Handwerker gesucht and weitere heiße erotische Kurzgeschichten - Saga Stigsdotter - E-Book

Handwerker gesucht and weitere heiße erotische Kurzgeschichten E-Book

Saga Stigsdotter

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  • Herausgeber: LUST
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

"Er atmete in sie hinein, atmete in ihren süßen und verschlafenen Atem. Ihre Lippen legten sich aufeinander, während ihre kühlen Finger sich schnell über seine Arme vorarbeiteten und die Stoffstreifen hochschob."Im Dorf, wo man mit seinem geliebten Menschen nicht ins Bett steigen darf, bevor man nicht verheiratet ist, verzehren sich die Jungen nach ihren Auserwählten. Zusammen planen sie ihre Freiheit, um die Nächte mit ihrer Liebe verbringen zu können. Mithilfe einer List nutzen sie den Aberglauben der Leute aus dem Dorf und lassen den Mythos um die Strigoi auferstehen – die Toten, die sich aus dem Grab erheben. Die Jungen wechseln sich damit ab, in den Nächten draußen herumzuspuken, um im Schutz der Nacht schließlich im Bett ihrer Liebe zu landen. Diesmal ist Vasiles damit dran, die Älteren zu erschrecken. Und als er bei seinem nächtlichen Überfall sein Ziel erreicht, erwartet ihn in Violetas warmer Umarmung seine Belohnung.Sex in der Öffentlichkeit ist ein Tabu? Nicht in dieser Sammlung erotischer Kurzgeschichten. Verbotene Affären im Ausland, hemmungsloser Sex mit dem Nachbarn und ein schaurig-erotischer Mythos, der zum Leben erwacht – von diesen Geschichten können wir gar nicht genug bekommen.Diese Sammlung enthält folgende erotische Kurzgeschichten:Küssen ist MachtttVerliebt in den NachbarnttStrigoittHeiße HannattHappy CocksttEine unvergessliche NachtttNoch nichtttJetzt bist du MeinttAlles, was wir haben wollenttKomm reinttLiebe und Gefahr in den PhilippinenttMadame 1: Das VorspielttMadame 2: Dirty talkttEin heißes BewerbungsgesprächttHandwerker gesucht - Teil 1ttHandwerker gesucht - Teil 2-

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Seitenzahl: 578

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Saga Stigsdotter Valery Jonsson Maria Aguero Marie Metso Christina Tempest Bente Clod Amanda Backman Chrystelle LeRoy Vicktoria Gilles

Handwerker gesucht and weitere heiße erotische Kurzgeschichten

Übersetzt von Kirsten Evers

Lust

Handwerker gesucht and weitere heiße erotische Kurzgeschichten

 

Übersetzt von Kirsten Evers

 

Titel der Originalausgabe: Handwerker gesucht and Other Hot Erotic Short Stories

 

Originalsprache: Schwedischen

 

Copyright ©2022, 2023 Vicktoria Gilles, Chrystelle LeRoy, Amanda Backman, Bente Clod, Christina Tempest, Marie Metso, Maria Aguero, Valery Jonsson, Saga Stigsdotter und LUST

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788728561409

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung des Verlags gestattet.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Küssen ist Macht

Da Capo

Ich kenne seinen Namen nicht. Ich kenne keinen ihrer Namen. Vor Kurzem kam eine SMS von einem Lars, der sich für die schöne Zeit bedankte und fragte, ob wir uns nicht bald wiedersehen wollten? Ich habe keinen blassen Schimmer, wer er ist. Die frühmorgendliche Eroberung hinter der Bar, während der Barkeeper damit beschäftigt gewesen war, sich mit den letzten Gästen die Kante zu geben? Vielleicht. Oder der Kerl, den ich eines Morgens am Strand Bellevue gefickt hatte? Solange ich Sex kriege, sind mir die Umstände generell ziemlich egal.

