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Es war ein sonniger Spätnachmittag im Juli 1786. Der Bauer Armand Trevignac kehrte von der harten Feldarbeit nach Hause zurück. Er hatte die Hacke geschultert, und obwohl er von der Knochenarbeit müde war, waren seine Schritte leicht und federnd. Schon sah er das Haus am Fluss. Eine dünne Rauchfahne kräuselte sich aus dem Schornstein in den blauen Himmel. Armand lächelte. Er dachte an seine junge schöne Frau, an seinen vierjährigen Sohn, an das gute Essen und an die Freuden, die ihn später in der Schlafkammer erwarteten. Er war rundum glücklich und zufrieden. Noch ahnte er nicht, dass man sein Lebensglück bereits brutal zerstört hatte und man ihn in einen Abgrund aus Verzweiflung und Schmerz stoßen würde ...
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhalt
Der Galgenbaum der bösen Geister
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
von Earl Warren
Es war ein sonniger Spätnachmittag im Juli 1786. Der Bauer Armand Trevignac kehrte von der harten Feldarbeit nach Hause zurück. Er hatte die Hacke geschultert, und obwohl er von der Knochenarbeit müde war, waren seine Schritte leicht und federnd.
Schon sah er das Haus am Fluss. Eine dünne Rauchfahne kräuselte sich aus dem Schornstein in den blauen Himmel.
Armand lächelte. Er dachte an seine junge schöne Frau, an seinen vierjährigen Sohn, an das gute Essen und an die Freuden, die ihn später in der Schlafkammer erwarteten.
Er war rundum glücklich und zufrieden.
Noch ahnte er nicht, dass man sein Lebensglück bereits brutal zerstört hatte und man ihn in einen Abgrund aus Verzweiflung und Schmerz stoßen würde ...
Armand näherte sich dem Haus von der Seite. Er umging das Maisfeld, dessen reife Kolben in der Sonne glänzten.
Dann sah er den Rappen mit dem kostbaren Zaum- und Sattelzeug, der vor dem Haus angebunden war. Er soff mit gesenktem Kopf aus einem Eimer Wasser.
Armand Trevignacs Herz begann zu hämmern. Eine Ahnung von Unheil überfiel ihn. Er begann zu laufen.
Auf der Schwelle des Hauses lag in einer Blutlache ein schwarzes Fellbündel. Daneben kniete Armand Trevignacs blonder Sohn, jämmerlich schluchzend.
Er hob sein Tränen verschmiertes Gesicht, erblickte den Vater und lief ihm entgegen. Weinend warf er sich in Armands starke Arme. Die Hacke hatte Armand fallen gelassen.
»Der Comte ist da!«, jammerte das Kind. »Der böse Schwarzbart Roncallon! Er hat unseren Hund erschlagen, und dann hat er Maman in die Schlafkammer gezerrt. Zuerst hat sie furchtbar geschrien, aber jetzt ist es ganz ruhig.«
Das Blut schoss Armand Trevignac ins Gesicht. Seine Züge verzerrten sich. Hart stellte er den Jungen auf die Erde.
»Artoir de Roncallon!«, flüsterte er. Dann schrie er den Namen laut heraus. »Artoir de Roncallon!«
Er stürzte zum Schuppen, ohne auf sein jammerndes Kind zu achten, und riss das Beil aus dem Hackklotz. Außer sich vor Wut rannte er zum Haus.
In der Küche trat ihm der Comte entgegen, seine Hose schließend. Das finstere, herrische Gesicht war zerkratzt, und einige Strähnen seines schwarzen Barts waren ausgerupft. Sein reich verziertes Wams trug er über dem Arm. Der Gürtel mit dem Degen daran war noch nicht geschlossen. Seine Beine steckten in hohen Stulpenstiefeln.
»Was ist, Trevignac?«, fragte er rau. »Passt dir was nicht?«
Armand Trevignac bebte vor Zorn und brachte kein Wort heraus.
