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In dem irischen Dorf Wicklow geht das Grauen um - in Gestalt eines mordenden Schattens, der seine Opfer erwürgt. Doch natürlich glaubt die Polizei nicht an das Übersinnliche, und ausgerechnet der junge, sympathische Lehrer Rick Shaw gerät in den Verdacht, der grausame Serienkiller zu sein. Dadurch geraten er und seine hübsche Freundin Sheilah Joyce in einen Strudel unheimlicher Ereignisse - und zum Schluss muss sich Rick dem schaurigen Schattenmörder in einem Kampf auf Leben und Tod stellen ...
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhalt
Der Schattenwürger
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Impressum
Cover
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
von Mortimer Grave
Vor der Tür der winzigen Hütte blieb Sean Farquar stehen. Er blickte den Weg zurück, den er vom Strand heraufgekommen war.
Er hatte das merkwürdige Gefühl, dass ihm jemand gefolgt war, aber er konnte niemanden sehen und hatte auch keine Schritte gehört.
Der Strand lag leer und verlassen da. Die Sonne war soeben untergegangen, warf aber noch einen roten Schimmer auf die Wellen des Atlantiks.
Es war ein Abend, wie Farquar ihn schon tausend Mal hier an der irischen Westküste erlebt hatte. Und trotzdem war irgendetwas anders als sonst.
Farquar schüttelte den Kopf.
Das Einzige, was anders ist als sonst, ist, dass ich heute stocknüchtern bin, dachte er. Aber das lässt sich schnell ändern.
Er nahm den Farbpinsel in die linke Hand, in der er bereits den kleinen Farbeimer trug, und streckte die rechte Hand nach der Türklinke aus.
Die Tür öffnete sich widerstrebend und knarrend in schlecht geölten Angeln. Das Geräusch drang Farquar durch Mark und Bein.
Er glaubte, in dem widerwärtigen Geräusch eine Stimme zu hören, die seinen Namen rief.
Wieder blickte er sich um, und wieder sah er niemanden.
Enthaltsamkeit tut dir nicht gut, alter Junge, sagte er sich. Davon bekommst du Halluzinationen. Wird Zeit, dass du dir einen kräftigen Schluck gönnst.
Er stieß die Tür auf und trat ein.
Es war dunkel in dem kleinen Raum, der Farquar als Werkstatt diente. So dunkel, dass er kaum die vielen Werkzeuge sah, die in mustergültiger Ordnung an den Bretterwänden der Hütte angebracht waren.
Durch die offene Tür fiel nur schwaches, rötliches Abendlicht herein.
Ohne Zeit damit zu verschwenden, die Tür zu schließen, ging Farquar auf einen Tisch zu.
Eine kühle Brise wehte vom Meer herauf. Aber die Luft roch nicht wie sonst nach Salzwasser und Seetang, sondern dumpf und modrig, wie in einem feuchten, schlecht gelüfteten Raum.
Oder in einer Gruft, dachte Farquar.
Er fröstelte in der plötzlichen Kälte.
Ein heftiger Windstoß rüttelte an der morschen Bretterbude. Dann schlug die Tür krachend zu.
Farquar schrak zusammen.
Er wusste plötzlich, dass er nicht allein im Raum war.
Jemand stand dicht hinter ihm.
Farquar hörte ihn nicht, und er spürte nicht seinen Atem.
Das Einzige, was er wahrnahm außer seiner Angst, war die eisige Kälte, die plötzlich den Raum erfüllte.
Langsam, wie unter einem Zwang, drehte er sich um.
Niemand stand hinter ihm. Er war allein in der kleinen Hütte.
Jetzt, da die Tür zugefallen war, war es noch dunkler als zuvor. Durch das einzige Fenster mit seinen staubbedeckten Scheiben drang nur wenig Licht vom Abendhimmel.
Aus weit aufgerissenen Augen starrte Farquar in die Dunkelheit.
Hier musste jemand sein. Oder etwas. Er spürte es deutlich. Es war vollkommen unmöglich, dass er allein war.
Langsam wich er zurück.
Aber er kam nicht weit.
Zwei riesige kalte Hände legten sich auf seine Brust.
