Grausames Vergessen - Daniel Elsner - E-Book

Grausames Vergessen E-Book

Daniel Elsner

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Beschreibung

Eine Vergangenheit, die Opfer fordert. Die Frankfurter Kommissare Franco Branco und Marc Eisenberg werden zu einem Tatort gerufen. Dort erwartet sie eine brutal zugerichtete Leiche. Nur warum musste der Mann sterben? Eifersucht? Rache? Als sie sich näher mit dem Toten beschäftigen, merken die Kommissare, dass er kein ganz Unbekannter für sie ist. Je weiter sich die Nachforschungen vertiefen, desto dramatischer wird für einen der beiden Ermittler der Kampf mit seiner traurigen Kindheit.

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Seitenzahl: 256

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Prolog

Kapitel 1

PROLOG

F ledermäuse erzeugten am Himmel eine unheimliche Geräuschkulisse und jeder normale Mensch hätte sich geängstigt, doch er fürchtete sich nicht. Im tiefen Wald fühlte er sich wohl. Viele Leute waren erfreut darüber, als er Jahre lang verschwunden war. Aber im Laufe der Zeit kehrte er zurück. Man hatte ihn während der Nacht geknipst, doch das interessierte ihn nicht. Er schritt unaufhaltsam durch den Wald. Nach einigen Meter hörte er etwas an sein Ohr dringen. Daraufhin versteckte er sich tiefer im Gebüsch.

Eine Person, die sich alleine im Wald befand, hatte eine Hand am Ohr und schien zu telefonieren. Das Gespräch dauerte zwei Minuten. Leider konnte er aus seinem Versteck kein Wort verstehen. Seine Augen nahmen nur Bewegungen im Bauchbereich wahr. Die Person wirkte nervös, denn die Hände wirbelten unaufhörlich herum, ohne zum Stillstand zu kommen.

Ein paar Minuten später trafen zwei weitere Menschen in der Luderbachaue von Dreieich ein und entdeckten den Wartenden. Doch was niemand von ihnen ahnte, war die Tatsache, dass sie beobachtet wurden.

»Hey Franco, hi James, da seid ihr beiden ja endlich!«, begrüßte der vierzehnjährige Yuri seine jüngeren Brüder.

»Du meintest gerade am Handy, dass wir schnell zu unserem Lieblingsplatz kommen sollen, weil du uns etwas zeigen möchtest. Also, hier sind wir. Was war denn nun so wichtig, dass es nicht warten konnte.«

»Ja, genau. Ich wollte euch schnell hier haben. Und echt super, dass ihr so schnell kommen konntet.« Während er die Worte sprach, öffnete Yuri den Reißverschluss seiner leichten, blauen Sommerjacke und zog etwas Silbernes heraus.

»Was willst du denn damit?«, entfuhr es James.

»Ach, ich dachte, wir könnten damit herumspielen. Oder seid ihr ängstlich?«

»Nein, ich habe keine Angst, aber wenn Papa das erfährt,

dass du seine Pistole geklaut hast, bekommen wir einen Haufen Ärger«, stieß Franco hervor.

»Ach, jetzt jammere nicht herum, wenn keiner von uns etwas ausplaudert, bekommt unser Herr gar nichts mit. Und bis er von seiner Fortbildung zurück ist, liegt die Waffe schon lange in seiner Schublade im Schlafzimmer.«

»Ja, das mag wohl sein«, stimmte James, der drei Jahre jünger als Yuri war, zu.

Die drei Brüder begutachteten die Waffe sehr genau, dieses kompakte Teil, mit so einer ungeheuren Faszination. Vorstellungen von Macht und Stärke durchzogen ihre Gedanken.

»Ist die Waffe geladen?«, fragte James in die Runde.

»Das ist eine gute Frage, das lässt sich wohl nur austesten, da ich nicht weiß, wie man so ein Ding lädt. So eine Pistole ist doch meistens gesichert, oder?«

»Denke schon.«

»Zeig mal her, so viele Möglichkeiten gibt es auch wieder nicht. Und irgendwie wird es schon klappen, dass das Gerät funktioniert«, blaffte Yuri.

Die Pistole wanderte abwechselnd durch die Hände der drei Jugendlichen. Jeder zog mal hier und mal da. Doch niemand schien die Lösung zu finden. Von der versteckten Gefahr, die auf sie lauerte, ahnte niemand etwas. Die Gespräche übertönten das raschelnde Gebüsch.

»Ich muss pinkeln!«, war von James zu hören. Reflexartig drehte sich das Augenpaar aus dem Gebüsch zu dem laufenden Jungen und versuchte zu erkennen, was da vor sich ging. »Dann geh doch eben. Ich tüftle hier noch etwas herum. Bestimmt finde ich gleich die Lösung«, behauptete Yuri siegessicher. James verzog sich hinter ein Gebüsch. Er wurde aus kurzer Entfernung beobachtet, doch davon merkte er nichts.

