Gesammelte Erzählungen von Achim von Arnim - Achim von Arnim - E-Book

Gesammelte Erzählungen von Achim von Arnim E-Book

Achim von Arnim

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Beschreibung

In den 'Gesammelten Erzählungen von Achim von Arnim' taucht der Leser in eine Welt voller Romantik, Mystik und Folklore ein. Von Arnim präsentiert eine Sammlung von Erzählungen, die von alten deutschen Sagen und Legenden inspiriert sind. Sein literarischer Stil zeichnet sich durch eine reiche Sprache und eine detaillierte Beschreibung der Natur aus, was ein Markenzeichen der Romantik ist. Die Geschichten entführen den Leser in die Vergangenheit und erwecken den Glauben an die Magie und das Übernatürliche. Von Arnims Erzählungen sind ein wichtiger Beitrag zur deutschen Romantikliteratur und bieten ein fesselndes Leseerlebnis für alle, die von Fantasie und Geschichte fasziniert sind. Achim von Arnim, ein bedeutender Vertreter der deutschen Romantik, wurde von der Natur und den Sagen seiner Heimat inspiriert. Sein Interesse an Volksdichtung und Mythologie spiegelt sich in seinen Erzählungen wider, die eine tiefe Verbundenheit mit der deutschen Kultur zeigen. Von Arnim war Teil des berühmten Schriftsteller-Duos 'Die Gebrüder Grimm', und sein Werk hat einen bleibenden Einfluss auf die deutsche Literaturgeschichte hinterlassen. Seine 'Gesammelten Erzählungen' sind ein unverzichtbarer Bestandteil der romantischen Literatur und ein Fenster in die Vergangenheit. Für Liebhaber der deutschen Romantikliteratur sind die 'Gesammelten Erzählungen von Achim von Arnim' ein Muss. Diese Sammlung bietet einen faszinierenden Einblick in die Welt des 19. Jahrhunderts, gepaart mit magischen Elementen und emotionalen Erzählungen. Von Arnims Geschichten sind zeitlos und laden den Leser ein, in eine Welt der Fantasie und Poesie einzutauchen, die sowohl anspruchsvoll als auch unterhaltsam ist.

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Achim von Arnim

Gesammelte Erzählungen von Achim von Arnim

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1260-6

Inhaltsverzeichnis

Rembrandts Versteigerung
Hugh Schapler und sein Vetter Simon
Warnung gegen weibliche Jägerei
Die Schule der Erfahrung
Seltsames Begegnen und Wiedersehen
Die Einquartierung im Pfarrhause
Letzter Brief eines Freiwilligen 1813
Am Dankfeste der Schlacht bei Leipzig

Rembrandts Versteigerung

Inhaltsverzeichnis

Frau Rembrandt, barfuß aufgeschürzt, So manchen Eimer Wasser stürzt Auf bunte Fliesen in dem Flur Und reibt sie ab, wo Menschenspur; Sie wäscht das Haus, weil heut Sonnabend, Treppauf treppab beim Scheuern trabend Mit trüber Lampe breitem Schimmer, Denn Wasserdampf füllt Flur und Zimmer Von heißer Lauge, die verwendet, Wo Fett den Boden hat geschändet, Und immer plagt sie der Gedanke, Daß er noch an den Flecken kranke, Die, in der Nässe nicht gesehen, Beim Trocknen wieder auferstehen! – Solch Werk erfordert Kunst und Kraft, Die Magd ihr nie zu Danke schafft, Und nur der Straße Reinigung Gibt sie der Magd hin, die noch jung Sich gern vom Nachbarsohn läßt necken Und dann bespritzt den jungen Gecken Mit ihrer Feuerspritze Strahl, Das gibt dann Scherze ohne Zahl! – Jetzt höret sie der Frauen Stimme, Gleich greift sie zu mit rechtem Grimme, Weist ab des Nachbars Scherzgeliebel Und treibt den Wasserstrahl zum Giebel, Der glatt mit Ölfarb' angestrichen. – Der Woche Staub ist gleich gewichen, Und auch die Fenster glänzen hell Im Mondenschein, wie Meereswell', Durch grüner Linden runde Bogen, Die um die Fenster sind gezogen; Ja, sie poliert der Türe Knöpfe Und hält sie auch für Gotts Geschöpfe, Weil sie, wie Löwenköpf' gegossen, Den Klopfring tragen unverdrossen, Der so lebendig ihr erklingt, Wenn sie ihr Morgenliedchen singt Und all die Malerschüler kommen, – Da wird ihr Herz so schön beklommen! – Herr Rembrandt in der Werkstatt sitzt, Wo er sich gegens Wasser schützt, Weil sonst die teuren Bilder leiden. Die Sorge macht die Frau bescheiden, Und nur aus diesem einz'gen Grund Sie läßt ihm Ruh zu aller Stund Und auch den Staub in allen Ecken, Der sonst die Bilder könnt' bedecken, Indessen jeder Klinkerstein Im Straßenpflaster blinket rein. Weil ihm die Lampe ist versagt, Die jetzt der großen Wäsche tagt, So freut er sich am Mondenschein Und sitzt vor seinen Staffelein, Sieht dort die Edelstein' erblitzen, Die er gemalt an Priestermützen, Und listig winkt ihm Bathseba, Weil sie ihm steht so freundlich nah. – Das gute Weib im Bild begrüßt er, Und gleich bedanken sich die Priester, Die in dem Tempel halten Rat, Als ob er sie zum Essen bat, Indessen die radierten Platten Mit leisem Brausen Dank erstatten, Daß jetzt des Scheidewassers Kraft Sie wohl ein tausendmal erschafft.

