und Essnische mit vollausgestatteter Küche.

„Was wollt Ihr trinken?“

„Ich nehme ein Altbier, wenn du hast. Du erinnerst dich?“

Anisha war kurz stehen geblieben, als Delian seinen Wunsch äußerte. Sie schaute ihn, wie es mir schien, etwas verlegen an.

„Ja natürlich habe ich auch Altbier!“

Mit einem Wimpernaufschlag gepaart mit einem Lächeln schaute sie in meine Richtung.

„Und du Sigurd. Was darf ich dir bringen?“

Mir schien, als wäre ihre Stimme eine Nuance sanfter geworden, während sie zu mir sprach.

„Eine Cola. Ich muss noch fahren!“

Anisha setzte sich, nachdem sie die Getränke gebracht hatte, mit einem Glas Sprudel in der Hand, mir gegenüber.

„Wir haben uns ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Du siehst gut aus, Sigurd. Was machst du jetzt eigentlich?“

„Zwei Jahre und drei Monate“, kam es stoßweise über Delians Lippen.

Anisha blickte kurz von mir zu ihm, ignorierte aber seine Worte und wandte sich sofort wieder mir zu. Ich brachte gerade so ein zögerliches Lächeln zustande, als ich antwortete: „Ich wohne immer noch bei meinen Eltern, lese fiel und mache sonst wenig.“

„Dir scheint es ja recht gut zu gehen. Was macht die Liebe?“

Delians Frage war für mich etwas zu persönlich und ich konnte zunächst nicht nachvollziehen, warum er jetzt so direkt wurde. Der ironische Unterton war nicht zu überhören. Es schien mir tatsächlich so, als würde er den alten Zeiten noch nachtrauern.

„Mach dir deshalb keine Gedanken, alles in trockenen Tüchern!“ Anisha Antwort war entsprechend nichtssagend.

„Denkst du denn überhaupt nicht daran, dir eine feste Arbeit zu suchen?“

Anisha hatte noch nicht ganz ausgesprochen, da platzte Delian bereits dazwischen: „Sigurd doch nicht. Er hängt den ganzen Tag faul herum und verkriecht sich in seinen Büchern. Dabei verliert er irgendwann noch ganz den Realitätsbezug!“

Ich blickte ihn zornig an. „Was soll das denn jetzt?“

„Streiten könnt ihr euch auch in eurem kleinen Dorf. Deswegen braucht ihr nicht unbedingt zu mir zu kommen!“ Anishas ironischer Unterton war nicht zu überhören.

„Delian, du trinkst doch bestimmt noch ein Bier!“

Während sie aufstand, um das Gewünschte zu holen, sagte Delian lautstark: „Ist doch wahr! Wer hat denn einen schwarzen Panther gesehen, du oder ich?“

„Warum fängst du jetzt an zu stänkern? Ist es wegen Anisha?“

Ich hatte selbst meine Stimme etwas gesenkt, sodass Anisha meine Worte nicht hören konnte.

„Was meinst du jetzt damit?“

Ich wollte jedoch nicht weiter darauf eingehen. Mochte er eifersüchtig sein oder sonst was, aber diese Sticheleien ließ ich mir nicht gefallen.

„Das weißt du genau“, zischte ich ihn an, dann stand bereits Anisha vor ihm und reichte ihm die zweite Flasche Alt.

Bevor er jetzt noch etwas Unüberlegtes sagen konnte, stand ich auf.

„Könnte ich deine Toilette benutzen?“

Anisha zeigte mir den Weg.

Während ich den Raum verließ, hörte ich noch ein Stimmengewirr in meinem Rücken. Anscheinend hatten beide angefangen, sich zu streiten. Hätte ich gewusst, dass Delian immer noch Gefühle für Anisha hegte, wäre ich bestimmt nicht mit ihm zu ihr gefahren.

Jetzt fing er tatsächlich auch noch an, auf mich eifersüchtig zu werden. Was für eine vertrete Welt.

Am Ende des kleinen Flurs, direkt rechts neben der Wohnungstür, befanden sich das Bad und die Toilette. Ich öffnete noch in Gedanken versunken die Tür und erstarrte.