Kurze Zeit später huschte ein Schatten durch den Wald, dann ein Knall – so laut, dass Franco und Yuri zusammenzuckten. »Ja endlich, ich hab's«, triumphierte Yuri, ohne den Schatten bemerkt zu haben.

»Das ist aber ganz schön laut gewesen. Ist das immer so laut? Ich hab jetzt so ein Piepen im Ohr«, beschwerte Franco sich. »Das ist ein Zeichen von Kraft und Macht. Dieses Donnern und Knallen, wie bei einem Gewitter, wo viele Menschen auch zusammenzucken und sich am liebsten verstecken wollen. Wenn James wieder da ist, mache ich es noch mal!«

»Hey Bruder, deine Blase muss prall gefüllt sein oder hast du dich so erschrocken, dass du dir in die Hose gemacht hast? Komm endlich wieder zu uns. Wir warten!«

Allerdings war von James nichts zu hören und der Schatten hatte sich blitzartig wieder versteckt, denn er hasste es gejagt zu werden.

»Ach, der lässt uns bestimmt nur zappeln, gleich wenn wir nach ihm suchen, erschreckt er uns von hinten, genauso wie er es zu Hause immer macht, und lacht sich dann schlapp.«

»Lass uns trotzdem mal nachschauen. Ich hab ihn hinter den Busch da gehen sehen», meinte Franco zu Yuri.

»Ja meinetwegen, ich will ja endlich weiter herumschießen, das war schon ein geiles Gefühl.«

Die beiden machten sich auf den Weg zu dem Gebüsch, wo sie James vermuteten, als sie an dem Busch vorbeischauten, stach sie ihnen direkt ins Auge: Die große Pfütze, die James in den Boden gepinkelt hatte. Doch da war noch mehr. Viel mehr. Zu der Pfütze auf dem Boden bewegte sich ein roter Schwall zäher Flüssigkeit.

»Was ist das denn?«, spie Franco hervor.

Yuri sog das Bild in sich auf und jubelte: »Faszination pur! Dieses Muster, wie von Meisterhand geschaffen. So können es nur große Maler.«

»Ist das Blut? Und wenn ja, wo kommt es her?«, fragte Franco besorgt und schaute entgeistert zu seinem Bruder.

Yuri klopfte ihm nur auf die Schulter. »Franco, öffne deine Augen, du kannst dir die Frage selbst beantworten oder bist du auf den Kopf gefallen?«

»Nein, das bin ich nicht,« antwortete er, »aber ... aber das ist unser kleiner Bruder James, der dort liegt. Kommt das viele Blut von ihm?«

»Du hast es erfasst. Bist also wirklich nicht auf den Kopf gefallen. Der Schuss vorhin muss ihn wohl versehentlich getroffen haben. Aber schau es dir genau an. Was für ein schönes Bild auf dem Boden entstanden ist, das sieht so wunderbar aus. Diese intensive rote Farbe sieht fantastisch aus. Schade, dass ich kein Papier hier habe und es nicht nachzeichnen kann. Es sieht wunderbar aus und ich kann es nicht duplizieren, was für eine Tragödie.«

»James! James! James! Nun sag doch etwas. Lebst du noch? Der Spaß ist echt überzeugend, aber nun rede wieder mit uns!«

Von James war immer noch kein Laut zu hören.

Yuri hingegen schien die ganze Sache nichts auszumachen und er redete unbeirrt weiter: »Franco, unseren Bruder hat es wohl erwischt. Schau dir nur die Quelle des Rinnsales an, ein Loch in seiner Brust. Es muss durch die winzige Patrone entstanden sein. Unfassbar! Ich sag ja, es ist ein Zeichen von purer Kraft und Macht.«

»Er hat vor einer Woche erst seinen elften Geburtstag gefeiert. Und was sagen wir Papa? Papa, wir haben deine Waffe geklaut und damit den Kleinsten von uns beim Herumspielen einfach eine Kugel ins Herz gejagt«, plapperte Franco so panisch, dass sich die Worte beinahe überschlugen.

