Geschichten aus dem Yukon - Holger Bergold - E-Book

Geschichten aus dem Yukon E-Book

Holger Bergold

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Beschreibung

Auf seinen Reisen kreuz und quer durch den nordwestlichsten Teil Kanadas hat der Autor viel erlebt, ist vielen interessanten Menschen begegnet, hat die überreiche Fauna und Flora und die unglaublich diversen Landschaftsformen von den höchsten Bergen Kanadas bis hin zum arktischen Ozean kennen- und lieben gelernt. Sein Buch erzählt, wie er in den Yukon kam und gibt eindrucksvolle Geschichten und Abenteuer zu Wasser, zu Land und aus der Luft wieder, die er auf seinen Yukon-Reisen gesammelt hat. Das Buch eignet sich ideal als spannende Vorbereitung auf einen Yukon-Urlaub und zeigt auf, wie facettenreich sich Urlaube in diesem Land der Mitternachtssonne und des Polarlichts gestalten lassen. Und diejenigen, die bereits dieses tolle Fleckchen Erde bereist haben, werden durch die Erzählungen an ihre eigenen Yukon-Erlebnisse erinnert und erkennen sich in den Geschichten oft selbst wieder.

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Holger Bergold

GESCHICHTEN AUS DEM YUKON

IMPRESSUM

Geschichten aus dem Yukon

Holger Bergold

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar

© 2022 360° medien I Nachtigallenweg 1 I 40822 Mettmann

360grad-medien.de

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.

Redaktion und Lektorat: Andreas Walter

Satz und Layout: Lucas Walter

Gedruckt und gebunden:

LD Medienhaus GmbH & Co. KG I Feldbachacker 16 I 44149 Dortmund

www.ld-medienhaus.de

Bildnachweis: Alle Fotos: Holger Bergold

ISBN: 978-3-96855-424-2

Hergestellt in Deutschland

360grad-medien.de

Holger Bergold

GESCHICHTEN AUS DEM YUKON

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

Hardy Krüger war schuld

Der FULDA Yukon Quest

Happy Birthday „Alcan“

Wo der Bär mit dem Lachs tanzt

Im Wasserflugzeug nach YVR

An den Wassern des Yukon

Überlebenstraining in der Wildnis

Unterwegs mit Kind und Kegeln

Über den Dempster ans Eismeer

Schlusswort

Vorwort

Holger Bergold auf dem Schwimmer seiner Beaver

Meine Liebe zu Kanada war eigentlich schon immer da. Früher, als ich noch zur Schule ging, bedeutete Kanada eine unerreichbare Ferne, die zum Träumen anregte und die jede Menge Abenteuer versprach. Unerreichbar, weil damals das Fliegen noch recht privilegiert und dementsprechend teuer war. Einer meiner Klassenkameraden hatte Verwandtschaft in Kanada. Ich weiß noch, wie lange ich seinen Erzählungen lauschte, als er nach sechs Wochen Sommerferien aus Montréal zurückkehrte.

Ein paar Jahre später steckte ich dann schon im Berufsleben. Ich hatte mir die Hotelbranche ausgesucht und war ausgebildeter Hotelkaufmann. Nach einigen mehr oder weniger interessanten Saison-Jobs in Deutschland und in der Schweiz zog ich 1980 nach Frankfurt am Main und fing dort an, für das CP Frankfurt Plaza Hotel zu arbeiten. Das Hotel, ein 44-stöckiges Hochhaus mit fast 600 Zimmern, zählte damals zu dem bekannten Canadian Pacific-Konzern, zu dem ebenso CP Air, CP Rail, CP Ships und noch einige andere Unternehmen gehörten. Der Konzern existiert noch heute, hat sich aber von der Fluglinie und der Hotelgesellschaft getrennt. Die Fluglinie wurde letztendlich von Air Canada übernommen, während die CP Hotels, von denen einige zu den bekanntesten Wahrzeichen Kanadas zählen, in die Gruppe der Fairmont Hotels & Resorts übergingen.

Meine Arbeit bei CP Hotels führte mich regelmäßig nach Kanada. Da die zahlreichen Meetings und Konferenzen immer an abwechselnden Standorten der Hotelkette stattfanden, lernte ich so in meiner fast zehnjährigen Tätigkeit für den Konzern einen Großteil von Kanada kennen. Bis auf die drei nördlichen Territorien, da CP Hotels dort keine Häuser hatte.

Seit den frühen 1990er-Jahren bereise ich mehrmals im Jahr das Yukon Territory. Und das sowohl beruflich, als auch privat. Vor dieser Zeit war der Yukon ein wirklich unbeschriebenes Blatt für mich. Wie meine Liebe zu diesem einzigartigen Abenteuerparadies begann, erzähle ich übrigens gleich in meiner ersten Geschichte.

