Geständnis im Palazzo der Träume - Jacqueline Baird - E-Book

Geständnis im Palazzo der Träume E-Book

Jacqueline Baird

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Beschreibung

Als Sophie den faszinierenden Millionär Max Quintano zufällig in Venedig wiedersieht, ist sie glücklich und traurig zugleich. Nach wie vor schlägt ihr Herz nur für ihn. Und in seinem Palazzo am Canal Grande zeigt sie dem geliebten Mann, wie sehr sie sich nach ihm verzehrt hat. Doch Max vertraut ihr nicht. Er glaubt, dass sie ihn vor sieben Jahren in den dunkelsten Stunden seines Lebens verließ. Wie kann Sophie ihm klarmachen, dass alles ein Missverständnis war und sie ihn damals geliebt hat - und heute noch heiß begehrt ...

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Jacqueline Baird

Geständnis im Palazzo der Träume

Als Max Quintano erfährt, dass Sophies Vater kurz vor dem finanziellen Ruin steht, sieht er seine Chance. Der reiche Unternehmer trifft Sophie „rein zufällig” in Venedig und schlägt ihr einen Handel vor! Sie wird für einige Monate seine Geliebte, dann tilgt er die Schulden ihres Vaters! Doch in seinem Palazzo kommen ihm die ersten Gewissensbisse. Sophie erwidert so zärtlich seine Küsse, dass sein Herz fast vergisst, worum es eigentlich geht: Rache! Aber dann erfährt er den wahren Grund, warum Sophie ihn damals verließ ...

IMPRESSUM

JULIA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20354 Hamburg, Valentinskamp 24

Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Tel.: +49 (040) 60 09 09 – 361

Fax: +49 (040) 60 09 09 – 469

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Thomas Beckmann

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Ilse Bröhl

Sarah Sporer

Christel Borges, Bettina Schult

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Poppe (Foto)

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

Kerstin von Appen

© 2006 by Jacqueline Baird

Originaltitel: „The Italian’s Blackmailed Mistress“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA

Band 1748 (4/1) 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Übersetzung: Irmgard Sander

Fotos: RJB Photo Library

Veröffentlicht als eBook in 07/2011 - die elektronische Version stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86295-766-8

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

ROMANA, BACCARA, BIANCA, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL

www.cora.de

1. KAPITEL

Nur in seidenen marineblauen Boxershorts verließ Maximilian Andrea Quintano – für seine Freunde schlicht Max – das Bad. Allein sich zu bücken und die Hose anzuziehen, hatte ihm einen heftigen Schwindelanfall beschert. Weil er dringend frische Luft brauchte, ging er auf den Balkon, der sich über die gesamte Länge der Suite erstreckte. Die Kopfschmerzen waren unerträglich, aber seine eigene Schuld. Vor zwei Tagen, an seinem einunddreißigsten Geburtstag, hatte Max getan, was man von ihm erwartete, und den Tag auf dem Familienanwesen in der Toskana mit seinem Vater, seiner Stiefmutter Lisa und den anderen Familienangehörigen verbracht.

Nach seiner gestrigen Rückkehr in Rom hatte er zunächst seinen jährlichen medizinischen Routinecheck hinter sich gebracht, um sich anschließend mit seinem besten Freund Franco und anderen ehemaligen Studienkollegen zum Mittagessen zu treffen. Die nachfolgende Party endete damit, dass Franco erst viel zu spät wieder einfiel, dass seine Frau ihn zu Hause auf Sizilien erwartete. Und da Max am folgenden Tag sowieso dorthin fliegen sollte, begleitete er Franco sofort auf die Insel, um dort noch ein wenig weiterzufeiern.

Gegen halb fünf am nächsten Morgen war Max in einem reichlich angegriffenen Zustand in ein Taxi zum „Quintano Hotel“ gestiegen, wo er als Vertretung seines Vaters am Nachmittag desselben Tages erwartet wurde.

Seit Max’ Großvater sein erstes Hotel auf der Insel gebaut hatte – lange bevor er mit der Familie in die Toskana umgezogen war –, war es zur Tradition geworden, dass die Familie Quintano im August ihren Urlaub in dem sizilianischen Hotel verbrachte. In den vergangenen zehn Jahren hatte Max es allerdings meistens seinem Bruder Paulo und dem Rest der Familie überlassen, diese Tradition fortzuführen.

