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Im viktorianischen England war das Weihnachtsfest ohne Schauergeschichte nicht komplett: Man erzählte sie sich am Kaminfeuer im Musikzimmer oder Salon. So verbreitet war dieser Brauch, dass namhafte Autoren eigens Storys dafür verfassten. Im zweiten Band der schaurigen Weihnachtsgeschichten erzählen Autoren wie H.P. Lovecraft, Charles Dickens zusammen mit weniger bekannten Meistern des Horrors von verfluchten Londoner Stadthäusern, einer unheimlich einsamen Weihnachtsnacht im Moor, von einem Mönch, der für den Bruch seines Gelübdes heimgesucht wird, und anderen kribbeligen Gänsehautmomenten mehr. Wohlig-schaurige Gruselstunden für die Winter-Weihnachtszeit garantiert!
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Seitenzahl: 247
Veröffentlichungsjahr: 2025
Klassische Horror- und Geistergeschichten
Ausgewählt von Jochen Veit
Aus dem Englischen übersetzt von Marion Herbert, Heike Holtsch, Florian F. Marzin und Bernd Samland
Anaconda
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1. Auflage
© 2025 by Anaconda Verlag, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten.
(Vorstehende Angaben sind zugleich Pflichtinformationen nach GPSR.)
Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München
Umschlagmotive: Umschlagmotiv: © Yumeee / shutterstock; © Omeris / shutterstock; © OA_Creation / shutterstock; © Olesya Klivenkova / shutterstock
Satz und Layout: Achim Münster, Overath
Printed in Germany
ISBN 9-783-64133-699-8
www.anacondaverlag.de
Inhalt
Louisa Baldwin
Der falsche Mönch
Hugh Walpole
Schneetreiben
Charles Dickens
Der Bahnwärter
Elia Wilkinson Peattie
Auf dem nördlichen Eis
Bithia Mary Croker
Haus Nr. 90
Marie Corelli
Der Mönch und sein Engel
Marjorie Bowen
Das Rezept
Richard Henry Malden
Nebel über dem Moor
Howard Philips Lovecraft
Das Fest
William Fryer Harvey
Bericht erstattet
Quellenverzeichnis
Will Musgrave beschloss, Weihnachten weder allein noch erneut mit seinen Eltern und Schwestern in Südfrankreich zu verbringen. Die Musgraves zogen alljährlich von ihrem Zuhause in Northumberland gen Süden, und Will war ihnen ebenso regelmäßig gefolgt, um mit ihnen einen Monat an der Riviera zu verbringen, bis er fast vergessen hatte, wie Weihnachten in England war. Es missfiel ihm, das Land in einer Zeit verlassen zu müssen, in der er bei mildem Wetter jagen und bei Kälte eislaufen konnte, und er verspürte weder ein echtes noch ein eingebildetes Bedürfnis, im Süden zu überwintern. Seine Brust war aus Eisen und seine Lunge aus Messing. Ein rauer Ostwind, der seine Eltern ihre dicksten Pelze hervorholen und jeden einzelnen Zahn als klar definierten Schmerz spüren ließ, brachte bloß eine tiefere Farbe auf die Wangen und ein helleres Leuchten in die Augen des wetterfesten jungen Mannes. Er würde ganz sicher nicht nach Cannes fahren, aber es war zwecklos, seinen Vater und seine Mutter zu verärgern und seine Schwestern zu enttäuschen, indem er ihnen frühzeitig seinen Entschluss mitteilte.
Will wusste sehr gut, wie er seiner Mutter einen Brief schreiben musste, in dem sein Fernbleiben wie ein durch die überwältigende Macht der Umstände herbeigeführtes Ereignis erschien, der sich die Söhne Adams zu beugen hatten. Zweifellos habe die Aussicht auf das Jagen oder Eislaufen, je nachdem, wie das Schicksal entscheiden mochte, einen Einfluss auf sein Vorhaben. Aber er habe sich auch schon lange darauf gefreut, zwei seiner Collegefreunde, Hugh Armitage und Horace Lawley, einzuladen, und bitte darum, dass sie mit ihm zwei Wochen auf Stonecroft verbringen dürften, da ihm etwas Entspannung von seinem Tutor ausdrücklich angeraten worden sei.
