Geistertanz - Alfred Wallon - E-Book

Geistertanz E-Book

Alfred Wallon

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Beschreibung

Im Jahr 1889 verbreitet sich eine neue Religion unter den Indianern. Sie geht von einem jungen Paiute-Mystiker namens Wovoka aus, der während einer Sonnenfinsternis in Trance fällt. Später behauptet er, er habe die Vision gehabt, dass in spätestens zwei Jahren alle Büffel zurückkehren und die Toten auferstehen würden. Außerdem würden alle Weißen aus dem Land verschwinden und niemals wiederkommen. Viele Menschen schließen sich dieser neuen Religion an und tanzen in Geisterhemden, die sie gegen alle Kugeln sämtlicher Feinde schützen sollen. Sie glauben, dass sich mit dem Tanz ihre desolate Situation in den Reservaten ändern und eine neue Zeit anbrechen wird. Der Scout Matt Devlin entdeckt Missstände in der Indianeragentur von Standing Rock. Die Situation spitzt sich dramatisch zu, als die Geistertanz-Bewegung weitere Anhänger findet und die ersten Auseinandersetzungen beginnen. Auch Sitting Bull kann viele junge Krieger nicht mehr zurückhalten. Niemand ahnt jedoch, dass Sitting Bulls Tod längst beschlossene Sache ist. Matt Devlin versucht, die Eskalationen noch zu verhindern. Aber mittlerweile hat ein neuer Offizier in Fort Yates das Kommando übernommen – und für ihn gibt es nur ein Ziel nach Sitting Bulls Ermordung: die Niederschlagung jeglichen Aufruhrs. Und genau das geschieht am 29. Dezember 1890 an einem kleinen Bach namens Wounded Knee Creek, dessen Name auf tragische und blutige Weise in die amerikanische Geschichte eingehen sollte...

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GEISTERTANZ

EIN HISTORISCHER WESTERN-ROMAN

ONLY EBOOK - WESTERN

BUCH 6

ALFRED WALLON

IN DIESER REIHE BISHER ERSCHIENEN

e101  Alfred Wallon Die letzten Tage von Stonewall Jacksone102  Alfred Wallon Das Gewissen eines Killerse103  Alfred Wallon Stahlspur nach Leadvillee104  Alfred Wallon Die Pioniere von Kentuckye105  Alfred Wallon Tod am little big Horne106  Alfred Wallon Geistertanze107  Alfred Wallon Die Expeditionen des Jedediah Smithe108  Alfred Wallon Die Expeditionen des Meriwether Lewis und William Clarke109  Alfred Wallon John Calhouns Geheimnis - Die Calhouns - Eine Texas-Dynastie - Band 1e110  Alfred Wallon Revolver-Rache

© 2024 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Redaktion: Alfred Wallon

Titelbild: Mario Heyer

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Satz: Torsten Kohlwey

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-7579-4167-3

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INHALT

Vorwort

Wovokas Prophezeiungen

Untergang der Geistertänzer

Nachwort

Über den Autor

VORWORT

Der vorliegende Roman ist eine nach authentischen Zeitzeugenberichten verfasste Erzählung aus der Spätzeit des sogenannten Wilden Westens. Unter dem Begriff Wilder Westen versteht man landläufig den Zeitraum von 1860 bis 1880 – eine Zeit, in der der riesige Kontinent Amerika von weißen Einwanderern erschlossen und besiedelt wurde. Städte entstanden selbst in den entlegensten Regionen, Eisenbahnen verbanden schließlich den Osten mit dem Westen, und die Entfernungen wurden kürzer.

Das alles klingt sehr heroisch und wagemutig. Aber wir sollten nicht vergessen, dass vor der Ausbreitung der weißen Zivilisation auf diesem Kontinent andere und viel ältere Kulturen blühten. Zahlreiche Indianervölker in den Großen Wäldern, den weiten Plains des Mittleren Westens und in den unzugänglichen Wüsten und Schluchten des heißen Südwestens kämpften mehrere Jahrzehnte lang gegen die weiße Vorherrschaft mit allen Mitteln.

Dennoch konnten sie ihren eigenen Untergang nicht aufhalten, sondern nur hinauszögern.

Hollywood hat aus diesen Ereignissen heldenhafte Filme gemacht, in denen sich tapfere Farmer und unerschrockene Cowboys gegen die bösen unzivilisierten Wilden zur Wehr setzen.

Viele Leser kennen wahrscheinlich einige Filmszenen, in denen ein Wagenzug mit in den Westen vordringenden Pionieren von Indianern umzingelt wird. Ob diese Art des Kampfes auch wirklich den historischen Tatsachen entspricht, ist eine andere Geschichte...

