Gondwana - Simon Urban - E-Book

Gondwana E-Book

Simon Urban

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Beschreibung

Auf dem Pazifik-Atoll Gondwana haben sich die obersten Vertreter der monotheistischen Weltreligionen zusammengeschlossen und die gesamte Menschheit einer sakralen Ordnung unterworfen: Alle Regeln aller Religionen gelten jetzt für alle. Doch dann erschüttert ein Mord auf der Insel das harmonische Miteinander der Konfessionen. Aus Angst vor neuen Religionskonflikten beschließt die Glaubensaufsicht in Europa, vorerst nur einen inoffiziellen Ermittler nach Gondwana zu entsenden: den radikal-atheistischen Inspector Platon Ahorn. Mit seinen unkonventionellen Methoden kommt er der Wahrheit immer näher und droht schließlich die ganze Welt ins Chaos zu stürzen. In seiner neuen, turbulenten Krimisatire entlarvt Simon Urban religiöse Orthodoxie als ultimatives Instrument patriarchalischer Tyrannei - und den Glauben als größtes Hindernis auf dem Weg zum freien Menschen. Ralph Nieses pulp-inspirierte Comiczeichnungen geben diesem Chaos explosive Bildkraft.

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Seitenzahl: 344

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Inhalt

[Cover]

Titel

Widmung

Zitat

Prolog im Himmel

I. Kapitel

II. Kapitel

III. Kapitel

IV. Kapitel

V. Kapitel

VI. Kapitel

VII. Kapitel

GOTTSEIDANK

Autorenporträt

Über das Buch

Impressum

[Leseprobe – Plan D]

Für Eckhard und Monika,denen ich mein Paradies auf Erden verdanke.

»Gott ist ein überforderter Fleischwolf, der seit der Erfindung der Angst mit den Träumen und Hoffnungen der Schwachen gemästet wird.«

Josef Früchtl, Major a.D.

Prolog im Himmel

Ich bin im Himmel. Der Himmel ist oben in künstlich leuchtendem Babyblau gehalten, das nach unten heller wird, fast weiß. Das Weiß geht in eine bucklige Wolkenlandschaft über, die sich bis zum Horizont aufbläht. Der Himmel sieht aus, wie ich ihn mir immer gedacht habe. Der Himmel ist auch genauso, wie ich ihn mir immer gedacht habe. Ganz hübsch, aber stinklangweilig. Keine Ahnung, wie man hier existieren soll. Selbst wenn man auf dieser Wolkenlandschaft herumlaufen könnte, gäbe es nichts zu tun, nichts zu erleben, nichts zu hoffen. Man säße wie auf einem gigantischen Sahnebaiser herum und könnte sich den ganzen Tag darüber freuen, dass man noch da ist. Sonst nichts. Das ginge vielleicht sogar eine Woche lang gut. Aber dann käme unweigerlich der Punkt, an dem man sich fragt: Was zur Hölle soll ich im Himmel?

Ich stelle mir vor: Nach zwei Wochen sucht man ein Loch in der Wolkendecke, um sich hinabzustürzen. Aber es gibt keins. Nach vier Wochen redet man mit sich selbst. Nach acht Wochen redet man mit Gott. Fragt ihn täglich 24-mal, wie so was passieren konnte: dass es in der ganzen Religionsgeschichte immer nur darum ging, in den Himmel zu kommen. Aber dass sich nie jemand gefragt hat, was man dann bis in alle Ewigkeit dort macht.

Und es kommt keine Antwort.

Wie immer.

Meine Finger drehen an den Rädchen der Kopfhörer, die Musik wird lauter: Mein Herz brennt.

Was ist das Ende? Ich denke, das Ende fällt aus. Irgendwann verstummt man. Rollt sich zusammen: ein sprachloses Tier. Ein weiterer, 37 Grad warmer Fleischvorleger am Bett des erschöpften Schöpfers. Der Himmel, denke ich, ist ein babyblauer Bullshit auf Watte. Er ist friedlich, also ist er nicht lebendig. Er ist perfekt, also ist er tot. So tot wie Trenk Benedict.

Ich halte mein Handy ans Fenster und mache ein Foto. Es gibt Ideen, die sollte man veranschaulichen. Es gibt Erkenntnisse, die sollte man immer bei sich tragen. Es gibt Handys, die bessere Bilder machen als meins.

