Geschichte der Welt in 9 Gitarren - Érik Orsenna - E-Book

Geschichte der Welt in 9 Gitarren E-Book

Erik Orsenna

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Beschreibung

In den neun höchst originellen Episoden dieses Buches wird die Geschichte der Gitarre von den Pharaonen bis zu Jimi Hendrix als weltgeschichtliches Ereignis behandelt.
Die mit viel Witz und Erfindungsreichtum erzählten Geschichten oder Träume dieses Buches verdanken sich auch der besonderen Beziehung Érik Orsennas zur Musik allgemein und speziell zur Gitarre. Sein Bruder Thierry Arnoult ist Gitarrist und hat an dem Buch mitgewirkt, und die Idee, die größten Gitarristen in einem Buch auftreten zu lassen, haben die Brüder gemeinsam entwickelt. Und so lassen sie den jungen Mann mit der Gitarre im Bett von der Eroberung Perus und der Pest in Barcelona träumen und davon, was die Gitarren dabei vermochten, vom Wettstreit zwischen Luigi Legnani (Gitarre) und Niccolò Paganini (Geige), von den Bemühungen Ludwigs XIV. am Versailler Hof um dieses Instrument und von einem großen Gitarristen-Showdown auf Kuba. In einer für ihn typischen Mischung aus Realismus und Phantasmagorie erzählt Érik Orsenna intelligent und unterhaltsam, komisch und grotesk von der heilenden und die Welt verwandelnden Kraft der Kunst.

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Seitenzahl: 87

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Érik Orsennabegleitet vonThierry Arnoult

Geschichte der Welt in 9 Gitarren

*

Aus dem Französischenvon Holger Fockund Sabine Müller

C.H.Beck

Zum Buch

In den neun höchst originellen Episoden dieses Buches wird die Geschichte der Gitarre von den Pharaonen bis zu Jimi Hendrix als weltgeschichtliches Ereignis behandelt. Die mit viel Witz und Erfindungsreichtum erzählten Geschichten oder Träume dieses Buches verdanken sich auch der besonderen Beziehung Érik Orsennas zur Musik allgemein und speziell zur Gitarre. In einer für ihn typischen Mischung aus Realismus und Phantasmagorie erzählt er intelligent und unterhaltsam, komisch und grotesk von der heilenden und die Welt verwandelnden Kraft der Kunst.

Über den Autor

Érik Orsenna, geb. 1947, ist Schriftsteller, Ökonom, Mitglied der Académie Française und leidenschaftlicher Seefahrer. Er wurde u.a. mit dem Prix Goncourt und dem Lettre Ulysses Award ausgezeichnet. Bei C.H.Beck sind von ihm neben anderem erschienen: Portrait eines glücklichen Menschen. Der Gärtner von Versailles (52009), Lob des Golfstroms (22007), Weiße Plantagen. Eine Reise durch unsere globalisierte Welt (22007), Die Zukunft des Wassers (2010), Lied für eine geliebte Frau. Roman (2010), Auf der Spur des Papiers. Eine Liebeserklärung (2014).

Über die Übersetzer

Sabine Müller, geb. 1959, und Holger Fock, geb. 1958, übersetzen seit vielen Jahren französische Literatur. 2011 wurden sie mit dem Eugen-Hellé-Übersetzerpreis ausgezeichnet.

Vorrede

Mein Bruder Thierry Arnoult ist Psychiater und begeisterter Musikliebhaber, Schüler des argentinischen Komponisten und Gitarristen Raúl Maldonado. Dank meines Bruders hat mich die Gitarre meine ganze Kindheit über begleitet. Durch die Wand zwischen unseren Zimmern, die dünner nicht hätte sein können, hörte ich ihn tausendmal die Etüden von Fernando Sor, ein bestimmtes Präludium von Bach oder die Transkription der geliebten fünften Bachiana Brasileira von Villa-Lobos üben.

Seine Heldenvirtuosen waren auch meine Helden: Andrés Segovia, John Williams und Julian Bream, nicht zu vergessen das legendäre Duo Ida Presti/Alexandre Lagoya.

Und jeden Sonntag gegen sechs Uhr nachmittags lauschten wir andächtig der sanften, ein wenig traurigen und klaren Stimme eines gewissen Robert J. Vidal. Er berichtete immer vom «Concours international de guitare», einem Wettbewerb, den er ins Leben gerufen hatte und dessen erster Preis bei allen großen Nachwuchsgitarristen begehrt war. Von den Ausscheidungswettbewerben bis zum Halbfinale schien dieses geheimnisvolle Turnier nie ein Ende zu nehmen. Wie die Jugend.

E.O.

PS: Diese Erzählung ist 1996 zum ersten Mal veröffentlicht worden. Das Buch war vergriffen. Wir haben die Neuausgabe genutzt, um die Geschichte durch einige Reisen zu ergänzen und Geheimnisse zu offenbaren, die Liebhaber der Gitarre gewöhnlich für sich behalten.

«Ich möchte sie Ihnen zurückbringen…»

«Und warum, wenn ich fragen darf …?»

Die Stimme des Instrumentenbauers, hoch und dünn wie die aller Greise, zitterte vor Wut.

«Ist sie Ihnen runtergefallen? Stellen Sie sich vor, eine Gitarre ist empfindlich! Man muß vorsichtig mit ihr umgehen.»

Der Instrumentenbauer drehte und wendete die Gitarre nach allen Seiten. Mit Handbewegungen von bestürzender Zärtlichkeit, als ob er sie streichelte …

«Ich kann nichts sehen. Wo ist die Schramme?»

Es gibt hochgeschossene junge Männer, die so zart gebaut sind, als wären sie aus Glas. Der Besucher war einer von ihnen. Und er war schüchtern, so schüchtern … Als er die Tür aufstieß, hätte er nie gedacht, daß ihn in einem so kleinen Laden ein solcher Sturm empfangen würde. Am liebsten hätte er Reißaus genommen. Zu spät. Eine Kraft hielt ihn zurück, er war gefangen. Eingeschüchtert sah er sich um. Es herrschte ein unvorstellbares Durcheinander: An den Wänden lehnten Furnierblätter; im Gebälk hingen, mit Klammern an einer Wäscheleine befestigt, Girlanden aus schmierigen Skizzen, dazu alle denkbaren Arten von Sägen, Unmengen von Zangen, ein Wald von Pinseln und vor allem Körper, ein Dutzend offene Klangkörper, die aussahen wie Rümpfe beim Schiffsbau, nur daß sie kleiner waren, wie Spielzeugschiffe. Eine seltsame Werft.

Der junge Mann holte tief Atem, nahm allen Mut zusammen. Es roch nach Staub, Leim und Lack.

«Das ist es nicht.»

«Tatsächlich? Was dann?» höhnte der Instrumentenbauer. «Ah, lassen Sie mich raten: Sie klingt falsch. Stimmt’s?Fragen Sie sich lieber einmal, ob nicht Ihre Finger schuld daran sind. Was verstehen Sie eigentlich von Musik, Sie Grünschnabel?»

«Nichts. Das ist es ja. Ich bin kein Musiker. Mein kürzlich verstorbener Onkel …»

Der Instrumentenbauer würdigte ihn noch immer keines Blickes. Er hatte nur Augen für das Instrument.

«Die Gitarre stammt eindeutig von mir. Ich kann Ihnen sogar sagen, von wann: Sommer 1939. Frühherbst möglicherweise. Eine meiner letzten vor dem Krieg.»

«Deshalb dachte ich… Wozu eine Gitarre, wenn man nicht spielen kann?»