Gegen die guten Sitten - Philea Baker - E-Book

Gegen die guten Sitten E-Book

Philea Baker

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Beschreibung

New York, Juli 1875. Anthony Comstock, Gründer der Gesellschaft zur Unterdrückung des Lasters und oberster Postinspektor, wird tot unter der Ninth Avenue Line aufgefunden. Feinde hatte Anthony Comstock zahlreiche, unter ihnen Amerikas erste Präsidentschaftsanwärterin Victoria Woodhull, die für die freie Liebe kämpft, wie auch Theodore Tilton, der in einen skandalösen Prozess verwickelt ist. Die Medizinstudentin Alessa Arlington untersucht Comstocks Leiche und gerät selbst unter Verdacht, dieser hatte gerade Anzeige gegen sie erstattet.

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Philea Baker

Gegen die

guten Sitten

Ein viktorianischer Krimi in New York

Baker, Philea: Gegen die guten Sitten. Ein viktorianischer Krimi in New York. Hamburg, Dryas Verlag 2022

Originalausgabe

EPUB-ISBN: 978-3-948483-78-4

PDF-ISBN: 978-3-948483-79-1

Dieses Buch ist auch als Print erhältlich und kann über den Handel oder den Verlag bezogen werden.

Print-ISBN: 978-3-948483-77-7

Lektorat: Andreas Barth, Oldenburg

Satz: Katharina Breu, Dryas Verlag

Umschlaggestaltung: © Sabine Dunst | Guter Punkt, München,

unter Verwendung von Motiven von Shutterstock, istockphoto

und iStock / Getty Images Plus

Umschlagabbildungen: © ilbusca / istockphoto, © Zolnierek / iStock / Getty Images Plus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://www.dnb.de/ abrufbar.

Der Dryas Verlag ist ein Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH, Hermannstal 119k, 22119 Hamburg.

© Dryas Verlag, Hamburg 2022

Alle Rechte vorbehalten.

http ://www.dryas.de

Dies ist ein fiktiver Kriminalroman, der von wahren ­Begebenheiten inspiriert ist.

Yes, I am a Free Lover.

I have an inalienable, constitutional and natural right to love whom I may,

to love as long or as short a period as I can;

to change that love every day if I please,

and with that right neither you nor any law you can frame have any right to interfere.

Victoria Woodhull, Steinway Speech,20. November 1871, Steinway Hall, New York City

Inhalt

„Kapitel 1“

„Kapitel 2“

„Kapitel 3“

„Kapitel 4“

„Kapitel 5“

„Kapitel 6“

„Kapitel 7“

„Kapitel 8“

„Kapitel 9“

„Kapitel 10“

„Kapitel 11“

„Kapitel 12“

„Kapitel 13“

„Kapitel 14“

„Kapitel 15“

„Kapitel 16“

„Kapitel 17“

„Kapitel 18“

„Kapitel 19“

„Kapitel 20“

„Kapitel 21“

„Kapitel 22“

„Kapitel 23“

„Kapitel 24“

„Kapitel 25“

„Kapitel 26“

„Kapitel 27“

„Kapitel 28“

„Kapitel 29“

„Kapitel 30“

„Kapitel 31“

„Kapitel 32“

„Kapitel 33“

„Kapitel 34“

„Kapitel 35“

„Kapitel 36“

„Kapitel 37“

„Kapitel 38“

„Kapitel 39“

„Kapitel 40“

„Kapitel 41“

„Kapitel 42“

„Kapitel 43“

„Kapitel 44“

„Kapitel 45“

„Kapitel 46“

„Kapitel 47“

„Kapitel 48“

„Kapitel 49“

„Kapitel 50“

„Kapitel 51“

„Kapitel 52“

„Kapitel 53“

„Kapitel 54“

„Kapitel 55“

„Epilog“

„Inspiration“

„Dank“

„Was ist wahr, was nicht?“

„Der Beecher-Tilton-Prozess“

„Woodhull & Claflin’s Weeklyof November 2, 1872“

„Comstock-Gesetze“

„Remington No. 1“

Kapitel 1

Montag, 12. Juli 1875, 1:00 Uhr

Morningside Park, Harlem

Die Nacht war sternenklar. Sie lag im satten, weichen Gras, die Hand auf ihrem Dekolleté, und sah hinauf in den Himmel. Sanft strichen ihre Fingerspitzen über ihre warme Haut, auf der ein Film von Feuchtigkeit lag. Der Sommer war heißer als die vorherigen. Gewiss würde sie nicht frösteln in den Morgenstunden.

Obwohl sie gearbeitet hatte, war sie nicht müde. Es war eine gute Entscheidung gewesen, nicht in die kleine, stickige Wohnung zurückzukehren, zu ihrer Mutter und ihren fünf jüngeren Geschwistern. Sie war gern allein.

Im Park war es ruhig. Von Zeit zu Zeit strich ein Windhauch über ihre Haut. Sechs Freier hatte sie am heutigen Abend gehabt und letzterer hatte sie reichlich belohnt. Ihre Finger glitten in den Ausschnitt ihres Kleides. Sie holte die Geldscheine heraus und hielt sie mit ausgestreckten Armen hoch vor den Sternenhimmel.

Das leise Rattern eines herannahenden Zuges drang an ihre Ohren. Direkt neben dem Morningside Park verlief die Strecke der Ninth Avenue Line. 100 Fuß hoch war die EL, die Elevated Line. Die 90-Grad-Kurve, die den Übergang von der 9th Avenue in die 8th Avenue einleitete, zwang den Lokführer das Tempo vorab zu drosseln. Sie konnte das Quietschen der Bremsen aus der Ferne hören. Die scharfe Kurve war eine recht denkwürdige: Immer wieder gab es Menschen, die an dieser Stelle in den Tod sprangen, weshalb die Kurve Suicide Curve genannt wurde.

Sie richtete sich auf. Es war schon tief in der Nacht, vermutlich war es die letzte Fahrt der EL. Kurzerhand entschied sie sich dem Vorbeifahren des Zuges beizuwohnen, denn es war ein faszinierender Anblick, der ihre Fantasie ankurbelte.

Rasch war sie auf den Füßen. Der kleine Pfad zwischen den Sträuchern war schnell bestritten und sie fand sich alsbald auf der menschenleeren Straße wieder. Die Silhouette des herannahenden Zuges hob sich düster vom Nachthimmel ab. Orangefarbenes Licht, das von den Gaslampen im Zug herrührte, erhellte die Fenster. Der Anblick ließ ihr Herz höherschlagen. Irgendwann würde sie mit einem Zug das Land durchqueren, vielleicht in einer Nacht wie dieser. Ja, irgendwann würde sie ihr Ziel erreichen: Kalifornien. Sie wollte weg aus dieser Stadt, die miefte, in der es jeden Tag ums Überleben ging und in die immer mehr Einwanderer drangen, von denen allzu viele blieben, obwohl sie hatten weiterziehen wollen. In dieser Stadt würde sie ihr Leben nicht verbringen, das war sicher. Ihre Zukunft lag am Pazifik.

