Geiseln in Todesangst - Walter Brendel - E-Book

Geiseln in Todesangst E-Book

Walter Brendel

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Die Geiselnahme von Gladbeck war ein aufsehenerregendes Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland und den Niederlanden im Sommer 1988, in dessen Verlauf drei Menschen ums Leben kamen. Der Bankraub mit anschließender Geiselnahme begann im nordrhein-westfälischen Gladbeck und endete nach rund 54 Stunden auf der Autobahn 3 bei Bad Honnef mit einem Zugriff des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Kölner Polizei. Im Nachgang der Tat wurde am Verhalten von Polizei und Berichterstattern massive Kritik geübt und eine gesellschaftliche Debatte über Verantwortung und Grenzen des Journalismus angestoßen. Die beiden Haupttäter Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski überfielen am 16. August 1988 die in einem Einkaufszentrum des Gladbecker Stadtteils Rentfort befindliche Filiale der Deutschen Bank. Rösners Freundin Marion Löblich schloss sich am Abend des gleichen Tages den Tätern an. Auf ihrer Flucht nahmen sie mehrmals Geiseln und fuhren mit ihnen durch das nordwestliche Deutschland sowie in die Niederlande. Nach einem Aufenthalt in der Kölner Innenstadt konnten die drei Geiselnehmer am frühen Nachmittag des 18. August 1988 bei dem Zugriff des SEK festgenommen werden. Die Geiseln erlebten Todesängste.

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Walter Brendel

Geiseln in Todesangst

Geiseln in Todesangst

Walter Brendel

Geiseldrama von Gladbeck

Impressum

Texte: © Copyright by Walter BrendelUmschlag:© Copyright by Walter Brendel

Verlag:Das historische Buch, 2021

Mail: [email protected]

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

Inhalt

Zur Einleitung

Die Verbrecher

Hans-Jürgen Rösner

Dieter Degowski

Banküberfall und erste Geiselnahme 16.08.1988

Die Flucht

Neue Geiselnahme

17.08.1988

Die Festnahme

18.08.1988

Wie starb Silke Bischoff?

Ines V. über den Ablauf der letzten Phase

Herr Minister, reden Sie!

Fehleinschätzungen von Polizei und Politikern führten zum Desaster

Die Gerichtsverhandlung

Polizei und Medien

Die Chronik des Dramas

Schlussbemerkungen

Quellen

Zur Einleitung

Zwei Gangster, drei Tote. Beim Geiseldrama von Gladbeck handelt es sich um ein öffentliches Verbrechen und ein Staatsversagen.

Am Morgen des 16. August 1988 überfallen maskiert Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner in Rentford-Nord (Gladbeck) eine Filiale der Deutsche Bank. Der Notruf erreicht die Polizei um 8 Uhr und vier Minuten. Kurz darauf fährt ein Streifenwagen der Polizei sichtbar für die Gangster vor und warnt sie dementsprechend. Sie nehmen die Bankangestellten Blecker und Alles als Geißeln. Sie fordern 300 000 DM in kleinen Scheinen sowie ein 7er BMW als Fluchtfahrzeug.

Vier Stunden später sitzen sie mit ihren Geißeln in einem präparierten Audi 100 und fahren davon.

35 Stunden später. Aus zwei Geißeln werden Dutzende.

Während die Behörden aus Nordrhein-Westfalen und Bremen sich um Kompetenzfragen Gedanken machen, bringen die Gangster vor den Augen Dutzender Einsatzkräfte der Bremer Polizei und mitten in der Stadt einen voll besetzten Linienbus in ihre Gewalt.

Wieder zeigt sich ein Problem: Das gewaltbereite Duo ist unberechenbar, handelt nicht planmäßig, sondern spontan.

Keiner kann die nächsten Schritte voraussehen.

Der Stesslevel steigt von Stunde zu Stunde. Im Bus erschießt Dengowski den 15-jährigen Italiener Emanuel de Giorgi. Verfolgt von Polizei und Medienschar, beginnt für die Insassen des Busses ein Odyssee bis in die Niederlande.

Dort werden alle Businsassen freigelassen, mit Ausnahme der damals 18-jährigen Silke B. und ihrer Freundin Ines V.

Mit ihnen geht die Fahrt weiter nach Köln, wo die Gangster mitten im Stadtzentrum Reportern, darunter den späteren

„BILD“-Chefredakteur Udo Röbel und den heutigen ARD-Moderator Frank Plasberg („Hart aber fair“) umstrittene Live-Interviews geben.

Stunden später kommt es auf der A3 bei Bad Honnef zum Zugriff durch das Sondereinsatzkommando. Beim Angriff auf das Auto stirbt Silke B. – angeblich durch Rösners Waffe.

An dieser Version bestehen heute noch erhebliche Zweifel.