»Der Gute«, sagte seine Mutter gerührt, nachdem sie seinen Brief gelesen hatte, »ich werde dem lieben Jungen schreiben und ihm sagen, wie sehr ich mich über seine Standhaftigkeit und Entschlossenheit freue.« Mr Musgrave jedoch murmelte etwas Unartikuliertes, was eher Skepsis als Zustimmung ausdrückte, während er seiner Frau zuhörte, und sagte schließlich: »Drei junge Kerle allein auf Stonecroft, die werden ganz schön auf die Pauke hauen! Wenn wir wieder nach Hause kommen, finden wir im Stall lauter Pferde mit gebrochenen Knien.«
Den ersten Weihnachtstag verbrachte Will Musgrave bei den Armitages in ihrem Haus bei Ripon. Und am folgenden Abend veranstalteten sie einen Ball, bei dem er sich so vergnügte, wie es nur ein sehr junger Mann kann, der vom Walzer noch nicht genug hat und dem nichts besser gefallen würde, als mit dem Arm um die Taille seiner hübschen Partnerin durchs Leben zu tanzen. Am Tag darauf brachen Musgrave und Armitage nach Stonecroft auf, nahmen unterwegs noch Lawley mit und erreichten ihr Ziel am späten Abend, in bester Stimmung und mit größtem Appetit. Stonecroft war ein wunderbarer Zufluchtsort am Ende einer langen Überlandfahrt bei harschem Wetter, während der der Ostwind den leichten, trockenen Schnee in jeden Winkel und jede Ritze getrieben hatte. Die breite, gastliche Eingangstür öffnete sich zu einer eichengetäfelten Halle mit einem großen, fröhlich brennenden offenen Feuer und Deckenleuchten, die wirksam alle düsteren Schatten vertrieben. Sobald Musgrave das Haus betreten hatte, schnappte er sich seine Freunde, und noch bevor sie Zeit hatten, sich den Schnee von den Mänteln zu schütteln, küsste er sie beide unter dem Mistelzweig, sodass die Dienstboten im Hintergrund zu kichern anfingen.
»Ihr seid zwar nur ein dürftiger Ersatz«, sagte er lachend und stieß sie wieder von sich, »aber es bringt schreckliches Unglück, den Mistelzweig nicht zu nutzen. Barker, ich hoffe, das Abendessen ist fertig und es gibt etwas sehr Heißes und viel davon, denn wir haben einen Bärenhunger im Gepäck«, und damit führte er seine Gäste hinauf zu ihren Zimmern.
»Was für eine großartige Galerie!«, sagte Lawley begeistert, als sie in einen langen, breiten Korridor mit vielen Türen und auch ein paar Fenstern traten, in dem zahlreiche Bilder und Trophäen hingen.
»Ja, das hier ist unser ganzer Stolz auf Stonecroft«, sagte Musgrave. »Die Galerie erstreckt sich durch das ganze Haus, vom modernen Teil bis zum hinteren Ende, das sehr alt ist und auf den Grundmauern eines ehemaligen Zisterzienserklosters erbaut wurde. Sie ist so breit, dass man mit einem Zweispänner hindurchfahren könnte, und die Hauptverkehrsstraße des Hauses. Bei schlechtem Wetter geht meine Mutter hier spazieren, als wäre sie an der frischen Luft, und setzt sich dabei sogar ihre Haube auf, um die Illusion aufrechtzuerhalten.«
Armitages Aufmerksamkeit wurde von den Bildern an den Wänden angezogen, insbesondere vom lebensgroßen Porträt eines jungen Mannes mit gepudertem Haar in einem blauen Mantel, der mit einem Deerhound zu den Füßen unter einem Baum saß.
»Ein Vorfahre von dir?«, fragte er und deutete auf das Bild.
»Ach, das sind alles Vorfahren, und ein ganz schön bunter Haufen, muss ich sagen. Vielleicht amüsiert es dich und Lawley, herauszufinden, welchem von ihnen ich mein gutes Aussehen verdanke. Der hübsche Jüngling, den du da zu bewundern scheinst, ist mein Ururgroßvater. Er ist mit zweiundzwanzig gestorben, ein absurdes Alter für einen Vorfahren. Aber komm jetzt, Armitage, du wirst noch jede Menge Zeit haben, die Bilder bei Tageslicht zu würdigen, und ich will euch eure Zimmer zeigen. Wie ich sehe, ist alles zu unserer Bequemlichkeit vorbereitet, wir sind nah beieinander. Unsere schönsten Zimmer liegen an der Galerie, und hier sind wir fast an ihrem Ende. Eure Zimmer sind gegenüber von meinem und miteinander verbunden, falls ihr euch nachts fürchtet und einsam fühlt, so weit weg von zu Hause, meine lieben Kinderlein.«
Und Musgrave bat seine Freunde, sich zu beeilen, und verschwand fröhlich pfeifend in seinem eigenen Zimmer.
Am nächsten Morgen erwachten die Freunde in einer weißen Welt. Überall lagen sechs Zoll feiner Schnee, trocken wie Salz, der Himmel ein bleierner Deckel, und alles deutete darauf hin, dass noch mehr fallen würde.