Heute Abend steht Speed-Dating auf dem Programm. Drei Gruppen. Vorspeise, Hauptgang, Dessert. Das Dessert wird im Tivoli eingenommen, im Divan 2. Abends, wenn die Touristen und Familien nach Hause gegangen sind, wird der Park zur edlen Flaniermeile. Das muss man sich leisten können. Falls man es denn überhaupt bis zum Dessert schafft. Aber dafür schafft man ja sonst vielleicht etwas anderes, was gut tut, was dem Körper schmeckt, während das all-abendliche Feuerwerk unsere begeisterten Gesichter erleuchtet.

Die Schuhe sind neu, extrem hoch und leuchtend rot, das Haar glänzt und hat zur Feier des Tages frische blonde Strähnen bekommen, das Kleid gehörte mal meiner Model-Mama: Roter Satin mit zartrosa Seidenspitze. Darüber eine hüftlange Jacke und der neue Duft von Dolce&Gabbana. Sponsored by Opas Kreditkarte. Danke, lieber reicher Opa.

„Hauptsache, du lebst dein Leben und hast Spaß, Idalein. Hauptsache, du vergisst mich nicht, und meine Zigarren, dann kannst du die Karte ruhig nehmen. Ich brauch sie ja nicht mehr.“

Ich besuche meinen Opa einmal in der Woche im Heim und inspiziere seine Kleidung, seine Akte, seine Pillendose, halte seine Hand, während er mir sentimentale Geschichten von Mama erzählt oder wir gemeinsam fernsehen. Bevor ich gehe, stelle ich sicher, dass alles ist, wie es sein soll, dass die Pillen da liegen, wo sie liegen sollen. Das Pflegepersonal kriegt was unter der Hand zugesteckt, dann mischen die sich nicht ein. Meine größte Sorge ist, dass das Wohlergehen meines Opas vom Staat und seinen unterbezahlten, gestressten Angestellten abhängen sollte. Dann ist alles aus. Ich spreche regelmäßig mit dem Arzt und weiß genau, was Opa wann bekommen soll. Ich sorge für Gesundheitschecks und neue, gute Kleidung. Die bringe ich immer unangemeldet. Keiner der alten Knacker in dem Laden lebt ein besseres Leben als mein Opa.

Nächste Woche fängt ein neuer Pfleger an. Mit dem muss ich dann noch ein Wörtchen reden, bevor der mein System verpfuscht. Der kriegt direkt ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann.

 

Die Vorspeise wird in einem vietnamesischen Restaurant im Stadtteil Østerbro eingenommen. Das kann sich wirklich jeder leisten. Als ich ankomme, sind die anderen drei Teilnehmer bereits vor Ort. Wir stellen uns vor. Die andere Frau ist Lehrerin und lacht offenbar gern. Die Männer sind jeweils Ingenieur und Elektriker. Der Elektriker hat sich in seine schicke Markenmontur geworfen. Typisch, dass der Ingenieur das nicht für nötig hält. Wir erforschen die Karte, suchen uns exotisch klingende Gerichte aus, und köpfen ein paar Flaschen, noch ehe das Essen kommt. Ich habe mir den Elektriker ausgesucht, strecke meine Hand aus und streiche ihm zart über die Wange. Die anderen beiden starren herüber. Er errötet. Es wird kurz still, dann wird auf der anderen Seite des Tisches hektisch weiter konversiert. Ich schaue dem elektrischen Mann direkt in die Augen, und er hat keine Probleme, meinen Blick zu erwidern. Heiß. Aber vielleicht hat er es ebenso eilig wie ich. Speed-Dating ist nichts für Romantiker. Ich zwinkere ihm zu. Er schenkt mir ein schiefes Grinsen. Die anderen tun so, als würden sie nichts bemerken. Selbst haben sie keine Unze Chemie, und ihre ziellose Aufmerksamkeit sickert langsam aber sicher zu uns herüber. Ich erhebe mich und flüstere etwas in das elektrische Ohr. Er wird wieder rot und räuspert sich verlegen, während ich zur Toilette gehe. In mir spitzt ein kleines Pferd die aufmerksamen Ohren und spannt die Muskeln an. Es ist bereit zur Flucht, falls das nötig sein sollte. Aber es hat keine Angst. Nie Angst.

