Gestatten Jasper - Bàra Wiebke Grollius - E-Book

Gestatten Jasper E-Book

Bàra Wiebke Grollius

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Beschreibung

Dialoge zwischen Frauli und Jasper. Basierend auf wahren Begebenheiten. Das Kooikerhondje Jasper ist ein neugieriger, defensiver kleiner Wirbelwind. Schnell bindet er sich an seine neue Familie. Tage und anfangs ebenso Nächte sind fortan mit lustigen, aufregenden und anstrengenden Erlebnissen erfüllt. Jasper lernt auch ruhige Momente zu genießen. Er entpuppt sich als großes Kuschelmonster. Ginge es nach Jasper, würde sein willensstarker Charakter den Weg bestimmen. Mit viel Durchhaltevermögen und Geduld wird der süße Kooikerhondje-Rüde liebevoll und mit viel Humor auf den gemeinsamen Weg gebracht.

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Seitenzahl: 308

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Bàra Wiebke Grollius (B.Sc. Psychologie), geboren 1973 in Hamburg, lebt mit ihrer Familie in Bremen. Nach dem Abitur absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Bankkauffrau und arbeitete im Anschluss in verschiedenen kaufmännischen Berufen in Hamburg, Berlin und Frankfurt, bis sie in Bremen eine eigene Familie gründete. In dieser Zeit absolvierte sie ein Psychologiestudium und beendete dies mit einem Bachelor of Science. Im Anschluss an die intensivste Zeit der Familienarbeit widmete sie sich schließlich dem Schreiben.

Name: Bootsmann Jasper von der Luhewiese

Geboren: 02.08.2024

Rasse: Nederlandse Kooikerhondje

Mutter: Apperup’s Smilla

Vater: Bentje von Hadler Land

Inhaltsverzeichnis

Superkurzes Vorwort

Gestatten: Bootsi!

Kontrolliertes Spielen

Die Spielzeugtonne

Vier Wochen später

Flughafen

Der einsame Junge

Jaspers Vater

Halloween

Es wird richtig kalt

Heide

Rhythmus

Fremde Hunde

Begegnungen

Krallen

Baumarkt

Wird Frauli krank?

Der große Hund

Samstag

Mein Gott jetzt hat sie’s!

Unruhige Nacht

Fleet statt Garten

Straßenbahn

Grand Dame

Hundeplatz

Hunde, Hunde

Gassi-Schule

Der Sportplatz

Schlafzimmer, Nacht drei

Zu Besuch

Unsere Möbel

Frauli hat die Faxen dicke

Clickertraining

Unser Garten

Die anderen Hunde

Auszeit

Papierrollen

Keksregen

Abwarten

Telefon

Deich

Tierarzt

Wunderschöne Birken

Bring’s!

Korrektur

Völlig verpeilt - Reizüberflutung

Die Flasche

Der große Wald

Erneute Resignation

Stadttraining

Sylvestervorgeschmack

Einkaufszentrum

Dranbleiben

Gassi anstrengend

Ausschlafen?

Nordsee einen Tag zuvor

Weihnachstbaumtannennadeln

Bescherung

Sylvester naht

Kinder, Kinder!

Was ist ein Peripubertier?

Sylvestervorbereitung

Die Sylvesternacht

Auf dem Tisch

Zähne

Hormone

Ganz viel Kuscheln

Noch mehr Kuscheln

Auf Sartres Wegen

Nadine olé

Eva olé

Zwischenstand

Welpenzeit adé

Übersetzung

Jaspers Crew

Auswahl aus unserem Bücherregal

Danksagung

Über Smilla

Über Bentje

Das Nederlandse Kooikerhondje

Social Media

Bücher der Autorin

Fotostrecke

Superkurzes Vorwort

Unsere Geschichte kann interessierten Hundekäufer*innen helfen einzuschätzen, wieviel Arbeit und Freude mit dem Einzug eines kleinen Hundewelpen auf sie zukommen kann. Wir berichten ehrlich über Tiefen und Höhen, Rückschritte und Fortschritte. Auch unsere Erziehungsrichtung wird thematisiert: Positive Verstärkung. Das Buch ist für mich ein entspannendes Ventil für die sehr anstrengenden ersten Monate. Gleichzeitig bleiben die Erlebnisse erhalten und geraten nicht in Vergessenheit.

Jasper und ich unterhalten uns in diesem Buch. Natürlich sind dies fiktive Dialoge, denn Hunde können nicht in Menschensprache kommunizieren. Sie können sich uns dennoch erstaunlich präzise mitteilen. Sehr oft ergeben sich wunderbare Momente, wenn man sich die Mühe macht, möglichst genau hinzusehen. Vielleicht geht in Jasper genau das vor, was ich aufschreibe?

Ein Hinweis zum besseren Verständnis: Fordere ich Jasper auf, etwas bereits Gelerntes umzusetzen, wie beispielsweise ein Spielzeug ins Maul zu nehmen, verwende ich in der Schriftsprache nicht „nimm, Jasper“, sondern „Nimm Jasper“. Durch den großen Buchstaben am Wortanfang kennzeichne ich ein zu dieser Zeit verwendetes Signalwort.

Gern möchte ich darauf hinweisen, dass wir in der Erziehung den Ansatz der positiven Verstärkung mit Clickertraining gewählt haben. Hierzu sind wir an unsere Hundeschule Blauerhund von Rolf und Madeleine Franck angebunden. Auch erhalten wir wertvolle Unterstützung von Cornelia Vogt und Angel Woods, beide sind Hundetrainerinnen. Nützliche Tipps, die nichts mit Clickern oder positiver Verstärkung zu tun haben, finden genauso Platz in unserem Training.

Sollte Ihnen am Text noch etwas auffallen oder unklar sein, bitte, schreiben Sie mir! Ich bin für jeden Hinweis dankbar.

.

Gestatten: Bootsi!

Jasper: Ich heiße nicht Bootsi!