Aus der Schlafkammer, deren Tür nur angelehnt war, drang das verzweifelte Schluchzen seiner Frau. Leise nur, wie das Wimmern eines Tieres.
Trevignac war es, als zerberste etwas in seiner Brust.
»Ausbeuter!«, sagte er. »Frauenschänder, Bluthund! Du bist noch für die Hölle zu schlecht! Elender, gemeiner Dreckskerl! Sauhund!«
Der Comte schloss seinen Gürtel. Er legte die Rechte auf den Degenknauf. »Halt dein Maul, du dreckiger Bauer, und geh mir aus dem Weg! Ich bin der Grundbesitzer. Das Land, das du bestellst, und alles, was du hast, gehört mir. Deine Frau ist viel zu schade für einen Bauerntölpel wie dich. Sie wird von jetzt an jede Woche zweimal aufs Schloss kommen, um meinen Brüdern und mir zu Diensten zu sein.« Er grinste dreckig. »Die Widerspenstigkeit werde ich ihr noch austreiben.«
Er wollte Armand Trevignac zur Seite schieben.
Dieser brüllte auf. Das Beil zischte durch die Luft. Armand war nicht mehr Herr seiner Sinne.
Er sah, dass der Comte ihn überrascht anstarrte. Blut strömte über Artoir de Roncallons Gesicht. Schwer stürzte er auf den festgestampften Boden, das Beil im kantigen Schädel.
Armand stand über dem Toten. Seine Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft.
Er keuchte, als wäre er eine lange Strecke gerannt. Wie aus der Ferne hörte er die Stimme seiner jungen Frau.
»Was hast du angerichtet? Dafür werden sie dir alle Knochen im Leib zerschlagen und dich hängen! Was soll aus mir und dem Kind werden?«
Armand knirschte mit den Zähnen. Er lachte heiser.
»Zur Hölle!«, stieß er hervor. »Ich habe dem Satan einen geschickt, der ihm schon lange gehört. Er ist mir etwas schuldig!«
Er ging nach draußen, vorbei an seinem kleinen Sohn, der ganz still war und ihn fassungslos anstarrte.
Armand Trevignac band den Rappen von Artoir de Roncallon los und schlug ihm auf die Kruppe.
»Lauf zum Schloss, zu den beiden Brüdern dieses elenden Frauenschänders! Sie sollen sehen, dass wir Bauern nicht der Dreck unter ihren Stiefeln sind, keine Kreaturen, mit denen sie alles anstellen können! Wir sind Menschen, Menschen wie sie!«
Er kehrte ins Haus zurück, wobei er über den toten Hund steigen musste. Der Leiche von Artoir de Roncallon warf er nur einen flüchtigen Blick zu. Er setzte sich an den blank gescheuerten Tisch und starrte finster vor sich hin.
Seine Frau, die sich in ein helles Leinentuch gewickelt hatte, berührte ihn am Arm. Ihr Gesicht war von Schlägen verschwollen. Ihre großen blauen Augen waren verweint, und ihr blondes Haar war zerzaust.
Trotzdem war Geraldine Trevignac auch jetzt noch eine Schönheit.
»Willst du nicht fliehen, Armand?«, fragte sie leise.
»Und euch zurücklassen, ihrer Wut ausgeliefert? Sie sollen sich an mir abreagieren, diese Schweine! Es ist nichts mehr zu ändern. Dass ich Artoir de Roncallon erschlagen habe, kann ich nicht bedauern, auch wenn sie mich dafür foltern und umbringen.«
Armand Trevignac sagte kein Wort mehr. Als es zu dämmern begann, entzündete seine Frau die Öllampe.
Armand war dreiunddreißig, sie war zwölf Jahre jünger. Als blutjunges Mädchen hatte er sie geheiratet. Jetzt war die Zeit ihres Glücks vorbei.
Armand saß noch am Tisch, als drei Stunden später die Häscher kamen. Das letzte Abendrot war verglüht. Die Nacht begann.
