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Der junge Nepalese Siddharta, genannt Sid, muss miterleben, wie eine Steinlawine sein ganzes Heimatdorf vernichtet. Nur er und sein Bruder Bishal überleben die Katastrophe. Ohne ein Zuhause und ohne eine Familie beschließen sie, ihrem Bruder Arjun in den Wilden Westen zu folgen, der vor langer Zeit von der britischen Armee eingezogen worden war. Sie machen sich auf den weiten Weg nach Hongkong, überqueren den Ozean mit einem Schiff und sind schließlich gezwungen, beim großen transkontinentalen Eisenbahnbau mitzuarbeiten. Und die Arbeit ist die Hölle. Der Weg durch die Sierra Nevada erfordert viele Menschenopfer. Und nun beginnt die Wüste. Und ihr unbarmherziger Vorarbeiter Morgan kennt keine Gnade. Besonders auf die beiden Brüder hat er es abgesehen. Ein Arbeitsunfall bedeutet für Bishal das Ende. Er stirbt. Voller Verzweiflung beschließt Sid, die verhasste Eisenbahn zu verlassen. Er bestattet seinen Bruder und macht sich auf den Weg in den Wilden Westen, geradewegs in die Sierra Nevada. Mitten hinein in die Arme von fünf Banditen und einem Stamm Indianer, die alle nach seinem Leben trachten. Und noch ist Sid unbewaffnet. Ein Greenhorn im mörderischen Überlebenskampf. Aber er findet einen neuen Freund. Einen Comanchen. Eine wunderschöne Frau kommt ihm ebenfalls zu Hilfe. Doch reicht dies aus, um sein Leben zu retten? Wird aus dem Ende ein Neuanfang?
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Veröffentlichungsjahr: 2014
Sid schlug mit voller Wucht die Hacke in den harten Boden der Sierra Nevada. Das hellgraue Gestein knirschte vernehmlich, zersprang aber in kleine Bröckchen. Das Schlimmste war überstanden, hörte er die anderen sagen und holte im Rhythmus des Gesangs zum nächsten Hieb aus. Wieder knirschte es und wieder flogen kleine Steine umher.
Sie hatten das Gebirge bezwungen.
Sie befanden sich auf dem Abstieg und vor ihnen lag die Wüste Nevadas. Nach klirrender Kälte käme nun die erbarmungslose Hitze der sengenden Sonne. Sie hatten es geschafft.
Aber zu welchem Preis?
Sid schüttelte den Kopf und holte aus. Der Preis war zu hoch. Keine Eisenbahn der Welt verdiente solche Menschenopfer. Die Sprengungen hatten unzählige Tote gefordert. Und dann erst die Erfrorenen. Ganz zu schweigen von dem unmenschlichen Arbeitsdruck. Vierzehn Stunden pro Tag waren normal, achtzehn Stunden keine Seltenheit. Wer sollte so etwas aushalten? Und das alles für einen Hungerlohn.
Aber es war im Monat mehr Geld als daheim in Nepal für mehrere Jahre. Doch der Preis war trotzdem zu hoch. Jetzt erst recht. Er holte wieder aus und erinnerte sich mit Grauen an die letzte Woche.
Der letzte Tunnel war gesprengt, die bitterste Kälte besiegt worden. Alle waren euphorisch. Und wurden leichtsinnig. Morgan, ihr verhasster Vorarbeiter, hatte ihm und seinem Bruder Bishal immer die schlimmsten Aufgaben gegeben. Seitdem sein Bruder es gewagt hatte, Morgan zu korrigieren, dass sie keine Chinesen wären, sondern Nepalesen, hatte er sie gehasst. Und mit allen Mitteln versucht zu vernichten. Einzig im Hochgebirge der Sierra Nevada hatte er sie in Ruhe gelassen. Denn ihre Gruppe hatte nur ihretwegen überlebt. Die beiden Brüder kannten die Berge, sie wussten wie sie trotz der Kälte überleben würden.
Und so war es auch gewesen. Aus ihrem Trupp war keiner erfroren. Selbst die Sprengungen hatten bei ihnen nicht so viele Opfer gefordert. Und dann das.
