Grimm und Möhrchen – Frühling, Sommer, Herbst und Zesel - Stephanie Schneider - E-Book

Grimm und Möhrchen – Frühling, Sommer, Herbst und Zesel E-Book

Stephanie Schneider

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Beschreibung

Ein Jahr voller Zeseleien Seit einiger Zeit wohnt Buchhändler Grimm nicht mehr allein in seinem gemütlichen Haus mit der schiefen Sieben. Ein kleiner Zesel ist eingezogen und hat das beschauliche Leben ordentlich durcheinandergewirbelt. Die beiden haben einen Riesenspaß, nun all die wundersamen Bräuche zu entdecken, die Menschen so durchs Jahr begleiten: Wunschzettel zu Weihnachten, Verkleiden zu Karneval, Ostereiersuchen, Geburtstagsfeiern und das erste Eis im Sommer. Mit Möhrchen wird dieses Jahr zum bisher schönsten und aufregendsten Jahr in Grimms Bücherkiste. Und das Buch mit den schwarz-weißen Lesebändchen füllt sich mit weiteren Kapiteln.

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Seitenzahl: 79

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Über das Buch

Streifen machen Glücklich

 

Endlich wohnt Buchhändler Grimm nicht mehr allein in seinem Haus mit der schiefen Sieben. Sein neuer Freund Möhrchen wirbelt den Alltag gehörig durcheinander. Denn so ein kleiner Zesel ist ganz schön neugierig! Das ganze Jahr über gibt es unheimlich viel zu entdecken: Verkleiden zu Karneval, Postkartenschreiben im Urlaub, Kartoffelfeuer im Herbst und Wunschzettel schreiben an den Weihnachtsmann.

 

Mit Möhrchen wird dieses Jahr zum bisher schönsten und aufregendsten Jahr in Grimms Bücherkiste. Und das Buch mit den schwarz-weißen Lesebändchen füllt sich mit weiteren Kapiteln.

 

»Ein liebevoll illustriertes (Vorlese-)Buch mit viel Sprachwitz.«

Dominique Salcher, ›Münchner Merkur‹

 

Komplett vierfarbig illustriert von Stefanie Scharnberg

 

 

Bei dtv außerdem lieferbar:

Grimm und Möhrchen – Ein Zesel zieht ein (978-3-423-76366-0)

Stephanie Schneider

Grimm und Möhrchen

Frühling, Sommer, Herbst ... und Zesel

Illustriert von Stefanie Scharnberg

An einem ganz normalen Nachmittag im Januar saß Grimm in seinem Buchladen und dichtete. Der Regen prasselte aufs Dach und trommelte gegen das Schaufenster. Bei dem Wetter verirrte sich kaum jemand hier zu ihm und seinem kleinen Zesel hinein. Und so saß er im Sessel neben der vergessenen Palme und kritzelte in sein Dichtungsheft.

Möhrchen jedoch machte solange lieber einen Spaziergang durch den Laden. Überall lagen und standen haufenweise Bücher herum. Neben der Kasse, auf den kleinen goldenen Tischchen, ja selbst auf dem Fußboden stapelten sie sich. Der kleine Zesel kletterte an den Prinzessinnenbüchern empor, balancierte an den Reisegeschichten vorbei und hangelte ein wenig an der fast vergessenen Palme.

Dann ließ er sich zu Boden plumpsen, hopste zur Tür und blickte hinaus auf den Dorfplatz. Die Welt war sehr leer und tropfnass an diesem Nachmittag.

»Es ist ein wenig einsam hier bei uns«, beschwerte Möhrchen sich. Der Buchhändler sah von seinem Heft auf.

»Ach, das wird sich gleich ändern«, sagte er. »Hast du vergessen, was heute für ein Tag ist?«

»Na, das sieht man ja«, maulte Möhrchen und krabbelte zu ihm auf die Sessellehne. »Heute ist Regentag.«

»Ja, aber zum Glück ist heute auch noch Dienstag«, half Grimm ihm ein wenig auf die Sprünge. Der kleine Zesel spitzte die Ohren.

»Oh, dann ist … – Vorlesestunde?«, fragte er und bekam plötzlich ein suppenwarmes Gefühl im Bauch. Dienstag war Möhrchens Lieblingstag.