»Quatsch, davon erzählen wir Papa natürlich nichts. Wir erzählen ihm nur, dass James es zu Hause nicht mehr ausgehalten hat und auf große Entdeckungstour gegangen ist. Und er erst wiederkommen will, wenn er die ganze Welt gesehen hat.«

»Das soll uns Papa glauben?«, fragte Franco entsetzt. »Ja, sicher! James hatte sich schon immer sehr für Biologie und Geografie interessiert. Selbst alles erleben, kommt einem dann in den Sinn. Und kannst du dich noch an seine Worte erinnern, als er den Globus ausgepackt hat?«

»Ja, das kann ich. Er strich über den Globus, dann sagte er, dass er die ganze Welt, mit all seinen Fazetten, bereisen möchte.«

»Da hast du es. Er hatte eh vor zu reisen. Und warum nicht als Elfjähriger mit den Wäldern in Hessen beginnen?«

»Ja, keine Ahnung. Doch was machen wir jetzt mit dem Körper unseres Bruders?«, wollte Franco mit Tränen in den Augen wissen.

»Wir bedecken ihn mit Blättern und Hölzern. Mehr können wir nicht für ihn tun«, sagte Yuri mit fester Stimme. Sie fingen an den kleinen Körper mir Ästen, Zweigen und Blättern zu bedecken. Nach fünfzehn Minuten war von dem leblosen James nicht mehr viel zu sehen. Aufgewühlt machten sie sich auf dem Heimweg. Sie wechselten kaum ein Wort. Aber Yuri hielt die Pistole, die er wieder in seiner Jacke versteckt hatte, fest im Griff. Er fühlte sich machtvoll und schwärmte innerlich von dem Blutbild.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Stille an seine Ohren drang, doch dann traute er sich aus seinem Versteck. Er machte sich erneut auf den Weg. Nach einigen Metern stieß er gegen einen kleinen Hügel aus Ästen, Zweigen und Blättern. Er schnupperte ausgiebig und Blutgeruch stieg ihm in seine Nase. Sein Kopf räumte die Hindernisse zur Seite und sein Mund begann sich zu öffnen. Seine Zähne bissen zu. Tief ins Fleisch. Immer und immer wieder. Es war ein Geschenk, so eine leichte und kräftige Mahlzeit zu ergattern. Nach zwanzig Minuten ließ er mit blutverschmierten Zähnen von seinem Mahl ab und streifte weiter. Eine Schleifspur hatte er ungewollt hinterlassen, da er kräftig am Fleisch gezogen hatte. Immer mit der Angst von Jägern erschossen zu werden, denn Wölfe waren zu einer Rarität in den hessischen Wäldern geworden. Und sie sorgten für große Panik, vor allem bei Schäfern, die Angst um ihre Tiere hatten. Er lief gesättigt weiter. Nach dem Essen bekam er Durst. Seine vier Pfoten trugen ihn bis zu einer Wasserstelle: dem Luderbach. Er trank das Wasser gierig und dann verschwand er wieder in den dunklen Wald.

Yuri und Franco hatten nur noch wenige Meter vor sich. Franco lief gebeugt und tief erschüttert. Yuri strahlte breit über das Gesicht, als hätte er die schönste Sache der Welt gesehen.

Das Haus kam in Sichtweite. Nicht nur der Peugeot von Margret stand auf der Einfahrt, sondern ein weiteres Auto parkte dort ebenfalls. Ein Jeep. Besser gesagt: der Jeep ihres Vaters.

»Ist Dad schon wieder zu Hause?«, wunderte sich Franco.

»Das ist aber echt Mist! Ich habe seine Waffe noch in meiner Jacke. Du lenkst Papa gleich ab und ich lege die Pistole einfach zurück in die Schublade.«

»Meinetwegen.«

Sie betraten das Haus. Es war ein mittelgroßes ländlich gelegenes Einfamilienhaus, was gerade eben für fünf Personen reichte. Es war dunkel im Haus. Yuri traute sich nicht, das Licht anzuknipsen, und schlich leise zur Treppe, um ins Obergeschoss zu gelangen. Nur diesen einen Gedanken im Kopf, nicht erwischt zu werden. Er umklammerte die Pistole, als würde sie sich dadurch unsichtbar machen lassen. Sein Ziel war das Schlafzimmer.

Franco ging in Richtung Küche, öffnete den Kühlschrank und nahm eine Packung O-Saft heraus. Er wollte sich gerade etwas eingießen, da passierte es: Ein ohrenbetäubender Knall schallte durch das Haus. Es war derselbe laute Krach wie im Wald. Der größte Teil des Saftes schwappte auf den Küchenboden. Er blieb wie angewurzelt stehen. Was war jetzt schon wieder passiert?, dachte er.

Yuri betrat das Schlafzimmer. Es herrschte Dunkelheit. Waren dort Geräusche zu hören oder spielten seine Ohren ihm einen Streich? Er ging weiter in den Raum hinein. Er glaubte, einen riesigen Schatten zu sehen. Dieser schien sich rhythmisch auf und ab zu bewegen.

Plötzlich wurde es hell.

