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Nimrod, der erste Gewaltherrscher, erbaute einen Turm, der ‹bis an den Himmel› reichen sollte. Als die Bauleute zerstreut wurden, verbreiteten sie den Kult Babels in alle Welt und legten damit die Grundlage der heidnischen Religionen. Eine lange Spur unschuldig vergossenen Blutes zeichnet ihren Weg durch die Geschichte. Denn die Vollendung des Turms um jeden Preis reizt die Mächtigen bis heute. Unter Aufbietung aller Kräfte sollen nun Wirtschaft, Politik und Religion durch die Globalisierung, die Uno und die Ökumene in einer ‹Neuen Weltordnung› vereinigt werden; einer Gott-losen Welt der tausend Götzen. Dem himmelsstürmenden Wahn Nimrods und seiner Gesinnungsgenossen setzte der Allmächtige seinen Segensbund mit Abraham und dessen Nachkommen entgegen. Der Autor folgt den Spuren Nimrods und Abrahams durch die Weltgeschichte. Diese Wurzelsuche vermittelt so manche überraschende Einsicht. Jesus und seine Apostel beispielsweise waren keine Christen. Sie lebten nach der Torah und den jüdischen Traditionen und kannten weder Sakramente noch eine Kirche noch ein "Neues Testament". Auch die frühen Christen aus den heidnischen Völkern beachteten anfänglich noch grösstenteils die Speisegesetze, heiligten den Schabbat und feierten die biblischen Feste. Doch schon bald begannen sich viele von ihnen vom jüdischen Volk und dessen Glauben abzugrenzen. Dieser Prozess wurde massiv beschleunigt, als der römische Kaiser Konstantin im Jahre 325 in Nicäa das erste ökumenische Kirchenkonzil einberief, um den christlichen Glauben zu vereinheitlichen und so die politische Einheit seines Reiches zu fördern. Im Schlussdokument forderte er die Bischöfe unmissverständlich auf, sich von den Juden zu trennen. In der Folge verleugnete die Kirche ihre jüdischen Wurzeln, und vermischte den Glauben Israels mit den alten heidnischen Kulten. Die katholische Kirche entstand und trat Nimrods Erbe an.
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Seitenzahl: 344
Veröffentlichungsjahr: 2011
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Und Jahwehsprach zu Avram:
Geh aus von deinem Land und von deiner Verwandtschaft und von deines Vaters Hausin das Land, das ich dir zeigen will!
Das Buch
Seit einigen Jahren kenne ich den Autor des vorliegenden Buches und durfte ihn ein Stück seines Weges begleiten, wobei mein Glaubensverständnis durch seine Rundbriefe und die Gespräche mit ihm befruchtet wurde und sich weiterentwickelte. Wir haben so manches Thema intensiv diskutiert, manchmal auch kontrovers.
Was gerne auf die leichte Schulter genommen oder sogar verdrängt wird, hat Daniel Seidenberg immer wieder, und nicht zuletzt in diesem Buch, überzeugend auf den Punkt gebracht: Das heutige Christentum hat mit dem Denken und Handeln der jüdischen ‹Urchristen› nur noch wenig gemeinsam. Das gilt nicht nur für die Volkskirchen, sondern auch für etliche so genannte ‹Freikirchen›, die stolz von sich meinen, dass sie im Denken und Handeln den ersten Nachfolgern von Jeschua Ha Maschiach (Jesus Christus) ganz nahe wären. Wenn sie nur wüssten, wie weit sie in Wirklichkeit davon entfernt sind …
Dieses Buch klärt auf. Gleichzeitig ist es eine Herausforderung. Es geht um das übergeordnete Ziel ‹Zurück zu den Wurzeln!›. Wer diesen Zug besteigt, dem kann es passieren, dass ihn die Reise zu etwas führt, was er am Anfang nicht für möglich gehalten hätte, nämlich zu folgenreichen Entscheidungen.
Der Buchtitel ist dem Vers 18:4 der Offenbarung des Johannes entlehnt und wird von jenen an Jeschua glaubenden Leserinnen und Lesern ernst genommen werden, denen am Ende bewusst wird, wie groß die Dimension der Abirrung in vielen Kirchen und Freikirchen geworden ist, wie weit sich deren religiöse Systeme von den Lehren Jeschuas entfernt haben und wie unreformierbar diese geworden sind. Arno Farina
Zum Ursprung
Aus den persönlichen Erfahrungen des Autors entstand 2001 der jüdisch-messianische Lehrdienst LaMakor (zum Ursprung) und die damit verbundene Glaubensgemeinschaft Chai (Leben). Im Internet findet man sie unter www.Lamakor.info bzw. www.chai.ch.
Daniel Seidenberg
Geh heraus, mein Volk!
Ein Reiseführer
‹Geh heraus, mein Volk!› erschien im epubli Verlagauch als gedruckte Ausgabe
ISBN: 978-3-8442-0605-0
1. Auflage 2011
Copyright: © Daniel Seidenbergwww.lamakor.info
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de
ISBN: 978-3-8442-0625-8
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Inhaltsverzeichnis
Zu diesem Buch
1. Kapitel: Kain und Abel
Religion – Weg des Kain · Söhne Kains und Söhne Hebels · Die Stammlinie des Maschiach · Nimrods Gewaltherrschaft · Wie Menschen Götter wurden · Babylon, die Grosse
2. Kapitel: Die Bündnisse JAHWEHS
Geh aus von deinem Land · Berufen, ein Segen zu sein · Ich will segnen, die dich segnen · Das verheissene Land · Das geliebte Land · Der Weinberg · Das unverkäufliche Erbteil · Die Hochzeit des Landes · Der Bundesschluss mit Avram · JAHWEH bestätigt den Bund mit Jizchak · JAHWEH bestätigt den Bund mit Jaacov · JAHWEH bestätigt seinen Bund mit ganz IsraEl · Die Bundessegnungen · Die Bundesrache · Gericht und Gnade · JAHWEHS Bundestreue · Der ewige Gnadenbund mit David · Der erneuerte Bund · Die Irrlehre von den zwei Testamenten
3. Kapitel: Die Wiederentdeckung der Torah
JoschiJahu erneuert den Bund · JoschiJahu reinigt das Land vom Götzendienst · ‹Heilige› Gräuel im Hause Gottes · Die Visionen der Sonnenanbeter · Die Erneuerung des Bundes
4. Kapitel: Zedakah
Zedakah – wahrer Gottesdienst · Fremde, Witwen und Waisen · Zedakah im Zehnten · Zedakah in den Festen JAHWEHS · Zedakah – ein starkes Zeugnis · Zedakah – gerecht durch Werke? · Glaube ohne Zedakah ist tot · Zedakah – gelebter Glaube · Kein Segen ohne Zedakah · Zedakah – gelebte Gerechtigkeit · Zedakah – Gottes Richtmass · Zedakah – ewiger Reichtum