Die polizeilichen Einsatzleiter hatten damals eine gewisse Scheu, Gewalt anzuwenden. Sie reagierten zu spät. Die Medien wiederrum hätten die Täter zu „bösen Popikonen“ stilisiert – so forderte ein Reporter den Verbrecher Dengowski auf, Silke B. die Waffe an den Kopf zu halten.

Wer trägt die Schuld an der Eskalation des Verbrechens?

Wieder einmal niemand!

Es war ein komplettes kollektives Staatsversagen.

Die Verbrecher

Hans-Jürgen Rösner

Der zur Tatzeit 31-jährige Hans-Jürgen Rösner war längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Er hatte die Sonderschule besucht und mehrere Jahre in Erziehungsanstalten zugebracht. Nach der Strafmündigkeit hat er bereits insgesamt elf Jahre in Haftanstalten zugebracht. Gegen ihn lag ein Haftbefehl vor, seit er im August 1986 von einem Hafturlaub nicht zurückgekehrt war. Die Fahndung blieb jedoch bis zum Tatzeitpunkt erfolglos. In Gladbeck hatte er sich mit zahlreichen Raubüberfällen einen Namen gemacht und auch Einbrüche begangen.

Nach der rechtskräftigen Verurteilung wegen des hier geschilderten Verbrechens wurde er im Oktober 1999 von der JVA Geldern in die JVA Düsseldorf in Derendorf verlegt.

Grund dafür war eine zunehmende King-Rolle und er soll in der JVA auch illegale Drogengeschäfte getätigt haben. Rösners ständige Gesuche auf vorzeitige Entlassung und Haftverkürzung wurden konsequenterweise abgelehnt. Eine längere Zeit verbrachte er in der JVA Bochum, wo er auch an Hepatitis C erkrankte. Seine kriminellen Neigungen setzte er auch dort fort und folgerichtig musste er einmal wieder auffliegen. Sieben Gramm Heroin wurden 2009 (25.3.) in seiner Zelle gefunden.

Dafür gab es dann im August 2009 eine zusätzliche Freiheitsstrafe von sechs Monaten. Die Richter stellten nämlich ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz fest.

Um nicht allzu sesshaft in der Knasthierarchie zu werden, kam er im Oktober 2012 in die JVA Rheinbach und ab 2013 in die JVA Aachen.

Hans-Jürgen Rösner hat im Gefängnis geheiratet. 24 Jahren nach seiner Inhaftierung heiratete der 55-jährige (2012) eine 40 Jahre alte Frau. Wie diese Frau einen solchen Menschen wie Rösner heiraten, womöglich „lieben“ kann, müsste mal per psychiatrisches Gutachten geprüft werden. Womöglich gehört diese Person genau da hin, wo sich Rösner befindet: Hinter Schloss und Riegel.

Dieter Degowski

Zum Zeitpunkt des Verbrechens war er 32 Jahre alt und stammt ebenfalls aus Gladbeck. Seine schulische Reife ging nicht über die Sonderschule hinaus. Er lebte von Gelegenheitsarbeiten und bezog letztlich Sozialhilfe. Sein IQ bewegte sich im unteren Normbereich und war noch geringer, als der seines Kumpans.

Nach Urteilsspruch war er ab 1992 in der JVA Werl inhaftiert. Auch hier wurde durch das OLG Hamm seine vorzeitige Haftentlassung „wegen der besonderen Schwere der Schuld“ 2002 abgelehnt. Die Dauer seiner Haft wurde auf mindestens 24 Jahre festgelegt, also mindestens bis Januar 2013. Destotrotz stellte Degowski 2008 ein Gnadengesuch.

Im März 2009 entschied der damalige nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers das Gesuch abschlägig. Zwar hatte er 2013 seine Mindesthaftstrafe verbüßt, aber noch immer ging von ihm eine Gefahr aus.

Deshalb entschied die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Arnsberg im August 2013, dass er vorläufig weiter in Haft bleiben müsse.

Ab 2014 wurden dann Maßnahmen für eine Haftentlassung Degowskis durch entsprechende Experten vorbereitet und im August 2016 dazu ein Gutachten erstellt. Nachdem er entsprechende Bewährungsauflagen ins Stammbuch geschrieben bekam, wurde er am 15. Februar 2018 mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft auf freien Fuß gesetzt Nach fast 30 Jahren in Haft bezieht er heute Arbeitslosengeld, da er im Strafvollzug gearbeitet hat.

Degowski und Rösner waren seit der Schulzeit befreundet und – bis auf Haftunterbrechungen – immer zusammen.