Wir wollen aber nicht vom Wilden Westen reden, wie ihn die frühen Hollywood-Filme darstellen, sondern von der geschichtlichen Epoche und den Ereignissen, die tatsächlich so stattgefunden haben. Und hier gibt es einige dunkle Kapitel der »glorreichen« amerikanischen Kavallerie. Eines davon trägt den Namen Wounded Knee.

Ich hörte diesen Namen zum ersten Mal Mitte der 70er-Jahre. Zu einem Zeitpunkt, als ich gerade damit begann, meine ersten Geschichten zu konzipieren und mir Gedanken über die tatsächlichen Ereignisse machte. Nicht nur für mich, sondern auch für viele andere Leser markierte das Buch Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses von Dee Brown einen Meilenstein in der Literatur zur Geschichte Amerikas. Es war kein trockenes Sachbuch, sondern eine Mischung aus spannender Erzählung und historischer Dokumentation. Dieses Buch hat nicht nur mich als Autor geprägt, sondern der eine oder andere Kollege hat dieses Standardwerk natürlich auch in seinem Buchregal stehen.

Mit Wounded Knee sind der Name Wovoka und die Geistertanzbewegung verbunden. Dazu vorweg ein paar aufklärende Worte: Im Jahre 1889 verbreitete sich das Gerücht von einer wunderbaren Erlösung aller Indianerstämme, von denen die meisten schon in Reservaten lebten und dort ein jämmerliches Dasein fristen mussten. In Nevada war ein junger Mystiker namens Wovoka vom Stamm der Paiute-Indianer aufgetaucht und während einer Sonnenfinsternis in Trance gefallen. Wovoka behauptete anschließend, er habe eine Vision gehabt, dass in spätestens zwei Jahren alle Büffel zurückkehren und die Toten auferstehen würden – und die Weißen bald verschwinden und nie mehr wieder kommen würden.

Aus dieser Vision bildete sich schließlich ein fanatischer Kult, dessen Anhänger Wovoka als neuen Messias verehrten und auf sein Geheiß hin einen Tanz erlernten, der ein fester Bestandteil der Geistertanz-Religion werden sollte. Viele Menschen schlossen sich dieser neuen Bewegung an, weil sie darin einen Ausweg aus ihrer fatalen Situation erkannten. Sie tanzten in bemalten Geisterhemden, die sie gegen alle Kugeln sämtlicher Feinde schützen sollten.

Bis schließlich die 7th Cavalry mit einer geplanten militärischen Aktion von beispielloser Härte und blutiger Gewalt dem ein Ende setzte.

Aus heutiger Sicht betrachtet mag diese Hoffnung der Reservats-Indianer sicher als verrückt bezeichnet werden. Aber für die enttäuschten und verbitterten Prärievölker, die in den Reservaten dahinvegetierten, stellte dies die einzige Rettung dar. Es bedurfte nur eines geschickten Demagogen wie Wovoka, der das Pulverfass schließlich zum Explodieren brachte.

Der Roman Geistertanz, den Sie jetzt lesen, ist ein Roman, der nach historischen Dokumenten und Zeitzeugenberichten aufgezeichnet wurde. Die tragische Schlacht am Wounded Knee Creek war der letzte Verzweiflungskampf der in Reservate eingepferchten Sioux-Indianer – und die Armee schlug mit unbarmherziger Grausamkeit zurück. Weder Frauen und Kinder, noch alte und kranke Menschen wurden dabei verschont. Lesen Sie, wie dieses düstere Kapitel der amerikanischen Geschichte begann und wie es endete.

Ich wünsche Ihnen spannende Unterhaltung.

Ihr

Alfred Wallon

WOVOKAS PROPHEZEIUNGEN

»Als die Sonne starb, ging ich zum Himmel und sah Gott und alle Menschen, die vor langer Zeit gestorben waren. Gott trug mir auf, dass ich zurückkehren und meinen Leuten sagen solle, sie mögen gut sein, einander lieben und nicht kämpfen, stehlen oder lügen. Er gab mir diesen Tanz, um ihn meinem Volk weiter zu geben. Alle Indianer müssen tanzen, an jedem Ort. Sie dürfen niemals aufhören zu tanzen. Schon bald, schon im nächsten Frühjahr wird der Große Geist kommen. Er wird alles Wild zurück bringen.

Alle toten Indianer werden auferstehen und wieder lebendig sein. Sie werden alle stark sein wie junge Männer, sie werden wieder jung sein. Auch wenn ein Indianer alt und blind ist, wird er wieder jung sein und sich am Leben freuen. Wenn der Große Geist zurückkommt, werden alle Indianer hinauf in die Berge steigen, weg von den Weißen, die ihnen dann nichts mehr tun können.