»Na, das ist ja eine schöne Bescherung«, sagte Lawley, als er nach dem Frühstück mit den Händen in den Taschen dastand und aus dem Fenster schaute. »Mit so viel Schnee auf dem Eis können wir nicht Schlittschuh laufen.«
»Aber wir können Wildenten jagen«, sagte Armitage, »und ich schlage vor, Musgrave, wir bauen uns da draußen eine Rodelbahn. Ich sehe schon einen Hügel, der mir wie geschaffen dafür scheint. Wenn wir rodeln können, darf es von mir aus Tag und Nacht schneien. Dann sind wir trotzdem Herren der Lage.«
»Brillant, Armitage«, lobte Musgrave, dem die Idee sofort zusagte.
»Ja, aber für eine richtig gute Rodelbahn brauchen wir zwei Hügel und ein kleines Tal dazwischen«, wandte Lawley ein. »Sonst fährt man nur den Berg hinunter wie von Monte nach Funchal und muss dann wie dort zurückgehen und den Schlitten wieder hinauftragen. Was deutlich weniger Spaß macht.«
»Nun ja, wir können nur mit dem arbeiten, was wir haben«, sagte Armitage, »also schauen wir einmal, ob wir nicht einen noch besseren Ort für unsere Rodelbahn finden, und etwas, was wir als Schlitten benutzen können.«
»Das haben wir schnell – leere Weinkisten sind am besten geeignet, und feste Stöcke zum Steuern«, und schon eilten die jungen Männer ins Freie, gefolgt von einem halben Dutzend freudig bellender Hunde.
»Donnerwetter! Wenn der Schnee liegen bleibt, befestigen wir Kufen an starken Stühlen, besuchen die Harradines drüben auf Garthside und laden die Mädchen zum Schlittenfahren ein, und dann schieben wir sie«, rief Musgrave Lawley und Armitage zu, die ihm davongelaufen waren in dem vergeblichen Versuch, mit einem Deerhound mitzuhalten, der die Gruppe anführte. Nach einer langen, gründlichen Suche fanden sie ein Stück Land, das genau ihren Zwecken entsprach, und es hätte ihre Freunde amüsiert zu sehen, wie hart die jungen Männer im verlockenden Namen des Vergnügens schufteten. Vier Stunden lang plagten sie sich wie Bauarbeiter an der Rodelbahn. Sie schaufelten Schnee und ebneten dann mit Hacke und Spaten den Boden, damit ihr improvisierter Schlitten auf einem frischen Schneeteppich einen steilen Hang hinuntersausen und von dem Schwung einen anderen hinaufgeschoben würde, bis er in einem Schneehaufen zum Stehen kam.
»Wenn wir dieses Ingenieurskunstwerk heute fertig bekommen«, sagte Lawley, während er einen Spaten voll Erde beiseite warf, »wird die Rodelbahn morgen perfekt sein.«
»Ja, und wenn sie einmal gemacht ist, bleibt sie für immer«, sagte Armitage, der mit seiner Hacke fröhlich den gefrorenen, steinigen Boden bearbeitete und dabei an der Schräge geschickt die Balance hielt. »Gute Arbeit überdauert die Zeit, und die Nachwelt wird es uns danken, dass wir ihr diese großartige Rodelbahn hinterlassen haben.«
»Die Nachwelt vielleicht, mein Lieber, aber wohl kaum meine Erzeuger, falls mein Vater zufällig darauf ausrutschen sollte«, sagte Musgrave.
Nachdem die Freunde ihr Werk vollendet und sich äußerlich von Bauarbeitern in Gentlemen verwandelt hatten, machten sie sich durch den dicht fallenden Schnee auf nach Garthside, um ihre Nachbarn, die Harradines, zu besuchen. Den vergnügten Tee und die angeregte Unterhaltung hatten sie sich verdient, das Blut rauschte ihnen noch in den Ohren von der belebenden Arbeit, und sie waren bester Stimmung. Erst nachdem sie die Mädchen dazu gebracht hatten, eine Zeit zu vereinbaren, wann sie mit ihren Brüdern vorbeikommen und sich in eigens mit Kissen ausgepolsterten Weinkisten die wissenschaftlich präparierte Rodelbahn hinunterschubsen lassen würden, kehrten sie nach Stonecroft zurück.
Spät an jenem Abend saßen die jungen Männer noch rauchend und plaudernd zusammen in der Bibliothek. Sie hatten Billard gespielt, bis sie müde waren, und Lawley hatte sentimentale Lieder gesungen und sich auf dem Banjo begleitet, bis sogar er dessen überdrüssig wurde, von seinen Zuhörern ganz zu schweigen. Armitage saß den hellen Lockenkopf zurückgelehnt in einem Sessel und stieß sanft eine Tabakwolke aus. Er war es auch, der das Schweigen brach, das sich über die kleine Gesellschaft gelegt hatte.