Sein Herz stockte unter der plötzlichen Berührung. Ihm war, als presste eine gewaltige Faust sein Herz zusammen und hinderte es am Schlagen.
Eisige Kälte breitete sich in seinem ganzen Körper aus und lähmte ihn.
Er war unfähig, sich zu bewegen und weiter zurückzuweichen bis zu der hölzernen Wand hinter ihm.
Immer noch sah er keinen Menschen. Und er hörte keinen Laut außer seinem eigenen heftigen Atmen.
Dann tasteten sich die Hände an seiner Brust nach oben. Lange, knochige Finger, wie ihm schien. Er spürte sie deutlich durch den Stoff seiner Kleidung hindurch.
Aus dem Halbdunkel, das ihn umgab, tauchte langsam ein Gesicht auf. Das hagere Gesicht eines Mannes, stoppelbärtig, nur undeutlich zu erkennen, in Umrissen, die sich ständig wandelten.
Farquar wusste, dass er dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte, aber er wusste nicht, wann und wo das gewesen war.
Zwei tiefschwarze Augen starrten ihn an, hasserfüllt und bösartig.
Dann legten sich die Finger um seinen Hals, drückten erbarmungslos zu.
Farquar versuchte, sich zu wehren, sich aus dem tödlichen Würgegriff zu befreien. Aber seine Schläge und Tritte gingen wirkungslos ins Leere.
Da war niemand, den er hätte treffen können. Nur dieses Gesicht, eine verzerrte Fratze voller Bosheit. Augen, die sich an seiner Angst weideten. Und die knochigen Finger an seiner Kehle, die ihm erbarmungslos die Luft abschnürten.
Es wurde Farquar nicht bewusst, dass seine linke Hand sich öffnete und den Farbeimer auf den Boden fallen ließ.
Die knochigen Finger an seiner Kehle hoben ihn mühelos hoch.
Er verlor den Halt. Hilflos strampelte er im schmerzhaften Würgegriff.
Seine Füße rutschten über die Bodenbretter, auf denen sich die rote Farbe wie Blut ausgebreitet hatte.
Mein Gott, schoss es ihm durch den Kopf. Er erwürgt mich! Ich werde qualvoll ersticken! Nein, bitte nicht ...
In seiner Brust tobten fürchterliche Schmerzen. Seine Lunge brannte wie Feuer, sein Herz wurde wie von einem eisernen Schraubstock zusammengepresst.
Ich will nicht sterben!, hämmerte es in seinem Kopf. Nicht so – nicht auf diese Weise! Luft! Ich brauche Luft!
Farquar sah das teuflische Grinsen und die vor boshafter Freude glühenden Augen, die ihn aus der Dunkelheit anstarrten, während der Schmerz immer heftiger wurde.
Er wollte schreien, doch nur ein qualvolles Röcheln entrang sich seinem weit aufgerissenen Mund. Er wehrte sich verzweifelt, wand sich hin und her in seinem furchtbaren Todeskampf, doch er hatte nicht den Hauch einer Chance.
Er starb den grausamen Erstickungstod, und das teuflische Grinsen seines Peinigers begleitete ihn in die unbarmherzige Kälte des Todes ...
†
»Farquar?«
Keine Antwort. Das kleine alte Segelboot lag ruhig da, sanft schaukelnd in den Wellen des Meeres.
Eine kühle Brise wehte vom Meer her. Trotz des strahlenden Sonnenscheins fröstelte Rick Shaw in seiner leichten Sommerkleidung.
Er blickte auf seine Armbanduhr.
Acht Uhr morgens.
Vor einer halben Stunde hatte er sich mit Farquar hier auf dem Boot treffen wollen für eine Angeltour draußen auf der See. Aber er hatte sich verspätet. Farquar musste längst hier sein.
Wieder rief er Farquars Namen. Wieder kam keine Antwort.
Der Kerl wird doch nicht schon am frühen Morgen betrunken sein, dachte Rick. Oder noch seinen Rausch von gestern Abend ausschlafen?
Er beschloss, nachzusehen, ob Farquar überhaupt an Bord war. Vielleicht befand er sich noch oben in seinem Haus und schlief tief und fest.