5. Kapitel: Der Fremde in IsraEl
Heiden, die JAHWEH erkannten · Heiden, die sich bekehrten · Heiden, die sich IsraEl anschlossen · Das Buch Ruth · Zurück zu den Wurzeln – zu welchen? · Fremde werden deine Mauern bauen · JAHWEH liebt den Fremden ganz besonders · Gleiches Recht für den Fremden · Der Gottesdienst des Fremden · Gottesfürchtige, Heiden und Proselyten · Gesetzlose Heidenchristen · Fazit
6. Kapitel: Luftwurzler
Ersatztheologie der Kirche · Dispensationalismus · Endzeitspezialisten · Zionistische Dispensationalisten · Zerschneidung · Tendenziöse Übersetzungen · Evangelium des Paulus? · Zwei Evangelien? · Jeschuas veraltetes Evangelium? · Verworfenes IsraEl? · Römer 11 – eine ernste Warnung · Die unwandelbare Berufung IsraEls · Der edle und der wilde Ölbaum · Ein Gott – ein Volk – eine Hoffnung · Die Wiederherstellung
7. Kapitel: Judaisierer
Das frühe Christentum – eine jüdische Sekte unter vielen · Hurerei und Götzendienst · ‹Heiliger› Krieg gegen die Ketzer · Judaisierende Christen · Marranen – judaisierende ‹Neuchristen› · Der Kampf um die Feste · ‹Heiliger› Judenhass · Juden, Gottesfürchtige und Proselyten · Scha-ul gegen ‹die Judaisierer›? · Scha-uls Kampf gegen ‹Irrlehren› · Gesetzloses Christentum · Hoffnungslos judaisierte Welt · Beschlüsse gegen ‹die Judaisierer› · Der Schabbat – ein Bundeszeichen JAHWEHS · Die Angst der Christen vor dem Judaisieren · JAHWEH ‹judaisiert› die Nationen · Die Decke des Mose
8. Kapitel: Auf dass sie alle eins seien
Die babylonischen Wurzeln der neuen Weltordnung · Die babylonische Einheit ist Feindschaft gegen Gott · Der babylonische Sonnen-Kult als ‹neue› Weltreligion · Die babylonische Einheit der Religionen · Die Blutschuld Babels · Was hat Licht mit Finsternis zu tun? · Das babylonische Erbe der reformierten · Der Kainsgeist der Reformatoren · Ohola und Oholiba · Einheit auf Kosten der Wahrheit · Die babylonischen Wurzeln der Freikirchen · Jeruschalaim oder Babel – Leben oder Tod · Die Stadt des grossen Königs · Die Stunde der Entscheidung · Wahre und falsche Einheit
9. Kapitel: Geh heraus, mein Volk!
An den Wassern Babylons · Der zweite Auszug aus Babel · Babylon die Grosse · Die gescheiterte Reformation · Pflügt einen Neubruch · Wahre Kinder Babels · Und die Freikirchen? · Der Becher der Blutschuld · Das endgültige Gericht über Babel
10. Kapitel: Maschiach ben Josef
Maschiach bedeutet Gesalbter · Vorläufer Jeschuas · Die zwei Gesalbten · Maschiach Ben Josef · Der doppelte Josef · Josef, ein Sohn des Sonnengottes · Der unheimliche Josef · Zweifach fremder Josef · ‹Jesus Christus› – König ohne Volk und Land · Die verachtete Familie des Maschiach · Die bösen Weingärtner · Rätsel Josef · Heiden-Heiland · Maschiach der Knechtschaft · Das grosse Fressen · Die fetten Jahre sind vorbei · Der falsche Maschiach · Die Wiederherstellung IsraEls
11. Kapitel: Der König kommt
Dein Reich komme · Himmelreich oder Reich des Himmels? · Ein Reich der Kirche? · Ein unsichtbares Reich? · Ein anderes Evangelium · Gnostisches Christentum · Zwei Reiche Gottes? · Das Evangelium der Endzeit
Stichwortverzeichnis
Zu diesem Buch
Hört mir zu, ihr, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, ihr, die ihr JAHWEH sucht. Seht auf den Felsen, aus dem ihr gehauen wurdet, und auf die Brunnenhöhle, aus der ihr gegraben worden seid! Seht auf Abraham, euren Vater, und auf Sarah, welche euch geboren hat. JeschaJahu (Jesaja) 51:1
Auf der Suche nach meinen persönlichen jüdischen Wurzeln wurde mir klar, dass der ganze Heilsplan auf den Bündnissen aufbaut, die Gott mit Abraham, Isaak und Jakob begründet und mit deren Nachkommen, dem Volk IsraEl, weitergeführt hat. So offensichtlich und einfach diese Tatsache auch ist, verblüfft es dennoch, deren volle Konsequenzen zu erkennen. Denn gewöhnlich wird ja gelehrt, der ‹Neue Bund› habe den ‹Alten Bund› abgelöst und somit bedeutungslos gemacht. Sie erscheinen so als Gegensätze, welche sich gegenseitig ausschliessen: IsraEl, das war gestern, heute ist die Gemeinde – die Bündnisse Gottes mit Abraham und seinen Nachkommen sind Überbleibsel einer primitiven Urzeit des Glaubens – und das ‹Alte Testament› ist, wie der Name ja sagt, veraltet und bestenfalls noch als Bilderbuch zu gebrauchen, um die Botschaft des ‹Neuen Testaments› anschaulich zu machen. Nichts könnte der Wahrheit ferner liegen:
Im Abschnitt ‹Die Irrlehre von den zwei Testamenten› wird ausgeführt, wie die Begriffe ‹Neues Testament› und ‹Altes Testament› geprägt wurden, um die Trennung zwischen Juden und Heidenchristen in den Köpfen zu zementieren und Torah und Propheten abzuwerten, ausgerechnet den Teil der Bibel, welcher für Jeschua und seine Jünger allein ‹heilige Schrift› und gültiger Massstab war. Der Autor würde es daher eigentlich vorziehen, statt vom ‹Alten Testament› und vom ‹Neuen Testament› von ‹Der Schrift› und den ‹Messianischen Lehren› zu sprechen; um aber Missverständnisse zu vermeiden, wird in diesem Buch darauf verzichtet.
Der Begriff ‹Alter Bund› ist irreführend, da JAHWEHS Heilsplan auf dem Bund mit Abraham aufbaut, den er in der Folge immer wieder durch weitere Bündnisse mit dessen Nachkommen bekräftigt, erneuert und vertieft hat. JAHWEH schafft nicht etwas Neues, um sein bisheriges Werk zu verwerfen (Pred.3:14), vielmehr führt er in dem Neuen jeweils das Alte fort. Der ‹Neue Bund› erweist sich daher als Fortschreibung und Erneuerung aller zuvor geschlossenen Bündnisse. Würde eines von ihnen aufgehoben, fiele alles in sich zusammen. Denn worauf könnten wir noch hoffen, wenn JAHWEH irgendeines seiner Bündnisse aufheben würde, nur weil jemand ungehorsam war? Sind wir denn diesbezüglich etwa besser als die alten Israeliten? Auf diesen Bündnissen baut der ganze Heilsplan JAHWEHS auf, sie verbürgen, dass er treu bleibt, auch wenn wir untreu werden. Eine andere Grundlage gibt es nicht.