Sie hatten alle gedacht, dass das Schlimmste vorbei wäre. Das Gebirge war bezwungen. Doch die völlig vereiste Fläche im Schatten des mittelgroßen Felsbrockens auf dem Weg vom Depot zum Gleis hatten sie nicht bemerkt. Sie trugen die schwere Eisenschiene auf ihren Schultern, als die beiden Führenden wegrutschten.
Die schwere Schiene krachte mit voller Wucht auf Bishals rechten Knöchel.
Er hatte keine Chance.
Sid war sofort bei ihm. Und wusste direkt, dass er verloren hatte. Der Fuß war komplett zertrümmert. Die Spitze des gebrochenen Schienbeinknochens ragte deutlich sichtbar aus der Haut heraus. Bishal schrie wie am Spieß. Sein schmutziges Gesicht war völlig verzerrt, seine Hände griffen verzweifelt nach unten und umfassten sein Bein. Er hatte die volle Wucht des Eisenträgers abbekommen. Die anderen kamen alle mit blauen Flecken und Platzwunden vom Sturz davon.
Aber für Bishal war es vorbei.
Es gab im Lager sogenannte Ärzte. Aber sofern sie überhaupt einen der asiatischen Arbeiter behandelten, beschleunigten sie mit ihrer Behandlung nur dessen Todesurteil. Sid kannte keinen, der eine Behandlung überlebt hatte. Medikamente und erfolgreiche Operationen waren offensichtlich ausschließlich den Europäern vorbehalten. Chinesen zählten hier nicht. Und Nepalesen erst recht nicht. Wobei es niemanden interessierte, dass sie keine Chinesen waren. Für die Europäer waren sie alle dasselbe. Sie waren alle Chinesen.
Ihr Vater war in ihrem Dorf der Heiler gewesen. Bis die Lawine alles zerstört hatte. Und die beiden Brüder alleine waren. Und gezwungen waren, weg zu gehen. Sid hatte seinem Vater immer assistiert. Er kannte die Rezepte und Mixturen gegen Schmerzen, Entzündungen und Nekrosen. Aber selbst wenn er hier, weit weg von seiner Heimat, entsprechende Pflanzen finden würde, hätte sein Bruder immer noch einen zertrümmerten Fuß. Und einen offenen Bruch.
Er würde nie wieder gehen können.
Vorausgesetzt er würde die Verletzung überleben.
Sid hatte die Verzweiflung verbannt, seinem Bruder einen starken Ast zwischen die Zähne gerammt und den Schienbeinknochen zurück gepresst. Unter die Haut.
Und alles mit dem selbstgebrannten Schnaps übergossen.
Sein Bruder war zum Glück schon längst ohnmächtig geworden.
Danach hatte er das Bein mit Ästen geschient und straff umwickelt. Für den Knöchel konnte er nichts tun.
Sie trugen ihn gemeinsam in ihr karges Zelt und legten ihn auf ihre gemeinsame Schlafstelle. Sid dankte im Stillen seinem Vater, der sie immer wieder abgefragt hatte, welche Pflanze welche Wirkung hatte und welche Merkmale sie hatte. Viele dieser Pflanzen gab es hier nicht. Das Hirtentäschel hatte er aber wiedererkannt. Und es wirkte hervorragend gegen Blutungen und Entzündungen. Sie hatten es bei jeder Gelegenheit gesammelt und getrocknet.
Sid hatte bei der Beinschiene extra den Wundbereich freigelassen. Mindestens einmal täglich müsste er den Verband wechseln und neue Kräuter auflegen. Ohne jedes Mal die Schiene abwickeln zu müssen. Das konnte er seinem Bruder nicht zumuten.
Für den Fuß bastelte er aus Holz eine Art großen Schuh, der den Knöchel ruhig stellte und leicht abgezogen werden konnte. Als Polsterung nahm er Moos.
Sein Bruder würde nie wieder laufen können. Aber er hätte eine Chance gehabt zu überleben. Wenn ihr Vorarbeiter nicht Morgan heißen würde.
Sid musste noch am selben Tag wieder arbeiten. Und bekam Extraaufgaben zugeteilt.