»Musgrave«, sagte er unvermittelt, »einem alten Haus fehlt etwas, wenn es darin nicht spukt. Ihr solltet auf Stonecroft einen Hausgeist haben.«
Musgrave warf den Roman mit dem vergilbten Rücken hin, den er sich gerade genommen hatte, und wurde wieder hellwach.
»Den haben wir auch, mein Lieber. Nur hat ihn seit der Zeit meines Großvaters niemand von uns mehr gesehen. Es ist mein größter Wunsch, unseren Familiengeist persönlich kennenzulernen.«
Armitage lachte. Aber Lawley bemerkte: »Das würdest du nicht sagen, wenn du wirklich an Gespenster glauben würdest.«
»Ich glaube felsenfest daran, aber natürlich wünsche ich mir, meinen Glauben durch meine Sinneswahrnehmungen bestätigt zu wissen. Wie ich sehe, glaubst du auch daran.«
»Dann siehst du etwas, was nicht da ist, und bist insofern auf einem guten Weg, Gespenster zu sehen. Nein, meine Einstellung dazu ist«, fuhr Lawley fort, »dass ich weder an Geister glaube, noch entschieden nicht an sie glaube. Bei diesem Thema bin ich offen dafür, mich überzeugen zu lassen. Viele Menschen mit zuverlässigem Urteilsvermögen glauben daran, und andere mit ebenso guten geistigen Kapazitäten glauben nicht daran. Für mich ist die Sache mit den Gespenstern einfach nicht bewiesen. Es mag sie geben oder auch nicht, aber solange ihre Existenz nicht zweifelsfrei geklärt ist, weigere ich mich, etwas so Unangenehmes wie den Glauben an Gespenster zu übernehmen.«
Musgrave antwortete nicht, aber Armitage lachte laut auf.
»Es steht einer gegen zwei, ich bin in der überwältigenden Minderheit«, sagte er. »Musgrave gibt direkt zu, dass er an Geister glaubt, und du bist neutral, weder ein Gläubiger noch ein Ungläubiger, aber offen dafür, dich überzeugen zu lassen. Ich aber glaube nicht im Geringsten an Übernatürliches, unter keinen Umständen. Zweifellos spielen die Nerven den Leuten seltsame Streiche und werden das auch weiterhin tun, und wenn ich das Glück hätte, Musgraves Familiengeist heute Nacht zu sehen, würde ich auch nicht mehr daran glauben als jetzt. Übrigens, Musgrave, ist der Geist eine Lady oder ein Gentleman?«, fragte er nonchalant.
»Ich glaube nicht, dass du es verdienst, das zu erfahren.«
»Weißt du denn nicht, dass ein Gespenst weder er noch sie ist?«, fragte Lawley. »Ein Gespenst, ein Geist, ein Leichnam – alles Neutren.«
»Das ist aber eine sehr präzise Information von jemandem, der weder an Gespenster glaubt, noch nicht an sie glaubt. Woher willst du das wissen, Lawley?«, fragte Armitage.
»Kann man denn nicht über eine Sache gut informiert sein, obwohl man sich eines Urteils darüber enthält? Ich glaube, ich bin der Einzige von uns, der einen logisch-denkenden Verstand hat. Musgrave glaubt an Gespenster, obwohl er noch nie eins gesehen hat, und du glaubst nicht an sie und sagst, du würdest dich auch nicht überzeugen lassen, wenn du eins sehen würdest, was mir nicht sehr klug vorkommt.
Für meinen Seelenfrieden ist es nicht nötig, zu diesem Thema eine feste Meinung zu haben. Letztendlich ist es nur eine Frage der Geduld, denn wenn es wirklich Gespenster gibt, werden wir alle einmal eins werden, und dann können wir, wenn wir nichts Besseres zu tun haben und uns ein so unwürdiger Schabernack gestattet ist, wieder auf der Erde erscheinen und unsere gläubigen und ungläubigen noch lebenden Freunde gleichermaßen erschrecken.«
»Dann will ich versuchen, dir zuvorzukommen, Lawley, und als Erster ein Gespenst werden; zu mir passt es besser, andere zu erschrecken, als erschreckt zu werden. Aber, Musgrave, erzähl mir doch von deinem Familiengeist; ich bin wirklich sehr daran interessiert und jetzt ganz respektvoll.«
»Das will ich auch hoffen, und dann habe ich auch nichts dagegen, dir zu sagen, was ich darüber weiß, nämlich Folgendes: Stonecroft ist, wie ihr wisst, am Ort eines alten Zisterzienserklosters errichtet, das zur Zeit der Reformation zerstört wurde. Der hintere Teil des Hauses steht auf dem alten Fundament, und seine Mauern sind aus den Steinen des ehemaligen Klosters erbaut. Der Geist, der seit drei Jahrhunderten immer wieder von Mitgliedern der Familie Musgrave gesehen wird, ist der eines Zisterziensermönchs in seinem weißen Ordenshabit. Wer er war und warum er schon so lange am Ort seines irdischen Daseins herumspukt, ist nicht überliefert. Der Geist lässt sich gewöhnlich in jeder Generation ein- oder zweimal blicken. Aber nun hat er uns wie gesagt schon seit der Zeit meines Großvaters nicht mehr besucht, also sollte er, wie ein Komet, bald wieder auftauchen.«
»Bestimmt bedauerst du sehr, dass du damals noch nicht geboren warst«, sagte Armitage.
