Owen Tudor - Achim von Arnim - E-Book

Owen Tudor E-Book

Achim von Arnim

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Beschreibung

Owen Tudor ist ein historischer Roman des deutschen Autors Achim von Arnim, der im 19. Jahrhundert veröffentlicht wurde. Das Buch erzählt die faszinierende Geschichte von Owen Tudor, einem walisischen Ritter und Geliebten der englischen Königin Catharina von Valois. Der Roman zeichnet sich durch von Arnims markanten Stil aus, der eine Mischung aus Romantik, Historie und Abenteuer bietet. Die detaillierte Darstellung der damaligen politischen Intrigen und Liebesgeschichten macht das Buch zu einem historischen Meisterwerk. Achim von Arnim war ein bedeutender deutscher Schriftsteller und Dichter der Romantik. Sein Interesse an historischen Figuren und Ereignissen führte ihn dazu, historische Romane wie Owen Tudor zu schreiben. Von Arnims tiefe Kenntnisse der Geschichte und sein Talent für literarische Darstellung machen ihn zu einem einflussreichen Dichter seiner Zeit. Seine Werke sind geprägt von lebendigen Beschreibungen, die den Leser in vergangene Welten entführen. Owen Tudor ist ein Buch, das Liebhaber historischer Romane und Geschichtsenthusiasten gleichermaßen fesseln wird. Mit seiner packenden Handlung, historischen Genauigkeit und literarischen Raffinesse ist das Buch ein absolutes Muss für jeden, der sich für die Ära der Könige und Ritter des Mittelalters interessiert.

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Achim von Arnim

Owen Tudor

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1556-0

Inhaltsverzeichnis

Owen Tudor
Inhaltsverzeichnis
Text

Owen Tudor

Eine Reisegeschichte (1821)

Inhaltsverzeichnis

Die Tanzwut (Dansomanie), das himmlische neue Ballett, hielt nach der langweiligen Oper bis tief in die Nacht hinein alle Augen und Geister gefesselt und ließ sie auch nachher nicht gleich wieder los, nachdem der Vorhang längst gefallen war und die Tänzer von den Zuschauern in der großen Stadt London vielleicht auf ein paar Meilen Entfernung getrennt waren. Ich hatte bei der Anregung kaum eine Stunde geschlafen, als ich in die Postkutsche stieg, die alle Dienstage nach Holyhead in Wallis abgeht, wohin mich die uralten ungeheuern Bauwerke lockten. Meine Fahrt war mehr ein Träumen von den lieblichen Göttergestalten des Balletts und ihrer überirdischen Beweglichkeit als ein Schauen der beweglichen Erde, die mit all ihrer bunten Gestaltung an den Fenstern des Wagens ohne Eindruck vorübereilte. Erst beim dritten Umspannen der Pferde fiel es mir auf, wie schnell wir fortrückten, und ich mußte unwillkürlich die Worte meiner Sappho vor mir hersagen, als sie den Phaon begrüßt nach dem Wettrennen, in welchem er durch ihre Ermunterung siegte, als er eben von der Heftigkeit der Bewegung taumelte.

«Göttlich ist auf Erden die Geschwindigkeit, Sie besiegt den weiten Raum, die enge Zeit, Gegenwärtig macht sie überall zugleich Spiegelnd hoher Götter ewig Reich; Mit dem Anfang eint das Ende ihre Hand Sich zum Siegeskranze; wie der Feuerbrand, Schnell geschwungen, wird zum Feuerkreise, So erscheinen ihres Wagens Gleise; Eh' das Auge aufblickt, ist ihr Bogen Durch die weite Rennbahn hingezogen. Ihr gehört die Schönheit, weil sie flüchtig, Der Gestirne Wallen, ruhlos richtig, Ihr vertraut der Gott die mächt'gen Worte In den Blitzstrahl aus der Himmelspforte, Die da aufschlägt, Schauende verblendet, Eh' sie zuschlägt, schon ihr Leben endet. Träger rollt nach ihrer Flammengeißel Schwung Donner über alle zur Erinnerung, Träger rollen sich die schwarzen Wolken auf Nach des glühen Donnerwagens Lauf; Ja, die Welt erschiene tot in Leere, Hübe nicht Geschwindigkeit die Schwere.»