Dieses Buch entstand eigentlich aus Langeweile. Langeweile auf Lang- und Mittelstreckenflügen, beziehungsweise während Wartezeiten in den verschiedensten Flughafen-Lounges und an den unterschiedlichsten Abflug-Gates dieser Erde. Ich danke demnach allen Fluglinien, die mich schnell und pünktlich transportierten, sowie auch ausdrücklich denen, die mich durch Flugausfälle oder technische Probleme mal länger, mal kürzer warten ließen.

Den Leserinnen und Lesern dieses Buches wünsche ich viel Spaß beim Lesen. Ich hoffe, dass meine Yukon-Abenteuer Sie dazu veranlassen, selbst einmal in dieses Gebiet zu reisen. Der Yukon ist eines der letzten Wildnis-Paradiese dieser Erde, mit spektakulären Landschaften, die von den höchsten Bergen Nordamerikas bis hin zur arktischen Tundra reichen und mit einem Wildreichtum, der weltweit seinesgleichen sucht, gesegnet ist.

Viele meiner Abenteuer können selbst nacherlebt werden. Manche von Ihnen, die bereits im Yukon waren, werden sich an ihre Reise erinnern, eventuell Namen und Orte wiedererkennen. Immer wieder werde ich gefragt, was mich am Yukon so fasziniert. Darauf gibt es sicherlich tausend Antworten und alle sind sie richtig. Aber ihre Gesamtheit machen sicherlich die Größe dieser Faszination deutlich. Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja mal im Yukon wieder. Ich wünsche es uns.

Holger Bergold

DER YUKON

HARDY KRÜGER WAR SCHULD

LH 492 von Frankfurt nach Vancouver. Air Canada Lounge Vancouver Airport. Air Canada Flug 8891 von Vancouver nach Whitehorse.

Im Dezember 1992 traf ich mich mit Schauspieler-Legende Hardy Krüger in dessen Hamburger Wohnung. Ich gehörte damals zu seinem Weltenbummler-Filmteam. In diesen Jahren produzierten wir für die ARD jährlich drei bis vier Weltenbummler-Episoden. Die Geschichten spielten in Ländern, die quer über den Erdball verteilt waren.

An diesem denkwürdigen Tag im Dezember 1992 stand ich vor der überdimensional großen Weltkarte in Hardys Arbeitszimmer und wir suchten nach neuen Ideen und Drehorten für das Jahr 1993. Ich weiß noch genau, dass ich gerade einen gut gehäuften Löffel eines grandiosen Käsekuchens seiner Frau Anita in den Mund schob, als Hardy „Yukon“ sagte. Und dann legt er nach: „Mensch, das ist es. Schon in meiner Kindheit war ich in Gedanken am Yukon, habe die Stories von Jack London miterlebt, war mit ihm am Porcupine River, habe mit seinem Wolfshund gespielt und im Klondike Gold gewaschen. Komm, lass uns in den Yukon gehen und dort eine Episode drehen. Ich möchte zu gerne sehen, wie dieses Abenteuerland wirklich ist“.

So fing es also an. Zu dieser Zeit hatte ich Kanada schon mehrmals von Ost nach West und West nach Ost durchreist, aber das Yukon Territorium war mir nur dem Namen nach bekannt. Zur Vorbereitung auf den Dreh begann ich alles zu lesen, was ich über das Territorium, den gleichnamigen Fluss und den großen und sagenhaften Goldrausch von 1896 in die Hände bekam.

Recherche war damals noch echte „Handarbeit“. Wir reden hier von der Kinderzeit des Computers und des Internets. Google und andere Suchmaschinen waren damals noch nicht existent. Man telefonierte und telexte. Mein lahmer IBM-Computer war zwar nagelneu, hatte aber kaum mehr Fähigkeiten als eine elektrische Schreibmaschine. Das Fax war damals der modernste Weg der schnellen Kommunikation.

Unter anderem kontaktierte ich damals auch die Tourismusbehörde des Yukon mit Sitz in Whitehorse und fand heraus, dass Klaus W. Roth, ein ehemaliger Kollege von mir, den ich Mitte der 1970er Jahre in Düsseldorf als Vertreter der kanadischen Provinz Québec kennengelernt hatte, dort der Tourismusdirektor sei. Zufälle gibt’s!

Klaus signalisierte mir sofort, er würde uns bei diesem Projekt gerne unterstützen, ja, es würde ihm sogar sehr in sein Marketing-Konzept passen, das Yukon Territorium als Reiseziel im deutschsprachigen Europa bekannter zu machen. Ebenfalls sehr hilfreich war der Fakt, dass ich unsere Fernsehshow nicht näher vorstellen musste, denn Klaus kannte sie. Auch den Hauptdarsteller Hardy Krüger kannte er und es war ihm sofort bewusst, was für ein Schauspieler-Kaliber da kommen und über den Yukon erzählen würde.

