Gespenster-Krimi 182 - Earl Warren - E-Book

Gespenster-Krimi 182 E-Book

Earl Warren

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Beschreibung

Hütet euch vor dem Schrecken unter der Erde! Wenn ich mich unter die Erde begebe, in eine Tiefpassage oder in eine U-Bahnstation, fühle ich mich beklommen. In der U-Bahn irrt mein Blick während der Fahrt über die anscheinend so nüchternen Tunnelwände, denn ich weiß, was sich dahinter verbergen kann. Ich bete, dass das, was damals geschah, eine grausige Ausnahme war. Aber Zweifel nagen an mir, und meine Ängste leben wieder auf. Ich habe sie kennengelernt, die Kreaturen der Finsternis, die im Leib der Erde hausen. Die scheußlichste Ausgeburt der Hölle, die die Welt je sah. Mitten in Manhattan geschah es, im Herzen der Weltstadt New York ...

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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Manhattan Ghost Story

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

ManhattanGhost Story

von Earl Warren

Hütet euch vor dem Schrecken unter der Erde!

Wenn ich mich unter die Erde begebe, in eine Tiefpassage oder in eine U-Bahnstation, fühle ich mich beklommen. In der U-Bahn irrt mein Blick während der Fahrt über die anscheinend so nüchternen Tunnelwände, denn ich weiß, was sich dahinter verbergen kann.

Ich bete, dass das, was damals geschah, eine grausige Ausnahme war. Aber Zweifel nagen an mir, und meine Ängste leben wieder auf.

Ich habe sie kennengelernt, die Kreaturen der Finsternis, die im Leib der Erde hausen. Die scheußlichste Ausgeburt der Hölle, die die Welt je sah.

Mitten in Manhattan geschah es, im Herzen der Weltstadt New York ...

Am 12. Januar fuhr der Zugführer Frank Norton mit seinem U-Bahnzug Fulton 1448 die Strecke vom Battery Place zum Central Park. Norton war mit sich und seinem Job zufrieden. An diesem Tag hatte alles reibungslos geklappt.

Er schaute durch die breite Sicherheitsscheibe auf die Strecke vor sich. Drei Gleise verliefen nebeneinander in dem breiten Tunnel. Rechts und links huschten lang gezogene Reklameplakate vorbei.

Der Zugführer warf einen Blick auf das Kontrollpult mit den vielen Lämpchen und Skalen. Alles in Ordnung, wie er innerhalb des Bruchteils von Sekunden feststellte. Nach zwölf Jahren als Zugführer hatte Frank Norton eine fast automatenhafte Routine und einen Instinkt für seinen Zug entwickelt.

Auch als er die Frau vor sich auf der Strecke sah, reagierte er automatisch. Er trat auf die Übersetzungsbremse und sprang auf.

Die stählernen Räder rutschten kreischend und Funken sprühend über die Schienen.

Frank Nortons Gesicht war zu einer Grimasse verzerrt. Würde er den Zug noch rechtzeitig zum Stehen bringen?

Die fünf U-Bahnwagen wogen zusammen hundertneunzig Tonnen. Sie blieben nicht einfach stehen, wenn man die Bremse antippte. Das Gesetz der Massenbeschleunigung trieb sie voran.

Frank Norton wusste, dass in den U-Bahnwagen jetzt die Fahrgäste durcheinanderflogen wie die Kegel nach einem Neunerwurf. Aber er hatte keine Zeit, sich umzudrehen.

Der U-Bahnzug wurde langsamer, näherte sich aber immer noch viel zu schnell der Frau. In diesen Sekundenbruchteilen konnte Frank Norton mehr denken und erkennen, als er für möglich gehalten hätte.

Er sah die Frau genau. Sie war jung, schön und schlank. Ihr rotes Haar fiel über die Schultern. Sie trug einen lindgrünen Popelinemantel, hatte die Hände in den Taschen und wirkte ganz ruhig.

Gefasst und ohne Angst sah sie dem lärmenden, auf sie zukommenden Zug entgegen. Seine beiden grellen Scheinwerfer mussten sie blenden, aber sie blinzelte nicht einmal.

Jetzt, dachte Frank Norton, jetzt! Die Frau stand direkt vor dem Zug. Einen Meter vor ihr kam er zum Stehen.

