Gespenster-Krimi 120 - Minnie Kromer - E-Book

Gespenster-Krimi 120 E-Book

Minnie Kromer

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Inhalt

Cover

Die Gondelburg

Vorschau

Impressum

Die Gondelburg

von Minnie Kromer

Maren rekelte sich im kuschelig warmen Bett des Hotels. Mit einer Hand tastete sie zaghaft nach ihrem Verlobten Daniel. Aber sie konnte seinen Körper nicht spüren.

Sie öffnete die Augen. Diese brauchten einen Moment, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Daniel lag nicht mehr neben ihr. Dies war nicht seine Art, da er nachts sonst nie aufstand ...

Ob er sich am Büffet überfressen hatte?, fragte Maren sich. Während sie sich aufsetzte, blickte sie suchend in Richtung des Badezimmers. Aber aus dem Spalt unter der Tür strahlte kein Licht zu ihr hinüber. Stirnrunzelnd stand sie auf. »Daniel? Alles gut?«

So groß war das Zimmer wirklich nicht, dass sie ihn hätte übersehen können. Das Bett nahm den meisten Platz ein. Ein Sideboard mit Fernseher stand an der gegenüberliegenden Seite. Direkt neben der Schlafstätte ragte ein dunkler Einbauschrank in den Raum. Darin würde sie ihn wohl kaum nicht finden.

Während der wenigen Schritte bis zum Bad überlegte sie, was geschehen war. Unsicher schob sie die Tür auf. Mit einem Griff fand sie den Lichtschalter, und das Licht ging sofort nach dem Klicken an. Abermals keine Spur ihres Verlobten.

Stirnrunzelnd sah sie sich um. Wo konnte er sein? Die Stille im Raum kam ihr unheimlich vor. Sie strich sich unruhig über die nackten Schultern. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus. Irgendetwas stimmte hier nicht, da war sie sich jetzt sicher.

Maren ging zur Zimmertür und schaltete dort das Licht an. Sofort fiel ihr auf: Die Zimmertür stand ein Stück offen. »Ist er etwa ...« Irritiert zog sie die Tür auf und streckte den Kopf hinaus. Der Gang lag leer und still vor ihr. Sie sah nach rechts und links. Weit und breit war nichts von Daniel zu sehen.

Sie wunderte sich und spürte, wie ihr Herz vor Aufregung raste. »Wo bist du nur? Mitten in der Nacht«, sagte sie leise vor sich hin.

Kurzentschlossen zog sie sich einen Pullover und eine Jogginghose über ihren kurzen Pyjama. Die Schlüsselkarte für das Zimmer lag auf dem Sideboard. Sie steckte diese ein und verließ den Raum. Ob Daniel frische Luft brauchte nach diesem aufregenden Abend?

An der Tür zum Treppenhaus hielt sie inne. Es war ein Uhr nachts. Kein Mensch war mehr unterwegs. Maren ärgerte sich, dass sie einsam durch dieses gruselige Schloss laufen musste. Auf der Zwischenebene blieb sie am gewölbten Fenster stehen und sah hinaus auf das beleuchtete Burggelände.

Sie dachte für einen Augenblick an den wundervollen Antrag, den Daniel ihr vor wenigen Stunden, dort auf der Aussichtsplattform, gemacht hatte. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten erneut.

Es dauerte etwas, bis sie die Bewegung der dunklen Gestalt unten auf dem Platz erkannte. In seinem weißen T-Shirt und hellblauen Boxershorts lief Daniel auf den Rand der Aussichtsplattform zu. Mit Herzklopfen beobachtete sie ihn. Ob er dort etwas vergessen hatte?

Neugierig sah sie ihm nach. Er blieb nicht stehen, sondern ging weiter zum abgesperrten Teil des Geländes. Am Rande der Aussichtsplattform ragte ein hoher Turm über den Abhang. Der alte Glockenturm, der schon viele Jahrzehnte nicht mehr begehbar war. Dies hatte Maren nach ihrer Ankunft auf dem angebrachten Informationsschild gelesen.

»Aber was will er denn da?« Sie drückte ihre Nase gegen die Scheibe. Ihr Atem malte einen feuchten, weißen Nebel darauf und erschwerte ihr die Sicht. Unwillkürlich wischte sie mit der Hand darüber. Im selben Moment sah sie, wie Daniel mit voller Wucht gegen die hölzerne Eingangstür zum Turm trat.