Rösners Freundin, Marion L. hatte mehr Glück. Sie wurde zwar ebenfalls verurteilt, aber wegen guter Führung nach sechs Jahren Gefängnis entlassen. Sie heiratete ein weiteres Mal und lebte dann in vierter Ehe mit einer neuen Identität, abhängig von Tabletten und schwer krank in Magdeburg.

Banküberfall und erste Geiselnahme16.08.1988

Um 07:55 Uhr verschafften sich Degowski und Rösner vor Schalteröffnung Zugang zu einer Filiale der Deutschen Bank im Gladbecker Stadtteil Rentfort-Nord. Die Bank befand sich im hinteren Zugang des Atriums des Geschäftszentrums Rentfort-Nord an der Schwechater Straße 38. Auf der Gebäuderückseite befanden sich hoch gelegene, vergitterte Oberlichter, die zu einem um den gesamten Gebäudekomplex verlaufenden breiten Versorgungsweg führten. Das Atrium konnte durch zwei weitere überdachte Zugänge erreicht werden, von denen einer auf der gegenüberliegenden Seite des Atriums lag. Ladenlokal befanden sich Links der Bank. Die Beobachtung für Degowski und Rösner aus der Bank heraus, um mögliche Fluchtwege zu beobachten, wurde schwierig. Lediglich einen Teileinblick ins Atrium sowie die Sicht auf die zwei überdachten Zugänge zum Atrium waren noch möglich. Der aus der Bank heraus gesehen rechte Zugang führte zu Straße, der linke Zugang auf einen für den öffentlichen Verkehr gesperrten Versorgungsweg.

Um 08:04 Uhr klingelte das Notruftelefon der Polizei. An Apparat ein Arzt, dessen Praxis sich im ersten Obergeschoss des Gebäudes befand. Er hatte die Täter beim Eindringen beobachtet. Die ersten eintreffenden Beamten parkten ihren Streifenwagen direkt vor dem zur Straße liegenden Zugang!

Damit war für das Gangsterduo klar, dass ihr Plan, die Bank um das verwahrte Geld zu erleichtern, schiefgegangen ist.

Die Gewohnheitsverbrecher nahmen sich zwei Bankangestellte als Geiseln und verschanzten sich im Kassenbereich.

In Sichtweite der Bank wurde der Krisenstab der Polizei eingerichtet. Bewohner aus den umliegenden Häusern wurden in Sicherheit gebracht.

8.30 Uhr traf der Innenminister von NRW, Herbert Schnoor, aus seiner Wohnung kommend im Bürokomplex in der Düsseldorfer Haroldstraße ein. Auf dem Weg zu seinem Büros hörte er beiläufig die „Wichtige-Ereignis-Meldung“ an, die ihm, gegen neun Uhr, der Leiter der Polizeiabteilung vorträgt: „Banküberfall mit Geiselnahme in Gladbeck. Zwei bewaffneteTäter haben zwei Angestellte der Deutschen Bank in ihrer Gewalt; Forderung: 300 000 Mark Lösegeld, Fluchtfahrzeug, freier Abzug; Sondereinheiten sind angefordert“. Für Schnoor kein Grund zur Be-unruhigung. Bisher wurden solche Fälle immer schnell gelöst.

Gerade hatte der Minister wieder Kriminalstatistik vorgestellt und betonte mit Genugtuung wie erfolgreich seine Einsatzkräfte dieses Delikt der Geiselnahme bekämpften: „Geiselnehmer haben bei uns im Land keine Chance.“

Doch der markige Spruch täuscht. Der sich seit 1980 im Amt befindliche Herbert Schnoor ist kein rigider Verfechter von Law und Order. Der aus Ostfriesland stammende gelernte Verwaltungsjurist ist ein liberaler Innenminister. Der damalige NRW-Ministerpräsident und späterer Bundespräsident Johannes Rau rühmt seinen Innenminister gern als Garanten sozialdemokratischer Rechts- und Sicherheitspolitik.

Noch konnte Schnoor nicht ahnen, dass ihn jener Dienstag im August 1988 fast den Posten gekostet hat.

Zunächst nimmt er beruhigt zur Kenntnis, dass sein langjähriger Mitarbeiter, der 47-jährige Friedhelm Meise, seines Zeichens Leitender Kriminaldirektor, vom Polizeipräsidium Recklinghausen den Einsatz leitet. Schnoor weiß, dass „Meise in der Polizei einen guten Ruf hat“.

Meise hat sich seine Verdienste vor allem am Schreibtisch erworben. Vor seinen Aufstieg 1987 zum Kripochef in Recklinghausen bearbeitete der Verwaltungsfachmann Akten im Referat Kriminalpolizei des Düsseldorfer Innenministeriums.