Einmal in der Woche luden der Buchhändler und sein kleiner Zesel nämlich alle Kinder des Dorfes zu sich ein. Gemeinsam bauten sie dann Höhlen und Geheimgänge zwischen den Regalen, stöberten in den Büchern und lasen sich bei einer Tasse Kakao gegenseitig vor. Genau so, wie Grimm es damals gemacht hatte, als er noch ein kleiner Junge war und die Bücherkiste seinem Vater gehört hatte.

 

Die kleinen Glöckchen an der Ladentür bimmelten und die freiwillige Feline von der Feuerwehr stürmte herein.

»Du bist es«, sagte Grimm und wurde feuerwehrrot im Gesicht. Feline war so tapfer, stark und schön wie sonst niemand im Dorf. Da war es ja kein Wunder, dass Grimm etwas verliebt in sie war.

Die Feuerwehrfrau schüttelte sich den Regen aus den wilden Haaren. »Ich wollte fragen, ob ich wieder einmal Suppe für dich und deinen Zesel kochen soll?«, sagte sie. »Bei dem Wetter kann man etwas Heißes gut gebrauchen, findest du nicht?«

»Stimmt!«, rief Möhrchen und hüpfte von der Sessellehne. »Und genau deshalb haben WIR jetzt erst einmal etwas Heißes für DICH! Nicht wahr, Grimm?«

Der Buchhändler nickte. Er ging in die Küchenecke hinter dem Regal mit den Kochbüchern und holte einen dampfenden Topf Kakao. Den hielt er Feline unter die Nase.

»Bleib doch auf eine Tasse. Heiße Schokolade ist gut gegen Erkältung. Und eine Geschichte kriegst du auch noch dazu. Heute ist Lieblingstag. Da kommen die Bücherkinder zur Vorlesestunde.«

Feline überlegte. »Eigentlich müsste ich ja noch das Blaulicht putzen«, erklärte sie. »Aber die Aussicht auf eine heiße Geschichte mit Kakao ist einfach zu verlockend.«

Grimm strahlte.

Es dauerte nicht lange, da stürmten die ersten Kinder in den Laden. So wie an jedem Dienstag im Dorf, seit der Zesel bei Grimm eingezogen war.

Die Mädchen und Jungen zogen ihre Gummistiefel aus und machten es sich wieder einmal gemütlich. Jede Woche dachten sie sich dazu etwas Neues aus. Diesmal bauten sie gemeinsam mit der freiwilligen Feline eine Höhle neben der Kellertreppe. Eine Menge Decken, Kissen und Bücherkisten wurden gebraucht, damit alle darin Platz hatten.

Heute hatte Theresa ihren kleinen Bruder mitgebracht.

»Willkommen in der Bücherkiste«, sagte Grimm. Aber der Junge mit den roten Hosen versteckte sich hinter seiner Schwester und schaute zu Boden. Theresa griff nach seiner Hand.

»Eigentlich wollte Liem lieber auf den Spielplatz«, sagte sie seufzend. »Komm mit, Liem. Ich zeige dir meinen Lieblingsplatz hinten bei den Baumbüchern. Der gefällt dir bestimmt mindestens so gut wie die Rutsche.« Der Neue aber rührte sich noch immer nicht von der Stelle.

Denn jetzt hatte er den kleinen Zesel entdeckt. Der war auf den Tresen geklettert und übte Kopfstand auf einem der vielen Bücher.

Liem ließ die Hand seiner Schwester los und kam zum Verkaufstresen.

»So ein Tier wie dich habe ich noch nie gesehen«, sagte der Kleine ernst.

Möhrchen ließ sich zurück auf die Hufe plumpsen. »Kein Wunder, ich bin nämlich ein Zesel«, sagte er. »Also ein bisschen Esel und ein bisschen Zebra. Von jedem etwas und von beidem das Beste.« Er legte den Kopf schief und wackelte mit den Ohren. »Dich hab ich hier ebenfalls noch nie gesehen. Bist du auch was Besonderes?«

Er stupste dem Jungen vorsichtig gegen die Schulter. Liem kicherte. »Keine Ahnung.«

Der Kleine kletterte auf den Hocker neben der Kasse und schaute sich das Kopfstandbuch genauer an. Auf dem Deckel war ein Bild des Zesels abgebildet. Darüber stand in schnörkeligen Buchstaben »Grimms Möhrchen«. Dann fielen ihm das schwarze und das weiße Lesebändchen auf, die unten aus den Seiten herausschauten. Fast wie zwei kleine Zeselschwänzchen sahen sie aus.

