Götterdämmerung - Elémir Bourges - E-Book

Götterdämmerung E-Book

Elémir Bourges

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Beschreibung

Der große Wagner-Roman, erstmals auf Deutsch

Ein märchenhaft reicher Fürst, der sich auch Jahre nach der bürgerlichen Emanzipation noch geriert wie ein absolutistischer Potentat: Dieser Anachronismus inspirierte Élémir Bourges zu einem der raffiniertesten Werke des Fin de Siècle. In seinem Roman spiegelte er alle Spielarten der «Décadence» – Prunksucht, Künstlichkeit, Inzest. Und gewährte Richard Wagner einen prominenten Auftritt in der Weltliteratur.

Der deutsche Herzog Karl von Este lauscht gerade seinem von Wagner dirigierten Geburtstagskonzert, da fallen die Preußen in seine Residenz ein. Überstürzt muss er das verschwenderische Fest abbrechen und ins Pariser Exil fl iehen. Schon in der Kutsche, verleiht der Herzog Wagner einen Orden. Ihr Gespräch endet mit einem Eklat: Dass der letzte Teil des Nibelungenzyklus «Götterdämmerung» heißen soll, empfi ndet der Herzog als Provokation. Doch Wagners Replik erweist sich als verhängnisvolles Omen, denn in Paris erlebt das Fürstenhaus seinen moralischen Niedergang. Élémir Bourges versteht es, im Pomp seiner Erzählwelten zu schwelgen und im nächsten Moment deren Abgründe aufzuzeigen. Er bewunderte Wagners Musik und ließ sich bei seinem Roman von den opulenten Klängen des Komponisten anregen.

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Seitenzahl: 411

Veröffentlichungsjahr: 2013

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ÉLÉMIR BOURGES

Götterdämmerung

Roman

Aus dem Französischen übersetzt

von Alexandra Beilharz

Nachwort von Albert Gier

MANESSE VERLAG

ZÜRICH

Henri Signoret1 gewidmet

Wenn einer mich tadelt, den meine Verse erregen,

Dass nur von Blut und Mord und Totschlag die Rede sei,

Dass man von nichts anderem lese als von Wut, Gemetzel, Zorn,

Als von Schrecken, Unglück, Gift, Verrat und Blutbad,

So antworte ich ihm: Freund, die Worte, die du da tadelst,

Sind die Begriffe meiner Kunst;

Die Schmeichler der Liebe besingen nur ihre Laster,

In erlesenen Worten malen sie ihre Wonnen aus,

Nur Honig, Lachen, nur Spiel, Liebeleien und Getändel,

Eine fröhliche Narretei, seinen Tag zu verbringen …

Dieses Jahrhundert hat andere Sitten, verlangt nach anderem Stil.

Pflücken wir die bitteren Früchte, die reichlich es trägt.

Nein, nicht mehr ist es erlaubt, seine Eingebung zu verbergen;

Die Hand mag einschlafen, doch die Seele kann nicht ruhen.

Agrippa d’Aubigné2

I

Am 25. Juni 1866 feierte Karl von Este3, regierender Herzog von Blankenburg und erster dieses Namens, in der fürstlichen Residenz Wendessen mit einer Abendgesellschaft seinen Geburtstag. Trotz der bedrohlichen Lage, denn vor Kurzem war zwischen Preußen und dem Deutschen Bund Krieg4 ausgebrochen – und der Herzog hatte Stellung gegen die Preußen bezogen –, vermochten weder dieses schwerwiegende Ereignis und der kurz davor erfolgte Abmarsch der Armee unter Prinz Wilhelm5 noch Trauer und Angst, Tränen und Verzweiflung im gesamten Herzogtum seinen Hang zu Luxus und Prachtentfaltung zu bändigen; auch schien ihm eine so hochmütig bekundete Verachtung des Feindes von römischem Geist zu zeugen und vortrefflich geeignet, seinen Untergebenen Mut zu machen.