»Natürlich, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, ihn noch zu sehen. Wenigstens weiß ich, wo ich ihn suchen muss. Er ist immer in der Galerie erschienen, und mein Zimmer ist ganz nah an der Stelle, wo er zuletzt gesichtet wurde. Ich hoffe, wenn ich in einer Mondnacht plötzlich die Tür öffne, könnte der Mönch dort stehen.«
»Wo soll er stehen?«, fragte der ungläubige Armitage.
»In der Galerie, selbstverständlich, in der Mitte zwischen euren Türen und meiner. Dort hat mein Großvater ihn zuletzt gesehen. Er wurde in tiefster Nacht vom Zuschlagen einer schweren Tür geweckt. Er lief in die Galerie, von wo das Geräusch gekommen war, und gegenüber der Tür des Zimmers, in dem ich wohne, stand die weiße Gestalt des Zisterziensermönchs. Mein Großvater hat beobachtet, wie er die Galerie entlanggeschwebt und dann wie Nebel in die Wand eingedrungen ist. Die Stelle, wo er verschwand, ist über dem alten Fundament des Klosters, er wollte also offensichtlich in seine Zelle zurückkehren.«
»Und dein Großvater hat geglaubt, dass er ein Gespenst gesehen hat?«, fragte Armitage verächtlich.
»Hätte er denn an seinen eigenen Sinneseindrücken zweifeln sollen? Er hat das Wesen so klar gesehen wie wir jetzt einander, und es ist wie ein feiner Dunst in der Wand verschwunden.«
»Mein Lieber, findest du nicht, dass das mehr nach einer Anekdote deiner Großmutter als deines Großvaters klingt?«, bemerkte Armitage. Er hatte nicht die Absicht gehabt, unhöflich zu sein, aber es war ihm dennoch gelungen, wie er sogleich an dem Ausdruck kalter Reserviertheit erkannte, der auf Musgraves offenem Gesicht erschien.
»Verzeih mir, aber ich kann Gruselgeschichten einfach nicht ernst nehmen«, sagte er. »Eines kann ich mir allerdings vorstellen – vor langer Zeit, im wortwörtlich finsteren Mittelalter, als Binsenlichter und flackernde Kerzen die Schatten nicht fernhalten konnten, mag es Geister gegeben haben. Aber jetzt, im späten neunzehnten Jahrhundert, nachdem Gas und elektrisches Licht die Nacht zum Tag gemacht haben, sind die Bedingungen zerstört, unter denen Geister entstehen können – oder besser gesagt der Glaube daran, was auf dasselbe hinausläuft. Dunkelheit war schon immer schlecht für menschliche Nerven. Ich kann nicht erklären, warum, aber so ist es. Meine Mutter war in dieser Hinsicht ihrer Zeit voraus und hat immer darauf bestanden, dass im Kinderzimmer nachts ein gutes Licht brannte, sodass ich mich, wenn ich aus einem Albtraum erwachte, nie vor der Dunkelheit gefürchtet habe. Und folglich bin ich zu jemandem geworden, der überhaupt nicht an Geister, Gespenster, Dämonen, Erscheinungen, Doppelgänger und dergleichen Gruselgestalten glaubt.« Armitage sah sich ruhig und selbstgefällig um.
»Vielleicht würde es mir ebenso gehen, wenn ich nicht von klein auf gewusst hätte, dass es in unserem Haus spukt«, erwiderte Musgrave mit sichtlichem Stolz auf den Familiengeist. »Ich wünschte nur, ich könnte dich aufgrund meiner persönlichen Erfahrung von der Existenz des Übernatürlichen überzeugen. Für mich ist das der Schwachpunkt einer Geistergeschichte, dass sie nie in der ersten Person erzählt wird. Immer ist es ein Freund oder ein Freund eines Freundes, der das Glück hatte, dem Geist tatsächlich zu begegnen.« Und da schwor sich Armitage, dass Musgrave seinen Familiengeist innerhalb der nächsten Woche mit eigenen Augen sehen und von jenem Moment an für immer davon erzählen sollte.