Noch davor saß er acht Jahre lang im Landeskriminalamt, war Dezernent für Organisierte Kriminalität. Praktische Erfahrungen im Umgang mit Kapitalverbrechern sammelt Meise nach dem Geiseldrama als Mitglied einer Beratergruppe. Verantwortlicher Krisenmanager vor Ort war für ihn Neuland.

Die Nachfrage im Düsseldorfer Untersuchungsausschuss, ob er vor Gladbeck Erfahrungen als Einsatzleiter hatte, muss er acht Monate nach den Ereignissen mit „Nein“ beantworten.

In Gladbeck ist eine Lage entstanden, wo selbst erfahrene Einsatzleiter überfordert wären. „Neuling“ Meise stellt fest: In der Bank die immer gereizter reagierenden Täter Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski, in deren Gewalt die von panischer Angst erfassten Bankangestellten Reinhold Alles und Andrea Blecker sind; draußen über 300 Polizisten, darunter Spezialkommandos aus ganz Nordrhein-Westfalen.

Diese treffen am Tatort mehr oder weniger schlecht orientiert ein und versuchen, sehr mangelhaft koordiniert, die Arbeit aufnehmen.

Das Einsatzprotokoll vermerkt, dass um 10.10 Uhr in der Einsatzzentrale, im Polizeiamt am Gladbecker Jovyplatz, Meise seine ersten Anordnungen trifft: Absperrungen verstärken, provozierende Aktionen vermeiden, Telefongespräche abhören, präpariertes Fluchtfahrzeug bereitstellen, Notzugriff vorbereiten.

In der Bank spürt Degowski, dass er und sein Kumpel Rösner in der Falle sitzen. Von einer Stehleiter und vom Dach der Kassenbox erspähen sie durch das Oberlicht stahlhelmbewehrte Männer eines Spezialeinsatzkommandos (SEK), die mit Maschinenpistolen in Stellung liegen. Anders als in der Anfangsphase, in der Rösner auf einen Zivilbeamten feuert, zwingt er sich diesmal zur Beherrschung. Obwohl er einen SEK-Mann direkt im Visier hat („Ich hätte jetzt schon so auf den Mann schießen können“), drückt er nicht ab.

Übermächtiger innerer Druck lastet auf Rösner und Degowski. Nur durch wildes Herumballern in der Bank können sie sich davon befreien; sie schießen um sich wie volltrunkene Cowboys. Komischerweise funktioniert das Telefon. Die Telefonnummer 02043/24092, unter der die Zweigstelle der Deutschen Bank in Rentfort-Nord erreichbar ist, wird zum Geheimtipp für Journalisten aus der ganzen Republik. Reporter und Zeitungen rufen an, darunter auch Vertreter des WDR. Rösner fühlt sich nicht ernst genommen. Er feuert mit seinen „Colt Government“-Pistole (Kaliber neun Millimeter Luger) in die Decke. Degowski, dem ebenfalls die Nerven durchgehen, jagt mit seinem Trommelrevolver „Highway Patrolman“ eine Kugel in das Lamellendach des Kassenraums.

Andrea Blecker verkriecht sich in der Kassenbox, schreit, dass sie „das Knallen nicht mehr ertragen“ kann.

Sie ist der Hysterie nah. „Mach den Mund auf, wenn's kracht, dann ist es nicht so schlimm“, empfiehlt Rösner.

Der aus Essen angereiste Staatsanwalt Hans-Christian Gutjahr will Rösner und Degowski mit einer nicht unproblematischen Zusage ködern, um die Geiseln zu erlösen. Ein sehr ungewöhnlicher Plan.

Am Telefon wird den Tätern „ein optimales, großzügiges Angebot“ durch den 41-jährige Polizeioberrat Horst Tiemann, der sich als Gutjahr ausgibt, unterbreitet. Wenn sie bedingungslos kapitulieren und ihre Geiseln innerhalb einer Stunde freilassen, werde die Staatsanwaltschaft vor Gericht nur sechs Monate Freiheitsstrafe beantragen. Andernfalls droht Tiemann alias Gutjahr, ihnen „die ganze Härte des Gesetzes zukommen zu lassen“.

Dieses Angebot ist ungewöhnlich aber juristisch zulässig.

Das Strafgesetzbuch sieht vor, dass ein Geiselnehmer, der „das Opfer unter Verzicht auf die erstrebte Leistung in dessen Lebenskreis zurückgelangen lässt“, mit einer Mindeststrafe von sechs Monaten davonkommen kann. Das wird jedoch nicht so von der Öffentlichkeit geteilt, denn die missverständliche Wortwahl in Interview lässt den Schluss zu, dass der Staatsanwalt den Gladbecker Geiselnehmern ein Sonderrecht einräumen will. Es hagelt öffentlich Kritik.

Trotz seines mangelnden Intellekts verfügt Rösner über eine Art „Bauernschläue.“ Auch die jahrelange „Knasterfahrung“ verbietet ein Aufgeben, selbst zu Sonderkonditionen.