Frank Nortons Knie zitterten. Aber die rothaarige Fremde verzog keine Miene. Sie lächelte sogar.

Der Zorn stieg in Frank Norton auf, ein Zorn, der ihn zum Rasenden machte. Er schaltete den Fahrstrom ab und drückte den Knopf, der die Seitentür des Führerstands öffnete, sprang aus dem Zug, auf den Schotter des Gleisbetts, und stürzte zu der Rothaarigen hin.

»Du dumme Gans!«, brüllte Norton. »Wenn du dich umbringen willst, dann nimm gefälligst Tabletten oder spring von einem Wolkenkratzer. Aber lass mich und meinen Zug aus dem Spiel. Was fällt dir ein?«

Nortons Stimme hallte in dem Tunnel wider.

Das metallische Kreischen der Räder war verstummt. In der Ferne sah man ganz klein die Lichter eines entgegenkommenden Zugs.

Frank Norton wollte die stumm lächelnde Frau an den Schultern packen und schütteln.

Aber seine Hände gingen durch ihren Körper hindurch wie durch einen Nebelstreifen.

Der Zugführer riss die Augen auf.

Wieder griff er nach der Frau, aber seine Hand drang durch sie hindurch.

Das war zu viel für Norton. Er taumelte zurück, stieß mit dem Rücken gegen die Vorderfront des Zugs.

Er starrte die rothaarige Frau an.

Sie bewegte die Lippen, aber Frank Norton hörte nur ein Wispern, kein verständliches Wort. Aus den U-Bahnwagen drang nun wüstes Geschrei und Geschimpfe.

Die Fahrgäste konnten die Wagen nicht verlassen, weil die Türen geschlossen waren.

Spiro Gonzales, der Zugbegleiter, stieg aus. Er rieb sich die linke Kopfseite, wo rasch eine Beule wuchs.

»Was ist los, Frank? Zum Teufel, ich hätte mir fast den Schädel eingeschlagen. Wer ist das da? Eine gottverdammte Selbstmörderin?«

Frank Norton brachte kein Wort heraus.

Die rothaarige Frau drehte sich halb um, winkte ihm und Gonzales zu, ihr zu folgen – und glitt davon!

Sie ging nicht, denn ihre Füße berührten den Boden nicht.

Es war, als schwebe sie über den Boden.

Das Brausen des herankommenden Gegenzugs kam näher. Er raste vorbei. Seine Räder dröhnten und verdrängten die Luft.

Der Zugführer des Gegenzugs starrte zu der Frau, dem Zugführer und dem Zugbegleiter hinüber. Aus den Fenstern der hell erleuchteten graugelben Wagen blickten die Gesichter der Fahrgäste.

Dann war der Zug vorbei. Norton und Gonzales spürten den Fahrtwind. Natürlich hielt der Gegenzug nicht an. Aber der Zugführer würde über Funk Meldung machen.

Die rothaarige Frau erreichte die Mündung eines stillgelegten Seitentunnels. Hier blieb sie einen Moment stehen und winkte Frank Norton und Spiro Gonzales noch einmal zu. Ihr Gesicht zeigte jetzt einen verzweifelten Ausdruck, eine stumme Klage und eine Hoffnungslosigkeit, die ins Herz schnitt.

Langsam verschwand sie im Tunnel. Ein Seufzer erklang, so leise, dass die beiden Männer nicht wussten, ob sie ihn gehört oder sich nur eingebildet hatten.

»Da soll mich doch dieser und jener holen«, sagte Spiro Gonzales. »War das ... die Geisterfrau?«

»Sie muss es gewesen sein«, antwortete Norton, dessen Knie zitterten. »Ich habe das die ganze Zeit für dummes Gerede gehalten, aber jetzt ...«

Seine Stimme erstarb.

Einige Augenblicke schwiegen die beiden Männer. Deutlich hörte man nun die Stimmen der empörten Fahrgäste in den U-Bahnwagen. Sie klopften gegen die Fenster. Die New Yorker waren kein besonders geduldiges Volk.