Frauli: Doch Bootsi, du heißt auch Bootsi. Das kommt von Bootsmann. Erinnerst du dich? Als Claus vorschlug, den B-Namen Bootsmann für dich zu nehmen? Ich finde er passt zu dir. Außerdem kannst du dich entspannen. Ist doch nur für die Papiere. Deine Geschwister aus diesem Wurf haben alle Namen mit B. Das macht man nun mal so. Sonst kommen die Züchter über die Zeit doch komplett durcheinander. Jasper haben wir uns für dich als Rufnamen ausgesucht.

Jasper: Nein ich heiße auch nicht Jasper.

Frauli: Wie heißt du denn?

Jasper: Keine Ahnung, ich heiße gar nicht. Woher soll ich denn wissen, wie ich heiße? Was bedeutet das überhaupt, einen Namen zu haben? Wofür brauche ich einen Namen?

Frauli: Das wirst du ganz schnell verstehen! Schließlich möchtest du ja auch das für dich bestimmte Leckerchen absahnen, wenn ich dich anspreche. Oder? Sonst geht der Keks woanders hin. Also immer, wenn du deinen Namen hörst, Jasper, bekommst du einen Keks. Deinen Namen solltest du dir auf jeden Fall merken. Lohnt sich!

Jasper: Wohne ich denn jetzt für immer bei dir? Ohne Mama Smilla, Opa Duke und meine drei Geschwister Bella, Ella und Bene? Und ohne Ben, meinen Papa? Und ohne meine Elternmenschen Nadine, Tessa und Claus? Wie soll das denn bitteschön funktionieren? Wer beschützt mich denn? Mit wem kann ich spielen? Woher kommt mein Futter? So viele Fragen!

Frauli: Ja, du bist ab heute Teil unserer Familie. Mein Mann Dirk und unser Sohn Tim werden genauso gut auf dich aufpassen, dich versorgen und ganz doll liebhaben, wie ich. Mit mir wirst du die meiste Zeit verbringen. Du kannst dich auf mich verlassen. Eher würde ich mich in der Luft zerreißen lassen, als dass dir etwas passieren dürfte. Hand und Pfote drauf! Ich werde es dir beweisen. Komm her kleiner Mann, wir fangen jetzt sofort damit an, lass uns ein bisschen kuscheln. Siehst du, du darfst jederzeit zu mir kommen, wenn du Nähe möchtest. Schon jetzt auf der Autofahrt in dein neues Zuhause.

Jasper: Na ich bin gespannt. Das ist ja alles so aufregend, ich schlafe dann mal eine Runde. Es ist gemütlich auf deinem Schoß und eure Gerüche kommen mir bekannt vor. Sag bloß, die Decke, auf der ich liege, war bei euch zu Hause, bevor Nadine sie mir ins Körbchen gelegt hat und alle anderen sich draufgelegt haben. Hmmmm es duftet nach Mama, nach Duke, nach Bella, Ella und Bene. Und nach Nadine, Tessa, Claus, und nach euch! Wie schön!

Frauli: Genau das war der Plan, dass du möglichst wenig Heimweh hast. Wir bekommen den Übergang ganz sicher gut hin! Hoffentlich.

Jasper: Ich kann gar nicht richtig schlafen. Es wackelt so in eurem Auto. Ich kenne Autofahren schon, hier wackelt es anders. Aber ich bin müde. Ich döse mal eine Runde. Oh, sind wir schon da? Prima ich darf also gleich mein neues Haus erschnüffeln? Erstmal nur das Erdgeschoss, ja? Sonst wird mir das zu viel. Ich traue mich das, ich bin neugierig und mutig. Sehr schön ist es hier, es gefällt mir hier! Wann bekomme ich denn Futter? Ich habe Hunger! Moment, ich muss erst noch pieseln. Oh, auf die Fliesen, aber ich konnte wirklich nicht mehr aufhalten bei der ganzen Aufregung! Ah, es gibt etwas zu beißen. Das Futter kenne ich von Nadine, schmeckt mir gut, nehme ich, danke! Aber in das Metalldings da gehe ich nicht. Nie im Leben.

Frauli: Doch, sollst du. Such mal die Kekse in der Decke. Riech mal, das ist die besagte Kuscheldecke. Und hier ist noch ein kleiner Stoffhund. Er leistet dir heute Nacht Gesellschaft. Und du brauchst wirklich keine Angst zu haben, ich werde mich nachher mit einer Matratze vor deine Box legen und die Nacht neben dir schlafen. Und wenn du mal musst, sagst du Bescheid, ja? Ich lasse dich dann in den Garten. Komm, wir sehen uns gemeinsam den Garten an! Er ist zwar nicht groß, aber für dich wahrscheinlich riesig. Hey, nicht alles anknabbern!

Jasper: Doch, gerade anknabbern, ich bin doch so aufgeregt! Deine Büsche schmecken mir prima! Pipieeeee! Und weitersuchen und knabbern. Du sagst ja gar nichts, dann ist das wohl in Ordnung.

Frauli: Ich bin tatsächlich erstmal froh darüber, dass du neugierig deine neue Umgebung erkundest. Hätte schlimmer kommen können.

Jasper: Prima, dann kann ich ja auch in der Erde buddeln! Muss ich direkt ausnutzen, dass du mich das machen lässt.

Frauli: Ich bin grad etwas planlos. Wie müsste ich denn reagieren, wobei reagieren schon falsch ist. Ich müsste agieren und du reagieren, auf mich. Naja, jetzt komm doch erstmal an. Erziehung kann auch morgen beginnen.

Jasper: Genau, lass dir Zeit, ich finde meine Lücken, hihi! Die kleinen Steinchen hier finde ich besonders interessant! Nicht fressen? Fühlen sich aber spannend im Maul an.

