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Ein gellender Schrei drang an Bettine von Zarows Ohr. Es war der Schrei des Todes, ein von Schmerzen und Angst verzerrtes, panisches Kreischen. Die junge Frau fuhr auf dem Absatz ihrer Stiefel herum. Und erstarrte. Einige Schritte von ihr, scheinbar aus dem Nichts gekommen, stand eine hoch gewachsene Gestalt: ein hagerer Mann in einer grauen, mit Blut besudelten Uniformmantel an dessen Brust etliche Orden prangten. Statt eines Gesichtes hatte er einen Totenschädel, der gespenstisch in der Dunkelheit schimmerte.
"Mein geliebtes Enkelkind!", schnarrte er mit blecherner Stimme und streckte seine Knochenhände aus.
Bettine gefror das Mark in den Knochen. Sie konnte nicht glauben, dass diese Erscheinung ihr eigener, doch längst verstorbener Vorfahre war ...
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Der General der toten Soldaten
Vorschau
Impressum
Der General dertoten Soldaten
von Mortimer Grave
Ein gellender Schrei drang an Bettine von Zarows Ohr. Es war der Schrei des Todes, ein von Schmerzen und Angst verzerrtes, panisches Kreischen. Die junge Frau fuhr auf dem Absatz ihrer Stiefel herum. Und erstarrte. Einige Schritte vor ihr, scheinbar aus dem Nichts gekommen, stand eine hoch gewachsene Gestalt: ein hagerer Mann in einem grauen, mit Blut besudelten Uniformmantel, an dessen Revers etliche Orden prangten. Statt eines Gesichts hatte er einen Totenschädel, der gespenstisch in der Dunkelheit schimmerte.
»Mein geliebtes Enkelkind!«, schnarrte er mit blecherner Stimme und streckte seine Knochenhände aus.
Bettine gefror das Mark in den Knochen. Sie konnte nicht glauben, dass diese Erscheinung ihr eigener, doch längst verstorbener Vorfahre war ...
Schwerer Nebel zog durch den Park von Schloss Zarow. Klamme Schwaden trieben über die verwilderten Wiesen, hingen zwischen den hohen, uralten Bäumen und lagen über den in den Boden eingelassenen Grabplatten der Gräfinnen und Grafen, ebenso wie über den verwitterten Kreuzen der gemeinen Leute weiter im Hintergrund.
Wandte man den Kopf ein wenig, so erblickte man im Nebel die gespenstische Silhouette des klassizistischen Schlosses: einen massigen Bau mit hohen Säulen zu beiden Seiten der Eingangstür. Und drehte man sich noch ein wenig weiter, so gewahrte man die milchigen Scheinwerfer eines SUV, der auf dem geschotterten Fahrweg zum Schloss rollte.
Bettine von Zarow saß hinter dem Steuer. Sie war eine junge Frau von gerade mal dreißig Jahren, eine attraktive Erscheinung mit schulterlangen, blonden Haaren und den blauen Augen der von Zarow. Sie war eine Schönheit, ebenso sportlich wie attraktiv, und zudem war sie eine studierte Architektin mit Masterabschluss.
Für die Familie Zarow war die Wende in der DDR ein Glück gewesen, denn nun endlich, knapp zehn Jahre nach dem Ende der SED-Herrschaft, war der Stammsitz ihrer Familie wieder in ihren Besitz zurück übereignet worden. Bettine erinnerte sich noch sehr gut, wie sie vor einigen Monaten zum ersten Mal durch den halb verwilderten Park zum Schloss gefahren war.
Ein jähes Glücksgefühl hatte sie ergriffen: Dies war ihre angestammte Heimat. Hier gehörte sie hin. Selbstverständlich befand das Gebäude sich in einem ganz heruntergekommenen Zustand, hatten die vergangenen Jahrzehnte ihre Spuren hinterlassen: Der Verputz war an vielen Stellen verschwunden, es gab große Löcher im Dach, und es fehlten nahezu sämtliche Regenrinnen. Die Fenster schlossen nicht mehr, die hölzernen Fußböden im Innern des Gebäudes waren morsch und die alten Tapeten längst von den Wänden gerissen.