Die Planke, die vom Bootssteg an Deck führte, bog sich unter Ricks Gewicht. Eine heftige Böe fegte plötzlich über das Meer, drückte das Segelboot zur Seite und traf Rick mit voller Wucht.
Rick musste sich gegen den Wind stemmen, um nicht von der Planke ins Meer geweht zu werden.
Die Planke schaukelte heftig unter ihm, bog sich durch wie ein Sprungbrett.
Rick fühlte sich wie damals, als er zum ersten Mal in seinem Leben ein Pferd zu reiten versucht hatte und von dem widerspenstigen bockigen Vieh in hohem Bogen abgeworfen worden war.
Die hölzerne Planke schien ein Eigenleben und einen eigenen Willen zu haben. Dann rutschte sie von der Bordwand, auf der sie nur lose gelegen hatte.
Rick rettete sich mit einem weiten Sprung an Bord vor dem Sturz ins Wasser. Er prallte gegen die Wand der niedrigen Kajüte und stürzte zu Boden. Sein Kopf schlug hart gegen das Holz.
Einige Sekunden lang blieb er benommen liegen. Nur der heftige Schmerz in seinem linken Handgelenk hinderte ihn daran, das Bewusstsein zu verlieren.
Er lehnte sich mit dem Rücken an die Kabine des schaukelnden Bootes und hob den linken Arm.
Eine Verletzung war nicht zu sehen, aber er konnte die Finger der linken Hand kaum bewegen. Die ganze Hand fühlte sich taub an, doch im Gelenk tobte ein heftiger Schmerz.
Sein Hemdsärmel war von einer dunklen, feuchten Flüssigkeit durchtränkt. Rot wie frisches Blut.
Aber es konnte kein Blut sein, da er keine Wunde hatte.
Jetzt erst wurde ihm bewusst, dass er mit dem Rücken an der Kabinenwand klebte. Er riss sich los.
Die Kabine war in roter Farbe gestrichen. Offenbar erst vor Kurzem, denn die Farbe war noch frisch und feucht, wie er mit der tastenden rechten Hand feststellte.
Wie kann dieser alte Narr sein Boot streichen, wenn er die Absicht hat, mit mir aufs Meer hinauszufahren?, wunderte sich Rick.
Er rappelte sich vom Boden auf.
»He, Farquar!«, rief er.
Die einzige Antwort war eine heftige Windböe, die vom Land her kam, von dort, wo hoch oben auf einer Klippe Farquars kleine Hütte stand.
Rick fröstelte im kühlen Wind. Dann stieg er die steile Treppe in die Kajüte hinunter. Er bewegte sich vorsichtig. Wenn er wieder fiel, würde er den Sturz mit seiner verletzten linken Hand nicht abfangen können.
Die Kajüte war leer. Nichts deutete darauf hin, dass Farquar heute schon hier gewesen war. Nichts außer dem frischen Anstrich an Deck.
Rick stieg wieder hinauf.
Er blickte hinüber zum Haus auf der Klippe.
Es blieb nichts anderes übrig, als den gewundenen Weg hinaufzugehen und nachzusehen, weshalb Farquar sich verspätete.
Die schmale Planke, die das Boot mit dem Steg verbunden hatte, war verschwunden, im Meer versunken. Aber der Zwischenraum zwischen der Bordwand und dem Steg war nicht breit, keine anderthalb Meter. Kein Problem für einen sportlichen jungen Mann wie Rick.
Er setzte einen Fuß auf die Bordwand des alten Fischerbootes, dann trat er mit einem langen Schritt hinüber.
Als er über den langen schmalen Steg zum Ufer zurückging, hatte er das Gefühl, dass ihm jemand folgte.
Er hörte keine Schritte hinter sich, aber der altersschwache morsche Steg bewegte sich merkwürdig und nicht im Rhythmus seiner eigenen Schritte. Es war, als sei der ganze Steg betrunken. So wie Farquar es an manchen Abenden war.
Unwillkürlich blieb Rick stehen und blickte sich um.
Natürlich war niemand hinter ihm.