Bei dem Gedanken an den tragischen Tod seines älteren Bruders wurde Max ernst. Vor vier Monaten war Paulo bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Als Paulo vor Jahren voller Begeisterung in das Familienunternehmen eingestiegen war und sich zu einem Spitzenhotelier entwickelt hatte, hatte er Max damit die Freiheit gegeben, seinen eigenen Interessen nachzugehen. Max wusste, wie viel er seinem Bruder verdankte. Als Abenteurer, der er nun einmal war, verließ Max die Universität mit einem Diplom in Geologie, grenzenloser Energie und einem messerscharfen Verstand. Seine Neugier führte ihn zunächst nach Südamerika, wo er kurz nach seiner Ankunft bei einem Pokerspiel eine Smaragdmine gewann. Mit dem ihm angeborenen Geschäftssinn baute Max die Mine zu einem erfolgreichen Unternehmen aus und gründete die „MAQ Mining Corporation“ – kurz MAQ –, die im Verlauf der vergangenen neun Jahre enorm gewachsen war und zu der inzwischen Minen in Afrika, Australien und Russland gehörten. Längst zählte MAQ zu den großen, global vertretenen Unternehmen, und Max war ein Multimillionär. Doch vor wenigen Monaten hatte das Schicksal ihm nachdrücklich vor Augen geführt, dass Geld nicht alles war.

Tief betroffen und schockiert über Paulos Tod, bot er seinem Vater an, ihm beim Hotelgeschäft in jeder erforderlichen Weise zu unterstützen. Sein Vater bat ihn, in dem Hotel auf Sizilien nach dem Rechten zu sehen und eine Weile dort zu bleiben, wie es Familientradition war. Für Paulos Witwe Anna und ihre kleinen Töchter war der Verlust des Ehemannes und Vaters noch zu frisch, um dieses Opfer von ihnen zu erwarten.

Als er jetzt auf dem Balkon der Familiensuite stand und sich die schmerzenden Schläfen rieb, war er seinem Vater für diese Bitte geradezu dankbar. Eine kleine Verschnaufpause war jetzt genau richtig. Dios! Nie wieder, schwor er sich. Bei seiner Ankunft im Hotel, kurz vor Morgengrauen, hatte er wie durch ein Wunder noch die Geistesgegenwart aufgebracht, den Nachtportier zu bitten, seine vorzeitige Anreise geheim zu halten. Nichts und niemand würde ihn stören …

Max wandte sich um und ging zurück ins Wohnzimmer. Jetzt brauchte er erst einmal Kaffee, schwarz und stark. Doch im nächsten Moment verharrte er vollkommen regungslos und fragte sich, ob er bereits an Halluzinationen litt.

Eine große, schlanke weibliche Gestalt schwebte mit unzähligen Blumen im Arm durch den Raum auf ihn zu. Ihr Haar war hellblond und zu einem langen Pferdeschwanz zurückgebunden, was ihr überirdisch schönes Gesicht zusätzlich betonte. Unter ihrer hochgeschlossenen weißen Bluse zeichneten sich volle Brüste ab, ein breiter schwarzer Gürtel betonte die zierliche Taille, und der schlichte schwarze Rock, der ihre gerundeten Hüften umschmiegte und eine Handbreit über den Knien endete, gab den Blick auf hinreißende Beine frei.

Kein Wunder, dass Max eine unmissverständliche Regung verspürte. Dieses unbekannte Mädchen war in der Tat atemberaubend.

„Ciao, bella ragazza“, sagte er rau.

Vom Hotelmanager geschickt, um in der Suite die Blumen zu arrangieren und vor der Ankunft des illustren Eigentümers nach dem Rechten zu sehen, fuhr Sophie Rutherford beim unerwarteten Klang der tiefen Männerstimme erschrocken zusammen. Als sie den großen Mann bemerkte, der in den geöffneten Balkontüren vor ihr stand, entglitten ihr die Blumen.