Direkt vor dem WC stand er, der schwarze Panther. Glühende grau-gelbe Augenschlitze blitzten mir entgegen. Ich reagierte spontan und zog die Tür wieder zu.

Irritiert blickte ich den Flur zurück in den Wohnraum hinein, wo Anisha gerade von ihrem Sessel aufstand und aus meinem Blickfeld verschwand. Ich konnte nur noch Delian sehen, der nach der Flasche Bier griff.

Fing ich jetzt komplett an verrückt zu werden? Hatte ich einen Tagtraum?

Wut stieg in mir auf. Es war vollkommen ausgeschlossen, dass sich in Anishas Wohnung ein wildes Tier aufhielt.

Mit einem Ruck zog ich die Toilettentür erneut auf. Der Raum dahinter war leer.

Als ich in das Wohnzimmer zurückkam, herrschte eisige Stille. Anisha lächelte mir entgegen, während Delian zu Boden sah.

Ich wusste momentan nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Auch ging mir der schwarze Panther nicht mehr aus dem Kopf.

Zuerst die Sache vorhin am Auto und jetzt im Bad.

„Manchmal sehne ich mich zurück in die Zeit unserer Jugend, als wir noch unbekümmert waren!“

Ich blickte Anisha etwas erstaunt an, während ich mich wieder setzte.

„Werde ja nicht melancholisch, dass fehlte gerade noch!“ Delian hob seinen Kopf und machte einen regelrecht zerknirschten Gesichtsausdruck.

Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als ich ihn so sah. Wie ein Häufchen Elend kam er mir jetzt vor.

„Wir waren doch damals alle drei fast unzertrennlich, erinnert ihr euch denn nicht?“

Anisha ließ nicht locker. Ich konnte mir wirklich keinen Reim darauf machen, weshalb sie jetzt in der tiefsten Vergangenheit herumstocherte.

„Ja, damals waren wir noch Kinder und alles schien noch so einfach und klar zu sein!“

Ich bemerkte, wie Delian etwas zaghaft seine rechte Hand in Richtung Anishas linken Oberschenkel ausstreckte.

Bevor er jedoch ihr Bein erreichen konnte, zischte sie ihn an: „Lass es sein. Fass mich nicht an!“

Erschrocken zog er hastig die Hand wieder zurück.

„Ich arbeite bei einem großen, internationalen Konzern. Ich könnte in der Personalabteilung vorstellig werden und nachfragen, welche Stellen offen sind. Vielleicht ist ja etwas für dich dabei. Was meinst du, Sigurd?“

Ich wunderte mich, wie schnell Anisha doch das Thema wechseln konnte. Delian war aufgestanden und verschwand gerade zur Toilette. Sollte ich ihn nicht vor dem Panther warnen? Ich verwarf den Gedanken sofort wieder.

„Nein, danke. Ich denke, ich brauche noch etwas Zeit. Irgendwann wird sich bestimmt eine Gelegenheit ergeben!“

„Wie du meinst!“

Sie setzte ein freundliches Lächeln auf und legte dabei tatsächlich ganz ungezwungen eine Hand auf mein Knie, zog sie aber schnell wieder weg, als Delian zurückkam.

„Es wird Zeit, Sigurd. Ich muss meine Kneipe rechtzeitig aufmachen, schließlich bin ich auf meine Stammkundschaft angewiesen. Wir sollten jetzt fahren.“

Er blieb ostentativ stehen und blickte mich auffordernd an, während er Anisha beflissen zu ignorieren versuchte.

„Eigentlich schade, dass ihr schon fahren müsst. Es gibt noch so viel zu erzählen!“

Anisha blickte mich bittend an. Jetzt bekam ich wieder von beiden Seiten Druck.

Genau deshalb war es mir am liebsten, wenn ich mich in meine Bücher verkriechen konnte und den ganzen gesellschaftlichen Zwängen dabei entfloh.

„Delian hat recht. Es ist doch noch ein ganzes Stück zurück.“

Ich stand jetzt ebenfalls auf und nickte ihm zu. „Wenn du meinst!“ Anisha brachte uns zur Tür, dabei flüsterte sie mir ins Ohr: „Vielleicht sehen wir uns bald mal wieder!“

Widerstand erwacht

Anisha hatte sich telefonisch bei mir gemeldet. Ich wusste zuerst nicht, wie ich reagieren sollte, als meine Mutter mir das Telefon ans Bett brachte.