Nahezu ein halbes Jahrhundert falscher Nutzung als russisches Waffenlager, als Bürgermeisterei und als Polizeigefängnis, später als Kindergarten und Erholungsheim hatte seinen Tribut gefordert. Doch Bettine hatte rasch erkannt, dass die Substanz des Gebäudes in Ordnung war und dass sie alle Schäden würde reparieren können.
Sie stoppte vor der Freitreppe und stieg aus. Ein Nieselregen fiel und sie schlug den Kragen hoch und zog sich den roten Anorak fester um die Schultern. Rasch lief sie die Treppe nach oben und steckte den rostigen Schlüssel ins Schloss. Sie hatte die Elektrik herausreißen lassen, um sie zu erneuern, Licht gab es also nicht. Doch sie hatte ihre große Taschenlampe dabei, und deren Strahl leuchtete suchend durch die hohe Schlosshalle.
Weiter hinten führte die breite Holztreppe nach oben. Ihre Vorfahren waren hier herunter gekommen, wenn sie zu ihrem Gesinde hatten sprechen wollten. Doch diese Zeiten waren vorbei: Bettine arbeitete wie alle anderen auch. Morgen früh hatte sie ein Gespräch mit Investoren und sie hatte am Nachmittag den Ordner mit den neuesten Plänen irgendwo hier liegen gelassen.
In diesem Augenblick hörte sie einen lauten Schlag in ihrem Rücken. Sie drehte sich um und sah, dass die schwere Eingangstür zugeschlagen war. Wie konnte das sein? Es musste der Wind gewesen sein. Dennoch kroch ein mulmiges Gefühl aus ihrer Magengrube aufwärts. Für Sekunden verharrte sie.
Wieder suchte der Strahl ihrer Taschenlampe nach den Unterlagen.
Und dann brach das Grauen los.
Ein gellender Schrei riss Bettine aus ihren Gedanken. Es war ein von Schmerzen und Angst verzerrtes, panisches Kreischen. Der Schrei des Todes. Sie fuhr auf dem Absatz ihrer Stiefel herum. Und erstarrte. Einige Schritte von ihr, wie aus der Wand getreten, stand eine hoch gewachsene, hagere Gestalt: es war ein dürrer Mann in einem grauen, mit Blut besudelten Uniformmantel, an dem etliche blutige Orden prangten.
Die gespenstische Erscheinung trat näher. »Wie schön, du gekommen bist«, sagte seine schnarrende Stimme. Statt eines Gesichtes hatte der Mann einen Totenschädel.
Grauen ließ Bettine erstarren.
Der Knochenschädel veränderte seine Mimik zu einem verdrehten Grinsen. »Oh ja. Ich bin dein Blut. Dein Vorfahr. Ich bin General Joachim von Zarow. Und nun bist auch du zu mir gekommen. Endlich. Sie hatten mich doch abserviert. Ja, abserviert im wahrsten Sinne des Wortes, meine Liebe. Ich war so einsam.«
Die junge Frau rang nach Luft. Entsetzen schnürte ihre Kehle zu. Sie wusste, dass der General vor hundert Jahren bereits gestorben war, kurz nach dem Ende des ersten Weltkrieges.
»Lange waren wir allein«, fügte er klagend hinzu. »Hans und Friedrich sind ebenfalls hier. Und nun wirst auch du dich anschließen. Wie schön! Du weißt nicht, wie kalt es für uns war.«
Wie war so etwas möglich? Fantasierte sie? Ein Satz schoss durch Bettines Kopf: Zwischen Himmel und Erde existiert mehr, als ihr in eurer Schulweisheit euch träumen lasst. Der Untote von Schloss Zarow war wieder auferstanden. Sie drehte sich um und rannte in Panik zur Eingangstür, griff nach der Klinke und riss daran. Doch die schwere Tür ließ sich nicht bewegen. Sie war verschlossen. Bettine zerrte an der Tür, doch ohne jeden Erfolg.