Trotzdem schaukelte der wackelige Steg wie unter den Tritten eines schweren Mannes.
Das bilde ich mir ein, dachte Rick. Wahrscheinlich kommt es davon, dass ich mit dem Kopf gegen die Kajütenwand geknallt bin.
Er ging weiter.
Immer noch hatte er das merkwürdige Gefühl, dass ihm jemand folgte ...
†
Einige Menschen hatten sich vor Farquars Haus versammelt.
Die Dorfbewohner grüßten den jungen Lehrer nicht, wie sie es sonst taten, sondern blickten schweigend und mit ernsten Gesichtern, fast ängstlich, wie es Rick schien, zu dem kleinen Schuppen hinüber, der Farquar als Werkstatt diente.
Rick trat näher und blickte durch die offene Tür hinein.
Zuerst sah er nur den alten, weißhaarigen Father Ambrose, den Pfarrer des Ortes.
Der schlanke, hochgewachsene Mann stand in einer Ecke des Raums. Er hatte die Hände gefaltet und blickte auf die reglose Gestalt nieder, die mit verdrehten Gliedern auf dem Boden lag, wie eine weggeworfene Puppe.
Wer der Mann auf dem Boden war, konnte Rick nicht sofort erkennen, denn Doc Donelly kniete neben ihm.
Die beleibte, breite Gestalt des Arztes verdeckte das Gesicht des Mannes auf dem Boden.
Erst als Rick in den Raum trat, sah er das wachsbleiche, starrte Gesicht des Mannes mit den weit aus den Höhlen gequollenen Augen, die an weiße Tennisbälle erinnerten. Die Zunge hing aus dem Mund, war ein dick geschwollener, schwarzer Klumpen. Ein grauenvoller Anblick.
Es war Sean Farquar.
Rick musste kein Arzt sein, um sofort zu erkennen, dass Farquar tot war.
In den weit aufgerissenen Augen des Toten war all der Schmerz, all die Qual und das unsägliche Grauen zu lesen, die er in den letzten Sekunden seines Lebens ausgestanden hatte. Das Gesicht war grauenvoll verzerrt und violett verfärbt. Qualvoll war der Mann erdrosselt worden.
Neben dem Toten lag ein umgekippter Blecheimer mit roter Farbe, die sich auf dem Dielenboden ausgebreitet hatte.
Es war offenbar die gleiche Farbe, mit der er die Kajüte seines Bootes gestrichen hatte.
Die Stimme des Arztes zitterte, als er sagte: »Er hat Würgemale am Hals. Sein Kehlkopf wurde regelrecht zerquetscht.« Er stand auf. »Es war Mord. Ich muss die Polizei anrufen!«
»Es muss erst vor Kurzem geschehen sein«, sagte Rick.
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte der Arzt. »Der Mann ist seit etwa zwölf Stunden tot. Ganz sicher seit gestern Abend.«
Rick sah ihn ungläubig an. »Aber die frische Farbe auf dem Boot! Offenbar diese Farbe hier.« Er deutete auf den Farbeimer neben dem Toten. »Wenn Farquar seit gestern Abend tot ist, wer hat dann sein Boot gestrichen?«
Der Arzt hob die Schultern. »Das weiß ich auch nicht. Ich kann Ihnen nur versichern, dass Farquar seit gestern tot ist. Er starb so etwa bei Sonnenuntergang.«
»Sollten wir ihn nicht in die Kirche bringen und dort aufbahren?«, schlug Father Ambrose vor.
»Nein, hier darf nichts angerührt werden, bis die Polizei alles untersucht und die Leiche freigegeben hat. Ich muss Sie deshalb bitten, den Raum zu verlassen, Gentlemen.«
»Ich möchte gern noch ein paar Minuten hierbleiben«, sagte der Priester, »um für seine arme Seele zu beten.«
»Bei diesem alten Sünder nützen ein paar kurze Gebete auch nicht mehr viel«, entgegnete der Arzt trocken. »Aber tun Sie Ihr Bestes, Father!«
Er blickte Rick an.
Es war ihm aufgefallen, dass der junge Lehrer seinen linken Arm abgewinkelt hatte und mit der rechten Hand sein linkes Handgelenk umfasst hielt, als müsse er den Arm stützen.
