Gladiatorin - Verrat oder Triumph - Lesley Livingston - E-Book

Gladiatorin - Verrat oder Triumph E-Book

Lesley Livingston

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Beschreibung

Wird der Ruhm der Gladiatorin ihr Verderben?

»Seid mutig, Gladiatorin ... und seid wachsam. Mit der Gunst Caesars gewinnt Ihr auch den Hass seiner Feinde.« Fallon wurde gewarnt. Doch der erbitterte Zweikampf mit der rivalisierenden Gladiatorinnenschule bedroht schon bald nicht nur Fallons Liebe zu dem römischen Soldaten Cai, sondern das gesamte römische Reich. Ihre hart erkämpfte Freiheit steht auf dem Spiel, und die Einzigen, die Fallon und ihre Schwesternschaft noch retten können, scheinen die sagenumwobenen Amazonenkriegerinnen zu sein. Doch was wenn diese so unerbittlich sind wie ihr Ruf?

Alle Bände der „Die Gladiatorin“-Reihe:
Gladiatorin – Freiheit oder Tod (Band 01)
Gladiatorin – Verrat oder Triumph (Band 02)
Gladiatorin – Sieg oder Verderben (Band 03)

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Seitenzahl: 490

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Lesley Livingston

GLADIATORIN

Verrat oder Triumph

Aus dem Englischen

von Silvia Schröer

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We acknowledge the support of the Canada Council for the Arts.

Nous remercions le Conseil des arts du Canada de son soutien.

Wir bedanken uns für die Übersetzungsförderung des Canada Council for the Arts.

Quellennachweis:

[1], [2]: Quintus von Smyrnae, Der Untergang Trojas, Band 1, S. 414–419, herausgegeben und übersetzt von Ursula Gärtner, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 2010

Deutsche Erstausgabe Mai 2020

© 2018 by Lesley Livingston

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel

»The Defiant« bei Razorbill/Penguin Random House LLC, USA.

© 2020 für die deutschsprachige Ausgabe

cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Aus dem Englischen von Silvia Schröer

Umschlaggestaltung: © Isabelle Hirtz, Inkcraft

nach einer Originalvorlage von Jacket art © 2018 by Michael Heath

sh · Herstellung: AS

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN 978-3-641-23942-8V001

www.cbj-verlag.de

Für Carol Ann Gallagher

I

Kleopatra, die Königin von Ägypten, langweilte sich.

Und darum baumelte ich nun über der Reling einer Galeere und fluchte laut, während mein Schiff jederzeit erneut von einem feindlichen Schiff gerammt und ich in die im Sonnenlicht funkelnden Wellen weit unter mir geschleudert werden konnte. So, dachte ich, hatten wir uns den Kampf nicht vorgestellt. Meine Schiffskameradinnen und ich – alles Schülerinnen des Ludus Achillea, der führenden Schule für die Ausbildung weiblicher Gladiatoren in der gesamten Römischen Republik – hätten siegreich sein sollen in unserer allerersten Seeschlacht.

Stattdessen machten uns die Mädchen unserer Konkurrenzschule, dem Ludus Amazona, auf dem See Sabatinus fertig.

»Fallon!«

Unter Verrenkungen schaute ich nach oben, um zu sehen, wer nach mir rief.

Es war Elka – meistens die Erste, die bemerkte, wenn ich mich in Schwierigkeiten gebracht hatte. Normalerweise hätte ich sie freudig begrüßt, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, weder die Reling noch die Hand von Leander, dem Küchensklaven des Ludus, loszulassen, dessen Leben ich gerade zu retten versuchte.

Leander konnte nicht schwimmen. Das hatte er mehr als deutlich gemacht, sogar durch den Schlachtenlärm hindurch. Es war also ein wenig erstaunlich, wie er überhaupt hier hatte enden können, wild mit den Armen rudernd im Wasser, mitten in unserer nachgestellten Seeschlacht, einem Schauspiel, das auf Geheiß der ägyptischen Königin stattfand.

Das Spektakel selbst war weniger erstaunlich.

Gaius Julius Caesar, Konsul von Rom, legendärer Feldherr, Besitzer des Ludus Achillea und Kleopatras Liebhaber, war vor knapp einem Jahr zu einem weiteren Feldzug aus Rom aufgebrochen. Kleopatra, die sich in seinem Anwesen am Westufer des Tibers eingerichtet hatte – aber äußerst unwillkommen innerhalb der Mauern Roms selbst war – war vor lauter Rastlosigkeit kurz vorm Durchdrehen gewesen.

Also hatte sie ihr Gefolge eingepackt und war auf der Via Clodia gen Norden gereist zu einer privaten Villa am Ufer des Sees Sabatinus, wo ihre Rastlosigkeit wenigstens einen Tapetenwechsel erfuhr. Und die Gesellschaft ihrer lieben Freundin, meiner Schwester Sorcha. Oder wie sie in Rom bekannt war: der Herrin Achillea, frühere siegreiche Gladiatorin und jetzige Lanista des Ludus Achillea.

Eines Morgens, nicht lange nachdem Kleopatra so etwas wie ein exotischer Stammgast in der Region um den See herum geworden war, hatte Sorcha mich auf Geheiß der Königin mit zu einer Audienz geschleift.

»Ich versauere noch vor Langeweile!«, hatte Kleopatra an diesem Tag ausgerufen, während gebratener Pfau und rohe Austern an Bord ihres Vergnügungsbootes serviert wurden. »Ich will ein Fest. Unseren ganz eigenen Triumph, um dich als neue Besitzerin des Ludus zu feiern …«

Ich für meinen Teil schielte heimlich zu Sorcha, um zu sehen, wie sie auf Kleopatras Vorschlag reagieren würde, aber meine Schwester nickte nur und trank gelassen einen Schluck aus ihrem Kelch.

»Als kommende neue Besitzerin, Eure Hoheit«, sagte sie. »Falls ich die Papiere von Caesar erhalte …«

»Scht.« Kleopatra brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Sie sind ganz bestimmt auf dem Weg. Und dann wirst auch du Königin in deinem eigenen Herrschaftsbereich sein, meine Liebe.« Sie hielt inne und wählte einen Honigkuchen von einem Tablett aus. Sie waren mit Goldstaub besprenkelt und glitzerten im Sonnenlicht. »In dieser jämmerlichen Republik sollte es nicht den Männern vorbehalten sein, ein Schauspiel zu veranstalten, um mit ihren Erfolgen zu protzen«, fuhr Kleopatra fort. »Und du, meine allerliebste Sorcha, hast definitiv Erfolge vorzuweisen. Genau wie deine außergewöhnliche Schwester.«

Sie schenkte mir eins von ihren verführerischen Lächeln und ließ mit einem Handzeichen meinen Weinbecher erneut auffüllen. »Die Optimaten bekämpfen die Popularen, weil sie Angst haben«, sagte sie. »Angst vor Veränderung, vor Neuerung. Sie haben Angst vor Caesar und sie haben Angst vor mir. Caesar ist ein Gott unter Menschen und ich erinnere ihn gern daran. Sie haben Angst vor seiner Macht. Und darum locken sie ihn zu Kriegen weit weg von mir und meinem Bett. Das macht mich ganz kirre. Entschuldigt.«

»Da gibt es nichts zu entschuldigen, Majestät«, sagte ich.

»Aber ja.« Sie kicherte, leckte sich Honig und Goldstaub von den Fingern. »Du, Fallon, verstehst meine Rastlosigkeit. Es war nicht nett von meinem Gebieter, dass er deinen hübschen, jungen Decurio bis nach Hispania mit sich gezerrt hat.«

Ich spürte, wie meine Wangen erröteten bei der Erwähnung von Caius Antonius Varro. Aber in Wahrheit war ich wegen seiner andauernden Abwesenheit selbst ein bisschen gereizt. Standhaft ignorierte ich die hochgezogenen Augenbrauen meiner Schwester.

»Egal.« Die Königin grinste uns spitzbübisch an. »Während unsere Jungs weg sind … schmeißen wir ein Fest.«

Kleopatras Vorstellung von einem »Fest« war ihre ganz eigene abgespeckte Variante von einem der absurdesten Schauspiele in Caesars Vierfachem Triumph – einer ausschweifenden Veranstaltung aus Darbietungen und Prozessionen, während derer Rom einen ganzen Monat lang bei Festmahlen und Spielen, Tierjagden und Wettkämpfen über die Stränge geschlagen hatte. Als Abschluss hatte sich Caesar ein Schauspiel ausgedacht, das er Naumachie getauft hatte: eine echte Seeschlacht, aufgeführt in einem von Menschen geschaffenen Bassin, das am Ufer des Tiber ausgehoben worden war, mit Tausenden von Männern – Kriegsgefangen von Caesars zahlreichen Feldzügen –, die auf echten Kriegsschiffen segelten. Die Schlacht war heftig gewesen. Tödlich. Und der Fluss war noch einen Tag und eine Nacht danach rot vor Blut gewesen.

Zum Glück war Kleopatra nicht so gelangweilt.