Der Tenach (‹AT›) wurde von Israeliten für Israeliten in Hebräisch geschrieben. Ebenso ist auch der Ursprung der ‹NT›-Texte Aramäisch, der Sprache Jeschuas und seiner Jünger. Grammatik und Satzstellung vieler Passagen zeugen daher selbst in ihrer griechischen Übersetzung immer noch deutlich davon. Alle Mitglieder der Ur-Gemeinde in Jerusalem waren Juden. Sie verstanden sich keineswegs als Christen, sondern glaubten und lebten genauso jüdisch wie alle anderen Juden, gemäss der Torah und den Propheten, die ihnen allein als ‹heilige Schrift› galten, so, wie sie von Jeschua und seinen Aposteln belehrt worden waren.
Mancher Leser mag sich fragen, warum die Personen der Bibel hier nicht mit den üblichen Namen benannt werden. Die allermeisten Menschen, über die uns die Bibel berichtet, waren Hebräer, und die ersten Jünger des Nazareners waren ausnahmslos Juden. Die frühen Heiden-Christen im römischen Reich haben jedoch die Schriften der Apostel in Griechisch gelesen. Für sie klang es daher vertrauter, Jesus zu sagen statt Jeschua, Matthäus statt MatitJahu oder Saulus statt Scha-ul. Darum wurden diese Namen auch so in die griechischen Schriften übertragen, welche für die Christen im Westen die Grundlage des sogenannten ‹Neuen Testaments› darstellen. Bei späteren Übersetzungen in andere Sprachen übernahm man diese Schreibweise, so dass nun in deutschen, englischen oder chinesischen Bibeln griechisch klingende Namen anstelle von hebräischen stehen. Heutigen Bibellesern sind diese so geläufig, dass sie meist meinen, deren Träger hätten tatsächlich so geheissen. Selbst Propheten des alten IsraEl wie JirmeJahu oder Jecheskel wurden so zu Jeremias bzw. Hesekiel. Dadurch wirken aber nicht nur ihre Namen nicht mehr hebräisch, sondern auch sie selber und damit auch die Geschichten, die von ihnen berichten. Die Bibel verliert so ein wesentliches Stück ihres hebräischen Charakters. Es entsteht der Eindruck, das alles hätte genauso gut in Athen oder Korinth statt in Jerusalem passieren können, während es doch eigentlich die Geschichte Gottes mit seinem Volk IsraEl ist.
Es geschieht also nicht aus Rechthaberei, dass in diesem Buch konsequent die originalen hebräischen Namen verwendet werden. Dies soll dem Leser vielmehr bewusst machen, dass die Bibel ein jüdisches Buch ist und Jeschua der Messias IsraEls und der König der Juden. Besonders bedeutsam sind auch die vielen Personennamen, die den heiligen Namen Gottes enthalten, wie JeschaJahu (Heil JAHWEHS) oder EliJahu (mein Gott ist JAHWEH). Auch dieser wichtige Bezug, der in der griechischen Übersetzung verloren ging, soll hier wiederhergestellt werden. Um dem Leser den Zugang zu vereinfachen, werden Namen und Begriffe, welche ihm möglicherweise unverständlich sind, mindestens einmal (in Klammern) erklärt, wenn sie zum ersten Mal im Text erscheinen. Diese Wörter können zudem im angefügten Stichwortverzeichnis nachgeschlagen werden.
«Siehe, wenn ich zu den Kindern IsraEl komme und zu ihnen sage: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie mich fragen werden: Wie heisst sein Name? – was soll ich ihnen sagen?»
«Also sollst du zu den Kindern IsraEl sagen: JAHWEH, der Gott eurer Väter, der Gott Avrahams, der Gott Jizchaks und der Gott Jaacovs, hat mich zu euch gesandt; das ist mein Name ewiglich und meine Benennung für immer.» 2. Mosche 3:13,15
Trotz dieser und vieler anderer Verse, die nichts an Eindeutigkeit vermissen lassen, steht in den allermeisten Bibeln anstelle des geoffenbarten Gottesnamens JAHWEH durchgehend nur ‹Herr›. Doch genau so benannten auch die alten Kanaaniter ihre wichtigste Gottheit, nämlich Baal (bedeutet ‹Herr›). Diese Bezeichnung ist für JAHWEH also nicht nur falsch und unangemessen, sie hat schon etwas Lästerliches an sich, stellt sie doch den Allmächtigen auf eine Stufe mit den unzähligen Götzen der Heiden. Um dieses nichtssagende ‹Herr› wenigstens etwas aufzuwerten, verwenden viele Übersetzer dort, wo eigentlich der Gottesname JAHWEH stehen sollte, eine besondere Schreibweise wie z. B. HERR, HErr, HERR, GOTT oder GOTT. Dann kann der Leser zumindest im ‹AT› noch erkennen, wo der Name Gottes nun fehlt. Im griechischen ‹NT› ist dies jedoch nicht mehr möglich, da der heilige Name hier konsequent durch ‹Kyrios› (Herr) ersetzt wurde.
Wie die originalen hebräischen bzw. aramäischen Namen und Begriffe wird in diesem Buch auch der heilige Gottesname JAHWEH in allen Bibelzitaten wiedergegeben, in denen er vorkommt. Von dieser Regel wird nur abgewichen, wenn traditionell geprägte christliche Auffassungen einer kritischen Betrachtung unterzogen werden. Dann werden bewusst das unsägliche ‹Herr› statt JAHWEH und die üblichen, dem griechischen Sprachgebrauch angepassten Namen wie Johannes oder Jesus verwendet.
Übersetzungen sind immer Stückwerk, denn der ursprüngliche Text lässt oft mehrere Varianten zu, aus denen der Übersetzer jeweils jene wählt, die ihm am einleuchtendsten erscheint. Dadurch verkürzt er aber nicht nur den ursprünglichen Sinn, schlimmstenfalls verkehrt er ihn gar in sein Gegenteil. Etliche unklare Passagen im ‹NT› zeugen von diesem Problem. Jeder Übersetzer könnte somit im Prinzip der Fälschung bezichtigt werden, denn er muss den Text interpretieren, ob er will oder nicht. Wie er das tut, hängt von seiner persönlichen Sichtweise ab und wie stark er seinen Ermessensspielraum zur Verbreitung seiner persönlichen Überzeugungen nutzt (oder missbraucht). Die zitierten Schriftworte in diesem Buch stammen in der Regel aus der Übersetzung von Eugen Schlachter. Vereinzelt wurden jedoch Korrekturen vorgenommen, um einen Aspekt stärker hervorzuheben, der bei Schlachter nicht oder zu wenig deutlich erkennbar ist. Ergänzungen des Autors in Zitaten werden durch [eckige Klammern] gekennzeichnet. Altmodische Wörter wurden ersetzt und sperrig klingende Sätze dem heutigen Sprachgebrauch angepasst.