Erstarrt vor Schreck sah Sophie ihn an. Dichtes schwarzes Haar fiel ihm in die hohe Stirn, dunkle unergründliche Augen beherrschten das markante und durchaus attraktive Gesicht. Da nur blaue Boxershorts den sonnengebräunten muskulösen Körper bedeckten, hatte sie einen ungehinderten Blick auf breite Schultern, einen flachen Bauch und kraftvolle Beine. Der ganze Mann wirkte wie ein Gigant, und Sophies grüne Augen leuchteten beeindruckt angesichts einer derartigen Zurschaustellung von Kraft und Männlichkeit.

Dann aber kam er auf sie zu.

„Nein!“, schrie sie.

Urplötzlich fiel ihr ein, wo sie war und dass dieser Eindringling nichts in der Suite verloren hatte. „Keinen Schritt weiter! Ich rufe den Sicherheitsdienst!“

Ihr Aufschrei drang wie ein Messer in Max’ schmerzenden Kopf. Für einen Moment schloss er die Augen. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war ein Riesenaufstand! Nur ganz am Rande drang in sein Bewusstsein vor, dass sie Englisch gesprochen hatte. Langsam schlug er die Augen wieder auf, aber bevor er etwas erwidern konnte, verschwand sie bereits zur Tür hinaus. Dafür hörte er, wie sie den Schlüssel im Schloss umdrehte. Nicht zu glauben: Das verrückte Mädchen hatte ihn in seiner eigenen Suite eingesperrt!

Kopfschüttelnd griff er zum Telefon und wählte die Nummer von Alex, dem Hotelmanager, um ihn von seiner Anwesenheit zu unterrichten. Gleichzeitig bestellte er auch den Kaffee, den er so dringend brauchte, und ging ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Als er rasiert und angezogen ins Wohnzimmer zurückkehrte, fegte ein Zimmermädchen gerade die Blumen zusammen, und Alex stellte ein Tablett mit Kaffee auf den Tisch. Seine Augen blitzten belustigt.

„Max, wie schön, dich zu sehen, Junge! Ich dachte mir schon, dass du der unerwünschte Riese bist, der das Hotel ausrauben wollte“, begrüßte Alex ihn väterlich und brach in herzliches Lachen aus.

„Wirklich sehr komisch, Alex. Aber ich freue mich auch, dich zu sehen. Und jetzt verrate mir bitte, wer dieses verrückte Mädchen ist.“ Max goss sich eine Tasse Kaffee ein und trank sie in schnellen Schlucken, bevor er seufzend auf eines der Sofas sank.

„Sophie Rutherford“, antwortete Alex und setzte sich neben ihn. „Ihrem Vater Nigel Rutherford gehört die ‚Elite Agentur‘ in London, die einen Großteil der Buchungsarrangements für viele unserer englischen Kunden abwickelt. Nigel hat mich gebeten, seine Tochter während der Semesterferien hier arbeiten zu lassen, damit sie so ihre Sprachkenntnisse verbessert. Obwohl sie Russisch und Chinesisch studiert, spricht sie auch recht flüssig Italienisch, Französisch und Spanisch, was angesichts unserer internationalen Gäste nur von Vorteil ist. In dem einen Monat, den sie jetzt hier ist, hat sie sich jedenfalls schon sehr bewährt, einmal abgesehen davon, dass sie bereitwillig überall einspringt und sich für keine Arbeit zu schade ist.“

„Ich vertraue deinem Urteil blind“, meinte Max, wobei er seinem väterlichen Freund zuzwinkerte. „Allerdings vermute ich stark, dass ihre unübersehbare Schönheit deine Entscheidung beeinflusst haben mag.“

Alex erwiderte sein Lächeln. „Was du nicht sagst! Aber anders als bei dir gehört bei mir schon mehr als ein hübsches Gesicht dazu, um mich zu beeindrucken – erst recht in meinem Alter.“

„Lügner.“ Während er sich das Bild dieser reizvollen jungen Frau ins Gedächtnis rief, zuckte Max innerlich erregt zusammen. „Jeder normale Mann sieht, wie hinreißend sie ist, und ich hätte nichts dagegen, sie näher kennenzulernen.“

„Hände weg von ihr, Max.“ Plötzlich sah Alex ganz ernst aus. „Sophie ist erst neunzehn. In Abwesenheit ihres Vaters steht sie unter meinem Schutz. So sehr ich dich auch mag, mein Lieber, ich glaube nicht, dass sie dein Typ ist. Sie nimmt ihr Studium sehr ernst und ist kein Mädchen für Affären … sondern eher zum Heiraten.“

