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Georg ist ein technikverliebter 17-jähriger Junge, gut in Mathe und schlecht in Englisch. Er legt Wert darauf, immer das neueste Smartphone zu besitzen. Er ist eher ein Einzelgänger und hat einen technikversierten Freund, Ecki. Eines Tages sehen sie auf dem Schulhof ein schönes Mädchen namens Jule. Georg bleibt die Sprache weg. Auf der Schulparty wird ein einwöchiger Sprachaufenthalt in London für zwei Personen verlost. Georg gewinnt. Sowohl Ecki als auch Jule möchten ihn gern begleiten. Ecki verzichtet zugunsten von Jule darauf. Georg überlegt, wie er seine schlechten Englischkenntnisse verbergen und Jule näherkommen kann. Als er Jules ängstlichen Blick bei der Tower-Besichtigung bemerkt, nimmt er all seinen Mut zusammen und wagt einen Annäherungsversuch ... Jetzt wird ihm klar, dass er in Jules Gegenwart sein Smartphone kaum benutzt hat - es gibt anscheinend wichtigere Dinge im Leben! In ihrer Geschichte geht die Autorin auf Themen ein, mit denen Heranwachsende heutzutage konfrontiert sind, wie übermäßiger Smartphone-Gebrauch oder geschlechtliche Identität. Im Mittelpunkt der sensibel und pointiert erzählten Geschichte steht aber nie ein erhobener Zeigefinger, sondern das authentische und unmittelbare Erleben der Jugendlichen selbst.
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Seitenzahl: 58
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Georg und sein Handy
Ein Tag
Jule
Geheimnisvolle Nachricht
Schulparty
Überraschungspreis
Handykauf
Vorbesprechung für London
London
Sprachkurs
Abschlusstest
Lernen für den Abschlusstest
Letzter Abend
Tower-Besichtigung
Rückflug nach Deutschland
Magnus und sein verlorenes Handy
Geburtstagsfeier
Treffen mit Ines
Spaziergang im Park
Handysuche
Abwarten
Handykauf
Danksagung
Die Autorin
Heute wollte ich zuerst gar nicht aufstehen. Gestern Abend hatte ich mit meinem Freund Ecki noch bis spät in die Nacht im Internet gesurft. Erst nachdem meine Mutter mehrmals an meine Zimmertür geklopft und gerufen hatte: „Steh auf, du kommst sonst zu spät zur Schule“, erhob ich mich. Ich putzte die Zähne und setzte mich zu meiner Mutter an den gedeckten Frühstückstisch.
„Wie lange hast du heute Schule?“
„Bis zwei Uhr, wir haben heute noch Werkunterricht.“
„Und morgen dann die Mathearbeit?“
„Ist um eine Woche verschoben worden.“
„Dann hast du ja noch etwas mehr Zeit zum Lernen.“
„Lieber hätte ich die Arbeit heute geschrieben, diesen Stoff kann ich gut. Oh, ich muss los.“
Ich machte mich zu Fuß auf den Weg. Zur Schule war es nicht weit, ich musste nur 15 Minuten durch eine Allee gehen, vorbei an vielen alten Häusern. Die Sonne strahlte mir ins Gesicht. An dem Tag sollten es 30 Grad werden, so früh am Morgen war es aber noch kalt. Unser Gymnasium war noch aus dem vorletzten Jahrhundert, rechts vom Eingang befand sich die Sporthalle und links das riesige Schulgebäude. Es hatte einen großen Schulhof und einen neu angebauten Techniktrakt. Kurz vor unserer Schule traf ich meine Mitschülerin Uschi.
Sie fragte: „Hast du Englischvokabeln gelernt? Wir schreiben heute bestimmt wieder einen Englischtest.“
„Das habe ich ganz vergessen.“
Schon in den ersten beiden Stunden hatten wir Englisch. Davor hatte ich noch etwas Zeit und schaute schnell über die Vokabeln. Tatsächlich schrieben wir wieder einen Test als Vorbereitung auf unsere Englischarbeit. Ein paar Vokabeln hatte ich noch behalten, doch wie sie richtig geschrieben wurden, wusste ich nicht genau, ich schrieb sie einfach so, wie ich sie aussprechen würde. Bei den fehlenden Vokabeln schielte ich zu meiner Nachbarin und ich schrieb einige ab. Endlich war Englisch vorbei und nun große Pause. Ich ging am Schulkiosk vorbei, um mir Milch und einen Snack zu holen. Wie in jeder Pause traf ich mich mit Ecki im Schatten der alten Linde, weit weg von den anderen Schülern.
„Hättest du auch fast verpennt?“
„Ich war noch ziemlich müde, meine Mutter hat mehrmals an meine Zimmertür geklopft“, entgegnete ich. „Es war gestern Abend auch wieder zu spannend, wenn du nicht gesagt hättest, dass es schon recht spät ist und wir jetzt schlafen müssen, hätte ich bestimmt die ganze Nacht durchgesurft.“
„Es ist krass, wer sich da alles auf den Internetplattformen rumtreibt. Heute müssen wir uns unbedingt wieder treffen und weiterschauen“, sagte ich. „Kommst du zu mir?“, fragte Ecki.
