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Thomas Scherz Geheimloge C 2 Kurtisanen und Kreuzspinnen Thriller * Der Inhalt des Buches ist ein feines Geflecht aus Dichtung und Wahrheit. So oder so hat es sich oder könnte es sich, zumindest so ähnlich, zugetragen haben, denn ……… Roman-Autoren haben die - Lizenz zum Lügen -. poetis mentiri licet. sagte schon Plinius der Jüngere vor 2000 Jahren * Dieses Buch einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhebergesetzes ist ohne die Zustimmung von Thomas Scherz unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitungen in elektronischen Systemen. * Thomas Scherz, 1937 in Leipzig geboren, lebt heute in Monaco di Baviera. Der Thriller Geheimloge C 2 schildert einen Teil des Spiegelbilds der heutigen Zeit. Erotik, Liebe und Sex kreuzen sich mit wirtschaftlicher Macht- und Raffgier, Korruption, Mord. Zwei sehr Kluge und interessante Fauen bestimmen den geschilderten Lebensabschnitt des erzählenden Hauptakteurs. Die wichtigsten Handlungsorte sind Dallas/Texas, Mallorca, Marseille, Monaco, Monte Carlo, München, Nizza, Saint Tropez. Das Thema Erotik interessiert Sie nicht? Sie sind wahrhaft gläubig? Dann lesen Sie das Buch nicht. Es könnte Sie verwirren. Wenn sich beim Lesen des Buches ihr Blutdruck und Puls erhöht legen sie es für einige Minuten beiseite. Aber wer das Buch nicht liest … verpasst Etwas. * Copyright by Thomas Scherz München 11837 * Impressum Thomas Scherz 80336 München (Germany) Email: [email protected] * Der Journalist und Autor Mario Castello nimmt an der Hochzeit seines Freundes und Verlegers teil. Dort trifft er eine Bekannte aus seiner Studentenzeit wieder. Mario Castello wird von einem Marseiller Polizei-Kommissar gebeten ihm als Under-cover-Agent bei der Aufklärung mafiöser Machenschaften in Südfrankreich zu helfen. In Marseille arbeitet Mario Castello mit der Vertrauten des Kommissars zusammen. Ihre Recherchen ergeben mit Unterstützung des Kommisars Zufall, dass sie einer der gefährlichsten Mafiabanden Europas auf der Spur sind. Mario Castellos Mitarbeiterin wird während einer Schießerei tödlich getroffen. Er selbst wird lebensgefährlich verwundet und liegt im künstlichen Koma. Eine partielle Amnesie hat ihn alles Geschehen seit seiner Ankunft in Marseille vergessen lassen. Es gelingt die Amnesie zu lösen . Für Mario Castelllo erfüllt sich nach 17 Jahren die Vorsehung. Die Zerschlagung der Mafiabande übernimmt die Polizei mehrerer europäischer Länder. Die Führungsspitze, darunter drei hochrangige Kleriker aus dem Vatikan, kommt ungeschoren davon. Aber, die Mühlen des Alten Herrn da Oben mahlen langsam aber sicher.
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Mein Name ist Mario Castello, 36 Jahre alt, unverheiratet und ich lebe auf meiner kleinen Finca am Nordrand von Paguera auf der ihnen sicher bekannten Insel Mallorca. Geboren wurde ich am 25.Mai 1964 in Berlin. Ich studierte in Regensburg Journalistik und Politische Wissenschaften und spreche recht gut Englisch, Spanisch und Französisch. Mein Spiegel zeigt mir, bis auf Ausnahmen, einen, relativ, na ja, gut aussehenden Mann, Ein Meter 82 groß, 80 Kilo schwer, mit dunkelblonder Haarpracht, die sich jeder Zähmung durch Kamm und Bürste widersetzt. Aber ich will Sie nicht langweilen. Beginnen wir mit meiner Geschichte. Sie beginnt in Paguera auf der Insel Mallorca morgens um sieben Uhr am
Sonntag, den 15. Juli 2001.
Durch die schmalen Querschlitze der Fensterläden drängt sich aufmunternd das Licht des beginnenden Tages in den Raum. Ich schlage die dünne Decke zurück, stehe auf und öffne die Fensterläden und verriegele sie seitlich an der Hauswand. Ein paar Dehnübungen, einige tiefe Atemzüge ... und ... mein Körper füllt sich mit Leben.
In der Ferne strebt, fast lautlos sinkend, ein fliegender Touristen-Transporter dem Aeroporto de Palma de Mallorca entgegen. Sicher werden wieder einige Passagiere dem Herrn der Lüfte für den reibungslos verlaufenen Flug danken.
Ein neuer Tag beginnt. Das Leben erwacht. Irgendwo ertönt das zwitschernde Liebeswerben eines Vogels. Die zwei Katzen meines Nachbars jagen sich kreischend um den Brunnen. Die Sonne erhebt sich träge aus ihrem Wasserbett im leicht bewegten Mar Mediterraneo. Heute wird es bestimmt wieder sehr heiß. Dreißig bis fünfunddreißig Grad wie die letzten Tage wird es sicher wieder. Na ja, es ist ja auch Hochsommer.
Noch entziehen sich die südlichen Ausläufer der Tramuntana hinter einem leichten Nebelvorhang der klaren Sicht. Der Blick auf Paguera, über das, in der Sonne glitzernde Meer bis zum Horizont, an dem sich Wasser und Himmel fast unsichtbar miteinander verbinden, ist für mich immer wieder ein grandioses Erleben. Ja, liebe Leser, das Leben an sich ist schön ....
Nach einem ausgedehnten Frühstück und dem täglichen Halb-Stunden-Rundgang über das fünf Hektar große Grundstück der kleinen Finca begebe ich mich recht lustlos zu meinem Arbeitszimmer und schalte die Nervensäge, Computer genannt, ein. Ohne dieses Ding geht ja heute fast nichts mehr. Die Technik, die sich ausbreitet, ist wie ein Pilzgeflecht, das unterirdisch wächst und über der Erde in immer kürzer werdenden Abständen seine Früchte zeigt. Der elektronische Briefkasten ist wieder einmal voll. So schnell wie E-Mails den Empfänger erreichen so schnell gehen sie, mir persönlich, auf die Nerven. Vierzehn Stück sind es heute Morgen. Zwölf davon sind, ... für mich ... nur Blah-blah. Müll. Sie, lieber Leser, werden das auch kennen. Werbung, Werbung und noch einmal Werbung. Jeder buhlt um Umsatz. Jeder kämpft für seine Geschäfte. Nachvollziehbar, aber für mich mehr als uninteressant. Nur zwei der Mails sind wichtig. Eines ist von meiner Bank, die um Bestätigung einer Überweisung an einen Informanten bittet, die ich vorgestern getätigt hatte. Okay, mach ich gleich, sonst vergesse ich es. Die gehen wirklich auf Nummer sicher, ... wegen der Hackerzugriffe. Das Zweite ist von dem Verlag, mit dem ich schon drei Jahre zur beidseitigen Zufriedenheit zusammen arbeite. Mal sehen was es Wichtiges gibt. Ein Scheck oder eine Überweisung wäre mir lieber als die Mail. Aha. Mein Verleger bittet mich die Woche zwischen dem 16. und 22. aber ganz bestimmt am 20. bis 22. Juli 2001 in München zu sein. Dr. Michael Ferbach, einer meiner ältesten und besten Freunde und Verlagsleiter des Creativ-Verlags hätte etwas sehr, sehr Wichtiges mit mir zu besprechen -. Ihn kenne ich schon seit meiner Studienzeit. Mein Gott, ist das schon eine Ewigkeit her. Sechzehn Jahre, wie die Zeit vergeht. Ich war einundzwanzig, er zweiundzwanzig. Regensburg. Diese Jahre werde ich wohl nie vergessen. Danach hatten wir uns aus den Augen verloren bis wir uns vor sieben Jahren auf einer Party in München wieder trafen. Er hatte einen Verlag übernommen und ich versuchte mich mit mäßigem Erfolg als Schriftsteller. Ab diesem Zeitpunkt arbeiten wir zusammen. Und ..., wie sang die Knef? ... Von da an ging`s bergauf... Wenn nur nicht die vielen Stolpersteine wären. Aber, warum verrückt machen .... , - that`s life - sagte schon Maria Stuart an einem kalten Tag im Februar 1587 und legte ihren Kopf auf den Holzklotz.
Ah, die Mail. Na ja, ich weiß schon. Er wartet auf meine neuesten geistigen Ergüsse. Er löchert mich nun schon drei Jahre ich solle doch endlich wieder einmal ein ordentliches Buch schreiben. Das Letzte, - Die modernen Kreuzritter -, war doch, für mein Erstlingswerk, hervorragend. Ich wäre doch ein sehr kreativer Mensch und könnte auch überzeugend und den Leser fesselnd, schreiben. Meine bisher neunzehnbändige Ratgeberreihe sei auch sehr gut und verkaufe sich ebenso. Mit den Novellen und anderen Kurzgeschichten ernährten sie zwar ihn und auch mich ... jedenfalls zum Teil, aber er brauche wieder einen echten Knüller, der mich und, haha, der denkt auch immer, na ja, fast immer, ans Geschäft, natürlich auch seinen Verlag, in den Himmel der schreibenden Zunft bringen würde. Seinen ständiger Spruch ist: - Es muss ein Thema sein, das die Leute in ihre Lesesessel zwingt, sie fesselt und nicht mehr los lässt. Die alten Römer brauchten Brot und Spiele. Der heutige Mensch braucht schon etwas mehr. Was er nicht selbst erleben kann, will er zumindest als Film sehen oder darüber lesen. Einschaltquoten und Bestsellerlisten zeigten den Trend der Zeit. Sie lassen erkennen, was die Menschen suchen. Sex and crime oder etwas anderes Außergewöhnliches, das die kleinen grauen Zellen befriedigt -. Nur nicht selbst denken. Manchmal denke ich etwas boshaft, ja, womit denn auch …?