Sie gab sich mit einem Spiel ohne tödlichen Ausgang zufrieden, bei dem die Fahne des Gegners erobert werden musste, einem Wettkampf zwischen unserem Ludus und den Gladiatorinnen unseres Rivalen, des Ludus Amazona, – »Ich werde diesen widerwärtigen Volkstribun auffordern, uns seine Mädchen zu leihen, damit ihr gegen sie kämpfen könnt«, hatte die Königin mit einem boshaften Lächeln beschlossen – und mit nur zwei Schiffen. Das zweite, ein großes, schwerfälliges Vergnügungsschiff hatte einer der reicheren Nachbarn, der eine Villa auf der anderen Seite des Sees gegenüber dem Ludus Achillea besaß, zur Verfügung gestellt. Die Sklaven der Königin hatten die Boote so hergerichtet, dass sie wie Mini-Versionen der Kriegsschiffe von Rom und Karthago aussahen. Und wir sollten die historische Schlacht von Mylae lebhaft nachstellen. Wo auch immer das war. Was auch immer das war.

»Fallon!« Elka brüllte wieder nach mir. »Hör auf herumzualbern! Wir sollen diesen Kampf gewinnen …«

Ich öffnete den Mund und wollte zurückbrüllen, dass ich nicht gerade auf der faulen Haut lag, aber da schrie Leander gellend auf, verlor den Halt und stürzte in das saphirblaue Wasser unter uns.

Ich warf einen Blick zum Himmel und seufzte.

»Bin gleich wieder da!«, schrie ich Elka zu.

Dann ließ ich die Reling los, fiel durch die Leere und tauchte in die schockierend eiskalten Wellen unter mir. Die Rüstung, die ich an diesem Tag trug, war zum Glück leicht und biegsam – Leder, keine Bronze oder Eisen –, aber trotzdem zog sie mich im Wasser hinunter und für einen kurzen panischen Moment strampelte und kickte ich heftig mit den Beinen, in dem Bemühen nicht zu tief zu sinken. Als ich nach Luft schnappend wieder auftauchte und mir die Haare aus den Augen schüttelte, entdeckte ich Leander, der nur wenige Armlängen von mir entfernt mit den Armen ruderte und hilflos in der Luft nach Halt suchte. Ich war schon lange nicht mehr geschwommen – nicht mehr seitdem man mich zuerst zur Sklavin und dann zur Gladiatorin gemacht hatte –, aber ich war an den Ufern des Flusses Dwr aufgewachsen, daheim auf der Insel der Mächtigen, und schon als kleines Mädchen war ich wie ein Fisch geschwommen, fast noch bevor ich gelernt hatte zu kämpfen.

»Hör auf zu zappeln!«, wies ich ihn hektisch an, während ich einen Arm um Leanders Oberkörper schlang. »Entspann dich – ich hab dich!«

Er wurde schlaff, ich glaube mehr aus Erleichterung als aus bewusster Reaktion auf meinen Befehl hin, aber so war es einfacher. In ziemlich kurzer Zeit schaffte ich es, ihn zurück zum Schiff zu ziehen. Ich rief nach meinen Gladiatorenkameradinnen und kurz darauf erschien Damya an der Reling und blinzelte zu mir nach unten.

»Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um eine Runde schwimmen zu gehen!«, rief sie.

»Sag das ihm«, rief ich durch zusammengepresste Zähne, während eine Welle über mich hinwegspülte und mir in den Augen brannte. Das Seewasser hatte einen beißenden Geruch, und ich warf einen Blick hinüber zu den Überresten des kleinen Bootes, das Leander gerudert hatte. Das zerbrechliche kleine Fahrzeug war von unserem kunstvoll geschnitzten Bug aufgespießt worden, als wir ihn überfahren hatten. Er hatte frischen Nachschub an alkoholischen Getränken aus dem Lager des Ludus zu Kleopatras Kahn übersetzen wollen und beschlossen, den direkten Weg mitten durch die Schlacht hindurch zu nehmen. Aus zerbrochenen Tonkrügen sickerte Wein, der das Wasser rot färbte – wie eine fröhliche Parodie auf Caesars Schauspiel – und ein paar entwischte Bierfässer drifteten seelenruhig zurück ans Ufer. Drüben auf dem Schiff der Königin mischten sich Wutgebrüll mit Lachsalven angesichts des Missgeschicks. Ehrlich gesagt fand ich, dass die Festgäste an diesem Nachmittag auch so schon genug intus hatten.

»Wirf mir ein Seil zu!«, schrie ich.

Ich schlang das Seil unter Leanders Armen hindurch um seinen Oberkörper herum und wartete im Wasser auf der Stelle tretend, bis Damya ihn oben an Deck gehievt hatte. Dann warf sie das Seil wieder nach unten und zog mich an Bord, unter ihren Bronzearmbändern spannten sich ihre Armmuskeln. Als ich ein Bein über die Reling schwang und wie ein Fisch auf dem Trockenen auf dem Deck landete, erklang wilder Jubel vom Kahn auf der anderen Seeseite angesichts meiner heldenhaften Rettung. Keuchend lag ich da und kam mir weniger heldenhaft als lächerlich vor.

Oben in der Takelage hockte Tanis weit über meinem Kopf und rief immer aufs Neue die Position der Flagge auf dem anderen Schiff aus. Sie ließen sie auf dem Deck hin und her wandern, damit unsere Versuche ihr Schiff zu kapern und die Flagge an uns zu bringen, erfolglos blieben. Tanis war eine vielversprechende junge Bogenschützin – sie hatte ihren Eid in derselben Nacht wie Elka und ich abgelegt –, aber es hatte sich herausgestellt, dass sie im Nahkampf ziemlich nutzlos war. Also hatten wir sie in den hohen Ausguck geschickt, wo ihre scharfen Augen nützlich für uns waren.

Jedes Mal wenn unsere Schiffe sich an der Längsseite nebeneinanderlegten, tauschten wir Kämpferinnen. Ein paar von unseren Mädchen sprangen auf das gegnerische Schiff und umgekehrt. Obwohl die Klingen, mit denen wir an diesem Tag kämpften, hölzerne Übungsschwerter waren, passierten Unfälle. Und nicht nur Unfälle. Zwischen dem Ludus Achillea und dem Ludus Amazona gab es immer noch jede Menge böses Blut. Während Caesars Triumph waren unsere zwei Kämpferschulen in einer riesigen offenen Feldschlacht, die an Caesars Eroberung Britanniens erinnern sollte, gegeneinander angetreten, und es hatte Blutvergießen gegeben. Sogar Tote. Wir alle hatten uns an diesem Tag Feinde gemacht.

Der schlimmste, den ich mir gemacht hatte, kam ursprünglich aus meinem eigenen Ludus.

Eine Gladiatorin namens Nyx.

Nyx war nie eine Freundin gewesen. Aber sie war an Pontius Aquila verkauft worden, den Besitzer des Ludus Amazona, nachdem Caesar mich statt ihrer ausgewählt hatte, um die Hauptrolle der Siegesgöttin Victoria zu verkörpern. Nyx hatte das weder leicht noch gut aufgenommen. Genauso wenig wie die Tatsache, dass ich sie mitten im Spektakel bei einem Streitwagenduell – mit ein wenig Hilfe von Elka und ihrem treuen Speer – besiegt hatte.

All das war Grund genug für Nyx, mich zu hassen.

Aber ich war noch einen Schritt weiter gegangen.

Als Caesar mir das zeremonielle Schwert der Freiheit für meine Darbietung überreichen wollte, hatte ich ihn gebeten, diese Freiheit stattdessen ihr zu gewähren. Damit hatte ich wirksam verhindert, dass Nyx je wieder als Gladiatorin die Waffen in der Arena führen würde. Es war das Schlimmste, was ich ihr hätte antun können – ihrer Ansicht nach. Ich hatte nie die Gelegenheit gehabt, ihr zu sagen, dass ich es zu ihrem eigenen Besten getan hatte. Sie hätte mir sowieso nicht zugehört.

Ich hatte sie seit diesem Tag nicht wiedergesehen.

Was wahrscheinlich einer der Gründe dafür war, dass noch alle meine Gliedmaßen intakt waren. Nyx hatte eine Gruppe Kumpaninnen zurückgelassen, aber ohne ihre antreibende Boshaftigkeit, waren sie in etwa so lästig wie Schmeißfliegen. Im Speisesaal oder im Badehaus wohlgemerkt. In der Arena konnten wir alle – wenn wir nicht vorsichtig waren und manchmal auch obwohl wir es waren – eine Menge Schaden anrichten. Aber natürlich war das eigentlich auch das Ziel. Zumindest für unsere Zuschauer und Herren.

Ich hatte schon vor langer Zeit festgestellt, dass die römische Zivilisation nur schöner Schein war. Das Spektakel unserer »Seeschlacht« mit der spannenden Aufgabe, die gegnerische Flagge in Besitz zu bringen, war für Kleopatras Festgäste sicherlich unterhaltsam und wir lieferten eine gute Show. Aber es war der Nervenkitzel von echter Gefahr, der die Herzen der Römer höher schlagen ließ. Die Vorstellung, dass wir gewillt – und in der Lage – waren, jemanden zum Krüppel zu machen oder zu töten zur Unterhaltung der Meute. Denn auch wenn sie Seide und Juwelen trugen, Wein tranken und Austern schlürften, war es das, was die Männer und Frauen auf dem vergoldeten Kahn in Wirklichkeit waren. Eine blutrünstige Meute.