»Ich wollte sie packen«, sagte der Zugführer. »Es war, als wenn du in die Luft fasst. Ein Geist. Sie ist ein Geist.«

»Die Geisterfrau«, sagte der Zugbegleiter und legte Norton die Hand auf die Schulter. »Komm, Frank, wir müssen weiter, wir werfen sonst den ganzen Fahrplan über den Haufen, und das Stellwerk und die Zentrale werden uns Dampf machen.«

Norton schüttelte die Hand ab. Er mochte Gonzales nicht, weil er ein Puerto-Ricaner war. Nur der Schrecken hatte ihn seine Abneigung für kurze Zeit vergessen lassen.

»Du brauchst mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe«, sagte Norton, während er sich dem Zug zuwandte. »Ich bin der Zugführer, verdammt noch mal!«

Die beiden Männer stiegen in den Führerstand.

In dem schmalen Gang davor drängten sich Leute. Männer klopften an die verschlossene Tür. Sie beschimpften den Fahrer und den Begleiter und wollten wissen, warum der Zug hielt, denn die Fahrgäste hatten die Geisterfrau nicht sehen können.

Frank Nortons Hände zitterten. Er warf einen wütenden Blick auf die Gesichter vor der Tür.

»Sag dieser Bande, dass wir wegen einer Selbstmörderin eine Notbremsung machen mussten, Spiro«, ordnete er an. »Die Frau ist mit dem Leben davongekommen und in einen Seitentunnel geflüchtet. Sorg dafür, dass diese Kerle sich wieder auf ihre Plätze setzen und dass es Ruhe gibt!«

»Klar, Frank, mach ich. Du musst der Fahrdienst-Leitzentrale Meldung machen. Die Polizei der MTA muss sich um die Geisterfrau kümmern. Das geht nicht mit rechten Dingen zu.«

»Du bist ja ein ganz Schlauer!«, höhnte Frank Norton. »Da merkt man, dass du die Abendschule besucht hast. Mir brauchst du nicht zu erzählen, was ich tun muss, das habe ich dir gerade eben gesagt. Scher dich in deine Kabine.«

Spiro Gonzales bedachte den Zugführer mit einem langen Blick. Wortlos ging er dann durch die Verbindungstür zwischen Führerstand und Begleiterkabine.

Es hatte schon Fälle gegeben, in denen Zugbegleiter von Halbstarken und Betrunkenen zusammengeschlagen und die Kabinen verwüstet worden waren. Deshalb hatte die Tür zum Abteil mit den Fahrgästen außen keine Klinke.

Die Leute umringten die Kabine mit dem bruchsicheren Glas. Gonzales schaltete den Lautsprecher ein und beugte sich zu dem am Tisch befestigten Mikrofon.

»Meine Damen und Herren«, begann er. »Bitte entschuldigen Sie den Zwischenfall ...«

Er gab nun durch, was Frank Norton ihm aufgetragen hatte, und bemühte sich, die aufgebrachten Fahrgäste zu beruhigen.

Es wurde merklich stiller in den Wagen.

Frank Norton sprach inzwischen mit der Fahrdienst-Leitzentrale, mit der jeder Zugführer zu jedem Zeitpunkt über Funk Verbindung aufnehmen konnte. Frank Nortons Hände zitterten immer noch.

Wenn der Schock nicht bald abklang, wollte er den Zug nur noch bis zur Grand Central Station bringen und sich dort ablösen lassen ...

Robert Martin war Detective des MTA Police Department, der Polizeibehörde der Metropolitan Transportation Authority in New York.

Er fuhr mit der Expressbahn bis Grand Central Station und stieg dort in einen Lokalzug um. Die Subway-Expresszüge hielten nur in großen Stationen und an wichtigen Knotenpunkten, die Lokalbahnen aber in jeder Station.

Brian Dougherty, der riesige Ire mit dem treuherzigen Hundeblick, begleitete Robert Martin. Dougherty trug seine dunkelblaue MTA-Uniform. Er war schon achtzehn Jahre bei der U-Bahnpolizei, aber immer noch einfacher Polizist.

Viermal hatte man ihn befördert und dann wieder degradiert.

Robert Martin hatte eine andere Karriere hinter sich. Obwohl er erst fünf Jahre der U-Bahnpolizei angehörte, war er schon Detective Dritten Grades bei der Sicherheitsabteilung und trug Zivil.

Im U-Bahnwagen war die Heizung ausgefallen. In der kalten Luft roch es schal nach Rauch und menschlichen Ausdünstungen, nach nassen Mänteln und Kleidung.