Trotzdem schaffte er es, den Verband zweimal täglich zu wechseln. Und den Wundbrand zu verhindern. Was ein reines Wunder war.
Aber er schaffte es nicht, seinen Bruder genügend Essen und trinken zu geben. Er wurde immer schwächer.
Und heute würde er sterben.
Sid holte voller Verzweiflung zum nächsten Schlag aus. Er hatte es heute Morgen gesehen. Das Licht war erloschen in Bishals Augen. Die Hoffnung war fort. Sein Bruder hatte aufgehört zu kämpfen. Er hatte einfach keine Kraft mehr.
„Ich liebe dich mein Bruder!“ hatte Bishal ihm heute früh mit einem letzten Aufbäumen zugeflüstert. „Wir sehen uns im Nirwana. Ich werde auf dich warten!“ Danach war er erschöpft zusammen gesunken und hatte seine Augen geschlossen. Sid umarmte ihn weinend. Aber Bishal war verstummt. Sein Puls war noch schwach fühlbar, als Sid gezwungen war, ihn zu verlassen. Und weiter an diesen verfluchten Gleisen zu bauen.
Diese gottverdammte Eisenbahn. Ihre Gleise waren jetzt schon mit Blut getränkt. Und es war kein Ende in Sicht. Selbst wenn sie das Gebirge bezwungen hatten, kam nun die Wüste. Und in der Wüste zu überleben, damit hatte Sid keine Erfahrung.
Ihre Geschichte würde hier enden.
Sid unterbrach den nächsten Schlag und streckte seinen Rücken. Der Gedanke hatte ihn wie ein Blitz durchschossen. Ihre Geschichte würde hier enden. Die Eisenbahn würde weitergehen, aber nicht mit ihnen. Für sie war hier Schluss. Er konnte der Eisenbahn nicht mehr folgen.
„Hey du Nepal-Affe!“ Morgan hatte seine Pause sofort bemerkt. „Schwing deine Hacke, wie alle anderen auch. Hier gibt es keine Pause.“
Sid ließ seinen Blick schweifen. Die anderen aus ihrem Trupp hörten nicht auf, rhythmisch mit der Hacke auf den Boden zu schlagen. Sie hatten Morgan gehört. Aber niemand hob den Blick, um nach Sid zu sehen. Da waren die beiden Zwillinge. Chinesen aus Hong-Kong. Bishal und Sid hatten sie bereits auf dem Schiff kennengelernt. Auf diesem elenden Schiff. Dieser erbärmliche Vieh Transporter. Am Ende der Reise stank es nach Mist, nassem Fell und ranzigem Schweiß. Als sie kein Geld mehr hatten und sie die elendsten Schlafplätze wählen mussten. Sie hatten sich die Seele aus dem Leib gekotzt.
Aber sie hatten sich gegenseitig geholfen. Jetzt sahen sie noch nicht einmal hoch.
Morgan selbst saß auf seinem braunen Klepper. Immerhin war sein Pferd gutmütig. Musste es wohl auch sein. Wie sonst sollte es die ständigen Schläge ertragen? Ihr Vorarbeiter saß hoch zu Ross, das Gewehr im Anschlag und starrte höhnisch auf Sid herab. Sein alter, ranziger Lederhut drückte sein verfilztes braunes Haar wirr herunter. Der struppige Bart wucherte wild umher und umrahmte seine schwarzen, mitleidlosen Augen. Sein gefütterter Ledermantel zeugte von seiner Einstellung. Für ihn nur das Beste. Alle anderen konnten verrecken. Und erst recht die Asiaten.
„Es reicht schon, wenn dein Bruder faul im Zelt rum liegt. Zu nichts zu gebrauchen. Oder willst Du, dass ich nach deinem Bruder sehe? Ob er wieder arbeiten kann? Willst du das?“
Sid funkelte Morgan hasserfüllt an. Er konnte nichts dagegen tun. Er wusste, dass der Hass ein schlimmes Geistesgift war. Sein Vater hatte sie gelehrt, nicht zu hassen. Sondern Güte walten zu lassen. Aber hatte ihr Vater jemals mit einem Menschen wie Morgan zu tun gehabt? Sid bezweifelte es. Starr starrte er den Vorarbeiter an. Unfähig, sich zu bewegen.