Zum einen misstraut er dem staatsanwaltlichen Ehrenwort: „Ich kenn die gesamte Justiz und die Polizei.“

Und zum anderem weiß er, dass er ohnehin noch eine Reststrafe von 437 Tagen zu verbüßen hat und selbst, wenn ein Gericht Milde walten lässt, für lange Zeit wieder hinter Gitter muss. : „Lieber geh ich kaputt, bevor ich noch mal in die Kiste geh.“, so Rösner.

Und sich einschüchtern lässt Rösner schon gar nicht. „Der Hund mit seiner Härte, soll er doch mal die Härte machen“, bemerkt er zu der Polizei.: „Dann, eh, is hier alles zu Ende, für uns alle vier. Entweder kommen wir weg oder wir gehen kaputt.“

Rösner mimt den starken Mann, auch mit der Angst im Nacken, „Bedrohen lassen wir uns grundsätzlich nicht. Wenn einer bedroht, ne, dann sind wir das . . . Wir haben die Waffengewalt hier, und wir bestimmen über Leben und Tod.“

Nun, nachdem die Bemühungen um ein schnelles Ende gescheitert sind, setzt der beispiellose Rummel der Medien ein, der die Geiselnahme von Gladbeck zur öffentlichsten Gewalttat in der Kriminalgeschichte der Bundesrepublik macht.

Das Telefon in der Bank steht nicht mehr still. Die Polizei hat die Leitung nicht gekappt, weil sie hofft, dass sich über Telefon eventuell Komplizen melden. „Mein Gott, man kann Sie einfach anrufen, das ist unglaublich“, staunt ein Redakteur des „Hamburger Abendblatts“, als tatsächlich die Geisel Reinhold Alles den Hörer abnimmt.

Aus Stuttgart klingelt „Radio Media“ wegen eines Exklusiv-Interviews mit den Geiselnehmern an. Aus Würzburg meldet sich „Radio Gong“ und will mit den Opfern sprechen. Aus West-Berlin hakt der Privatsender „Radio 100,6“ nach. Mehrfach erkundigen sich Redakteure detailliert nach den Täterforderungen.

Hier wird bereits der Boden für das Presse geile Auftreten vorbereitet. Man gibt Rösner und Degowski Gelegenheit, Drohungen gegen die Polizei auszustoßen.

Rösner nutzt die Informationssucht, um Druck auf die Einsatzkräfte auszuüben. Um seine hochgradige Gefährlichkeit unter Beweis zu stellen, schwadroniert Rösner etwa gegenüber dem damaligen Chefreporter der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“, Hans-Jürgen Pöschke, im dicksten Kohlenpott-Platt: „Wir haben zwei dicke Pusten im Moment in der Hand und wenn da irgendwat unternommen wird, wat mich in Gefahr bringt und meinen Kumpel, dann is vorbei, ne, dann klink ich aus, dann gibt dann oben ein Peng inne Birne, und dann wern wir wohl alle sterben.“

Die Journalisten verlassen im Übereifer die Distanz des Beobachters, sie dienen sich den Tätern als Handlanger an, werden damit selber zu Tätern. Die Grenze, zwischen Informieren und Agieren wird fahrlässig, wenn nicht gar vorsätzlich überschritten. Hier in diesen Mittagsstunden beginnt jener journalistische Aktivismus, der darin gipfeln wird, dass sensationsgierige Reporter bei Verfolgungsjagden von den Geiselnehmern beschossen werden oder gar zu den Gangstern ins Fluchtauto steigen, weil sie ihre Story exklusiv haben wollen, sowie es in der Sendung bei Maischberger am 7. März 2018 demonstriert wurde.

Die neuen Privatsender wollen gleich am Anfang richtig mitmischen. Als erster offeriert ein forscher Mitarbeiter des Fernsehsenders RTL plus („Was kann ich für Sie tun?“) seine Hilfe. Er merkt nicht, dass er weder Rösner noch Degowski am Telefon hat, sondern den Bankkassierer Reinhold Alles.

Er verhandelt über Lösegeld und Fluchtwagen („Okay, und dann lasst ihr die Geiseln auch frei?“), bis er seinen Irrtum bemerkt. In demutsvollen Ton fragt ein Mitarbeiter des Deutschen Fernsehens bei Rösner an, ob er „Ihnen ja irgendwie vielleicht auch helfen“ könne, und bietet gleichzeitig die Veröffentlichung eines Aufrufs der Geiselnehmer an.

In diesen Mittagsstunden weiß die Einsatzleitung, die alle diese Gespräche mithört, noch nicht, wer die Täter sind.