Leider habe ich in den letzten drei Jahren keinen wirklich guten Stoff für ein gutes Buch gefunden, der mir zusagt und unter den ich meinen Namen setzen kann. Irgendeinen Nonsens aus den Fingern saugen will ich mir nicht. Aber, ... vielleicht sollte ich es doch einmal versuchen. Na ja, mal sehen. Irgendwann läuft mir schon das Richtige vor meine Augen und Ohren. Ich muss ja auch Geld verdienen. Ohne raucht kein Schornstein. Das Leben wird immer teurer und ... die süßen Mädchen möchten auch alle etwas Süßes.
Als ich um siebzehn Uhr den Flughafen erreiche, habe ich bis zum Abflug noch eineinhalb Stunden Zeit. Wenn der Flieger pünktlich startet bin ich ungefähr dreiviertel Neun in München. Übernachten werde ich eine Nacht im Königshof am Stachus. Wenn ich weiß was Michael von mir will kann ich meinen Aufenthalt dort verlängern. Morgen Früh kann ich dann den Tag in Ruhe angehen. Meinen Koffer verstaue ich in einem Gepäckfach im Hauptbahnhof. Den Trolly mit den wichtigsten Sachen werde ich mitnehmen.
Montag, 16.Juli 2001
Pünktlich, wie die Preußen nun mal … meist sind, stehe ich um elf Uhr vor dem Verlagsgebäude in der Hohenzollern-Strasse.
„Grüß Gott, Herr Castello“ empfängt mich Carola, Michaels unentbehrliche Chefsekretärin, lächelnd im Vorzimmer der heiligen Verlags-Hallen. Sie kommt auf mich zu und hatte, wie immer, wenn sie mich sah, ein heimliches Glitzern in ihren Augen.
„Ich freue mich, Sie zu sehen. Sie waren ja mindestens ein Jahr nicht bei uns.“
Carola ist ein wirklich nettes Mädchen, nein, ich muss mich korrigieren, sie ist eine sehr hübsche junge Frau, mit schulterlangen, leicht gewellten, stufig geschnittenen echten blonden Haaren und mit fröhlichen, leuchtenden, blauen Augen. Das dunkelblaue, ich glaube es ist ein Chanell-Kostüm, die hellblau gestreifte Bluse, der hübsche Modeschmuck ... einfach Spitze. Als ich sie vor circa fünf Jahren, hier im Verlag, zum ersten Mal sah, war sie noch ein fünfundzwanzigjähriges, schüchternes Wesen, mit blasser Hautfarbe und einem grausigen Mireille Mathieu-Haarverschnitt. Michael hatte sie gleich nach Ihrem BWL-Studium eingestellt. Es war für sie und ihn, Sie werden es etwas später sehen, der Glücksgriff ihres Lebens. Nach drei Jahren war sie seine Chefsekretärin. Nicht nur das, sie war auch ein anderer Mensch. Ihr Aussehen, ihr Auftreten ihre Selbstsicherheit, einfach Klasse. Wenn ein Problem auftauchte, ... sie löste es. Sie war immer freundlich, hilfsbereit und erledigte alle ihre Aufgaben souverän. Sie war zur Seele des Verlags geworden. Ohne sie wäre Michael, der ewige Hektiker, ein wedelnder Schwanz ohne Hund. Ich glaube aber, es steckt noch mehr dahinter. Wie er sie das letzte Mal, als ich hier war, angesehen hat, so, wie er mit ihr umging - das war nicht nur - der Chef. Außerdem hat er, soviel ich weiß, seit drei Jahren kein anderes weibliches Wesen näher an sich heran gelassen. Er hätte es mir sicher erzählt. Carola reicht mir, sichtlich erfreut, ihre Hand und führte mich hinüber zu der gemütlichen Sitzgruppe für Besucher vor dem großen chinesischen Gobelin. Er zeigt eine Flusslandschaft. Im Vordergrund waschen sechs Frauen am grasbewachsenen Ufer auf vom fließenden Wasser rund geschliffenen, großen Steinen Wäsche. Am gegenüberliegenden steht auf einem Hügel inmitten einer Baumgruppe eine achteckige Pagode und über der Flussmitte fliegen neun Kraniche in Pfeilformation Fluss aufwärts. Das Bild ist voller chinesischer Zahlensymbolik. Die Sechs bedeutet problemloses Gelingen dessen, was man tut. Die Acht steht für Reichtum und Glück, die Neun für hohes Alter und Weisheit. Alles in Allem sagt das Bild nur Positives aus.
„Michael telefoniert gerade mit Mailand“ sagt die Verlagsseele lächelnd. „Es dauert bestimmt nur noch kurze Zeit. Möchten Sie etwas trinken ... einen Whisky? Wenn ich mich recht erinnere trinken Sie doch am liebsten Balentine`s. Wir haben einen zwölf Jahre alten. Ich habe ihn am Freitag extra für Sie gekauft. Oder möchten Sie ein Glas Champagner? Ich kann Ihnen einen wirklich guten Moet Chandon anbieten.“
„Ich nehme zur Einstimmung ein Glas Moet Chandon“ sage ich lachend und sehe ihr zu wie sie die Flasche aus dem Kühlschrank nimmt. Sie hat wirklich eine Klassefigur. Wenn Sie sie sehen würden, lieber Leser, wären Sie sicher meiner Meinung. Mein Hormonhaushalt jedenfalls kommt leicht in wellige Bewegung. Aber das aus meinem Unterbewusstsein auftauchende Bild meiner momentanen Herzensdame bringt mich von weiteren unzüchtigen Gedanken ab. Außerdem, ich bin zwar ein Ab-und-zu-Herzensbrecher aber er ist mein bester Freund und Carola ist zu schade und ganz sicher auch nicht willig für ein zeitlich begrenztes Techtelmechtel.
Die Tür zum Chefbüro öffnet sich und der Herr des Hauses erscheint. Er sieht aus wie immer. Er hat sich nicht verändert. Groß, mindestens ein-Meter-neunzig, athletisch, mit einer Frisur, ha, wie ein Yeti. Ein fröhliches Lachen, das Lebenslust ausstrahlt, breitet sich über sein angenehm markantes Gesicht aus. Seine ausgeprägte, das Gesicht beherrschende Adlernase ist für die Frauen, die an die Mär vom Johannes glauben, äußerst vielversprechend. Mit ausgebreiteten Armen kommt er auf mich zu.
„Mario, alter Mallorquiner“ begrüßt er mich mit seiner unnachahmlich volltönenden Bassstimme lachend und umarmt mich, wie ein Grizzly sein armes Opfer.
„Ich sehe, ihr feiert schon“ wendet er sich an Carola und legt seinen rechten Arm um ihre Taille.
„Gibst du mir bitte auch ein Glas, Caro, ich verdurste. Hast du es ihm schon gesagt?“
„Nein,“ lacht sie und sieht mich dabei verschmitzt und leicht errötend, lächeln an.
„Das wollte ich dir überlassen.“
„Okay. Mario“, sagt er und der Schalk, nein, nicht was sie denken, nicht der SEDler Schalk Golodkowsky und auch nicht Gottes Schalk ist gemeint, blitzt in seinen Augen.
„Ich mache es kurz ...“ er legt eine Spannungspause ein ergänzt seinen Satz „... und schmerzhaft. Caro und ich werden am .., setz dich mein Alter,“ ... kommenden Freitag, den 20. Juli um elf Uhr heiraten und dich möchten wir als einen der Trauzeugen unbedingt dabei haben.“ Wau.., es ist gut, dass ich sitze. Die Überraschung ist ihnen gelungen. Michael, der Hans Dampf in allen Gassen, im goldenen Käfig der Ehe. Dabei hat er immer lautstark betont - ich werde nie heiraten. Es gibt so viele hübsche Mütter mit noch schöneren Töchtern. Warum sollte ich Viele wegen Einer unglücklich machen -. Er ist ein Jahr älter als ich, also nach Adam Riese acht-und-dreißig Jahre alt. Also, rechne ich kurz nach, ist er acht Jahre älter als Carola.
„Herzlichen Glückwunsch euch Beiden.“ Ich nehme Carola in den Arm, halte sie mit ausgestreckten Armen an den Händen und sage nur „Carola, ich gratuliere Ihnen mit den herzlichsten Wünschen für die Zukunft. Haben Sie ihn becirct oder hat er Sie mit seinem unwiderstehlichen Charme hypnotisiert?“ frage ich lächelnd.
„Danke Herr Castello. Ich weiß, Sie meinen es wirklich ehrlich mit uns. Deswegen sind wir beide ab jetzt Carola und Mario, einverstanden? Und, um deine Frage zu beantworten, becirct habe ich ihn nicht, genau so wenig wie er mich hypnotisieren musste. Wir haben uns ... ganz einfach gefunden.“
„Michael“, wende ich mich ihm zu. „Auch dir wünsche ich alles Gute für eure gemeinsame Zukunft. Für euren Sprössling melde ich mich schon jetzt als Patenonkel an und werden es zwei oder drei, für die natürlich auch. Ich nehme das Riesenbaby mit ehrlicher, echter Freude in meine Arme. „Behandle Carola gut, trage sie auf deinen großen und hoffentlich zärtlichen Händen, denn sonst ..., sonst entführe ich sie und zeige ihr was wahre Liebe ist.“
„Dazu hast du nur noch dreieinhalb Tage Zeit,“ lacht er laut, „dann ist sie für dich für immer verloren. Diese dreieinhalb Tage werde ich über sie wachen wie die Gänse vor dem Capitol. Ja, mein Alter, wieder hast du eine Chance verpasst, aber du hattest doch sowieso nie eine“ lacht er mich gespielt schadenfroh an. „Sag es ihm Caro“ fordert er sie lachend auf „sag es ihm, ich will diesen Schreiberling von der Insel leiden sehen.“
„Ja“, sagt sie zu ihm, folgsam wie ein Kind, ... „ich liebe nur dich, oh Herr der tausend Folianten“, grinst sie jetzt wie eine diebische Elster, „du bist der Größte, nein, der Allergrößte ... hier im Raum und für mich für alle Zeiten unersetzlich.“
„Siehst du Mario“, flüstert er mir grienend zu, „wie ich mich schon vor der Hochzeit veralbern lassen muss. Ich sehe schon große, dicke Regenwolken am Himmel der Ehe-Geschädigten. Mir bleibt nur noch der Alkohol ... Prost , meine Lieben, auf eine glückliche Zukunft.“
„So, ihr zwei großen Kinder“, nimmt Carola die Planung in ihre zarten Hände. „Ich schlage vor wir gehen zum Essen und können dabei und danach alles besprechen, was wichtig ist. Einverstanden?“
„Okay.“ flüstert mir der arme Vor-Ehe-Geschädigte zu, „die Mutter befiehlt. Die Kinder folgen.“
„Was haltet ihr vom Seehaus im Englischen Garten“ schlägt Carola vor. „Dort gibt es eine Menge Köstlichkeiten. Sie haben ab zwölf Uhr geöffnet. Jetzt ist es ein Uhr. In einer Viertelstunde können wir dort sein.