I

Das ovale Anschnallschild leuchtet. Der metallische Gong gongt. In meinen Kopfhörern bricht Gitarrenlärm los. Die Karbonverkleidung der Kabine zittert ein bisschen. Die G.A. Celebration beginnt mit dem Sinkflug. Sie taucht sanft in den Sahnebaiser-Nebel ein und tritt nach minutenlanger, rüttelnder Blindheit wieder aus ihm heraus, als wären wir soeben in den Wolken erfunden worden: ich, in meinem weißen Trenchcoat, der sonnengebräunte Captain mit der vertrauenerweckenden Vierschrötigkeit zupackender Männer, die immer genau wissen, was zu tun ist, und sein peinlich sauberes, nach Maracujareiniger duftendes Luftschiff. Die Wolken zerreißen, Celebration-Wiedergeburt, wir sacken aus der Watte wie aus einem jungfräulichen Dunstschoß.

»Welcome to Sterblichkeit«, sage ich laut und meine es halbwegs ernst. Der Captain dreht sich zu mir um und lächelt. Für einen Moment glaube ich, ihn zu kennen, schon einmal von seinem goldenen Backenzahn angeblitzt worden zu sein, irgendwann irgendwo. Er wendet sich wieder ab, schaut nach vorne, zieht sanft am Schubhebel.

Der schwarzblaue Pazifik wird sichtbar.

Ich schlucke meine 15:00-Uhr-Pille mit dem letzten Schluck Southern-Comfort-flavoured-Tea runter und schnalle mich immer noch nicht an. Wir kippen nach rechts und drehen eine harte Kurve. Landeanflug. Unten erscheint der Archipel, von weit oben heruntergefallen, zu allen Seiten weggespritzt. Ein ins Meer gekotztes Paradies. Der Allmächtige, denke ich, muss sich vor langer Zeit mal ganz gewaltig den Magen verdorben haben.

Jetzt präsentiert das ovale Celebration-Plastikfenster erste Einzelheiten: Die Hauptinsel hat die Form einer verkrüppelten Viertel-Note. Graue Berge wechseln sich mit dunklen Wäldern ab, helle Strände mit steilen Klippen. Das sieht alles nach Naturschutzgebiet aus, nicht nach Tatort. Vereinzelt leuchten rote Hausdächer aus dem Grün, dünne Straßenschlangen, schleichende Autopunkte. An einer Straßenkreuzung sind weiße Buchstaben auf den Asphalt gemalt: STOP!

»Dafür ist es leider zu spät«, sage ich in Richtung Cockpit, doch diesmal reagiert der Mann nicht. Er drückt lieber auf Knöpfe, legt Schalter um, starrt ins Nichts.

Die Celebration kippt nach links, eine Stadt rutscht ins Bild: Sie scheint aus dem Meer zu kriechen, wächst vom Strand an die Berge hinauf, wuchert in alle Richtungen, franst in den Wäldern aus. Ich sehe den Holy Hill, der auf seinem Felsvorsprung über allem thront. Die vier protzigen Sakralbauten, deren Türme erst einzeln in den Himmel ragen, um weiter oben doch noch zu verwachsen, zu einem großen Turm zu werden, zu einer einzigen irrsinnigen Kirche. Das gigantomanische Luftschloss der globalen Gottesanbeter. Es ist tatsächlich Realität. Ich merke, dass ich bis zum Schluss mit einem groß angelegten Betrug gerechnet hatte. Aber da unten blinkt es unübersehbar, das heiligste aller heiligen Heiligtümer: der Global Prayground. Die berühmte Glaspyramide klebt zwischen den vier Turmspitzen wie ein ägyptisches Ufo. Sie reflektiert das Sonnenlicht. Sie blendet mich. Sie macht mich wütend. Ein heller Schein am Firmament. Mein Herz brennt.

Tief unter dem Felsvorsprung leuchtet der historische Vergnügungspark mit dem gewaltigen Auge Gottes, dem größten Riesenrad der Südhalbkugel. In vier Tagen soll hier die große Party steigen. Wenn bis dahin nicht noch mehr Leichen gefunden werden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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