Ich lag natürlich, wie so oft, noch oder bereits wieder am helllichten Tag in meinem Bett und las.

„Das ist doch nicht normal, wie du dich verhältst“, war ihr einziger Kommentar. Sie drückte mir das Telefon in die Hand und verließ sofort wieder das Zimmer.

Das Buch, indem ich eben noch gelesen hatte, rutschte von der Bettdecke und fiel polternd zu Boden, als ich mich aufsetzte.

„Hallo Anisha“, mehr bracht ich momentan nicht zustande.

„Hallo Sigurd, schön dich zu hören. Ich wollte mich nochmals bei dir melden. Es war wirklich eine gute Idee von Delian und dir gewesen, mich letztes Wochenende zu besuchen. Ich habe mich wieder an unsere gemeinsame Jugendzeit erinnert, musst du wissen.“

Sie machte eine Pause und ich versuchte zu verstehen, was sie gesagt hatte. So viel Gemeinsames hatten wir doch überhaupt nicht erlebt. Jedenfalls erinnerte ich mich nicht mehr genau daran.

„Die Zeit damals mit dir hängt mir irgendwie nach. Ich glaube, ich würde sie sofort wieder zurückdrehen, wenn ich könnte.“

Jetzt schluckte ich schwer. Was meinte sie denn nur?

„Sigurd, sag, können wir uns vielleicht wieder treffen? Hier in meiner Straße gibt es ein kleines italienisches Restaurant. Es ist sehr gemütlich.“  

Mir wurde mit einem Mal angst und bange. War sie gerade dabei, ein Date mit mir zu verabreden?

Irgendetwas in mir schien sich dagegen zu sträuben, aber ich wusste wirklich nicht warum.

Ich hatte wohl zu lange geschwiegen, denn ich hörte sie plötzlich fragen: „Sigurd, bist du noch da?“

Etwas verlegen antwortete ich: „Ja natürlich. Entschuldige bitte, aber ich war kurz in Gedanken. Warum nicht! Ich bin froh, wenn ich mal aus diesem Dorf herauskomme. Wann würde es dir denn passen?“

Es war Spätnachmittag. Sigurd war sich nicht sicher gewesen, Anishas Wohnung wiederzufinden. Der alte Golf hatte natürlich kein Navigationsgerät und er war nur einmal dort gewesen. Aber er hatte sich schon wieder einmal zu viele Gedanken gemacht. Genau zur verabredeten Zeit stand er vor ihrer Wohnungstür.

„Hallo Sigurd, schön, dass du gekommen bist. Warte, ich hole nur noch meine Jacke.“

Das Restaurant lag nur einen Katzensprung von Anishas Wohnung entfernt und so ließen sie den Wagen stehen und gingen zu Fuß.

„Warum habt ihr euch eigentlich wieder getrennt, du und Delian?“

Sigurds Frage ließ Anisha kurz stehen bleiben. Sie kam für sie zu unverhofft, um sofort eine Antwort parat zu haben. Sie fragte sich zunächst, warum er überhaupt etwas über ihre Beziehung zu Delian wissen wollte.

Das war jetzt schon über zwei Jahre her. Sigurd hatte diesbezüglich leider auch kein Gespür, sonst hätte er sie nicht nach einer alten, längst überholten Beziehung gefragt.

„Ich wollte nicht für immer in unserem Dorf verschimmeln und Delian wollte seine Kneipe nicht aufgeben. So einfach ist das!“

Klugerweise schwieg er jetzt und gab Anisha ihrerseits die Gelegenheit, ihm eine persönliche Frage zu stellen.

„Wieso bist du eigentlich keine neue Beziehung mehr eingegangen?“

Jetzt war es an Sigurd, etwas schwer zu schlucken. Was war überhaupt mit seinem Liebesleben? Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals in einer festen Bindung gestanden zu haben, nicht einmal, dass er mit Anisha zusammen gewesen war. Was sollte er auf die Frage antworten?