Und darum, dachte ich, gehe ich besser zurück ins Gefecht und befriedige diese Gier statt meine Zeit damit zu verschwenden, Küchenjungen zu retten.

Ich rappelte mich auf und sah, dass Leander immer noch auf dem Deck lag und mich auf einen Ellbogen gestützt angrinste. »Danke, Domina«, sagte er und entblößte seine blitzenden Zähne. »Danke für mein Leben.«

Ich verdrehte die Augen und stand auf. Verglichen mit anderen Küchenjungen war Leander mehr als nur ein Sklave. Er war ein gerissener Charmeur, der sich ständig an die eine oder andere Gladiatorin heranmachte. Als Nyx seine Avancen eines Abends ausgenutzt hatte, um aus dem Stadthaus des Ludus in Rom zu entwischen, hatte ihm das eine Menge Ärger eingebracht – und ihn zehn Peitschenhiebe gekostet. Alles nur zu dem Zweck, meine Gladiatorenkarriere zu beenden und vielleicht sogar mein Leben. Aber Nyx war gescheitert und ich trug Leander nichts nach.

Ich war nur zunehmend irritiert, dass er in diesem Moment dermaßen im Weg war.

Gerade als er sich aufrappelte, krängte das Schiff in einer scharfen Rechtswende, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und schleuderte ihn gegen mich – sodass ich beinah wieder über die Reling taumelte.

»Setz dich hin!«, blaffte ich ihn an, packte ihn bei den Schultern und drückte ihn fest auf eine Rolle Tau. »Wir wenden zu einem zweiten Angriff …«

»Ich habe keine Angst.« Sein Grinsen war unerschütterlich.

Kurz überlegte ich, ihn zu erstechen.

»Bleib, wo du bist, und bleib unten«, fauchte ich. »Oder du wirst noch dafür sorgen, dass jemand – wahrscheinlich ich – getötet wird.«

»Fallon!« Ajani schrie vom Bug zu mir herüber. »Lass diesen Kesselputzer in Ruhe! Wir nähern uns wieder dem anderen Schiff. Schnell.«

Ich drehte mich um und lief über das schlüpfrig feuchte Deck. Auf halbem Weg schloss Ajani zu mir auf und passte sich meinem Schritt an. Normalerweise hätte Ajani ihren Bogen dabeigehabt und einen Köcher voller Pfeile auf den Rücken geschnallt. Aber jetzt hielt sie ein kurzes Holzschwert – wie der Rest von uns – in einer Hand und eine Geißel im ägyptischen Stil in der anderen. Anscheinend hatte sie sich an die neue Waffe mit den geknoteten Lederschnüren gewöhnt. Ich war mir ziemlich sicher, dass mehr als ein oder zwei der Amazona-Mädchen von dieser Schlacht dunkelrote Striemen an Armen und Beinen davontragen würden.

»Wir versuchen diesmal, nah genug an sie heranzukommen, um sie richtig zu kapern«, ließ Ajani mich wissen.

Von hoch oben informierte uns Tanis über jede Bewegung des anderen Schiffes und über die Aufstellung ihrer Kämpferinnen. Das war unser Vorteil – bis zu dem Moment, als eines der Amazona-Mädchen beschloss, dem Ganzen ein Ende zu setzen, indem sie einen Dolch nach unserem Ausguckposten warf. Ich sah, wie die Klinge durch die Luft sauste und schnappte wütend nach Luft. Die Sonne wurde von der Klinge reflektiert und das bedeutete, dass sie echt war – nicht aus Holz – und daher ausdrücklich gegen die Spielregeln.

Zum Glück sah Tanis sie kommen.

Zum Unglück duckte sie sich weg, als würde sie nicht fast dreißig Fuß hoch über Deck hocken. Ich hörte sie schreien, als sie nach hinten kippte und durch die Luft segelte.

»Tanis!«, rief ich. Sie schrie erneut auf, als sich eines der Taue der Takelage, das sich um ihr Bein gewickelt hatte, in einer Schlinge um ihren Knöchel herum zuzog und sie zu einem abrupten Halt etwa zehn Fuß über dem Deck brachte. Dort hing sie kopfüber wie ein Kadaver in einem Schlachthaus und schrie vor Schmerzen.

Vom Kahn der Königin erklang aufgeregter Jubel. Unser Schiff hatte sich längsseits an das Amazona-Schiff gelegt und die Enterplanken ausgebracht.

»Ajani, los!«, blaffte ich. »Hilf Elka und den anderen – ich hole Tanis.«

»Wie willst du sie holen? Sie ist viel zu weit oben!«

»Ich werde sie herunterschneiden müssen«, sagte ich. »Bevor dieses Tau ihr den Fuß abtrennt. Geh schon!«

Ich rannte zurück zu dem einzigen Mast, der sich im Zentrum des Decks erhob. Das Wurfmesser lag nur wenige Fuß entfernt und ich hob es auf. Die Klinge war scharf und bei dem Gedanken an diejenige, die es geworfen hatte, knurrte ich. Aber wenigstens konnte ich es jetzt zu meinem Vorteil nutzen. Die einzigen anderen Waffen, die ich bei mir trug, waren aus Holz. Ich steckte das Messer in meinen Gürtel, griff nach der Strickleiter, die nach oben in die Rah führte, und begann zu klettern.

Direkt unterhalb der Rah, im Windschatten des aufgeblähten Segels, legte ich eine Verschnaufpause ein, warf einen Blick nach unten und stellte fest, dass unser Enterversuch diesmal Erfolg gehabt hatte. Auf dem vollen Amazona-Schiffsdeck standen Schulter an Schulter kämpfende Paare. Die beiden Schiffe waren mit Enterhaken aneinander festgemacht und sogar die kleine Besatzung Galeerensklaven, die das Boot für uns segelte, hatte ihre Posten verlassen und schlug als Teil der ganzen lächerlichen Pantomime fröhlich neben den Gladiatorinnen auf ihre Pendants ein.

Das Deck des Achillea-Schiffs unter mir war menschenleer.

Abgesehen von Leander, der mit einer Axt emsig gegen den Schiffsmast hieb, als wäre er ein mächtiger Eichenbaum in den Wäldern meiner Heimat, der für das große Feuer gefällt werden sollte.

»Was in Hades Namen tust du da, du Wahnsinniger?«, schrie ich von der Spitze von eben diesem Mast zu ihm hinunter.

Eine dumme Frage. Es war klar, was er tat. Aber für einen Moment traute ich meinen Augen nicht. Als Küchensklave hatte ich Leander jeden Tag in dem kleinen Hof bei den Ställen gesehen, wo er Feuerholz gehackt hatte für die Köche, die die kleine Armee von Gladiatorinnen versorgten, die im Ludus lebten. Die schlanken Muskeln an seinen sonnengebräunten Armen waren straff gespannt und er war sehr gut im Holzhacken.

Ich wusste nur nicht, warum er unseren Mast umhackte.

Der Mast erzitterte bei jedem Biss der Klinge und auf dem Deck lagen überall abgesplitterte Holzstückchen. Ich wusste, dass jedes Schiff eine Axt an Bord hatte, falls ein Mast während eines Sturm beschädigt wurde und losgeschlagen werden musste – daher wusste ich, woher Leander das Ding hatte –, aber das war hier eindeutig nicht der Fall.

Erneutes Grölen von Kleopatras Schiff gab mir die Antwort. Eine Gruppe Festgäste stand an der Reling, feuerte Leander bei jedem Axthieb wie wild geworden an und schloss hektisch Wetten ab. Wahrscheinlich hatte jemand Leander bezahlt, um die Chancen zugunsten der Amazona-Seite zu erhöhen.

Ich konnte kaum fassen, dass er glaubte, die paar Münzen wären die Hölle wert, die ich entfesseln würde, wenn ich ihn in die Finger bekam. Aber im Augenblick konnte ich nichts weiter tun, als zu hoffen, dass der Mast Leanders Holzfällerarbeit lang genug standhalten würde, bis ich Tanis gerettet hatte.

Ich schob mich über die Rah und setzte meine Füße so vorsichtig, wie es die Eile erlaubte, auf die Fußpeerde der Matrosen. Ich sah, dass Tanis’ Gesicht unter mir fast violett angelaufen war. Genauso wie ihr linker Fuß, wo das Tau in ihr Fleisch schnitt. Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, gelangte ich zu der Stelle, an der sich das Tau in der Takelage verfangen hatte, und säbelte wie wahnsinnig an den starken, haarigen Fasern. Schweiß rann mir in Strömen übers Gesicht und über den Rücken, in meine Augen und zwischen meine Finger, sodass der Messergriff glitschig wurde.

Der Mast begann gefährlich zu schwanken.

Ich hielt einen Moment inne, um meine Holzschwerter aus ihren Scheiden zu ziehen und sie Leander an den Kopf zu werfen. Das zweite prallte von seinem Ohr ab und er jaulte auf und ließ die Axt fallen. Sie schlidderte über Deck, und er rannte ihr, mich verfluchend, hinterher. Noch mehr Geschrei – halb Jubel, halb Spott – erklang von der Schiffsmeute, als ich mich wieder fieberhaft an die Arbeit an dem Seil machte.