Frauli: Wir gehen wieder rein, kleiner Mann. Wie, du möchtest draußen bleiben? Aha, erster Fehler meinerseits, ich darf Fehler machen: Du hast kein Geschirr an und ich kann dich gar nicht festhalten. Wir haben noch gar kein Geschirr. Dein Welpenhalsband ist sehr dünn, daran mag ich dich nicht halten. Na dann nehme ich dich eben auf den Arm. Und ab, wir gehen wieder ins Wohnzimmer. Der Tag ist schon fast rum. Der Abend naht, Zeit für dich, schlafen zu gehen!

Jasper: Na gut, wir können es ja mal probieren. Kekse im Bett finde ich super! Aber bleib wirklich ganz dicht bei mir!

Frauli: Jasper es ist jetzt wirklich Zeit ins Bett zu gehen. Du in deine Box und ich auf die Matratze. Wie besprochen.

Jasper: Die Box macht mir irgendwie Angst, du bleibst dich bei mir ja? Ich muss mal. Ich muss schon wieder, nur zwei Stunden später. Und nochmal, zwei Stunden weiter. Kann ich nichts dafür, meine Blase ist noch so klein! Ich muss schon wieder, Frauli!

Frauli: Moment Krümel, bin gleich bei dir. Aufstehen, Strümpfe an, Jogginghose über die Schlafanzughose, Jacke an, Kapuze auf, Terassentür öffnen, Boxentür aufklappen, Jaspi rausholen, Jaspi in den Garten tragen.

Jasper: Hey du, ich habe jetzt total Lust auf Spielen! Sollen wir fangen spielen?

Frauli: Du spinnst. Es ist mitten in der Nacht. Nein auf gar keinen Fall. Nicht ansatzweise. Mach Pipi huschhusch und dann wird weitergeschlafen. Komm her, ich trage dich zurück in deine Box. Noch ein paar Stunden schlafen, bitte.

Jasper: Huhu Frauli, ich bin ausgeschlafen! Ich habe Hunger! Und ich muss schon wieder! Alarm ich muss mal!

Frauli: Moment, erst sehe ich mal auf meine Uhr. Hm, fünf Uhr in der Früh. Naja, darüber kann man diskutieren. Ich würde zwar gern noch bis halb sieben weiterschlafen, aber ich verstehe das. Wenn die Blase schon wieder drückt. Und der Bauch grummelt. Also gut. Lass uns den Tag beginnen. Wie beschäftige ich dich denn bloß? Ich meine, vorher sollte ich mich darüber freuen, dass du überhaupt nicht geweint hast! Das ist fantastisch! Supergut! Das gibt mir Kraft, meinen Rhythmus ein ganzes Stück weit an deinen anzupassen. Wenn es dir dafür gutgeht.

Jasper: Passt schon! Du spielst ja so gut mit mir! Hätte ich von dir gar nicht erwartet, nachdem das mit der Tami, meiner Vorgängerin, ja wohl überhaupt nicht geklappt hatte. Hatte mir der liebe Gott schon vor meiner Geburt gesteckt. Und er hatte gesagt, ich soll mir mit dir viel Mühe geben, damit du das Spielen lernst. Aber ich finde, du machst das großartig! Weiter so!

Frauli: Mir bringt es wirklich sehr große Freude, mit dir zu spielen! Ich habe gelesen, dass Zerrspiele die Bindung zwischen uns schnell wachsen lassen. Jasper! Siehst du, du reagierst schon auf deinen Namen. Ich glaube, dass es stimmt, was in den Büchern unserer Hundeschule Blauerhund steht.

Jasper: Ich finde, das passt. Wenn ich mit dir rangeln und zerren kann, sehe ich dich ja die ganze Zeit, das heißt, ich beschäftige mich ja auch mit dir. Klar, dass ich dein Gesicht, deinen Geruch und deine Stimme leicht abspeichern kann. Ich bin gern mir dir zusammen. Du kannst das Spiel mit meinen Geschwistern zwar nicht ersetzen, aber mit dir zu spielen ist auch ganz ok.

Frauli: Danke für die Blumen. Allerdings habe ich auch gelesen, dass wir beim Zerrspielen kontrolliert bleiben sollen. Ich soll dir beibringen, dass du erst Sitz machen sollst, dann auf das Wort Nimm warten und erst beim Vernehmen desselben in das Spielzeug beißen darfst. Und wenn ich sage Aus sollst du mir das Spielzeug sofort freigeben.

Jasper: Echt jetzt? Spielen mit Anleitung? Na gut, wir können es ja mal versuchen. Aber nur gegen unzählbar viele Kekse. Sonst nicht. Es muss sich für mich lohnen. Weißt, dann mache ich so Einiges. Wenn es sich für mich lohnt.

Frauli: Kapiert. Hey, ich soll dich erziehen nicht umgekehrt!

Jasper: Oha, so viele Spielzeuge! Ich kaue für mein Leben gern. Immer her mit den harten Plastiksachen, Frauli! Ui und die bunten Bälle hatten wir im Welpenauslauf auch! Und einen blauen Tunnel! Hach ne ist das schön hier!

Frauli: Ja beiß rein, wir sehen mal, wie weit du damit kommst. Verschlucken darfst du das Plastik nämlich nicht. Aber ganz so stark bist du im Zubeißen zum Glück noch nicht. Obwohl deine kleinen Zähnchen wirklich ziemlich spitz sind.

Jasper: Oh ja meine Zähne! Die entdecke ich grad. Habe hergefunden, dass ich überall damit reinbeißen kann. Krass!

Frauli: Autsch. Das war mein Fleisch. Dorthinein sollst du natürlich nicht beißen. Das musst du ganz schnell lernen, junger Mann!

Jasper: Wie jetzt? Ich finde das so lustig, wenn du anfängst mit den Händen in meine Richtung zu wedeln. Dann spiele ich doch gleich noch lieber mit dir weiter!