Sein einfallsreicher Verstand lieferte ihm mehrere raffinierte Ideen, um die gewünschte Erscheinung zu erzeugen. Aber er musste alle für sich behalten. Lawley war der Letzte, der ihm Beihilfe leisten würde, um ihrem Gastgeber einen Streich zu spielen, und Armitage fürchtete, er würde ohne einen Verbündeten arbeiten müssen. Zwar hätte er sich über seine Hilfe und Mitwisserschaft gefreut, aber ihm war auch klar, dass es ein doppelter Erfolg wäre, wenn seine Freunde beide den Zisterziensermönch sehen würden. Musgrave glaubte schon an Geister und war mehr als bereit, einen zu treffen, und Lawley, der diesbezüglich zwar eine unparteiische und unvoreingenommene Einstellung vorgab, war nicht abgeneigt, sich von ihrer Existenz überzeugen zu lassen, wenn sie ihm deutlich vor Augen geführt wurde.
Armitage wurde noch ausgelassener, als er ohnehin schon war, da die Umstände seinem tückischen Plan gewogen waren. Das Wetter war günstig für sein Vorhaben, denn der Mond ging spät auf und würde bald voll sein. Bei einem Blick in den Almanach stellte Armitage erfreut fest, dass er in drei Nächten um 2 Uhr aufgehen würde, und eine Stunde später wäre das Ende der Galerie vor Musgraves Zimmer von seinem Licht erfüllt. Zwar konnte Armitage keinen Komplizen im Haus haben, aber er brauchte einen in Reichweite, der mit Nadel und Faden umgehen konnte, um ein täuschend echt aussehendes weißes Kapuzengewand eines Zisterziensermönchs herzustellen. Und als sie am nächsten Tag zu den Harradines gingen, um die Mädchen in ihren improvisierten Schlitten auszuführen, fiel es ihm zu, die jüngste Miss Harradine in Obhut zu nehmen. Während er den niedrigen Stuhl auf Kufen über den festen Schnee schob, war nichts leichter, als sich vorzubeugen und Kate zuzuflüstern: »Ich fahre jetzt mit Ihnen, so schnell ich kann, damit niemand hört, was wir reden. Ich hoffe, Sie sind so nett und helfen mir, Musgrave einen vollkommen harmlosen Streich zu spielen. Versprechen Sie mir, mein Geheimnis ein paar Tage lang zu bewahren, bis wir alle gemeinsam darüber lachen werden?«
»Oh ja, ich helfe Ihnen gern, aber sagen Sie mir schnell, was für ein Streich es sein soll.«
»Ich möchte Musgraves Familiengeist spielen, sodass er denkt, er hätte den Zisterziensermönch in seiner weißen Kutte gesehen, der zuletzt von seinem leichtgläubigen Herrn Großpapa gesichtet wurde.«
»Eine großartige Idee! Ich weiß, dass er sich schon immer wünscht, den Geist zu sehen, und es als eine persönliche Beleidigung auffasst, dass er ihm noch nie erschienen ist. Aber könnte ihn das nicht mehr erschrecken, als Sie beabsichtigen?« Kate drehte ihr glühendes Gesicht zu ihm, und Armitage hielt unwillkürlich den kleinen Schlitten an. »Denn wissen Sie, es ist eine Sache, sich zu wünschen, einen Geist zu sehen, und eine ganz andere, zu glauben, dass man ihn tatsächlich sieht.«
»Ach, um Musgrave müssen Sie sich keine Sorgen machen! Wir werden ihm einen großen Gefallen tun, indem wir ihm helfen, zu sehen, was er sich so sehr wünscht. Ich richte es so ein, dass auch Lawley in den Genuss der Vorstellung kommt und den Geist mit ihm zusammen sieht. Wenn zwei starke Männer sich von einem einsamen Gespenst ins Bockshorn jagen ließen, und erst recht von einem selbstgemachten, falschen, dann wäre das schon traurig.«
»Also, wenn Sie meinen, wir können ihm den Streich gefahrlos spielen, dann werden Sie wohl recht haben. Aber wie kann ich Ihnen helfen? Mit der Mönchskutte, nehme ich an?«
»Genau. Ich wäre Ihnen so dankbar, wenn Sie irgendein Gewand herstellen könnten, das für zwei Männer, die in der kurzen Zeit, in der sie es zu Gesicht bekommen, wohl nicht allzu kritisch sein werden, annähernd wie ein weißer Zisterzienserhabit aussieht. Ich würde Sie wirklich nicht damit belästigen, wenn ich beim Nähen nicht selbst zwei linke Hände hätte. Mit einem Fingerhut komme ich überhaupt nicht zurecht, und wenn ich im College einen Knopf annähen muss, stoße ich die Nadel von der einen Seite mit einem Drei-Pence-Stück hinein und ziehe sie auf der anderen mit den Zähnen wieder heraus, und das ist ein mühseliger Vorgang.«