Aufmerksam beobachtete sie die sich nähernde und immer lauter werdende Ninth Avenue Line, die wie eine Schlange in die Suicide Curve einbog. Sie legte den Kopf in den Nacken als diese ihre Straße überquerte. Die orangefarbenen Fenster leuchteten wie eine Vielzahl von Augen aus dem schwarzen metallenen Getier, das laut schnaubend vor dem von Sternen erleuchteten Himmel über ihr vorüberkroch, als sie etwas aus dem Zug fallen sah. Ihre Muskeln spannten sich an. Sie sah ein dunkles Etwas, realisierte Arme, Beine, ein flatterndes Jackett. Den Aufprall auf der Straße.

Das Motorengeräusch der Ninth Avenue Line erfüllte ihre Ohren – dennoch herrschte Stille in ihr. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf den Körper, der in der Mitte der Straße lag, etwa vier Häuser Längen entfernt von ihr. Ihr Herz schlug hart und sie verspürte einen seltsamen Druck auf ihren Ohren. Sie schaute zur EL hinauf: Niemand war durch die Fenster des vorbeigleitenden Zuges zu sehen. Sie blickte die Straße hi­nauf und hinab. Auch hier war niemand zu sehen. Dann ging sie, wie von fremder Hand getrieben, auf den Körper, der merkwürdig verdreht lag, zu. Die Geräusche der Ninth Avenue Line verebbten allmählich.

Sein Gesicht war zur Seite gewandt, aber sie erkannte ihn sofort. Eine Vielzahl von Gedanken rauschte durch ihren Kopf, die sie im Einzelnen nicht erfassen konnte, bloß den einen: Er war es. Wirklich er. Und er war offenbar tot. Oder lebte er noch? Sie blickte auf seinen Körper: Keine Bewegung, kein Atemzug war wahrzunehmen. Blut breitete sich um seinen Kopf aus; sie konnte es im schwachen Schein der Straßenlaternen erkennen. Seine Beine waren verdreht, die Arme lagen schlaff neben ihm. Erneut blickte sie auf die Straße. Niemand war zu sehen. In den Wohnungen der Häuser brannte nirgends Licht. Sollte sie um Hilfe rufen? Jemand musste kommen, hier bei ihr sein! Diese unfassbare Situation konnte sie allein nicht ertragen! Sie realisierte, dass sie heftig atmete. Aber kein Ton wollte ihren Lippen entgleiten. Wieder richtete sie den Blick auf sein Gesicht, das inzwischen in einer großen Lache von Blut lag. Und plötzlich, ganz plötzlich, kehrte Stille, Ruhe in ihr ein.

Er war es. Ja. Und sie war hier.

Sie wusste nicht, was oder ob sie überhaupt dachte, als sie sich niederkniete. Als sie nach dem Ehering griff, der fest an seinem Finger saß. An seinem dicken Finger. Sie hatte Mühe, den Ring abzustreifen. Ihre Fingerkuppen auf seiner Haut fühlten sich merkwürdig an, ihre Nägel kratzten lautlos, aber fühlbar hässlich darüber. Es gelang ihr, den Ring auszuziehen. Sie hielt ihn kurz hoch: Er glänzte im Schein des Laternenlichts. Und dann rasten die Gedanken durch ihren Kopf. Er hatte sicherlich seine Papiere, Geld bei sich. Sie hob seinen Körper an. Er war schwer, unglaublich schwer. Sie griff in seine Brusttasche, ertastete, was sie suchte. Ein Lederetui. Sie zog es heraus und betrachtete es einen Moment lang. Es war prall gefüllt. Rasch öffnete sie es, um einen Blick hineinzuwerfen. Noch nie hatte sie so viel Geld gesehen. Nochmals blickte sie sich um: Die Straße war menschenleer. Eine unbeschreibliche Hitze überkam sie: Im Nacken, auf ihren Brüsten, am ganzen Körper, der bebte. Sie musste sich zusammenreißen! Sie stand auf.

Den Ring in der Linken, das Etui in der Rechten, blickte sie auf ihn hinab. Das also war sein Ende.

Nichts geschieht ohne Grund, dachte sie, danke für die Fahrkarte nach Kalifornien.

Kapitel 2

8:00 Uhr

Health Hospital, Forensic Medicine, Midtown, Manhattan

Die Morgensonne schien durch die hohen Fenster des Treppenhauses auf Alessas Weg hinab zum Untersuchungsraum im Erdgeschoss. Aufregung flutete ihren Körper: Eine der Schwestern hatte ihr mitgeteilt, dass eine Leiche eingeliefert worden sei und Dr. Höfken nach ihr verlange. Ein neuer Fall, eine neue Herausforderung, wartete auf sie.

Dass sie in der Gerichtsmedizin arbeiten konnte, war ihrem Praktikum in der Forensischen Abteilung der Berliner Charité zu verdanken. Und dem Gerichtsmediziner Dr. Höfken natürlich, der ihr das Praktikum vermittelt hatte. Ihre Vorgesetzte, Emily Blackwell, hatte seinem Wunsch entsprochen, dass sie die erworbenen Kenntnisse ihres Praktikums der New Yorker Gerichtsmedizin zuteilwerden lassen sollte und sich einverstanden erklärt, dass sie für acht Wochen bei Dr. Höfken arbeiten durfte. Danach würde sie ihr Medizinstudium am Women’s Medical College of the New York Infirmary fortsetzen. Zwei Wochen war sie schon in der Gerichtsmedizin und sie spürte, dass sie ihr zukünftiges berufliches Arbeitsfeld gefunden hatte: Hier würde sie nach ihrem Studium arbeiten wollen. Am liebsten an der Seite von Dr. Höfken. Er war kompetent, empathisch und wertschätzend. Und er hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Mit seinen schwarzen, lockigen, langen Haaren, der schmalen Figur und den flinken Bewegungen wirkte er weit jünger als andere Männer seines Alters um die vierzig. Auch hatte er kein Problem damit, dass eine Frau in der Gerichtsmedizin arbeitete – im Gegensatz zu einigen anderen Kollegen im Haus. Ihre Hand glitt sanft über das Treppengeländer, als sie die Stufen hinab nahm. Sie ging ihren Weg und dabei hatte sie einen Unterstützer.

Die Türklinke zur Umkleide fühlte sich kühl an. Überhaupt war die Temperatur im Erdgeschoss deutlich niedriger als in den oberen Stockwerken, da in dieses aufgrund der gegenüberliegenden Häuser weniger Licht und Wärme gelangte. Es roch stark nach Desinfektionsmittel in der Umkleide. Niemand außer ihr war hier. Rasch machte sie sich fertig und betrat dann den Untersuchungsraum.

Dr. Höfken stand am Tisch, auf dem die Leiche lag. Er blickte kurz auf.