»Tanis!«, brüllte ich. »Mach dich bereit!«

Sie drehte und wand sich, starrte mich ängstlich an. Die Fallhöhe würde sie nicht umbringen. Außer sie landete auf dem Kopf oder brach sich das Genick … Ich verdrängte diesen Gedanken. Wenn ich sie nicht losschnitt – und zwar bald – würde der umstürzende Mast sie wahrscheinlich sowieso töten.

Endlich gab der letzte Seilstrang nach, und ich sah zu, wie sie im Sturz ihre Arme um den Kopf legte und sich zu einem Ball zusammenrollte. Ich zuckte zusammen, als sie mit einem harten Schlag auf die Planken traf, aber sie rollte sich ab und war gleich darauf auf allen vieren. Sie würde klarkommen.

Jetzt steckte ich in Schwierigkeiten. Unter mir entdeckte ich, dass sich ein Teil des Kampfgeschehens auf unser Schiff verlagert hatte. Aber inmitten des Kampflärms waren alle meine Freundinnen zu beschäftigt, um zu bemerken, dass ich in der Klemme saß.

Mit jedem neuen Axthieb wurde die gesamte Takelage bedrohlich instabiler. Wenn Leander eins war, dann fleißig, aber zum Glück war die Axt, die er schwang, ein stumpfes, altes Teil, und allein dadurch hatte ich die Gelegenheit etwas unglaublich Dummes zu tun. Das Segel unter mir zitterte und die Rah neigte sich trunken. Mir blieb keine Zeit mehr, zurück zur Leiter zu rutschen und hinunterzuklettern, und wenn der Mast mit mir umkippte, würde ich aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Deck aufschlagen und mir jeden Knochen im Leib brechen. Meine Möglichkeiten waren begrenzt.

Die Rah wackelte und ihr eines Ende schwang aufs offene Wasser hinaus …

So schnell ich konnte, löste ich die Riemen an der Seite meines Brustpanzers, warf ihn aufs Deck und verfehlte dabei Leander nur knapp, aber so, dass er sich noch einmal zurückzog. Dann stemmte ich mich in die Hocke oben auf der Rah. Der Holzbalken war gerade und etwa so breit wie die Deichselstange eines Streitwagens, wenn auch etwas länger …

Ich war mit einer einzelnen Nummer in der Arena berühmt geworden, und zwar mit einem Streitwagenmanöver, das der Flug der Morrigan genannt wird – dabei rannte man zwischen zwei galoppierenden Pferden die gesamte Länge einer Deichsel entlang, immer das Gleichgewicht haltend, und rannte dann wieder zurück …

Ich beherrschte dieses Manöver.

Die Takelage bebte und begann sich langsam zum anderen Schiff zu neigen.

Ich hörte die panischen Schreie der Mädchen unter mir, während sie dabei zusahen, wie sie abstürzte.

Und ich rannte.

Wie ein Akrobat streckte ich die Arme aus, bog bei jedem flüchtigen Schritt meine Füße Halt suchend um die Stange, hielt den Atem an, rannte über das Rundholz – während der Mast schließlich umkippte – und hechtete mit einem Kopfsprung hinaus aufs Wasser, genauso wie ich es früher zu Hause von den Klippen über dem Fluss Dwr getan hatte. Die Welt wandelte sich schlagartig von hellem Sonnenschein zu kalter Dunkelheit, als ich mit einem Platscher auf das Wasser traf.

Als ich prustend wieder auftauchte, stellte ich fest, dass alle Achillea-Kämpferinnen an der Reling lehnten und erstaunt zu mir herunterspähten.

»Was in Hels Namen hat dieser Irre versucht zu beweisen?«, rief Elka über den Lärm der Zuschauer hinweg, die wild gestikulierend auf das vom umgestürzten Mast verursachte Chaos zeigten.

»Egal!«, brüllte ich zurück. »Schnapp dir ihre Flagge!«

Die Amazona-Flagge lag unbeaufsichtigt im Bug des anderen Schiffes, wo die Gladiatorinnen sie zurückgelassen hatten, als sie ausgeschwärmt waren.

»Die Flagge!«

Vielleicht war ich ein wenig zu zielgerichtet in meinem Verlangen zu gewinnen, aber plötzlich war ich schrecklich motiviert, die Ambitionen von demjenigen zu durchkreuzen, der Leander bestochen hatte.

Elka sah mich an, als wäre ich verrückt geworden, wirbelte aber herum und rannte los, um sich die Fahne zu schnappen, bevor das Amazona-Team überhaupt wusste, was sie vorhatte. Sie sprang über den Spalt zwischen den beiden Schiffen, brüllte nach Meriel, während sie die Fahnenstange aufhob und sie, als wäre sie ihr Speer, auf unsere Seite schleuderte, wo Meriel sie auffing. Vom Schiff der Königin ertönten Wutschreie und Siegesgebrüll, während ich die Strickleiter, die man mir zugeworfen hatte, hochkletterte und zu Tanis stolperte, die immer noch auf dem Deck lag.

»Komm schon«, sagte ich und streckte eine Hand aus, um ihr aufzuhelfen.

Sie humpelte mit mir zum Bug unseres Schiffes und, voll im Blick der elitären Gesellschaft auf der anderen Seite der Wellen, reckten wir unsere Fäuste triumphierend nach oben. Eine Kakofonie aus Jubelrufen grollte wie Donner über das Wasser und obwohl ich vor Erschöpfung schwer atmete und ich spürte, dass ich wie verrückt grinste, kam ich mir ein bisschen lächerlich vor. Wir hatten ein Schauspiel aufgeführt. Nicht gekämpft. Darum ging es nicht als Gladiatorin. Dafür hatte ich meine Freiheit nicht eingetauscht.

Und doch war es … etwas. Etwas ein klein wenig Außergewöhnliches.

Es war ein Riesenspaß.

II

Die gute Laune war ansteckend. Na ja, zumindest bei der Achillea-Mannschaft. Die Amazona-Mädchen waren allesamt schlecht gelaunt. Anscheinend nahmen sie in ihrem Ludus solche Dinge sehr ernst. Wenn ich allerdings daran dachte, wem der Ludus Amazona gehörte, war das wenig verwunderlich. Zweifellos zog in der Gladiatorenschule von Pontius Aquila eine Niederlage Konsequenzen nach sich.

Normalerweise hätte ich vielleicht einen Funken Mitleid mit ihnen verspürt, aber um ehrlich zu sein, waren sie mir in diesem Augenblick herzlich egal. Meine Freundinnen und ich hatten gesiegt, und das war alles, was zählte.

Drüben auf dem Schiff der Königin warfen die Zuschauer Blumensträuße übers Wasser. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Elka hinter mir Ajani angrinste. Und dann plötzlich – und zum dritten Mal an diesem Nachmittag – flog ich über Bord und ins Wasser.

Gerade noch rechtzeitig tauchte ich wieder auf, um zu sehen, wie Damya, unsere Furcht einflößende phönizische Kämpferin, Elka hochhob und sie über die Schiffsreling hievte. Dann Meriel. Und dann sprang Damya mit einem fröhlichen Kriegsruf selbst über Bord und ließ das Wasser hoch aufspritzen. Andere folgten, bis das Wasser des See Sabatinus den Mosaiken an den Wänden des Badehauses zu ähneln begann: voller scherzender Nixen.

»Victrix!« Ein junger Patrizier rief vom Schiffsdeck nach mir und beugte sich mit einem bis zum Rand gefüllten juwelenbesetzten Kelch weit hinaus aufs Wasser. »Ein Hoch auf deinen Mut!«

Ich schwamm unter seinen ausgestreckten Arm und griff nach dem Becher, aber er riss ihn wieder fort und beugte sich mit einem lüsternen Grinsen im Gesicht noch weiter nach vorn.

»Ah!«, sagte er und leckte sich die Lippen. »Nach einem Kuss auf deine Schönheit!«

»Mit Schönheit gewinnt man keine Schlachten, Herr.« Ich lächelte zuckersüß zu ihm hoch. »Aber kräftige Beine und ein furchtloses Herz können einen wackligen Mastpfahl überwinden.« Damit schnappte ich mir den Becher aus seiner Hand und trank den Wein in einem Zug.

Sein Grinsen gefror ihm im Gesicht und seine betrunkenen Freunde brüllten lachend.

Ich schwamm zurück zum Rest der Mädchen, und aus Elkas Gesichtsausdruck konnte ich schließen, dass sie unsere Unterhaltung mitangehört hatte. Mein eigentliches Kunststück auf dem wackeligen Mastpfahl fand sie aber anscheinend weit weniger lustig.

»Du weißt, das hätte tödlich ausgehen können, als dieses Segel heruntergekommen ist«, sagte sie.

Ich schüttelte mir das nasse Haar aus dem Gesicht und nickte. »Ich weiß«, sagte ich. »Aber für Tanis mit ziemlicher Sicherheit auch, wenn ich ihr nicht geholfen hätte.«

Ajani schwamm zu uns und trat im Wasser auf der Stelle. »Das ist die Art von Hilfe, die dazu führt, dass du mit dem Gesicht nach unten an Haken aus der Arena geschleift wirst«, sagte sie. »Elka hat recht. Du hättest sie für sich selbst sorgen lassen können.«

»Das hätte ich. Aber ich habe mich anders entschieden.« Ich grinste und wollte mir von ihrer Schimpftirade nicht die gute Laune verderben lassen. »Und genau darum geht es doch, oder?«

»Worum?«, fragte Elka.