Sie zuckte zusammen und traute kaum ihren Augen. Ihr sonst so friedlicher Daniel, der überhaupt ein eher ruhiger Typ war, zeigte jetzt solche Aggressivität – was war nur mit Daniel geschehen?

Innerlich kämpfte sie mit dem Wunsch zu ihm zu laufen oder doch hier stehen zu bleiben und zu beobachten. Sie konnte sich nicht vorstellen, was in ihn gefahren war. In ihrem Kopf spielten sich verschiedene Szenarien aus. Suchte er etwas? Traf er sich mit jemandem? Oder schlafwandelte er nur?

Mit angespanntem Körper sah sie hinunter, was als Nächstes geschehen würde. Auch wenn sie noch nie einen Schlafwandler gesehen hatte, so glaubte sie zu wissen, dass diese eher wie Zombies liefen. Ihr Neuverlobter hingegen kletterte umständlich, wie es ein Mensch tun würde, über die zerbrochenen Bretter der Tür hinweg. Daniel schien genau zu wissen, was er da tat.

Erst in diesem Moment bemerkte sie, den Schmerz in ihrem Kiefer. Sie hatte die Zähne so fest aufeinandergebissen, dass sie einen Krampf bekam. Endlich fasste sie den Entschluss hinunterzueilen. Sie musste unbedingt herausfinden, was Daniel vor hatte. Egal, was es war, es würde sicherlich noch Zeit bis zum nächsten Tag haben.

Maren rannte die Treppe, so schnell es ihr möglich war, herunter. Die Notfalltür im Treppenhaus stand einen Spalt offen. Hier musste Daniel durchgegangen sein.

Ihr war es nur recht, da sie nun nicht erst zum Haupteingang auf der anderen Gebäudeseite laufen musste. Sie stieß die Tür auf und beeilte sich, zur Ausgangsplattform zu kommen. Die großen Sandsteinplatten knirschten unter ihren Schritten. Zu ihrem Glück leuchtete der Mond hell über ihr, sodass sie die tiefen Furchen zwischen den Platten erkennen konnte. Es hätte grade noch gefehlt, hätte sie sich nun noch verletzt.

»Daniel?«, rief sie, als sie die Aussichtsplattform erreicht hatte. Doch sie bekam keine Antwort. Ein paar Krächen kreisten über ihr und machten sich laut bemerkbar. Der kühle Wind wehte durch ihr Haar. Ansonsten war nichts zu hören.

»Daniel? Was machst du da?« Sie lief zum Eingang des Glockenturms und rieb sich mit den Händen über die frierenden Oberarme. Sie war nun wirklich sauer über dieses seltsame Verhalten. Wie zum Teufel sollte sie sich in Zukunft schön an ihre Verlobung erinnern, wenn sie mitten in der Nacht hinauslaufen musste? Ihrem verrückten Verlobten hinterher, der auf unerklärlichen Pfaden unterwegs war.

Sie nahm den kürzesten Weg zum Eingang, bis sie aus dem Augenwinkel einen schwarzen Schatten auf dem Glockenturm bemerkte. Sofort blieb sie stehen und legte den Kopf in den Nacken. »Was zum Teufel...« Sie legte die Hände an ihren Kopf und traute ihren Augen nicht. Ihr Herz raste, und vor lauter Aufregung hielt sie immer wieder die Luft an. Daniel war aus einem der Fenster auf den Sims des Spitzdaches geklettert. Er sah hinauf zum Mond und verharrte in einer seltsam andachtsvollen Pose.

»Um Himmels willen, was tust du da?!«, schrie sie hysterisch. Sie hatte furchtbare Angst, dass Daniel abrutschen könnte.

Daniel aber reagierte nicht auf sie. Starrte weiter in den Himmel. Unsicher, ob sie den Turm hinaufeilen oder Hilfe holen sollte, tapste Maren von einem Fuß auf den anderen. Immer wieder griff sie sich verzweifelt in ihre blonden Locken und knabberte an einem Fingernagel. So wie sie es immer tat, wenn sie aufgeregt war.