»Ms Arlington, guten Morgen.«

»Guten Morgen, Dr. Höfken.«

Sie trat neben ihn und betrachtete die Leiche. Die Hälfte des Gesichtes war zertrümmert und von einer blutigen Kruste überzogen. Dass es sich um einen wohlhabenden Mann handelte, war unschwer zu erkennen, denn seine Kleidung war von ausgewählter Qualität und Verarbeitung. Er mochte um die 30 Jahre alt sein. Die langen, glatten Haare waren teilweise, wie die eine Hälfte seines Gesichtes, mit Blut verklebt. Seine Stirn wirkte sehr hoch, was durch die starken Geheimratsecken verstärkt wurde. Er trug einen Schnurrbart, der in einen Backenbart mündete, das Kinn war unbehaart. Groß war er nicht, aber gut beleibt.

»Im Bericht steht, dass der Mann heute Morgen gegen 6:00 Uhr auf der 8th Avenue, unterhalb der Ninth Avenue Line, gefunden wurde. Ein dort ansässiger Ladenbesitzer hat ihn entdeckt. Dieser hat einen Polizisten gerufen und die Leiche wurde zunächst in das nahegelegene Hospital gebracht, da man davon ausging, es handele sich um Selbstmord. Das passiert immer wieder, dass sich jemand an dieser Stelle aus der EL in den Tod stürzt. Im Krankenhaus hat man dann aber festgestellt, dass der Mann weder Papiere noch Geld bei sich trug. Sein Jackett war offen, deshalb sieht es so aus, als sei er bestohlen worden. Entweder in der EL oder aber später. Das heißt, es ist unklar, ob er Selbstmord beging und später bestohlen wurde oder ob er in der EL bestohlen und danach aus dem Zug hinausgestoßen wurde.« Höfken löste seinen Blick von der Leiche und sah Alessa direkt an.

»Er könnte auch aus einem anderen Grund als Diebstahl aus dem Zug gestoßen und später beraubt worden sein«, sprach sie.

Höfken nickte. »Auch das ist eine Option.« Er betrachtete die Leiche intensiv. »Ich habe dem New York City Police Department bereits eine Nachricht zukommen lassen, dass die Möglichkeit eines Mordes nicht ausgeschlossen werden kann und wir später einen Bericht liefern werden. Das könnten Sie dann übernehmen, sofern Sie hierzu bereit sind.«

»Natürlich, das mache ich gern.«

»Das, Ms Arlington, dachte ich mir schon«, gab er mit einem Augenzwinkern zurück.

Kapitel 3

11:00 Uhr

New York City Police Department, Chief Bureau

Chief Detective Baker hatte das Gefühl, dass die Worte der ihm gegenübersitzenden Frau wie eine Gewehrsalve auf ihn niederprasselten. Schweißtropfen rannen seine Stirn hinab. In seinem Büro hatte sich bereits vor der Mittagszeit die Hitze angestaut, weshalb er die Uniform abgelegt und die Hemdsärmel hochgekrempelt hatte, was aber im Großen und Ganzen nicht viel an der Situation änderte.

»Er hat mich aus der Gemeinde verstoßen, aus den Kirchenbüchern gestrichen! Aber ich werde mir dies nicht gefallen lassen, nein! Ich werde …«

»Mrs Moulton«, unterbrach er sie, »ich habe sehr gut verstanden, dass Sie Reverend Beecher anzeigen möchten und warum Sie dies wollen.«

»Dann nehmen Sie meine Anzeige jetzt auf?«

»Ja. Ich nehme Ihre Anzeige auf. Aber ich sage Ihnen nochmals, dass mir das sinnlos erscheint. Sie hatten bereits Anzeige wegen böswilliger Verleumdung gegen Reverend Beecher erstattet und Ihre Anzeige wurde von Richter Noah Davis abgewiesen. Es ist davon auszugehen, dass diese ebenfalls abgewiesen werden wird.«

Emma Moulton schnappte nach Luft.

»Ich bin aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen worden – damit ist Reverend Beecher zu weit gegangen, er kann sich denken, dass ich mir das nicht gefallen lasse, diese Anzeige …«

Baker lehnte sich vor.

»Nachdem Sie mir erzählten, dass Reverend Beecher seine Anzeige gegen Sie zurückgezogen habe«, er blätterte in den Unterlagen, »haben Sie ihn wegen Verleumdung angezeigt. Die Klage wurde abgewiesen. Die nächste wird es aus meiner Sicht ebenfalls. Offenbar haben Sie diesen Pfarrer über die Maßen verärgert.«

»Verärgert? Er hat sich mir anvertraut und will nun nicht zu seinen Worten stehen, wie ich Ihnen schon sagte! Reverend Beecher will mich bestrafen, der Gemeinde vorführen …«

»Wie schon gesagt, Mrs Moulton, ich nehme Ihre Anzeige auf.« Er griff zur Feder und machte sich Notizen. Ruhe breitete sich im Raum aus. Nur das Ticken der Uhr über den Regalen hinter ihm war zu hören. Nachdem er die Anzeige aufgenommen hatte, schob er ihr das Blatt zu.

Sie unterschrieb geschwind und richtete den Blick wieder auf ihn. »Sie sind noch nicht lange hier in New York, Chief Detective. Sonst wären Sie über diese Geschichte im Bilde.«

»Das ist wahr, Mrs Moulton. Aber es ändert nichts an meiner Meinung zu dieser Sache.«

Sie sah ihn durchdringend an. »Für Sie ist das nur ein Fall. Doch für mich ist es weit mehr.«

»Mrs Moulton, Ihre Anzeige wird meines Erachtens zu keinem positiven Ergebnis führen, so sehr Sie es sich wünschen. Aber wer weiß.«

»Ja, wer weiß«, quittierte sie seine Worte, während sie sich erhob, »manchmal laufen die Dinge anders als erwartet, nämlich so, wie sie laufen sollten.«

»Wir werden sehen.« Er stand auf und reichte ihr die Hand zum Gruß. »Auf Wiedersehen, Mrs Moulton.«

»Auf Wiedersehen, Chief Detective Baker.«

Nachdem Mrs Moulton gegangen war, ging er zum Fenster, um die innenliegende Holzjalousie ein wenig hinabzulassen und die Lamellen einzustellen, sodass sie möglichst wenig Sonne und dennoch ausreichend Luft einließen. Er sah hinaus und betrachtete das Geschehen auf der Straße. New York erlitt sekündlich einen Herzinfarkt, so schien ihm. Eigentlich hatte er nie seine Heimatstadt London verlassen wollen. Aber nachdem ihm sein Vorgesetzter Garrick Bowie vom Metropolitan Police Service mitgeteilt hatte, dass der Bürgermeister der Stadt New York ihn angeschrieben und um einen fähigen Mann für den Chief Posten des New York City Police Departments angefragt habe und er ihm gesagt hatte, dass er ihn für den richtigen Mann hielte, hatte er nicht gezögert. Ohne Umschweife hatte er eingewilligt, den Posten anzunehmen. Weil die berufliche Karriere alles für ihn bedeutete und er wusste, dass man eine solche Chance nicht ausschlagen durfte. Nun war er seit Anfang des Monats in New York. Bürgermeister Havemeyer hatte ihn aufgeklärt, wie es dazu gekommen war, dass man keinen Mann aus dem eigenen Haus, sondern jemanden aus The Met in London für diese Position hatte haben wollen. Sein Vorgänger Angus Farrell war der Korruption angeklagt worden – die Stadt brauchte frischen Wind im New York City Police Department. Ein unbeschriebenes Blatt. Weil das NYPD strukturell nach dem Vorbild des Londoner Metropolitan Police Departments aufgebaut sei, habe er sich an seinen Vorgesetzten Garrick Bowie gewandt. Dieser habe ihn, Baker, sogleich empfohlen. Man sei glücklich darüber, dass er zugesagt habe die Aufgabe des Chief Detectives zu übernehmen. Havemeyer hatte ihm nach der freundlichen Einleitung auch Unterstützung zugesagt, sofern er diese benötige. Das war ein guter Anfang gewesen.