Kate lachte fröhlich. »Ach, ich kann aus einem weißen Morgenrock leicht etwas machen, was ein Gespenst tragen könnte, und noch eine Kapuze annähen.«
Daraufhin weihte Armitage sie in die Einzelheiten seines geheimen Plans ein. Wenn Musgrave und Lawley in der ereignisreichen Nacht in ihre Zimmer gingen, werde er sich ebenfalls zurückziehen, aber wach bleiben, bis er sicher sei, dass sie fest schliefen. Sobald der Mond dann aufgegangen sei – falls Wolken sein Licht verdeckten, müsse er die Unternehmung verschieben, bis er sich seiner Hilfe sicher sein könne –, werde er sich als der gespenstische Mönch verkleiden, die Kerzen ausblasen, leise die Tür öffnen und in die Galerie schauen, um sich zu vergewissern, ob alles bereit sei. »Dann werde ich mit einem entsetzlichen Lärm die Tür zuschlagen, denn das war das Geräusch, das das Erscheinen des Geists beim letzten Mal angekündigt hat, und es wird Musgrave und Lawley wecken und sie blitzschnell aus ihren Zimmern locken. Lawleys Tür ist neben meiner und Musgraves gegenüber, sodass beide zugleich einen wunderbaren Blick auf den Mönch haben werden und sich später ausführlich darüber austauschen können.«
»Aber was machen Sie, wenn Sie sofort erkannt werden?«
»Ach, das werde ich nicht! Ich ziehe mir die Kapuze ins Gesicht und stelle mich mit dem Rücken zum Mondlicht. Insgeheim vermute ich ja, dass es Musgrave gar nicht gefallen wird, wenn er glaubt, einen Geist zu sehen, obwohl er sich so danach sehnt. Und Lawley auch nicht. Ich nehme an, dass sie wieder in ihren Zimmern verschwinden und sich einschließen, sobald sie den Mönch erblicken. Das gibt mir dann Zeit, mich ebenfalls eilig zurückzuziehen, den Schlüssel umzudrehen, meine Verkleidung abzulegen, sie zu verstecken und mich nur schwer aus einem tiefen Schlaf wecken zu lassen, wenn sie an meine Tür klopfen, um mir zu erzählen, was Schreckliches passiert ist. Und zu den Gespenstergeschichten, die bereits kursieren, kommt eine weitere hinzu.« Und Armitage lachte laut vor Vorfreude auf den Spaß.
»Hoffentlich läuft alles wie geplant, und dann können wir uns alle darüber amüsieren. Und jetzt drehen Sie bitte den Schlitten um, lassen Sie uns zu den anderen zurückkehren, fürs Erste sind wir fertig mit den Heimlichkeiten. Wenn die anderen uns tuscheln sehen, werden sie noch Verdacht schöpfen, dass wir etwas miteinander aushecken. Oh, wie kalt der Wind ist! Ich mag es, wie er mir durch die Haare pfeift!«, sagte Kate, als Armitage geschickt den kleinen Schlitten wendete und ihn schnell vor sich herschob, mit dem Gesicht zum frischen Nordwind, während sie das Kinn in ihre warmen Pelze vergrub.
Armitage fand eine Möglichkeit, mit Kate zu verabreden, dass er sie am Nachmittag des übernächsten Tages auf halbem Weg zwischen Stonecroft und ihrem Zuhause treffen und sie ihm ein Bündel mit dem Mönchshabit überreichen würde. Die Harradines und ihre Hausgäste sollten am Donnerstagnachmittag nach Stonecroft kommen, um die Rodelbahn auszuprobieren. Aber Kate und Armitage waren bereit, das Vergnügen ihrem Vorhaben zu opfern.
Die Verschwörer hatten keine andere Möglichkeit, als ihren Freunden für ein paar Stunden zu entwischen, während das wertvolle Päckchen sicher an Armitage übergeben, heimlich von ihm in sein Zimmer gebracht und dort eingeschlossen wurde, bis er es in den frühen Morgenstunden brauchen würde.
Als die jungen Leute auf Stonecroft ankamen, entschuldigte sich Miss Harradine für die angeblich durch starke Kopfschmerzen bedingte Abwesenheit ihrer jüngeren Schwester. Armitages Herz schlug schneller, als er die Ausrede hörte, und er überlegte, wie praktisch es für das geheimnisvolle Geschlecht doch war, nach Belieben auf Kopfschmerzen zugreifen zu können wie auf heißes oder kaltes Wasser aus der Leitung.