Wenn die Indianer hoch oben sind, wird eine große Flut kommen, und alle Weißen werden ertrinken. Dann wird das Wasser zurückgehen. Überall werden nur noch Indianer sein, und es wird viel Wild geben. Dann wird der Medizinmann allen Indianern auftragen, weiter zu tanzen und eine gute Zeit wird anbrechen.«

Botschaft des Propheten Wovoka, 1889

* * *

»Der weiße Mann wurde jenseits des Großen Wassers geschaffen. Sein Land ist dort. Seit die Weißen über das Große Wasser gekommen sind, habe ich ihnen immer weiter Platz gemacht. Jetzt sind überall um mich herum Weiße. Mir ist nur noch ein kleines Stück Land geblieben. Der Große Geist hat mir gesagt, ich soll es behalten. Wenn Wovokas Vision wahr ist, dann wird sich diese Religion über die ganze Erde verbreiten. Und wenn sie nicht wahr ist, wird sie dahinschmelzen wie der Schnee unter den warmen Strahlen der Sonne.«

Zitat des Oglala-Häuptlings Red Cloud (Mackhpiya-Luta)

Crow Killers Miene war angespannt, als er von seinem Versteck aus die Rinder des weißen Mannes beobachtete. Vor zwei Tagen hatten sie das Reservat verlassen und bemühten sich, von niemand gesehen zu werden. Mehr als eine Stunde schon harrte er in seinem Versteck aus und beobachtete das kleine Tal, in dessen Mitte sich die Farm des Weißen befand. Es war von drei Seiten von waldigen Hügeln umgeben, und in der Mitte zog ein kleiner Bach seine Schleifen. Der Himmel war grau und trübe, und von Westen blies ein kalter Wind, der Crow Killer in seinem dünnen Lederhemd frösteln ließ. Denn der Winter stand unmittelbar kurz bevor. Ein weiterer Winter voller Hunger und Entbehrungen.

In Crow Killers Augen funkelte es wütend, als er daran dachte, dass dieses Land einmal seinem Volk gehört hatte. Nur wenige Winter waren seitdem vergangen, und doch hatte sich alles verändert. Zum Nachteil der Lakota-Indianer.

Jedes Mal, wenn er sich vorstellte, wie es sein würde, ohne Einschränkungen dieses Land zu durchqueren und dort zu jagen, wo er wollte, wurde sein Herz dunkel vor Hass. Sein Großvater Stalking Moon hatte zusammen mit den Kriegern noch Büffel gejagt, und er hatte nicht vergessen, was es bedeutete, wenn Frauen und Kinder, Alte und Schwache die harten Wochen des Winters wieder einmal hinter sich gebracht hatten und die großen Büffelherden zurückkehrten.

Jedes Jahr war das so gewesen. So sicher, wie die Sonne morgens aufging und am Abend hinter den Hügeln der Paha Sapa, den heiligen Bergen, versank. Bis die Weißen gekommen waren und die großen Herden ausgerottet hatten. Unzählige Kadaver hatten die weiten Plains bedeckt, deren fauliger Geruch die Luft verpestet hatte. Und das alles nur, weil die Weißen die Büffelhäute haben wollten. Alles andere hatten sie achtlos zurückgelassen, und es kümmerte sie nicht im Geringsten, ob die Indianerstämme deshalb hungerten.

Viel war geschehen seitdem, und Crow Killer spürte mit jedem weiteren Winter, dass die Zeiten nicht besser werden würden. Die Zukunft seines Volkes lag im Ungewissen, und Schuld daran trugen solche Männer wie der Indianeragent James McLaughlin, den es nicht interessierte, ob die Lakota hungerten.

Seine Gedanken brachen ab, als er plötzlich weiter oben zwischen den Bäumen ein langgezogenes Heulen vernahm. Crow Killer zuckte zusammen, als er von einem Augenblick zum anderen hinter den Bäumen einen Wolf herauskommen sah. Es war ein großes Tier, dessen Fell schon sehr grau war. Ein Einzelgänger, der sich von seinem Rudel getrennt hatte und der allein jagte.

Die Nähe des Lakota schien den grauen Wolf nicht zu stören. Selbst wenn das Tier ihn gewittert hatte, zog er sich nicht wieder in die Büsche zurück, sondern richtete seine funkelnden Augen jetzt auf die Stelle, wo sich Crow Killer hinter den Felsen verborgen hatte.

Er hat mich längst gesehen, dachte Crow Killer, während ein Gedanke den anderen jagte. Trotzdem läuft er nicht davon. Was hat das zu bedeuten?

Crow Killer erhob sich ganz vorsichtig und wich den Blicken des Wolfes diesmal nicht aus. Ein lautes Grollen kam aus der Kehle des Tieres, und er duckte sich einen kurzen Moment.

»Bruder Wolf«, murmelte Crow Killer. »Ich respektiere dich. Warum bist du hier?«

Der Glaube an mythische Dinge war auch jetzt noch tief verwurzelt in ihm, und dieses Denken stand in einem krassen Gegensatz zu den meisten anderen Kriegern in seinem Alter, die die Macht des Großen Geistes nicht mehr zu würdigen wussten. Stattdessen hatten sie sich völlig in die Hände der Weißen begeben und erduldeten jede Erniedrigung.

