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Fabeln und phantasievolle Geschichten für Jung und Alt
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Seitenzahl: 45
Veröffentlichungsjahr: 2018
Vorwort
Der Ameisen-Haufen
Das köstliche Reich der Eiskönigin
Die Sternschnuppe
Ein gefährliches Raubtier
Die Weihnachtsgeschichte eines Greyhounds
Die spinnerte alte Pointer-Dame
Wer will schon einen alten Arbeitsgaul?!
Willkommen im Einhorn-Reich
Gefahr im Einhorn-Land
Ein kleines Licht zur Weihnachtszeit
Nachwort
Liebe Leser groß und klein,
vermutlich habe ich mir ein kindliches Gemüt in mancher Hinsicht bewahrt und muss gestehen – ich genieße es, und es macht mir großen Spaß, Fabeln zu schreiben.
Hoffentlich genießen Sie/genießt Ihr diese genauso wie ich, als ich sie geschrieben habe. Vor meinen Augen entstand häufig eine bunte Welt, in die ich völlig abgetaucht bin.
Viel Spaß beim Lesen!
Sandra Terzenbach
Erschöpft strich sich die kleine Ameise den Schweiß aus der Stirn. Sie hatte bereits einen Acht-Stunden-Tag gehabt. Kleine Ästchen getragen, Erdbröckchen gerollt, Beute in den Hügel getragen. Und das alles für – ja, für wen eigentlich?! Ging es ihr dadurch gut? Wurde sie irgendwie reicher oder zufriedener dadurch? Das kam ihr nicht so vor.
Die Ameise machte Feierabend für den Tag und verzog sich in ihr Nest innerhalb des Ameisenhügels. Dort kochte sie sich erstmal einen Braten von einer Made – sie hatte die verstorbene Made mit fünf anderen Ameisen getragen und durch sechs hatten sie den Braten geteilt. „Hätte ich die Made für mich allein, würde sie für sechs Tage reichen“, brummte die Ameise. „Dann müsste ich die nächten fünf Tage keine Beute schleppen.“ Je mehr sie darüber nachdachte, umso klarer wurde ihr die Angelegenheit. Sie schuftete täglich und das nur, weil sie die Früchte ihrer Arbeit nicht für sich allein hatte, sondern weil sie diese mit den anderen beteiligten Ameisen teilen musste.
„Wie unfair doch das Leben ist“, dachte sie.
Nachts wälzte sich die Ameise in ihrem Streichholzschachtel-Bett hin und her. Sie musste sich mal wieder ein neues Blatt zum Zudecken suchen. Im Frühjahr konnte man sich den Luxus erlauben, häufig die Bettwäsche zu wechseln, da gab es jederzeit frische Blätter und die kleine Ameise liebte den Duft saftiger Blätter.
Im Laufe der Nacht beschloss die Ameise, den anderen Ameisen mitzuteilen, dass sie künftig nur für sich selbst arbeiten würde, da sie es für effizienter hielt, als andere Ameisen mit zu ernähren und sich mit ernähren zu lassen.
Beschlossen, getan – die anderen Ameisen reagierten bei der morgendlichen Versammlung und Tagesbesprechung entsetzt. „Das KANN gar nicht klappen“, riefen sie durcheinander. Ihre Eltern waren zutiefst beschämt über die Gedanken, die ihr Nachkömmling hegte. Wusste sie denn nicht, dass Ameisen nur in Gemeinschaft stark sind?! Aber die Ameise war nicht abzubringen von ihrem Entschluss. Mit goldenen Fühlern redete man auf sie ein... Keine Chance!
„Nun, wenn Du nicht mehr für die Familie arbeiten möchtest, musst Du auch Miete für Dein Nest entrichten.“ Der Ameisen-Hausmeister hatte klare Vorstellungen. „Gar kein Problem“, schnippte die kleine Ameise. „Wieviel?“ „Da Du ein junges, naives Ding bist, drei Ästchen pro Woche.“ „Das ist quasi nichts“, lachte die kleine Ameise. „Ihr werdet die Miete für diese Woche gleich heute bekommen.“ „Du kannst sie bis Ende der Woche nach und nach zahlen.“ „Das ist nicht notwendig. Was Du heute kannst besorgen, das vertage nicht auf morgen. Und den Rest der Woche spare ich an.“
Energisch marschierte die kleine Ameise los und fand auch gleich kleine Äste, die ihr geeignet erschienen. Sie nahm dem ersten zwischen ihre Vorderfühler. Leider behinderte das Ästchen sie bei Schritt und Tritt. Nein, so wäre sie morgen nicht fertig mit dem Transport.
Aber unsere kleine rebellische Ameise war ja nicht auf den Kopf gefallen! Also nahm sie ein leichtes Blatt und zog dieses samt des Ästchen Richtung Ameisenhügel und Hausmeister-Nest. Auch dies war mühseligste Arbeit, denn beides zusammen wog doch schwerer als die Ameise sich vorgestellt hatte. „Trotzdem, nicht aufgeben! Von nichts kommt nichts“, ermutigte sie sich selbst mit zusammengebissenen Beißzangen.
Im Laufe des Tages schaffte es die kleine Ameise so, ihre Miete für die kommende Woche zusammenzutragen.
Als sie ihren wohl verdienten Feierabend erschöpft antrat stellte sie fest, dass sie nun zwar keine Mietschulden hatte, wohl aber nicht für ihr Abendessen und Frühstück gesorgt hatte. Hungrig legte sich die kleine Ameise in ihr Streichholz-Bett und deckte sich wieder mit ihrem Blatt zu, das zu wechseln sie ebenfalls nicht geschafft hatte. „Nun, ab morgen wird gespart, dann habe ich immer genug zu essen und kann tagelang pausieren und meine Freizeit genießen“, nahm die kleine Ameise sich vor.
Morgens immer noch hungrig, da sie ja kein Frühstück hatte, stand die kleine Ameise früh auf. Selbst die emsigsten Ameisen des Hügels träumten noch selig in ihren Streichholz-Betten, gemütlich in ihre Blätter gewickelt.
Aber – der frühe Vogel fängt den Wurm! Oder: Die frühe Ameise findet den Regenwurm! Ein seltenes Glück: Ein dicker toter Regenwurm lag nahe des Ameisenhügels. Die Ameise überlegte, wie sie den Regenwurm denn nun in ihr Nest transportieren könnte. Allein war er einfach zu schwer. Frustriert setzte sie sich neben den Regenwurm und wartete auf weitere Frühaufsteher-Ameisen.
Als sie fünf davon sah, rekrutierte sie ihre Hügel-Mitglieder kurzerhand zum Tragen. „Aber Du musst uns dafür bezahlen!“, sagte eine der Ameisen. „Womit?“ „Du kannst uns jedem einen Teil vom Regenwurm abgeben.“