Widerstandslos ließ sich Armand Trevignac abführen. Er wollte leiden und sterben, wenn seine Frau und sein kleiner Sohn leben konnten.
Noch in derselben Nacht begann die Folter. Armand bewies Haltung, obwohl die Schmerzen so schlimm waren, dass er immer wieder ohnmächtig wurde. Er stritt nicht ab, was er getan hatte.
Am Tag der Beisetzung von Artoir de Roncallon sollte Armand hängen, noch vor der Beerdigung. Drei Tage waren es bis dahin, und diese letzten drei Tage seines Lebens wollten die beiden jüngeren Brüder von Artoir für Armand zu einer Hölle werden lassen.
†
Armand litt furchtbar. Doch die schlimmste Qual wurde ihm in der Nacht vor seinem Tod zugefügt.
Louis, nach Artoir der Älteste de Roncallon, betrat um Mitternacht Armands Zelle.
Der Gefesselte auf dem schmutzigen Strohlager starrte mit fiebrigen Augen in den Lichtschein der Fackel.
Louis sprach nur kurz mit ihm. Als er ging, lachte er grausam.
Armand aber schrie wie ein Tier und tobte. Er schlug sich die Fingerknöchel an den feuchten Kerkermauern blutig und hieb den Kopf gegen die Wand.
Erst drei Stunden später wurde er ruhig.
Als die Kerkermeister und der Henkersknecht ihn am Morgen holten, schraken sie zurück vor dem, was sie in Armand Trevignacs Augen sahen.
Ein unheimliches Feuer glühte darin, ein Hass, der nicht mehr menschlich war.
Armand wurde mit einem roten Umhang bekleidet. Er musste getragen werden, denn die meisten Knochen waren ihm gebrochen worden. Seine Finger hatten keine Nägel mehr, und der linke Fuß war in einem Spanischen Stiefel völlig zerquetscht worden.
Armand war nur noch ein Wrack. Doch die schlimmsten Schmerzen wüteten in seiner Seele.
Er wurde hinausgeführt in den Sommermorgen, in den Schlosspark unter die große Ulme. Ein Seil mit einem Strick daran baumelte von einem der unteren Äste.
Der Henker stand bereit, ein hagerer Mann mit einer Geiernase. Die beiden Brüder de Roncallon und ein paar Schlossbedienstete und Bauern warteten.
Kein Priester war zugegen. Nicht einmal das gönnten die de Roncallons Armand Trevignac.
Er wurde zu dem Schemel geschleift.
Es war ein schöner Morgen. Die Amseln sangen im Park, und kleine Schäferwölkchen trieben über den Himmel. Im Laub der Ulme rauschte ein leichter Wind.
Die beiden Brüder de Roncallon starrten Armand Trevignac grimmig an. Er erwiderte ihren Blick, schon unter dem Henkerstrick stehend.
Armand Trevignac richtete sich gerade auf, trotz seiner Schmerzen und seiner Knochenbrüche, und stieß die Kerkermeister und den Henkersknecht weg.
»Triumphiert nicht zu früh, ihr de Roncallons«, sagte er mit dumpfer Stimme. »Artoir war ein Unhold, aber ihr seid Ungeheuer. Ich verfluche die Sippe, die Bestien wie euch hervorgebracht hat! Furchtbar wird meine Rache sein! Ich habe meine Seele dafür hingegeben, dass ich euch strafen kann, und ihr und eure Nachkommen werden es erleben!«
Gemurmel lief durch die Reihen der Bauern. Sie bekreuzigten sich in abergläubischer Furcht.
Louis de Roncallon erblasste. Sein Bruder Ricard aber gab dem Henker mit fester Stimme den Befehl, Armand zu hängen.
Armand Trevignac starb qualvoll. Sein Genick wollte einfach nicht brechen. Und so hing er da, den Hals in der Schlinge, mit den Beinen strampelnd, bis er qualvoll erstickt war.
Ein Sturmwind rüttelte und zauste die Äste der Ulme und ließ den Gehenkten hin und her schwingen wie ein Pendel.