Ein noch weit größerer Zufall war es, dass Klaus, wie auch Hardy, in seiner Jugend die NS-Ausbildungsstätte Ordensburg in Sonthofen besuchen musste und dort zum Teil dieselben Lehrer hatte, was zu reichlich Gesprächsstoff zwischen den beiden während der aktuellen Drehzeit führte, auf der uns Klaus – das ließ er sich nicht nehmen – natürlich begleitete.

Kurze Zeit später flog ich dann zum ersten Mal zur Vorrecherche in den Yukon. Was heute mit der Condor in knapp neun Stunden nonstop geht, war damals noch ein klein wenig umständlicher. Mit Canadian Airlines International (die dann ein paar Jahre später von der Air Canada übernommen wurde) ging es zuerst einmal von Frankfurt am Main nach Calgary und von dort weiter nach Vancouver. In Vancouver übernachtete ich im altehrwürdigen Hotel Vancouver mit seinem markanten grünen Zinndach und flog dann am folgenden Morgen mit Air Canada in das 2300 Kilometer nördlicher gelegene Whitehorse, der heutigen Hauptstadt des Yukon Territoriums. Klaus holte mich vom Flughafen ab und brachte mich ins High Country Inn, einer ehemaligen Jugendherberge, die umgebaut und – zumindest damals – das beste Hotel am Platze war. Dort, im allseits bekannten „Deck-Restaurant“ und bei einem leckeren Yukon Gold-Bier, begann dann meine „eigentliche“ Yukon-Recherche.

Klaus erwies sich als unerschöpfliche Informations-Quelle für meine Recherche. Er erklärte mir detailliert die Geschichte des Yukon, von der Erstbesiedelung durch sibirische Jäger vor ca. 10.000 bis 15.000 Jahren, über den sagenhaften Goldfund und Goldrausch am Ende des 19. Jahrhunderts, über den schnellen aber auch mühsamen Bau des Alaska Highway im Jahre 1942 bis hin zur heutigen Zeit. Zudem gab er mir viele gute Tipps und lokale Kontakte.

Rob Toohey mit Familie Hackney

Durch ihn war es mir möglich, viele interessante und schillernde Charaktere zu treffen und zu interviewen. Die meisten eigneten sich auch als Protagonisten für eine „Weltenbummler-Episode“, aber letztendlich oblag die Endauswahl der alleinigen Entscheidung von Hardy.

Einer der „Glücklichen“ war Rob Toohey, ein Naturbursche, Outdoor-Freak und River-Guide, der nebenher auch für Fernsehsender und Firmen als Location Scout fungierte und somit die für die Kamera schönsten Stellen des Yukon kannte. Er war für unsere Weltenbummler-Episode quasi der „rote Faden“, der uns durch das gesamte Territorium führte und uns so – ganz natürlich und scheinbar zufällig – auf die anderen ausgewählten Charaktere treffen ließ.

Klaus Gretzmacher und Hardy Krüger

Unter anderem auch auf Klaus Gretzmacher, einem gebürtigen Kölner, der ein paar Jahre zuvor seinen Lehrerjob in Deutschland an den Nagel gehängt hatte und mit Britta, einer seiner ehemaligen Schülerinnen, die er sprichwörtlich nach ihrer Abitur-Feier vom Gymnasium abholte und mit ihr in den Yukon auswanderte. Dort erwarb er die Ruby Range Lodge am Kluane Lake, zu Füßen des bekannten und gigantischen Kluane National Park. Er vermietete die Zimmer seiner Lodge während der Sommersaison an Urlauber und flog sie im eigenen Buschflugzeug zum Angeln und zu Sightseeing-Flügen in den Nationalpark.

Nicht lange nach seiner Ankunft im Territorium kam Töchterchen Nina auf die Welt. Mit Klaus, dessen Flieger sowie einem zweiten Flugzeug flogen wir zum Drehen in den Nationalpark. Optische Hintergründe des Segments mit Klaus waren der Mount Logan (mit 5959 Metern der höchste Berg Kanadas und gleichzeitig der zweithöchste Nordamerikas) sowie die größten nichtpolaren Gletscherfelder der Erde, die sich bis hinunter zur Glacier Bay in Alaska erstrecken und dort schließlich in den Pazifik kalben. Hardy kommentierte diesen Flug nach der Landung mit Worten, die er auch später im Film verwendete. Er sagte: „Ich bin heute mit dem Flugzeug durch Bilder geflogen, die ein Mensch seinen Lebtag lang nicht vergisst“. Damals wusste ich noch nicht, dass ich den darauffolgenden 25 Jahren so einen Flug noch sehr oft machen würde. Und bei jedem dieser Flüge seither dachte ich an Hardy und seine so tief empfundenen Worte.