In ihrem Rücken hörte sie das scheppernde Lachen des Generals. »Wohin willst du denn, mein kleiner Teufel?« Seine Stimme hallte mit grausigem Echo wider. »Magst du mich etwa nicht? Ja, so seid ihr, ihr modernen Menschen. Doch eure Zeit neigt sich dem Ende entgegen. Jetzt kommen ich und meinesgleichen zurück!«
Bettine drehte sich um, stand mit dem Rücken zur Tür. Drei hagere Gestalten traten jetzt auf sie zu – woher waren die gekommen? Auch sie waren mit grauen, blutigen Uniformröcken bekleidet und auch ihre Gesichter waren Totenköpfe, feixend und von Mordlust erglühend. Sie streckten ihre Arme aus, doch knochige Totenhände griffen nach ihr.
»Blut! Lebendes Blut!«, zischte einer der Totenschädel. Sie wurde ergriffen und eine erste knochige Faust traf hart in ihr Gesicht. Wieder lachte grausig der General. Die Stablampe entfiel ihrer Hand, das Glas zerbrach und das Licht erlosch. Weitere Hiebe trafen sie, sie taumelte, konnte jedoch nicht fallen sondern wurde festgehalten. Knochige Faustschläge trafen in ihr Gesicht, gegen ihren Hals, ihre Brust, in ihren Bauch. Sie bog sich nach vorn und eines der Skelette nahm sie in den Schwitzkasten. Nun rannten sie vorwärts, hinunter in den Keller des Schlosses. Immer war das feixende Lachen des Generals in ihren Ohren. Hier unten hatten sich die alten Zellen befunden. Angeblich hatten Nazis und Russen hier gefoltert. Bettine wurde in eine der Zellen geworfen, eine eiserne Tür fiel hinter ihr in Schloss, nur eine Pechfackel brannte. Sie lag auf dem kalten, harten, feuchten Fußboden und böse, unerbittliche Fußtritte trafen sie ins Gesicht und in den Bauch. »Mit dir werden wir schon fertig«, schnarrte einer der Soldaten.
Bettine von Zarow schrie und schrie und schrie.
†
Caroline erwachte vom Schrei ihrer eigenen Stimme. Sie hatte geträumt. Ein Unglück war mit ihrer Schwester geschehen. Caro hatte aufgeschrien vor Schrecken und in Angst. Nein, Bettine hatte keinen Unfall auf der Autobahn gehabt wie vor zwei Jahren. Es war viel schlimmer! Caroline atmete schwer und kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Sie fühlte sich, als habe sie einen Schlag in die Magengrube bekommen. In dieser Sekunde wusste sie ohne jeden Zweifel, dass ihre Zwillingsschwester tot war.
Sie richtete den Oberkörper im Bett auf. Birgit lag neben ihr, sie atmete ruhig und tief im Schlaf. Caroline war in Schweiß gebadet. Sie erhob sich leise und schlüpfte in ihren Morgenmantel, trat ans Fenster und blickte hinaus in das nächtliche Berlin, in den nächtlichen Nieselregen des Novembers. Bis auf die Straßenlaternen und das blaue Licht drüben im Slumberland lag der Winterfeldplatz in Dunkelheit.
Regen fiel schräg gegen das Licht. Ein paar Touristen gingen noch nach vorn zum Nollendorfplatz zur U-Bahn.
Der Traum hatte die Wahrheit gesprochen. Bettine war tot. Caro taumelte, hielt sich mit beiden Händen an der Fensterbank fest. Dann wurde ihr schwarz vor Augen, alles drehte sich rings um sie, und ihr schwanden die Sinne. Sie spürte, wie ihre Knie unter ihr wegbrachen, während sie in ein tiefes und schwarzes Loch fiel. Ihre Hände lösten sich von der Fensterbank und sie kippte nach hinten und fiel schwer zu Boden.
†
»Caro! Was ist mit dir?«
Birgits erschrockene Stimme drang an Carolines Ohr. Sie vermeinte, sich irgendwo tief unter Wasser zu befinden, hinter einem milchigen Nebel, einem Strudel, der alle Gefühle und Stimmen dämpfte.
»Caro! Wach auf!« Birgit tätschelte die Wange ihrer Freundin und spritzte ein wenig Wasser in ihr Gesicht.