Jemand musste den Schalter betätigt haben, daraufhin hatte Yuri sich so sehr erschrocken, dass er die Waffe instinktiv aus der Jacke riss, hoch hob und den Zeigefinger krümmte. Peng!

Der Schuss aus der ungesicherten Waffe löste sich innerhalb von Millisekunden und suchte sich sein Ziel ohne Umwege. Die Zeit schien still zu stehen, doch dann durchschnitt dumpfes Geschrei die Stille im Raum, als wäre jemand mit einer großen Wucht getroffen worden.

Jetzt hatte sich Yuri an das Licht gewöhnt und sah den nackten, blutüberströmten Körper, der auf dem liegenden Körper seines Vaters langsam dahin sank.

»Neeein! Was um Himmels willen hast du getan?«, brüllte Walter laut, die Situation noch nicht komplett realisierend. Er sah zwar seinen Jungen, doch irgendwie passte die Waffe in seiner Hand überhaupt nicht zu ihm.

»Ich habe doch nichts gemacht. Ich habe mich nur erschrocken«, resignierte Yuri mit der Waffe in der Hand, dabei machte er ein Unschuldsgesicht, als wäre es nicht sein Fehler.

Doch im Inneren fand er das neue Gemälde, welches sich ihm bot, faszinierend.

Franco vermutete, dass der Knall von oben kam. Er rannte die Treppe hinauf. Nahm mit seinen kleinen Beinen drei Stufen auf einmal. Oben angekommen erblickte er nur einen erleuchteten Raum, zu dem er sofort hinrannte. Er sah Yuri, seinen Bruder, stocksteif mit der Waffe in der Hand im Schlafzimmer stehen und entdeckte die beiden Körper im Bett. Yuri drehte sich um. »Ich wollte das nicht. Die Pistole war nicht gesichert. Als das Licht anging, zuckte mein Finger. Es löste sich ein Schuss.«

»Jetzt steht nicht so dumm rum, eure Mutter verblutet sonst. Ruft einen Krankenwagen! Den Rest klären wir später«, rief Walter aufgeregt seinen Söhnen zu.

Franco stürmte zum Telefon und wählte: 112. Er gab die Adresse und eine kleine Beschreibung durch. Walter, der noch Blut von seiner Frau im Gesicht und auf seinem Körper hatte, stieg nackt aus dem Bett und kümmerte sich um sie. Yuri legte die Waffe auf die Kommode. Er fand wieder Fassung und holte geistesgegenwärtig den Erste-Hilfe-Kasten.

Als Yuri zurück in das Schlafzimmer kam, war sein Vater mit einer Hose und einem T-Shirt bekleidet. Margret lag auf dem Rücken. Walter begutachtete die Wunde und mit den Utensilien aus dem Erste-Hilfe-Kasten verband er sie, wie er es gelernt hatte. Dreizehn Minuten später trafen der Krankenwagen und ein Polizeiauto an der genannten Adresse ein. Die Beamten der Polizei kannten sie, da es sich um Walter Brancos Haus handelte. Er war ein junger, aufstrebender Polizist aus den eigenen Reihen. Margret wurde, so schnell es ging, in das Hospital gefahren. Walter erzählte den Beamten, es sei ein Unfall gewesen. Ohne weitere Fragen zu stellen, begnügten sie sich in der jetzigen Lage mit der Lüge.

Walter, Franco und Yuri fuhren mit dem Jeep ins Krankenhaus. Dort angekommen, erreichte sie direkt die schlimme Nachricht. Margret ist an der Schwere der Verletzung gestorben. Der Schuss hatte lebenswichtige Organe getroffen und jeder Versuch der Rettung war verpufft.

»Erst James und jetzt noch unsere Mutter!«, platzte es verheult aus Franco heraus.

Walter drehte sich zu ihm um und fragte entsetzt: »Was erzählst du da?«

»Ja, wir hatten die Pistole schon im Wald mit und wollten damit etwas herumspielen. Da löste sich auch ein Schuss – dieser traf James –, als Yuri herumexperimentierte. Wir wollten dir erst das Märchen erzählen, dass James auf Abenteuertour ist«, flüsterte Franco seinem Vater zu.

»Stimmt das?«, fragte Walter, rot vor Wut, Yuri.

»Ja«, antwortete er seinem Vater. Und an Franco gerichtet: »Du alte Petze. Das werde ich dir nie verzeihen.«

»Das darf doch alles nicht wahr sein. Mein eigener Sohn tötet seinen Bruder und seine Mutter. Und das an einem Tag. Was hast du dir dabei gedacht?«

Yuri antwortete nicht und verzog kaum eine Miene. Franco hingegen war von Tränen übersät.