Ein paar Tage später fuhr uns Rob dann auf einem langen Motorboot von Minto aus den schnell fließenden Yukon River hinunter. Urplötzlich bog er nach gefühlten zwei Stunden Fahrt nach rechts in einen der vielen kleinen Nebenarme ab. Für ein paar Minuten tuckerten wir noch weiter in den immer seichter werdenden Abzweig hinein, bis wir eine einsam gelegene, recht anschauliche Blockhütte erblickten.

Am Ufer erwartete uns bereits eine äußerst aparte „Erscheinung“. Ihr Name war Sibell Hackney, eine ehemalige kanadische Schönheitskönigin, die dort völlig abseits der schon spärlichen Yukon-Zivilisation mit Tochter Sarah und Sohn Ben lebte. Rob nannte sie nur „die Frau vom Fluss“. Ihre wirklich beachtliche Blockhütte hatte sie mit eigenen Händen erbaut und diese dann urgemütlich eingerichtet. Sie hatte auch einen Gemüsegarten mit Hochbeet angelegt und mit Kohl und Kartoffeln bepflanzt. Speziell im Herbst sammelte sie mit den Kindern Beeren und Pilze im Wald und im Winter stellte sie Fallen und verkaufte die Felle dann jeweils im darauf folgenden Frühjahr. Die einzigen Verbindungen zur Außenwelt bestanden aus zwei Motorbooten und einer Funkanlage, mit deren Hilfe ihre Kinder täglich am Fernschulunterricht teilnahmen. Übrigens sehr erfolgreich, denn heute ist Ben Hubschrauber-Pilot und Sarah arbeitet bei der Territorialregierung.

Sibell im Motorboot

Ich erinnere mich auch noch sehr genau, dass Sibell uns nach den Filmaufnahmen einen äußerst leckeren Elch-Eintopf mit selbstgemachtem Brot kredenzte. Den etwa 480 Kilogrammm schweren Elchbullen hatte sie zwei Wochen zuvor selbst erlegt, ausgeweidet und das Fleisch dann zu ihrer Hütte transportiert. Dort war auch ihre „Natur-Eistruhe“, eine Klappe im Holzfußboden, die direkt in einen großen „Kühlraum“ (ein ausgegrabenes Erdloch) unter ihrer Hütte führte, der durch den dort vorherrschenden Permafrost rund ums Jahr Gefriertemperaturen garantierte. Einfach genial, völlig Bio und ohne jeglichen Energieverbrauch.

Mir fiel damals auch auf, dass die Tür zu ihrer Hütte ein faustgroßes Loch aufwies, das nur notdürftig ausgebessert schien. Darauf angesprochen erklärte Sibell, dass ein paar Wochen vorher ein recht aggressiver Grizzlybär versucht hatte, in die Hütte einzudringen und das Loch dabei einfach eindrückte. Da sie und die Kinder zu dieser Zeit vor Ort waren, hatte sie einfach durch das Loch geschossen und den Bären voll erwischt. „Besser er als wir“, sagte sie dann noch lakonisch. Nach dieser Story war mir auch klar, warum die Fensterläden mit langen Nägeln gespickt waren und vor den Fenstern große Nagelbretter lagen. So sieht eben das Buschleben im Land der Grizzly- und Schwarzbären aus. Sicherheit geht vor!

Zwei Tage später waren wir wieder in Whitehorse und trafen auf unsere nächsten zwei Protagonisten: Alyx Jones und seine Ehefrau Bronwyn. Beide lebten damals nordöstlich des Flughafens von Whitehorse, mitten im Busch, in einer recht abenteuerlichen Hütte ohne fließendes Wasser. Alyx, ein gebürtiger Brite aus der Waliser Kohleregion, war Allround-Künstler. Als Bildhauer, Maler, Dramatiker und Bühnenautor hatte er sich im Yukon und eigentlich in ganz Kanada einen guten Ruf erworben und seine Werke wurden (und werden noch immer) von namhaften Kunsthändlern in Vancouver und Toronto angeboten. Als Typ war er ein absolutes Original: ein Paradebeispiel für einen völlig chaotischen Künstler, mit wildem, zerzaustem Haar, Sieben-Tage-Bart und Zigarette im Mundwinkel. Als wir an seiner Holzhütte ankamen, stand er an einem Schuppen vor einem großen Metall- und Alteisen-Gestell und schweißte Metallteile an ein geplantes Kunstwerk, von dem wir nicht erahnten, was es nach Fertigstellung wohl darstellen würde.

Im Gegensatz zu ihm war seine wesentlich jüngere Frau Bronwyn irischer Abstammung und zudem westlich hübscher und graziler als der eher grobschlächtig wirkende Künstler. Sie trug damals durch zwei Nebenjobs substanziell zum Haushaltseinkommen bei, denn sie arbeitete tagsüber als Sekretärin in einer Versicherungsagentur in Whitehorse und tanzte abends als Cancan-Girl in einer Goldrausch-Varieté-Show für Touristen. Und nebenher schmiss sie natürlich den Haushalt.