Schließlich beschloss sie, ihm zu folgen. Kaum hatte sie einen Schritt gemacht, kehrte eine seltsame Ruhe ein. Die Zeit spielte sich für sie langsamer ab. Die Krähen waren verstummt, der Wind stand still. Der Mann, der sie so glücklich gemacht hatte in den vergangenen Jahren, hatte die Arme zu den Seiten gestreckt und ließ sich vornüberkippen. Er gab kein Laut von sich, als er den Turm hinunterfiel. Viele Meter tief, an der Burgmauer entlang und in die Baumkronen.

Mit weit aufgerissenen Augen stand Maren da. Sie fühlte nichts. Eine Leere überkam sie, alles verschwamm. Dann brach sie zusammen.

»Das glaubst du doch selber nicht, oder?« Elex biss in sein Salamibrötchen, obwohl er den letzten Bissen noch nicht aufgekaut hatte.

Cleo verzog den Mund zu einer angewiderten Fratze. »Oh bitte, iss doch mal langsamer. Sonst hast du nachher wieder Bauchweh.« Sie war froh, dass sie den Bully heute fuhr. Die Straßen waren himmlisch zu befahren. In sanften Kurven zogen kilometerlang Bäume und Sträucher an ihnen vorbei.

Von den winzigen Dörfer, die sie passierten, konnten sie kaum einmal ein Ortsschild entdecken. Cleo hätte die Fahrt sehr gerne in Ruhe genossen. Doch leider hatte sie nicht die Klappe halten können und Elex von dem Gespräch mit ihrer Mutter erzählt.

»Nein, nein. Du lenkst jetzt nicht vom Thema ab. Deine Mutter hat gesagt, dass du es haben kannst, wenn du die Geister los wirst«, nuschelte Elex und stopfte sich, zu Cleos Erleichterung, den nun wirklich letzten Bissen seines Frühstücks in den Mund.

»Das hast du falsch verstanden«, antwortete Cleo. »Sie wollte nur, dass wir es uns irgendwann mal angucken. Seit dem Geist im Kinderheim hat sie Angst, dass sie so etwas nochmal erleben muss.«

»Naja. Sie hat mit uns beiden ja qualifizierte Leute, die sich der Sache annehmen können.«

Cleo presste die Lippen fest aufeinander. Natürlich wusste sie, worauf sie sich eingelassen hatte, als sie Elex Tannbergers Freundin wurde. Gemeinsam hatten sie schon das ein oder andere paranormale Abenteuer bestritten. Insgeheim hoffte Cleo allerdings, dass er irgendwann ruhiger werden würde. Oder dass diese seltsamen Phänomene verschwinden würden. Auch wenn sie bisher immer mit einem blauen Auge davon gekommen waren, glaubte sie, dass sie vielleicht nicht immer solch ein Glück haben würden. Bei diesem Gedanken schnürte sich ihr Hals zu.

»Was ist? Du guckst so seltsam«, bemerkte Elex und beugte sich zu ihr herüber.

Ihr Herz raste, als er sie aus den Gedanken riss. Sofort setzte sie ein Lächeln auf und schüttelte den Kopf. »Alles bestens.«

Elex schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das glaube ich dir nicht.«

Länger konnte sie nicht warten. Es platzte aus ihr heraus. »Ich mag die Vorstellung nicht, dass wir zielstrebig auf Geisterjagd gehen.«

»Es ist immer dasselbe Thema zwischen uns.« Er schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster.

Cleo tat es leid, dass sie es ihm so direkt gesagt hatte. Zaghaft legte sie eine Hand auf sein Knie. »Nicht böse sein. Ich habe halt einfach Angst.«

Sein abwertendes Lachen versetzte ihr einen Stich. »Angst? Wovor denn? Es sind Seelen, die noch was zu erledigen haben. Denk doch an den Bunker? Wie viele Menschen haben wir da unten gerettet?«

»Ja, aber wie viele haben wir verloren?« Cleo war dieser Satz herausgeschossen. Erschrocken über sich selbst nahm sie den Fuß vom Gas.