Frauli: Ich glaube, du bist müde. Schlafenszeit. Lass uns doch mal versuchen, eine gleichbleibende Routine zu entwickeln. Also so, dass du ungefähr weißt, wann du schlafen sollst und ich in dieser Zeit Hausarbeit erledigen oder ein paar Besorgungen machen kann.

Kontrolliertes Spielen

Jasper: Hey Frauli, das Spielzeug ist wirklich prima. Viel besser als die Möbel oder eure Schuhe! Und so viel auf einmal, da kann ich mich schön mit beschäftigen.

Frauli: Ich glaube wir sollten das ein wenig strukturieren. Der Anfang durfte gern etwas durcheinander sein, damit wir uns erstmal kennenlernen konnten. Doch nun sollten wir dein Spielzeug aufräumen. Ein oder zwei zurzeit reichen völlig aus. Und ich möchte sie dir zuteilen. Außerdem steht nun an, dass wir kontrolliertes Spielen üben.

Jasper: Das ist aber viel auf einmal. Na gut, wegräumen und herausholen. Habe ich verstanden. Kontrolliertes Spielen? Kann ich doch schon fast. Du sagst Nimm und ich beiße schon vorher hinein. Du sagst Aus und vielleicht lasse ich das Spielzeug dann los. Es bringt mir großen Spaß, wild mit dir herumzuzerren. Ist auch völlig egal, wohinein ich beiße. Hauptsache Spaß! Schließlich sollst du das Gerangel mit meinen Geschwistern ersetzen! Streng dich mal ein bisschen an Frauli!

Frauli: Es tut mir aber weh, wenn du einfach so in meinen Finger beißt. Du darfst eben nur in dein Spielzeug beißen. Keine Diskussion. Musst du lernen. Deswegen kontrollierter Beginn und kontrolliertes Ende des Zerrspiels. Ich zeige dir jetzt nochmal mal, wie das geht: Du setzt dich hin in Sitz.

Jasper: Ja ja ja, das kann ich schon von Nadine, meiner Züchterin! Alles klar.

Frauli: Und nun wartest du auf das Wort Nimm. Erst dann darfst du in das Spielzeug beißen.

Jasper: Easy. Und weiter?

Frauli: Dann zerren wir ein bisschen und rangeln. Und hör gut zu, wenn ich Aus sage, lässt du das Spielzeug sofort los. Sofort und ganz bestimmt. Dafür bekommst du dann einen Keks.

Jasper: Nö. Spielzeug wieder loslassen, wie doof ist das bitte? Vielleicht!

Frauli: Jetzt komm schon. Es gibt Regeln. Das ist eine davon: Spielen ja, aber kontrolliert. Wo soll denn das sonst hinführen?

Jasper: Na dahin, dass ich entscheiden kann. Obwohl das auf Dauer sehr stressig für mich würde. Wir können es ja doch mal auf deine Art probieren.

Frauli: Also gut, lass uns beginnen. Sitz, sehr gut, hier hast du einen Keks. Und nun Nimm. Jasper du darfst jetzt in das Spielzeug beißen. Na los, denk nicht so viel nach, tu es einfach. Beiß rein. Genau. So. Weiter. Lass uns ein wenig zerren. Autsch! Lass meinen Finger in Ruhe! Ich gehe mal eben in die Küche. Bis gleich. Eins, zwei, drei… zwölf. Jasper da bin ich wieder. Lass es uns noch einmal probieren. Sitz, super, Keks, Nimm, ja genau so, prima, Keks geht jetzt nicht, das Spielzeug ist die Belohnung. Und loszerren. Jasper, Aus.

Jasper: Häh?

Frauli: Aus, Jasper, du sollst genau jetzt dein Mäulchen öffnen und das Spielzeug freigeben. Du bekommst einen leckeren Keks dafür! Sieh mal!

Jasper: Ach so, na wenn ich dafür auch einen coolen Keks bekomme, lasse ich mit mir vielleicht reden.

Frauli: Geht doch. Nach nur ein paar Mal üben sind wir nun schon fast richtige Profis in kontrolliertem Spielen.

Die Spielzeugtonne

Frauli: Jasper, sieh mal. Dein Spielzeug wandert gesammelt in diese Stofftonne. Dann haben wir alles beieinander. Ich gebe dir dann immer mal eins davon.

Jasper: Zeig mal, aha, die Tonne ist größer als ich. Mein Spielzeug, sagst du, ist also ab heute in dieser Tonne? Lass mich mal sehen. Dran herumkauen kann ich, die Wand eindrücken klappt auch. Aha, kein Problem in die Tonne zu krabbeln. Alles klar Frauli, du brauchst nichts für mich herauszuholen, das schaffe ich allein!

Frauli: Jasper Ähäh, nicht reinkrabbeln, so war das nicht gedacht. Komm ‘raus jetzt.

Jasper: Nein, ist schön hier drinnen. Nur meine Schwanzspitze schaut noch heraus. Das gehört doch so bei uns Kooikern, oder etwa nicht? Die weiße Schwanzspitze soll aus dem hohen Gras herausragen, Enten anlocken, die das lustig finden und die Enten sollen uns dann neugierig in einen Entenkooi folgen. Aus den Fangreusen am Ende der Kanäle kommen sie dann nicht mehr heraus und können eingesammelt werden. So gehört das doch, Frauli. Also was soll jetzt daran verkehrt sein, dass ich meine Schwanzspitze nach oben herausstrecke?

Frauli: Jasper du weißt genau, was ich meine. Du sollst doch nicht in die Tonne hineinspringen. Ja das mit der Schwanzspitze stimmt. Aber erstens ist hier kein Wasser und Enten sehen ich auch keine und zweitens befindet sich auch kein Koje in der Nähe, in den du die Enten locken könntest. Also komm aus der Tonne wieder heraus.

Jasper: Nö.