Dann kann er auch bei Mondlicht sehen Brot, Butter, Käse, wie sie stehen Auf wohlgedecktem Tisch bereit. Zum Kochen fehlte heut die Zeit, Die kalte Küch' ist sein Vergnügen Und dünnes Bier mit vollen Zügen. Indessen kommt ein fremder Mann Zum Haus herein, trotz allem Bann, Den dieser Rein'gungsabend spricht; Besuche gibt und nimmt man nicht An solchem heil'gen Abend an. Der fremde Mann gedenkt nicht dran, Geht trotzig bei der Magd vorbei, Als ob er heut bestellet sei, Ins Haus hinein, fragt mit Gewicht, Als ob er mit der Magd jetzt spricht, Des Hauses Frau: Ob heut der Herr Für wicht'ge Ding' zu Hause wär'? – Weil er so stolz und wichtig fragt, So zeigt sie ihm die Tür verzagt, Indessen sie ihr Angesicht Versteckt vor ihrem eignen Licht, Weil sie nicht gern in bloßen Füßen Ihn wollte hier als Frau begrüßen: Sie schämt sich noch vor sich allein, Als er zur Werkstatt längst hinein, Und schilt die Magd, die ihre Tür Nicht hat bewachet nach Gebühr.

Zur Werkstatt geht der Fremde ein, Und Rembrandt meint, die Frau müßt's sein, Und ruft ihr zu: »Komm, liebe Grete, Sieh her, wie leuchtet mein Prophete, Ich mein, er sagt mir Neuigkeit Von einer mächt'gen Ewigkeit!« – Da sieht er erst den Irrtum ein, Der Herr erscheint im Mondenschein Mit seinem Kleid von rotem Samt, Das nach der Farb' aus Genua stammt, Mit Spitzenkragen überhangen, Mit goldnen Ketten, roten Wangen, Streckt aus die Hand mit goldnen Ringen, Und Balsamdüfte von ihm dringen. Er preiset glücklich diese Stunden, Weil er den Meister Rembrandt funden, Er wolle großes Glück ihm bringen Und hohe Preise ihm erringen.

Verwundert sieht der Alt' ihn an Und weiß nicht, was das für ein Mann, Der so pathetisch reden kann. Und doch mit seinem krummen Rücken Ganz deutlich zeigt, er könn' sich bücken. Sein Antlitz wie ein stumpfer Besen, Als ob er weit herum gewesen; Auch läßt an seinem Schmuck sich raten, Daß er was gilt bei Potentaten. »Wie heißt Ihr, Herr?« spricht unser Alter, »Ihr schimmert wie ein Schatzverwalter.« – »Ich nenne mich Don Raphael!« Bedeutsam sagt es der Gesell, Als ob ihn jeder müßte kennen, Wenn er tät seinen Namen nennen. Und Rembrandt meint, es sei der Meister, Der längst im Reiche aller Geister; Geschichte war nicht seine Stärke, Doch sah er manches seiner Werke.