»Du wusstest ...«

« ... worauf ich mich einlasse, ich weiß. Das ist deine Berufung«, unterbrach sie ihn. Ihr Augenverdrehen konnte er nicht sehen, da sie aus dem Seitenfenster sah. »Du hast ja Recht. Die Angst überkommt mich nun mal. Und eigentlich finde ich es ja auch interessant und irgendwie toll, helfen zu können. Aber wir bringen uns einfach jedes Mal in Gefahr. Es ist so unberechenbar.«

Sie spürte, wie er seinen Arm um ihren Nacken legte. »Ach Süße. Du bist auch unberechenbar. Deswegen bin ich mit dir zusammen.« Sein süffisanter Ton brachte Cleo zum Lachen. Sie bohrte ihren Ellbogen in seine Rippen, bis er von ihr abließ. Einige Minuten fuhren sie schweigend weiter. Cleo genoss die Aussicht und bekam bessere Laune, bei dem Anblick des glitzernden Sees, an dessen Ufer sie entlang fuhren.

»Kommen wir nochmal zurück auf das Haus«, sagte Elex da.

Grade als sie es vergessen hatte, erinnerte er sie wieder daran. »Das Haus hat meine Mutter geerbt. Es stand jetzt dreißig Jahre leer. Wir müssen es nicht gleich Morgen ansehen, okay?«

»Ne. Das müssen wir nicht. Wir wollen ja unseren Urlaub hier genießen, was?« Elex lehnte sich im Sitz zurück und legte beide Hände entspannt hinter den Kopf.

»Ja. Schon.« Cleo zögerte absichtlich mit einer Antwort. »Wir machen doch Urlaub, oder?« Sie liebte ihn dafür, dass er sofort verstand, dass etwas nicht stimmte. »Okay, ich gestehe. Wir sind nicht nur zum Urlaub hier. Ich bin engagiert worden für eine Fotostrecke. Ich soll eine neue Website gestalten für das Hotel und ...«

»Und warum sagst du mir das erst jetzt? Ich wäre dann zu Hause geblieben oder hätte mir das Haus angesehen.«

»Genau deswegen. Ich wollte ja, dass du mit kommst. Es ist ein schönes Burghotel. Romantisch, ruhig liegend und mit großem Wellnessbereich. Du magst es doch so gerne, wenn es stilvolle Zimmer gibt mit einladender Badewanne.«

Er machte eine abwertende Handbewegung. »Okay. Ist jedenfalls alles besser, als hier im Bully zu hausen.«

»Hey!«, rief sie gespielt empört. »Er hat auch Gefühle und hat uns noch nie enttäuscht.« Sachte strich sie über das Armaturenbrett. »Er meint es nicht so.«

»Doch ich meine es so«, seufzte er. »Nun gut. Also an sich ist die Idee ja ganz schön. Dann entspannen wir uns hier ein paar Tage.« Elex grinste auf einmal übers ganze Gesicht.

Irritiert runzelte Cleo die Stirn. »Was ist?«

»Naja. Mir fällt grade auf, dass sich die Waage immer weiter zu meinem Vorteil neigt.«

»Was?«

»Ich unterstütze dich in deinem Job, obwohl ich keine Ahnung habe, was du da genau tust.«

Genervt prustete Cleo Luft aus. »Ja, und deswegen soll ich dich auch unterstützen, auch wenn ich deine Geisterjagd nicht leiden kann.«

»Genau.«

Zähneknirschend streckte sie ihm die Hand hinüber und er schlug ein. »Dann ist gut. Wer weiß, wenn es eine Burg ist, finde ich ja vielleicht noch ein Gespenst.«

Dazu viel Cleo nichts mehr ein. Sie überquerten die Talsperre und fuhren nach Liftelsee hinein. Die Promenade lag gepflegt vor ihnen. Die Fischrestaurants und Geschäfte waren gut besucht. Die buntbemalten Häuser erinnerten sie an Grußkarten, und es stellte sich sofort ein Urlaubsfeeling bei ihr ein. »Ist das nicht schön?«

»Ja. Der Ort ist malerisch. Und sieh dir das an.« Elex hatte sich zur Frontscheibe vorgebeugt und hielt den Kopf seitlich. Auch Cleo beugte sich nun nach vorne und folgte seinem Blick. Oben auf dem Berg wachte Burg Tauba über die Menschen im Tal.

Der Weg den Berg hinauf kostete den Bully alle Kraft. Das

alte Modell pfiff aus dem letzten Loch. Cleo war dankbar, dass

Elex nichts zum Zustand des Busses sagte. Er war das Erste, was sie sich von ihrem eigenen Geld angeschafft hatte. Ein Stück Freiheit, ein Freund, der sie immer begleitete.