Kurz darauf klopft er an die Tür, fünfmal. Ich sitze auf dem Toilettensitz, nur in meinen BH und ein großes Lächeln gekleidet, und strecke meine Hand nach ihm aus. Sekunden später habe ich ihn verschlungen. Seine Hände sind überall auf meinem sonnengebräunten Körper und in meinen Haaren. Ich dirigiere seine Hand zwischen meine Beine. Die kann ein paar Tricks, sodass ich direkt ein wenig außer Atem gerate. Beinahe verliere ich das Gleichgewicht vor lauter Überraschung. Positiver Überraschung. Eine Mischung aus Kälte und Hitze macht sich in mir breit. Als er kurz davor ist, zu kommen, stehe ich auf und drehe ihm meinen Hintern zu, während ich mich mit den Händen auf dem Klodeckel abstütze. Er stößt zu. Bis zum Anschlag. Fast komm ich bis ganz nach oben, bis zu den Sternen, aber eben nur fast. Er kommt, und wir küssen uns innig und heiß, ehe er das Biest wieder in seinen Käfig sperrt.

„Du schuldest mir eine Revanche“, flüstere ich, und er nickt voller Eifer: „Jederzeit!“

Das Pferd steht still, schnaubt, der Staub legt sich.

Der Hauptgang wird im Copenhagen Corner eingenommen, direkt am Tivoli. Schon eine etwas edlere Adresse. Die fünf anderen Teilnehmer - ach, die Frauen hab ich vergessen, aber die eine hat eindeutig noch nie was von Botox gehört. Die Männer sind allesamt sportlich, einer davon ein wenig älter als er es gern wäre, das wahrscheinlich schütter werdende Haupthaar wurde vorsorglich abrasiert, das Hemd trägt er jugendlich rebellisch über der Hose. Der zweite ist ein robust aussehender Klempner mit knarrenden Muskeln unter der eng anliegenden Jacke. Der dritte ist Lehrer, und so sieht er auch aus. Hier krieg ich Konkurrenz, denn die anderen beiden Damen sind auch scharf auf Handwerkersex. Sie umzingeln den Klempner und gurren und gackern, bis er ganz verwirrt ist - bis ich meine Hand ausstrecke und seine Wange streichle. Überrumpelt sieht er mich an, aber sein Blick ist wach, und seine Lippen spitzen sich zu einem Luftkuss. Wenn Blicke töten könnten, hätten die anderen beiden Frauen uns erlegt - und mich kurzerhand gevierteilt. Ich stehe auf und flüstere ihm etwas ins Ohr, sodass er sich mit einem Ruck zu mir umdreht. Das halb gegessene Steak ist vergessen.

“Jetzt…?”, formen seine Lippen stumm. Ich nicke und rausche Richtung Toilette an ihm vorbei, sodass das wirbelnde Kleid ihn in eine verführerische Dolce&Gabbana-Wolke hüllt.

 

Feine Toiletten in feinen Restaurants können problematisch sein. Feine Damen stehen vor der Spiegelwand gegenüber der Kabinen und machen sich noch feiner als sie ohnehin schon sind. Die Kabine ist besetzt. Gibt es noch andere Möglichkeiten, vielleicht außerhalb der Toilette? Direkt nebenan gibt es einen kleinen Raum mit nur wenigen Tischen und Stühlen, die zusammengeklappt an der Wand lehnen. Bestimmt für kleine private Gesellschaften. Als mein Klempner auftaucht und durch die wartenden Frauen kurz verunsichert wird, stehe ich schon bereit und nehme ihn vertrauensvoll bei der Hand. Mit übertriebenen Bewegungen wie zwei Einbrecher schleichen wir uns in den kleinen Raum und sehen uns um. Wir haben freie Bahn, es gibt nur den einen Eingang. Ich schließe die Tür hinter uns und lächle ihm entgegen. Meine Handtasche lasse ich auf einen Stuhl fallen.

„Ich fürchte, ich schmecke ein wenig nach Steak…“, murmelt er entschuldigend, als ich ihm einen dicken, feuchten Kuss gebe.