Der Wolf drehte kurz den Kopf und blickte hinüber zur anderen Seite der Hügel. Er schien etwas zu wittern und wurde auf einmal ganz unruhig. Immer wieder schaute er abwechselnd von Crow Killer zu den Hügeln und knurrte drohend.

Auf einmal hörte Crow Killer Hufschläge von vielen Pferden. Sie kamen aus der Richtung, die der Wolf schon längst erkannt hatte. Das war auch der Moment, wo sich der graue Einzelgänger mit einem raschen Satz in die Büsche zurückzog und so plötzlich wieder verschwand wie er aufgetaucht war. Sekunden später wies nichts mehr darauf hin, dass das Tier jemals hier gewesen war – und doch spürte Crow Killer, dass dies ein Zeichen war. Ein Zeichen, das er nicht ignorieren durfte.

Seine Blicke richteten sich auf die Kuppe des Hügels. Ein Reitertrupp war dort zu sehen. Zehn Männer, die die blauen Uniformjacken der Soldaten trugen – und trotzdem waren es keine Weißen. Crow Killer erkannte die langen schwarzen Haare der Männer. Sie gehörten zu seinem Volk, obwohl sie längst den Weg des weißen Mannes gewählt hatten. Denn sie taten Dienst bei den Blauröcken und hörten auf den Befehl von Agent McLaughlin.

»Metal Breasts«, murmelte Crow Killer und blickte wütend drein, als er den vordersten der Reiter erkannte. Es war Henry Bull Head, der Anführer der Indianerpolizisten. Für ihn und seine Begleiter existierte nur das Gesetz der Weißen, und sie taten alles, um diesem Gesetz Geltung zu verschaffen. Die Kultur des Volkes, dem sie selbst angehörten, war ihnen gleichgültig geworden.

Crow Killer wusste, dass Bull Head entschlossen durchgriff, wenn es darum ging, die Lakota zu demütigen und sich dadurch selbst Vorteile zu verschaffen. Es war nicht das erste Mal, dass er einige der Krieger verprügelt hatte – und zwar nur deswegen, weil sie es gewagt hatten, das Reservat von Standing Rock zu verlassen und sich in der Nähe der abgelegenen weißen Farmen aufzuhalten. In der Hoffnung, dass sie vielleicht ein streunendes Rind erbeuten und töten konnten.

Der Winter war nicht mehr weit entfernt, und Crow Killer wusste, dass die Natur in diesem öden Land unbarmherzig war. Während des langen und kalten Winters würden wieder einige Lakota sterben, die nicht stark genug waren, um dies noch länger zu ertragen. Ganz zu schweigen von den schlimmen Folgen des billigen Whiskeys, der in Standing Rock weit verbreitet war und Crow Killers Volk noch mehr erniedrigte. Seltsamerweise schienen einige Leute von Agent McLaughlin hinter dessen Rücken immer wieder neue Wege und Mittel zu finden, um Crow Killers Volk mit Alkohol zu versorgen. Aber das war auch das einzige. Dagegen blieben große Teile der von Washington zugesagten Lebensmittel aus.

McLaughlin schien all dies zu tolerieren, sonst hätte er seinen Leuten doch sicher Einhalt geboten. Oder er wusste es wirklich nicht. Er war ein strenger Mann, und er mochte Sitting Bull nicht. Er war nur von sich selbst und seinen eigenen Ansichten überzeugt – und für viele Stammesangehörige von Crow Killers Volk bedeutete das sehr oft Kürzungen von Essensrationen, Vorhaltungen und Streit mit Sitting Bull. Agent McLaughlin wollte damit seinen Willen durchsetzen – alles andere interessierte ihn nicht.

Washington ist weit jenseits des Horizontes, dachte Crow Killer und zog sich noch weiter in die Büsche zurück, als er erkannte, dass Bull Head und seine Indianerpolizisten genau auf die Stelle zugeritten kamen, wo er sich verborgen hielt. Hatten sie vielleicht Spuren bemerkt, die Crow Killer nicht sorgsam genug verwischt hatte?

Gespannt beobachtete er, was weiter geschah und verhielt sich ganz still. Er hatte nur eine alte Winchester bei sich und eine Handvoll Patronen. Er würde sich im Falle eines Angriffs wehren können, aber die Übermacht war zu groß. Er durfte jetzt keinen Fehler begehen, sonst würde er Ärger mit Bull Head bekommen. Zumal der Anführer der Indianerpolizisten Crow Killer ohnehin nicht mochte. Weil der junge Lakota noch zu denjenigen Kriegern gehörte, die die Tradition seines Volkes bewahren wollten und sich nicht immer den Befehlen fügten, die Agent McLaughlin angeordnet hatte.