„Es hat sich einfach nicht ergeben“, quetschte er mühsam heraus.

Es klang regelrecht banal und nichtssagend. Ein mitleidiges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Bevor es zu weiteren peinlichen Frage-Antwort Spielen kommen konnte, erreichten sie das italienische Restaurant.

Es handelte sich um eine gemütliche, kleine Pizzeria. Nachdem sie saßen und bestellt hatten, begann das Gespräch nur zögerlich wieder in Gang zu kommen.

Natürlich wusste Anisha von ihrem ersten Zusammentreffen, dass er arbeitslos war. Sie bot ihm nochmals an, bei ihrem Arbeitgeber, um eine Stelle nachzufragen. Für Sigurd war das zwar keine wirkliche Option, da er sich nicht vorstellen konnte, aus seinem beschaulichen Leben auszubrechen und noch dazu, das Dorf und seine Eltern zu verlassen.

Er nickte ihr jedoch dankbar zu. Dann fiel sein Blick auf eine Zeitschrift, die auf dem Nebentisch lag.

„Bodyguard zur speziellen Verwendung gesucht“, stand in großen Lettern auf der letzten Seite des Magazins, das er sich nach Kurzem zögern vom Tisch nahm. Er las weiter: „Wir bilden Sie in unserem Unternehmen aus. Schicken Sie uns Ihre aussagekräftige Bewerbung noch heute.“

Es folgten noch einige grundlegende Angaben und als Letztes die Bemerkung, dass eine den Anforderungen entsprechende hohe Entlohnung selbstverständlich sei. Eine bestimmte Summe stand dort natürlich nicht.

„Was machst du denn da?“

Sigurd riss die letzte Seite vorsichtig aus dem Heft, nachdem es sich unauffällig nach allen Seiten umgeblickt hatte, und steckte sie ein.

„Das war ein Stelleninserat, das mich interessieren könnte!“

Irgendwie spürte er, dass sich hinter dem Text der Anzeige noch mehr verbarg. Außerdem durchlief plötzlich ein eigenartiges Zittern seine Finger und er legte schnell das Magazin zurück auf den Tisch.

„Du wirst den Job bekommen und ein großes Abenteuer erleben!“

Der Gedanke verschwand so schnell wieder, wie er erschienen war, aber er hinterließ in seinem Geist einen merkwürdigen Nachklang. Sigurds stellte sich vor, wie er als Bodyguard spannende und gefährliche Abenteuer erlebte. So, wie der Held unzähliger Geschichten, die er gelesen hatte.

„Sigurd, hallo. Träumst du etwa?“ Anishas helle Stimme riss ihn zurück in die Wirklichkeit.

Er befand sich in Leuven, Belgien. Die von ihm abgeschickte Bewerbung war innerhalb einer Woche positiv beantwortet worden. Der Termin des Einstellungstests war sehr kurzfristig auf Montag der Folgewoche gesetzt.

„Alea iacta est, die Würfel waren gefallen“, ging es ihm durch den Kopf.

Sigurd stand mit leichtem Gepäck vor dem alten Universitätsgebäude. Die zwei Torhälften in seinem Blickfeld bestanden aus massivem Holz und der Türgriff aus Gusseisen. Beim Öffnen knarrten die Scharniere und der laut hallte durch die riesige Eingangshalle.

Etwa zwanzig Meter weiter, inmitten der Halle, führte eine Marmortreppe in den zweiten Stock. Die Raumhöhe schätze Sigurd auf über fünf Meter. Hinter einem aus massiven Holz bestehenden Tresen schaute ihm eine ältere Frau entgegen. Sie trug ihr dunkles Haar zu einem Dutt geflochten und betonte damit noch den bereits vorhandenen maskulinen Eindruck ihres Auftretens.

Mit einem nichtssagenden, starren Gesichtsausdruck blickte sie Sigurd entgegen. Etwas seitlich hinter dem Tresen sah er zwei ganz in schwarz gekleidete Männer die Marmortreppe hinaufgehen, sonst war die Eingangshalle vollständig menschenleer.

„Hier ist meine Einladung“, Sigurd hielt der Dame das Anschreiben des Unternehmens entgegen.