»Den Namen hab ich oft vernommen,« Spricht Rembrandt, »und Ihr seid willkommen, Nicht weil die Menge Euch verehrt, Nein, weil Ihr jeder Ehre wert. Ihr maltet viel, mit Eurem Namen Viel schöne Bilder zu uns kamen.« – »In alle Land' hab ich gehandelt«, Spricht jener, »manches Bild verwandelt, Doch meinen Namen setz ich nie, Wo ich gewirket mit Genie; Ja, ein Geheimnis ist es allen, Warum die Bilder so gefallen, Die ich beschattet und beleuchtet, Mit meinem Firnis hab befeuchtet.« – »Doch was gestochen Mark Anton,« Sagt Rembrandt, »spricht der Lüge Hohn, Das muß von Euch gezeichnet sein, Das ist gewiß kein leerer Schein.« – »Mein Name scheint Euch zu verwirren,« Spricht jener, »und Ihr müßt Euch irren, Ihr denkt wohl, daß ich Euch will prell'n Und mich vergleich mit Raphaeln, Den jüngst noch alle Welt verehrt, Bis die Antike uns belehrt; Nein, Herr, ich mag mit dem nicht tauschen, Er kann sich nicht mit Wein berauschen, Er kann nicht malen mehr noch küssen, Denn er ist tot, Ihr müßt es wissen.« –

»Ich wollt', ich könnt' euch beid' austauschen,« Sagt Rembrandt, »jenem möcht' ich lauschen, Das war ein Meister; – doch verzeiht, Ich will mit Euch jetzt keinen Streit, Inzwischen nehmt mit mir vorlieb, Wer mehr gibt, als er hat, ist Dieb. Ein blöder Hund wird niemals fett, Greift zu, es ist ein Käs, ich wett, Wie Ihr in Rom noch keinen funden, Zur Hochzeit ward er angebunden, Fast dreißig Jahre sind es her, Nun ist er reif, bei meiner Ehr'.«

Den Fremden kränkt der Käseduft Und auch die Scheidewasserluft, Die von den Platten sich erhebt, Von einer Seit' zur andern bebt, Das Essen alles von sich weist Und spricht nur, wie er weit gereist, Und was er in Paris gegessen, Wieviel Antiken er besessen, Und überall nach ihrem Rat Das Beste an den Werken tat.

»Ihr rühmt mir immer die Antike,« Spricht Rembrandt, »als die Eselsbrücke Auf der man zur Unsterblichkeit Gelangen kann in kurzer Zeit; Das las ich schon – je wartet doch, Es liegt ein Brief in jenem Loch, Ich konnt' die Unterschrift nicht lesen, Nun merk ich wohl, Ihr seid's gewesen, Der sich bei mir hat angemeldt Mit großen Worten, wie ein Held. Ihr lobtet mich mit Himmelsgeigen Und tadeltet, was mir hier eigen, Und sagtet mir, wie ich geehrt, Und wie mein Streben ganz verkehrt; Ihr rühmtet meiner Werke Leben, Noch sollt' ich, der Antik' ergeben, Nur lauter kleine Nasen malen, Die Menschen drehn zum Idealen, So war nun, wenn ich recht verstand, Der gute Rat von Eurer Hand.« –

Der fremde Herr besann sich jetzt, Es schien ihm, daß sein Rat verletzt, Es wollte hier kein Wort mehr passen, Der Alte hatt so eignes Spaßen, So einen eignen, tiefen Blick, Die Flachheit wird zum Mißgeschick. – Zu seinem Glück die Magd tritt ein Mit eines Lichtes hellem Schein; Er sieht die Wang', die rot wie's Mieder, Und schlägt das Aug' geblendet nieder. »Nun Herr,« spricht Rembrandt, »ist antik Dies dicke Kind, Ihr scheut den Blick?« – Der Fremde lächelt, nimmt die Hand Der Magd, als wär' sie ihm bekannt, Die, von der Ehre ganz beschämt, Sich seinem Handkuß gern bequemt, Denn herrlich glänzt der Wams des Fremden, Und von Batist sind seine Hemden, Indes der Alt' in seinem Kittel, Wie'n Armenvater aus dem Spittel, Mit Farben hat das Kleid beschmiert, Als er ob selber sich grundiert, Und nebenher ein Schiff geteert Und einen Misthof ausgeleert! – »Halt,« ruft der Alte, »nur nicht weiter Auf der modernen Künstlerleiter, Befleißigt Euch nur der Antike, Sonst liefert Ihr nicht Meisterstücke.«