»Das ist das Möhrchenbuch«, sagte Grimm. »Willst du es dir mal ansehen?«

Liem nickte. Er schlug die Seiten auf und staunte. Lauter Geschichten vom kleinen Zesel waren darin zu finden. Der Buchhändler erklärte Liem, was es damit auf sich hatte.

»In diesem Buch schreibe ich jeden Abend alles auf, was so passiert ist. Sobald es auf dem Papier steht, wird es dann zu einer echten Geschichte.«

Der Neue konnte kaum glauben, was er da hörte. »Schreibst du dann heute etwas darüber, dass wir hier waren? Theresa und ich und die anderen Kinder? Und vom Regen? Und von der Vorlesehöhle neben der Treppe?«

Grimm nickte. »Natürlich.«

»Vorlesezeit«, rief die freiwillige Feline und krabbelte durch die Wolldeckentür in die Höhle.

»Jetzt geht’s los«, sagte Theresa und verschwand mit den anderen Kindern in der selbst gebauten Gemütlichkeit.

Liem ließ sich vom Hocker gleiten und folgte ihnen. Doch dann kam er noch einmal zurück.

»Du, Herr Grimm?«, sagte er. »Wenn du heute Abend über uns schreibst, darf ich in deinem Buch dann vielleicht ein fliegender Held sein? Oder eine Prinzessin? Das wollte ich immer schon mal.«

»Na klar«, sagte Grimm. »In Geschichten ist alles erlaubt und nichts unmöglich. Da darf jeder so sein, wie es ihm gefällt.« Er kratzte sich am Kinn und dachte einen Moment nach. »Noch schöner wäre es allerdings, wenn du in unserem Möhrchenbuch ›Liem, der Junge mit der roten Hose‹ bist. Weißt du, Geschichten über Prinzessinnen und Superhelden gibt es schon so viele.« Der Buchhändler deutete auf das Regal neben der Palme. »Das ist fast ein bisschen langweilig. Du dagegen bist doch was Besonderes.«

»Oh«, sagte Liem. Dass er noch besonderer war als eine echte Prinzessin, hatte er nicht gewusst. Zufrieden krabbelte er zu den Kindern und Kissen in die Höhle. Er kuschelte sich an seine Schwester und lauschte Feline, die ihnen das Buch vom Prinzen auf der Kichererbse vorlas.

»Kommst du nächste Woche wieder mit?«, flüsterte Theresa ihm ins Ohr.

»Klar!« Liem nickte. »Dienstag ist ab jetzt mein Lieblingstag!«

Jeden Morgen, wenn der Wecker auf dem Nachtschrank sieben Uhr zeigte, krochen Grimm und Möhrchen aus den Betten und frühstückten zusammen. Sie löffelten Blaubeerbrei mit Honig, erzählten sich gegenseitig ihre Träume und lasen sich aus der Zeitung vor. Dann gingen sie zur Arbeit in den Buchladen.

An einem Montag im Februar aber war alles anders. Ihr Wecker zeigte schon auf die Acht und Grimm lag noch immer im Bett. Der kleine Zesel kletterte zu ihm auf die karierte Bettdecke. »Was ist los mit dir?«, fragte er. »Bist du krank?«

»Nein, keine Sorge«, nuschelte Grimm halb schlafend und wackelte mit den Zehen. »Aber heute ist Karneval. Da kommt sowieso keiner in die Bücherkiste. Deshalb lasse ich den Laden geschlossen und schlafe aus.«

»Was ist Karneval?«, wollte Möhrchen wissen.

»Das erkläre ich dir später«, brummelte der Buchhändler, zog sich die Decke über den Kopf und schlummerte in aller Seelenruhe weiter.

Möhrchen aber konnte nicht mehr schlafen. Er spazierte durchs Haus mit der schiefen Sieben und dachte angestrengt nach. Karneval musste irgendetwas Besonderes sein, wenn deshalb sogar der Laden geschlossen blieb. Aber was?

Vom Buchhändler war leider keine Antwort zu erwarten. Er lag im Bett und schnarchte so laut, dass man ihn bis in den Flur hören könnte. Also beschloss der kleine Zesel, ihren Freund Rudi danach zu fragen. Er schlüpfte aus der Haustür und galoppierte auf schnellen Hufen zur Tankstelle nach nebenan.

Das kleine Kassenhäuschen sah aus wie immer. Rudi allerdings war nirgends zu entdecken. Stattdessen stand heute ein Clown in blauen Hosen hinter der Kasse.

»Hallo, Möhrchen«, sagte der Clown und lächelte. Der kleine Zesel wich einen Schritt zurück.