Alex war für Max wie ein Onkel und kannte ihn besser als die meisten Menschen. Und so sehr Max die Frauen liebte – und die Frauen ihn –, so wenig hatte er doch vor zu heiraten. Zwar deutete sein Vater seit Paulos Tod immer mal wieder an, dass es allmählich Zeit würde, da ansonsten ein männlicher Erbe fehlte, um den Namen Quintano fortzuführen. Aber Max wollte noch nicht sesshaft werden, sondern die Welt bereisen und tun, was er wollte. Das Letzte, was er brauchte, war eine Ehefrau.

„Schade“, meinte er nun bedauernd. „Sie ist wirklich reizend. Aber keine Angst, alter Junge, ich verspreche dir, sie nicht zu verführen. Können wir jetzt zum Geschäftlichen übergehen?“

Am Nachmittag verließ Max den geschützten Hotelstrand und kletterte über eine felsige Landspitze in die kleine Bucht, die er als kleiner Junge für sich entdeckt hatte. Hier war er von den Felsen ins Meer gesprungen und hatte seine Liebe zur Geologie entdeckt. Heute jedoch wollte er sich nur etwas abkühlen und hoffte, beim ausgiebigen Schwimmen im Meer endlich seinen Brummschädel loszuwerden.

Vor den dunklen Felsen erregte ein blassgoldenes Aufblitzen seine Aufmerksamkeit. Max sah genauer hin und stellte fest, dass es das Mädchen vom Morgen war. Mit hoch gebundenen, seidig glänzenden Haaren streckte es sich auf einem Strandlaken aus.

Leise ging Max auf sie zu, wobei sein Blick bewundernd über ihren Körper glitt. Ihr pinkfarbener Bikini war eher dezent im Vergleich zu dem, was er schon gesehen hatte, aber die Figur, die er zierte, hätte nicht reizvoller sein können. Mit geschlossenen Augen lag Sophie da. Ihre Beine waren genauso hinreißend, wie Max vermutet hatte: lang, schlank und sehr sexy, und ihre sanft gebräunte Haut war wie Samt und Seide. Unfähig, den Blick von ihr zu lösen, bedauerte Max schon jetzt, dass er Alex versprochen hatte, die Finger von ihr zu lassen.

Als er noch näher zu ihr kam, fiel sein Schatten auf sie. Sofort öffnete sie die Augen.

„Sophie Rutherford, richtig?“, fragte er lächelnd und streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Max Quintano.“ Er beobachtete, wie sie elektrisiert hochfuhr. „Heute früh erschien es mir irgendwie nicht der richtige Zeitpunkt, mich vorzustellen. Bitte, verzeihen Sie mir, wenn ich Sie in irgendeiner Weise in Verlegenheit gebracht haben sollte.“

„Sophie, ja …“ Errötend nahm sie seine ausgestreckte Hand. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Quintano. Aber ich glaube, ich sollte mich bei Ihnen entschuldigen, weil ich Sie in Ihrer Suite eingeschlossen habe.“

Max spürte, dass ihre schlanke Hand leicht zitterte, und blickte in ihre wundervollen grünen Augen. In ihnen lag Befangenheit, aber auch ein unverkennbares weibliches Interesse. Und plötzlich verschwand sein Kater auf wundersame Weise wie von selbst.

„Bitte, nennen Sie mich Max. Und Sie müssen sich nicht entschuldigen. Es war meine Schuld. Ich habe Sie erschreckt. Außerdem ist es für einen Streit viel zu heiß, und Sie haben zufällig meinen Lieblingsstrand vereinnahmt.“ Wieder lächelte er. „Aber ich möchte Sie keineswegs vertreiben – schließlich habe ich das heute bereits einmal getan. Also bitte, bleiben Sie, damit ich Ihnen beweisen kann, dass meine Entschuldigung ernst gemeint ist und ich kein riesenhafter Einbrecher bin.“

Sophie entzog ihm ihre Hand und stöhnte. „Hat Alex Ihnen das erzählt? Wie peinlich!“ Noch nie zuvor hatte sie sich derart heftig zu einem Mann hingezogen gefühlt. Heute früh hatte ein Blick genügt, und sie hatte sich wie ein verschrecktes Kind verhalten. Verzweifelt bemüht, diesen Eindruck wiedergutzumachen, fügte sie lächelnd hinzu: „Aber zu meiner Verteidigung darf ich anführen, dass Sie wirklich sehr groß sind.“