Crow Killer hörte laute Stimmen. Vorsichtig riskierte er einen Blick aus seiner Deckung. Die Metal Breasts waren einen Steinwurf entfernt. Einer von ihnen war jetzt abgestiegen und untersuchte den Boden nach Spuren. Es dauerte nicht lange, bis er das fand, wonach er gesucht hatte.

Bull Heads Stimme klang jetzt gereizt. Er rief einige Befehle, die Crow Killer nicht genau verstehen konnte. Aber er ahnte, dass sich die Situation jetzt gefährlich zuspitzte. Wenn ihn die Indianerpolizisten hier entdeckten, würde er einige unangenehme Fragen beantworten müssen – und nicht nur das!

Vielleicht hätte er besser auf den Wolf hören und flüchten sollen. Jetzt war es zu spät dazu. Dutzende von Gedanken gingen Crow Killer durch den Kopf. Er blieb ganz still hinter den Felsen liegen und beobachtete von dort aus, wie Bull Head zwei von seinen Männern losschickte. Es würde nicht lange dauern, bis sie Crow Killers Pferd gefunden hatten. Der junge Lakota-Krieger hatte das Tier ein Stück weiter westlich in einer mit zahlreichen Büschen bewachsenen Senke zurück gelassen.

Nur wenige Augenblicke später hörte Crow Killer die triumphierenden Rufe der Indianerpolizisten. Was das bedeutete, war ihm klar. Sie hatten das Pferd gefunden. Crow Killer musste fliehen, bevor er wirklich in ernsthafte Gefahr geriet. Bull Head würde nicht zögern, ihn hart dafür zu bestrafen, dass er die Grenzen von Standing Rock verlassen und das Land des weißen Mannes betreten hatte.

Lautlos zog sich Crow Killer tiefer in die Büsche zurück. Er achtete darauf, keinen verräterischen Laut zu verursachen, den Bull Head und seine Metal Breasts hören konnten. Trotzdem gelang es ihm nicht mehr, ungesehen von hier zu entkommen.

Plötzlich trat eine Gestalt aus den Büschen hervor und richtete den Lauf eines nagelneuen Henry-Karabiners auf Crow Killer. Der Lakota-Krieger erstarrte.

»Einen Schritt, und du bist tot«, sagte der Indianerpolizist mit einem verächtlichen Grinsen. Crow Killer kannte den Mann. Sein Name war Red Eagle, und er war ein treuer Gefolgsmann Bull Heads.

»Willst du mich niederschießen, Red Eagle?«, fragte Crow Killer. »Hast du vergessen, dass wir beide demselben Volk angehören?«

Der Indianerpolizist erwiderte nichts darauf, sondern seine Gesten waren eindeutig. Er würde wirklich nicht zögern, den Lakota-Krieger bei der geringsten falschen Bewegung zu töten. Da zählten Blutsbande nicht mehr.

Kurz darauf kamen auch Bull Head und vier weitere Indianerpolizisten herbeigeeilt. Der Anführer der Metal Breasts blickte zornig drein, als er Crow Killer erkannte.

»Was willst du hier?«, kam sofort seine Frage. »Hast du vergessen, wo du hingehörst?«

»Ich glaube, das solltest du dich selbst fragen, Bull Head«, erwiderte Crow Killer mit trotziger Stimme. »Dieses Land bis weit zum Horizont gehörte einmal uns. Willst du mir verbieten, es zu betreten?«

»Nicht nur das«, erwiderte Bull Head. »Weder du noch dieser alte Mann namens Sitting Bull haben hier etwas zu sagen. Ich habe das begriffen, und deshalb geht es mir gut. Einem jungen Wirrkopf wie dir muss man das erst noch zeigen...«

Urplötzlich trat er einen Schritt nach vorn, holte mit dem Gewehrlauf aus und stieß ihn Crow Killer in den Magen. Das geschah so plötzlich, dass sich der Lakota-Krieger nicht mehr zur Wehr setzen konnte. Ein heißer Schmerz durchfuhr ihn, als er in die Knie ging und leise stöhnte.

»Die Weißen sind die Herren dieses Landes«, fuhr Bull Head spöttisch fort. Er ließ keinen Zweifel daran, dass es ihm Spaß machte, Crow Killer zu demütigen. »Wenn man sich mit ihnen arrangiert, kann das Leben sehr angenehm sein. Sieh her, Crow Killer!«, fuhr er fort und zeigte auf das Abzeichen, das er auf seiner blauen Uniformjacke trug. »Damit haben mir die Weißen Macht gegeben. Macht über den Stamm des alten Narren Sitting Bull. Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst geworden. Und solche Hitzköpfe wie du habt immer noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt. Du wolltest ein Rind stehlen, nicht wahr?«

»Ich habe Hunger«, antwortete Crow Killer und versuchte sich zu erheben. Aber das gelang ihm nicht beim ersten Mal. »Du weißt doch selbst, dass die Lebensmittellieferungen aus Washington immer weniger werden. Sie wollen uns langsam sterben lassen, Bull Head. Ich will aber nicht so leben, verstehst du?«