Es wurde lange nicht viel gesprochen, wie das oft in englischen Postkutschen der Fall ist; endlich brachten ein paar Worte, die ich über das Ballett fallen ließ, meinen einsilbigen Nachbar auf dem Rücksitze in den Redefluß. Er berichtete mir, daß er diesmal bloß des Tanzes wegen nach Wallis, das er sonst schon kenne, zu reisen beschlossen habe, um sich nämlich selbst von einer verderblichen Religionssekte zu unterrichten, die sich dort in den Bergen immer weiter verbreite und durch Tanz ihre Begeisterung in der Kirche ausdrücke. Von diesem Springen hießen sie bei den Leuten die Jumpers , und er wolle das Parlament angehen, sie allesamt hängen zu lassen, daß der Wind ihnen den rechten Unterricht im Tanze gäbe. Die Sache war mir neu, ich konnte die Leute noch nicht mit Grunde verteidigen; ich fragte ihn bloß, ob nicht auch die Musik zu aller sündlichen Lust gebraucht werde, und doch, in der Orgel verherrlicht, die Andacht auf würdige Art umgebe und ausdrücke. – «Da sind wir nimmermehr einerlei Meinung», sprach er; «wir Presbyterianer halten die Orgel für des Teufels Dudelsack, womit er den Ernst der Betrachtung in Schlummer wiegt, so wie der Tanz die guten Vorsätze betäubt.»

«Aber die Alten», warf ich ihm ein, «hätten doch so viele Jahrhunderte mit Andacht getanzt.» – «Wer ist dabei gewesen?» sagte er; «den Dichtern brauchen wir nicht zu glauben, sie mußten sich offiziell das Beste dabei denken; aus dem Petron und manchen andern möchte ich schließen, daß ihre Religionen nichts anders waren als unsere Jahrmärkte, Parlamentswahlen, Lordmayor-Schmäuse, öffentliche Mittagsmahle und Redoutenbälle; von eigentlicher Religion wußten vielleicht die alten heidnischen Abgötter gar nichts. Doch das alles ist nur Vermutung; genug, sie sind antik und wir modern, und jeder muß zu eignem Gedeihen im eignen Geiste fortleben.»

So endete sich unser Gespräch; ich aber dachte weiter, wie doch der Mensch so gern trennen mag, was Gott zusammenfügte. Da hat er sich die Worte antik und modern erfunden, um durch die Weltgeschichte eine Brettwand zu ziehen, die ihm jede Aussicht über das Ganze raubt. Aber nach den alten Sagen ist nur das Ende der Welt mit Brettern verschlagen, von welcher Scheidewand am Ende auch wohl nicht viel mehr als von der Linie zu bemerken ist, von der mir heute ein spaßhafter Matrose versicherte, man müsse sich ein wenig bücken, wenn man sie passiere, damit sie einem nicht den Hut abstreife. Wenn wir uns also vor jenem Unterschiede des Antiken und Modernen nicht tiefer zu bücken haben, so werden uns die Jumpers nicht mehr erschrecken. Es sind keine künstliche Heiden, wie wir sie wohl unter den auf ihren Zimmern versessenen Gelehrten finden mögen, die, vom Geistigen übersättigt, nach alten Formen schmachten, die sie doch nicht beleben können; vielmehr sind es die rohesten, kräftigsten Söhne der Berge, die freilich in ihrer heitern Luft mehr Seligkeit in der Bewegung gespürt haben als wir im Tale. Und doch haben auch wir zuweilen in reiner Freude getanzt.

Ich wurde in meiner Betrachtung unterstützt und gestärkt durch die Frage einer Walliserin, die, in einen roten Mantel nach Landesart gehüllt, mit einem schönen, etwa dreijährigen Knaben auf dem Schoße, allein im Vordersitze des Wagens saß, weil kurz vorher ihre beiden Nebenleute die Kutsche verlassen hatten. Sie fragte nämlich den Presbyterianer, ob David nicht auch mit aller Macht vor der Bundeslade getanzt habe, und ob das nicht dein Herrn angenehm gewesen? – Jener sah sie an, in der Meinung, daß sie auch eine solche Methodistin sein möchte, und behauptete: wir ständen in einem neuen Bunde, und Davids Beispiel gehe uns nichts an. – Sie antwortete ihm ganz scharfsinnig: «Ihr Herren verfahrt eigen mit der Schrift! Wie es euch einfällt, soll uns ein Teil über alles und der andre gar nichts angehen. Wer hat euch die Vollmacht zu diesem Verfahren verliehen?»