Inzwischen hatte er sich einen Überblick über die Hierarchien und Abteilungen des Hauses verschaffen können, doch noch immer schien es ihm, dass die He­rausforderungen, allem voran die Vielzahl der Delikte, ihn in die Knie zu zwingen drohten. Deshalb hatte er sich vorgenommen, einen Assistenten auszuwählen, der ihm mit Rat und Tat beiseitestehen sollte. Er hatte sich erkundigt, wer seinen Vorgänger der Korruption überführt hatte. Wer den Mumm besessen hatte, einem unerhört vagen Verdacht nachzugehen – denn dies war es zunächst gewesen, wie er der Akte entnommen hatte – und die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Es war ein junger Detective mit Namen Henry Cochrane. Mit ihm hatte er sich bisher einmal getroffen. Zunächst, um über diesen Fall zu sprechen. Cochrane hatte einen kompetenten Eindruck auf ihn gemacht. Er würde ihn später aufsuchen und ihm die Position eines Chief Assistent, eine Position, die es bislang nicht gab, anbieten.

Seine Gedanken wurden durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. Er wandte sich um und sah, wie diese geöffnet wurde. Im ersten Moment nahm er bloß eine attraktive Frau wahr, eine große Brünette mit halblangen Haaren – dann wurde ihm bewusst, dass es Alessa Arlington war. Die Frau, die ihm bei einem seiner Fälle in London das Leben schwer gemacht und ihn wieder und wieder in Rage gebracht hatte. Und mehr.

Alessas Augen blitzten auf, sie hielt beim Eintreten unversehens inne und starrte ihn an. Er verharrte schweigend, während er sie betrachtete. Sekunden der Ruhe, die gleich vorüber sind, schoss es ihm durch den Kopf.

»Baker!«, rief sie laut aus. Sie trat zurück, um einen Blick auf das Schild neben seiner Tür zu werfen, auf welchem, wie er wusste, bisher lediglich Chief Detective stand und welches sie mit Gewissheit vorher schon gelesen hatte.

Alessa trat abermals unaufgefordert ein, dieses Mal schloss sie die Tür hinter sich. Ihre Augen glitten über ihn, als inspiziere sie einen Patienten. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

»Was machen Sie hier in New York?«, sprudelte es aus ihr heraus. Der vorwurfsvolle Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

»Nun, ich arbeite im NYPD, Ms Arlington«, gab er gelassen zurück.

»Nach Arbeit sieht das ja nicht gerade aus. Viel eher, als würden Sie nach etwas Luft schnappen, bevor Ihr Vorgesetzter erscheint …« Sie pausierte kurz. »Ich dachte, Sie wollten London niemals verlassen?«

Baker verschränkte die Arme vor der Brust. Belustigt sah er sie an.

Sie quittierte seine Reaktion mit hochgerecktem Kinn. »Können Sie nicht mehr reden? Verschlägt es Ihnen die Sprache, mich wiederzusehen?«

Er lachte. »Erklären Sie mir doch zunächst einmal, was Sie hier machen, Ms Arlington. Sind Sie nicht nach New York gekommen, um Medizin zu studieren? Ich meinte, Sie nie mehr wiederzusehen – und wie Sie sich denken können, hängt diesem Gedanken ein Gefühl großer Erleichterung an. Hing, muss ich jetzt leider sagen. Aber, wie ich ja weiß, ist auf Sie kein Verlass. Mischen Sie wieder in einem Mordfall mit? Oder hoffen Sie auf eine weitere Tändelei mit dem neuen Chief Detective, um Ihren kriminalistischen Ambitionen Raum zu verschaffen?« Er hüstelte gekünstelt. »Es ist mir zu Ohren gekommen, dass Sie mit dem früheren Chief Detective näher bekannt waren.«

Alessa lief puterrot an.

»Das ist ja wohl die Höhe! Nichts haben Sie von Ihren Frechheiten eingebüßt, dabei sollte man meinen, wer neu ist, backt erst einmal kleine Brötchen. Wissen Sie, Baker, mit Ihrer englischen Arroganz werden Sie es hier bei den Amerikanern nicht weit bringen …«

Er trat näher zu ihr.

»Wissen Sie, Ms Arlington, wenn Sie hier nichts weiter zu erledigen haben, würde ich vorschlagen, dass wir das Gespräch beenden. Auf sanfte Weise.« Er zwinkerte ihr zu. Die Anspielung darauf, dass er sie in London ein Jahr zuvor grob am Arm gepackt und aus seinem Büro hinausgeworfen hatte, saß: Alessa Arlington zuckte kurz zusammen.

»Ich bin in einer dienstlichen Angelegenheit hier«, erklärte sie erhaben, »die nichts mit Ihnen zu tun hat.«

»Oh. Gab es wieder eine Tote im Women’s Medical College of the New York Infirmary?«

»Ob Sie es glauben oder nicht: Ich bin im Auftrag der Gerichtsmedizin hier«, ließ sie ihn wissen.

Die Mitteilung löste sofort einen Schreck aus, der ihm durch sämtliche Glieder fuhr.

»Ich mache dort ein Praktikum bei Dr. Höfken, dem Leiter der Gerichtsmedizin«, führte Alessa weiter aus. »Damit erweitere ich meine jüngsten Erkenntnisse aus meinem zuvor geleisteten halbjährigen Praktikum in der forensischen Abteilung der Berliner Charité. Das ist in Deutschland.«

»Schön, dass Sie wissen, dass Berlin in Deutschland liegt«, spöttelte er. »Ich dachte, Sie hätten gerade erst vor einem Jahr angefangen, Medizin zu studieren – und jetzt absolvieren Sie ein Praktikum nach dem anderen? Sollten Sie nicht lernen, Bücher lesen?«

»Das Studium wird durch die Praktika aufgewertet! Es gibt also rein gar nichts zu beklagen. Überhaupt: In der Gerichtsmedizin tätig zu sein ist für mich unfassbar spannend – es ist ein Traum für mich, ich bin also genau am richtigen Ort, an der richtigen Stelle!«

Sein Blick wanderte zu dem dicken Umschlag, den sie im Arm hielt, und blieb an diesem haften.