Nach zwanzig Minuten liegt das Seehaus vor uns. Der Biergarten ist mehr als sehr gut besucht. Ich sehe die unterschiedlichsten Menschen, die sich dem süßen Nichtstun hingeben. Na, ja, Nichtstun ist übertrieben. Die meisten halten sich an ihren Gläsern mit Bier, Weißbier, Wein oder einem Erfrischungsgetränk fest. Die Szene wird von erregtem Diskutieren, scheinbar ernsten Gesprächen und ausgelassenem Fröhlichsein beherrscht, das aber nicht störend wirkt. So wie hier müsste es überall sein. Friede Freude Eierkuchen liegt über dem Englischen Garten.
„Einen wunderschönen Tag Frau Ferbach, Sie sehen, wenn ich das sagen darf, wieder sehr chic aus. Guten Tag Herr Ferbach, ich freue mich, dass Sie schon wieder zu uns gefunden haben. Guten Tag mein Herr“ wendet er sich mir zu.
Michael reicht ihm die Hand und sagt zu ihm „Wir nehmen den Tisch dort drüben an dem großen Fenster. Ist der frei“?
„Ja, im Moment ist noch nicht viel losChampagner?“ sieht erst Carola und dann mich fragend an und nickt dann dem Kellner bejahend zu. Als Aperitiv entscheiden wir uns für ein Glas Champagner Veuve Clicquot. Dann studieren wir die Speisekarte. Carola entscheidet sich für einen Salat Nicoise mit Toastbrot, Michael und ich für Entenbrust mit Croketten. Carola bestellt ein Wasser ohne Kohlensäure und wir zwei Männer, etwas stilbrüchig, zwei Pils.
Das Essen sieht sehr gut aus. Der Salat Nicoise hat die gleichen Zutaten, wie ich ihn im Hotel Bellevue in Cannes gegessen habe.
„Guten Appetit“, wünschen Michael und ich ihr gleichzeitig.
„Seid ihr mir böse, wenn ich schon anfange“ fragt sie „ich habe irren Appetit auf den Salatschmeckt es dir“? Sie nickt mit dem Kopf und vollem Mund. „Ja“ antwortet sie dann „es schmeckt wie immer her-vor-ra-gend und … nach mehr. Seht, … euer Essen kommt auch“.
Die Entenbrust sieht phantastisch aus. Der von ihr aufsteigende Duft wirkt auf mich so anregend wie eine wunderschöne Frau. Gleichmäßige, knusprige Haut, die fünf Kroketten ebenso. Auch das Beilagengemüse sieht aus wie gemalt. Dazu gibt es eine wunderbare Sauce in einer kleinen Saucière. Beim ersten Anschnitt sehe ich, dass das Innere der Entenbrust gewollt rosa aber nicht blutig ist. Das Essen schmeckt, ... genau so, wie es aussieht, einfach göttlich. Das Mousse au chocolat ist ein purer Genuss.
Was gibt es schöneres als gutes Essen,Trinken und schöne Frauen. Mario, Mario, meldet sich mein ständig wacher innerer Mahner, komm zurück sonst vergisst du das Essen.
Faul und voller Köstlichkeiten der Seehausküche lehnen wir drei uns zurück und genießen sechzig Sekunden unser Dasein.
„So, und nun zu dir“ wendet sich Carola lächelnd an mich, während sich Michael eine seiner filterlosen Stinkstängel anzündet und seinen ersten Rauchkringel formt. Gott sei Dank sind wir noch allein und das Fenster ist offen. „Das ist einer der letzten dieser unmöglichen Glimmstängel,“ beugt sich Carola zu mir und wedelt mit der rechten Hand den blauen Dunst vor ihrem Gesicht durcheinander. Lachend flüstert sie mir zu, „Michael hat mir hoch und heilig versprochen ab Donnerstag nicht mehr zu rauchen, sonst lasse ich mich wegen Geruchsbelästigung scheiden.“
„Da, mein Alter, siehst du wieder wie sie mich peu à peu meiner ach so schönen Freiheit beraubt. Aber, was tut man nicht alles aus Liebe. Stell dir vor, für Donnerstag hat sie mich bei einem Hypnotiseur angemeldet. Der soll mich in einer Stunde von meiner angeblichen Sucht befreien. Na ja, wer`s glaubt wird selig. Aber statt Rauchen werde ich sie ab jetzt küssen, und“ grinst er gespielt sardonisch, „ich habe sehr, sehr viel geraucht.“
„Zurück zum Thema,“ sagt Carola und streichelt Michael über die Hand, die gerade den Stinkstängel ausgedrückt hat. „So, und nun zu dir“ wendet sich Carola lächeln an mich, „Mario, wir möchten dich bitten einer unserer Trauzeugen zu sein.“
„Was sagst du dazu, mein Bruder im Geiste,“ unterbricht Michael sie und sieht mich dabei fragend an.
„Hmmmm,“ murmle ich vor mich hin. „Eigentlich möchte ich deine künftige Frau vor einem Unhold bewahren, aber wenn ihr beide es unbedingt wollt so bin ich unter einer Bedingung dazu bereit.“
„Und Die da wäre“ fragt mich Carola und man kann direkt sehen, wie sie vor Neugier die Luft anhält.
„Wage es nicht nein zu sagen“ knurrt mich Michael lachend an.
„Nein,“ sage ich, lege eine kurze Pause ein ....., „Nein, ..... ich werde nur euer Trauzeuge, ..... wenn ihr beide die Trauzeugen sein werdet, wenn ich einmal heirate.“
„Hast du schon eine heimliche Geliebte in den Bergen von Mallorca?“ fragt Michael ganz überrascht, „und das hast du uns verschwiegen. Siehst du Caro,“ dreht er sich ihr zu, „das will mein bester Freund sein.“ Carola kann das Lachen nicht unterdrücken.
„Und hast du?“ platzt ihre weibliche Neugier heraus.
„Nein, bisher nicht,“ beantworte ich ihre Frage, „ab und zu ein liebevolles Kuschelmäuschen. Aber ich konnte mich bis heute nicht für eine entscheiden. Es gibt rund drei-Komma-fünf Milliarden Frauen auf dieser Welt. Eine der schönsten und besten Frauen hat mir Michael weggeschnappt und jetzt,“ jammere ich lachend „was ist für mich übrig geblieben?“
„Du Armer“ grinst Michael. „Okay, wir werden dir freundschaftlich zur Seite stehen“ verspricht er und Carola nickt lachend dazu „wenn du zur Marionette einer netten Marion wirst.“
„Das ist gut,“ orakelt Carola kichernd „Marion und die Marionette Mario.“
„Wer ist denn der andere Trauzeuge“ frage ich die Zwei neugierig.
„Du kennst ihn“ sagt Michael während er Carola liebevoll den Rücken streichelt. „Es ist Professor Bernat, unser alter Prof für Politikwissenschaften und Journalistik in Regensburg. Er ist seit drei Jahren geschieden. Seine Frau, die allseits begehrte Susanne hatte sich mehrmals anderweitig orientiert bis ihm der Kragen platzte. Er ist heute, glaube ich, fünfundfünfzig oder sechs-undfünfzig Jahre alt. Er bringt als weibliche Begleitung seine Tochter mit. Sie soll ein sehr nettes Mädchen sein, hochintelligent,“ er blinzelt mich verschwörerisch an „ sehr hübsch und gerade im heiratsfähigen Alter.“
„Michael,“ tätschelt Carola amüsiert seinen Arm,„ du alter Kuppler. Du kennst doch gar nicht Marios Geschmack, was Frauen betrifft.“
„Doch“ grinst er und küsst ihr den rechten Handrücken, „wir hatten schon immer, was Frauen betrifft, den gleichen Geschmack. Deswegen heirate ich dich jetzt, sonst kommt mir dieser gerissene Filou noch auf dumme Gedanken.“
„Wie alt ist denn die heiratsfähige Tochter“ frage ich.“
„Ich weiß es nicht so genau, etwa um die fünfund-zwanzig. Sieh mal Carola, der Knabe bekommt einen hungrigen Blick. Wenn der was von hübschen Mädchen oder Frauen hört, wird er hellwach.“
Ihre Stimmen verschwimmen und irgendwo in meinem Kopf setzen sich Erinnerungen wie ein Puzzle zu einem Bild zusammen. Ja, geneigter Leser, Sie werden sicher auch schon einmal eine solche spontane Regression erlebt haben. Es ist schon phantastisch, dass die Erlebnisse unseres Lebens fest in unserem Gedankenpool wie auf einer Computer-Festplatte verankert sind. Ja ..., seltsam. Es ist wie ein Film, der rückwärts gespult wird. Er dreht sich immer langsamer und bleibt stehen. Es ist der 25.Mai 1984. Heute habe ich Geburtstag. Zwanzig Jahre bin ich alt. Irre.