»Um das Recht, selbst entscheiden zu dürfen!« Ich spritzte Wasser auf sie. »Sobald Achillea die Urkunde für den Ludus von Caesar erhalten hat, sind wir frei!«

»Du nicht, kleine Füchsin«, erinnerte mich Elka. »Das ist der idiotische Handel, den du eingegangen bist.«

»Scht. Sei nett«, mahnte Ajani. »Ich bin jedenfalls froh über ihre Dummheit.«

»Siehst du?«, sagte ich. »Und immerhin bin ich freier als zuvor. Freier als sie es sind.« Ich nickte zum Deck des Amazona-Schiffs, wo unsere Gegnerinnen immer noch mürrisch und besiegt dastanden. »Und ich habe vor, das Beste daraus zu machen.«

Träge paddelten wir noch eine Weile länger vor dem Vergnügungsboot auf und ab. Die Feiernden gossen Wein zu uns hinunter und warfen uns Süßigkeiten zu, und Sorcha genoss die Festlichkeiten länger als ich es für möglich gehalten hätte. Schließlich ertönte ein Muschelhorn und gab das Signal zur Rückkehr ans Ufer des Ludus. Die Naumachie war zwar bestimmt nicht so gelaufen wie geplant, aber sie hatte es geschafft, eine Schiffsladung voller vergnügungssüchtiger Angehöriger der Oberschicht zu unterhalten.

Die Sonne zog bereits gen Westen, als wir uns dem Ufer näherten, wo das Tor des Ludus weit offen stand. Die Mädchen vom Ludus Amazona waren bereits von ihren Wächtern – einem stets präsenten Kontingent grimmiger, finster dreinblickender Grobiane in schwarzer Rüstung und Helm – hindurchgescheucht und außer Sichtweite gebracht worden. Die Amazona-Mädchen waren in einem neu errichteten Kasernenflügel für die nächsten Tage als unsere »Gäste« untergebracht, und es waren eine Reihe »freundschaftlicher, kollegialer« Wettkämpfe vorgesehen. Diese Aussicht hatte bei den Achillea-Mädchen zu gleichen Teilen für Stöhnen und Vorfreude gesorgt. Aber erst mal kamen wir an diesem Abend in den seltenen Genuss eines Grillfestes am Strand – Speisen, Getränke und ein wenig Extra-Freiheit waren ein kleiner Vorgeschmack auf das, was den Ludus erwartete.

Während wir unsere Teppiche und Kissen auf dem Sand ausbreiteten, warf ich einen Blick zurück übers Wasser und entdeckte die schattenhaft dunkle Silhouette von Thalestris – dem Primus Pilus der Gladiatorenschule, der rechten Hand der Lanista – in weiter Ferne. Sie hielt das Gleichgewicht in einem Schilfboot, stand mit hoch erhobenem Fischspeer da, bereit zuzustoßen. In den Tagen vor Kleopatras Naumachie hatte die Gladiatorenmeisterin, die sich damit brüstete, eine echte Amazone zu sein, keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen das Spektakel gemacht – sie betrachtete es als unnütze Frivolität und unverschämte Verschwendung der sorgfältig ausgebildeten Gladiatorentalente ihrer Schützlinge.

Sorcha hatte sehr wohl gewusst, dass Thalestris ihre scharfe Zunge vor einem Haufen sich rekelnder Bürger aus der Oberschicht nicht würde im Zaum halten können, und so hatte sie ihr die Erlaubnis erteilt, den Tag beim Fischen zu verbringen. So weit entfernt von dem Schauspiel, wie sie nur paddeln konnte. Ich sah zu, wie ihr Speer mit der Schnelligkeit einer angreifenden Schlange durch die Wasseroberfläche stach.

Thalestris war niemand, den ich jemals wütend machen wollte.

Als die Nacht hereinbrach, saßen wir am Strand und vertrieben die kalte Seeluft mit der Wärme der knisternden Lagerfeuer und mit Krügen voller Bier. Nach Leanders Versorgungsbootkatastrophe hatten wir die Fässer gerettet und im Anschluss an die »Eroberung« als unsere rechtmäßige Beute an Land gebracht. Das Zeug war besser als alles andere, was je eine von uns zuvor gekostet hatte – sogar besser als das dunkle, schaumige Gebräu, das ich immer in der Festhalle meines Vaters, des Königs, daheim in Durovernum getrunken hatte – und wir ließen es uns schmecken.

Leander selbst wurde nicht mit demselben Maß an guter Laune bedacht.

»Es ist ein Friedensangebot!«, rief er hinter einem Weidenkorb hervor, den er wie einen Legionärsschild vor sich trug. Wahrscheinlich hätte er seine Anwesenheit ankündigen sollen, bevor er aus dem Schatten in den Schein des Lagerfeuers trat. Beinahe hätte ich kurz Mitleid mit dem armen Kerl gehabt.

»Friedensangebot?«, schnurrte Ajani wie eine Katze vor einer in die Ecke gedrängten Maus. Sie hatte Tanis als Bogenschützin unter ihre Fittiche genommen und war alles andere als angetan davon, dass Leander sie mit seiner kleinen Einlage in Gefahr gebracht hatte.

»Ajani … hübsche – nein, nein … wunderschöne – wunderschöne Ajani«, stammelte Leander mit großen und feuchten dunklen Augen wie ein Welpe, der um Abfälle bettelte. »Ich wollte dir nur dabei helfen, Ruhm zu erlangen!«

Ich musste lauthals losprusten und verschluckte mich dabei fast an meinem Bier. »Helfen?«

Er warf einen Blick zu mir hinüber, und seine Körperhaltung nahm wieder diese gewisse Arroganz an, die ich von ihm gewohnt war. »Ja, Herrin!«, grinste er. »Ohne mich hättest du nicht die Gelegenheit zu solch einem spektakulären Sprung gehabt – welch Heldentat! Ich habe mich so gefreut, dass ich helfen konnte.«

Ich bewunderte seine Dreistigkeit.

Meriel verdrehte die Augen. »Du bist ein Idiot«, sagte sie.

»Ein nützlicher Idiot.« Er nickte, streckte uns wieder den Korb entgegen und hob den Deckel. Darin lagen sechs fette, glänzende und ausgenommene Seeforellen, bereit fürs Feuer. Außerdem mehrere Laibe Brot und ein in Tuch gewickeltes Käserad.

Bei dem Anblick lief mir das Wasser im Mund zusammen.

Elka funkelte ihn böse an. »Woher hast du das alles?«, fragte sie. »Und wie viel Ärger bekommen wir, weil du das hierher gebracht hast?«

»Gar keinen Ärger!« Leanders Grinsen wurde breiter. »Die Forellen sind von Thalestris – der Lärm von der Naumachie hat alle Fische auf ihre Seite des Sees getrieben, und sie hat mehr gefangen, als wir in der Küche verwenden können. Ich habe angeboten, sie dem Koch abzunehmen.«

Damya schnaubte. »Du hast sie stibitzt.«

»Nein! Der Koch hat sie mir gegeben – ehrlich«, protestierte er. Dann zuckte er mit den Schultern und lächelte verschlagen. »Das Brot und der Käse allerdings …«

Ajani gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, zerzauste ihm sein dunkles Haar und ließ das Thema fallen. Es war nicht einfach, Leander lange böse zu sein. Meriel nahm ihm den Korb aus den Händen und machte sich daran, den Fisch aufs Feuer zu legen. Es war eine milde Nacht und die Stimmung war genauso leicht wie die Brise über dem See. Fast fühlte ich mich wie zu Hause, wie in Durovernum. Mit meinen Freunden …

»Hey, Fallon!«, rief Elka mir fröhlich hinter dem Essensberg hervor zu, den sie sich auf ihren Teller geschaufelt hatte. »Komm und iss. Du musst bei Kräften bleiben, wenn du weiter wie ein minoischer Akrobat durch die Gegend turnen willst.«

Damya grinste. »Vielleicht sollten wir ihr einen Stier besorgen, auf dem sie in der Arena Saltos schlagen kann.«

»Wenigstens bis ihr Decurio aus dem Krieg zurückkehrt!«, sagte Lydia.

»Ich bleibe bei den Streitwagenpferden, danke«, sagte ich und ignorierte ihr anzügliches Gekicher.

Ich nahm den Teller entgegen, den Antonia geschickt auf dem bronzenen und ledernen Schaft balancierte, der auf dem Stumpf an ihrem linken Unterarm steckte, und mir anbot. Wir hatten alle eine Weile gebraucht, um uns daran zu gewöhnen – daran, dass ihr eine Hand fehlte, die ihr bei einem Trainingsunfall knapp über dem Handgelenk abgetrennt worden war –, aber Antonia hatte früh beschlossen, sich davon nicht aufhalten zu lassen. Das hatte es dem Rest von uns leichter gemacht, es ebenfalls zu akzeptieren. Tatsächlich schien Antonia seit dem Missgeschick – nachdem sich herausgestellt hatte, dass sie nicht an der Verletzung sterben würde – über sich selbst hinausgewachsen zu sein und ihre zuvor ausgeprägte Schüchternheit abgelegt zu haben.