Sie verzog keine Miene, als sie erwiderte: „Ich weiß.“ Sie übergab ihm wortlos ein Namensschild, prospektähnliche Unterlagen und ein Handy.

„Das Handy bitte immer am Körper tragen. Es ist mit einem Daumenabdruckscanner gesichert. Nur Sie persönlich können es aktivieren. Bitte begeben Sie sich in das Obergeschoss. Dort befindet sich ein Aufenthaltsraum. Man wird sich dort weiter um Sie kümmern.“

Sie verzog keine Miene und tat so, als würde sie sich wieder irgendwelchen Papieren widmete, die vor ihr lagen. Sigurd war etwas baff.

Einen solchen Empfang hatte er nicht erwartet. Überhaupt, wie kam man an seine Fingerabdrücke? Verwirrt blickte er das Handy in seiner Hand an, dann kam ihm sein Bewerbungsschreiben in den Sinn. Man hatte tatsächlich von dem Schreiben seinen Fingerabdruck genommen.

Als Sigurd das Obergeschoss erreicht, stand er plötzlich vor einer ganzen Reihe von Türen. Sie waren fast drei Meter hoch und altertümlich verziert. Barock oder Renaissance Stil, dachte er noch, da öffnete sich die mittlere Tür und eine nicht ganz unattraktive, junge Frau trat heraus.

„Ah ja, Sie müssen Herr Westall sein. Nochmals willkommen bei der Life-Int-Ltd. Bitte legen Sie für die erste Zeit Ihr Namensschild an und kommen Sie herein. Wir erwarten Sie bereits.“

Sigurd folgte der Frau in das Zimmer. Sie selbst trug kein Namensschild, was ihm sofort auffiel. Vor ihm tat sich ein sehr großer Raum auf, in dessen Mitte einige wenige Stühle standen. Die Sitzplätze waren bereits alle belegt, bis auf einen.

„Meine Damen und Herren, Herr Westall war der letzte Proband, der noch fehlte. Von den ursprünglich fünfzehn Bewerbern und Bewerberinnen sind nunmehr elf anwesend, Sie alle, außer Herr Westall, waren bereits gestern angereist.“

Die Dame, die sich jetzt hinter das kleine Rednerpult begeben hatte, blickte kurz jeden der Anwesenden an.

„Mein Name ist Meredith Swonson und ich werde Ihnen während der gesamten Woche begleitend zur Seite stehen. Sollten Sie Fragen haben oder andere Probleme aufkommen, wenden Sie sich bitte ungeniert an mich.“

Ich saß auf dem Bett in dem mir zugewiesenen Zimmer und blickte missmutig auf das zweite Bett, das sich an der gegenüberliegenden Wand befand.

Ich hatte das Zimmer mit einem anderen Bewerber zu teilen. Hätte ich das vorher gewusst, würde ich bestimmt jetzt hier nicht mehr sitzen. Es war mir nicht nur unangenehm, sondern ich vertrug es generell nicht, ein Zimmer mit einer zweiten Person zu teilen.

Das war schon während der Grundausbildung bei der Bundeswehr ein Problem gewesen und ich war damals sehr froh, als ich dann in der Stammkompanie als ‚Heimschläfer‘ die Möglichkeit hatte, jeden Abend nach Hause fahren zu können.

Mein Bettnachbar war ein gewisser Samuel Darius Sultan. Ich war ihm nur kurz beim Einchecken begegnet.

Wie es aussah, war ich mit meinen 32 Jahren der älteste der Bewerbungskandidaten. Ich hoffte nur, dass man mein Alter nicht schon von vornherein als Manko angesehen wurde. Aber dann hätte man mich wohl kaum zum Test eingeladen. 

Die Woche verging tatsächlich wie im Fluge. Als letzter Test stand noch eine Teamaufgabe an. Sammy und ich hatten uns für heute Abend vorgenommen, einer der vielen Altstadtkneipe einen Besuch abzustatten.

Einige unserer Mitbewerber hatten bereits während der Woche Kneipenerfahrung gesammelt und davon geschwärmt. Jetzt wollten wir es ebenfalls wissen.