„Kannst du nicht aufpassen,“ schreie ich das kleine, blonde Mädchen erschrocken an, das plötzlich, etwas wacklig auf seinem Kinderfahrrad, hinter der Hecke hervor über den Fußweg auf die Straße fuhr. Jetzt drehte sie sich erschrocken um, verriss dabei den Fahrradlenker und, Gott sei Dank fuhr sie nicht schnell, stürzte von ihrem Rad. Sie stand etwas überrascht und wackelig auf und versuchte ihre schmutzige Jeans vom Straßenstaub zu befreien.
„Ach, das ist nicht so schlimm,“ schnaufte sie dabei, „die kommt in die Waschmaschine, dann ist sie wieder okay.“
Sie richtete sich aus ihrer gebückten Stellung auf und jetzt erst sah ich, dass sie sich bei ihrem Sturz verletzt hatte. An der linken Schläfe hatte sie eine ungefähr drei Zentimeter lange, stark blutende Platzwunde. Das blonde Haar ringsherum war blutig verklebt und ein Blutrinnsal floss schon über ihre linke Wange zum Kinn.
„Halt mal still, ..... warte doch ... “ versuche ich sie zurück zu halten als sie wieder auf ihr Rad steigen will, „du blutest ziemlich stark.“
„Wo,“ fragt sie „ach, das ist nur eine Beule.“ Sie greift an ihre linke Kopfseite, sieht das Blut an ihrer Hand und dann mich an. „Oh. Stimmt. Ist es schlimm?“
„Nein“ antworte ich, „es ist nicht sooo schlimm. Warte ... ich sehe es mir mal genauer an und mach dein Gesicht etwas sauber, ich habe Tempos dabei. Tut es sehr weh“ frage ich sie während ich das Blut von ihrer Wange wische.
„Na ja, ein bisschen. Aber wenn ich volljährig bin ist sicher alles vergessen.“ Ich drücke noch ein gefaltetes Taschentuch auf die, jetzt leicht klaffende, Risswunde.
„Wie heißt du denn?“ frage ich sie und betrachte sie erst jetzt richtig.
„Eleonore,“ sagt sie, „du kannst aber Eli zu mir sagen, alle sagen Eli zu mir.“
„Und wo wohnst du?“
„Gleich um die Ecke. Wir heißen Bernat. Mein Vater arbeitet an der Universität. Aber jetzt ist er Zuhause. Ich bin dem Trubel entwischt,“ lacht sie. „Ich habe nämlich heute meinen zehnten Geburtstag. Ich wollte nur mein neues Fahrrad ausprobieren.“
„So?... Eli, ich gratuliere dir zu deinem Geburtstag und wünsche dir, dass das Loch an deiner Stirn schnell wieder zuwächst und dass du immer alles erreichst, was du dir wünschst.“
Sie sieht mich mit ihren großen blauen Augen an und kichert „ich erreiche immer alles, was ich mir vornehme. Meine Freundin Martina sagt immer ich wäre eine ganz besondere Intelligenzbestie. Dabei lerne ich viel weniger als sie,“ lacht sie „nur viel schneller. Willst du nicht mitkommen, du bekommst auch ein Stück von meiner Schokoladen-Geburtstagstorte. Die esse ich nämlich am liebsten. Und ... wie heißt du?“ fragt sie auf dem Weg zu ihrem Haus.
„Ich heiße Mario und arbeite beim Nordbayerischen Kurier als Volontär.“
„Volontär?“ fragt sie. „Dann bist du also Lehrling bei dieser Zeitung. Mein Vater liest sie auch manchmal. Lisbeth unsere Haushalthilfe nimmt sie immer zum Fensterputzen. Das ist das Einzige wofür sie taugt“ sagt sie lachend.
Sie ist ein nettes, aufgeschlossenes Kind. Ihre blauen Augen blinzeln mich verschwörerisch an als sie sagt „komm, wir gehen hinten herum. Ich hole ein Pflaster und du kannst es mir über das Loch kleben. Damit sehe ich dann aus wie die - Rote Piratenbraut -“ kichert sie.
Elis Mutter war mit den Geburtstagsgästen beschäftigt. Ihr Vater kam zu uns und war ganz ... besorgter Vater. Eli schilderte ihrem Vater den überstandenen Krieg mit der Tücke des Objekts. Dann zeigte sie ihm die klaffende Kopfwunde von dem Säbelhieb.
„Und das Paps ... ist mein Retter. Mario heißt er und er ist ein richtiger Sanitäter.“
„Ich gehe jetzt schnell mit dir zum Doktor Mayer von nebenan,“ sagte ihr Vater mit einem leichten Lächeln, „der soll sich den Säbelhieb mal ansehen. Ich danke ihnen für Ihre Hilfe Herr ....?“
„Castello, Mario Castello“ sage ich und wende mich wieder Eil zu.
„Wenn du wieder einmal Hilfe brauchst dann ruf mich an. Hier hast du meine Handynummer für alle Notfälle.“
Ich verabschiede mich von der leicht lädierten Sanitäterfreundin und ihrem Vater, der mit ihr zum Arzt im Nachbarhaus geht. „Auf wiedersehen Mario,“ ruft sie mir noch zu, „ab jetzt habe ich ein Andenken an dich. Es soll unser Geheimzeichen sein.“
Plötzlich fällt es mir wieder ein. ... Ich habe ja heute auch Geburtstag. Genau wie die kleine blonde Eli .........
„Sieh mal, Caro, der Lüstling hört was von hübschen Mädchen oder Frauen und fängt an zu träumen,“ höre ich auf einmal Michael, den Ehemann in spe. „Siehst du das genießerische Grinsen, ha ha,“ lacht er laut, „wie ein Faun.“
„Vielleicht genießt er noch das Essen,“ unterbricht Carola seine Gedankengänge.
„Nein,“ wende ich mich den Beiden zu, „ich habe weder von einem hübschen, jungen, heiratsfähigen Mädchen geträumt, noch von dem phantastischen Essen. Ich habe nur kurz an einen Tag vor rund siebzehn Jahren gedacht. Da lernte ich tatsächlich ein Mädchen kennen, aber das war erst zehn Jahre alt“ besänftige ich Michaels fragende Stirnfalten, „und es hatte an dem Tag Geburtstag ..., genau wie ich, nur war ich zehn Jahre älter.“
Als sie mich ungläubig ansahen, erzählte ich ihnen die Geschichte, so wie ich sie noch in der Erinnerung hatte.
„Und,“ fragte Carola als ich mit meiner Erzählung zu Ende war, „hast du sie wieder gesehen oder hat sie dich in den vergangenen Jahren einmal angerufen?“
„Nein,“ antworte ich ihr und schüttle den Kopf. „Ich habe sie nie wieder gesehen oder gesprochen. Sie wird wohl schon lange verheiratet sein und selbst kleine Blondschöpfe haben.“
„Was haltet ihr von einem doppelten Espresso?“ lenke ich die Aufmerksamkeit der Beiden wieder auf die Gegenwart. Als sie bejahend nicken bestelle ich drei Espresso.
Während wir das kochendheiße Getränk genussvoll, fast lautlos schlürfen nehme ich den Gesprächsfaden zum unterbrochenen Thema - Hochzeit - wieder auf.
„Wie wollt ihr denn euren großen Tag gestalten?“ frage ich die zwei Heiratswilligen.
„Wir haben geplant,“ antwortet Michael „dass wir in meinem, nein, entschuldige Caro, mein Liebling, in unserem Haus in Grünwald, du kennst es ja Mario, feiern.“
„Um elf Uhr ist die standesamtliche Zeremonie,“ löst Cora ihn ab.
„Soviel ich weiß bist du konfessionslos“ wendet sich Michael an mich. „Da auch wir beide, im Sinne der Religionen, Ungläubige sind, verzichten wir auf eine Besiegelung unseres Bundes durch Gottesvertreter oder ihre Sprachrohre. Caro, Liebling, gibst du mir bitte den Zettel, auf dem du alle vermerkt hast, die an meiner Enthauptung teilnehmen werden. Mario“ sagt er mit erhobenem Zeigefinger „lach nicht so schmutzig. Das Haupt König Michaels ist dann ab und eine Königin übernimmt das Reich. Le roi est mort, vive la reine.
Insgesamt haben wir achtundsiebzig Personen eingeladen,“ orientiert er sich an Carolas Aufzeichnungen. „Es sind unsere elf festen Mitarbeiter und drei Freiberufler, drei Freunde von mir aus alten Zeiten, neun Freunde und Freundinnen von Caro, fünf Freunde und Freundinnen von mir, vierzehn unserer bekanntesten Autoren, ein bekannter Literaturagent aus Berlin, den man die Mutter der Literaturagenten nennt. Dazu kommen drei befreundete Verlagsleiter von unserer deutschen Konkurrenz, zwei aus Frankreich, einer aus England, zwei aus den Staaten und einer aus Spanien. Dazu kommen Caros Eltern und die zwei Geschwister samt fünf Köpfen Anhang. Dann sind da noch du und der Professor nebst hübscher heiratsfähigen Tochter,“ grient er mich an. „Außerdem kommen noch von jeder Partei der Stadtregierung die Oberbonzen und Anhängsel. Na ja, das muss sein, sonst sind sie beleidigt. So, Caro, habe ich noch jemanden vergessen?“
„Nein, wenn wir wirklich niemanden vergessen haben sind das alle. Wenn uns noch jemand einfällt, wir haben insgesamt Platz, Essen und Getränke für fünfundachtzig Personen.