Bevor wir den Dreh mit dem Künstlerehepaar abschlossen, brachte Alyx uns noch zum Obersten Gerichtshof des Yukon, denn direkt am Haupteingang des Gebäudes stand (und steht noch immer) eine Figurengruppe, bei der alle Gesichter Hardy sofort an seinen verstorbenen Freund Orson Welles erinnerten. Laut Alyx basiert diese Steinmetzarbeit auf geologischen Formationen, die auf dem Dempster Highway gefunden wurden. Das Kunstwerk soll Menschen darstellen, die sich auf den Stufen des Gerichtsgebäudes treffen und diskutieren. Aus der Ferne betrachtet erscheinen die Figuren überlebensgroß. Kommt man ihnen aber näher, erkennt man, dass sie viel kleiner und ihre massigen Körper zu groß für ihre Köpfe sind. Die aus Kalkstein und Tyndall modellierten Figuren sollen den Unterschied zwischen idealer und wirklicher Rechtsprechung verkörpern. Bei genauer Betrachtung der Steine konnten wir übrigens auch fossile Ablagerungen erkennen. Kurz vor unserer Abfahrt strich Alyx sanft mit der Hand über einen der Köpfe und meinte: „Hier oben, in der Abgeschiedenheit des Yukon, habe ich meine Zufriedenheit gefunden. Hier verurteilt mich keiner und man lässt mich leben, wie ich mag“.

Mit dem Flugzeug ging es weiter nach Old Crow, der nördlichsten Gemeinde des Yukon. Die etwa zweihundert Menschen zählende Gemeinde am Porcupine River gehört zur Vuntut Gwitchin First Nation und liegt in periglazialer Umgebung in der arktischen Tundra. Von Menschen bearbeitete, zwischen 25.000 und 40.000 Jahre alte Tierknochenfunde belegen, dass hier die Besiedelung Nordamerikas bereits viel früher als vermutet begann.

Die Steinfiguren vor dem Gerichtsgebäude in Whitehorse

Die indigene Bevölkerung hier oben im hohen Norden lebte und lebt traditionell vom Fischfang und vom Fleisch und Fell der riesigen Porcupine-Karibuherde, die hier alljährlich auf ihrer Wanderung durch das Gebiet zieht. Nach den Verhandlungen über traditionelle Landansprüche mit der kanadischen Regierung, bei der die Vuntut Gwitchin First Nations eine entsprechende finanzielle Abfindung bekamen, kaufte sich die Gemeinde in die in Whitehorse basierte Fluggesellschaft Air North ein, die ihr seither eine tägliche Flugverbindung für Passagiere und Cargo zwischen Whitehorse, Inuvik und Dawson City garantiert. Das starke Wachstum der erfolgreichen Fluglinie sorgte zudem dafür, dass das investierte Geld bis heute gut angelegt ist.

Die Orientierung im kleinen Örtchen Old Crow fiel uns recht leicht. An zwei bis drei unbefestigten Sträßchen, zwischen Runway und Fluss gelegen, standen Holzhäuser und Hütten. Hunde sprangen auf den sonst menschenleeren Wegen. Wo waren die Einwohner? Kurze Zeit später schlenderten wir an der St. Luke’s Anglican Church vorbei und fanden heraus, dass die meisten der Messe beiwohnten, die eine weibliche, indigene Priesterin zelebrierte. Der einzige Ortsansässige, der nicht von den Ureinwohnern abstammte, war der Polizist der Royal Canadian Mounted Police, der hier auf einem regelrechten „Außenposten“ seinen Dienst versah.

Nach der Messe führte er uns durchs Dorf und stellte uns einigen der wichtigen Gemeindemitglieder vor, die uns in zahlreichen Erzählungen interessante Einblicke in das Leben der Ureinwohner im hohen kanadischen Norden gewährten. Wir filmten etliche Szenen rund um Old Crow und erwischten sogar eine kleine Ansammlung von Karibus, die durch den Porcupine River schwammen. Während wir auf dem Rückweg mit dem Boot entlang des Flussufers tuckerten, fiel mir ein ungewöhnlich gebogener „Ast“ im Ufersand auf. Wir legten kurz an und ich zog an dem „Ast“ und hatte den vorderen Teil eines schwarzen Mammutstoßzahns in der Hand. Schätzungsweise drei bis vier Kilogramm schwer. Er war sicherlich mehrere tausend Jahre in dem hier vorherrschenden Permafrostboden eingeschlossen und durch die warmen Temperaturen und dadurch bedingte Erdrutsche wieder ans Tageslicht gekommen. Stolz lud ich ihn ins Boot. Was für ein tolles Mitbringsel! Doch leider wurde daraus nichts, denn im Dorf machte man mir klar, dass das Stück in ein lokales Museum soll. „Such is Life“ – wie der Kanadier sagt!