„Wann?“
„Am besten gleich nach der Schule.“
„Das schaffe ich nicht, ich muss noch Mathe lernen, wir schreiben in der nächsten Woche eine wichtige Klausur, und dann muss ich noch Englischvokabeln pauken.“
„Komm um sechs und bring Chips mit“, sagte Ecki.
„Ich bin mal gespannt, ob wir unsere Lehrer und unsere Schule auch dort finden oder ob die auf einer anderen Plattform sind?“
„Ich glaube, unser sechzigjähriger Oberstudiendirektor ist bestimmt nicht im Internet, er ist zu alt dafür.“
„Das kommt immer ganz auf den Menschen an, der eine geht noch mit achtzig online und der Nächste sagt mit fünfundsechzig, ich brauche kein Internet“, sagte ich.
„Am besten wäre es, wenn wir ein Verzeichnis aller Schüler aus unserem Jahrgang hätten, dann könnten wir die systematisch durchgehen, wer weiß, was wir da Interessantes finden würden.“
„Aber wo kriegen wir solch ein Verzeichnis her? Das gibt uns doch keiner“, sagte ich.
„Vielleicht finden wir Daten darüber am Schwarzen Brett? Wir könnten nachher mal drauf achten“, schlug Ecki vor.
Der Gong ertönte, die Pause war vorbei.
In der ersten großen Pause stand ich wieder mit Ecki an unserem Stammplatz auf dem Schulhof unter der großen Linde, weit ab von den Klassenkameraden.
„Was, meinst du, kommt morgen in Mathe dran?“, fragte ich.
„Bin ich hier der Mathecrack oder du?“
„Ich hab wirklich keinen Schimmer“, entgegnete ich und fragte: „Hast du schon viel für Mathe gemacht?“
„Ich weiß sowieso nicht, was drankommt.“ Ecki hörte mir gar nicht mehr zu. Er schaute in Richtung des neu angebauten Techniktraktes.
Ich folgte seinem Blick und sah ein tolles Mädchen, sie hatte lange schwarze Haare und trug ein sportliches weißes Poloshirt und Bermudas. Sie war auf dem Weg über den Schulhof zum neu angebauten Gebäude.
„Die sieht aber toll aus.“
„Da stimme ich dir ausnahmsweise mal zu“, sagte ich. Die meisten Mädchen fand ich hässlich, oft hatten sie scheußliche Pickel, Nickelbrillen und ihre Haare streng nach hinten gebunden. Mit denen wollte ich nichts zu tun haben; aber dieses Mädchen war anders.
„Hast du die hier schon mal gesehen?“, fragte ich.
„Nein, wäre mir ganz bestimmt aufgefallen.“
„In welche Klasse sie wohl geht? Oder ob sie nur zu Besuch ist? Ich finde, die sieht aus, als ob sie von einem Golfturnier kommt.“
Als Ecki und ich in der nächsten großen Pause wieder an unserem Stammplatz standen, kam auf ihrem Weg zum Techniktrakt das tolle Mädchen diesmal auf uns zu und fragte: „Servus, ich heiße Jule. Wo ist denn das Lehrerzimmer?“ Mir blieb die Sprache weg und mir wurde ganz warm.
Ecki antwortete sofort: „Hallo Jule, ich bin Ecki. Das ist mein Freund Georg. Geh einfach in das grüne Gebäude, das Lehrerzimmer ist im zweiten Stock. Was willst du denn bei den Lehrern?“
„Ich habe einen Termin mit dem Rektor. Wir sind gerade hierhergezogen und ab heute gehe ich in die elfte Klasse. Der Rektor will mir alles zeigen und mich zu meiner neuen Klasse bringen. In welcher Klasse seid ihr denn?“
„Wir sind in der 11 d.“
„Vielleicht komme ich ja in eure Klasse, dann kenne ich euch schon.“
„Es gibt vier elfte Klassen, da ist die Wahrscheinlichkeit nicht hoch“, sagte ich.
„Ich muss los, um zehn soll ich beim Rektor sein. Pfiat di.“ Und weg war sie.
„Was hat sie gesagt?“, fragte ich.
„,Pfiat di‘ ist bayrisch und heißt auf Wiedersehen. Wenn die aus Bayern kommt, dann ist die bestimmt voll gut in der Schule. Ich möchte mit der nicht in einer Klasse sein.“
„Ich schon“, entgegnete ich.
„Dann kommt sie bestimmt auch zur großen Party am Freitag.“
„Ich würde nicht irgendwo hingehen, wo mich keiner kennt“, sagte ich.
„Die macht keinen schüchternen Eindruck.“
Die Pause war vorbei und wir gingen wieder zurück in unsere Klasse. Die ganze Zeit schaute ich während des Unterrichts auf die Klassenzimmertür und wünschte mir, dass sie aufgehen würde. Doch es tat sich nichts. Unser Klassenlehrer Herr Ahrens fragte mich: „Du wirkst so abwesend.“