Mit Neferets Hilfe – dem Mädchen, das nicht nur die Amputation durchgeführt hatte, sondern sie auch mit Leib und Seele gesund gepflegt hatte – hatte Antonia beeindruckende Fortschritte gemacht. Ich sah, wie Neferet ihr zulächelte und nahm an, dass ihr gutes Herz wahrscheinlich genauso förderlich für Antonias Genesung gewesen war wie ihre heilenden Hände.

»Wo hat Thalestris gelernt, so zu fischen?«, fragte Meriel, den Mund voller Forelle.

»Sie ist auf einer Insel aufgewachsen«, sagte Leander.

»Auf einer Insel?«

Er nickte, während er mehr Bier ausschenkte. »Mmhh … das hat sie mal gesagt.«

Ich runzelte die Stirn. Obwohl ich nun schon seit über einem Jahr nahe am Herzen der römischen Republik lebte, hatte ich immer noch keine richtige Vorstellung von Geografie. Doch ich hatte Landkarten gesehen, man hatte mir beigebracht, wie man sie las, und ich wusste so ungefähr, wer woher kam. Und ich kannte mich so weit aus, dass ich wusste, dass Skythien – von wo die sogenannten Amazonen stammten – keine Insel war.

Als ich das sagte, zuckte Leander mit den Schultern, blieb aber bei seiner Geschichte.

»Er hat recht«, murmelte Gratia in ihren Becher Wein und spülte einen Fischhappen hinunter. »Wenn Thalestris eine Amazone ist, will ich verdammt sein.«

Wir drehten uns alle gleichzeitig zu ihr um und blinzelten sie durch die zunehmende Dunkelheit an. Sie hob ihren Kopf und blinzelte zurück. Mit leicht trüben Augen.

»Amazone«, sagte Gratia noch einmal, laut genug, damit der Rest von uns sie über das Knistern der Holzscheite hinweg hören konnte, und zog das Wort höhnisch in die Länge. »Verdammt will ich sein.«

Elka schnaubte belustigt. »Das wirst du«, pflichtete sie ihr bei. »Beim Latrinendienst für alle Ewigkeit, wenn sie dich so reden hört.«

»Was?«, fragte Lydia verständnislos. »Das ist sie doch. Eine Amazone, meine ich. Genau wie ihre Schwester. Richtig?«

So hatte ich das auch immer verstanden. Der allererste Kampf meiner Schwester – der überhaupt allererste Kampf weiblicher Gladiatoren – hatte zwischen ihr und einer Kämpferin namens Orithyia stattgefunden: Thalestris’ Schwester. Sorcha hatte in der Arena triumphiert. Und Orithyia … war gestorben. Heimlich hatte ich immer bewundert, wie Thalestris diesen Verlust hatte überwinden und Sorcha als Primus Pilus dienen können, aber wahrscheinlich stand der Codex der Schwesternschaft der Amazonen weit über jeglichen Blutsbanden. Und dieser erste Kampf war in den Namen der zwei ersten Schulen für weibliche Gladiatoren für alle Zeit verewigt worden: Achillea und Amazona.

Gratia war allerdings wohl nicht der Ansicht, dass sie diesen Ruf verdient hatte, und ihr Spott war fast beißender als die Flammen des Lagerfeuers. Thalestris setzte ihr immer hart wegen ihrer Technik zu und Gratia hatte eindeutig die Schnauze voll davon – und voller Forelle, die Thalestris heute Nachmittag gefangen hatte. »Vielleicht in ihren Met vernebelten Träumen«, spottete sie. »Wo ich herkomme, wissen wir darüber Bescheid. Die Amazonen – sollten sie jemals wirklich existiert haben – sind vor Hunderten von Jahren ausgestorben. Sie sind nur noch ein Mythos.«

»Also auf mich wirkt sie ziemlich amazonenhaft«, sagte Lydia und schenke sich Wein in ihren Becher nach. »Warum streiten wir uns gleich noch mal darüber?«

»Weil wir alle ein bisschen betrunken sind«, antwortete Damya gelassen.

Gratia nickte. »Und weil Thalestris ein Miststück ist.«

»Und«, sagte ich, »weil wir alle wünschten, so wie sie kämpfen zu können.«

Das Meckern und Murren kam zum Erliegen. Elka hob ihren Becher.

»Ave, Thalestris«, sagte sie mit einem schiefen Grinsen.

»Ave, Thalestris«, wiederholte Meriel und unterstrich die Geste mit einem Schnauben, bevor sie den Inhalt ihres Bechers hinunterstürzte.

Und dann hoben die anderen Mädchen, eine nach der anderen, ihre Becher, um anzustoßen.

»Ave!«

»Ave diesem unbarmherzigen, kaltblütigen, gemeinen, brillanten, groben Scheusal«, fiel Damya begeistert ein.

»Die, wenn die Götter uns wohlgesonnen sind«, murmelte Ajani, »tief und fest in ihrem Bett schläft und nichts hiervon gehört hat.«

»Auf noch viele weitere herrliche Jahre der – freiwilligen – Schufterei unter ihrer erbarmungslosen Peitsche!«, sagte Elka und stieß mich mit dem Ellbogen an. »Stimmt’s, kleine Füchsin?«

Darüber lachten wir alle. Über den Witz, aber auch über die freudige Aussicht, schon bald – sehr bald – unser eigenes Schicksal in die Hand nehmen zu können. Frei, den Ludus zu verlassen, aber zu bleiben und zu kämpfen, weil wir es wollten. Nach außen hin würde eine Veränderung gar nicht wirklich sichtbar sein. Aber nach innen … allein bei der Vorstellung wollte meine Cantae-Seele vor schierem Glück platzen …

»Was … was passiert, wenn wir nicht bleiben wollen?«

Das Gelächter verstummte und Schweigen senkte sich über uns. Eine nach der anderen schauten wir in die Richtung, aus der die Frage gekommen war. Tanis. Ajanis Schützling, die sie im Bogenschießen unterrichtete. Das Mädchen, das ich heute Nachmittag aus der Takelage geschnitten hatte. Sogar im flackernden Licht des Feuers konnte ich die wütenden roten Striemen um ihren Knöchel erkennen, die das Seil dort hinterlassen hatte.

»Ich meine …« Tanis zuckte mit den Schultern, blickte von einer zur anderen und verstummte.

»Was meinst du?« Meriel beugte sich vor und legte ihren Kopf schief, als würde sie versuchen, Worte in einer fremden Sprache zu verstehen. »Von hier weggehen? Wohin in aller Welt würdest du gehen? Du weißt noch nicht einmal, woher du kommst, Tanis. Dein Stamm war eine Gruppe von Nomaden. Hierher gehörst du wenigstens.«

»Das glaubst du.«

»Du etwa nicht? Das war das letzte Mal, dass ich dir in einem Kampf Rückendeckung gegeben habe.«

»So meine ich das nicht, Meriel. Sei nicht so zickig.«

»Was genau hast du dann gemeint, Gladiole?«, spottete Meriel und nannte Tanis bei dem gemeinen Spitznamen, unter dem wir alle gelitten hatten, als wir neu im Ludus waren. Gladiole: ein Wortspiel mit den Blumen, deren Blüten wie Speerspitzen geformt waren und die an langen Stielen im Garten des Ludus wuchsen, hübsch, aber so leicht abzusäbeln. So hatte Nyx, die damals den Ton in der Gladiatorenschule angegeben hatte, alle frischen Rekrutinnen an ihren niederen Status innerhalb der Rangfolge der Schülerinnen erinnert – keine Kämpferinnen, sondern Blumen.

»Hey!«, fuhr ich dazwischen und brachte sie zum Schweigen, bevor das Ganze aus dem Ruder lief. »Ihr zwei, Schluss damit. Nyx ist schon lange nicht mehr da und diese Art von Spielchen spielen wir nicht mehr. Wir sind alle gleich, wie Achillea sagte …«

»Achillea?«, höhnte Tanis. »Du meinst deine Schwester Sorcha? Ganz bestimmt bist du für sie genauso gleich wie der Rest von uns.«

Erstaunt blinzelte ich sie an. Als die Mädchen des Ludus infolge des Triumphs entdeckt hatten, dass die ehrenwerte Achillea in Wahrheit meine Schwester war, hatte ich mir Sorgen gemacht, wie sie reagieren würden. Ob sie glauben würden, dass ich darum irgendwie bevorzugt werden würde. Aber als das nicht passiert war und Sorcha mich weiterhin genauso hart hatte arbeiten lassen – und manchmal sogar härter – wie den Rest der Mädchen, hatten sie es alle ohne Groll akzeptiert. Wenigstens hatte ich das geglaubt …

»Tanis, ich habe dich verteidigt …«

»Du brauchst mich nicht zu verteidigen, Fallon! Ich kann mich selbst verteidigen.«

»Nicht wirklich.« Elka zuckte mit den Schultern. »Ich meine … du bist gut mit Pfeil und Bogen, aber grauenhaft im Nahkampf.«

Ajani wand sich. »Elka …«

»Haltet die Klappe!«, kreischte Tanis. »Ihr seid alle schrecklich!«

»Dann geh doch!« Gratia beugte sich mit vorgeschobenem Unterkiefer vor.