Nur wenige Fahrgäste saßen im Abteil, denn die Rushhour hatte noch nicht begonnen.

Es waren noch zwei Minuten bis zur Haltestelle an der 33rd Street. Von dort wollten Robert Martin und Dougherty zu der Stelle gehen, an der die Geisterfrau erschienen war.

Robert wies auf Doughertys Ärmel, den nur ein einsamer Winkel zierte, und fragte: »Was gab es denn diesmal?«

»Das Übliche«, sagte der große Ire schulterzuckend. »Ich hab meinen Dienst gemacht und fuhr in einem Lokalzug mit. Es war die Spätschicht, kurz nach 23 Uhr. Von Zeit zu Zeit bin ich durch den Zug patrouilliert. Kaum jemand fuhr mit, denn es war Heiligabend.«

Robert sagte nichts. Er wusste, dass Dougherty seit ein paar Jahren geschieden war. Deshalb störte es ihn nicht, an Fest- und Feiertagen Dienst zu haben.

»Nach dem Halt in der 68th Street kam eine Schwarze zu mir gestürzt. Ein Kerl hatte sich in ihrem Abteil in schamverletzender Weise gezeigt und fummelte jetzt an einem Kind herum, das er mit Gewalt festhielt. Ich bin natürlich gleich hingerannt.«

»Und?«

»Da gibt's nicht mehr viel zu berichten. Der Kerl, offensichtlich ein Rauschgiftsüchtiger, zog das Messer, als ich kam, und verletzte das Kind an der linken Wange, gerade als ich es wegriss. Es war ein siebenjähriges Mädchen. Na ja, der Kerl musste dann fünf Wochen in Gips liegen. Sein rechter Arm war gebrochen und noch so einiges. Der Rauschgiftsüchtige faselte was von Polizeigewalt, machte Wirbel, und so 'ne Bürgerinitiative, die alle Cops für Schläger hält, besorgte ihm 'nen Anwalt. Mir wurde vorgeworfen, ich hätte im Dienst brutaler Körperverletzung begangen. Viel konnten mir der Anwalt nicht anhaben, obwohl er alles versucht hat. Aber für ein Disziplinarverfahren und für die Degradierung reichte es. So bin ich meine sauer verdienten Streifen wieder losgeworden.«

Robert schüttelte den Kopf. »Musstest du ihn denn so zurichten? Bei fünf Wochen Krankenhaus wird es wohl etwas mehr gewesen sein als nur ein gebrochener Arm.«

Dougherty machte ein ehrlich betrübtes Gesicht. »Ich hatte eigentlich nur vor, ihn zu entwaffnen und aufs Revier zu bringen. Aber als ich das Kind sah und es schreien hörte und dann das Blut, da ist es über mich gekommen. Tja.«

Robert sagte nichts mehr. Brian Dougherty war ein ausgezeichneter Polizist und eine Seele von einem Menschen. Doch er konnte einfach nicht mit ansehen, wenn Wehrlosen oder Schwächeren Gewalt angetan wurde.

Der Zug hielt nun. Robert Martin und Brian Dougherty stiegen aus, gingen den Bahnsteig entlang und fuhren mit der Rolltreppe zur höher gelegenen Station. Hier, auf der Untergrundebene, gab es die üblichen Geschäfte, Automaten und Zeitungskioske.

Schilder zeigten, zu welchen Straßen man durch die jeweiligen Ausgänge gelangte. Es war schmutzig, kalt und zugig. In einer Ecke drückte sich eine Gruppe von Halbstarken mit Bierdosen in den Händen herum.

Ein junger, hagerer Typ spie aus, als er Brian Doughertys Uniform sah.

»Drecksbulle!«, sagte er halb laut.

Dougherty hatte es gehört, reagierte aber nicht. Die anderen Halbstarken lachten.

»Mistkerl!«, grölte einer hinter dem Uniformierten her.

Robert Martin kannte sich auf dieser Station gut aus, Dougherty ebenfalls.

Neben einem Blumenstand befand sich eine eiserne Tür mit dickem geriffeltem Glas, in das Drähte eingelassen waren.

›BMT-Linien‹ stand über der Tür. Und etwas kleiner darunter ›Unbefugten ist der Zutritt verboten‹.

Die BMT, die Brooklyn Manhattan Transit, war eine der drei New Yorker U-Bahngesellschaften.