Von Old Crow brachte uns der Flieger nach Dawson City, der ehemaligen Hauptstadt des Yukon, die um 1900 zu Zeiten des größten Goldrauschs aller Zeiten eine regelrechte Boomtown war. Dawson City nannte man damals das „Paris des Nordens“, wo angeblich der Champagner in Strömen floss, die Austern frisch und die Mädchen willig waren. Es gab dort wohl nichts, was es nicht gab. Und all die teuren Preise für Luxusartikel in der Wildnis wurden anstandslos bezahlt. Oft mit purem Gold, mit Goldnuggets oder mit feinem Goldstaub.

Cancan-Girls bei Diamond Tooth Gerties

Einer der „In-Plätze“ zu jener Zeit war „Diamond Tooth Gerties“, eine Tanzhalle mit Cancan-Girls, Musik, Glückspiel und natürlich Alkohol. Die Besitzerin wurde so reich, dass sie sich einen Diamanten in den Zahn einschleifen ließ. Und so entstand auch der Name der Spielhölle, die heute das nördlichste Spielcasino Kanadas ist und in der noch immer Cancan-Girls ihre Beine schwingen, der Alkohol fließt und so mancher Dollar bei Roulette, Black Jack, Poker oder an Einarmigen Banditen verzockt wird.

Der Dreh in Dawson faszinierte mich, denn nichts hat sich dort seit der Goldrauschzeit wirklich verändert. Noch immer sind die Straßen unbefestigt; wenn es regnet sind sie matschig, wenn es trocken ist, staubig. Die hochgezogenen Gehwege bestehen – wie in Wildwestfilmen – aus Holzplanken, die Gebäude sind alt, oft krumm, durch den Permafrostboden verzogen und Historie ist an jeder Ecke spür- und erlebbar. Die Häuser und Hütten der nordamerikanischen Dichterfürsten Pierre Burton, Robert Service und Jack London können ebenso bestaunt werden, wie alte Theater, Läden, Poststellen und viele weitere Sehenswürdigkeiten. Ganz Dawson ist ein lebendes Museum und man verliert sich in der Zeit, wenn man durch die Straßen schlendert und ein Foto- bzw. Filmobjekt nach dem anderen bestaunen kann.

Straßenszene in Dawson City

Natürlich fuhren wir auch entlang den Ufern des Bonanza Creek zu der Stelle, wo am 16. August 1896 jener „Urfund“ gemacht wurde, der den größten Goldrausch aller Zeiten auslöste und ein Ereignis war, das nicht nur Nordamerika, sondern eigentlich die gesamte Welt aufrüttelte. Und wir bestaunten die Dredge No. 4, den größten Schaufelradbagger, der je in Nordamerika eingesetzt wurde, und bis zu 800 Feinunzen Gold am Tag schürfte. Ein technisches Meisterwerk, schon damals mit Strom betrieben und von wirklich gigantischem Ausmaß.

Die Dredge No. 4, ein technisches Meisterwerk

Nun ja, was soll ich sagen: Am Ende des Yukon-Drehs hatte dieses Paradies des Nordens nicht nur mich, sondern uns alle völlig in seinen Bann gezogen. Beim traditionellen Abschiedsessen zog mich Klaus Roth, dem das natürlich auch aufgefallen war, auf die Seite. Bei einem Glas Whiskey und einer Zigarre unterbreitete er mir dann einen Vorschlag, den ich nicht ablehnen konnte. Er bat mich, ihm zu helfen, den Yukon in Europa auf die touristische Landkarte zu bringen. Ich sagte spontan zu. 1994 unterschrieb ich dann meinen ersten Vertrag mit der Territorialregierung als Repräsentant von Tourism Yukon in Kontinentaleuropa. Das war vor über 28 Jahren und auch noch heute vertrete ich diesen wunderbaren und nordwestlichsten Teil Kanadas im deutschsprachigen Europa.

INFO

Das Rezept zur Geschichte: Elcheintopf(Elchfleisch kann hierbei auch durch Rindfleisch ersetzt werden)

Zutaten (4 Personen)