Damit der Leser nicht alle Bibelstellen selber nachschlagen muss, werden meist nicht nur die Kapitel und Verse angegeben, sondern die ganzen Abschnitte zitiert. Wenn schwierige Fragen behandelt werden, empfiehlt es sich jedoch, selber nachzulesen, in welchem grösseren Zusammenhang sie stehen. Auch der Vergleich verschiedener Übersetzungen kann hier hilfreich sein.
Darum wollen wir [jetzt] die Anfangslehre vom Maschiach verlassen und zur Vollkommenheit übergehen, nicht abermals den Grund legen mit der Umkehr von toten Werken und dem Glauben an Gott, mit der Lehre von den Taufen, von der Handauflegung, der Totenauferstehung und dem ewigen Gericht. Ebräer 6:1-2
Solche ‹Anfangslehren des Glaubens› werden in diesem Buch nicht behandelt, entsprechende Literatur gibt es bereits sehr viel. Es will den Leser nicht in altvertrauten Überzeugungen bestärken, sondern ihn herausfordern, seine vom abendländischen Denken geformten ‹Gewissheiten› im Licht der biblisch-hebräischen Denkweise und Perspektive einer gründlichen Überprüfung zu unterziehen – nur das auf Fels gebaute Haus wird der Prüfung standhalten.
«Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!» Jochanan 8:7
Kritische Aussagen über ‹die Kirche›, ‹die Christen› oder ‹das Christentum› sind bewusste Verallgemeinerungen und ausdrücklich nicht auf den einzelnen Christen, Katholiken, Charismatiker usw. gemünzt. Niemand soll dadurch persönlich beleidigt, angegriffen oder gar verdammt werden. Ebensowenig soll hier über Schwule und Lesben gerichtet werden. Ihre sexuelle Praxis verwirft JAHWEH zwar klar, doch der heute weithin verbreitete Ehebruch und die grassierende sexuelle Freizügigkeit werden von der Schrift genauso als gravierende Verfehlung bezeichnet. Die gleichgeschlechtliche ‹Liebe› wird in diesem Buch allein deshalb mehrfach erwähnt, weil ihre zunehmende Akzeptanz durch die Grosskirchen beispielhaft ist für deren eifriges Buhlen mit dem humanistischen Zeitgeist. Dieses hat längst dazu geführt, dass zentrale biblische Begriffe wie Sünde oder Gericht in ihrer Verkündigung kaum noch vorkommen.
Die Auseinandersetzung mit ungewohnten Einsichten erfordert, dass wir unsere Gedanken aus den tiefen Spurrinnen herauslenken, welche der griechisch-philosophische Geist der Kirchenväter und Theologen und ihre antijüdischen Dogmen tief ins ‹christliche› Glaubensverständnis eingegraben haben. Dies ist kein Spaziergang. Wer zur Quelle gelangen will, aus der das frische, klare Wasser strömt, muss energisch und entschlossen gegen den Strom schwimmen und manche schroffe Klippe umschiffen – nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.
Manche Sätze und Passagen müssen mehrmals gelesen werden, um sie wirklich zu verstehen. Kapitel und Überschriften sollen helfen, Abschnitte wiederzufinden, die man noch einmal lesen möchte. Dem gleichen Zweck dient auch das Stichwortverzeichnis , in welchem auch ungewohnte Begriffe noch einmal erklärt werden. Fastfood mag lecker schmecken und kann praktisch unzerkaut verschluckt werden, doch es ist ungesund und enthält kaum Vitamine. Schafe oder Kühe gehören deshalb zu den reinen Tieren, weil sie ihre Nahrung sorgfältig auswählen und sie mehrmals durchkauen, unreine Tiere wie Hunde oder Schweine hingegen verschlingen wahllos gierig alles, was man ihnen vorwirft. Sie fressen darum auch das minderwertige Normfutter, welches in der heutigen Massentierhaltung verfüttert wird. Wer sich damit nicht abspeisen lassen will, der bekommt hier etwas zwischen die Zähne.
‹Geh heraus, mein Volk!› besteht aus einer Reihe von Botschaften, welche im Laufe mehrerer Jahre entstanden sind und nun noch einmal überarbeitet und zusammengefasst wurden. Es erhebt weder Anspruch auf Vollkommenheit noch will es der Weisheit letzten Schluss verkündigen, es möchte aber eine Hilfe bieten, um aus dem babylonischen Wirrwarr heraus und zu den Wurzeln des Glaubens zu finden.
Allen, die mir bei der Arbeit an diesem Buch geholfen haben, sei es mit Anregungen, bei den Korrekturen, der Erstellung des Stichwortverzeichnisses oder dem Überprüfen von Versangaben und Quellen, möchte ich herzlich danken. Insbesondere danke ich meiner Familie, welche mich in dem intensiven Entstehungsprozess begleitet hat.
Kain und Abel
Schon ganz am Anfang sehen wir die zwei Wege der Menschheit: Den Glaubensweg Abels und den Weg Kains, der zum Brudermord führt. Bis heute verfolgt Kain seinen Bruder Abel und vergiesst dessen Blut.
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Da sprach Gott JAHWEH zur Schlange: Weil du solches getan hast, so seist du verflucht vor allem Vieh und vor allen Tieren des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Erde essen dein Leben lang! Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. 1. Mosche (Mose) 3:14-15
Wenn die Schrift im Zusammenhang mit Menschen von Samen spricht, meint sie immer Nachkommen. Ein bestimmter Nachkomme der Frau sollte der Schlange den Kopf zertreten. Aufgrund dieser Prophezeiung begann eine erbitterte Feindschaft zwischen den Nachkommen von Chawah (Eva) und denen der Schlange, die bis heute andauert. Diese Verse haben schon zu den wildesten Spekulationen Anlass gegeben. Aus ihnen entwickelte z. B. William Branham, der heute noch von vielen als grosser Prophet angesehen wird, seine umstrittene Lehre vom ‹Schlangensamen›. Die Schlange habe Chawah beim Sündenfall sexuell verführt, die Frucht dieser Vereinigung sei Kain gewesen. Dessen Nachkommen seien daher der in der Schrift erwähnte Schlangensame, welcher Gottes Heilsplan widerstehe, wogegen die Nachkommen Seths der Leib Christi seien. Tatsächlich erwähnt die Schrift sogar Feinde des Volkes IsraEl, welche sie als Kain bezeichnet:
Und als er [Bileam] die Keniter sah, hob er seinen Spruch an und sprach: Deine Wohnung ist fest, und du hast dein Nest in einen Felsen gelegt; aber du wirst, o Kain, verwüstet werden! 4.Mo.24:21-22
Doch alle heute lebenden Menschen stammen von Noach (Noah) und seinen Söhnen ab, Noach aber stammt von Kains Bruder Seth. Von den Nachkommen Kains konnte also gar keiner die Flut überlebt haben, der Schlangensame wäre restlos in der Flut untergegangen und somit schon längst vernichtet worden. Branhams Lehre erweist sich also als Spekulation ohne Grundlage. Wer oder was ist dann aber der Same der Schlange?