„Oh je,“ stöhnt er „meine Eltern hast du vergessen. Meine Mutter ist so froh, dass ihr angeblich verwöhntes Einzelkind endlich unter die berühmte Haube kommt. Sie möchte mir schon seit Langem ihren besonderen Liebling Carola ins Bett legen, denn dann erst könnte sie beruhigt die Augen zu machen. Aber sie muss immer alles übertreiben. Die paar Alterswehwehchen. Mit neun und-sechzig ist man nun nicht mehr ganz taufrisch.“
„Mosere nicht an deiner Mutter herum,“ unterbricht ihn Carola lachend tadelnd. „sie meint es doch nur gut mit dir.“
„Ja, ja flüstert Michael mir, über das ganze Gesicht grinsend, zu, „sie kennt ja auch nur die Schokoladenseite ihres Lieblings. Den Teufel in dieser Jungfrau kennt sie nicht. Na Mario, was sagst du? Das gibt ein Fest. Als ich dich bitten ließ schon heute zu kommen, hatte ich einen Hintergedanken. Kannst du mir bei den Vorbereitungen für das Fest helfen?“
„Aber sicher helfe ich dir,“ gehe ich auf seinen Wunsch ein. „Was kann ich tun?“
„Der schwierigste Teil ist das Essen und die Getränke,“ erklärt er. „Die Getränke habe ich schon geordert. Die werden morgen geliefert. Das ist erledigt. Aber du könntest sie noch einmal kontrollieren. Geschirr, Gläser und Dekorationen liefert ein recht günstiger Partyservice, ebenso Tische und Bestuhlung. Da das Wetter am Freitag sehr schön und trocken sein soll hatte Caro einen sehr guten Einfall, nämlich, dass wir zwei große Zelte, die miteinander verbunden werden, jedes zehnmal zwölf Meter groß, aufstellen lassen. In jedes Zelt kommen zwei Tische, jeder zehn Meter lang und ein Meter zwanzig breit. Zusätzlich werden wir noch zehn bequeme kleine Tische und zwanzig Sessel im Garten aufstellen. Das Alles wird am Donnerstag aufgebaut. Am Freitagfrüh, zwischen acht und elf bekommt alles seinen letzten Schliff. Was meinst du dazu,“ fragt er mich und seine Stirnfalten wandeln sich zu mehreren querliegenden Fragezeichen. Als ich mit dem Kopf nicke erklärt er weiter: „und nun zum Essen. Das wird von dem bekannten Marienkäfer-Service gebracht. Um dreizehn Uhr dreißig beginnt dann das große Fr...., nein, nein nicht Marco Ferreris ..., pardon, ... Futtern. Zwei Köche, drei Kellner, fünf Kellnerinnen und fünf Küchenhilfen sind die Verpflegungsmannschaft. Um sechszehn Uhr gibt es Kaffee und Kuchen für die Naschkatzen am Buffet. Ab neunzehn Uhr wird dann die Tapas-Bar geöffnet. Da du bei uns im Haus schläfst, ... keine Widerrede mein Freund,“ wischt er meinen Einwand mit einer Handbewegung beiseite, „brauchst du keine Anfahrzeit. Morgen bin ich hier im Haus und Carola managt im Verlag alles. Übermorgen bleibe ich im Verlag und Carola regelt und überwacht alles Zuhause.“
„Okay,“ gehe ich auf seinen Vorschlag ein. Den Donnerstag feiern wir zu dritt Junggesellen- und “ er sieht Carola liebevoll an „natürlich auch Junggesellinnen-Abschied.“
„Aber ich“ werfe ich, das Thema wechselnd, ein „muss nachher noch einmal in die Stadt um etwas Wichtiges zu erledigen.“
Der Taxifahrer, ein zünftiger Bayer, schleicht, gemütlich wie eine gedopte Rennschnecke in die Innenstadt. In der Ledererstraße suche ich angestrengt den Laden, in dem ich vor drei Jahren im Schaufenster dieses nette Kästchen aus Bernstein gesehen habe. Ja, da ist der Laden. Der Bajuware hält sein Sternauto an und ich steige aus, nachdem ich ihm den Fahrpreis und rund zwanzig Prozent Trinkgeld gegeben habe.
„Des is fei zvui,“ (die Übersetzung für Ausländer nördlich des Weißwurscht-Äquators heißt: das ist aber zuviel) bedankt er sich grinsend und steckt das Geld schnell ein.
Die Ledererstraße ist eine relativ schmale Altstadtstraße nicht weit entfernt vom Hofbräuhaus. Beidseitig ein kleiner Laden neben dem anderen. Da drüben, fast in der Mitte zwischen Hochbrücken- und Sparkassenstraße ist neben der indischen Boutique der Antiquitätenladen, den ich suche. Ein angenehm klingendes Glöckchenspiel erklingt, als ich die Ladentür öffne. Eine nicht mehr ganz taufrische, sehr chic gekleidete Frau, ich schätze sie auf ungefähr fünfundvierzig Jahre, kommt aus dem Nebenraum.
„Grüß Gott, was kann ich für Sie tun?“ fragt sie mich lächelnd. „Ich würde gern den Inhaber sprechen. Vor drei Jahren habe ich dieses Bernsteinkästchen, das dort in der Vitrine steht,“ ich deute mit nach oben zeigender linker Handfläche auf das Kastchen, „bewundert, nur ... ich hatte damals nicht das notwendige Geld um es zu kaufen, aber wie ich sehe ist es,“ ich deute auf das kleine Schild, das an dem Kästchen lehnt, „verkauft.“
„Ja und nein“ antwortet sie fast geheimnisvoll. „Mein Name ist, ich habe es versäumt mich vorzustellen, Sarah Reuben. Leider muss ich Ihnen zuerst sagen, dass mein Onkel Isaak Lieblein, der ehemalige Inhaber dieses Geschäfts im September des vergangenen Jahres verstorben ist,“ erklärt sie mir. „Ich bin seine einzige Nichte und habe das Geschäft von ihm geerbt und führe es in seinem Sinn weiter.“
„Das tut mir leid,“ sage ich ehrlich betroffen. „Er war ein sehr liebenswürdiger alter Herr. Schade, ich hätte es damals gern von ihm gekauft. Ich habe in den letzten Jahren oft daran gedacht. Heute wird es wohl wesentlich teurer sein als damals. Doch heute kann ich es mir leisten. Es wird das Hochzeitsgeschenk für die Frau meines besten Freundes sein.“
„Herr.., einem Moment.“ Sie wendet sich zu der Vitrine um und nimmt das Bernsteinkästchen heraus, öffnet es und sieht mich dabei, irgendwie fröhlich, über den Deckel an, „... Mario Castello, so heißen sie doch oder ...?“ Verblüfft nicke ich mit dem Kopf.
„Ja, woher ...?“
Mein Onkel hat einen Zettel mit ihrem Namen in das Kästchen gelegt. Ich darf es nur an sie verkaufen und zwar zu dem gleichen Preis wie damals.“
„Was ....?“ stottere ich verblüfft.
„Hier,“ sie reicht mir den Zettel und ... ich lese die etwas schnörkelige Schrift.
Für Herrn Mario Castello.
Lieber Freund.
Ihre Begeisterung beim Betrachten dieses einmaligen Schmuckstücks, wie sie es ansahen, wie eine wunderschöne Frau, seine Oberflächen streichelten, zeigte mir, dass Sie es niemals vergessen werden. Bewahren Sie es an einem besonderen Platz in Ihrem Heim auf oder schenken Sie es einem Menschen, der seinen ideellen Wert zu schätzen weiß. Der materielle Wert ist hier nicht so wichtig. Der Preis für das Bernsteinkästchen wird für Sie immer der gleiche bleiben wie heute am Freitag, den 07. August 1998. 1865.-- DM
Mazal tov und Schalom
Isaak Lieblein
Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich bin überwältigt.
„Frau Reuben,“ wende ich mich ihr zu, „würden Sie mir bitte sagen wo Ihr Onkel begraben liegt? Ich möchte mich bei ihm nachträglich bedanken.“
„Aber gern Herr Castello, … in Jerusalem auf dem Friedhof Har Hamenuchot.“
„Oh ...“ ist das Erste was ich sagen kann. „Frau Reuben, ich werde Ihnen, wenn ich wieder Zuhause auf Mallorca bin Etwas schicken. Legen Sie es bitte an die Stelle des dann fehlenden Kästchens in die Vitrine. Wenn Sie, einer Ihrer Freunde oder Freundinnen irgendwann einmal nach Jerusalem kommt soll er oder sie bitte diesen Gegenstand auf das Grab Ihres Onkels legen.“
„Das tue ich gern Herr Castello. Ich fliege selbst in genau vierzehn Tagen für eine Woche nach Israel und werde Ihren Wunsch erfüllen. Ich werde ihnen das Kästchen noch als Geschenk verpacken oder möchten Sie es selbst tun?“
„Wenn Sie es tun, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Danke.“
Sie hat das Bernsteinkästchen wirklich sehr geschmackvoll verpackt. Ich hätte es sooo nie gekonnt. Nachdem ich den Kaufpreis beglichen habe verabschiede ich mich von Frau Reuben, der ehrlichen Nichte des Herrn Isaak Lieblein. Das Bernsteinkästchen trage ich wie einen Schatz in einer unscheinbaren Beuteltasche aus festem Karton.
Auf meiner Armbanduhr ist es schon siebzehn Uhr. Wie die Zeit vergeht. Der Buchladen - Basis Buchhandlung und Antiquariat - ist in der Adalbertstraße Ecke Barer-Straße.
Der junge Taxifahrer, in dessen Auto ich am Marienhof eingestiegen bin fährt wie Michael Schumacher. Irre, der Kerl. Mit quietschenden Reifen hält er vor dem Laden, grinst mich an und sagt: „Elf-fuffzich Meister.“ Ein Berliner. Ich gebe ihm fünfzehn Märker, wie man dort sagt. „Der Rest“ sage ich lachend „ist die Anzahlung für den nächsten Strafzettel.“ Er sagt nur noch „danke Meister, ciao ciao“ ... und weg ist er.
Die relativ junge Verkäuferin, sie ist ungefähr achtzehn oder neunzehn Jahre alt, ist wirklich eine geschulte Kraft. Sie weiß sofort was ich will.
„Wir haben, glaube ich, genau das, was Sie suchen.“ Sie geht zu dem Computer und gibt auf der Suchmaske meinen Wunsch ein. Ruckzuck. Das Ergebnis wird angezeigt. - Die Gesamtwerke von Wolfgang von Goethe, fünfzehn Bände. Herausgeber: Neudeutsche Versandbuchhandlung für Bücherfreunde; Leipzig 1930 -.