»Diese Unterlagen sind nicht für Sie«, ließ Alessa entschieden verlauten und presste die Akten fester an die Brust. »Sie sind für den Chief Detective.«

Er hob die Brauen und verweilte einen Moment schweigend. Dann umschritt er den Schreibtisch und nahm auf dem Stuhl Platz. Lässig legte er den linken Ellenbogen auf den Tisch und hielt seine offene Hand hoch, winkte ihr mit dem Mittelfinger zu, dass sie ihm die Unterlagen überreichen solle.

Alessa schnappte nach Luft. »Sie können doch nicht einfach auf dem Platz des Chief Detectives …« Der Satz blieb unvollendet, ihr Blick wechselte von seiner Hand zu ihm und zurück. Dann begriff sie. Hart schlug sie ihm den Umschlag in die Hand.

»Bitte schön.« Sie biss sich auf die Unterlippe, ein Habitus, den er gut an ihr kannte. »Sie hätten mich nicht in die Irre führen müssen. Sie hätten mich gleich wissen lassen können, dass Sie der neue Chief Detective sind.« Ihre Stimme klang angespannt, offenbar hatte sie Pro­bleme, ihre Wut in den Griff zu bekommen.

»Es steht auf dem Schild draußen, Ms Arlington.«

»Dort steht aber kein Name! Und Sie standen am Fenster, als warteten Sie auf den Chief Detective. Und außerdem …«

»Was, außerdem …?«

Alessa presste die Lippen aufeinander. Er hob die Brauen und sah sie erwartungsvoll an. Sekundenlang war es still.

»Wissen Sie, was mir gerade auffällt?«, lenkte er das Gespräch plötzlich um.

Sie neigte den Kopf zur Seite. »Nein.«

»Die halblangen Haare stehen Ihnen gut, Ms Arlington. Das meine ich ehrlich.«

Sie erwiderte nichts. Er war sich bewusst, dass das Thema Haare für sie von Bedeutung war, hatte sie diese doch vor einem Jahr gekürzt, um als Mann durchzugehen, damit sie ihrem Onkel, der unter Sabotageverdacht stand, helfen konnte. Er vermutete, die gekürzten Haare dürften allerlei Konsequenzen nach sich gezogen haben, allem voran mochte man sie als Suffragette eingestuft haben, da diese oft kurze Haare trugen.

Alessa schwieg beharrlich.

»Es scheint, als würden wir beide unsere Ziele gut im Auge behalten.« Er räusperte sich, legte den Umschlag auf dem Schreibtisch ab und öffnete ihn. »Worum geht es hier?«, fragte er.

»Heute Morgen wurde ein etwa 30-jähriger Mann tot unter der Ninth Avenue Line auf der 8th Avenue gefunden. An dieser Stelle befindet sich die Suicide Curve, die ihren Namen daher hat, weil immer wieder Menschen von dieser in den Tod springen. Es ist der höchste Punkt der EL, etwa 100 Fuß hoch. Ein ansässiger Ladenbesitzer fand den Mann in den frühen Morgenstunden und rief die Polizei. Die Leiche des Mannes wurde zunächst ins nächstgelegene Hospital gebracht, wo man alsbald feststellte, dass er beraubt worden war. Er verfügte weder über Papiere noch Geld. Die Kleidung lässt auf einen wohlhabenden Mann schließen. Die Leiche wurde aufgrund des Verdachts von Raubmord zu uns in die Gerichtsmedizin gebracht.« Sie hielt kurz inne.

Baker blickte sie intensiv an.

»Dr. Höfken und ich haben die Leiche eingehend untersucht. Der Tod ist durch den Sturz erfolgt. Wir konnten einen Genickbruch, sowie schwere Verletzungen der inneren Organe feststellen. Die Ergebnisse der Blutuntersuchung stehen noch aus. Ferner habe ich festgestellt, dass er einen Ring, vermutlich einen Ehering, trug. Der sonnengebräunte Ringfinger weist einen schmalen, blassen Streifen auf. Über diesem befanden sich Abschürfungen. Offenbar hat jemand mit Gewalt den Ring entwendet.«

Baker nickte, öffnete den Umschlag und richtete dann seine Aufmerksamkeit auf den vor ihm liegenden Bericht. Er überflog die erste Seite und blätterte dann rasch die zehn Seiten durch.

»Haben Sie den Bericht getippt?« Er sah auf.

»Ja. Es gehört zu meinen Aufgaben, die Obduktionsergebnisse ordnungsgemäß zu Papier zu bringen.«

Er nickte bedächtig. Alessa schien seit ihrem letzten Zusammentreffen in jeder Hinsicht Neues hinzugelernt zu haben. »Konnten Sie Spuren eines Kampfes, einer Rangelei oder dergleichen feststellen?«

»Nein.«

»Wann kann ich mit dem Ergebnis der Blutuntersuchung rechnen?«

»Ich denke heute Nachmittag.«

»Gut. Dann lassen Sie mir dieses umgehend zukommen.«

Er blätterte nochmals im Bericht.

»Ich will den Polizisten, der zum Tatort gerufen wurde, befragen. Ah, hier steht sein Name …«

»Liegt denn schon eine Vermisstenmeldung, die auf diesen Mann passen könnte, vor?«, fragte Alessa. »Er war ja offenbar verheiratet, seine Frau müsste ihn vermissen.«

»Ich werde es prüfen«, gab er kurzangebunden zurück.

»Sie sind noch nicht lange hier, oder?«

»Seit Anfang des Monats.«

»Und haben Sie sich schon eingelebt in New York?«

»Eines ist sicher: New York’s not my home.«

Sie lachte auf. »Sie werden sich schon noch einleben. Ich habe auch etwas Zeit gebraucht.«

Er betrachtete sie versonnen, ihre mittellangen braunen Haare mit dem rötlichen Schimmer, die voll und wellig auf ihren Schultern lagen. Die schmalen Brauen über den bernsteinfarbenen Augen, die gerade Nase und hohen Wangenknochen, ihre vollen Lippen, die leicht geöffnet waren und auf denen ein Lächeln lag. Er schmunzelte.

Mit einem Wink auf die Unterlagen vor ihm, erklärte er: »Bisher habe ich nur die Schattenseiten der Stadt kennengelernt. Aber vielleicht findet sich ja früher oder später jemand, der mir die schönen Seiten New Yorks zeigen und mich überzeugen kann, dass es auch angenehm sein kann, hier zu leben.«

»Sie möchten, dass ich Ihnen die Stadt zeige?«

Er grinste und neigte den Kopf zur Seite.

»Selbst nach einem Jahr, welches wohl reich an Erfahrungen für Sie gewesen sein dürfte, beziehen Sie noch immer alles auf sich, Ms Arlington. Das ändert sich wohl nie.«

Bevor sie etwas erwidern konnte, schob er nach: »Vielen Dank für die Unterlagen. Und nun, husch-husch in die Gerichtsmedizin, Ms Arlington. Ich habe noch einiges zu arbeiten – und Sie sicherlich auch.«

»Auch bei Ihnen scheint sich wenig geändert zu haben, Baker. Nehmen Sie sich in Acht vor den New Yorker Frauen, sie sind anders aufgestellt als die Londoner. Ich meine nicht allein jene, die in Gangs unterwegs sind, wie Sie der Akte Ihres Vorgängers sicherlich entnommen haben.« Sie lächelte leichthin, warf mit Schwung den Kopf herum, was ihre halblangen Haare auffliegen ließ und machte auf dem Absatz kehrt.