Es begab sich aber nach Verfluss von Jahren, dass Kain JAHWEH eine Gabe brachte von den Früchten der Erde. Und auch Hebel [Abel] brachte [dar] von den Erstgeborenen seiner Schafe und von ihren Fettesten. Und JAHWEH sah Hebel an und sein Opfer; aber Kain und sein Geschenk beachtete er nicht. Da ergrimmte Kain sehr und liess den Kopf hängen. Da sprach JAHWEH zu Kain: Warum bist du so zornig und lässt den Kopf hängen? Ist es nicht so: Wenn du gut bist, so darfst du dein Haupt erheben? Bist du aber nicht gut, so lauert die Sünde vor der Tür, und ihre Begierde ist auf dich gerichtet; du aber herrsche über sie! Da redete Kain mit seinem Bruder Hebel. Es begab sich aber, als sie auf dem Feld waren, da erhob sich Kain wider seinen Bruder Hebel und schlug ihn tot. 1. Mosche 4:3-8
«Wenn du gut bist, so darfst du dein Haupt erheben», sagte JAHWEH zu Kain, offenbar aber war das nicht der Fall. Kains Opfer hatte nicht den gewünschten Erfolg, JAHWEH beachtete es nicht, Kains Beziehung zu ihm war nicht in Ordnung. Anstatt nun aber JAHWEHS Angesicht zu suchen, schlug Kain den Appell an sein Gewissen in den Wind, liess sich von seiner Eifersucht überwältigen und erschlug seinen Bruder:
Daran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels offenbar: Wer nicht Gerechtigkeit übt, der ist nicht von Gott, ebenso wer seinen Bruder nicht liebt. Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben sollen; nicht wie Kain, der von dem Argen war und seinen Bruder erschlug! Und warum erschlug er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht. 1. Jochanan [Johannes] 3:10-12
Kinder des Teufels sind gemäss Jochanan also nicht jene, die von Kain abstammen, sondern jene, welche sich so verhalten wie Kain. Ihr Gottesdienst ist berechnend und kommt nicht von Herzen. Die religiöse Praxis steht im Vordergrund, nicht das Verlangen nach JAHWEH und seiner Gerechtigkeit. Weil dieses Verhalten vom Teufel inspiriert ist, verfolgen sie, wie Kain, in mörderischem Hass ihre Brüder, die den Weg mit JAHWEH gehen. Als Gegenstück dazu bezeichnet die Schrift solche als Kinder Gottes, welche JAHWEHS Willen tun. Mosche bezeugte den Israeliten:
Ihr seid Kinder JAHWEHS, eures Gottes. Darum sollt ihr euch keine Einschnitte machen, noch euch zwischen euren Augen kahlscheren wegen eines Toten; denn du bist ein JAHWEH, deinem Gott, heiliges Volk, und dich hat JAHWEH erwählt, dass du ihm ein Volk des Eigentums seiest unter allen Völkern, die auf Erden sind. 5. Mosche 14:1-2
Religion – Weg des Kain
Was aber war denn eigentlich so falsch an Kains Opfer, dass JAHWEH es nicht beachtete? Christliche Ausleger weisen häufig darauf hin, dass Kain Feldfrüchte dargebracht hat, Hebel dagegen die Erstgeborenen seiner Schafe. Hebel habe eben verstanden, dass nur durch Blutvergiessen Vergebung der Sünde erfolgen und somit Erlösung geschehen kann, Kains Opfer dagegen sei untauglich gewesen, weil er nur Ackerfrüchte darbrachte. Sicher liegt in den beiden unterschiedlichen Gaben eine tiefe Symbolik, und es ist daher bestimmt auch kein Zufall, dass Hebels Blutopfer schliesslich als besser erscheint als dasjenige Kains, welches ‹nur› aus Feldfrüchten bestand. Doch hierin liegt nicht die eigentliche Ursache, es disqualifizierte Kains Gabe keineswegs. Denn was er darbrachte, wird im hebräischen Text als ‹Mincha› bezeichnet, mit demselben Ausdruck also, der auch für die Speisopfer im Tempel verwendet wird, die ebenfalls aus Feldfrüchten bestanden. Der Fehler lag also nicht in seiner Gabe.
Durch Glauben brachte Abel Gott ein grösseres Opfer dar als Kain; durch ihn erhielt er das Zeugnis, dass er gerecht sei, indem Gott über seine Gaben Zeugnis ablegte, und durch ihn redet er noch, obwohl er gestorben ist. Ebräer 11:4
Nicht was Kain darbrachte, war also das Problem, sondern wie er es tat. Es ist interessant, die unterschiedlichen Auffassungen von einem Opfer einmal miteinander zu vergleichen. Der hebräische Text berichtet wörtlich, dass sowohl Kain als auch Hebel eine Gabe darbrachten. Auch das deutsche Wort Opfer ist verwandt mit dem lateinischen ‹offere›, das ebenfalls darbringen bedeutet. Wenn wir jedoch das Wort Opfer benützen, so schwingt gewöhnlich noch etwas anderes mit, nämlich die katholisch-religiös geprägte Vorstellung, ein richtiges Opfer sei eine Gabe nur dann, wenn sie für den Opfernden ein schmerzlicher Verzicht ist und ihm keinen direkten Nutzen bringt. Kurz gesagt, ein Opfer müsse richtig weh tun, damit es Gott gefalle. Religiöse Menschen dachten zu allen Zeiten so. Bei ihren blutigen Opferzeremonien schnitten die Mayas in Mittelamerika nicht nur gefangenen Feinden bei lebendigem Leib das Herz heraus, sie praktizierten auch schmerzhafte Selbstkasteiungen. Um seine Götter günstig zu stimmen, musste sich sogar ihr König selbst quälen. Er trieb sich einen Dorn durch den Penis und weihte das herausrinnende Blut den Göttern, seine Gattin zog sich derweil ein mit Stacheln besetztes Band durch die Zunge.[1]Noch heute tragen ehelose Mitglieder des erzkonservativen katholischen Geheimordens ‹Opus Dei› sogenannte ‹Cilices› am Oberschenkel, Bussgürtel aus Kettenbändern mit nach innen gerichteten Stacheln, ‹um ihr Fleisch abzutöten›[2](ihre sexuellen Bedürfnisse niederzuhalten). Noch härter geht es zu bei philippinischen Katholiken, die sich an Karfreitag selber auspeitschen, bis ihr Blut in Strömen rinnt. Einige lassen sich sogar an Karfreitag kreuzigen, wodurch sie sich einen besonderen Segen erhoffen.[3] Doch solche Opfer sind JAHWEH ein Gräuel!