Doch den dümmsten Beamten wird klar, dass die Geiselnehmer um jeden Preis zum Durchhalten entschlossen sind.

Das erste Stockwerk des Polizeiamts Gladbeck wird eilig zur Führungszentrale umgerüstet. Es herrscht Alarmstimmung. Klingelnde Telefonen und piepsende Funkgeräten sorgen für die nötige Akustik. Dutzende von „Experten“ verschiedener Spezialkommandos bereiten den Sturm auf die Bank vor. Sie kämpfen sich durch Bauzeichnungen und Lageskizzen suchen Zugriffsmöglichkeiten im oder am Bankgebäude. Vor Ort wird versucht, mit Spezialgeräten das Geschehen im Innern des Gebäudes zu beobachten und die Gespräche zu belauschen.

Sie bugsieren vom Keller der Bank aus ein Mikrofon durch die Rohre der Klimaanlage in den Kassenraum zu schieben, verstehen aber nur Wortfetzen. Aus ihrer Deckung heraus versuchen sie mittels eines Fibriskop, ein biegsames Guckrohr, in den Schalterraum zu blicken.

Vom Frontalangriff bis zum Überraschungscoup werden die unterschiedlichsten Eingreifvarianten erwogen.

Da könnte man mit einem Panzerwagen durch die Glas-front in den Kassenraum vorzuwalzen oder mit Schrotpatronen die Scheiben zu zerschießen und in die Bank zu hechten.

Sprengsätze werden durch die Feuerwerker des Spezialeinsatzkommandos herbei geschafft. Es ging hier nicht darum, die Bank in die Luft zu sprengen, sondern nur einen Horror-Lärm zu produzieren Das soll die Täter so schocken, dass die geschulten Nahkämpfer bei gleichzeitigen Angriff überrumpeln können, ohne auf Wieder stand zu stoßen. Mehrere solcher Sandkastenspiele wurden in Erwägung gezogen. Doch die Praxis sah zu dieser Zeit anders aus.

Auf den angrenzenden Dächern und Balkons postierten sich Scharfschützen, um in die Bank hineinschießen zu können. Mitglieder einer Verhandlungskommission versuchten über Telefon, Rösner und Degowski mit psychologischen Mitteln auszutricksen.

Eine in Dortmund stationierte Spezialeinheit wurde angefordert. Diese besteht aus einem halben Dutzend psychologisch geschulter Polizeibeamten. Diese werden immer dann zurate gezogen, wenn es notwendig ist, solche Situationen zu beenden. Durch geschickten, einfühlsame Fragen gilt es herausfinden, ob es sich bei dem jeweiligen Täter um einen gefährlichen Gewaltverbrecher oder um einen Aufschneider handelt. Dann natürlich, den oder die Täter zum Aufgeben zu überreden.

Polizeioberrat Tiemann, der Leiter der Gruppe mimt den Staatsanwalt. Die Verbindung zu den Tätern soll der Kriminalhauptkommissar Manfred Doerks, herstellen. Er wird in den nächsten Stunden der alleinige Ansprechpartner für Täter und Geiseln. Über Lautsprecher werden die Gespräche mitgehört und Kollegen schieben ihm während der Telefonate Zettel mit Stichworten und Verhandlungstipps zu.

Die Einsatzleitung hat Doerks beauftragt, Unverein-bares zu vereinbaren. Er soll das Vertrauen der Täter gewinnen, sie aber zugleich aushorchen und beschwindeln; er soll so beruhigend auf die Täter einreden, dass sie ihre Geiseln nicht erschießen, zugleich aber Rösner und Degowski derart verunsichern, dass sie womöglich doch noch aufgeben; er soll die schnelle Erfüllung ihrer Forderungen vortäuschen, zugleich jedoch mit hinhaltenden Nachfragen Zeit gewinnen.

Die Sache war zum Scheitern verurteilt, denn die Täter durchschauten sofort das Doppelspiel (Rösner: „Ich hör das ganz genau raus, dass du mir einen in die Tasche labern willst“), so verkommt der Dialog zeitweise zum bloßen Ritual. Unnachgiebig beharren die Geiselnehmer auf ihren Forderungen, und ebenso hartnäckig versucht Doerks, sie immer wieder umzukrempeln. „Ich bin 'n Verbrecher - du bist 'n Bulle“, stellt Rösner die Fronten klar. „Ich hab Bulle gelernt und du hast Klauen gelernt“, pflichtet Doerks dieser groben Vereinfachung bei.

Um sich als Kumpel anzudienen, verfällt der Hauptkommissar in den Gossenjargon der Ganoven. Als hätte er mit ihnen schon in einer Zelle gesessen, spricht er mit Rösner und Degowski über „Muffe“ (Angst) und „Blagen“ (Kinder), „Brocken“ (Geld), „linken“ (reinlegen) und „abknipsen“ (erschießen).