Sein Blick blieb an der Tür, die sie energisch hinter sich geschlossen hatte, hängen.

Kapitel 4

12:30 Uhr

New York City Police Department, Cochrane’s Bureau

Henry Cochrane blickte überrascht von seinem Schreibtischplatz auf, als Baker eintrat. Sein Büro lag auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses, zur Nordseite, die Temperatur in diesem war weit angenehmer.

»Guten Tag, Chief Detective Baker.«

»Guten Tag, Detective Cochrane. Haben Sie Zeit?«

»Ja. Bitte nehmen Sie Platz.« Cochranes dunkle Augen inspizierten ihn aufmerksam, während er sich setzte. Seine kurzen, schwarzen Haare waren in der Mitte gescheitelt und mit seinem schmalen Gesicht und der langen Nase, unter welcher sich ein kleiner Schnurrbart befand, wirkte er geradezu aristokratisch. Aus der Personalakte hatte er entnommen, dass Cochrane 36 Jahre alt war, also sieben Jahre älter als er. Für einige Detectives im NYPD schien es ein Problem zu sein, einen so jungen Chief Detective zu haben, wie er bereits wahrgenommen hatte, doch für Cochrane war dies mit Gewissheit nicht der Fall. Allerdings war der Altersunterschied zwischen ihnen auch nicht sonderlich groß.

»Ich möchte Sie um Unterstützung in diesem Fall bitten.« Er deutete auf die Unterlagen, die er auf den Schreibtisch legte. »In der Mappe befinden sich ein Obduktionsbericht und eine Vermisstenmeldung.« Er informierte Cochrane über den Sachverhalt. »Wie ich eben in Erfahrung bringen konnte, ist gegen 9:30 Uhr eine Vermisstenmeldung eingegangen, die auf den Mann, der obduziert wurde, passt. Der Name der Frau, die die Vermisstenmeldung aufgab, ist Margaret Com­stock. Sie sagte dem Kollegen, sie habe heute Morgen festgestellt, dass ihr Gatte Anthony Comstock nicht im Haus und sein Schlafgemach unberührt war. Er habe gestern einen Freund in Harlem besucht. Für gewöhnlich kehre er von diesem spät zurück, sodass sie sein Heimkommen oft nicht mitbekäme. Sie sei beunruhigt gewesen und habe dann den Freund in Harlem besucht und erfahren, dass ihr Mann gegen halb eins in der Nacht den Heimweg angetreten habe. Er habe mit der Ninth Avenue Line nach Hause fahren wollen. Das habe sie derart beunruhigt, dass sie sich entschieden habe, eine Vermisstenmeldung bei uns abzugeben.« Er deutete auf den Obduktionsbericht. »Da der Tote in den Morgenstunden unterhalb der Ninth Avenue Line aufgefunden wurde und die Beschreibung, die sie von ihrem Mann abgegeben hat, passt, könnte es sein, dass es sich um ihn handelt.«

Cochrane strich sich mit dem Zeigefinger über den Bart und betrachtete ihn nachdenklich.

»Sie wissen nicht, wer Anthony Comstock ist, oder?«

»Nein, ich weiß nicht, wer Anthony Comstock ist. Sollte ich?«

»Er ist der oberste Postinspektor der Stadt New York. Und der Begründer der New York Society for the Suppression of Vice, derGesellschaft zur Unterdrückung des Lasters. Via Kongressbeschluss hat er die Comstock-Gesetze erwirkt. Dabei handelt es sich um Sittengesetze, welche den Postversand obszönen Materials und den Versand von Verhütungsmitteln wie auch Aufklärungsmaterial hierüber unterbinden. Tausende Bücher, Bleidruckvorlagen und Bilder sind aufgrund der Comstock-Gesetze dem Feuer zum Opfer gefallen. Er gilt als der größte Moralapostel der Stadt. Der Mann hat viele Feinde und ist bereits mehrfach angegriffen worden. Wir haben im Haus zahlreiche Anzeigen sowohl gegen ihn als auch von ihm vorliegen.«

Baker raufte sich die Haare.

»Er ist also kein unbeschriebenes Blatt. Zunächst sah es für mich nach Raubmord aus. Oder Selbstmord infolge­dessen er ausgeraubt wurde. Anzeichen eines Kampfes konnten bei der Obduktion jedenfalls nicht festgestellt werden …« Er ließ die Worte im Raum stehen.

»Sie wissen, dass ich keine Mordfälle übernehmen darf? Denn hier handelt es sich vielleicht um einen.«

»Ich habe Ihre Akte gelesen, Cochrane.« Er nickte. »Sie haben die Ehefrau eines Richters in einer der Hochbahnen erschossen, woraufhin Sie suspendiert wurden. Bis mein Vorgänger, Detective Farrell, Sie wieder in den Dienst holte, mit der Einschränkung, dass Sie zunächst keine Mordfälle übernehmen dürften. Was Sie im Zuge der Verhaftung Ihres Vorgesetzten aber letztlich doch getan haben.« Er ließ einige Sekunden verstreichen, bevor er weitersprach. »Ich würde gern Ihre Sicht zu der Geschichte, die zu Ihrer Suspendierung führte, hören.«

Er sah, dass Cochrane angespannt auf seine Worte reagierte. Aber er fasste sich schnell.

»Bei der Verfolgung eines Tatverdächtigen in der EL zückte ich meine Dienstwaffe, nachdem dieser seine Waffe auf mich gerichtet hatte. Nachdem er einen Schuss auf mich abgefeuert und mich am Arm getroffen hatte, schoss ich zurück. Aber eine Frau, die sich plötzlich vom Sitz erhoben hatte und in den Gang getreten war, geriet in meine Ziellinie.«

»Der Richter sah das anders. Sie hätten in einer voll besetzten EL keinen Schuss abfeuern dürfen und sich zurückziehen müssen.«

Cochrane wandte den Blick ab. Offenbar machte ihm die Erinnerung stark zu schaffen.

»Der Mann, den Sie verfolgten, hatte Sie angeschossen und er hätte einen zweiten Schuss abgefeuert, wenn Sie ihm keinen Einhalt geboten hätten. Rückzug oder Angriff – das ist eine Entscheidung, die in weniger als einer Sekunde geschieht.«

Cochrane wandte sich ihm wieder zu. »Es war noch eine sehr junge Frau. Den Anblick, wie sie in meinen Armen starb, werde ich nie vergessen.«

Er betrachtete Cochrane intensiv, nahm die Schweißperlen, die sich auf dessen Stirn gebildet hatten, wahr.