Frauli: Ach Mensch Jasper, dann geht das so eben nicht. Ich mache noch ein paar Fotos, denn es sieht ja schon lustig aus, wie du da drinnen hockst und mit deinen unschuldigen Augen hochschaust. Aber dann räume ich das Spielzeug in die Schubboxen unter dem Fernseher. Und dort lässt du sie erstmal in Ruhe. Klar?

Jasper: Das überlege ich mir noch. Wenn du mir schon zeigst, wohin du sie räumst, kann ich sie mir später herausholen, dafür brauchst du dich nicht weiter zu bemühen.

Frauli: Jasper die Mühe ist es nicht. Ich teile dir das Spielzeug zu. Erinnerst du dich? Regeln und Grenzen sollen dir das Leben leichter machen. Und mir auch. Ach Hundi, das wirst du schon noch verstehen.

Jasper: Verstehen und akzeptieren?

Frauli: Gern auch so, ja, auch akzeptieren.

Vier Wochen später

Frauli: Jasper, du hast dich gelöst, wir haben geübt, du hattest Fressen Nummer eins, wir waren sogar draußen für ein kurzes Gassi. Und nun ab in die Box zum Ausruhen. Du bist immer noch klein und brauchst viel Schlaf.

Jasper: Oh ja gute Idee, ich bin schon wieder total groggy. Lass mich eine Runde schlafen, damit ich die ersten Stunden des Tages verarbeiten kann. Schlafen. Danke. Weck mich erst in zwei Stunden wieder, so um elf rum. Und tschüss.

Frauli: Puh, die ersten vier Wochen waren megaanstrengend. Und aus welchem Grund? Weil ich mich auf den Kurzen erstmal einstellen musste. Du kriegst ja nichts geschissen in den ersten Wochen. Und dann war Herrchen auch noch zwei Wochen in dieser Zeit auf Dienstreise in den Vereinigten Staaten. Na prost Mahlzeit. Das kleine Herrchen wollte ich nicht so viel in Anspruch nehmen. Dennoch musste auch er mal Welpendienst machen, sonst wäre der Kühlschrank leer geblieben. „Möchtest du zum Einkaufen fahren oder Jasper beaufsichtigen?“ Bitte entscheide dich dafür, auf den Hund aufzupassen. Ich muss hier mal raus! Unter Menschen, und wenn es nur im Supermarkt ist.

Jasper: Frauli, ausgeschlafen, guck mal! Ich kann Treppen hochlaufen!

Frauli: Japp das habe ich mir schon gedacht, aber an Stufe vier ist Ende, da ist ein Treppenschutzgitter. Kommst du denn auch wieder hinunter? Ja klar, welch eine Frage. Mach langsam, Kurzer. Du darfst noch gar nicht so viel Treppenlaufen. Das ist nicht gut für deine Gelenke. Aber wenn du an den vier Stufen ein bisschen übst, ist das sicherlich in Ordnung. Wie, du möchtest die ganze Treppe hochlaufen? Na gut, Lernende soll man nicht aufhalten, warte ich halte aber meine Hand unter deinen Po, falls du das Gleichgewicht verlierst. Und runter auf keinen Fall, das üben wir ein andermal. Später. So. Schau mal dort in die Stoffbox rein.

Jasper: Yey eine Kaustange in der Box! Eine neue Stoffbox im ersten Obergeschoss!

Frauli: Genieß sie, lass dir Zeit, naja maximal zwanzig Minuten. Ich muss mal duschen und Zähneputzen.

Flughafen

Frauli: Nee, das geht so nicht. Zum Glück kommt Herrchen heute wieder.

Jasper: Schon wieder Autofahren? Wo sind die Kekse?

Frauli: Ab in die Autobox, hier ist deine Kuscheldecke und dein Teddyhund. Kekse musst du suchen. Wir holen Herrchen vom Flughafen ab!

Jasper: Hey, du, fahre doch nicht so lange im Kreis! Ich bekomme Drehwurm! Wo sind wir?

Frauli: Sorry, wir brauchen doch einen Parkplatz Krümel, wir fahren ins Parkhaus am Flughafen.

Jasper: So und jetzt bitte auf den Arm, hier kenne ich ja noch gar nichts. Ah ja, ein silberner Blechkasten. Aus welchem Grund drückst du einen der leuchtenden Knöpfe Frauli?

Frauli: Das nennt man Fahrstuhl, Jasper, Fahrstuhl!

Jasper: Huch, wir bewegen uns und ich kann nicht einmal hinaussehen! Was ist das? Die Türen öffnen sich magisch. Und dort hinten ist der Ausgang. Vorsicht Frauli, die Tür geht von allein auf! Hast du ihr das gesagt, dass sie sich öffnen soll? Ist ja Zauberei!

Frauli: Sieh mal dort. Die vielen Menschen. Sie schieben ihre Koffer neben sich her. In ihren Koffern sind Kleidungsstücke. Rumpelt tüchtig auf dem Kopfsteinpflaster, nicht? Und dort kommt eine Straßenbahn. Straßenbahn, Jasper. Wir fahren später damit. Heute nicht.

Jasper: Aha, interessant! Frauli, Hilfe, so viele fremde Menschen! Und sie sehen alle unterschiedlich aus, manche haben eine andere Hautfarbe als du. Halte mich fest, was ist das jetzt?

Frauli: Jasper, du machst viele lustige Geräusche beim Erleben der neuen Eindrücke, dass man denken könnte, du kommentierst damit alles! Hey das ist lediglich eine Flughafendurchsage, ganz ruhig, Krümel. Passagiere werden aufgefordert, zu einem Gate zu gehen. „Passengers for flight LH2193, please proceed to gate A01“. Wie aufregend! Ich finde es sehr spannend hier. Die Atmosphäre weckt Fernweh. Habe ja selbst mal an diesem Flughafen für Lufthansa gearbeitet! Wir setzen uns einen Moment hin. Du bist ganz schön gewachsen und schwerer geworden. Noch vor drei Wochen warst du so leicht, dass ich dich locker auf einem Unterarm herumtragen konnte. Du hast zugenommen. Meine Arme schmerzen bereits.