„Ja“ strahlt sie mich an. „Alle Bände sind gut erhalten mit wenigen Gebrauchsspuren. Sie müssen aus guten Händen kommen. Es ist alles, was der alte Knabe geschrieben hat.“
Sie ist zwar etwas flapsig, aber wer von den heute Zwanzigjährigen hat schon Goethe gelesen.
„Darf ich mir die Bücher einmal ansehen,“ frage ich sie.
„Aber ja, sicher. Kommen Sie bitte mit zu dem Tisch in der Ecke vor dem Fenster. Ich hole Ihnen die Bücher.“
Ich sehe ihr hinterher. Nette Figur. Sie ist ein nettes Mädchen aber ein Produkt der neuen Zeit. Nichts für mich alten Mann.
Sie bringt mir die Bücher auf einem kleinen Rollwagen.
„Sie sind sehr gut erhalten,“ sagt sie, „es ist nichts hinein geschmiert. Keine Eselsohren und die Einbände sind okay.“
„Was kosten die Bücher.“ frage ich sie.
„Die fünfzehn Bände kosten, wie gesehen, 897.50 DM.“
„In Ordnung“ sage ich „und wo muss ich bezahlen.“
„Dort drüben“ deutet sie zu dem großen Tisch mit Computer, Drucker, Telefon, Packfläche und einem circa zwei Meter breiten Regal dahinter, mit einer Menge Fächer.
„Würden Sie mir die Bücher in Geschenkpapier einpacken?“
„Ja, natürlich. Ich mache Ihnen drei Pakete für je fünf Bücher. Soll es etwas aufwendiger sein,“ plappert sie munter. „Wir haben wunderschönes Papier da. Ich habe einmal einen Tageskurs besucht, da habe ich gelernt, wie man Bücher als Geschenk richtig kunstvoll verpackt.“ Sie kann wirklich etwas. Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut.
„Fertig“ sagt sie nach ungefähr zehn Minuten, während dessen ich mich mit einem Bildband der Weltgeschichte beschäftige und zeigt auf die Päckchen.
„Sind Sie zufrieden,“ fragt sie und sieht mich erwartungsvoll an.
„Das haben Sie sehr schön gemacht. Ich danke Ihnen.“ Als ich ihr dezent einen zehn Markschein gebe, wird Sie ein bisschen rot und flüstert mir ein - Danke - zu. Mit ihrem kleinen, festen Po wackelnd zieht sie den Rollwagen hinter sich her zur Kasse. Selbst als Bücherstapel kann der alte Lustmolch und Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe es nicht lassen hinter jungen Mädchen, mit dem Untergestell seines Transportmittels leicht quietschend, hin und her zu schaukeln.
Die Frau Charlotte Albertine Ernestine von Stein würde sich jetzt im Grab umdrehen. Ich bezahle Herrn Geheimrat Goethe und lasse mir die Bücher bis morgen zurück legen.
So, nun nur noch sechs Hochzeits-Karten. In dem Schreibwarengeschäft an der nächsten Straßenkreuzung finde ich bestimmt das Richtige.
So, Einkäufe geschafft, ... ich bin es aber auch. Da kommt meine gelbe Rettung. Oh, eine junge Dame am Steuer. Heute mache ich die Zunft der Münchner Droschkenfahrer reich.
Acht Mark fünfzig. Na ja, .... es gibt kostspielerische Frauen.
Carola scheint auf mich gewartet zu haben.
„Hallo Mario,“ empfängt sie mich „wenn du willst können wir. Michael alter Trödler,“ ruft sie durch die, einen Spalt offenstehende Tür und verdreht ihre Augen nach oben als erwarte sie das Frohlocken vom Engel Aloysius. „Wir warten schon eine halbe Stunde.“
Dass Frauen immer übertreiben müssen wenn sie etwas erreichen wollen.
„So ..., ich bin schon da“ poltert das Riesenbaby in den Raum. „Wo hast du deine Unterhosen, Socken, dein Büßergewand den Sack mit Asche für dein Haupt“ fragt er mich so leise, dass es die Leute auf der Straße hören müssen, „und deine Zahnbürste und deine anderen Sachen?“
„In einem Schließfach im Hauptbahnhof,“ kläre ich ihn auf.
„Okay“ sagt Carola ruhig und lächelt dabei, „dann fahren wir am Bahnhof vorbei, der liegt fast auf unserer normalen Route.“
„Alle Beine im Auto?“ fragt Michael. „Sitze gerade gestellt? Alles angeschnallt? Rauchen eingestellt? .... Achtung .... Fertig. ........ Es geht los! .........“ Und er singt laut und falsch ..... „Trau-tes Haiiiim im grüh-hü-nen Wahalde, wiiiir kommen-en..“
Juliane, eine dralle, ungefähr 65jährige Hessin aus Idstein im Taunus, die es nach Bayern verschlagen hatte, hat schon den Tisch für das Abendessen hergerichtet.
„Mario“ wendete sich Carola, nachdem sie das Angebot auf dem Tisch begutachtet hatte, an mich, „komm greif zu, fühle dich wieZuhause.“ Sie schob mir den Brotkorb zu und dann ihrem Zukünftigen. Sie selbst machte sich nur eine Schüssel Yoghurt mit Erdbeeren zurecht.
„Michael sagt, ich hätte ein kleines Wammerl,“ flüstert sie mir zu. „Na ja , eine gaaaanz kleiiiine Falte..... Aber ich will sowieso noch drei Kilo abnehmen, deswegen gibt es einige Zeit abends nur sehr, sehr mageren Yoghurt mit viel Nichts.“
Michael bediente sich, wie schon früher, großzügig an dem Schweinemett, Hackepeter wie der - Preiß - dazu sagt. Nach einem kurzen strafenden Blick Carolas überließ er mir mit schiefgelegtem Kopf und entsagungsvollen Bernhardinerblick die Hälfte des klein gehackten Schweins. Anschließend teilten wir uns noch eine geräucherte Makrele.
„Das arme Tier sah uns so traurig mit seinen rauchgetrübten Augen an“ entschuldigte er sich bei Carola, die ob seiner Gier tadelnd den Kopf schüttelt. „Wir mussten es von seinem schweren Schicksal, ungeliebt und nackt auf einem kalten Teller zu liegen, erlösen. Außerdem sieht Mario so verhungert aus“ schmunzelt er mich an.
Satt und zufrieden seufzt er „und nun ein kühles Pils.“ Er beendete damit die Ruhe während des Essens.
„Was möchtest du trinken Caro“ beugt er sich fragend zu ihr.
„Ach ... “ überlegt sie und lehnt sich zurück, „... ich trinke zur Feier des Tages ein Glas Champagner. Michael, bist du so lieb und holst mir die angebrochene Flasche aus dem Kühlschrank.“ Und Michael, ha, ha, die Marionette an Carolas Fäden, ha, ha, spurtet los um seinem lieben, zukünftigen Frauchen den Wunsch zu erfüllen.
Der Abend verging mit der Planung der Hochzeits-Festivität wie unsere Altvorderen zu sagen pflegten. Aber die Zeiten haben sich geändert. Heute heißt es Hochzeitsfête. Na, es ist egal. Hauptsache die zwei kommen unter die Hahahauube und werdenenn glückiglich.
„Verfl ...ixt Michael, es ist elf Uhr.“
Er hat nach sechs Pils und zwei Cognac leicht glasige Augen und auch ich habe recht wenig Blut im Allohoool.
„Wo is.. ist Caaaro“ jammert er leise mit zitternden Stimmbändern.
„Die is schon vor a..einer Stunne nach oben gegangen“ antworte ich mit einer seltsam klingenden, dumpfen, hohl klingenden Grabesstimme.
Dienstag, 17.07.2001
„Aufstehen alter Faulenzer. Eine holde Jungfrau wartet unten auf dich“ höre ich seine lachende Stimme durch die Tür.
Michael .....! Mein noch halb abwesender Blick auf die Uhr, die an dem Arm hängt, der irgendwie zu mir zu gehören scheint, verrät mir, dass es Dienstag, der 17.07.2001 ... neun-Uhr-siebzehn ist.
Als Michael nach unserem gemeinsamen Frühstück und zwei Kopfschmerztabletten noch einmal in die Stadt muss rufe ich ein Taxi um den Herrn Geheimrat abzuholen.
Alles liegt für mich parat. Nachdem ich ein Lächeln von der jungen Verkäuferin geschenkt bekommen hatte, fahre ich mit dem gleichen Taxi zurück. Der Herr des Hauses ist noch nicht wieder zurück und ich trage den Herrn Geheimrat vorsichtig nach oben in mein Zimmer.
Das Gepolter da unten kann nur von einer Herde Büffel sein. Ich gehe schnell die weit geschwungene Treppe nach unten und sehe zwei Männer in Arbeits-Overalls, die Kisten und Kartons nach Anweisung der Haushaltsperle Juliane durch die Eingangshalle in einen Nebenraum tragen. Wenn das alles Getränke sind, können die Gäste in Alkohol baden. Alkohol ......, igitt, allein das Wort wirkt wie ein Schluck aus einem Schierlingsbecher auf mich. Mir wird richtig üüüübelll.......
„Na, alter Insulaner, was machen wir als Erstes?“ fragt mich der Zurückgekehrte aufgekratzt und zündet sich einen seiner letzten Glimmstängel an.
„Was wir unbedingt brauchen sind Tischkarten und eine Tischordnung,“ antworte ich, während sich meine Gehirnwindungen noch empört kräuseln.