Meint ihr, dass mir ein solches Fasten gefalle, da der Mensch sich selbst einen Tag lang quält und seinen Kopf hängen lässt wie ein Schilf und sich in Sack und Asche bettet? JeschaJahu 58:5
Wie Kain versucht der Religiöse, Gott mit seinem Opfer zu beeindrucken, um ihn zu manipulieren: «Sieh, was ich dir bringe, schau, wie sehr ich für dich leide.» Die Gaben, die er erbittet, erwartet er als verdiente Gegenleistung bzw. als Frucht seines Gottesdienstes. Auf JAHWEHS Güte und Gnade zu vertrauen ist ihm fremd, sein Opferdienst ist ein berechnendes Geschäft. Nicht die Gemeinschaft mit JAHWEH ist sein Ziel, er sucht nur die Gabe, nicht den Geber. Daher nennt die Schrift Kains Werke böse und JAHWEH beachtete sein Opfer nicht.
Söhne Kains und Söhne Hebels
Im Gegensatz zu Kain bringt Hebel seine Gabe ‹im Glauben›, also im Vertrauen auf JAHWEHS Güte. Durch sein Opfer naht er sich zu Gott und zeigt, dass er es ernst meint. So ist es JAHWEH angenehm, er nimmt es an. Der hebräische Begriff ‹Korban›, den auch Jeschua (Jesus) in Markus 7:11 für ein Opfer verwendet, bedeutet ‹sich nähern›. Kain und Hebel, besser bekannt als Kain und Abel, und ihre tragische Geschichte sind zu einem festen Begriff geworden. Das Brüderpaar verkörpert zwei Wege: Kain ist gewissermassen der Erfinder der Religion, er steht für jene, die mit Gott ins Geschäft kommen wollen. Sein Gottesdienst ist nur äusserlich, mit dem Herzen ist er nicht bei JAHWEH. Hebel dagegen ist das Vorbild für alle, welche JAHWEH vertrauen und sich ihm von Herzen nahen, um ihm zu begegnen. Wie Abel werden auch sie von religiösen Menschen verfolgt. Damit erfüllt sich die Prophezeiung, welche Chawah nach dem Sündenfall empfing:
Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen. 1. Mosche 3:15
Aufgrund dieser Feindschaft verfolgte die vom Geiste Kains geprägte katholische Kirche mehr Juden und Christen, welche am Weg mit JAHWEH festhielten, als die heidnischen Herrscher vor ihr, sie vergoss Ströme von Hebels Blut. Auch die reformierte Kirche folgte dem Beispiel ihrer Mutter und ging den Weg Kains. Die hochgelobten Reformatoren Luther, Calvin oder Zwingli waren diesbezüglich keinen Deut besser als ihre katholischen Vorgänger. Auch sie gingen den Weg des Kain und ermordeten ihre Brüder, welche besser waren als sie. Detailliert wird dies ausgeführt im Kapitel ‹Auf dass sie alle eins seien›.
Die Stammlinie des Maschiach
Und Adam erkannte sein Weib Chawah; sie aber empfing und gebar den Kain. Und sie sprach: Ich habe einen Mann bekommen von JAHWEH! 1. Mosche 4:1
Als Chawah Kain gebar, dachte sie, die Verheissung JAHWEHS habe sich erfüllt und sie habe den Erlöser geboren. Sie sagte daher nicht, dass sie Kain von Adam bekommen habe, sondern von JAHWEH. Da dies manchen Bibelübersetzern zu ungeheuerlich vorkam, haben sie es etwas anders wiedergegeben. Nun, da Kain seinen Bruder umgebracht hatte, kam er natürlich nicht mehr als Erlöser in Betracht, obwohl er der Erstgeborene war. Als Chawah schliesslich ihren dritten Sohn gebar, nannte sie ihn Seth, was Ersatz bedeutet. Sie sah in ihm also den Ersatz für den gefallenen Kain und den ermordeten Hebel. Seth würde also nun die Verheissung erfüllen und der Schlange den Kopf zertreten.
Und Adam erkannte sein Weib abermals; die gebar einen Sohn und nannte ihn Seth; denn Gott hat mir für Hebel einen andern Samen gesetzt (ersetzt), weil Kain ihn umgebracht hat. Und auch dem Seth wurde ein Sohn geboren, den hiess er Enosch [Henoch]. Damals fing man an, den Namen JAHWEHS anzurufen. 1. Mosche 4:25-26
Auf Seth ruhte nun Chawahs ganze Hoffnung auf baldige Erlösung. Doch, wenn diese auch noch lange auf sich warten liess, man fing nun an, den Namen JAHWEHS anzurufen, die Hoffnung auf den Maschiach setzte sich fort. Aus der Schrift geht hervor, dass Noach nicht von Kain, sondern von Seth abstammte. Die Verheissung also folgte dieser Linie, Kains Nachkommen aber starben alle in der Flut. Trotzdem erscheinen nach der Flut sofort wieder beide Linien. Schem und Ham – Segen und Fluch. Von Schem kam Avraham, der Vater aller Gläubigen und Stammvater Jeschuas, von Ham aber kam Nimrod, der sowohl Babel als auch Ninive gründete und von dem die schlimmsten Feinde IsraEls abstammen.
Nimrods Gewaltherrschaft
Er war ein gewaltiger Jäger vor JAHWEH; daher sagt man: Ein gewaltiger Jäger vor JAHWEH wie Nimrod. Der Anfang seines Königreiches war Babel, Erek, Akkad und Kalne im Lande Sinear. Von diesem Land zog er aus nach Assur und baute Ninive, Rechobot-Ir und Kelach, dazu Resen, zwischen Ninive und Kelach; das ist die grosse Stadt. 1. Mosche 10:9-12
Wörtlich steht hier, Nimrod sei ein ‹Held der Jagd› gewesen. Ganz ähnlich wird auch Esau als ein wilder, zügelloser Jäger beschrieben, der sich von seinem Schwert ernährt, der also von Räuberei lebt.
Und als die Knaben gross wurden, wurde Esau ein Jäger, der sich auf die Jagd verstand; Jaacov [Jakob] aber war ein sittsamer Mann, der bei den Zelten blieb. 1. Mosche 25:27
Da antwortete Jizchak, sein Vater, und sprach zu ihm [Esau]: Siehe, ohne fetten Boden wird dein Wohnsitz sein und ohne Tau des Himmels von oben. Von deinem Schwert wirst du leben. 1. Mosche 27:39-40
Nimrods weitere Geschichte zeigt, dass er nicht nur Tiere gejagt hat. Nur zwei Generationen nach der Flut hatte sich die Menschheit trotz dieses umfassenden Weltgerichts bereits wieder mehrheitlich von JAHWEH abgewandt. Nimrod war ihr Mann, er verkörperte den Geist, der damals herrschte. Nimrod war ein Enkel Hams und der Neffe K’naans (Kanaan), der verflucht worden war, weil Ham Noachs Blösse aufgedeckt hatte.