»Das ist eine schlimme Geschichte.«

»Ja.«

»Der Richter, der Ihren Fall verhandelte, war irgendwie verwandt mit der Frau, habe ich in Erinnerung. War er der Ehemann dieser Frau?«

»Ja.«

»Ist er noch im Amt? Werde ich mit ihm zu tun haben?«

Cochrane nickte. »Ja, Richter Noah Davis ist nach wie vor Richter des New York Supreme Courts. Er ist ein vielgeachteter Mann – er hat den Prozess gegen William Tweed von Tammany Hall geführt. Früher oder später werden Sie ihn kennenlernen.«

Baker nickte. Es wurde still im Raum.

»Ich bin nicht allein zu Ihnen gekommen, Detective Cochrane, um Sie um Unterstützung in diesen Fall zu bitten.« Er sah ihn intensiv an. »Ich möchte Ihnen einen Posten als Chief Assistent anbieten.«

Cochrane hob die Brauen, erwiderte jedoch nichts.

»Ich brauche allgemein Unterstützung. Jemanden, der sich in der Stadt auskennt, mit den Abteilungen und Abläufen im Haus vertraut ist. Das würde mir die Arbeit, die ich zu erledigen habe, erleichtern. Die Aufgabe würde Ihnen selbstverständlich auch vergütet werden.«

»Und Sie glauben, ich sei der richtige Mann dafür?«

»Ja. Ich glaube, Sie sind der richtige. Sie haben Ihre Kompetenzen im Fall Farrell unter Beweis gestellt. Ich habe die Akte hierzu nochmals intensiv studiert, Cochrane.«

»Das ist ziemlich viel Lob für einen Mann, in dessen Akte steht, er dürfe keine Mordfälle übernehmen.«

»Dieser Passus in Ihrer Personalakte ist gestrichen. Ich habe das mit Bürgermeister Havemeyer geklärt.«

Cochrane atmete hörbar laut auf. Einige Sekunden vergingen, bevor er sprach: »Das bedeutet mir viel. Sie können auf meine Unterstützung zählen. Vielen Dank, Chief Detective Baker.«

»Am Ende des Tages werde ich mich bei Ihnen bedanken müssen. Fürchten Sie sich vor meinen Fragen, Detective Cochrane«, gab er zurück. Dann wurde sein Gesichtsausdruck ernst. »Ich werde einen zweiten Schreibtisch in meinem Büro für Sie aufstellen lassen. Das heißt nicht, dass Sie immer in meinem Büro sein müssen, aber bisweilen ist es sicherlich sinnvoll.«

Cochrane nickte.

»Zu diesem Fall …«, er deutete auf die Unterlagen, »dem Obduktionsbericht liegt eine Zeichnung des Toten bei. Die Vermisstenmeldung mit Adresse der Comstocks habe ich obenauf gelegt. Bitte suchen Sie Mrs Comstock auf und zeigen Sie ihr die Zeichnung. Wenn Sie meint, dass es sich bei dem Toten um ihren Mann handelt, nehmen Sie sie mit in die Gerichtsmedizin zur Identifizierung. Sollte es sich bei dem Toten tatsächlich um ihren Mann handeln, bringen Sie sie hierher. Ich will, dass wir beide mit ihr sprechen.«

»Wird gemacht.« Cochrane zwirbelte an seinem Bart. »Darf ich fragen, seit wann die Gerichtsmedizin den Obduktionsberichten Zeichnungen beilegt? Üblicherweise liefern Sie uns Fotografien, sobald diese fertiggestellt sind.«

»Nun, Alessa Arlington hat die Zeichnung angefertigt. Sie kennen Sie ja bereits durch Ihren letzten Fall. Im Prinzip ist das eine gute Idee von ihr. Denn bis wir die Fotografie erhalten, dauert es geraume Zeit.«

»Sie ist zurück aus Berlin? Arbeitet in der Gerichtsmedizin?«

»Es handelt sich nur um ein Praktikum, mehr nicht.«

Cochrane betrachtete ihn versonnen.

»Ehrlich gesagt, freue ich mich sehr, dass Ms Arlington nach ihrem Praktikum in der forensischen Abteilung der Berliner Charité nun in der Gerichtsmedizin arbeitet, auch wenn es sich hierbei lediglich um ein Praktikum handelt. Sie hat Ihnen bei der Aufklärung eines Falles in London geholfen, soviel weiß ich. Mir hat sie ebenso geholfen. Ich habe den Eindruck, Sie sind nicht gerade erfreut über ihre berufliche Entwicklung. Obwohl Sie ihre Zeichnung als hilfreich betrachten. Darf ich fragen, warum?«

»Ich weiß es sehr wohl zu schätzen, dass Ms Arlington ihren Weg erfolgreich geht und bei der Aufklärung von Fällen unterstützend war, Detective Cochrane. Aber: Sie sollte bei ihrer Arbeit bleiben und ich habe berechtigte Zweifel, dass sie das tun wird.« Er lächelte leichthin. »Die Aufklärung von Mordfällen ist unsere Aufgabe, nicht ihre. Sie ist auf dem Weg, Medizinerin zu werden.«

Kapitel 5

14:00 Uhr

Women’s Medical College of the New York Infirmary, ­Stuyvesant Square

Das Aufschnüren der Schuhe war mühselig, selbst mit flinken Fingern. Sie war müde, unfassbar müde. Nachdem sie sich der Schuhe entledigt hatte, schritt sie zu ihrem Bett und ließ sich der Länge nach darauf fallen. Sie schloss die Augen und sog den Duft ihrer frisch bezogenen Schlafstätte ein. Nach einigen Sekunden öffnete sie erneut die Augen. Über das Kissen hinweg betrachtete sie das Bild an der Wand. Es war von Fergus Whitman, einem Fotografen aus London, und zeigte sie in einer leicht geöffneten Polizeiuniform, wie sie mit einer Pistole auf den Betrachter zielte. Die Aufnahme war letzten Sommer entstanden, im Zuge ihrer Bemühungen, ihren Onkel, der in einen Kriminalfall verwickelt war, zu entlasten. Sie ließ die Augenlider sinken. Ein leises Stöhnen entglitt ihren Lippen. Sie spürte, dass sie auf der Stelle würde einschlafen können, aber etwas in ihr wehrte sich dagegen. Sie drehte sich auf die Seite, winkelte das linke Bein an, legte einen Arm unter ihrem Kopf ab und richtete ihren Blick auf das Fenster. Obwohl sie stets die anderen Studentinnen beneidet hatte, die ein Zimmer gen Süden hatten, war sie nun froh eines zur Nordseite zu haben. Die Hitze war selbst in diesem schon unerträglich. Das geöffnete Fenster brachte keine Erfrischung, kein Windhauch glitt hinein. Ohne es zu prüfen, wusste sie, dass ihre Stirn schweißbedeckt war. Gleich, wenn sie sich etwas ausgeruht hätte, würde sie ihre Kleidung ablegen, sich waschen und frische Unterwäsche anlegen. Mehr nicht.

