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Gwarina ist eine kleine Elfe, die sich bei einem Freund mit einem Virus angesteckt hat. Trotz langer Genesungszeit will sich ihr Zustand einfach nicht verbessern. Ihre Freunde wenden sich von ihr ab und unterstellen ihr, sie wolle nur Aufmerksamkeit. Gwarina möchte sehr gern wieder gesund werden und wieder mit ihren Freunden spielen können. Doch leider gibt es in ihrer Heimat keine Medizin. So begibt sich Gwarina auf eine lange, beschwerliche Reise, sieht wundervolle Landschaften, trifft Heiler und noch nie gesehene Kreaturen. Ein fantasievolles und bebildertes Buch für Kinder ab ca. 6 Jahre, die chronisch kranke Familienangehörige haben oder denen die Thematik einer chronischen Erkrankung mit einer fantasievollen Geschichte in leichter Sprache näher gebracht werden soll.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Inhaltsverzeichnis
Gwarinas Hoffnung
Anmeta Kelly
1st edition 2024
Impressum:
© Andrea Tag, Berlin
© Cover: KI-generiert mit eigenen Prompts
© Bilder: KI-generiert mit eigenen Prompts
Widmung
Die Edition Limitkunst bringt Bücher und andere kreative Werke von Menschen heraus, die eine Krankheit in und an ein Limit gebracht hat. In diesem Limit drücken sie künstlerisch ihre guten und schlechten Erfahrungen, Befürchtungen und Hoffnungen mit ihrer Erkrankung aus.
Die Limitkünstler:innen schreiben fantasievoll mit ironischem, humorvollem oder auch traurigem Blick Geschichten, Gedichte oder Poetry Slam.
"Verständnis beruht auf Verständlichkeit". (Exler, Georg-Wilhelm, *1960)
Also, lasst uns die Welt verständnisvoller machen!
Inhalt
Taruto Schreckheu 6
Belida Hummelbrumm 10
Entschlossen 14
Adril im Varandaland 18
Pause im Laleland 22
Elrian in Ziralia 26
Flugboten und Wächter 30
Fantigo aus Pantufan 34
Neue Freunde 38
Fairyjula 42
Hixanda 46
Hixandas Wundertrank 50
Barilak 54
Barilak hat eine Idee 58
Sonnenuntergangsblüte 62
Zurück nach Hause 66
#nichtaufgeben 70
Beim großen Elfenreigentanz wird der bunte Sonnenwechsel gefeiert. Gwarina wollte auch dieses Mal unbedingt dabei sein, denn zu diesem Fest treffen sich alle Elfenvölker zum Tanz. Ja, sogar die sonst feindlichen Dunkelelfen, aber auch andere Feld- und Wiesenlebewesen. Gwarina liebte es, die vielen verschiedenen Flügelschwingtöne zu hören und freute sich ganz besonders auf Olwe und Naira. Beide hatte sie schon lange Zeit nicht mehr gesehen. Sie suchte ihr schönstes Tanzkleid heraus, schmückte ihre zarten Elfenfüßchen und band einen bunten Blumenkranz in ihr lockiges, unbändiges Haar. Ein Blick in den Silberspiegel sagte ihr, dass sie sich so auf den Weg zum geliebten Fest machen konnte. Gwarina war eine mutige und lebenslustige Elfe. Sie konnte ganze Sonnenstunden durchtanzen, liebte die Albernheiten mit ihren Freunden und kümmerte sich fürsorglich um die kleinen Albenkinder. Sie war für alle ein wahres strahlendes Elfenmädchen, das im Kolibritempo ein Herz eroberte. Die Stimmung beim Elfenreigentanz war fröhlich und ausgelassen. Überall summte, zirpte und tirilierte es. Vergnügt tanzte sie mit Naira und ihren Freunden, den Zikaden, Heuschrecken, Marienkäfern und anderen typischen Gästen, wie Hummeln, Bienen und Schmetterlingen unter den farbenprächtigen Trompetenblüten. Ihr langes, lockiges Haar wehte hochleicht, wenn sie sich entzückt im Kreise drehte, einzelne Strähnen verdeckten dabei ihr Gesicht und berührten ihre Nasenspitze. Die Anemonen sangen im Chor, Primulas spielten beschwingte Musik und Noten schwirrten durch die Luft. Ihre Flügel schimmerten im warmen Sonnenlicht, das durch das Quellwasser am kleinen Bach in bunten Farben gebrochen wurde. Entfernt am Steinrand des Baches, in dem die gradlinige Strömung des kristallklaren, kühlen Wassers von Quarziten, Glimmerschiefern und Gneisen durchbrochen wird, saß Taruto Schreckheu.