„Ich bin ein Meter dreiundneunzig, und Sie müssen sich wirklich nicht schämen, Sophie. Allerdings haben Sie sehr rote Wangen … Wie wär’s, wenn wir schwimmen gehen, um uns etwas abzukühlen?“, schlug Max vor und fügte dann, ohne ihr Zeit zum Antworten zu geben, hinzu: „Wer als Erster am Wasser ist, hat gewonnen!“

Natürlich folgte Sophie ihm. Daran hatte er auch nicht eine Minute gezweifelt. Seit er erwachsen war, liefen die Frauen ihm nach.

Max lief ins Wasser, drehte sich um und spritzte sie nass. Ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht, und ihre grünen Augen funkelten schelmisch, als sie sich bückte und zurückspritzte. Die nachfolgende Balgerei trug leider nicht gerade dazu bei, Max’ aufwallende Gefühle abzukühlen. Hatte Sophie überhaupt eine Ahnung, wie aufreizend sie ihm ihre vollen Brüste darbot, wenn sie sich vorbeugte?

Schließlich konnte Max es nicht länger ertragen und hob sie einfach auf seine Arme. „Du willst mich also nass spritzen, ja? Dafür wirst du bezahlen, Lady“, erklärte er und watete tiefer ins Wasser.

„Wage es ja nicht!“, schrie Sophie und umklammerte seinen Nacken. Aber ihre Augen blitzten vor unterdrücktem Lachen.

„Es gibt nichts, was ich nicht tun würde, um dich in meinen Armen zu halten, Sophie“, neckte Max und suchte ihren Blick.

Sie sahen sich an. Einen Moment, als lodernde Leidenschaft zwischen ihnen entbrannte, hörte alles Necken auf. Zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte Sophie ein überwältigendes sexuelles Verlangen. Wie hypnotisiert sah sie mit pochendem Herzen in seine Augen, während die Welt um sie stillstand und die Luft zwischen ihnen vor erotischer Spannung zu knistern schien.

Langsam schweifte Sophies Blick zu Max’ sinnlichem Mund. Wie von selbst öffnete sie einladend die Lippen, wobei sie sich ausmalte, wie es sich anfühlen würde, von ihm geküsst zu werden.

Im nächsten Augenblick tauchte sie ins Wasser, schlug wild um sich und gelangte schließlich hustend und prustend wieder an die Oberfläche. Keuchend richtete sie sich auf und wischte sich das Salzwasser aus den Augen. Dabei bemerkte sie, dass Max sie mit einem seltsamen, fast bedauernden Ausdruck beobachtete.

„Ich glaube, wir sollten uns beide ein wenig abkühlen. Ich werde zur Spitze der Landzunge hinausschwimmen. Bis später, Sophie.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, tauchte er mit einem eleganten Kopfsprung wie ein Delfin ins Meer ein und schwamm mit kraftvollen Zügen davon.

Später würde ihr aufgehen, dass der Vergleich mit einem Hai treffender gewesen wäre.

Zu diesem Zeitpunkt aber blickte sie ihm fasziniert nach. Nichts in ihrem bisherigen Leben hatte sie auf einen Mann wie Max Quintano vorbereitet.

Nach dem frühen Tod ihrer Mutter war sie mit elf Jahren von ihrem Vater in ein Mädcheninternat geschickt worden. Mit dreizehn schoss sie in die Höhe wie eine Bohnenstange, maß plötzlich einen Meter fünfundsiebzig und war schrecklich gehemmt und unsicher. Sie hatte nur wenige Freundinnen und verbrachte die Schulferien zu Hause in Surrey mit der Haushälterin Meg, während ihr Vater arbeitete.

Als typische Spätentwicklerin entwickelte Sophie erst an der Universität Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit. Begeistert entdeckte sie, dass ihre Körpergröße keineswegs bedeutete, ohne Freunde auskommen zu müssen, und ging sogar mit einigen Jungen aus.