»Ist dir eigentlich klar, was du angestellt hast, die beiden werden nie wieder zurückkommen! Hast du verstanden? Nie wieder!«, schrie Walter seinen Sohn an und erhob die Hand vor Zorn. Er holte mit seiner Rechten zum Schlag aus, doch bevor er Yuri im Gesicht treffen konnte, stoppte er im letzten Moment die Bewegung. »Das wird Konsequenzen für dich haben! Ich will dich nie wieder in meinem Leben sehen!«, raunzte er ihn an. Danach verließen ihn die Kräfte und er brach zusammen. Es waren die letzten Worte von Walter an seinen ältesten Sohn. Denn dies war der Tag, an dem eine glückliche, fünfköpfige Familie zwei Mitglieder für immer verloren hatte. Doch auch die restlichen drei blieben nicht zusammen. Die Konsequenz für Yuri war, dass er in ein Heim für jugendliche Gewalttäter kam.

Für Franco und Walter waren von nun an Besuche bei einem Psychiater Routine.

KAPITEL 1

Nils Nolan hatte seine Prüfung zum Polizisten erfolgreich bestanden. Seine Bewerbungen brachten schnellen Erfolg, denn er fand zügig eine Stelle in Frankfurt am Main. So lag es nun drei Wochen zurück, als er das erste Mal zum Dienst erschienen war. Man machte ihn mit einigen Leuten bekannt. Zudem zeigte man ihm das Revier und die Gegebenheiten vor Ort. Er fühlte sich direkt wohl. Er lernte innerhalb kürzester Zeit viel dazu und wurde schnell auf Außendienste mitgenommen. Dort stellte sich heraus, dass er einen sehr guten Instinkt und wachsame Augen hatte. Im Revier vermutete man bereits, dass er perfekt für schwierige Observationen geeignet sei. Nur was er zu diesem Zeitpunkt nicht wissen konnte: Es sollte sich bald eine Möglichkeit ergeben, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Es war ein ruhiger Montag, denn es herrschte noch Ordnung anstatt Chaos im Revier. Er wurde freundlich von den meisten Kollegen gegrüßt und er grüßte zurück. Heute sollte er mit Marc Eisenberg Routine sammeln. Da betrat der sportliche Ermittler, der so gut wie immer mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, das Revier. Nils Nolan sah ihn hereinkommen, ging auf ihn zu und sagte: »Hallo, Marc.«

Der Kommissar trat heran und sagte: »Hallo, Nils. Es freut mich, dir heute einige Sachen beibringen zu dürfen. Wie ich sehe, bist du hoch motiviert. Das ist gut.«

»Ja, das bin ich. Ich bin sehr gespannt, was du mir heute zeigen wirst.« Ohne weitere Worte zu verlieren, entfernten sich die beiden etwas. Als sie etwas Ruhe für sich hatten, fing Marc an Nils Nolan einige tolle Kniffe und das Verteidigen in einer brenzligen Situation zu zeigen. Nils Nolan beherrschte die Kunst der Verteidigung schon sehr gut, solange er darauf vorbereitet war. Sie übten es eine ganze Weile. Immer wenn Marc seinen Angriff ankündigte, konnte er ihn abwehren, aber jedes Mal, wenn er unangekündigt angriff, wurde er überrumpelt. »Daran musst du noch arbeiten Nils. Auf einen Angriff musst du jederzeit vorbereitet sein. Da zählt jede Sekunde«, belehrte Marc ihn. Da es ein sehr lehrreicher Tag für Nils Nolan war, verflog die Zeit rasend schnell und der Feierabend rückte näher. Marc nahm ihn zum Schluss noch kurz zur Seite und predigte ihm, am morgigen Tag sein Temperament zu zügeln. Denn genau das Datum war jedes Jahr durch eine traurige Stimmung geprägt, da es für einen Kollegen sehr schrecklich war.

Dieser Beamte saß an seinem Schreibtisch und stapelte niedergeschlagen Unterlagen von einem Ort zum anderen. Er schaute seinem Kollegen zu, wie er mit dem Neuen einiges einübte. Er konnte zwar nicht alles erkennen, aber das, was er sah, gefiel ihm. Er selbst wäre heute nicht dazu in der Lage gewesen, denn er war gedanklich in alte Erinnerungen vertieft. So formte sich ein Bild in seinem Kopf, wie er mit seinem Vater zurück in den Wald fuhr, um James' Leiche zu finden. Die wenigen Worte, die sie damals gewechselt hatten, hatten sich in sein Gehirn gebrannt. Sein Vater hatte daraufhin gegen eine lange Suspendierung angekämpft. So empfand er heutzutage, dass dieser damals von Glück sprechen konnte, nur für drei Monate vom Dienst freigesprochen worden zu sein. Das war im selben Moment der Beginn einer langjährigen Therapie.