„Nun gut, wie du willst.“ Morgan riss sein Pferd herum und trieb es den Hügel hoch. Sid sah ihm nach. Fühlte, wie der Hass alles übernahm. Wie eine heiße, schmutzige Riesenwelle riss er die Kontrolle an sich. Löschte seinen Geist aus. Lähmte seinen Verstand. Und floss in seine Hacke.
Er packte sie mit beiden Händen und setzte sich in Bewegung. Folgte den Hufabdrücken, die Morgans Pferd im Schotter hinterlassen hatte. Runzelte die tiefe Stirn unter den schwarzen Haaren und kniff seine dunkelbraunen Augen wütend zusammen. Sein schmaler Mund verzog sich zu einem Strich im braungebrannten Gesicht. Der Hass prickelte in seinen Füßen und beschleunigte seinen Schritt.
„Er hat einen unwissenden Geist!“ hörte er plötzlich seinen Vater sagen. „Er ist verblendet.“ Und auf einmal fiel es ihm wieder ein. Sid blieb stehen. Auch sein Vater hatte mit einem Menschen wie Morgan zu tun gehabt. Die Erinnerung kam mit voller Wucht zurück. Er war damals erst drei Jahre alt gewesen, aber er hatte nichts vergessen.
Der kleine berittene Trupp britischer Soldaten. Wie sie in ihr Dorf einmarschierten waren, als wären sie die Herren der Welt. Als wären sie ihre Herren. Und ihren Vater aufforderten, seine Söhne zu präsentieren. Und sie Arjun mitnahmen. Den ältesten Sohn. Der gerade mal vierzehn war. Und nun als Soldat dienen musste. Im britischen Heer. Und sie nichts dagegen machen konnten. Die Arroganz des britischen Hauptmannes war grenzenlos gewesen. Zum Schluss sprach er noch nicht mal mehr mit ihnen. Sondern trat ihrem Vater vor die Brust, als dieser um Gnade bitten wollte. Dass sie Arjun verschonen mögen, denn er wäre doch erst vierzehn. Auch wenn er älter aussah.
Der Hauptmann trat ihn zu Boden, wendete sein Pferd und hätte ihn tot getrampelt, wenn ihre Mutter sich nicht dazwischen geworfen hätte.
„Er hat einen unwissenden Geist!“ hatte sein Vater damals gesagt, als er sich wieder aufgerappelt hatte und die Briten mit fünf Jungs das Dorf verließen. Arjun ging als letzter und winkte ihnen ein letztes Mal zu. „Er ist verblendet!“ murmelte ihr Vater, als er müde zurück winkte. Er wiederholte diese Worte immer wieder.
Weil er gegen den Hass gekämpft hatte.
Jetzt verstand Sid. Sein Vater hatte mit aller Gewalt gegen den Hass angekämpft. Und ihnen erklärt, dass der Weg der Erleuchtung nicht immer leicht wäre. Aber die Briten nicht ihre Feinde seien. Denn die Feinde lauerten nicht außen sondern innen. Die Briten waren unwissend. Aber die Gifte des Geistes waren real. Und das war der wirkliche Kampf, der wirkliche Feind. Der Kampf in ihrem Inneren. Und den konnte ihnen niemand abnehmen.
Am Ende wären sie unbesiegbar. Denn dann könnte ihnen kein Feind von außen was anhaben. Denn es gab keinen Feind von außen.
Sid blieb stehen und spürte wie der Hass zerrann. Vor den gütigen Augen seines Vaters war kein Platz für das Böse. Wenn er jetzt der zerstörerischen Kraft des Hasses nachgab, hätte er den Kampf verloren. Und Morgan hätte gesiegt.
Er ließ die Hacke fallen und konzentrierte sich auf das Gesicht seines Vaters. Seine dunkelbraunen Augen hatte er von ihm. Das unbändige, pechschwarze Haar mit den vielen Wirbeln von seiner Mutter. Im Geiste ging er den Linien im wetterzerfurchten Gesicht seines Vaters nach. Und blickte ihm direkt in die Augen. Liebe, Güte und Zuneigung stand in ihnen. Da war kein Platz für Hass. Sein Vater hatte gekämpft und gewonnen.