Es blitzte und donnerte aus heiterem Himmel, und ein durchdringender Gestank nach Schwefel breitete sich aus. Grünlich phosphoreszierte der Leichnam des Gehenkten. Unheimliche Laute und ein grelles Gelächter erschallten.
Der Baum warf sein Laub ab, und der dicke Ast, an dem Armand Trevignac hing, färbte sich schwarz.
Die Brüder de Roncallon und die anderen Zuschauer flüchteten in panischem Schrecken.
Als sich eine Viertelstunde später ein paar Mutige wieder in den Park wagten, war Armand Trevignacs Leichnam spurlos verschwunden. Der Strick, an dem er gebaumelt hatte, war in der Mitte gerissen. Das ausgefaserte Ende schwang im Windhauch hin und her.
†
Es war ungewöhnlich, dass der junge Verleger Stephen Roncallon an einem Wochentag schon am frühen Nachmittag nach Hause fuhr. Vor zwei Jahren hatte er seinen Verlag in der City von London gegründet. Die Geschäftslage war nicht rosig, denn die Konkurrenz war groß.
Stephen Roncallon musste sich anstrengen, damit er über die Runden kam und sein Unternehmen ausbauen konnte. Er war Verleger von Kunst- und Fotobänden und brachte Bildreportagen über ferne Länder, Raumfahrt und Fußballsport heraus.
Stephen sorgte dafür, dass die Bildbände preiswert waren und nicht hochgestochen wirkten. Es waren Bilderbücher für Erwachsene, hauptsächlich für solche, die jung waren oder sich jung fühlten.
Anne Roncallon parkte ihren Austin Mini in der Vorortstraße von Chelsea hinter dem Bentley ihres Mannes.
Die Roncallons bewohnten in Chelsea ein Haus, das Anne mit in die Ehe gebracht hatte. Sie bewohnten das Erdgeschoss.
Im ersten Stock hauste schon seit zwanzig Jahren ein kauziger Literaturprofessor. Er pflegte manchmal nachts laut zu singen oder Shakespeare zu deklamieren. Außerdem war er überzeugter Vegetarier. Sonst aber war er ganz umgänglich.
Anne wunderte sich darüber, dass ihr Mann um diese Zeit zu Hause war.
Sie zerrte die beiden gefüllten Einkaufstüten vom Beifahrersitz des Wagens und schleppte sie mühsam ins Haus. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, stellte sie die Tüten bei der Treppe ab und verschnaufte erst einmal. Sie blies sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht.
Anne war groß und schlank, recht attraktiv, ohne eine vollkommene Schönheit zu sein, und wirkte energisch und tatkräftig. Nicht zuletzt war es ihr zu verdanken, dass ihr Mann sich selbständig gemacht hatte.
Anne pflegte an drei Tagen in der Woche halbtags im Verlag zu arbeiten. Die restliche Zeit war sie mit Haus und Garten und ihrem dreijährigen Sohn Paul beschäftigt.
»Stephen?«, rief sie.
Ihr Mann antwortete nicht.
Anne ging zu seinem Arbeitszimmer. Das Haus war nicht gerade riesig, doch jedes Stockwerk enthielt vier Zimmer, abgesehen von Küche mit Essecke und Bad.
Stephen Roncallon saß hinter seinem Empire-Schreibtisch. Als Anne ihn ansah, wusste sie sofort, dass etwas passiert war. Stephen hatte das Gesicht eines Mannes, der einen Schock erlitten hatte und den schlimme Gedanken plagten.
Sein Arbeitszimmer war groß und wirkte immer ein wenig düster. An beiden Seitenwänden standen Bücherregale. Auf einem lang gestreckten Tisch lagen Entwürfe für neue Bildbände.
Stephen Roncallon wirkte eher sensibel als wie ein harter Geschäftsmann. Er stammte aus Josselin, einem Städtchen am Brest-Nantes-Kanal in der Bretagne, in dessen Nähe sich das alte Stammschloss der Roncallons befand.