Ihre Hand tastete nach der Spieldose, die auf ihrer Nachttischkommode lag. Es war ein Geschenk Ryons, des Mannes, den sie allmählich aus den Augen verlor, obwohl er nicht weit entfernt von ihr lebte, nah bei Boston. Kennengelernt hatte sie ihn bei seinem Aufenthalt in London im letzten Jahr. Er war Halbindianer und hatte in London sein Schiff beim Lloyds Register of Shipping angemeldet, dessen Leiter ihr Onkel war. Nachdem sein Vater bei einer Kesselexplosion eines Segeldampfers in den Londoner Docklands ums Leben gekommen war und ihr Onkel unter Verdacht geriet, waren sie sich bei dem Versuch den Fall aufzuklären, nähergekommen. Sehr zum Missfallen Bakers. Dass sie dem groben, he­rab­lassenden Inspector hier wieder begegnen musste!

Sie schob die Gedanken an Baker beiseite, drehte am Mechanismus der Spieldose und die Melodie Beautiful Dreamer von Stephen Foster erklang. Sie legte die Spieldose auf ihren Bauch. Vor ihrem Praktikum in Berlin hatte Ryon sie in New York aufgesucht, um ihr aus einer sehr misslichen Lage zu helfen. Er hatte sie auch zu sich nach Kennebunkport bei Boston eingeladen. Doch sie hatte es vor ihrem Antritt des Praktikums nicht mehr geschafft, ihn zu besuchen. Von Deutschland aus hatte sie ihm geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Die Wochen, in denen sie auf eine Nachricht von ihm gewartet hatte, hatten große Zweifel in ihr hervorgerufen, zumal er bei ihrem letzten Treffen davon gesprochen hatte, sie seien Freunde. Allem Anschein nach hatte er das Interesse an ihr verloren. Gewiss konnte sie nicht sein, aber nachfragen, sich aufdrängen, wollte sie auch nicht.

Inzwischen geriet er mehr und mehr in Vergessenheit, hatte sie andere Männer kennengelernt. Männer, die sich für sie interessierten. Die Realität ließ den Traum von einer gemeinsamen Zukunft mit Ryon verblassen. Sie wollte Nähe, kein jahrelanges Warten und Hoffen. Es lag schließlich in ihrer Hand, wofür sie sich entschied.

Sie richtete sich auf, stieg aus dem Bett und entledigte sich ihrer Kleidung. Öse um Öse öffnete sie das Kleid, mit einer geschwinden Bewegung das Leibchen und schließlich die Unterhose. Achtlos ließ sie die Kleidungsstücke auf den Boden fallen. Einem plötzlichen Impuls folgend, schritt sie zum Schreibtisch und schob die Lehrbücher beiseite. Unter diesen lag ein Buch, das sie gerade mehr als alle anderen fesselte. Ida Craddocks The Wedding Night.

Victoria Woodhull, ihre Freundin, hatte ihr das Buch gegeben. Sie hatte sich ein Lesezeichen an die Stelle gesetzt, die wieder und wieder ihr Innerstes entflammte.

Wenn Sie zuerst die ursprüngliche Leidenschaft der Frau gründlich befriedigen, die liebevoll und mütterlich ist (denn die typische Frau bemuttert den Mann, den sie liebt), und wenn Sie sie auf sanfte, zarte und ehrfürchtige Weise küssen und liebkosen, besonders am Hals und am Busen, werden Sie feststellen, dass sie nach und nach (vielleicht nicht in der ersten Nacht und auch nicht in der zweiten Nacht, aber schließlich, wenn sie sich an die Fremdartigkeit der Intimität gewöhnt hat, werden Sie es schaffen, durch Reflexe vom Busen zu den Genitalien in ihr ein vages Verlangen nach dem Umschlingen der unteren Gliedmaßen zu wecken, mit immer engerem und engerem Kontakt, bis Sie an den Genitalien auf ganz natürliche und heilsame Weise ineinander verschmelzen; und Sie werden dann ihre Genitalien so gut mit einer Emission aus ihren Bartholin-Drüsen und möglicherweise auch aus ihrer Vagina geschmiert finden, dass Ihr allmählicher Eintritt nicht nur ohne Schmerzen für sie, sondern mit einer so exquisiten Verzückung für sie erfolgen kann, dass sie eher bereit sein wird, Ihren Eintritt bei einer zukünftigen Gelegenheit einzuladen.1

Sie schritt zum Spiegel neben dem Kleiderschrank. Immer war sie unglücklich darüber, weil sie zu groß war, ihre Hüften schmal wie die einer 13-Jährigen waren. Ihre Schultern waren zu breit und ihre Brüste üppiger als die der meisten Frauen, somit zu üppig. Sie wollte endlich versuchen, sich anzunehmen, wie sie war. Wer sie war. Sie schloss die Augen und ließ ihre Finger über ihre Brüste gleiten, über die Brustwarzen, die sich sogleich aufstellten. Ihr wurde heiß bei der Vorstellung, es seien die Finger eines Mannes, der sie unmissverständlich wollte – und den sie wollte. Sie ließ ihre Finger tiefer gleiten. Ihre Fingerkuppen strichen sanft über ihre Leisten tiefer, dann wiederholte sie die Bewegung, ließ ihre Nägel über diese streifen. Sie schloss die Augen, berührte die samtweiche Stelle zwischen ihren Beinen und tauchte mit einem Finger in sich ein. Eine Reihe von Bildern zog vor ihrem inneren Auge vorbei. Bilder, die durch Ida Craddocks Buch inspiriert waren, ein Eigenleben entwickelten. Erschrocken zog sie den Finger zurück und besah sich diesen: Er glänzte von der Nässe. War sie zu weit gegangen? Gewiss! Gleichzeitig war da diese Faszination, zauberhafte Bilder von Nähe, von Gerüchen. Sie wollte berührt werden. Sie hungerte nach Berührung. Und sie wollte nicht weiter hungern. Sie wollte Nähe, keine Träume. Einen Mann, der sie unmissverständlich begehrte. Einen Mann mit eigenen Träumen, die die ihren kreuzten, einen Mann, der in der Realität Gestalt annahm. Mit Mut. Leidenschaft.

Sie seufzte, wollte vergessen, was nicht erreichbar war.

Die Ereignisse des Tages drängten sich ihr unvermittelt auf: Die Obduktion des Mannes, Chief ­Detective Baker. In ihrem Kopf war er immer noch Inspector Baker. Wieso hatte sie nicht mitbekommen, dass er der neue Chief Detective des NYPDs war? Dr. Höfken hatte es sicher gewusst, aber dieser hatte ja nicht ahnen können, dass sie Baker aus London kannte. Wie arrogant Baker ihr wieder gegenübergetreten war! Immer gab er ihr das Gefühl, sie sei ein kleines Mädchen! Sie konnte nur hoffen, dass sie ihn so bald nicht wiedersehen würde. Denn sie hatte sich kaum im Griff, wenn er sie derart behandelte. Da ihr Dienst gegen 13:00 Uhr beendet war und die Ergebnisse der Blutuntersuchung noch nicht vorgelegen hatten, war sie glücklicherweise nicht gezwungen gewesen, Bakers Büro nochmals aufzusuchen. Jemand anderes würde die Ergebnisse an den Chief Detective