•4-6 Teelöffel Olivenöl

•500 g in walnussgroße Stücke geschnittenes Elch- oder Rindfleisch

•5 geschälte und in Stücke geschnittene große Kartoffeln

•6 Karotten, geschält und in Scheibchen gehackt

•4 Sellerie-Stengel in Stücke gehackt

•2 geviertelte Zwiebeln

•1 feingehackte Knoblauchzehe

•50 g Tomatenmark oder Ketchup

•200 ml Rotwein

•4 Tassen Rinderbrühe

•Salz, Pfeffer, getrockneter Thymian

•4 Lorbeerblätter

ZubereitungEinen Schmortopf auf mittlere Höhe anheizen. Das Olivenöl hinzufügen. Dann das Elch- oder Rindfleisch im Öl anbraten und beiseite stellen. In den Topf die Zwiebeln und den Knoblauch geben und 2 Minuten anbraten. Dann den Sellerie und die Karotten hinzufügen und 7-8 Minuten unter häufigem Rühren garen. Das Elch- bzw. Rindfleisch zusammen mit 1 TL Salz und 1/2 TL Pfeffer hinzufügen und umrühren. 2 Tassen Brühe hinzufügen, abdecken und ca. 20 Minuten köcheln lassen. Deckel abnehmen und restliche Brühe, Tomatenmark, Rotwein, Kartoffeln, Thymian, Lorbeerblätter, Salz und Pfeffer hinzufügen und umrühren. Abdecken, Hitze reduzieren und 2 Stunden köcheln lassen. Zum Schluss alles abschmecken und mit einem aufgebackenen Baguette oder Toastbrot servieren.

DER FULDA YUKON QUEST

Lufthansa Senator Lounge Frankfurt. South African Airlines Flug SA261 von Frankfurt am Main nach Johannesburg. SAA Lounge in Johannesburg. South African Airlines Flug SA260 von Johannisburg nach Frankfurt am Main.

Auf einer meiner ersten Marketing-Konferenzen mit meinem Kunden Tourism Yukon saß ich im Mai 1996 in einem namenlosen, schlichten und abgedunkelten Bankettraum im High Country Inn Hotel in Whitehorse. Irgendein aus Vancouver eingeflogener und mir völlig unbekannter Marketing-Guru dozierte über endlose Einreisezahlen und seine daraus resultierenden Schlüsse. Da sein Hauptaugenmerk dem amerikanischen Markt galt, war meine Konzentration auf seine so monoton vorgetragenen Äußerungen entsprechend mager und ich ertappte mich des Öfteren beim sinnlosen Bemalen eines weißen Papierblattes. Laut Programm sollte sein Vortrag noch über eine Stunde dauern. Auch der Kaffee auf dem Konferenztisch konnte da meinen durch den neunstündigen Zeitunterschied zu Europa eh schon schlapp-labilen Gesamtzustand nicht wirklich bessern.

Wer den durchschnittlichen nordamerikanischen Kaffee kennt, weiß, wovon ich spreche. Einzig und allein die frisch gebackenen Muffins und Cookies versprachen einen morgendlichen Höhepunkt, wobei mein fortschreitender Bauchansatz da auch schon wieder Einhalt gebot. Blieb also nichts anderes übrig, als diese schwere Stunde in Würde und nach „Kohl’scher Art“ einfach auszusitzen und einigermaßen interessiert dabei in die Gegend zu schauen. Ich glaube, meine Gedanken waren völlig blank, als mich Klaus Roth, mein Freund und gleichzeitig damals amtierender Tourismus-Direktor des Yukon, sachte in die Rippen stieß. „Fall nicht vom Stuhl und fang ja nicht an zu Schnarchen, dafür hat der Typ zu viel gekostet!“ Ich grinste ihn verlegen und mit wahrscheinlich leicht gerötetem Kopf an. „Tut mir leid Klaus, aber der Kerl ist eine wandelnde Schlaftablette und so aufregend wie ein Stück Treibholz.“ Klaus nickte und deutete mir an, dass er mal rausgehen würde und ich sollte ihm ein klein wenig später einfach folgen. Dieser Ansage folgte ich nur allzu gerne. Keine fünf Minuten später trafen wir uns in der Hotelhalle und gingen gemeinsam vor das Gebäude an die frische Luft. Und genau dort fielen auch die zwei Sätze, die letzten Endes mein Leben recht stark beeinflussen sollten. Klaus sagte nämlich: „Du, ich brauche dringend einen Sponsor für das Yukon Quest Hundeschlitten-Rennen, sonst stirbt diese Traditions-Veranstaltung. Kannst Du mir einen aus Europa besorgen?“ Mit so einer Frage hatte ich wirklich nicht gerechnet. Schlittenhunde-Rennen, Sponsoren. Mit so etwas hatte ich bislang eigentlich nichts am Hut. Aber er hatte mich so richtig auf dem falschen Fuß erwischt und ich stammelte nur etwas verlegen „mal sehen, was ich da machen kann“. Wäre ich ein wenig ausgeschlafener gewesen, hätte ich ihm wahrscheinlich gleich entgegnet, dass ich für so was überhaupt keine Expertise hätte. Aber, hätte, hätte, Fahrradkette... Jetzt musste ich wohl oder übel schauen, was sich da auf die Beine stellen ließ.