Jasper: Aber ich bleibe auf deinem Schoß! Nicht für tausend Kekse laufe ich hier auf dem Boden herum. Nachher stoße ich noch mit einem dieser rollenden Koffer zusammen.

Frauli: Klaro. Bleib gern auf meinem Arm. Wir können weitergehen. Lass uns doch mal auf die Anzeigentafel blicken. Aha, Herrchens Maschine ist im Anflug. Ich finde, du könntest mit mir mal Rolltreppe fahren. Gute Gelegenheit!

Jasper: Huch wie ulkig, die Stufen bewegen sich ja! Was ist das denn? Darauf willst du steigen? Bist du verrückt? Nein, ich will nicht!

Frauli: Ganz ruhig, Kleiner! Wir schaffen das gemeinsam! Sieh mal, ich halte dich hier ganz sicher und fest auf meinem Arm. Ich sage dir, dass das eine Rolltreppe ist. Die gehört so! Auf sie steigen Menschen, wenn sie Treppen nicht laufen wollen.

Jasper: Aha. Aber aus welchem Grund möchtest du die Treppe daneben denn nicht nehmen? Wäre doch viel sicherer! Also ich würde mich lieber im Treppensteigen üben.

Frauli: Nein Jasper, lieber nicht jetzt schon so oft Treppen steigen, das ist gar nicht gut für deine Gelenke. Außerdem sind zwischen den Stufen große Lücken. Nachher rutschst du mir da noch durch. Wir nehmen mal die Rolltreppe. Ist wirklich ganz harmlos, versprochen! Ich halte dich fest auf meinem Arm und dir wird gar nichts passieren.

Jasper: Na gut, wenn du das sagst, glaube ich dir das! Ich habe dich so lieb, Frauli! Du zeigst mir so viel, ich könnte ja noch viel mehr an einem Tag erleben, aber du sagst dann immer, dass ich auch noch viel schlafen müsse. Damit mein Nervenkostüm gut wachsen könne. Kann ein Kostüm wachsen? Lustig. Du möchtest, dass ich ein ruhiger ausgeglichener Hund werde, wenn ich mal groß bin. Also ich verstehe das ja auch. Wenn ich jetzt lerne, die Welt in Ruhe zu erkunden, kann ich sie später wahrscheinlich auch in Ruhe ertragen. Und genießen. Mit dir. Ja finde ich gut.

Frauli: Wir sind oben angekommen. Übrigens darfst du nie in deinem Leben allein Rolltreppe fahren. Das ist megagefährlich für deine Pfoten. Es hat schon Hunde gegeben, die sich an der Rolltreppe verklemmt und dabei ihre Krallen verletzt haben. Hat Elke aus Füssen mir erzählt. Weißt, das ehemalige Frauli von Tami, von unserer Tami, die vor dir bei uns gewohnt hat. Ich vermisse sie jedes Mal, wenn ich ihren Namen auch nur denke.

Jasper: Ach Frauli, sei bitte nicht traurig. Ja ich weiß, wen du meinst. Ich habe sie im Himmel getroffen. Jetzt fragst du dich bestimmt, wie ich Tami treffen konnte. Nun, es gibt im Himmel einen Ort, an dem wir, die wir demnächst auf die Erde geschickt werden, Hunde treffen können, die bereits auf der Erde gewesen sind. Wir dürfen ihnen alle Fragen zum Leben auf der Erde und bei den Menschen stellen, die uns interessieren. Je mehr wir fragen, umso besser sind wir auf unsere Zeit bei euch Menschen vorbereitet. Ich dachte mir, dass es sehr hilfreich für uns alle wäre, wenn ich Tami treffen und befragen würde. Ich wusste ja schon lange vor dir, dass ich in dein Leben treten würde! Also verabredeten Tami und ich uns an jenem Ort. Du musst wissen, dass das im Himmel völlig unkompliziert möglich ist, denn dort gelten ja ganz andere physikalische Gesetze. Wir sind quasi alle ein Teil von etwas ganz Großem. Und wir können miteinander kommunizieren, wenn wir uns die richtigen Fragen stellen. Die Antworten kommen dann wie von allein in unsere Seelen. Tami erzählte mir ganz viel von ihrem Leben bei euch. Ich soll euch übrigens ganz doll grüßen! Sie ist ja nur vorgegangen und ihr werdet euch ganz sicher im Himmel wiedersehen! Und mich dann später auch! Leider werde ich ja nicht so lange leben wie du. Die Chancen stehen recht gut, dass du viel länger leben wirst als ich. Hoffe ich jedenfalls. Aber eins kann ich dir heute schon versprechen: Auch ich werde im Himmel auf euch warten, zusammen mit Tami.

Frauli: Ihr seid die unglaublichsten Wesen. Mit uns Menschen haltet ihr es aus, obwohl wir oft so verpeilt und stumpfsinnig fühlen, denken und handeln.

Jasper: Ihr braucht uns. Durch uns werdet ihr zu besseren Menschen. Durch uns ertrag ihr euch besser.

Frauli: Das stimmt wohl. Ich war ehrlich am Zweifeln, ob ich nach der Tami nochmal einen Hund haben wollte. Ganz ehrlich gesagt hatte ich in Erwägung gezogen, mich nicht weiterzuentwickeln. Es wäre so bequem gewesen. Aber ich habe sehr schnell gemerkt, wenn auch am Anfang noch unscharf umrissen, dass ich mich nur mit einem weiteren Hund weiterentwickeln und meine mir selbst gestellten Aufgaben auf der Erde erfüllen kann. Ich kann es noch gar nicht so genau beschreiben, was es eigentlich ist. Ihr strukturiert unser Inneres. Ihr gebt uns eine Aufgabe. Dich versorgen zu dürfen trifft auf eine Eigenschaft von mir, nämlich, dass ich mich gern um andere kümmere. Allerdings habe ich keine Welpenerfahrung.