KAPITEL 2

Ungeduldig wartete Hakim Ghali auf einen Boten. Er hatte sich einen Namen in Frankfurt am Main gemacht. Seine marokkanische Abstammung stieß dem einen oder anderen – zum Glück! – sauer auf. Denn sein Name bedeutete übersetzt: der Herrscher. Und er hatte lange Zeit alleine geherrscht und sich von niemanden irgendetwas sagen lassen, doch eines Tages änderte es sich aus heiterem Himmel. Er konnte es bis heute nicht glauben, dass er, Hakim Ghali, nicht mehr der Herrscher, sondern ein Lakai eines anderen geworden ist. Na gut, man musste schon zugeben, dass er ausreichend entlohnt wurde. Aber damals hatte er noch gedacht, dass sich solche Leute niemals nach Frankfurt verirren würden, doch er wurde eines Besseren belehrt. Es waren nicht viele, aber sie hatten sich so geschickt angestellt, dass alle Marokkaner, die unter der Führung von ihm waren, ihnen gehorchten. Woher sie von den gut laufenden Geschäften wussten, blieb ein Rätsel. Und was noch schlimmer wog, war die Tatsache, dass Hakim Ghali ein riesiges Messer an seiner Kehle spüren musste. Die Gravur, auf die er einen Blick werfen konnte, als es an seinem Hals war, faszinierte ihn: La familia es todo - Familie ist alles. Er erkannte die Sprache. Und ihm war sofort klar, was der Mann von ihm wollte. Er erinnerte sich noch gut an seine Worte: »Ich werde dir einen Boten vorbeischicken, den stattest du gut aus, damit er auf der Straße ein bisschen Geld machen kann. Und wenn ich höre, dass es irgendwann irgendwelche Probleme gibt, dann komme ich wieder und vollende mein Werk. Hast du mich verstanden?«

Er hatte kräftig geschluckt und geantwortet: »Ja. Ich habe verstanden.«

Dieser Bote kam, wie jedes Mal, bekleidet mit seiner weißen Hose und seinem riesigen Sombrero herein. Es dauerte keine drei Minuten, da war er schon wieder verschwunden. Hakim Ghali war erleichtert, doch gefiel ihm die Gesamtsituation überhaupt nicht.

Der Mann mit der weißen Hose verließ ihn mit den Sachen, die er von ihm erhalten hatte. Wie schnell man doch zu jemanden werden kann, dachte er, während er die Dinge verstaute. Es war schon komisch gewesen in dieser großen Stadt keine Landsmänner zu finden, stattdessen liefen hier Leute aus gefühlt über hundert verschiedenen Nationalitäten herum, aber Mexikaner? Nein! Es gab keine. Bis er im Internet einen Aufruf gelesen hatte, in dem stand: Ich suche Landsmänner aus Mexiko ...

Daraufhin meldete er sich. Wenige Tage später wurden Ort und Zeit für ein Treffen vorgeschlagen. Er ging hin. Es waren mehr Leute da, als er je erhofft hätte, denn es waren genau: fünf. Sie saßen gemeinsam an einem Tisch, dann erhob jemand das Wort, stellte sich vor und brachte sein Anliegen zum Besten. Der Erste hielt die Person für verrückt und sagte: »Nein, auf keinen Fall. Ich bin nicht lebensmüde.«

Der Zweite reagierte ähnlich. »Ich habe Frau und Kind. Bei dem Job, den ich jetzt ausübe, brauche ich keine Angst zu haben.« Die beiden standen auf und verließen das Treffen.

Dann erhielt der Sprecher die erste Antwort, die ihm gefiel. Denn jemand meinte, dass er dabei sei, da er eh nichts zu verlieren hätte. Und zu guter Letzt schrie der Mann mit der weißen Hose und dem riesigen Sombrero: »Yippie Yeah! Ich freue mich schon sehr auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.« Er berichtete in der kleinen Dreier-Runde von den Geschäften der Marokkaner. »Es ist sehr gefährlich, mit denen Geschäfte zu machen«, wand er ein, doch ein Blick fixierte ihn, während er die Worte aussprach. Dann sagte der Typ: »Ich werde keine Geschäfte mit denen machen! Ich werde sie übernehmen!«

Die beiden Augenpaare, die ihn anschauten, wurden weit aufgerissen. Dann sprach der Dritte im Bunde: »Übernehmen? Wie denn das?«

»Tja, das wird mein Geheimnis sein. Aber vertraut mir! Ich kümmere mich darum!«

Und er hatte Wort gehalten. Die drei Mexikaner beherrschten die Marokkaner. So konnte er ungestört hier durch die Straßen schlendern, ohne Angst vor irgendwem zu haben.