Taruto sah gar nicht gut aus und schien sich nicht wohl zu fühlen. Sein Körper war träge nach vorn gebeugt, seine Fühler hingen bis kurz vor seinen Sprungfüßen und seine weichen Hinterflügel lugten unter seinen Vorderflügeln schlaff hervor. Der sonst so farbintensive grüne Kopf wirkte errötet, er hustete und nieste und mit seinen Vorderfüßen hielt er ein großes Schnäuztuch. Als Gwarina ihn da so sitzen sah, ging sie zu ihm. „Ach herrje, was ist denn mit dir passiert?“, fragte sie und setzte sich mitfühlend neben ihn. „Ich habe mich wohl bei der letzten Bise etwas verkühlt und mir den Virus der Schwäche eingefangen“, antwortete Taruto geschwächt und war schon bei diesem Satz aus der Puste. Das Atmen fiel ihm sichtlich schwer. Gwarina legte ihre kleine Elfenhand auf seine Stirn und zog sie sofort wieder zurück. „Du glühst ja, wie ein Würmchen im Nachtlicht“, bemerkte sie, stand auf und flog so schnell sie konnte zum Nektarschank und zur Knusperchentheke. „Hier, trink und iss etwas“, sagte sie, als sie wieder zurückkam. Sie bot ihm frischen Blütennektar und Weißkleekuchen an. Seine müden Augen blickten dankbar und er erzählte ihr, dass er nur gekommen war, um seine Freunde bei diesem Fest zu sehen. Gwarina schüttelte daraufhin verständnislos ihren kleinen Wuschelkopf und begleitete Taruto zurück zu dem kleinen Vorgarten, in dem er lebte. Er brauchte eindeutig Erholung und Ruhe. Also richtete sie sein Bettchen, deckte Taruto zu und blieb so lange, bis er eingeschlafen war.
Laut klopfte es an die Tür. „Steh auf, du Schlafeule, die Sonnenstrahlen kitzeln schon die Knospen“, tönte es von draußen an Gwarinas Ohr. Die quirlige Belida Hummelbrumm war wie immer kurz nach Tautropfenende bereit, ihren Bestäubungspflichten nachzugehen. In Begleitung machte das aber viel mehr Spaß. Also hat sie Gwarina schon vor vielen Sonne-Mond-Wechseln überredet, sie zu begleiten, wenn keine anderen Aufgaben zu erledigen waren. Die Albenkinder hatten Lernzeitpause, das Bäumchen war glitzern geputzt und auch die Grünneulinge wurden schon gepflegt. Gwarina hatte also keine Ausrede, um in ihrem Baum zu bleiben. Bei jedem anderen Sonnenkitzelstrahl hätte sie den proppig-weichen Körper von Belida freudig umarmt. Aber heute war es irgendwie komisch: Das leuchtend, gelbe Licht der Sonne pikste in ihren Augen und sie fühlte sich, als hätte sie gegen einen Graudämonen gekämpft – und verloren.
„Du siehst ja heute so verkuselt aus“, juchzelte Belida und schaute Gwarina fragend an. „Ist alles elfentreu?“ „Ach, das wird schon. Das Putzen war recht glanzfordernd. Ich brauche sicherlich nur den Saft eines Milchsterns, dann wird das schon wieder.“ Auf ihrem Weg über die Grünlandwiesen ersummte Belida noch vom Elfenreigentanz und dem leckeren Weißkleekuchen. Fünf Stück hat sie davon genascht und Hummy Brummsumm hat sie mehrfach zum Tanz aufgefordert. Gwarina hörte nur mit halbem Ohr zu, denn sie musste sich mehr als sonst konzentrieren. Fliegen, zuhören, Ausschau halten. Das ging heute irgendwie nicht so recht. Aus dem piksenden Gefühl in ihren Augen wurden starke, kaum aushaltbare Kopfschmerzen. Es fühlte sich an, als wäre ihr Köpfchen mit voller Wucht gegen eine Nussfrucht der großen, alten Eiche gestoßen. Während Belida sich an den Fruchtblättern des Klees erfreute, saß Gwarina auf den Kronblättern und schaute mit schweren glasigen Augen zu. Erschrocken stellte sie fest, dass mittlerweile ihr Näschen keinen Blütenpollenduft mehr wahrnahm. Vollbeladen mit Blütenstaub beobachtete Belida ihre Freundin mit besorgtem Blick, die wie ein Tautropfen kurz vor dem Fall aussah. Ein Nieser: „Hatischischi“, Gwarina wirbelte aus ihrem Sitz rückwärts durch die Luft, schüttelte sich irritiert und versuchte gerade zu fliegen. „Hatischischi“ machte es noch einmal und sie purzelte erneut – dieses Mal nach vorn. Belida sah ihre Freundin mitfühlend an. „So wird das heute nichts“, dachte sie, nahm Gwarina an die Hand und flog mit ihr nach Hause. Angekommen am Elfenbäumchen verabschiedete sich Belida von ihr. „Ruh‘ dich aus und erhole dich schnell und gut“, sagte sie, bevor sie ging. Gwarina schaffte es gerade noch, sich einen Cosmeanektar zu machen. „Ich habe mich wohl bei Taruto angesteckt“, dachte sie und legte sich in ihr kleines Bettchen. Zehn Sonnen-Mond-Wechsel konnte sie es nicht verlassen. Danach fühlte sie sich zwar ein wenig besser, aber bei jedem Ausflug mit ihren Freunden merkte sie, dass sie noch nicht mit den anderen mithalten konnte. Ihre Flügel hingen schwer, sie konnte nicht mehr so schnell fliegen, war schnell außer Atem, immer irgendwie müde und konnte daher auch nicht beim Elfenhuschdichweg mitspielen. Seltsamerweise half auch kein Knollen- oder Blütenextrakt, das Belida ihr von ihren Flügen mitbrachte.