Caroline von Zarow öffnete die Augen.
»Was hast du?«
»Ich hab geträumt. Bettine ist tot!«
»Was sagst du?«
»Ich habe es geträumt. Bettine ist tot! Ein Ungeheuer hat sie zerrissen. Ein blutbesudelter Soldat.« Caro begann heftig zu schluchzen und zu zittern.
Birgit musterte ihre Freundin mit skeptischen Blicken. »Jetzt beruhige dich mal. Hast du irgendwas genommen gestern Abend?«, fragte sie.
»Nein«, rief Caro wütend. »Wie kommst du denn darauf?«
»Es klingt aber so.«
»Nein!«
»Wäre nicht das erste Mal.«
Caroline richtete sich wütend auf. Doch wieder drehte sich alles rings um sie her und sie ließ sich zurück auf den Rücken sinken.
»Bettine ist gestorben, in dieser Nacht«, flüsterte sie atemlos. »Ich weiß es, ich habe es gerade im Traum gesehen. Ein Monster hat sie umgebracht.«
»Was soll das denn für ein Monster gewesen sein?«
»Eins aus der Vergangenheit.«
»Ich hole einen Arzt!«
»Nein!«, rief Caro. Die Empörung über ihre Freundin belebte sie. »Bettine ist meine Zwillingsschwester. Ich bin nicht stoned oder verrückt. Ich weiß, was ich sage.«
Birgit verharrte und sah ihre Freundin mit besorgter Miene an. Endlich nahm sie ernst, was diese ihr erzählte.
»Das gibt's doch gar nicht«, meinte sie.
»Doch!«
»Du bist ja ganz nass vom Schweiß.« In Birgit, der Künstlerin, gewann das rationale Denken die Oberhand. »Deswegen zitterst du so. Du wirst dich erkälten. Komm, du musst zurück ins Bett.«
Sie fasste Caro um die Schultern und half ihr, sich aufzurichten. Vorsichtig führte sie sie zurück zum Bett. Caro stellte fest, dass ihr seidenes Nachthemd in der Tat klatschnass war. Es klebte an ihren Brüsten. Sie ließ sich aufs Bett sinken und Birgit zog ihr das Nachthemd über den Kopf und breitete dann die Bettdecke über ihren nackten Körper.
»Du hattest einen schlechten Traum«, sagte sie. »Ich rufe Bettine an. Dann wirst du sehen, dass überhaupt nichts passiert ist.« Sie griff nach ihren Smartphone, öffnete das Telefonbuch und wählte Bettine von Zarow Nummer. Es klingelte mehrmals. »Leider bin ich im Augenblick nicht erreichbar«, erklärte dann der Anrufbeantworter. »Bitte hinterlasse mir doch einfach eine Nachricht.« Birgit legte auf. »Sie schläft tief und fest. Es ist halb drei«, sagte sie.
»Sie ist überhaupt nicht in ihrer Berliner Wohnung, Sie ist doch hoch an die Ostsee gefahren«, erklärte Caro.
»Zum Schloss?«
»Ja. Morgen wollte sie zwei Investoren treffen.«
»Okay.« Birgit wählte die Nummer von Bettines Smartphone.
Doch wieder sprang nur der Anrufbeantworter an. »Bitte hinterlasse mir eine Nachricht. Ich rufe dich zurück.«
»Es ist jetzt einfach viel zu spät«, erklärte Birgit. »Wir schlafen jetzt noch ein paar Stunden, und morgen früh wird sich alles aufklären. Es gibt keine Monster. Du hast einfach nur schlecht geträumt, mein lieber Schatz.«
Doch Caro starrte aus entsetzten Augen an die Decke. »Nein, sie ist tot!«, murmelte sie.
†
Die Morgensonne hatte den Nebel vertrieben und der scharfe Wind der Küste die Regenwolken davon gefegt. Hell schien die Sonne von einem blauen Himmel, während der Polizeiwagen durch den Park zu Schloss Zarow rollte.