Bis 1830 hatte sich die Familie ›de Roncallon‹ geschrieben. Dann hatte sie den Adelstitel abgelegt, aus Anne unbekannten Gründen. Doch das Schloss und ein wenig Land in der Bretagne gehörte den Roncallons nach wie vor.
Er blickte nicht auf, als Anne eintrat.
»Was ist, Stephen?«, fragte Anne. »Hat dich das Finanzamt beim Kragen, oder ist ein viel versprechendes Projekt geplatzt? Oder haben dich deine so genannten Fotokünstler sitzen gelassen?«
»Schlimmer«, sagte Stephen mit Grabesstimme. »Blanche ist gestorben.«
Anne erschrak.
»Sie ist ... war sie Jüngste der Familie, nicht wahr?«, fragte sie mitfühlend.
»Nein«, antwortete Stephen. »Catherine ist die Jüngste. Sie ist neunzehn, Blanche war einundzwanzig. Didier ist drei Jahre älter, und mein Alter kennst du ja. Mein älterer Bruder Francois ist schon im Alter von zwei Jahren gestorben.«
»Der Tod deiner Schwester trifft mich hart«, sagte Anne, und das war nicht nur so dahingesagt. »War Blanche krank, oder hatte sie einen Unfall? Einundzwanzig ist ja kein Alter.«
»Sie erlitt einen plötzlichen Herzstillstand«, sagte Stephen und schüttelte, noch immer fassungslos, den Kopf. »Es ist furchtbar. Ich habe meine Schwester sehr gern gehabt. Auch für meinen Vater, Didier und Catherine ist es ein harter Schlag. Sie brauchen mich, aber ich ... Ich kann mich nicht entschließen.«
»Schon wieder deine Unschlüssigkeit.« Anne stemmte die Hände in die Seiten. Dann fiel ihr ein, dass sie sich diese Hausdrachengeste abgewöhnen wollte. Sie ließ die Arme also locker herabhängen. »Da gibt es doch überhaupt kein Zögern. Du wirst selbstverständlich deine Familie aufsuchen. Und Paul und ich werden dich begleiten. Ich habe nie verstanden, weshalb du uns von deiner Familie fernhältst. Dein Vater und deine Mutter – Gott hab sie selig – waren zu unserer Hochzeit in London. Aber seither haben wir keinen von deinen Angehörigen mehr gesehen. Wenigstens einen Sommerurlaub hätten wir auf Schloss Roncallon verbringen können. Nach den Fotos zu urteilen, die ich gesehen habe, ist es sehr schön.«
Stephen sah Anne an. Sie las Angst, ja, Entsetzen in seinen Augen.
»Du willst nach Roncallon?«, fragte er.
Anne nickte. »Ja, natürlich. Sag mal, spreche ich Chinesisch? Wir fahren mit dem Wagen und mit der Fähre nach Calais. Wann kannst du dich vom Geschäft freimachen?«
»Ich weiß nicht. Es liegen ein paar neue Projekte an.«
Anne überhörte Stephens matte Einwände. Sie bestimmte, und er, der es ohnehin schwer hatte, sich gegen seine hübsche und energische Frau durchzusetzen, gab nach.
Stephen schaute drein wie ein zum Tode Verurteilter, als seine Frau hinausging. Er wagte nicht zu widersprechen. Es war ihm, als sei seine Zunge gelähmt und sein Herz schwer wie Blei.
»Roncallon ruft!«, sagte er leise. »Ich kann mich dem Fluch meiner Väter nicht entziehen. Gott schütze uns.«
†
»Deine Angehörigen werden sich freuen, unseren Sohn zu sehen«, sagte Anne. »Sie kennen ihn schließlich nur von Fotos. Und sie werden entzückt darüber sein, dass du auf dem besten Weg bist, ein erfolgreicher Verleger zu werden.«
Die Roncallons hatten, entgegen Annes erstem Vorschlag, die Fähre von Portsmouth nach Le Havre genommen.