In einem vertraulichen Polizeipapier (lag dem Untersuchungsausschuss vor) wird später, bei einer Analyse der Tonbandprotokolle, kritisiert, dass die Verhandlungsgruppe zu einseitig darauf hingearbeitet habe, einen „guten Kontakt zum Täter herzustellen“. Bei künftigen Telefonaten mit Verbrechern dürfe die Strategie nicht nur auf „Verzögerung, Anpassung und Nachgiebigkeit“ beschränkt bleiben, sondern müsse „als gleichwertiges Element die Erzeugung von Druck beinhalten“.

Doch davon ist in Gladbeck nichts zu spüren. Bis zur Selbstverleugnung biedert Doerks sich an. „Ich bin 'n norddeutscher Typ“, versucht er sich als gradlinig und verlässlich darzustellen, „du kannst mit mir reden wie mit 'nem Doofen, ich bin 'n Kumpel aus'm Leben.“

Doch Rösner erfasst instinktiv, dass alles nur Masche ist. Als Doerks, wie zufällig, ihn zum wiederholten Male mit „dem Ding vom Staatsanwalt“ nervt, dem Angebot, gegen eine milde Strafe von sechs Monaten aufzugeben, höhnt der Bankräuber nur: „Schön so, psychologisch reden, ne.“

Es wirkt komisch und plump zugleich, wie der Kriminalhauptkommissar sein psychologisches Training verniedlicht:

„Ach, hör mal, ich bin doch gar nicht geschult, ehrlich nicht, du“, versucht sich Doerks rauszustottern, „ich hab sicher wohl - da - so'nen, so'nen Kommissar-Lehrgang gemacht - dat freut mich, weil ich mehr Moos kriege, verstehst. Nur ich bin doch nicht so ein unheimlicher Psychologe, das musst nicht meinen, du.“

Wir stellen also fest, dass zu diesem Zeitpunkt den Verbrechern Rösner und Degowski weder mit Worten, noch mit Waffen beizukommen ist.

Wie und wo die Spezialkommandos auch immer einen Angriff erwägen - es ist, so der Düsseldorfer Kriminaloberrat Dieter Höhbusch, „praktisch kein Durchkommen“.

Von vorn können Angreifer durch die breite Fensterfront aus Sicherheitsglas gesehen werden, hinten müssten sie sich durch schmale Oberlichter zwängen; links grenzt der Schalterraum ans Nachbarhaus, durch die Fenster rechts würden Nahkämpfer im Frühstücksraum landen.

Und alle Angriffspläne haben den gleichen entscheidenden Nachteil: In jedem Fall würde das Eindringen in die Bank länger als fünf, sechs Sekunden dauern - es bliebe allemal Zeit genug für die Täter, die Geiseln zu erschießen. Mit hängenden Schultern meldet ein Sonderkommando-Führer seinem Einsatzleiter Meise: „Keine Chance, null.“

In ihrer Hilflosigkeit prüfen die Spezialisten am Tatort, wie eine Woche später Polizeiführer Heinz Hermey in einer nicht öffentlichen Ausschusssitzung des nordrhein-westfälischen Landtags preisgibt, „ob die Möglichkeit bestanden hätte, hier im Objekt selbst einen finalen Rettungsschuss anzuwenden“.

Im Klartext: Rösner und Degowski hinterrücks zu erschießen.

Dieser Entschluss musste nicht im Düsseldorfer Innenministerium bestätigt werden, denn er hatte nicht die geringste Erfolgsaussicht. Weil Lamellen den Einblick in die Bank verhindern, haben Scharfschützen ohnehin keine Chance.

„Bloß keinen Sturm“, bekniet der 56jährige Gladbecker Bankdirektor Wolfgang Schöning die Einsatzleitung.

Der hochgewachsene, leicht distinguiert wirkende Banker sorgt sich um seine Angestellten, die er seit Jahren schätzt.

Andrea Blecker, zur Tatzeit 24 Jahre, hat er selber als Lehrling eingestellt. Seinen Mitarbeiter Reinhold Alles, 35 Jahre alt, schätzt der Direktor seit sieben Jahren als „zuverlässigen Kassierer“, weiß auch, dass dessen Frau im dritten Monat schwanger ist.

Um seinen Teil dazu beizutragen, dass den Geiseln nichts passiert, kümmert sich der Direktor persönlich um die Bereitstellung des Lösegeldes. Innerhalb weniger Stunden organisiert er, dass 300 000 Mark, wie gewünscht in kleinen Scheinen, aus der Düsseldorfer Landeszentralbank ins Gladbecker Polizeiamt transportiert werden, wo das Geld präpariert wird.