»Wäre dir eine Kugel lieber?«, kam die Gegenfrage. »Du weißt, dass ich das melden muss, Crow Killer. Agent McLaughlin wird dich sicher dafür bestrafen und einsperren. Aber das hast du dir selbst zuzuschreiben. Komm jetzt!«

Wieder richtete er seine Waffe auf den Lakota-Krieger. Crow Killer war zwar ein mutiger Mann, aber er wusste auch, wann es besser war, sich zu fügen. Die Geister hatten es nicht gewollt, dass er sein Vorhaben in die Tat umsetzte. Der Wolf hatte ihn warnen wollen, aber Crow Killer hatte das nicht rechtzeitig erkannt. Das ärgerte ihn am meisten, weil dies ein Zeichen war, dass auch er sich schon weit von den spirituellen Pfaden seines Volkes entfernt hatte. Aber wenn der Hunger nagte und so manchen Menschen zur Verzweiflung trieb, blieb nur noch wenig Raum für solche Dinge.

Ein anderer Indianerpolizist trat auf Crow Killer zu und stieß ihm den Gewehrlauf in den Rücken. So hart, dass dieser nach vorn stolperte und beinahe erneut gestürzt wäre. Aber diesen Triumph wollte Crow Killer den verhassten Metal Breasts nicht gönnen. Mit gesenktem Kopf ließ er sich abführen und wurde von Bull Heads Leuten zu seinem Pferd gebracht.

»Steig auf!«, forderte Bull Head den Lakota-Krieger auf. »Worauf wartest du noch?«

Wenn es noch eine Chance zur Flucht gab, dann war sie jetzt gekommen. Und zwar in einem Augenblick, wo niemand damit rechnete. Als sich Crow Killer auf den Rücken des Pferdes schwingen wollte, trat er gleichzeitig mit einem Bein nach hinten und erwischte einen der Indianerpolizisten im Gesicht. Der Mann schrie erschrocken auf, taumelte zur Seite und prallte gegen einen zweiten Mann.

Für einige Sekunden herrschte Verwirrung – und genau die nutzte Crow Killer aus. Er trieb sein Pferd mit einem lauten Kriegsschrei an und duckte sich tief über den Rücken des Tieres, als es sofort loszugaloppieren begann. Hinter sich hörte Crow Killer die wütenden Schreie der Metal Breasts, und nur Sekunden später erklang Bull Heads zornige Stimme.

»Tötet ihn!«

Noch während diese Worte verhallten, fielen auch schon die ersten Schüsse. Aber Crow Killer hatte Glück. Die Kugeln trafen ihr Ziel nicht. Auch wenn sie gefährlich nahe an ihm vorbei pfiffen und ihm dadurch verdeutlichten, wie riskant sein Vorhaben war. Trotzdem verlor Crow Killer die Hoffnung nicht. Das Pferd gab sein Bestes und galoppierte weiter in Richtung Hügelkuppe, die jetzt greifbar nahe war. Wenn Crow Killer sie erst erreicht und hinter sich gebracht hatte, würden ihn die Kugeln nicht mehr treffen können.

Wieder fielen Schüsse. Plötzlich ging ein Ruck durch das Pferd. Es begann zu zittern, stolperte und brach Sekunden später mit den Vorderläufen ein. Gleichzeitig packte eine unsichtbare Faust Crow Killer und riss ihn vom Rücken des Tieres. Die Welt begann sich um ihn zu drehen, bevor er hart auf dem Boden aufschlug und für wenige Sekunden benommen liegen blieb.

Dann hörte er aber die triumphierenden Schreie seiner Gegner und ahnte, was geschehen würde. Aber noch hatten sie ihn nicht erwischt. Auch wenn seine Überlebenschancen deutlich gesunken waren, so wollte Crow Killer immer noch nicht aufgeben. Hinter der Hügelkuppe wuchsen zahlreiche Büsche und Bäume. Dort war das Unterholz besonders dicht. Wenn er es schaffte, diese Stelle zu erreichen, dann hatte er vielleicht noch eine Chance, Bull Head und den anderen Metal Breasts zu entkommen.

Plötzlich traf ihn etwas Heißes im rechten Oberschenkel und stieß ihn nach vorn. Ein brennender Schmerz breitete sich in seinem Bein aus. Er knickte ein, fiel zu Boden und schrie vor Wut, als er begriff, was dies bedeutete. Sie hatten ihn verwundet. Das war das Ende!