„Hm... am besten du gibst die Namen aller Geladenen in den Computer ein,“ schlägt er vor „denn als Schreiberling geht es bei dir sicher schneller. Ich mache in der Zeit, in der du den Computer quälst, vier große Zeichnungen mit je einem Tisch mit zehn Plätzen an jeder Längsseite. Das sind bei vier Tischen Plätze für achtzig Personen, zwei mehr, als wir nach unserer Rechnung brauchen. Es ist ja möglich, dass noch jemand unangemeldet kommt. Die Namensliste von dir schicke ich per Email an Carola. Sie kann dann von unserer zweiten Sekretärin die Tischkarten machen lassen. Morgen, wenn Carola hier ist, kann sie die Platzeinteilung auf meinen Zeichnungen eintragen.“ Gesagt, getan ... und nach je zwei Flaschen Pilsner Urquell, waren wir um dreizehn Uhr fertig. Nach einer Tasse Kaffee, einer kurzen Mittagspause mit - Lebrkassemma - räumten wie die Eingangshalle und die Zimmer im Erdgeschoss soweit auf, dass wir das Mittagsgelage am Freitag, bei eventuellem schlechten Wetter ohne großen Aufwand ins Haus verlegen könnten. Um 17 Uhr kam unser rettender Engel nachhause ... Carola ... Wahnsinn, woran diese Frau alles denkt. Sie hat den Beruf verfehlt. Sie hätte Wedding-Planner werden sollen.
„So ihr Zwei“ sagt sie nach einem kurzen Abendessen, „die Tischkarten sind fertig. Auch an die Blumen-Arrangements habe ich gedacht und gleich in der Leopoldstraße, dort wo wir immer Blumen kaufen, bestellt. Die haben sich fast überschlagen vor Freundlichkeit“ lacht sie und trinkt einen Schluck Espresso. Von diesem Auftrag können sie bestimmt eine Monatsmiete bezahlen. Die Blumen werden am Freitag um acht Uhr morgens geliefert. Die Hotelzimmer für die Gäste, die von weit her kommen werden, es sind genau sechsundzwanzig Personen, sind auch schon gebucht. Hierfür habe ich den Alten Wirt am Marktplatz gewählt. Das ist dir doch recht,“ fragt sie Michael und sieht ihn fragend an. Ich habe alles versucht aber das Hotel war bis kurz vor meinem Anruf ausgebucht. Ich hatte nur Glück, da eine Reisegruppe die bestellten Zimmer kurzfristig storniert hatte. Deine Eltern und meine zwei Geschwister nebst Anhang können für die drei Nächte in den vier Zimmern im Dachgeschoss übernachten. Sie müssen sich zwar zwei Bäder teilen, aber die drei Tage wird es wohl gehen. Planung ist eben Alles.“
„Das hast du wie immer klasse gemacht“ lobt Michael sie und gibt ihr einen heißen Kuss, der selbst Steine zum glühen bringen würde.
Mittwoch, 18.07.2001
„Aufwachen Faulpelz,“ dringt Carolas fröhliche Stimme durch die Tür „es ist fast Mittag.“ Dass Frauen immer übertreiben müssen. Es ist ja erst Neun Uhr. Der Mittwoch beginnt ja gut. „Die Sonne scheint und das Frühstück ist fertig,“ höre ich noch, dann bin ich, schnell wie ein Eichhörnchen auf der Flucht, im Bad. Duschen, rasieren, Haare föhnen ... sind die wieder widerspenstig. Na ja, - einen schönen Menschen entstellt nichts -, sagt der zukünftige Ehemann des fröhlichen Weckers immer. Stimmt. Es kommt darauf an was im Kopf ist und nicht das, was darauf ist.
„Was ist denn heute alles zu tun oder besser, was kann ich tun?“ frage ich die Hausherrin, die singend in der Küche werkelt. Die Callas singt zwar besser aber dafür ist Carola jünger und schöner.
„Ich habe heute noch viel im Haus zu tun,“ klärt sie mich auf. „Die oberen Zimmer müssen für den Besuch hergerichtet werden. Die unteren Räume, das sind ... die Eingangshalle, die drei großen und die zwei kleineren Zimmer, müssen ebenso sauber sein. Die Toilette im Parterre und das zweite Bad in der ersten Etage neben deinem Zimmer muss überprüft werden. Das Bad, das zu deinem Zimmer gehört hatte ich für den einen Abend für die weiblichen Gäste vorgesehen. Bist du mir deswegen böse?“
„Nein, nein ich räume meine Sachen raus und schließe die Tür zu meinem Zimmer ab.“
„Okay“ und überflüssige Gegenstände aus den Räumen kommen in den Garagenanbau. Die Küche muss so aufgeräumt sein, dass die Leute vom Partyservice den Freiraum haben um ohne Störfaktoren arbeiten zu können. Mein Gott,“ stöhnt sie „es ist noch so viel zu tun. Unsere Haushilfe Juliane hat schon die Gardinen gewaschen. Außerdem sind noch viele Kleinigkeiten zu erledigen, an die ich vorher gar nicht gedacht habe. Michael ist ja für so etwas gar nicht zu gebrauchen,“ lacht sie, „der kennt nur mich und seinen Verlag. Am liebsten würde er alles einem Wedding-Planner übergeben, mit mir in den Urlaub fahren, am Hochzeitstag für drei Tage hier sein und dann schnell wieder weg, ... ab in die Südsee ... ab in die Flitterwochen.“
„So“ sagt die Hausherrin in spe und trinkt einen Schluck Kaffee.“ Wenn Michael,“ er wollte um fünfzehn Uhr Zuhause sein, da ist, könnt ihr den Garten für das Fest vorbereiten. Ich werde gleich mit Juliane die Gardinen aufhängen, denn sie müssen im Hängen trocknen. Anschließend werde ich noch einmal alles kontrollieren und dann,“ sie sieht mich überlegend an und schüttelt dann nachdenklich den Kopf, ... „na ja, wir werden sehen.“
„Mein armes Kreuz“ stöhnt der Herr Verlagsleiter und humpelt wie eine dreibeinige Schildkröte. „Ich glaube, ich werde alt.“ Michael musste ja auch unbedingt die sechs großen Blumenkübel allein zum Rand der Steinmauer, die den Pool abschirmt, transportieren. „Ich bin kräftiger als du, ich mach das schon“ riskierte er eine kesse Lippe. „Ich habe schon ganz andere Sachen geschafft.“
„Wer nicht hört, muss fühlen“ sage ich mit gespielt mitleidiger Stimme und streichle ihm über den Rücken. „Ich habe dir ja gesagt „denk an die Hochzeitsnacht, da brauchst du deine Kräfte.“
„Ich bin schon wieder fit“ grinst er wie ein nach einem Streich, ertapptes Kind.
„Wie weit seid ihr“ ruft Carola von der Terrassentür aus.
„Wir sind gerade fertig geworden“ antworte ich und sehe Michael zu, der verhalten keuchend, mit leicht entgleisten Gesichtszügen, aber mit betont aufrechtem Gang den zweiten Sonnenschirm zu dem Garagenanbau trägt.
„Wir sind auch fertig“ seufzt Carola und verabschiedet Juliane, die Haushaltsperle. „Den Rest überlassen wir dem Party-Service. Kommt herein. Für heute ist Schluss. Juliane hat uns das Abendessen gemacht. Aber zuerst wird geduscht,“ lacht sie und rümpft übertreibend ihre Nase. „Ihr duftet wie nasse Iltisse.“
Carola lehnt sich in ihrem Sessel zurück und sagt lächelnd „morgen Früh um halb neun habe ich einen Termin bei meiner Friseuse, anschließend bei der Kosmetikerin. Das dauert mit Maniküre ungefähr zwei-ein-halb Stunden. Am Freitag Früh um halb acht,“ macht sie einen Zeitsprung, „kommt die Kosmetikerin zu uns hierher und macht mich“ lacht sie fröhlich „für die Hochzeit vorzeigefähig. Ach so, ehe ich es vergesse. Die Blumen kommen am Freitag Früh um acht Uhr und werden auch dekorativ verteilt. Mario,“ sieht sie mich wie an wie Circe ihre Schweinchen, „kannst du gleich am Freitag als erstes die Musikanlage aufbauen? Sie steht oben im Abstellraum. Ich will in meine Ehe tanzen“ lacht sie laut und sieht Michael an, der schon jetzt gequält sein Gesicht verzieht.
„Ich muss auch noch zum Friseur und zur Maniküre“ lenkt Michael, der Fred Astaire der Elefanten, ab.
„Das ist schon arrangiert“ unterbricht ihn Carola. Für dich kommt die Mitarbeiterin meiner Friseuse am Freitag Früh mit, um deine Rübezahlfrisur menschlich zu machen. Mario“ wendet sie sich an mich „musst du auch noch unter die Schere?“
„Nein“ antworte ich abwehrend „ich bin schön genug.“
„Zurück zum Ablauf des morgigen Tages“ sagt die Wedding-Plannerin in eigener Sache. „Um zehn Uhr kommen die Leute vom Partyservice mit den Zelten und der Einrichtung. Um vierzehn Uhr kommen die Sachen, die in der Küche gebraucht werden und das Geschirr, Besteck, Gläser und so weiter.“
„Mario“ wendet sie sich an mich, „würdest du dich um den technischen Ablauf kümmern. Michael, du sagst bitte unseren Nachbarn Bescheid, dass es am Freitag etwas lauter werden kann, Die Schusters sind im Urlaub aber dem alten Berger und den Schillings musst du es sagen. Du kannst sie ja für den Abend einladen. Dann sind die eventuellen Meckerer besänftigt.“
„Okay,“ gibt er ihr Recht „das ist sehr gut. Der alte Berger ist zwar ein Fiesling, aber ... na ja. Carola“ lacht er seine Zukünftige an, „Morgen um halb zehn habe ich noch eine, die erste und letzte Verabredung.“
„Mit wem?“ fragt Carola mit leicht giftigen Ton und in ihren blauen Augen zucken kleine silberne Blitze zu ihm.“
„Mit dem Hypnotiseur, der mir das Rauchen abgewöhnen soll“ grinst er über das ganze Gesicht. Was dachtest du denn?“
„Ach den, den habe ich ganz vergessen“ erwidert sie und ihr Gesicht klärt sich wieder auf.
