Grenzüberschreitung als Methode: Transnationale oder Crossborder-Recherche - Brigitte Alfter - E-Book

Grenzüberschreitung als Methode: Transnationale oder Crossborder-Recherche E-Book

Brigitte Alfter

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Beschreibung

Kapitel aus dem Band 'Recherche im Netz' Recherche ist eines der wichtigsten Handwerkszeuge der journalistischen Praxis. Doch wie recherchiert man richtig? Welche Techniken muss man beherrschen – speziell bei der Recherche im Netz? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gilt es zu beachten? Wie fundiert sind die Suchergebnisse von Google und anderen Suchmaschinen? Wie geht man mit Leaking und Fakes um? Welches Recherchepotential birgt das Soziale Netz? Wie funktionieren Crowdfounding, Crowdsourcing und Crossborder-Reporting, welche Rolle können diese Herangehensweisen in Zukunft spielen? Und: Worin besteht die Herausforderung für die demokratische Öffentlichkeit in der modernen Mediengesellschaft? Diese und weitere fragen werden in diesem Band von Medienexperten, Juristen und Journalismusforschern erörtert und beantwortet.

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Seitenzahl: 34

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Brigitte Alfter

Grenzüberschreitung als Methode: Transnationale oder Crossborder Recherche

Europa Verlag AG Zürich

Inhaltsübersicht

GRENZÜBERSCHREITUNG ALS METHODE: TRANSNATIONALE ODER CROSSBORDER-RECHERCHE1. EINLEITUNG2. DER KONTEXT: POLITIKWISSENSCHAFTLICHE BEFUNDE UND ERSTE CROSSBORDER-GEHVERSUCHE2.1 Crossborder-Reporting als eine mögliche Antwort auf die »Fragmegration« der Gesellschaft2.2 Praxisbeispiele: Agrarsubventionen und Zigarettenschmuggel3. CROSSBORDER-RECHERCHE ALS METHODE: VON DER IDEE ZUM RECHERCHEPLAN3.1 Arten und Grade der Zusammenarbeit3.2 Ideen entwickeln3.3 Das Besondere in internationalen Teams3.4 Team und Kollegen3.5 Kulturunterschiede und Kommunikation3.6 Vereinbarungen im Team, bevor man loslegt4. DER SCOOP – UND DER WEG ZUR NÄCHSTEN STORY4.1 Veröffentlichung und Durchschlagskraft4.2 Sicherheit4.3 Vernetzen für die nächste StoryAUTOREN UND HERAUSGEBERHERAUSGEBER UND KONTAKTKontakte

BRIGITTEALFTER

GRENZÜBERSCHREITUNG ALS METHODE: TRANSNATIONALE ODER CROSSBORDER-RECHERCHE

KURZZUSAMMENFASSUNG

Fremde Sprachen; mauernde Behörden; mafiöse Strukturen; fremdes Medienrecht; kein anwendbares Informationsfreiheitsgesetz; möglicherweise verschiedene Zeitzonen; hohe Reisekosten: Die Hindernisse, die Journalisten und Redaktionen überwinden müssen, wenn sie einer internationalen Story auf den Grund gehen wollen, scheinen so unendlich wie der Reisberg vor dem Schlaraffenland. Aber auch das ist nichts als eine von vielen Aufgaben, die Journalisten mit wohldurchdachten Methoden lösen können. Crossborder-Recherchen[1] können zeitaufwendig und teuer sein. Darum gilt es, die Methode so präzise an die Arbeitshypothese der jeweiligen Story anzupassen wie möglich. Jede einzelne internationale Recherche – sei sie klein oder umfassend – kann viele Schritte weiterkommen, wenn der Werkzeugkasten des Crossborder-Reporting wohlüberlegt genutzt wird. Das Spektrum reicht vom schnellen Einspalter bis zur Artikelserie oder dem Dokumentarfilm. Dieses Kapitel setzt an bei Befunden insbesondere von Politikwissenschaftlern, die letztlich die Bedeutung von Crossborder-Reporting unterstreichen. Dann werden kurz zwei Fallbeispiele vorgestellt, an denen ich selbst beteiligt war. Danach geht es dann richtig zur Sache: zur Beschreibung Crossborder-Reporting – von der Konzipierung einer Idee bis zur Veröffentlichung und weiter zur nächsten Story.

LERNZIELE

Arten der Zusammenarbeit unterscheiden.

Wissen, wie sich Crossborder-Reporting-Ideen entwickeln lassen.

Die Besonderheiten internationaler Teams und Grundlagen verlässlicher Teamarbeit kennen.

Wissen, wie man Netzwerke auch für folgende Geschichten knüpft und pflegt.

1.EINLEITUNG

Journalisten stehen in diesen Jahren vor einer großen Herausforderung: Die Guten, die Schurken, die Quellen und die Verantwortlichen sind nicht mehr unbedingt vor Ort zu finden, denn oft sind sie – im Zuge der Internationalisierung – weit vom Geschehen und weit weg von den Journalisten und ihrem Publikum zu finden. Politik wird in internationalen Organisationen gemacht, ob EU, UNO oder WTO; Entscheidungen über Jobs vor Ort werden in Aufsichtsratssitzungen auf anderen Kontinenten getroffen. Auch Kriminelle arbeiten, selbstverständlich, in internationalen Netzwerken. Da dürfen Journalisten nicht daheimsitzen und lediglich an ihre nahe Umgebung denken. Wie aber sollen Journalisten da Macht oder Machtmissbrauch dokumentieren? Eine Lösung ist das sogenannte Crossborder-Reporting. Hier arbeiten Journalisten aus verschiedenen Ländern gemeinsam an einer Recherche, an der alle Interesse haben. Die Resultate veröffentlichen sie jeweils für ihr eigenes Publikum.

 

Die Zusammenarbeit hat klare Vorteile: Im Rechercheteam kann man Kompetenzen sammeln und damit Aufgaben lösen, die man alleine nicht schaffen könnte. Ein Team hat gemeinsam mehr Arbeitszeit als ein Einzelkämpfer – gerade in Zeiten der Medienkrise ist die Frage der Finanzierung relevant. Und die Veröffentlichungen in mehreren Ländern gleichzeitig kann taktisch genutzt werden, um mehr Durchschlagskraft zu gewinnen – und in manchen Fällen sogar mehr Sicherheit für Journalisten und Quellen.

Eine solche internationale Recherche erfordert natürlich elektronische Vernetzung und Online-Kommunikation für das Team. So wird das Netz in den Dienst der inhaltlichen Herausforderung gestellt. Aber Crossborder-Reporting fordert mehr als nur Online-Kenntnisse. Neben den üblichen journalistischen Werkzeugen gehören nicht zuletzt Recherchetaktik, Kommunikationsfähigkeiten und Networking in den Werkzeugkasten der Journalisten, die Crossborder-Reporting nutzen wollen. Dazu gehört auch ein gewisses Verständnis von Medienrecht sowie nicht zuletzt Lust am Experimentieren. Noch ist die Methode des Crossborder-Reporting nämlich in der Entstehung. Ziel dieses Kapitels ist es, Journalisten die wichtigsten Punkte der Methode des Crossborder-Reporting zu vermitteln, um diese Entwicklung voranzutreiben.

2.DER KONTEXT: POLITIKWISSENSCHAFTLICHE BEFUNDE UND ERSTE CROSSBORDER-GEHVERSUCHE

2.1Crossborder-Reporting als eine mögliche Antwort auf die »Fragmegration« der Gesellschaft