Wochen später, die Konferenz war schon lange vergessen und ich saß bereits wieder am heimischen Schreibtisch in Frankfurt am Main, zermarterte ich mir das Gehirn und es fiel mir partout nichts zu dem Thema ein. Der Yukon Quest gilt als das wohl härteste Hundeschlittenrennen der Welt. Es hat eine Distanz von 1000 Meilen, also in etwa 1600 Kilometer, und startet alljährlich abwechselnd in Fairbanks (Alaska) oder in Whitehorse (Yukon), führt durch die absolute Winterwildnis des kanadischen Nordens mit einem Zwischenstopp in Dawson City und endet dann jeweils in Whitehorse bzw. Fairbanks.

Welches Unternehmen hätte wohl Interesse, ein Hundeschlittenrennen am – es sei mir verziehen – „Arsch der Welt“ zu sponsern. Bekannte Firmennamen und Sportsponsoren gingen mir durch den Kopf. Red Bull, Adidas, Coca-Cola und, und, und. Einige habe ich angefragt, alle haben sie abgewunken. Ich fragte Hundefutter-Hersteller an, Bierfirmen, Banken. Und irgendwann gab ich dann auf. Keine Chance. Keiner konnte, keiner wollte. Kurz vor meinem Canossa-Anruf an Klaus, bei dem ich ihm meine Niederlage hätte eingestehen müssen, saß ich im Zug und blätterte durch ein Magazin. Beinahe hätte ich es überblättert, aber da sah ich doch tatsächlich eine Anzeige, die einen Husky in winterlicher Landschaft darstellte. Eine Werbeanzeige von Fulda-Reifen. Auf Reifen wäre ich nie gekommen, das alles machte aber völlig Sinn. In meinem Oberstübchen begann es zu rattern. Fulda-Reifen kontaktieren, denen ein Konzept vorlegen, warum das Sponsoring des Hundeschlittenrennens für die Reifenfirma vorteilhaft wäre und was damit erreicht werden könnte. Noch am selben Abend schrieb ich ein Konzept.

Den Hintergrund bildete dabei die Destination Yukon selbst. Das große Territorium hatte ein positives und hochwertiges Image, war durch den Goldrausch und Jack Londons Romane als Abenteuer- und Traumziel hinlänglich bekannt. Zudem war der Yukon die natürliche Heimat der Huskys. Der Husky selbst war Star und Hauptdarsteller des Schlittenhunderennens und es fiel dann letztlich recht leicht, einen Image-Transfer von den Eigenschaften des Huskys auf die eines guten Winterreifens herzuleiten. Dinge wie Spurtreue, Kälteresistenz, Ausdauer, Griffigkeit in Eis, Schnee und Nässe, Genügsamkeit, kurze Bremswege, Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit, es gab jede Menge Gemeinsamkeiten zwischen Huskys und guten Winterreifen. Äußerst erfreulich war auch, dass der damalige Marketingleiter des Reifenherstellers, Michael Kuhn, mir kurzfristig einen Termin anbot, um ihm meine Ideen zu unterbreiten. Und dieser Termin, er war Anfang Oktober 1996, der hatte es dann in der Tat in sich.

Gut vorbereitet erschien ich ein paar Tage später in Fulda. Entspannt und bei einer Tasse Kaffee – das Konzept hatte ich noch nicht einmal aufgeschlagen – plauderten wir über das Hundeschlittenrennen, über die Gegend, in der es stattfand und über die Möglichkeiten, die ein Sponsoring mit sich bringen würde. Michael Kuhn hörte sich alles genau an und fragte zum Schluss: „Was soll denn der ganze Spaß kosten?“ Ich antwortete ihm. „Das Event ist ein absoluter Rohdiamant. Es kann an einen eventuellen Sponsor durchaus noch angepasst werden. Aber mit 40.000 bis 50.000 kanadischen Dollar sollten Sie schon rechnen“. Kuhn lächelte und sagte nur: „Na ja, wenn wir einsteigen, dann reicht das sicherlich nicht. Entweder wir machen was richtig oder gar nicht“. Die Bedeutung dieses Satzes war mir zum damaligen Zeitpunkt noch völlig unbekannt. Eine Investition in der von mir genannten Höhe ist im Tourismus doch schon recht beachtlich, in der Industrie aber tatsächlich „Peanuts“. Wir plauderten noch ein wenig und dann sagte Kuhn zu mir: „Wenn Sie noch ein wenig Zeit haben, dann gehen wir jetzt rüber zu Bernd Hoffmann. Er ist unser CEO und Vorsitzender der Geschäftsleitung. Mal sehen, was der dazu sagt“. Also gingen wir zwei Zimmer weiter und ich fing wieder an, dem obersten Fulda-Boss meine Bilder von Yukon, Huskys und Winterreifen in den Kopf zu malen.

Auch Bernd Hoffmann saß schweigend da und hörte mir zu. Ich konnte beim Erzählen direkt zusehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. Als ich mit meinem Monolog fertig war, sagte er an Michael Kuhn gewandt: „ Kuhn, das schauen wir uns mal an. Hört sich nicht schlecht an. Da könnte einiges an Potenzial drinstecken“.