KAPITEL 3

Kommissar Franco Branco, 42 Jahre alt, 179 cm groß mit einem Körpergewicht von 80 kg und leicht ergrauten schwarzen Haaren, betrat am heutigen Dienstag, dem 14. Juli, das Polizeirevier. Gestern hatte er mit dem Ordnen von Akten über die Runden gebracht. Seine Miene war heute alles andere als freundlich, denn es war, wie in den vergangenen dreißig Jahren, der schlimmste Tag im ganzen Jahr. Am liebsten wäre er im Bett geblieben, doch als Kind hatte er sich felsenfest vorgenommen, dass so etwas wie ihm damals passiert war, keinem anderen Menschen widerfahren sollte. Deswegen raffte er sich an dem Tag, an dem sich alles verändert hatte, auf. Seinen Ehrgeiz hatte er wohl von seinem Vater geerbt, der all die Jahre sein Mentor gewesen war, doch inzwischen seine Rente genoss. So verlief seine eigene Karriere sehr gut. Er wunderte sich auch nicht, dass ihn heute kaum einer ansprach. Die Älteren im Revier hatten damals, als Neulinge, alles mitbekommen und die Jüngeren erhoben nicht das Wort gegen einen, der weit über ihnen stand. Franco holte sich einen Kaffee. Schwarz. Schwarz wie die eiskalte Seele seines älteren Bruders. Der nicht einen kleinen Funken Reue gezeigt hatte, als sein Schuss James getötet hat. Er erinnerte sich gut daran, als er und sein Vater später den Leichnam aus dem Wald holen wollten, um ihn gemeinsam mit Margret zu begraben. Er hatte seinen Vater an die Stelle geführt, wo sie ihn liegen gelassen hatten. Nur anstatt seinen Körper vorzufinden, fanden sie eine Blutlache am Boden. Es entfachte eine hitzige Diskussion und Walter entdeckte blutige Schleifspuren. Diesen waren sie, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, gefolgt. Sie entdeckten Hautfetzen und Knochen, die am Boden herumlagen. Es hatte so ausgesehen, als hätten Tiere, vermutlich Wölfe, das Blut gerochen und es sich dann als leichte Mahlzeit nicht entgehen lassen den Leichnam anzuknabbern. Franco konnte den Anblick nicht ertragen und entleerte seinen Magen vor einem Baum. Walter kämpfte schwer mit sich selbst, aber er konnte sich beherrschen. Der stark angefressene Körper von James hatte mitten im Wald gelegen. Das Positive daran war, dass der Kopf, abgesehen von dem Dreck und ein paar Rissen im Gesicht, vollständig war. Die Bilder des grausamen Anblicks brannten sich in ihre Köpfe ein.

Die Beerdigung, die einige Tage später abgehalten wurde, war dann eine große Trauerfeier. Selbst zu diesem Anlass wollte Walter seinen Sohn Yuri nicht sehen, und hatte sich geweigert ihn aus der Anstalt für jugendliche Gewalttäter herauszuholen. Denn er befürchtete, wenn er seinem Sohn in die Augen schauen würde und das Gleiche wie damals empfand, könnte er die Kontrolle über sich verlieren. Es war diese Gleichgültigkeit und Entschlossenheit, die Walter erst später realisiert hatte. Mit einem flauen Bauchgefühl hörte er den Worten des Pastors zu. Er kämpfte gegen die Trauer an und schaffte es, vor seinem Sohn Stärke zu zeigen. Franco hingegen überkamen die Tränen wie ein reißender Bach. Die Anteilnahme war groß, aber von dem Trost der ganzen Leute hatte sich Walter kaum besser gefühlt. Seine Aufklärungsquote ging seitdem rapide bergab. Umso mehr hatte es ihn erfreut, als Franco die Polizeiausbildung geschafft hatte und sein Erbe bei der Polizei, für Gerechtigkeit einzustehen, weiterführte.

Still und abwesend saß Franco an seinem Schreibtisch und hielt eine Hand an der Kaffeetasse. Er wollte sie gerade anheben, um einen Schluck zu nehmen, als er eine Stimme hörte: »Franco, ein Telefonat mit häuslicher Gewalt ging gerade bei uns ein, das ist zwar nicht unser Gebiet, aber ich weiß, wie nahe dir solche Sachen gehen.«

Schwerfällig drehte er seinen Kopf, in die Richtung, aus der die Stimme kam.