Doch niemals empfand sie dabei etwas ähnlich Erregendes wie die Gefühle, die Max Quintanos neckendes Lächeln in ihr weckte. Mit einem verträumten Ausdruck ging sie zurück an den Strand, setzte sich auf ihr Badelaken und suchte hingerissen Max’ dunklen Schopf, der jetzt sehr weit draußen zwischen den sanften Wellen auftauchte. Noch immer glaubte sie seine, Arme zu spüren, wie er sie hochgehoben hatte, die zufällige Berührung seiner Hand an ihrer Brust … Ist das Liebe oder nur Schwärmerei, überlegte sie, unfähig, den Blick von ihm zu wenden.

Als seine aufgewühlten Gefühle sich endlich beruhigten, wendete Max im Wasser und schwamm zum Strand zurück. Seit er nach Paulos Tod aus Australien zurückgekommen war, hatte er keine Frau mehr gehabt. Vier Monate der Enthaltsamkeit waren zweifellos Grund genug, warum er so heftig auf die reizende Sophie reagierte.

Als er sie in den Armen gehalten hatte, wusste er natürlich, wie sehr sie sich einen Kuss von ihm gewünscht hatte. Auch er hatte sich buchstäblich danach verzehrt, sie zu küssen – und sehr viel mehr. Aber es war richtig, die Finger von ihr zu lassen, wie Alex ihn gebeten hatte. Außerdem hatte Alex recht: Sie war viel zu jung für ihn.

Also war Max ziemlich stolz auf sich, als er aus dem Wasser watete und sich das nasse Haar aus der Stirn strich. Als er langsam auf Sophie, die noch immer am Strand saß, zuging, lächelte sie ihn an. Prompt schwanden all seine guten Vorsätze. Er würde eine Weile auf Sizilien bleiben … Was war schon so schlimm an einem kleinen Flirt mit einem schönen Mädchen?

„Komm, Sophie.“ Er streckte ihr eine Hand entgegen. „Du warst lange genug in der Sonne. Ich begleite dich zum Hotel zurück.“ Als sie aufstand, drückte Max ihr rasch einen Kuss auf die sanft gerundete Wange. Aber bevor er sich ganz zum Narren machte, fügte er schnell hinzu: „Ich zeige dir den Weg durch den Irrgarten im Hotelpark.“

Nach der ersten Woche wusste Sophie nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie bis über beide Ohren verliebt. Allein bei Max’ Anblick schlug ihr Herz schneller, und wenn er sie ansprach, brachte sie kaum ein Wort heraus. Allein seine zwanglosen Einladungen, ihn in ihrer Freizeit zum Schwimmen oder auf einem Spaziergang zu begleiten, genügten, damit sie sich wie im siebten Himmel fühlte. Natürlich willigte sie jedes Mal ein, und obwohl es keine richtigen Rendezvous waren, durchlitt Sophies naives Herz jedes Mal süße Qualen. Leider benahm Max sich stets wie ein perfekter Gentleman. Sosehr Sophie es sich auch wünschte, er ging nie weiter, als sie auf die Wange zu küssen.

Zwei Wochen nach ihrer ersten Begegnung kam Sophie aus ihrem Schlafzimmer in das Wohnzimmer des Chalets, das sie sich mit Marnie, der Chefrezeptionistin des Hotels, teilte. In dieser Nacht würden sich all ihre Träume erfüllen, das wusste Sophie. Denn Max hatte sie zum Abendessen in ein Restaurant in Palermo eingeladen, endlich ein richtiges Date!

„Und? Was sagst du, Marnie?“ Erwartungsvoll drehte sich Sophie vor ihrer älteren Freundin. Am Nachmittag hatte sie sich in der Hotelboutique ein elegantes grünes Kleid gekauft, in der Hoffnung, Max damit zu beeindrucken.“

„Lass mich raten – triffst du dich vielleicht mit Max Quintano?“, neckte Marnie sie ein wenig spitz.