Den Tätern gegenüber täuscht die Polizei jedoch vor, die Geldbeschaffung bereite Schwierigkeiten.

Doch auch hier ging etwas schief. Ohne es zu wollen, durchkreuzt Schöning, der nach der Geldübergabe an die Polizei wieder die Einsatzleitung verlassen musste, diese Hinhalte-Tricks. Kurz nach drei Uhr, als er mit Andrea Blecker telefoniert („Herr Dr. Schöning, was tut sich?“), gibt der Bankdirektor preis: „Das Geld ist bei der Polizei.“

Wütend stellt Rösner wenige Minuten später seinen Gesprächspartner Doerks zur Rede: „Ihr habt die Kohle doch gekriegt, da, von dem Bankfritzen da.“ Doerks: „Das erste, was ich höre, du - ehrlich! Ich krück dich nicht an, wenn ich sage, dass ich nichts davon weiß.“ Rösner: „Wenn du mich verarschen willst, dann sag das doch sofort.“

Das Missgeschick beunruhigt die Beamten umso mehr, da sie inzwischen wissen, dass sie es mit Hans-Jürgen Rösner zu tun haben.

Seine Ex-Frau Uschi hat ihn auf dem Polizeiamt an der Stimme erkannt.

Als Doerks weisungsgemäß die Geiselnehmer wie beiläufig auf den Namen anspricht („Rösler oder Rösner, so genau weiß ich das auch nicht mehr“), wiegelt sein Gesprächspartner ab: „Ist doch scheißegal.“ Und Degowski ruft aus dem Hintergrund: „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.“

Wie Rösner im Zorn reagiert, wissen die Fahnder aus der Täterakte. Ohne Vorwarnung hatte er im Juli 1983 in der Justizvollzugsanstalt Gütersloh einem Oberregierungsrat ein selbstgebasteltes Stilett in den Bauch gerammt. Weil Rösner aus dem offenen Vollzug geflohen war, hatte der Justizbeamte 14 Tage Arrest über ihn verhängt.

Rösner empfindet die Strafe als große Gemeinheit. Er befürchtet, dass er nun die nächsten Monate keinen Ausgang mehr bekommt, die Ehe mit seiner Frau Uschi in die Brüche geht. Er hat erfahren, dass sie es satt hat, allein zu leben und ihren Mann nur alle paar Wochen im Gefängnis zu besuchen.

Landesmedizinaldirektor Karl Wiedenfeld qualifiziert Rösner in seinem psychiatrischen Gutachten, wenig differenziert, als „eine völlig haltlose, diffus triebbestimmte, sittlich abgestumpfte Persönlichkeit mit ausgeprägten kriminellen Zügen“. Mit „das Schlimmste“ sei „fast ein moralischer Schwachsinn, keine moralische Gesinnung“.

Ganz so, als wolle Rösner das anmaßende und vernichtende Urteil bestätigen, spielt er bei der Geiselnahme die ihm zugeteilte Rolle. Offenbar mitleidlos versetzt er, etwa in Bremen, selbst Kinder mit der Waffe in Todesangst.

„Mir kann keiner wat erzählen, von Moral nicht und von andere Schoten auch nicht“, tönt er gegenüber der Polizei.

Auf die Bitte, mit den Geiseln doch „ein bisschen menschlich“ umzugehen, stellt Rösner, womöglich ein Schlüssel für sein Verhalten, der Polizei die Gegenfrage: „Menschlich, wer geht mit mir menschlich um?“

Nun war die Polizei mit ihrem Latein erst mal am Ende.

Um die Bank-Geiseln vor Kurzschlusshandlungen der Gangster zu bewahren, muss sie notgedrungen auf die Bedingungen der Täter eingehen. Ab 15.12 Uhr, nach rund sieben Stunden, wird über Details der Forderungen - 300 000 Mark, zweiter Tresorschlüssel, Fluchtwagen - verhandelt. Man spekuliert darauf, Rösner und Degowski bei der Geldübergabe auszutricksen.

Doch auch die Geiselnehmer wissen, dass sie mit einer List rechnen müssen, denken an alles. Obwohl sie sich mit ihrem Aufputsch-Cocktail aus „Vesparax“-Tabletten und Dosenbier gedopt haben und auch noch eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank der Bank geleert haben, bleiben sie hellwach.

Bei der Geldübergabe lassen sie der Polizei keine Chance.

Fast nackt, nur in Badehose, muss sich der Geldbote dem Eingang nähern. Die Banknoten müssen in Klarsichtbeuteln transportiert werden. Rösner zu Doerks am Telefon: „Versuch da keine Tricks.“

Die Polizei versucht's dennoch. Das Geldpaket wird nicht, wie gefordert, direkt vor dem Bankeingang, sondern zwei, drei Schritte von der Tür versetzt deponiert.