Seit acht Uhr waren die Tore geöffnet und eine gewaltige Menschenmenge strömte in den Park. So weit das Auge reichte, erstrahlten die Alleen im Glanz der Lampiongirlanden. Viererreihen bunter Laternenketten beleuchteten das Schachbrettmuster des Blumengartens, in dem sich hier und da bei den Triumphbögen aus Fackeln Menschentrauben bildeten. Noch dichter drängten sich die Besucher aber um die Naumachie6, um das Große Becken und entlang der Kolonnade. Taghell erglänzten dort im Schein unzähliger Rauchpfannen und Feuerbecken allerlei Wasserspiele in Form von Strudeln, Fontänen, glatt fließenden Flächen oder Kaskaden sowie Hunderte zu den Baumwipfeln aufschießende Springbrunnen.

Am stärksten war allerdings der Andrang bei der Auffahrt zum Schloss. Hauptsächlich Dorfbewohner mit roter Weste und Dreispitz standen dort so nah beieinander, dass sie buchstäblich weder Arme noch Beine bewegen konnten. Auf dem Plateau erstreckte sich weithin sichtbar und den ganzen Park beherrschend die Schlossfassade mit ihrer himmelhohen und vom Cheval-Passant7 des Blankenburger Wappens überragten Kuppel, ihrem Lichterglanz und den Doppelschnüren bunter Lampions, die das Hauptportal hervorhoben. An der von zwei steinernen Fabelwesen flankierten Freitreppe bildeten sich lange Reihen der fortwährend eintreffenden Kutschen, wobei die am üppigsten vergoldete dem Pöbel bewunderndes Geschrei entlockte. Die Gäste stiegen aus, betraten ein mit Spiegeln ausgekleidetes Vorzimmer und gelangten von dort auf die mit Vasen und exotischen Pflanzen geschmückte und prachtvoll erleuchtete Treppe zum Theatersaal.

Am Fuße des hufeisenförmigen Aufgangs lehnte an einer grünen Bronzestatue der Tisiphone8 ein Mann in ochsenblutfarbenem Frack, mit seidenen Hosen und Kniestrümpfen, die seine geradezu mephistophelische Magerkeit verbargen. Sein wie gehäutet wirkendes Gesicht, die gewaltige Adlernase, die feurig gierigen Geieraugen verliehen ihm einen hochmütigen, herablassenden und zugleich sarkastischen Ausdruck, der sein tatsächliches Wesen im Übrigen vortrefflich spiegelte: Es war der Graf von Oels, erster Kammerherr Seiner Hoheit.

«Sieh an! Was machen Sie denn hier, mein lieber Graf?», fragte ihn mit zum Gruß ausgestreckter Hand einer der Eintretenden in bestickter Hoflivree, an der seitlich ein kleiner Degen hing.

«Und Sie, Smithson?», antwortete von Oels. «Ich dachte, Sie seien noch in Southampton.» Daraufhin berichtete der Schatzmeister von seiner Reise. Er hatte dreißig Waggons voll kostbarer Möbel eskortiert, die der Herzog sicherheitshalber nach England hatte schicken lassen.

«Ach», schloss er seine Anekdotenflut, «ich halte diese Vorsicht für reichlich unangebracht. Da sind doch alle einer Meinung: Die Preußen werden die Stellung nicht halten können.»

«Pah!», stieß von Oels mit ironisch zweifelndem Unterton hervor, verstummte aber sogleich und betrachtete vor sich hin pfeifend das Defilee. Immer noch folgte ein Wagen dem anderen, die Diener mussten unablässig die Spiegeltüren aufhalten, und zwischen dem doppelten Spalier der Wachen bewegte sich eine schillernde Schar von Ordensträgern, Uniformierten und Damen in Kleidern mit langen Schleppen über die Treppe. Manche begrüßten den Grafen und den Amerikaner mit den immer gleichen Reden: Es ging um den Mangel an Neuigkeiten, um Benedek9, um die Österreicher und um Prinz Wilhelm, den Bruder des Herzogs, der wegen seines mutmaßlichen Zusammenschlusses mit den hannoverischen Truppen als neuer Kriegsgott verherrlicht wurde; dann zollte man dem so großartigen Empfang gebührend Lob. Richard Wagner, den man vom König von Bayern ausgeliehen hatte, würde gleich unveröffentlichte Fragmente aus einem großen, in Vorbereitung befindlichen Werk dirigieren, dem «Ring des Nibelungen». Auf die Oper sollte ein Ball mit Spielen, Verlosungen, mit Maskeraden, Fackeltänzen und anderen galanten Vergnügungen folgen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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