Verlegen greift der Herr zum Brot, Das Rembrandt ihm vorher anbot, Verlegen fängt er an zu kauen Und rühmt, wie Künste ihn erbauen, Wie er die Kunst möcht' weiterbringen, Doch woll' es ihm nicht stets gelingen. Er scheint gekränkt, er will aufstehen, Doch Rembrandt spricht: »Ihr dürft nicht gehen, Zwar bin ich alt, doch kann ich lernen Und noch gewinnen die Quaternen, Wenn ich vereint vier Elemente, Die Gott durch Zeit und Raum sonst trennte, Und einen Fünftelsaft mir kochte Aus allem, was die Kunst vermochte. Doch gebt mir an, wie Ihr es macht, Daß Ihr ein Bild zustand gebracht, Wenn Euch so viele Grillen plagen, Ich würde schier dabei verzagen, Sollt' ich an Römern und an Griechen, Wie Ihr an Balsambüchschen, riechen: O, sagt mir, Herr, wie fangt Ihr's an, Daß Ihr dabei noch bleibt ein Mann?« –

Das war nun Wasser auf der Mühle Des fremden Herrn, er war beim Ziele Und sprach, wie er aus Zeichenbüchern Der Schönheit Messung tät versichern, Wie er die Schönheit modelliere, Und zwar erst nackt, und dann drapiere, Wie er ein Dutzend Gliedermänner Zu seinem Dienste brauch' als Kenner, Und viele hundert Händ' und Füße Sich in Italien formen ließe Und alles prüfe nach Ellipsen, Nach alten Steinen, Bronzen, Gipsen, Wie er bei einem Schneider übte, Das Maß zu nehmen, sich verliebte, Um nur der Schönheit Maß zu nehmen, Zu Stellungen sie zu bequemen; Wie er sich nun die Werkstatt baue, Daß er drin Riesenbilder schaue Wohl achtzig Schuhe in die Höhe, Damit ein ganzer Markt sie sehe, Und wie sein Werk würd' viel' vernichten, Nur Jupiter könn' drüber richten.

»Versäumt Euch nicht, Ihr seid nicht jung,« Spricht Rembrandt, »später fehlt der Schwung, Der über Schwierigkeiten setzt Im Sprung, weil noch kein Fuß verletzt; Doch weil dies große Werk nur Plan, Fühl ich Euch lieber auf den Zahn, Was Ihr bisher mit Lob gemalt, Wie hoch die Leute es bezahlt?«

»Ach,« ruft der Herr, »die reichen Leute, Die werden Sudlern jetzt zur Beute, Es wollte niemand mir bezahlen, Was ich vollbracht in solchen Qualen; Doch lag es nur am edlen Stil, Daß es den Leuten nicht gefiel. Ich reiste, – den Gewinn zu stärken, Trieb ich den Handel mit den Werken Der Meister, die auf schlechtem Leisten Geschlagen, wohlgefalln den meisten; Ich kauft' manch Bild der Niederlande, Der Handel bracht' der Kunst wohl Schande, Doch vieler hohen Herren Gunst, Die ich entbehrt in eigner Kunst. Ich reise und ich lasse malen, Was reiche Herren gut bezahlen. Ihr, Rembrandt, seid mir ein Problem, Den Menschen fremd, doch angenehm Verdunkelt Ihr die besten Werke Mit Eures Lichtes stumpfer Stärke. Es kann kein andrer das erringen, In jedem Strich ist ein Gelingen, Und wo Ihr Fehler habt gemacht, Da wird's zum Meisterwerk gebracht, Wenn Ihr es bessert; zur Entdeckung Wird jedes Fehlers Kunstbedeckung, Zum neuen Schritt auf Farbenbahn, Und alle Regel wird zum Wahn. Nur eins, das finden sie zu tadeln, Ihr solltet Euch durch Zeichnung adeln. Ich zahle Euch das Doppelte, Wenn Zeichnung sich verkoppelte Der wunderbaren Farbe Haltung, Wenn eine mächtige Gestaltung Aus Götterhelden kühn entglühte, Statt jener alten Judenmythe!«