Jasper: Wenn ich da mal kurz einhaken darf, ich finde, dass du das mit mir richtig gut machst. Ich finde es zwar lustig, wenn du versuchst, mich am Heideherausreißen im Garten zu hindern …, denn du toleriertest es die ersten zwei Wochen. Bis auf Kleinigkeiten machst du das sehr gut mit mir. Deine Lernkurve scheint im Moment jeden Tag steil in die Höhe zu wachsen. Also mach weiter, Frauli!

Frauli: Diesen spirituellen Exkurs könnten wir an anderer Stelle nochmal vertiefen, wenn du magst.

Jasper: Immer gern. Und jetzt lass mich mal vom Arm runter. Ich möchte mir die Beinchen vertreten. Außerdem sind wir nun schon dreimal die Galerie im Kreis abgelaufen. Ich fühle mich hier inzwischen sicher. Abwärts bitte!

Frauli: Gut, wie du meinst! Meine Arme tun auch schon wieder weh. Ab mit dir. Aber du bleibst an der Leine. Sicher ist sicher. Und du weißt ja, immer schön auf mich achten. Ich habe zwar unseren Clicker vergessen, aber meine Taschen sind voller Kekse für dich. Hier ist schonmal einer dafür, dass du mich grad im Augenwinkel hattest. Jep. Du bist ganz schön mutig, hier zwischen den vielen fremden Leuten herumlaufen zu wollen. Hiergeblieben. Nicht anspringen. Benimm dich, sonst müssen wir woanders hingehen. So ist gut, suuuper Jasper! Keks. Eine Runde, zweite Runde, dritte Runde. Anzeigentafel: Flieger im Anflug. Der fliegt aber lange an.

Jasper: Ich muss mal! Und zum Bescheid sagen ist es hier viel zu aufregend! Ich mache dann jetzt einfach mal. Hier ist ja kein Garten. Was soll ich sagen? Ich kann es nicht mehr halten. Sorry.

Frauli: Oh ein wirklich großer See. Kein Ding, hab alles dabei, warte mal eben, ich nehme das auf. Und dann lass uns mal wieder auf die Anzeigentafel sehen. Ah ja, Flieger gelandet. Jasper, ab zurück auf meinen Arm, wir gehen hinunter in den Ankunftbereich.

Jasper: Kommt Herrchen gleich? Oh bin ich aufgeregt! Du willst jetzt nicht wirklich mit mir Selbstkontrolle üben, oder? Na gut, wenn es dir hilft. Machen wir die eine Übung. Hast du mir ja schon beigebracht, dass ich das Futter aus deiner rechten Hand nicht nehmen soll und wenn ich das schaffe, dafür frei Haus in mein Mäulchen einen Keks geliefert bekomme. Aber hey, du musst dir schon die Mühe machen, ganz zu mir herunterzukommen, wenn ich den Keks bekommen soll. Sonst springe ich dir entgegen. Du weißt ja, dass man sich damit einen Hund heranzieht, der gern an anderen hochspringt.

Frauli: Stimmt, wir müssen präzise arbeiten. KIT, Konsequenz – Intensität – Timing. Ein Konzept der Hundetrainer Ziemer & Falke.

Jasper: Warum setzt du dich auf einen Stuhl?

Frauli: Wir warten hier im Café auf Herrchen. Ich brauche eine kurze Pause. Herrchen müsste gleich erscheinen. Da er wieder nur Handgepäck dabeihat, braucht er nicht auf weiteres Gepäck zu warten. Ich glaube, dort ist er schon! Oh er tut diesmal nicht so, als würde er mich nicht sehen, das muss an dir liegen Jasper! Herrchen kommt direkt auf uns zu, freudestrahlend! Jasper, Sitz. Ach egal, hat sowieso grad keinen Sinn! Du freust dich so über Herrchens Rückkehr, na gut, lauf, ach Herrje. Egal. Huhu Herrchen, erst wir Menschen, dann der Hund! Oho, werde ich lange gedrückt, alles durch den Hund. Haha.

Jasper: Herrchen, Herrchen, lass mich an dir hochspringen! Auf deinen Arm, komm doch runter zu mir! Hach ich freue mich so sehr, ich weiß gar nicht wohin mit mir! Ich drehe mich im Kreis, ich werfe mich auf den Rücken, ich belle, ich springe an dir hoch! Du bist wieder da! Ich habe dich sofort wiedererkannt! Herrchen, wo warst du solange?

Frauli: Jasper, ist gut jetzt, die Leute gucken schon. Aber ist mir eigentlich egal, sie grinsen alle. Ich glaube sie freuen sich mit uns über deine Ausgelassenheit! Da hast du auch den anderen Menschen ein breites Lächeln ins Gesicht gezaubert!

Jasper: Jau, jau, jau, Herrchen, ich liebe dich! Gehen wir jetzt alle zusammen nach Hause? Ich versuche auch, neben euch herzugehen! Oh Mann ich schaffe es noch nicht, aber gleich!

Frauli: Jasper, bleib bei mir. Wir gehen aus dem Terminal hinaus über die Straße, die Straßenbahngleise und zurück ins Parkhaus. So ist der Plan. Hier liegen aber viele Kaugummis herum. Und ausgelaufene Getränkedosen. Hey Jasper, Ähäh! Jasper, hierentlang bitte, weiter. Jasper, Nein! Puh ich bin schon wieder völlig erledigt. Was möchte der große fremde Mann von uns? Es ist ein Polizist. Was haben wir verbrochen? Nein, nichts, er lächelt. Er fragt, ob er dich streicheln darf! Ich schmeiß‘ mich weg, so ein freundlicher Riesenkerl in Uniform mit schusssicherer Weste und Pistole im Halfter fragt, ob er dich Krümelknirps streicheln darf! Mir geht das Herz auf! Natürlich darf er, Jasper, ich hebe dich hoch auf meinen Arm. Von dieser sicheren Basis üben wir weiter, dass von anderen Menschen angefasst zu werden etwas sehr Schönes sein kann und meistens auch ist. Oh wie vorsichtig er mit dir umgeht! Wir sollen gut auf dich aufpassen, sagt er!