„Ja. Ab Morgen zieht ein frischer Wind durch unser Haus. Dafür liebe ich dich noch mehr“ schmeichelt sie sich an ihn.“
„Das hier,“ sagt Michael halb bedauernd, halb lachend „ist meine letzte Zigarette. Den Rest der Giftstängel werfe ich gleich weg“ und er zerdrückt die noch halbvolle Schachtel in seinen Pranken.
„Ein Bier, eine letzte Zigarette und noch einen letzten Tag Freiheit. Das muss gefeiert werden.“ Fünf Minuten sehen wir ihm ruhig zu wie er seine letzte Zigarette genießt. Um Zehn Uhr ziehen wir uns zurück um etwas vorzuschlafen, denn morgen um sechs Uhr ist allgemeines Aufstehen angesagt, denn es wird sicher ein aufregender Tag werden.
Donnerstag, 19.07.2001
Der schrille, aufdringliche Wecker peitscht mich aus tiefem Schlaf. Okay, du Biest, ich bin ja wach und stehe auf. Duschen. Das Wasser ist herrlich heiß. Mit jedem Atemzug werden immer mehr Lebensgeister wach bis die ganze Bande munter ist. Zähne putzen, Haare föhnen und ich bin wieder ein ansehnlicher Mensch. Ich betrachte mich in dem großen Spiegel. Guten Morgen, Herr Castello. Gut sieht Ihr Spiegelbild aus ... Größe ein Meter-und-zweiundachtzig, achtzig Kilo, muskulös, sonnengebräunt, Augen blau, Haare dunkelblond und relativ kurz geschnitten. Die Haare sind zwar in den letzten Jahren etwas dünner geworden aber ... ich muss innerlich lachen ... noch muss ich Nichts polieren.
Viertel vor sieben sitzen wir Drei am Frühstückstisch.
„Deine Eltern haben auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen,“ informiert Michael seine Angebetete. „Sie und deine Geschwister kommen schon heute gegen achtzehn Uhr.“
„Das ist blöd. Damit habe ich nicht gerechnet“ sagt Carola etwas ärgerlich. Wir hatten abgesprochen, dass sie erst morgen-Früh um neun kommen. Aber was soll`s. Dann verlegen wir unseren Junggesellenabschied auf heute Mittag. Wir haben dafür, einen Moment ... zwischen zwölf und halb zwei, Zeit. Um Zwei“ lacht sie „geht der Trubel ja schon wieder weiter.“
„Schei....benkleister“ flucht Michael leise vor sich hin. „Das ist ja schlimmer als ... Ich werde ganz sicher nur einmal heiraten. Noch einmal mache ich diesen Zirkus ganz sicher nicht mit.“
„Das will ich dir auch geraten haben“ lacht Carola und fährt ihm mit einer Hand durch seine Strubbelfrisur. Komm küss mich noch einmal. In einer halben Stunde muss ich zum Restaurieren und Modernisieren.“
Halb zehn. Carola sitzt bei der Friseuse und Michael fängt sicher schon an im Nichtraucherhimmel zu schweben. Ich selbst habe noch Zeit bis der Partyservice anrollt. Ich werde noch gemütlich eine Tasse Kaffee trinken und dann .... Pech gehabt. Der Partyservice ist überpünktlich.
„Grüß Gott Herr Ferbach“ begrüßt mich der Ältere der vier starken Männer. „Ich bin der Karl Wiegand und der Anführer der Truppe“ lacht er und hält mir seine Pranke hin.
„Wir bringen die Zelte und die gesamte Einrichtung für Ihr Gartenfest. Wo sollen wir denn die zwei Zelte aufbauen?“
„Grüß Gott, meine Herren. Ich bin zwar nicht Herr Ferbach, ich heiße Castello, aber ich zeige ihnen wo sie die Zelte aufbauen können.“ Ich führe sie zu der Stelle, die ich mit Michael abgesteckt habe.
„Das ist der Sepp“ stellt er mir dann den riesigen Kerl vor, der aussieht wie Gustl Bayrhammer, nur einen Kopf größer.
„Das ist der Franz und das der Anderl“ deutet er auf die zwei anderen Zeltaufbauer, die etwas unterernährt aber doch kräftig aussehen. „Los ir Leit, pack maas“ regt er die Drei zur Arbeitsaufnahme an. Und los geht`s. Arbeiten können sie. Das muss man ihnen zugestehen. Punkt elf haben sie es wirklich geschafft. Alles steht fest und sicher an seinem Platz. Als sie die Gartenstühle und die Tische aufstellen, kommt Michael vorgefahren. Als er die Verköstigungszelte in seinem Garten stehen sieht, blickt er mich schmunzelnd an.
„Das ist ja super. Gelobt sei Carola, die Unersetzliche.“ Er begrüßt die vier Männer vom Partyservice. Als sie den Rest der Lieferung verstaut haben unterschreibt er noch den Lieferschein, gibt Karl diskret einen Hunderter und sagt zufrieden „das geht durch vier.“ Wir verabschieden die Mannen des Partyservices und sehen ihnen zu wie sie in den Wagen einsteigen und durch das große Tor nach rechts in die Straße einbiegen.
„Was haltet ihr von einer guten Pizza?“ fragt uns Carola.
„Ich glaube nämlich, dass uns für einen ausgedehnten Junggesellenabschied nicht allzu viel Zeit bleibt.“
„Pizza ist sehr gut“ meint Michael und tätschelt seinen Paulaner-Friedhof. „Die Hauptsache ist, sie ist groß und gut belegt.“
„Du bist ein Vielfraß“ lacht Carola und klopft an eben diesen kleinen Bauch.
„Das klingt schon ganz hohl“ grinst er, „gehen wir doch gleich zu dem Italiener in der ... wie heißt denn die Straße ... egal, ich weiß schon wo.“
„Okay,“ beende ich die Fragestunde. Fahren oder laufen wir?“
„Wir fahren“ bestimmt er. Wir haben nicht viel Zeit, denn um Zwei kommt das Geschirr, die Gläser und das Besteck und da muss zumindest einer von uns da sein.“
Die letzten hundert Meter müssen wir zu Fuß gehen. Baustelle .. und kein Parkplatz vor dem Pizza-Tempel. Dieser Fußweg scheint die, wie man auf Mallorca sagen würde, - Avenida mierda - der Grünwalder Hunde zu sein. Fürchterlich. Auf den hundert Metern sind es bestimmt zwanzig Tretminen. Die Hunde müssen wirklich denken Grünwald ist ein grüner Wald und das hier der einzige Waldweg. Michael erwischt eine. Sein Vokabular ist hörenswert ..... aber ...... für Kinderohren nicht geeignet. Grinsend klopfe ich ihm auf die Schulter.
„Das soll Glück bringen.“ Er aber ... findet das gar nicht lustig.
„Buon giorno“ werden wir schon am Eingang von einem, scheinbar waschechten, Italiener begrüßt. „Benvenuto, meine Dame, meine Herren. Wo möchten Sie sitzen? Hier?“ fragt er als Carola vor einem Tisch am Fenster stehen bleibt, „bene“ nickt er mit dem Kopf. „Ich bringe Ihnen sofort die Karte.“
Carola wählt eine kleine Pizza mit Mozzarella und Tomaten. Michael nimmt eine extra große Pizza con tutto mit viel Käse und ich die normalgroße Pizza diavolo. Dazu bestellen wir eine große Flasche Wasser und eine Flasche Salice Salentino. Dieser etwas trockene Rotwein aus Apulien passt ausgezeichnet zur Pizza. Im Bukett vereinigen sich die Duftnoten von Schwarzkirschen, schwarzen Johannisbeeren und Vanille.
Zwanzig Minuten vergehen. Dann bringt uns der kleine, dicke Pizzabäcker, mit einer riesigen Kochmütze auf dem Kopf, persönlich die drei Pizzen. Michael schnüffelt wie ein Beutehungriger Jagdhund und isst die Pizza schon mit den Augen.
„Ich wünsche euch einen guten Appetit“ wende ich mich an den Noch-Junggesellen und die Noch-Junggesellin und hebe mein Glas mit dem duftenden Rotwein „und alles Gute für eure Zukunft ... cin cin.“ Als Antwort kommt ein zweistimmiges cin cin und dann folgen die Pizzen ihrer Bestimmung.
„Das Essen war phantastisch, der Wein süffig und die Gäste angenehm“ fasst Michael die vergangene Stunde zusammen. „Bist du auch zufrieden mit der Speise, dem Trunk und deinem zukünftigen Gemahl, mein über alles geliebtes, zukünftiges, einziges, göttliches Weib“ frozzelt der Fast-Ehemann. Verliebte Männer, besonders wenn sie aus dem Halbstarkenalter heraus sind, wirken oft lächerlich. Ein bisschen Kleinkindverhalten scheint es auch auszulösen. Mein Gott, muss Liebe schön sein.
„Du hast ja noch gar nichts zu meiner Frisur gesagt“ lenkt Carola Michaels Aufmerksamkeit auf sich und ihre Haarpracht.
„Super“ würdigt Michael die neue, alte Frisur. „Deine Haare sind wirklich schön.“
„Und was sagst du?“ fragt sie mich. Oh je, was sagt ein Mann einer Frau auf diese Frage? Was möchte sie hören ohne dass es zu schwülstig klingt? Hmmm.
„Deine Haare zeigen Klasse. Du ähnelst Prinzessin Schneewittchen. Frage deinen Spiegel und er wird antworten - Deine Haut ist gebräunt von der Sonne, deine Lippen sind so rot wie dein Blut, golden ist dein Haar wie im August ein Weizenfeld. Du Carola bist die Schönste hier und es gibt keine Schönere neben dir -.“
„Alter Minnesänger,“ lacht Michael laut, während Carola leicht errötet, „aber du hast hundertprozentig recht. Ich übernehme hiermit deine treffende Beurteilung mit einer Einschränkung der Geschichte. Am Ende küsse ich die Prinzessin. Hahahahah.“