Und Kusch zeugte Nimrod; der war der erste Mächtige auf Erden. 1. Chronik 1:10
Nimrod, der erste Herrscher, gründete ein mächtiges Königreich mit zehn bedeutenden Städten, von denen Babel die erste war. Er erbaute auch Ninive. Babel und Ninive wurden bald zu Hauptstädten der schlimmsten Feinde IsraEls. Nachdem Adam und Chawah gesündigt hatten, verbargen sie sich vor dem Angesicht JAHWEHS und auch Kain zog weit von dem Angesicht Gottes, nachdem er seinen Bruder erschlagen hatte – sie waren sich ihrer Sünde bewusst. Doch von Nimrod heisst es: Er war ‹ein gewaltiger Jäger vor JAHWEH›. Nicht allein, dass er sich seiner Gewalttätigkeit nicht schämte, er war stolz auf sie und sündigte bewusst, um JAHWEH herauszufordern. Die Schrift bezeugt zwar nicht, dass er selber den Turmbau angeordnet hat, wie die Überlieferung sagt, doch Nimrod ist die perfekte Verkörperung der damaligen Auflehnung gegen JAHWEH. Es genügte nicht, die gewalttätige Faust gegen den Himmel zu recken, ein gewaltiges Bauwerk sollte das weithin sichtbare Zeichen dieser Rebellion gegen den Schöpfer werden, ein Turm, der bis zum Himmel reicht.
Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, dass wir uns einen Namen machen. 1. Mosche 11:4
Sicher waren die Menschen schon damals nicht so naiv zu glauben, sie könnten dies wörtlich tun. Dass der Himmel viel zu hoch ist, als dass ihn ein menschliches Bauwerk je erreichen könnte, war auch ihnen gewiss klar. Der Ausdruck ‹bis an den Himmel› meint etwas anderes. Diese Zikkurat (Stufenturm) war eine grosse Tempelanlage, wie sie später überall in ganz Mesopotamien erbaut wurden. Darin verehrten sie ihre Götter, um mit den Himmelsmächten in Kontakt zu treten und so den ‹Himmel zu erreichen›. Dieser Kult sollte Babel Grösse und Ansehen verschaffen und die Menschen an ihre Herrschaft binden. Wäre das Unternehmen geglückt, hätte Nimrod die Weltherrschaft erringen können – ein Traum den noch viele Diktatoren nach ihm geträumt haben –, doch JAHWEH liess es nicht zu, er verwirrte den Bauleuten die Sprache. Nimrod scheiterte, doch die von ihm angeführte Rebellion gegen JAHWEH setzte sich fort.
Wie Menschen Götter wurden
Denn obschon sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott gepriesen und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in eitlen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit dem Bild vom vergänglichen Menschen. Römer 1:21-23
In Babel entstand das Urmuster aller heidnischen Religionen, das Vorbild der antiken Mythen. Ihr gemeinsames Thema ist die Dreiheit von Vater, Mutter und Kind, von der sie ihre weit verbreiteten Göttertriaden ableiten, mystisch assoziiert mit Sonne, Mond und Sterne, welche die Heidenvölker schon immer vorrangig angebetet haben und denen sie ihre Hauptgötter zuordneten.[4] Bereits dieses Grundmuster zeigt, dass die heidnischen Götter eigentlich nichts anderes sind als eine Vergottung des Menschen, und es erklärt, warum so viele antike Herrscher sich als Götter verehren liessen. Vorzugsweise bezeichneten sie sich, wie z. B. der ägyptische Pharao, als Söhne der Sonne, die meist als die höchste Gottheit galt. Schon im Paradies hatte die alte Schlange gezischelt: «Ihr werdet sein wie Gott».
Menschensohn, sage dem Fürsten von Tyrus: So spricht der Herr, JAHWEH: Weil sich dein Herz erhoben hat und du gesagt hast: «Ich bin ein Gott und sitze auf einem Götterthron mitten im Meere» obwohl du doch nur ein Mensch und kein Gott bist, und dein Herz dem Herzen Gottes gleichstellst … Jecheskel (Hes.) 28:2
Daher menschelt es unter den heidnischen Göttern und Halbgöttern auch so penetrant. Wie Hulk, Superman oder die phantastischen Vier, die modernen Superhelden aus den Comic-Geschichten, haben sie übernatürliche Fähigkeiten. Sie können Blitze schleudern, durch die Luft fliegen, ihre Gestalt verwandeln, sich unsichtbar machen und dergleichen magische Kunststücke mehr. Nicht besonders himmlisch ist dagegen ihr Benehmen. Sie lügen, intrigieren, stehlen, gehen fremd, ja sie scheuen nicht einmal davor zurück, ihre Eltern oder Geschwister umzubringen und ihre eigenen Kinder zu verschlingen. Mit einem Wort: Die antiken Götter sind ein perfektes Spiegelbild der Schwächen und des Versagens der Menschen, die sie schufen. Und wie Nimrod präsentieren sie ihre üblen Handlungen auch noch stolz als Heldentaten. Götter sind eben auch nur Menschen.
Die katholische Tradition hat jedem Tag im Kalender mindestens einen Heiligen oder eine Heilige zugeordnet, Menschen, denen aufgrund ihres ‹heiligen› Lebenswandels nach ihrem Tod göttliche Eigenschaften zugesprochen wurden. Daher werden sie angebetet und um Hilfe angerufen, anstelle der alten heidnischen Götter, die sie im Zuge der Christianisierung allmählich verdrängt haben. Doch auch in unserer scheinbar so aufgeklärten Zeit werden immer noch Menschen vergöttert.
Zu Göttern werden jene erklärt, die angeblich unvergängliche Werke geschaffen haben, vor allem Künstler. Ihre Musik, Literatur oder Malerei überdauert viele Jahrhunderte, und solange man ihrer gedenkt, gelten ihre Werke, und damit auch sie selbst als unsterblich. Zu diesen ‹göttlichen› Werken werden sie inspiriert durch den Kuss der Musen, den Töchtern des antiken Göttervaters Zeus, Schutzgöttinnen der Kunst. Da die Verehrung der von ihnen begnadeten Künstler eindeutig Kultcharakter hat, nennt man Ausstellungsräume, Opernhäuser und Theater auch Musen-Tempel oder Museen. Schneller vergeht dagegen der Ruhm der modernen Halbgötter. Ihr Stern steigt plötzlich auf, erstrahlt kurz am Zenith und versinkt bald wieder im Dunkel des Vergessens. Manche Stars (Sterne) oder Starlets (Sternchen) scheinen sogar nur so kurz auf, dass sie eher Sternschnuppen gleichen, die schon wieder verschwunden sind, ehe man sie richtig gesehen hat. Ob Sexgöttin, Supermodel, Skigott oder Filmstar, sie alle sind nur kurze Zeit ‹göttlich›, allzubald sind sie wieder vergessen.