»Franco hörst du mich? Hallooo? Schläfst du?«, fragte sein Kollege Marc Eisenberg. Er war zwar drei Jahre jünger, aber genau wie Franco Kommissar. Sie verstanden sich normalerweise prächtig und trafen sich auch privat gerne. Marc war einen halben Kopf größer als Franco und durchtrainierter. Drei Mal in der Woche versuchte er zum Fitnessstudio zu gehen und auch das Joggen gehörte zu seinen Freizeitbeschäftigungen. Sie harmonierten in ihren bisherigen Fällen sehr gut zusammen.

»Ja ja, ich habe dich gehört.«

»Ja und? Was meinst du?«

Franco überlegte kurz, dann antwortete er: »Da wir aktuell keinen wichtigen Fall bearbeiten müssen, können wir mal hinfahren.« Als er den Satz ausgesprochen hatte, nahm er noch einen kräftigen Schluck des schwarzen Kaffees. Sie verließen das Revier, liefen zu ihrem Dienstwagen und stiegen ein. Die Fahrt bis zur genannten Adresse dauerte nur wenige Minuten. Als das Haus in Reichweite kam, parkten sie das Auto am Straßenrand. Marc verließ es gewohnt schnell, doch Franco atmete noch einmal kräftig durch, bevor er die Tür öffnete und ausstieg. Erinnerungen plagten sein Inneres. Marc, der schon vorausgegangen war, klingelte an der Tür der Siemensstraße Nummer 10. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis jemand kam und sich barsch von drinnen meldete. »Wer ist da?«

»Polizei, machen Sie bitte die Tür auf!«, forderte Marc.

»Warum sollte ich?«

»Weil wir eine Beschwerde von einem Ihrer Nachbarn erhalten haben, es würden Schreie aus ihrem Haus kommen.« »Was für ein Schwachsinn! Und wenn Sie wirklich von der Polizei sind, weisen Sie sich erst mal aus. Es kann jeder sagen, dass man von der Polizei ist.«

Marc und Franco holten ihre Ausweise heraus und hielten sie sichtbar vor den Spion. Der Mann schaute darauf und öffnete widerwillig die Tür.

Es roch nach Angst.

»Ist noch jemand außer Ihnen hier?«, fragte Franco.

»Nein. Haben Sie überhaupt einen Durchsuchungsbefehl?«

»Haben Sie zu verbergen? Wir wollen uns nur kurz umsehen und vergewissern, dass hier keine häusliche Gewalt vorliegt.« »Ja dann. Die Nachbarn wollen sich nur wichtig machen.«

Franco betrat das Badezimmer. Es war mit einer Dusche, einer Toilette, einem Waschbecken, einem kleinen Schrank und einem mickrigen Fenster. Auf einem Ablagebrett lagen Haarbürsten, Zahnpasta, zwei Zahnbürsten in einem Becher und ein Lippenstift. Es deutete vieles auf eine weibliche Person in der Wohnung hin. Er setzte seine Suche fort und öffnete die nächste Tür. Es war die zur Küche. Er hörte sie schluchzen, bevor er sie sah. Eine zierliche weibliche Person. Wenn man sich die blutige Nase und die aufgeplatzte Lippe wegdachte, hätte sie bestimmt ein sehr schönes Gesicht gehabt.

»Hier ist jemand!«, rief Franco.

Marc gesellte sich zu ihm in die Küche und im selben Moment äußerte er sich: »Oh mein Gott, Sie sehen aber schlimm aus.«

»Was ist Ihnen zugestoßen? War er das?«, fragte Franco und drehte sich zu dem Mann, der sich am Türrahmen anlehnte, um.

Der Typ blickte die Frau scharf an.

»Nein, nein, er war es nicht. Ich bin sehr unglücklich gegen eine Schranktür gelaufen, dabei habe ich laut aufgeschrien.« »Sind Sie sich da sicher? Sie müssen so laut geschrien haben, dass einer ihrer Nachbarn vor Sorge bei der Polizei angerufen hat.«

»Ja, ich bin mir sicher«, sagte die Frau den intensiven Blicken der Kommissare ausweichend.

»Ich sagte ja, dass sich die Nachbarn nur wichtig machen wollen. Hier ist alles in bester Ordnung.«

»Okay, dann können wir hier nicht mehr viel machen. Aber wir werden Sie im Auge behalten. Und wenn uns noch einmal etwas zu Ohren kommen sollte, sind wir in Windeseile wieder da«, richtete Franco sich an den Mann. Dem schien es egal zu sein, denn er reagierte darauf gar nicht und stierte weiterhin die Frau an. »Vielleicht sollten Sie sich für heute Nacht eine Bleibe mit weniger gefährlichen Schränken suchen«, empfahl Marc der Frau.

Mit diesen Worten verließen sie das Haus mit der Nummer 10 in der Siemensstraße und gingen zurück zu ihrem Auto.

»Glaubst du die Geschichte?«, fragte Marc seinen Partner.