Jasper: Das ist ein ganz lieber, herzlicher, riesengroßer schwarzer Mann. Er streichelt mich ganz langsam! Ich mag ihn!

Frauli: Ich glaube, du hast ihm grad einen ziemlich großen Gefallen getan. Der Bundespolizist konnte in deiner Gegenwart sein weites Herz zeigen! Das hat ihm bestimmt richtig gutgetan! Und mir auch. Er freut sich und lächelt weiter! Und du kannst eine gute Erfahrung mehr abspeichern. So, nun müssen wir über die Straße und die Straßenbahnschienen. Herrchen, warte! Wir brauchen ein bisschen länger. Jasper, Sitz! So ist brav. Ich schaue, ob die Straße frei ist. Warte, nicht einfach Herrchen hinterherlaufen! So ist gut. Und nun noch die Schienen. Obacht, dass du nicht in den Schienen umknickst. Ok. Wir sind am Parkscheinautomaten. Herrchen löst uns aus. Ich hole schonmal den Fahrstuhl.

Jasper: Ich kann selbst einsteigen! Ich möchte in den Fahrstuhl laufen! Das kenne ich noch von vorhin!

Frauli: Meinetwegen gern! Und ab nach oben zum Auto und dann endlich wieder nach Hause.

Der einsame Junge

Jasper: Alter Falter, da habe ich aber eben wieder viel erlebt. Als erstes brausten die beiden kleinen Kinder mit ihren Fahrrädern an mir vorbei. Sie unterhielten sich laut. Und sie fanden mich süß. Habe ich genau gehört.

Frauli: Jasper du kneifst ja deine Rute ein. Entspann dich, ich bin da.

Jasper: Oh ja, hast eigentlich Recht. Sind ja nicht die ersten Kinder, die ich treffe. Aber die ersten, die so schnell auf ihren Rädern an mir vorbeisausen.

Frauli: Sieh mal dort auf der Bank. Ein Junge sitzt da, ich glaube er könnte etwas Aufheiterung vertragen. Schmeiß mal deinen Charmemodus an, außerdem hast du durch ihn einen weiteren Lernkontakt. Ich nehme dich mal hoch. Bereit?

Jasper: Japp, kann losgehen. Aber eigentlich bin ich noch ziemlich aufgeregt von eben. Können wir das bitte anders machen? Ich wehre mich mal eben auf deinem Arm, damit du merkst, dass das so doch doof ist.

Frauli: Na gut, runter auf den Boden. Also gebe ich dem Jungen ein paar Kekse, die er dir dann hinhalten soll.

Jasper: Einverstanden. Kekse gehen immer. Egal von wem. Auf geht’s, machen wir das Kind glücklich!

Ein paar Minuten später gehen wir weiter zur Weggabelung. Von links kommt eine mir unbekannte ältere aber noch sehr rüstige Dame mit einem schwarzen Rüden an der Flexileine.

Frauli: Würden Sie Ihren Hund bitte kurzhalten und nicht an uns heranlassen? Ich habe hier ein Baby.

Jasper: Genau.

Frauli: Ja das ist aber schön, dass Ihrer nichts tut, weil er aus dem Tierschutz ist und viel robuster als Rassehunde. Ach Ihr Voriger ist 16 Jahre alt geworden? Jaspers Vorgängerin gehörte derselben Rasse an wie Jasper und ist auch fast 16 Jahre alt geworden. Na sowas.

Jasper: Frauli du passt schon auf, oder? Ich sitze nämlich grad zwischen deinen gehockten Beinen auf dem Fußboden. Achtung! Pass auf! Der andere Hund hat sich losgerissen! Er läuft auf uns zu! Frauli!

Frauli: Jasper, Absprung nach oben auf meinen Arm, festhalten! Ok, der andere Hund kommt zwar zügig angelaufen und schnüffelt an mir, aber er bleibt friedlich. Ey du komm du nur, kannst mich beißen, aber Jasper nicht. Ruhig bleiben. Kopfkino aus. Jasper, alles gut. Du bleibst auf meinem Arm, bis der andere Hund wieder eingefangen wurde und weitergegangen ist. Beruhigen wir uns erstmal. Mein Gott ist heute wieder was los. Und jetzt steht dort auch noch eine liebe Nachbarin, die du noch nicht kennst und die ich Ewigkeiten nicht gesehen habe. Lass uns mal eben noch Hallo sagen.

Jasper: Frauli da kommt noch ein Hund. Ein nicht ganz so Großer schwarz-weißer mit ganz viel Fell drumrum. Läuft ganz gemütlich und ist an der Leine. Darf ich runter?

Frauli: Jasper ok, wir schauen mal, Finja ist eine ganz ruhige Hündin und außerdem ist sie auch schon 16 Jahre alt. So wie die Tami Ende Juli geworden wäre, zwei Tage vor deiner Geburt. Ach nee, du versteckst dich ja doch noch unter meinen Hockebeinen. Ist schon ok, Finja kennst du noch nicht. Finja kommt ran, das darf sie auch. Schau mal, ich kraule Finja auf meiner linken Seite und du schaust von rechts zu. Das klappt doch super, Jasper. Ich finde es richtig gut, dass du erstmal nur guckst und nicht gleich auf den anderen Hund zustürmst. Glaube mir, die meisten älteren Hunde wissen das zu schätzen! Das sollten wir auf jeden Fall beibehalten.

Jasper: Ok jetzt soll sie aber weitergehen. Dahinten kommt nämlich der nächste Hund und der ist wirklich riesig. Und er zieht ganz doll in meine Richtung. Nimm mich mal lieber wieder auf den Arm, nur so für den Fall.