* * *

»Das ist doch alles Schwachsinn«, meinte Lieutenant Newcomb kopfschüttelnd. »Was gibt man schon auf Gerüchte?«

»Selbst an einem Gerücht ist immer etwas Wahres dran«, erwiderte Matt Devlin, der neben Newcomb ritt. Er war Mitte Dreißig, und trug einen breitkrempigen Hut, der einen Teil seiner schwarzen Haare verdeckte. Der Bärenfellmantel, den er zum Schutz gegen den kalten Wind übergestreift hatte, ließ ihn martialisch aussehen. »Ich möchte darauf wetten, dass die Lakota bald auch davon Wind bekommen. Und dann wird es jede Menge Ärger geben...«

»Wegen eines einzelnen Mannes?« Der Lieutenant blickte ungläubig drein. »Das ist doch alles Hokuspokus. Gütiger Himmel, wir leben in einem zivilisierten Land! Die Zeit des Aberglaubens ist schon lange vorbei. Das müsste selbst Sitting Bull begreifen, oder?«

»Sie dürfen einen Mann wie Sitting Bull nicht mit normalen Maßstäben messen, Lieutenant«, erwiderte Devlin. »Sie sind erst ein halbes Jahr in Fort Yates und kennen noch nicht alles. Ich mache meinen Job hier schon seit vier Jahren, und ich kenne Sitting Bull und Kicking Bear. Die beiden Reservate Standing Rock und Pine Ridge sind ein Schmelztiegel, in dem es brodelt. Es bedarf nur eines einzigen Funkens, um das Pulverfass zur Explosion zu bringen.«

»Unterschätzen Sie nicht die 7th Cavalry«, hielt ihm Lieutenant Newcomb entgegen und ließ dabei seine Blicke über den kleinen Reitertrupp schweifen, der ihm folgte. 30 Soldaten waren es. »Keiner von uns hat Little Big Horn jemals vergessen.«

»Es nützt nichts, wenn gegenseitiger Hass auf beiden Seiten geschürt wird«, sagte Devlin abwinkend. »Custer ist seit 14 Jahren tot. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo man miteinander in Frieden leben muss. Colonel Rutherford sieht das auch so. Sind Sie etwa anderer Meinung?«

Der Lieutenant zögerte einen winzigen Moment zu lange mit der Antwort. Das sagte dem erfahrenen Scout genug.

»Mein Vater war Offizier in Custers Armee«, kam es spröde über Newcombs Lippen. »Er ist bei Little Big Horn gefallen. Manche Dinge kann man eben nicht vergessen, Devlin.«

So ist das also, dachte der Scout im Stillen. Wahrscheinlich hat dieser junge Bursche deshalb die Armeelaufbahn eingeschlagen. Weil die Sache persönlich für ihn ist. Selbst nach dieser langen Zeit!

»Trotzdem glaube ich nicht, dass von diesem Propheten namens Wovoka irgend eine Gefahr ausgeht, Devlin«, fuhr Newcomb fort und kam damit wieder auf das ursprüngliche Thema zu sprechen. »Nevada ist weit weg von hier. Lassen Sie diesen Wovoka ruhig weiter von einer besseren Welt träumen.«

»Das sind nicht nur wirre Träume, Lieutenant«, sagte der Scout. »Wenn Menschen verzweifelt sind, dann glauben sie umso mehr an jemanden, der ihnen eine bessere Welt verspricht. Kicking Bear ist solch ein Mann. Hätte mich jemand um Rat gefragt, dann hätte ich ihm gesagt, dass er in Pine Ridge bleiben muss.«

»Von mir aus kann dieser Kerl ruhig zu diesem Wovoka pilgern und ihn anbeten«. Newcomb grinste. »Das ändert auch nichts mehr daran, dass die Zeit der freien Indianer zu Ende ist. Entweder sie passen sich unserer Lebensweise an, oder sie gehen unter. So einfach ist das.«

Devlin wollte gerade etwas darauf erwidern. Aber genau in diesem Moment hörte er das rollende Echo mehrerer Schüsse jenseits der Hügel. Er schaute kurz zu Newcomb und bemerkte, dass auch dieser plötzlich sehr ernst dreinblickte.

»Ich reite vor und sehe nach dem Rechten, Lieutenant!«, rief Devlin und gab seinem Pferd die Zügel frei. Er hörte zwar noch, dass Newcomb ihm etwas hinterher rief. Aber das bekam er nur noch am Rande mit. Stattdessen beschäftigten sich seine Gedanken mit den Schüssen, die er eben klar und deutlich gehört hatte. Mittlerweile war das Echo wieder verstummt.

Er trieb seinen Hengst auf die Hügelkuppe zu, die er wenige Augenblicke später erreichte. Er ließ seine Blicke in die Runde schweifen und sah einen Reitertrupp in blauen Jacken, die ihre Pferde unweit einer Stelle gezügelt hatten, wo ein Mann im Gras lag und abwehrend beide Hände hob.