Es war ein imposantes, klassizistisches Gebäude, zwar halb verfallen, aber dennoch beeindruckend. Davor parkten bereits ein dunkler SUV, ein Transporter einer Baufirma, ein weiteres Polizeifahrzeug, sowie ein Notarzt- und ein Leichenwagen.
»Das ist ja ein ganz schön stattliches Aufgebot«, stellte Oberkommissar Tom Wille fest, ein untersetzter, etwa fünfzigjähriger Mann mit schütteren, hellen Haaren und einem deutlichen Bauchansatz. Seine schmalen Augen spähten zu dem Schloss.
Sein Kollege, Hauptkommissar Sven Schneidermann, der den Wagen fuhr, nickte. Er war etwa dreißig Jahre alt, ein schlanker, blonder Mann, der in einem kleinen Dorf kaum fünf Kilometer von Schloss Zarow entfernt geboren und aufgewachsen war.
»In dem Schloss befand sich mein Kindergarten«, erzählte er.
»Ach ja?«
Wille stammte aus dem Westen. Er war vor knapp fünf Jahren aus einer kleinen Stadt in der Eifel nach Meck-Pomm gezogen und bei der Polizeidirektion hier oben eingestiegen. Natürlich war das ein guter Karriereschritt gewesen. Es gab die sogenannte Buschzulage und so konnte er hervorragend leben, gerade hier oben in Vorpommern, wo die Preise niedrig waren.
Sein Wechsel hatte aber sicher auch damit zu tun gehabt, dass seine Frau ihn damals verlassen und er sich einsam und ziemlich heimatlos gefühlt hatte. Also war er an die Ostseeküste gewechselt. Doch selbst nach all den Jahren war er mitunter noch immer verblüfft über die Details, die seine Kollegen ihm aus ihrer Jugend in der DDR erzählten.
»Muss schön gewesen sein«, meinte er.
»Klar.«
»Dann kennst du dich hier ja bestens aus.«
»Logo. Der Kindergarten war im Parterre des Westflügels untergebracht«, erzählte Schneidermann. Er stoppte hinter dem Leichenwagen. »Im Ostflügel befand sich die Kreisverwaltung und auf der Etage darüber gab es eine Dorfkneipe. Habt ihr im Westen nicht gehabt.«
»Nee.«
»Allerdings fiel auch überall der Verputz von den Wänden.«
»Ist ja heute nicht anders.«
Die beiden Männer stiegen aus dem Wagen. In der Sonne war es viel zu warm für Anfang November. Sie gingen die Freitreppe nach oben und traten in die Eingangshalle des Schlosses. Willes Blick glitt quer durch den großen, hohen Raum – über die einstmals prachtvollen Wände und Decken, von denen nun der Verputz bröckelte, über die Baumaschinen und Stapel von Materialien, die überall verteilt standen – und blieb an einer Gruppe von Personen hängen, die weiter im Hintergrund standen. Er erkannte eine Kollegin und einen Kollegen der Schutzpolizei, außerdem einen jungen Arzt aus dem Krankenhaus. Die anderen schienen Mitarbeiter der Baufirma und eines Bestattungsinstituts zu sein. Er trat näher und erblickte die Leiche einer jungen Frau. Unwillkürlich holte er tief Luft.
Das Opfer sah aus, als habe der Täter mit einem Hammer, einem Baseballschläger oder etwas ähnlichem auf es eingeprügelt. Außerdem wies der Körper an vielen Stellen große Schnitt- und sogar Reißwunden auf. Die Tote war über und über voll Blut. Sie war vielleicht dreißig Jahre alt gewesen und trug einen roten Anorak, Blue Jeans und schwarze Stiefeletten. Ihr Gesicht war regelrecht grün und blau geprügelt. Sie hatte einen schlanken, sportlichen Körper und schulterlanges, blondes Haar. Ihre Augen waren im Todesschrecken weit aufgerissen und starrten ins Leere.
Auch Hauptkommissar Sven Schneidermann sah schockiert aus.
Der Arzt, der neben der Leiche kniete, ein kleiner, schlanker Mann mit einer Halbglatze, erhob sich und sah Wille an. »Morgen.«
»Guten Morgen. Können Sie schon was sagen?«