Da mehr Gentlemen als Ladys anwesend waren und Armitages Dienste bei der Rodelbahn nicht benötigt wurden, erklärte er sich nach dem Mittagessen bereit, die Hunde auszuführen, und brach in bester Stimmung zu seinem Stelldichein mit Kate auf. Wiewohl er es genoss, seinen Gespensterstreich zu planen, so genoss er doch noch mehr die vertraulichen Gespräche mit Kate, die sich daraus ergeben hatten, und bedauerte, dass dies das letzte davon sein würde. Aber der Mond am Himmel ließ sich nicht aufhalten, und sein Licht war notwendig für die Aufführung und das gute Gelingen der kleinen Komödie. Der Geist musste am nächsten Morgen um drei Uhr gesichtet werden, zur rechten Zeit und am rechten Ort, wenn die passende Beleuchtung für die Präsentation zur Verfügung stehen würde.
Als Armitage über den harten Schnee eilte, entdeckte er Kate schon von Weitem. Sie winkte fröhlich und deutete lächelnd auf das ziemlich große Bündel, das sie dabeihatte. Die rot glühende Wintersonne schien direkt auf sie, betonte die warmen Töne in ihrem kastanienbraunen Haar und erfüllte ihre braunen Augen mit einem sanften Glanz, und Armitage sah sie mit unverhohlener Bewunderung an.
»Es ist unheimlich nett von Ihnen, mir so großzügig zu helfen«, sagte er, als er ihr das Bündel abnahm, »und ich werde morgen vorbeikommen und Ihnen erzählen, wie unser Streich verlaufen ist. Aber was machen Ihre Kopfschmerzen?«, fragte er lächelnd. »Sie sehen so wenig nach Schmerzen und Leid jeglicher Art aus, dass ich glatt vergessen hätte, danach zu fragen.«
»Es geht mir schon besser, danke. Es sind keine ganz ausgedachten Kopfschmerzen, aber sie kamen mir gelegen. Ich habe nachts wachgelegen und natürlich nicht im Geringsten bereut, Ihnen zu helfen, aber gewünscht, es wäre alles schon vorbei und gut ausgegangen. Man hat ja schon von solchen Scherzen gehört, die sich bisweilen als zu erfolgreich erwiesen haben, von Leuten, die vor Angst den Verstand verloren haben, und ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn sich Mr Musgrave oder Mr Lawley vor dem falschen Gespenst ernstlich erschrecken sollten.«
»Wirklich, Miss Harradine, ich glaube nicht, dass Sie auch nur einen Moment lang um die Nerven von zwei robusten jungen Männern bangen müssen. Wenn Sie sich um jemanden sorgen, lassen Sie mich derjenige sein. Falls die beiden mich erwischen, werden sie sich auf mich stürzen und mich auf der Stelle in Stücke reißen. Ich versichere Ihnen, ich bin der Einzige, für den es etwas zu befürchten gibt«, und der vorübergehende Ernst verzog sich wie eine Wolke von Kates strahlendem Gesicht. Sie gab zu, dass es schon ziemlich unsinnig sei, sich wegen zwei tapferer junger Männer zu beunruhigen, die nicht nur Muskeln, sondern auch starke Nerven hätten. Und die beiden trennten sich. Kate eilte nach Hause, da die frühe Dämmerung einsetzte, und Armitage, der ihr nachsah, bis sie außer Sichtweite war, drehte mit dem kostbaren Päckchen unter dem Arm um.
Er trat unbemerkt ins Haus, und nachdem er über eine Hintertreppe in die Galerie gelangt war, tastete er sich im Dunkeln bis zu seinem Zimmer. Dort legte er seinen Schatz in den Kleiderschrank, schloss ihn ab und lief dann, vom Gelächter angezogen, hinunter in den Salon. Nach einigen Stunden Bewegung an der frischen Luft hatte die Dunkelheit Will Musgrave und seine Freunde nach drinnen getrieben, wo sie sich Tee und warmen Kuchen schmecken ließen und sich lachend über die Abenteuer des Nachmittags unterhielten.
»Wo warst du, alter Knabe?«, fragte Musgrave, als Armitage den Raum betrat. »Bestimmt hast du irgendwo eine eigene Rodelbahn, die du uns verheimlichst. Wenn der Mond bloß um eine anständige Uhrzeit aufgehen würde, statt zu irgendeiner unchristlichen Nachtstunde, wenn er niemandem das Geringste nützt, wären wir losgezogen, um dich zu suchen.«
»Das wäre nicht nötig gewesen, ihr hättet mich an der Landstraße getroffen.«
»Aber woher diese plötzliche Vorliebe für Einsamkeit und Stille? Wie kannst du nur einen Spaziergang an der Hauptstraße einer Rodelpartie mit uns vorziehen? Mein armer Freund, ich fürchte, du bist nicht ganz gesund!«, sagte Musgrave mit gespieltem Mitleid, das in knabenhaftem Gelächter und einem Ringkampf zwischen den beiden jungen Männern endete, in dessen Verlauf Lawley den Teetisch mehr als einmal davor bewahrte, gewaltsam umgeworfen zu werden.