»Hört auf.« Ich erhob mich, und meine gesamte Cantae-Seelen-Glückseligkeit loderte zu einer genauso mächtigen Wut auf. »Hört auf! Niemand geht irgendwohin. Nicht mal du, Tanis.«

»Ich gehöre dir nicht, Fallon.« Sie sprang auf die Füße, strauchelte wegen ihres verletzten Knöchels. »Genauso wenig wie deiner Schwester. Nur darum geht es doch, oder? Versteht das denn keine von euch? Wir gehören niemandem mehr. Wir sind wieder ganz allein. Genauso wie zuvor, bevor wir hierhergekommen sind. Nur dass sich nichts an dem Gefängnis geändert hat, bis auf die Gitterstäbe!« Sie drehte sich um, humpelte den Strand hinauf und verschwand in der Dunkelheit.

»Lasst sie gehen«, sagte Meriel und verdrehte die Augen. »Wo ist mein Becher?«

Ich blieb stehen, wo ich war, und tauschte einen Blick mit Elka. Kurz darauf zuckte sie die Schultern und winkte mich in die Richtung, in die Tanis gegangen war. Ich seufzte und folgte ihr. Sie war nicht weit gegangen. Die nächtliche Brise trug immer noch das Gelächter der anderen zu ihr.

Ich setzte mich neben sie auf den flachen Stein, von dem aus man über die dunkle, spiegelglatte Wasseroberfläche des Sees Sabatinus blickte. Ein frischer Halbmond stand tief am wolkenlosen, sternenklaren Himmel, als würde er auf sein leuchtendes Spiegelbild im Wasser hinabstarren. Die Nacht war gerade hell genug, dass ich die Tränenspuren auf Tanis’ Gesicht erkennen konnte. Ich saß einfach neben ihr und schwieg eine lange Weile.

»Stammst du tatsächlich von Wanderern?«, fragte ich leise, als klar wurde, dass sie kein Gespräch beginnen würde.

»Wüstennomaden«, schniefte sie, sah mich aber nicht an. »Was geht dich das an?«

»Nichts.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich hatte nur keine Ahnung. Wie willst du sie wiederfinden, wenn du uns verlässt?«

Ich sah, dass diese Aussicht ihr Angst machte. Genauso sehr wie die Aussicht zu bleiben. Aber wenn wir etwas in der Zeit im Ludus gelernt hatten, dann dass man Angst niemals zugab. Nicht wenn man es irgendwie verhindern konnte.

»Ich weiß es nicht«, gab sie schließlich zu.

Ich nickte und schwieg.

»Es muss schön sein, sich darüber keine Sorgen machen zu müssen«, fuhr Tanis fort. »Für dich, meine ich.«

»Wie meinst du das?«, fragte ich.

»Wenn du deine Freiheit wiedererlangst, kannst du einfach zu deinem Leben als verwöhnte Prinzessin in Britannien zurückkehren«, sagte sie. »Aber wahrscheinlich wirst du dann die Menschenmassen vermissen, die deinen Namen brüllen, sobald du einen Fuß in die Arena setzt.«

»Glaubst du, dass mir das wichtig ist?«

»Warum nicht?«, fragte sie, und ich sah, dass sie es so meinte. »Wenn jemand meinen Namen in der Arena ruft, dann nur, damit ich aus dem Weg gehe.«

»Ajani hält große Stücke auf dich«, sagte ich.

»Nur weil ich schießen kann.«

»Das ist keine Kleinigkeit, Tanis. Du bist sehr gut und –«

»Ich bin ein Feigling, Fallon!«, entfuhr es ihr heftig. »Verstehst du denn nicht? Ich kämpfe nur gut aus der Ferne, weil ich panische Angst habe, es aus der Nähe zu tun! Allen anderen – dir und Damya und Meriel und sogar Ajani, wenn sie all ihre Pfeile aufgebraucht hat – scheint es gar nichts auszumachen, sich Hals über Kopf in eine Wand aus Schwertern zu stürzen! Wie? Wie macht ihr das? Jeder Muskel in meinem Körper versucht, in die andere Richtung zu rennen.«

»Aber du tust es nicht«, sagte ich. »Das hast du nicht getan. Ich meine … ich habe gesehen, wie du die Stellung gehalten und gekämpft hast. Du …«

»Ich habe mich verteidigt«, höhnte sie. »Schlecht verteidigt. Elka hatte recht. Und ich habe es nur getan, weil sie mich ausgepeitscht hätten, wenn ich weggelaufen wäre. Ausgepeitscht, wenn ich Glück gehabt hätte.«

Sie starrte mich böse an, als würde sie nur darauf warten, dass ich ihr widersprach. Aber das konnte ich nicht. Zum ersten Mal dachte ich darüber nach, wie es für die Mädchen im Ludus gewesen sein musste, die nicht mit dem innigsten Wunsch ein Schwert zu schwingen aufgewachsen waren. Mir war das nie zuvor bei Tanis aufgefallen, aber jetzt, wo sie es ausgesprochen hatte, versuchte ich, mich an ihre Stelle zu versetzen. Als sie nichts weiter als eine Sklavin gewesen war – als sie keine andere Wahl hatte, als für den Ludus als Gladiatorin anzutreten –, hatte Tanis an unserer Seite gekämpft, tagein, tagaus. Kämpfe oder werde bestraft.

Jetzt würde – trotz Elkas Scherz darüber, wie wir uns freiwillig unter ihrer Knute abrackern werden – mit Beginn des Novus Ludus Achillea keine echte Bedrohung mehr von Thalestris’ Peitsche ausgehen. Und Tanis hatte Angst, dass sie ohne diese Art von äußerer Motivation nicht mehr länger den nötigen Kampfwillen würde aufbringen können. Nicht mehr würde in die Arena gehen und – angespornt durch nichts weiter als ihren eigenen freien Willen – Niederlage oder Verletzung riskieren können. Oder den Tod.

Ich sah, wie ihre Kiefermuskeln arbeiteten, während ich dort saß und sie betrachtete. Um das zuzugeben, war eine gehörige Portion Mut nötig gewesen. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich ihr das würde begreiflich machen können.

Stattdessen fragte ich: »Wie geht es deinem Knöchel?«

Sie streckte ihr Bein aus und beugte ihren Fuß. »Tut weh. Aber es wird verheilen.« Dann schwieg sie lange, und ich dachte schon, dass unsere Unterhaltung damit vielleicht beendet war. Aber schließlich sagte sie: »Danke.«

»Wofür?«

»Dafür, dass du mich vorhin auf dem Schiff gerettet hast.« Sie zuckte mit den Schultern. »Und dafür, dass du eben nicht versucht hast, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Wir beide wissen, dass ich keine Kämpferin bin, Fallon. Wenn mir ein Schicksal vorherbestimmt ist, dann bestimmt nicht hier.«

»Wenn ich du wäre, würde ich nicht so voreilige Schlüsse ziehen, Tanis.« Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Warte ab. Vielleicht stellst du fest, dass wenn du nicht länger kämpfen musst … du vielleicht kämpfen willst. Und vielleicht kämpfst du dann sogar besser.«

Wenig überzeugt runzelte sie die Stirn, aber wenigstens konnte ich sie überreden, wieder mit mir zurück zu den anderen zu gehen. Als wir ans Feuer zurückkehrten, war es, als hätte das Wortgefecht zwischen den Mädchen nie stattgefunden. Meriel drückte Tanis einen Becher in die Hand und machte ihr Platz in dem Kreis aus Leibern. Schweigend saß ich da, blickte von einem feuerbeschienen Gesicht zum anderen und dachte darüber nach, wie sehr mir dieser Kreis aus Mädchen in relativ kurzer Zeit ans Herz gewachsen war. Ich wollte nicht, dass eine von ihnen den Ludus verließ. Nicht Tanis, nicht mal Meriel oder Lydia. Sie waren meine Schwestern, und ich wollte, dass sie blieben und mit mir kämpften – genauso sehr wie ich für sie kämpfen wollte.

Elka warf noch einen Holzscheit ins Feuer, und die Flammen spuckten einen Funkenregen in die Nacht. Um mich herum herrschte weiterhin ungemindert allgemeine Fröhlichkeit, untermalt von Leanders unverschämten Annäherungsversuchen mit jeder Einzelnen von uns.

»Mein Herz gehört nur dir, liebliche Ajani!«, sagte er gerade und sah durch das Funkengestöber ganz und gar wie ein gut gelaunter und anzüglich grinsender Satyr aus. »Aber auch dir, schöne Damya.«

»Ha.« Sie antwortete ihm mit einem Grinsen, und ich hatte das Gefühl, dass sie seine Avancen tatsächlich genoss. Nur, dass Zurückflachsen in ihrer Vorstellung so aussah: »Das würde es, wenn ich es dir aus der Brust reiße und es in einem Gefäß aufbewahre.«

Leander schluckte seine nächste Bemerkung herunter und Damya warf ihren Kopf in den Nacken und lachte. Sie klopfte ihm so heftig auf den Rücken, dass er fast ins Feuer fiel. Ich versuchte, in das Gelächter mit einzustimmen, aber meine Gedanken schweiften ab. Mir fiel plötzlich ein, dass mein eigenes Herz schon seit Monaten vermisst wurde. Gestohlen und zu einer Schlacht in einem fernen Land mitgenommen. Von Caius Antonius Varro, Decurio in den Legionen Caesars …

Ich seufzte.