»Indianerpolizisten...«, murmelte Devlin erstaunt. »Was wollen die so weit entfernt von Standing Rock?«

Er dachte diesen Gedanken jedoch nicht zu Ende. Denn in diesem Moment richtete einer der Männer seine Waffe auf den Mann am Boden. Es war ebenfalls ein Indianer, und Devlin ahnte, was hier geschehen war.

Alle hatten ihre Blicke auf den Indianer gerichtet, so dass niemand bemerkte, wie Devlin seine Winchester aus dem Scabbard zog. Er zielte kurz und drückte ab, als einer der Indianerpolizisten sein Opfer mit einem Schuss aus nächster Nähe niederstrecken wollte. Die Kugel aus seiner Winchester bohrte sich vor den Hufen des Pferdes, auf dem der Indianerpolizist saß, in den Boden und schreckte das Tier auf. Es wieherte aufgeregt und bäumte sich unter den Zügeln auf, während der Schuss des Indianerpolizisten weit am Ziel vorbei ging.

»Halt!«, rief Devlin so laut, dass es jeder der Männer hören konnte. »Aufhören!«

Als Devlin mit der Winchester im Anschlag näher kam, blickte er in das ausdruckslose Gesicht von Henry Bull Head. Devlin kannte den Indianerpolizisten und wusste, dass in dessen Adern zwar noch Lakotablut floss – aber vom Denken und Handeln her war er schon längst ein Weißer geworden. Und so benahm er sich auch seinem Volk gegenüber.

»Wieso schießt du auf einen meiner Leute?«, schimpfte Bull Head. »Suchst du Ärger?«

»Ist das eine Drohung?«

Devlin spuckte verächtlich aus.

Allein diese Geste beeindruckte Bull Head. Der Lauf von Devlins Winchester zielte auf ihn, und der Indianerpolizist hatte längst begriffen, dass der weiße Mann gefährlich war. Er würde abdrücken und ihn noch töten, selbst wenn ihn die anderen Metal Breasts trafen. Einer wie Devlin war hartnäckig – und deshalb konnte Bull Head nichts unternehmen. Noch nicht.

»Ihr wolltet den Lakota umbringen«, richtete Devlin das Wort an Bull Head. »Zum Glück bin ich noch rechtzeitig gekommen, um das zu verhindern.«

»Das sind große Worte«, kam prompt Bull Heads Antwort. »Mal sehen, wie lange sie noch Gültigkeit haben. Du bist allein, und wir sind in der Überzahl. Glaubst du wirklich, du könntest mir und meinen Leuten Befehle erteilen?«

»Ich nicht, aber Lieutenant Newcomb schon.« Devlin grinste und atmete im Stillen erleichtert auf, als er Hufschläge hörte. Jetzt kamen auch die Soldaten aus Fort Yates den Hügel herunter geritten und hielten auf die Stelle zu. Devlin beging jedoch nicht den Fehler, Bull Head aus den Augen zu lassen. Nach wie vor zielte er auf den Anführer der Indianerpolizisten und ließ den Lauf seiner Winchester nicht sinken.

Erst als der Lieutenant sein Pferd neben Devlin zügelte, entspannte sich seine Haltung ein wenig.

»Was ist hier los, Devlin?«, wollte Newcomb wissen und schaute abwechselnd zu dem Scout und Bull Head.

»Fragen Sie am besten ihn, Lieutenant«, kam Devlin dem Indianerpolizisten zuvor. »Wenn ich nicht eingegriffen hätte, dann wäre dieser junge Krieger da drüben längst tot.«

»Die Gesetze von Standing Rock sind eindeutig«, verteidigte sich Bull Head, als er die vorwurfsvollen Blicke des Offiziers auf sich gerichtet fühlte. »Wenn jemand gegen sie verstößt, dann muss er bestraft werden und...«

»Ich kann kein Verbrechen erkennen«, fiel Devlin Bull Head ins Wort. Dabei blickte er den jungen Krieger an. Er kannte ihn. Sein Name war Crow Killer. Sie hatten ab und zu einige Worte miteinander gewechselt, wenn Devlin nach Standing Rock gekommen war. Die Lakota achteten und respektierten Matt Devlin – auch wenn er ein Weißer war. Aber er sah nie verächtlich auf die im Reservat lebenden Indianer herab und hatte schon mehrfach eingegriffen, wenn Bull Heads Leute zu eigenmächtig wurden. Devlin wusste, dass dies dem Indianeragenten McLaughlin zwar nicht passte, aber so lange er selbst Colonel Rutherfords Rückendeckung hatte, brauchte er sich keine Gedanken zu machen.

Mittlerweile hatte sich Crow Killer mühsam erhoben. In seinen Augen flackerte es unruhig. Das rechte Hosenbein war dunkel vor Blut. Er musste starke Schmerzen haben, ließ sich aber kaum etwas anmerken.

»Sergeant, schauen Sie nach dem Indianer!«, befahl Lieutenant Newcomb einem seiner Männer.

---ENDE DER LESEPROBE---