„Ja“, antwortete Sophie strahlend. „Sehe ich auch gut genug aus?“

„Du siehst umwerfend aus. Max wird es die Sprache verschlagen. Aber weißt du auch, was du da tust?“, fragte Marnie mütterlich besorgt. „Ich habe dich wegen Max und seiner Frauen gewarnt und dir sogar einen Artikel über ihn gezeigt, erinnerst du dich? Kleines, ich kann ja verstehen, was du fühlst, aber er ist so viel älter und erfahrener als du. Du bist noch so jung und solltest erst einmal dein Studium beenden. Wirf das nicht alles weg wegen einer kurzen Affäre, denn mehr kann es gar nicht werden.“

Sophie erstarrte. „Ich weiß, und ich kenne die Gerüchte. Aber diese Geschichten sind sicher stark übertrieben.“

„Ich möchte doch nur, dass du vorsichtig bist. Max ist ein Multimillionär mit einem entsprechenden Lebensstil. Er verbringt hier selten mehr Zeit als nur das eine oder andere Wochenende. Einzig und allein, weil er nach dem Tod seines Bruders seinen Vater und seine Familie vertritt, ist er dieses Mal länger hier. Doch auch das wird sich ändern, denn bald reist der Rest seiner Familie an. Und dann wird Max hier nichts mehr halten.“

„Das weißt du doch gar nicht.“ Bei der Vorstellung, dass Max abreisen könnte, pochte Sophies Herz vor Angst.

„Nein, das zwar nicht. Aber es ist bekannt, dass Max und sein Vater kein besonders enges Verhältnis zueinander haben. Und obwohl er mit seiner gesamten Familie im Großen und Ganzen gut auskommt, steht ihm nur seine Stiefschwester Gina wirklich nahe. Die beiden sollen seit Jahren eine lose Affäre miteinander haben. Manche behaupten, Gina würde die anderen Frauen an seiner Seite nur dulden, weil sie sich mit Leib und Seele ihrer Karriere als Ärztin verschrieben und kein Interesse an einer Heirat habe. Andererseits soll der alte Quintano Max schon vor Jahren erklärt haben, eine derartige Beziehung keinesfalls zu dulden, denn nach seiner Auffassung seien sie Bruder und Schwester und jede andere Beziehung zwischen ihnen daher völlig undenkbar. Aber inzwischen ist Max sein eigener Herr, und sollte er sich doch jemals entschließen zu heiraten, würde es mich nicht verwundern, wenn die Braut Gina hieße. Sei also gewarnt, Sophie, und mach keine Dummheiten.“

Das Läuten an der Tür ersparte Sophie eine Antwort, aber ihr überschäumendes Glücksgefühl war verschwunden. Es kehrte allerdings in dem Moment zurück, als sie die Tür öffnete und Max in einem eleganten maßgeschneiderten Anzug vor ihr stand. So atemberaubend, so attraktiv und so sexy, dass Sophie das Herz bis zum Hals schlug.

Auch Max verschlug es einen Moment die Sprache. Sophie hatte ihr langes blondes Haar kunstvoll hochgesteckt, sodass nur einzelne feine Strähnen ihr schönes Gesicht umschmeichelten. Dezent betonte ein leichtes Make-up die zarten Züge und die ausdrucksvollen grünen Augen. Ihr Kleid, ein raffiniert schlichtes, halblanges Etui-Modell aus smaragdgrüner Seide, schmiegte sich reizvoll an die weiblichen Rundungen ihrer hinreißenden Figur. Verdammt, allein bei ihrem Anblick durchzuckte es ihn heiß!

„Du siehst … wundervoll aus. Und du scheinst bemerkenswerterweise auch schon bereit zu sein“, begrüßte er sie, wobei ihm durch den Kopf ging, dass sie nicht die Einzige war, die bereit war. Er hätte sie auf der Stelle lieben können.

„Ja.“

Bei ihrem Lächeln musste sich Max erneut ins Gedächtnis rufen, was er Alex versprochen hatte. Problematisch war nur, dass Sophie ihn in jeder Hinsicht faszinierte. Sie brachte ihn zum Lachen, war klüger, als es ihr Alter erwarten ließ, und eine wundervolle Gefährtin. Und was ihr Aussehen betraf – Max brauchte sie nur anzusehen, um sie zu begehren. Vermutlich hätte er sie besser nicht einladen sollen, denn er bezweifelte, ob er es wirklich schaffen würde, die Hände von ihr zu lassen.

Sophie allerdings ahnte nichts von Max’ Zweifeln, weder auf der kurzen Autofahrt noch als er sie in das Restaurant führte. Sie war einfach zu aufgeregt.