Babylon, die Grosse
Also zerstreute sie JAHWEH von dort über die ganze Erde, dass sie aufhörten die Stadt zu bauen. Daher gab man ihr den Namen Babel, weil JAHWEH daselbst die Sprache der ganzen Welt verwirrte und sie von dort über die ganze Erde zerstreute. 1. Mosche 11:8-9
Die Zerstreuten verbreiteten den Götzendienst Babels über die ganze Erde. Dieser Ursprung lässt sich denn auch in vielen Religionen gut aufzeigen. Nicht nur die Grundstrukturen gleichen sich, teilweise haben die Götter sogar die gleichen Namen, wie z. B. bei den Mayas, obwohl diese weit weg von Babylon lebten und sehr lange keinen Kontakt mit Bewohnern der anderen Kontinente hatten.
Die Frau war mit Purpur und Scharlach bekleidet, und vergoldet mit Gold und Edelsteinen und Perlen; und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von Gräueln und der Unreinheit ihrer Unzucht, und an ihrer Stirne einen Namen geschrieben, ein Geheimnis: Babylon, die Grosse, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde. Offenbarung 17:4-5
Ob die antike Stadt Babylon am gleichen Ort erbaut wurde, an der Nimrod sein Babel gegründet hat, ist nicht sicher, offensichtlich aber hat sie dessen geistiges Erbe angetreten. Der Name Babel ist doppelsinnig. Einerseits bedeutet er Verwirrung, weil JAHWEH dort die Sprachen verwirrte, andererseits kann er auch als Bab-El gedeutet werden, also als Tor Gottes oder Tor des Gottes Bel (Baal). Der Prophet Nahum (3:4) nennt Babel eine Hure, die es mit allen treibt, eine anmutige Zaubermeisterin, welche die Völker mit ihrer Unzucht (Götzendienst) verführte und ganze Geschlechter mit ihrer Zauberei. Götzendienst, Zauberei und Magie sind Babels geistiges Fundament, auf dem sie ihren Reichtum, ihre wirtschaftliche und militärische Macht aufgebaut hat. Die Offenbarung nennt sie die Mutter aller Huren und Gräuel der Erde. Denn die Verführerin, die allerlei finstere Künste beherrscht, mit denen sie ihre Opfer täuscht und an sich bindet, hat viele Töchter geboren, die in ihren Fussstapfen gehen, die Kulte der Völker, durch die sie ihre Götzen verehren:
Durch deine Zauberei wurden alle Völker verführt; und in ihr wurde das Blut der Propheten und Heiligen gefunden und aller derer, die auf Erden umgebracht worden sind. Offenbarung 18:23-24
‹Babel, die Grosse›, die Mutter aller Huren, wird hier als Urheberin aller von Menschen gemachten Religionen identifiziert, als die Wurzel aller religiösen Gräuel und dem daraus resultierenden Blutvergiessen auf dieser Welt. Babel ist darum weit mehr als nur eine antike Stadt, die unter dem Schutt der Geschichte begraben liegt. Das alte Babylon ist längst zerstört worden, doch in seinen vielen Töchtern lebt es weiter. Der Geist, der sie umtreibt, ist noch derselbe, noch immer verfolgt der Same der Schlange den Samen der Frau, noch immer erschlägt Kain seinen Bruder Abel, bis Babel endgültig gerichtet wird.
Danach hörte ich wie eine laute Stimme einer grossen Menge im Himmel, die sprachen: HalleluJah! Das Heil und der Ruhm und die Kraft gehören unserem Gott! Denn wahrhaft und gerecht sind seine Gerichte; denn er hat die grosse Hure gerichtet, welche die Erde mit ihrer Unzucht verderbte, und hat das Blut seiner Knechte von ihrer Hand gefordert! Offenbarung 19:1-2
[1] Blut war das Bindemittel der Maya-Riten, DER SPIEGEL 23/1986
[2] Geißeln für Gott, Süddeutsche.de 12.02.2007
[3] «Wenn ich ans Kreuz genagelt bin, fühle ich mich so erfrischt». Spiegel.de 21.3.2008
[4] «In Ägypten wurde eine solche Trias als Osiris-Isis-Horus verehrt, bei den Römern als Jupiter-Mars-Quirinus und in Indien als Brahma-Wischnu-Schiwa.» Knaurs Lexikon von A bis Z, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1995, 1996
Die Bündnisse JAHWEHS
Bereits kurz nach der Sintflut trat der gewalttätige Herrscher Nimrod auf, und der Turm zu Babel wurde gebaut. JAHWEHS Antwort auf diese Rebellion sind seine Bündnisse mit Avram, Jizchak und Jaacov, als Grundlage seines Heilsplanes mit der Menschheit. Sie beziehen sich nicht nur auf das Volk Gottes, sondern auch auf das Land, das JAHWEH als sein Erbe bezeichnet. Denn IsraEl ist sein Weinberg, sein Feigenbaum und sein Ölbaum, deren gute Früchte einst allen Völkern seine Güte und seine Ordnungen vermitteln sollen. Doch die Erziehung dieses Volkes, das Gott ‹meinen Sohn› nennt (2.Mo.4:22), ist ein langer, oft schmerzhafter Prozess, der bis heute nicht abgeschlossen ist.
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Geh aus von deinem Land
Und Terach nahm seinen Sohn Avram, dazu den Lot, Harans Sohn, seinen Enkel, auch Sarai, seine Schwiegertochter, das Weib seines Sohnes Avram, und sie zogen miteinander aus von Ur in Chaldäa, um ins Land K’naan zu gehen. Als sie aber nach Charan kamen, blieben sie dort. 1. Mosche 11:31
Gleich im Anschluss an den biblischen Bericht über die Zerstreuung der babylonischen Turmbauer wird das Geschlechtsregister Schems (1.Mo.11:10-26) bis zu Avram aufgeführt. Durch ihn und seine Nachkommen wird die Verheissungs- und Segenslinie weitergeführt. JAHWEH macht klar, dass er sich mit ihnen identifiziert. Wer sie segnet, wird von ihm gesegnet, wer ihnen flucht, wird verflucht.
Und JAHWEH sprach zu Avram: Geh aus von deinem Land und von deiner Verwandtschaft und von deines Vaters Haus in das Land, das ich dir zeigen will! So will ich dich zu einem grossen Volk machen und dich segnen und dir einen grossen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dir fluchen; und durch dich sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden! 1. Mosche 12:1-3