Der Alte sieht so schalkhaft drein, Weiß nicht, soll's Lob, soll's Tadel sein, Ob er ihn schenke oder nehme, Ob er ihn kräft'ge oder lähme, Doch endlich bricht er also los: »Nicht müßig blieb die Hand im Schoß, Seit ich den Brief von Euch empfangen. Mir ist ein Licht drin aufgegangen, Ich seh's, die Zeichnung fehlet mir. Denkt nur, ich glaubte stets von ihr, Sie sei vom Malen ganz verschieden, Ich hab sie drum so streng gemieden, Daß selbst der schwarze Stift nur Zeichen Von Farben war, die zu erreichen Ich selbst mit Farben nicht vermocht, Die ich mit Müh mir selbst gekocht; Denn sie sind Bilder nur vom Klaren, Das wir im innern Geist bewahren, Des Lichtes Bild, das in die Tiefen So mächtig drang, daß alle riefen Ihr stammelnd Lied dem ew'gen Geist, Der seine Schöpfung neu beweist An jedes Tages Morgenstunde, Zur Wahrheit jener schönen Kunde, Die uns zum Morgenland geleitet, Wo sie im Geiste ward gedeutet! – Vor diesem Licht die Zeiten schwinden, Den Herrn der Zeiten zu verkünden, Der da im niedern Stall geboren, Als Stern der Weisen auserkoren Zum Judentempel ward geführt, Und nicht, wo Jupiter regiert. Ihr wundert Euch, das scheint Euch nichtig Und ich im Kopfe gar nicht richtig, Weil ich nicht mag mit Euren Griechen Bei schönem Schein in mir versiechen Zur Schalheit leerer Maskenscherze; Ich suchte Gold in edlerm Erze! Doch nicht für mich, ich brauch es nicht, Nur für den Sohn, den armen Wicht, Der von der Kunst nichts kann begreifen, Für ihn möcht' ich die Gelder häufen; Der gute Jung kann nichts verdienen, Ich muß eintragen wie die Bienen, Damit die Brut zu leben hat, Wenn ich bin matt und arbeitssatt. Da seht im Bild den art'gen Jungen, Der jenen Priester hält umschlungen, Das ist mein Titus, er regiert Im Schlaf das Haus, wie sich gebührt Bei solchem hohen Kaisernamen, Ihn brachten schon zu Bett die Damen, Damit er sich nur nicht erkälte, – Ich geb das Geld und doch nichts gelte In meinem Haus, – nun Gott mag's bessern, Der Jung ist einer von den Fressern, Die, nimmer satt und immer träge, Dem Herrn befehlen ihre Wege.«

»Vertrat er schon die Kinderschuhe?« Sagt da der Herr, »ein Kind braucht Ruhe, Und wir vergessen nur zu leicht, Wie wir als Kinder uns gezeigt.« »Was, er ein Kind?« ruft Rembrandt aus, »Ihr spottet mein im eignen Haus, Großjährig ist er, das weiß jeder, Ihr brach't das Herz mir um so schnöder, Je wen'ger ich das Kritisieren Mir irgend zu Gemüt wollt' führen.« – Der Kenner fühlt sich ganz bezwungen Von solchem Wort, das ihm erklungen, Sein feines Lächeln macht jetzt Platz Dem würd'gen Ernst bei diesem Satz, Er bittet um Entschuldigung, Wenn er den Sohn noch hielt für jung.

»Ihr müßt mir auch nichts übelnehmen,« Sagt Rembrandt, »und ich muß mich schämen, Wenn einer von dem Sohne spricht; – Es ist vorüber, – nehmt das Licht, – Es wird Euch mehr Vergnügen machen, Wir reden von antiken Sachen; Denn heimlich sammle ich Antiken, Mein kleines Haus damit zu schmücken. Fällt Euch die Bathseba nicht auf? – Sie steht hier nicht für Euch zu Kauf, Doch bald erkennen Eure Blicke, Sie ward gemalt nach der Antike, Die ich entdeckt am Meeresstrand,