Robert Martin und Brian Dougherty traten ein und stiegen eine eiserne Treppe hoch.

Oben befand sich das Stellwerk, von dem aus der U-Bahnverkehr in diesem Abschnitt überwacht und geleitet wurde. Dort wurden die Weichen gestellt und die Signale bedient.

Robert Martin und Brian Dougherty traten in den großen Raum mit dem Modell des Gleissystems an der Wand und den Kontrollpulten, an denen kleine Lichter in unregelmäßigen Abständen aufflackerten.

Drei Disponenten und der Stellwerksleiter waren an der Arbeit. Der Stellwerksleiter winkte Robert Martin und Brian Dougherty zu sich an den Tisch. Er war ein großer, dicker Mann mit unsauberem Hemd und einer ausgebeulten Jacke. Sein graues Haar brauchte mal wieder einen Friseur. Die Augen in seinem fetten Gesicht waren in Speck eingebettet. Sie funkelten wie kleine schwarze Jettknöpfe.

»Ah, unsere tüchtige Polizei, wie immer zu spät zur Stelle«, sagte er laut. »Hat Richman von der Fahrdienstzentrale euch hergeschickt?«

»Allerdings.«

»Dann seht mal nach, was auf der Strecke los ist, zum Donnerwetter! Ständig kursieren Gerüchte von einem rothaarigen Weibsbild, das auf offener Strecke und auch auf den Bahnhöfen auftaucht. Mal ist sie nur ein Schemen, mal Fleisch und Blut. Diese Geisterfrau oder was immer sie ist, bringt uns den ganzen Fahrplan durcheinander. Ihr müsst das abstellen!«

»Warum sollen wir nicht mal zur Abwechslung einen Geist verhaften?«, fragte Robert Martin grinsend. »Also, wer führt uns hin zu der Stelle?«

»Clarksson!«, rief der Dicke.

Ein junger Mann an einem Kontrollpult sah auf.

»Sie gehen mit den beiden Gentlemen zu der Stelle, wo dieses Weibsbild von Frank Norton gesichtet worden ist. Ihre Arbeit übernehme ich solange.«

Er stand schnaufend auf und ging zu Clarkssons Pult.

»Nun gehen Sie schon. Mrs. Geisterlady wird nicht ewig warten. Sie kennen doch die Stelle von der Gleiskarte und vom Modell her, Clarksson?«

»Ja, Sir.«

»Ich bin kein Sir. Ich bin Andy Woroschewicz, der den verdammten Laden hier schmeißt. Manchmal frage ich mich, wie ich das eigentlich mache, und vor allem, wie ich es schon seit siebzehn Jahren durchhalte. Technische Pannen, menschliches Versagen, Selbstmörder, Bombendrohungen, Verbrecher ... alle haben sich verschworen, unseren Fahrplan in Fetzen zu reißen. Und jetzt auch noch ein Geist. Hauen Sie ab, Clarksson, und nennen Sie mich nicht Sir, wenn Sie hier alt werden wollen!«

»Klar, Si... Mr. Woroschewicz.«

Woroschewicz arbeitete schon am Kontrollpult.

In dem großen, nüchtern eingerichteten Raum schrillten die Telefone und kamen Ansagen aus den Sprechanlagen. Es herrschte eine hektische Tätigkeit.

Robert Martin und Brian Dougherty verloren keine Zeit mehr. Sie gingen mit Clarksson los.

Als sie auf dem Weg zu den Rolltreppen waren, sagte der junge Disponent: »Ich bin erst seit vierzehn Tagen beim Stellwerk. Woroschewicz ist noch sehr misstrauisch, was meine Fähigkeiten angeht. Deshalb lässt er gerade mich den Laufburschen machen.«

Sie fuhren mit der Rolltreppe nach unten und wandten sich zum Bahnsteig drei.

Robert steckte den Spezialstift in den Schlitz des Drehkreuzes. Normalerweise mussten Jetons eingeworfen werden, um den Durchgang zum Bahnsteig freizugeben.

Die drei Männer gingen zu dem Raum des Aufsichtsbeamten der Bahnsteige eins bis drei. Dougherty klopfte ans Fenster und ließ sich den Schlüssel geben, den sie für die Tür am Ende des Bahnsteigs brauchten.