Und Sid würde auch gewinnen.
Ungläubig sah er, wie Morgan vom Pferd stieg und in ihr Zelt ging. Er würde es nicht wagen. Das konnte er nicht tun. Sid starrte gebannt auf den Eingang des Zeltes. Wartete auf die Bewegung des dünnen Tuchs. Wartete auf Morgan.
Sein ranziger Lederhut erschien als erstes im Eingang. Höhnisch winkend kam der Vorarbeiter zum Vorschein.
Und zog Bishal mit sich.
Sid sank auf die Knie. Das konnte er nicht tun. Das war Mord.
Morgan packte den ausgezerrten Körper mit beiden Händen und warf ihn mühelos auf sein Pferd. Mit hängenden Armen und Beinen und dem Gesicht nach unten hing sein Bruder hinter dem Sattel, während Morgan behände aufstieg. Während er seinen Bruder mit einer Hand festhielt, kam er langsam den Abhang hinunter. Zwei Meter vor Sid stoppte er, drehte sich im Sattel um und hob seinen Bruder ohne sichtbare Anstrengung hoch.
„Hier!“ rief er Sid zu und warf ihm seinen Bruder entgegen. Völlig schockiert schnellte Sid hoch und umfasste Bishal mit beiden Armen. Seinen Kopf abstützend sank er erneut in die Knie und blickte in das ausgemergelte Gesicht seines Bruders.
„Da ihr ja jetzt zu zweit seid, könnt ihr auch die doppelte Arbeit machen!“ Morgan lachte spöttisch auf. Und bemerkte jetzt erst, dass sämtliche Trupps die Arbeit eingestellt hatten. Sie starrten ihn alle voller Entsetzen an. Im Camp wusste jeder, dass Sid und Bishal Morgan einmal das Leben gerettet hatten. Die beiden hatten die Steinlawine bemerkt noch bevor sie sichtbar wurde. Und Morgan angeschrien, sich fort zu bewegen. Was er auch getan hatte. Nicht weil er ihnen geglaubt hatte, sondern weil er ihnen klar machen wollte, wer hier rumschreien durfte und wer nicht. Erst als die Steine herunter rauschten und seinen alten Platz verwüsteten, verstand er.
Und wendete damals sein Pferd, ohne Danke zu sagen.
Ohne die Beiden würde er nicht mehr leben. Und das wusste hier jeder.
„Was glotzt ihr alle so?“ brüllte er von seinem Pferd herunter und blickte grimmig umher. „Ihr sollt arbeiten, ihr verfluchten Schlitzaugen.“ Seine Stimme überschlug sich. Offensichtlich gab es wieder genügend Brandy im Vorrat. Als er sein Gewehr hob und in die Luft schoss, wurde es selbst den anderen Vorarbeitern zu viel.
„Morgan! Es reicht jetzt. Du hältst die ganze Arbeit auf.“ Pete, ihr früherer Vorarbeiter kam langsam auf Morgan zugetrabt. Er war der einzige Vorarbeiter, der wenigstens etwas Mitgefühl hatte. Unter ihm hatten sie damals angefangen. Bis der Typhus zugeschlagen hatte. Und die Arbeiter furchtbar dezimiert hatte. Und die Gruppen neu zusammengestellt werden mussten. Sid und Bishal wurden danach Morgan zugeteilt. Auch wenn ab da auf ein hygienisches Mindestmaß geachtet wurde, schließlich verlor die Firma Geld, wenn keine Arbeiter vorhanden waren, war das der Anfang vom Ende.
Und nun lag Bishal in Sid Armen.
„Du hast mir gar nichts zu sagen, du scheiß Brite!“ Morgan starrte Pete hasserfüllt an. Offensichtlich gab es auch unter den Vorarbeitern Differenzen. Morgan war kein Brite? Das war neu.
Morgan senkte bedrohlich sein Gewehr. Doch bevor er es auf Pete richten konnte, hatte dieser seine beiden Revolver gezogen. Es klickte vernehmlich, als er bei beiden den Hahn spannte.
„Lass dein Gewehr oben, Morgan! Wage es nicht, es noch tiefer zu senken!“