Ich habe eindeutig, dachte ich, viel zu viel von dem Bier des Küchenjungen getrunken. Trotzdem ließ mich die Wärme des Feuers auf meinem Gesicht die Augen schließen und mir vorstellen, es wäre Cais Atem auf meiner Haut, während er sich zu mir beugte, um mich zu küssen.

»Wenn du noch lauter seufzt, wird jemand Heron petzen, dass dich böse Körpersäfte befallen haben«, flüsterte Elkas Stimme mir ins Ohr, als sie sich neben mich setzte und mir noch einen Becher Bier in die Hand drückte.

Ich öffnete ein Auge und blinzelte sie an.

»Ich weiß, dass es sich nur um schmachtende Liebe handelt«, sagte sie, »aber er wird dich in den Krankentrakt bringen, dich zur Ader lassen und dir stinkende Packungen auflegen.«

Ich öffnete mein anderes Auge, brummte wie zu mir selbst etwas wenig Nettes vor mich hin und stürzte dann mein Getränk hinunter. Elka nickte und trank einen Schluck aus ihrem eigenen Becher.

»Wie lange hast du schon nichts mehr von ihm gehört?«

»Wochen«, sagte ich bitter. »Vier davon, minus einen Tag, um ganz genau zu sein. Plus die Stunden seit ich heute Morgen aufgewacht bin.«

»Wenigstens hast du den römischen Kalender durchschaut.«

»Nicht so richtig.«

»Und du lernst, ihre Buchstaben zu lesen.«

»Weniger als nicht so richtig.«

Die Cantae kannten kein geschriebenes Wort. Alle unsere Geschichten wurden mündlich überliefert, durch die Lieder und Gedichte unserer Barden. Wir brauchten keine auf Tafeln und Rollen gekritzelten Zeichen, um anderen unsere Herzen und Gedanken mitzuteilen.

Rom und die Römer waren anders. Und so hatte ich mich entschlossen, ihre geschriebenen Worte, so gut es ging, zu lernen. Sorcha hatte jedem Mädchen im Ludus einen Tutor zur Verfügung gestellt, den es in Anspruch nehmen konnte, aber nur wenige taten es. Ajani, mit ihrem stillen Wissensdurst, war eine von ihnen. Ich war eine weitere. Zugegeben, hatte ich einen sehr konkreten Grund dafür. Er trug eine Rüstung, hatte lachende haselnussbraune Augen, einen verführerischen Kussmund und befand sich zurzeit einmal um die ganze weite Welt entfernt von mir, um die Feinde des großen und mächtigen Caesars zu schlagen.

Bevor er gegangen war, hatte ich Cai versprochen, dass ich versuchen würde, ihm zu schreiben. Oder besser gesagt, dass ich versuchen würde, Heron, dem Ludusarzt und dem wahrscheinlich einzigen Mann, dem ich solche Worte anvertrauen würde, Briefe zu diktieren. Und Cai hatte mir im Gegenzug versprochen, dass er mir seinerseits Briefe schicken würde, wann immer er konnte. Briefe in einfachem – sehr einfachem – Latein. Meistens bestanden die Sendschreiben aus nicht mehr als zwei oder drei Zeilen sauberer schwarzer Schrift auf einem quadratischen Papyrus oder Pergament. Aber abgesehen von den Worten und Sätzen, die ich entziffern konnte, wie »lächeln« und »ich vermisse dich« – oder je nachdem wie Caesars Feldzug lief auch »Kampf« und »Feind« und »Belagerung« – schickte Cai mir außerdem noch etwas anderes. Er schickte mir Bilder. Sie sorgten dafür, dass mein Herz sich vor Sehnsucht nach ihm verzehrte.

Denn sie waren magisch. Und sie waren nur für mich.

Genau wie die Wandgemälde im Ludus Achillea – Szenen aus der Arena, eingefangen und festgefroren in einzelnen, nie endenden Momenten – machte es mich sprachlos, wenn ich Cais Kohlezeichnungen von Menschen und Orten, Vögeln, Tieren und Blumen betrachtete.

Alle paar Wochen lieferte ein Bote eine in einem Bronzerohr versiegelte Rolle gemeinsam mit irgendwelcher Korrespondenz für die Lanista oder die anderen Mädchen im Ludus ab. Für Letztere war allerdings selten etwas dabei – die meisten von uns hatten niemanden, mit dem sie außerhalb der Mauern der Gladiatorenschule korrespondieren konnten – und deshalb fühlte ich mich immer etwas schuldig, wenn der Bote durch das Tor ritt und die anderen Gladiatorinnen seufzten oder kicherten oder manchmal auch sehnsüchtig nach den Briefen schielten, die ich erhielt. Allein in meiner Zelle verschwand dieser Anflug von schlechtem Gewissen aber sofort in dem Augenblick, in dem ich das Siegel aufbrach.

Im Inneren befanden sich Bilder von der Landschaft, durch die Cai mit seiner Legion marschierte: wellige Hügel mit vereinzelten Bäumen, felsige Abhänge, an deren Fuß kleine Bäche flossen, schwindelerregend hohe Wälder und endlose Ebenen. Manchmal zeichnete er die Tiere, die diese Orte bewohnten: eine Herde äsender Rehe, einen Adler, der hoch oben auf dem kahlen Ast einer Kiefer saß, eine Krähe, die auf der Spitze eines Armeezeltes hockte, die Flügel gegen den Wind dicht angelegt und mit schwarzen funkelnden Augen. Und immer notierte Cai in sauberen schwarzen Buchstaben, wie diese Dinge hießen, damit ich die Namen dafür in seiner Sprache lernte.

Cervos. Aquila. Corvus.

Meine Lieblingszeichnung von allen, die er mir geschickt hatte, war weder eine hübsche Landschaft noch ein Tier. Es war ein Bild von seiner Hand. Als ich die Pergamentrolle zum ersten Mal entrollt hatte, blieb mir die Luft weg, weil ich sie so deutlich erkennen konnte. Diese vertraute, schwielige Handfläche lag da, als würde Cai sie mir reichen. Die Rolle ruhte ganz oben auf allen anderen in der Truhe am Fuße meiner Pritsche in meiner Zelle. Seit er sie mir geschickt hatte, hatte ich sie fast jeden Tag hervorgeholt, um sie zu betrachten. Trotzdem hatte ich Elka die Wahrheit gesagt. Ich hatte schon fast einen Monat lang nichts mehr von ihm erhalten. Und ich fing an, mir Sorgen zu machen, dass etwas nicht stimmte.

Der Geist des Bieres, das ich heute Abend getrunken hatte, begann, seinen sentimentalen Zauber auf mich zu wirken, und ich spürte, dass ich richtig schlechte Laune bekam. Aber bevor sie Fuß fassen konnte, fiel mir auf, dass die Luduswächter näher gerückt waren. Ich stand auf, reckte mich und verkündete ein wenig überflüssig, dass ich zu Bett gehen würde, während man uns wieder einmal zusammentrieb und zurück durch das Tor scheuchte. Es war eine unsanfte Erinnerung daran, dass wir nicht frei waren, solange die Papiere von Caesar noch nicht eingetroffen waren.

Und doch schätzte ich mich unglaublich glücklich, als wir an den neu errichteten Kasernen vorbeikamen, in denen die Amazona-Mädchen heute Nacht untergebracht waren, und ich die schwarz gekleideten Unmenschen sah, die ihre Zellen bewachten, dass vor über einem Jahr auf dem Marktplatz in Rom ein gewisser Sklavenhändler schlau genug gewesen war, mich an meine eigene Schwester zu verkaufen. Mich schauderte bei dem Gedanken, was passiert wäre, wenn das Gebot von Pontius Aquila an diesem Tag gewonnen hätte.

III

Am nächsten Morgen wachte ich mit einem Kopf voller Schafswolle und Schuhnägel auf. Meine Träume hatten alle vom Ertrinken gehandelt – dunkle Gestalten in schwarzen Umhängen, die unter den Wellen lauerten, und darauf warteten, mich in die Tiefe zu ziehen, fort von der Sonne und meiner Schwester, fort vom Ludus für immer …

Ich gab den Bierfässern eines gewissen Küchensklaven daran die Schuld und spritzte mir an meinem Waschtisch kaltes Wasser ins Gesicht, bis ich meine Augen öffnen konnte, ohne zusammenzuzucken.

»Verzehrst du dich immer noch vor Sehnsucht nach deinem Decurio?«, fragte Elka und schielte zu mir herüber, während wir unsere Muskeln vor dem Training im Windschatten des Waffenschuppens dehnten.

»Nein«, fuhr ich sie an.

»Ah. Dachte ich’s mir doch.« Sie nickte. »Das erklärt dann auch deine Laune.«

»Ich sagte Nein …«

»Vielleicht kann dir sein Vater etwas über den derzeitigen Verbleib deiner wahren, großen Liebe sagen«, meinte sie mit einem beiläufigen Schulterzucken und wandte sich ab, um einen Übungsspeer aus dem Waffenständer zu nehmen.

»Was?« Ich blinzelte sie an.