»Sind Sie verletzt?«, fragte er.
»Ich bin gestürzt«, antwortete Rick. »Auf Farquars Boot. Ich war mit ihm zum Angeln verabredet. Und weil er nicht kam, wollte ich nachsehen ...«
Er brach ab und blickte wieder auf den Erdrosselten. Das violett verfärbte, verzerrte Gesicht, in dem die weit aufgerissenen Augen wie Murmeln leuchteten, der schwarze Klumpen, der einst eine Zunge gewesen war. Der Anblick war absolut grauenhaft und ließ Rick verstummen.
»Kommen Sie mit, junger Mann!«, sagte Donelly. »Ich werde mir Ihren Arm mal ansehen. Aber auch wenn er nicht gebrochen ist – mit Ihrer Angelpartie wird es heute wohl nichts mehr werden.«
†
Rick betrat sein Schlafzimmer, um sich umzuziehen.
Die rote Farbe an seinem Hemd und seiner Hose erinnerte ihn noch immer an frisches Blut. Aber auch wenn es eine andere Farbe gewesen wäre, hätte er seine schmutzige Kleidung loswerden wollen.
Jede Bewegung seines linken Arms bereitete ihm Schmerzen. Zwar hatte ihm der Arzt versichert, dass das Handgelenk nicht gebrochen war, aber das machte die Schmerzen nicht geringer.
Vorsichtig zog Rick den engen Hemdsärmel über den dicken Verband, den der Arzt ihm angelegt hatte.
Dabei blickte er zum Bett hinüber.
Durch das Fenster fiel das helle Licht der Morgensonne in das Zimmer, auf das Bett – und auf die reglose Gestalt eines Mannes, die auf dem Bett lag, seltsam verkrümmt und mit violett verfärbtem, schmerzverzerrtem Gesicht!
Der Mann lag da wie Sean Farquar auf dem Boden seines Schuppens. Er trug die gleiche Kleidung wie Farquar. Auf seinem Gesicht wuchs der gleiche Stoppelbart, und seine Augen waren ebenfalls weit aufgerissen vor Grauen und Schmerz.
Ungläubig starrte Rick auf die Gestalt.
Wer, um alles in der Welt, hatte sich den makabren Scherz einfallen lassen, den Toten hierher zu schaffen?
Die Augen des Toten bewegten sich plötzlich. Sie schienen etwas zu suchen.
Dann entdeckten sie Rick.
Ein boshaftes Grinsen trat auf das verzerrte, violette Gesicht.
Farquar bewegte den Kopf, als renke er seinen Hals wieder ein. Dann richtete er sich halb vom Bett auf.
»Hast du unsere Verabredung vergessen, mein Junge?«, fragte er mit einer merkwürdigen Stimme, die nur sehr schwer zu verstehen war. »Ich warte seit Stunden auf dich. Es ist verdammt einsam hier, wo ich jetzt bin. Wann kommst du und leistest mir Gesellschaft?«
Rick starrte den Toten voller Entsetzen an.
Immer noch hallte die geisterhafte Stimme in seinen Ohren.
Ein kalter Schauder schüttelte ihn.
Jetzt erst wurde ihm die eisige Kälte bewusst, die im Raum herrschte.
Ich bin verrückt, dachte er. Das ist unmöglich! Selbst wenn jemand Farquar hierher gebracht und auf mein Bett gelegt hat, kann er sich nicht bewegen und nicht sprechen. Er ist tot! Das hat der Arzt bestätigt!
»Ich war der Erste, den er erwischt hat«, sagte Farquar. »Vielleicht bist du der Nächste, den er sich holt.«
Wieder war seine Stimme nur sehr undeutlich zu verstehen. Er nuschelte stark. Die aufgedunsene Zunge, dieser hässliche schwarze Klumpen, und der zerquetschte Kehlkopf behinderten ihn beim Sprechen. Eigentlich hätte er nicht mal mehr sprechen können.
»Wer?«, fragte Rick unwillkürlich. »Der Nächste, den wer sich holt?«
Dann schüttelte er heftig den Kopf.