„Das ist mein Lieblingsgeschmack“, seufze ich und bin dabei schon mit den Knöpfen seines Hemds beschäftigt. Meine Finger gleiten unter den Stoff, ertasten seinen behaarten Rücken. Er ist sofort geil, aber als er bemerkt, dass ich kein Höschen anhabe, explodiert er förmlich vor Lust. Er weiß, was er will, und nickt fragend in Richtung der Tische an der Wand. Zwei runde Designerstücke aus Mahagoni. Er umfasst einen davon mit seinen großen Händen und stellt ihn mitten in den Raum, als wäre das gar nichts. Ich lache begeistert auf, als er als Nächstes mich mit noch größerer Leichtigkeit vom Boden pflückt. Wie schön, schwerelos in der Luft zu schweben, wie schön, aus den Schuhen zu gleiten und sie aus der Höhe auf den Boden fallen zu lassen, sodass sie laut klackern. Schön zu spüren, wie mir das Kleid über den Kopf gezogen wird. Dann richtet er sich auf und löst den Schlips, wirft die Jacke über einen Stuhl und öffnet auch die letzten Hemdknöpfe. Und natürlich die Hose. Ich löse den Frontverschluss meines BHs und mache es mir auf der kühlen Tischplatte bequem, einen Finger schon ungeduldig in der Muschi. Es ist ein wenig unfair, dass er noch seine Hose anhat, während ich hier mit nacktem Hintern rumliege, aber ich verstehe es: Wir können nicht ahnen, ob gleich jemand hereinkommt, und wie sieht das denn aus? Das kann schließlich Folgen haben. Er knetet meine Brüste und stöhnt: „Oh mann, du bist so geil, du bist so…“, und küsst das Muttermal auf meinem Bauch.

„Wie bin ich denn?“, frage ich neckend, und stecke ihm meinen feuchten Finger in den Mund. Ich ziehe ihn zu mir herab, als sei er ein Fisch und mein Finger der Haken, während meine andere Hand nach ihm sucht - und ihn findet. Mein Mund wird ganz trocken, wie er mich da auf dem Tisch vor und zurück wiegt, meine Füße auf seinen Schultern, sanft schnaubend, bis das Schnauben plötzlich zu einem lauten Stöhnen wird. Seine Klempneraugen werden ganz rot, kurz fürchte ich, er könnte einen Herzanfall kriegen - aber nein, es ist nur ein Handwerkerorgasmus.

„Oh, das tut mir leid, echt, sorry, ich konnte es nicht mehr zurückhalten...“

„Mach dir keine Sorgen, ist doch schön!“, flüstere ich ihm ins Ohr, als er über mir zusammensackt, sodass der Tisch einige Zentimeter über den Boden schlittert. Ich streiche mit der Hand über sein zerzaustes Haar und küsse seine Stirn. Das Pferd schabt ungeduldig mit den Hufen im Staub, es braucht jetzt eine feste Hand und kurze Zügel, damit es nicht davongaloppiert. Mit einem nervösen Blick über die Schulter richtet er sich auf, sucht seine Klamotten zusammen und reicht mir mein Kleid.

„War’s das?“, frage ich mit einem Zwinkern und fahre mit einem kitzelnden Finger durch das dunkel gekräuselte Haar auf seiner Brust.

„Äh…“

„Ich glaube nicht!“, flüstere ich und greife nach ihm. Mein Hals ist staubtrocken.

„Du verrückte Nudel!“, entfährt es ihm. Er wirkt sowohl erschrocken als auch begeistert.

„Ja, das kann sein…“, wispere ich, während meine Finger mit ihm spielen. Da gibt es genug zum Spielen. Er macht mit, und vergisst die Klamotten. Das Pferd in mir schnaubt und tänzelt und steigt vor Ungeduld auf die Hinterbeine. Es will rennen.

„Scheiß aufs Steak“, murmelt er.

„Ja, scheiß aufs Steak. Du hast hier ein ganzes Buffet vor dir. Und du schuldest mir noch eine Revanche.“

„Ha ha. Bist du immer so direkt?“

Er will reden. Das kann er sich sparen. Ich will frei sein, galoppieren, und dann weiter zum Dessert. Mit einem tiefen, langen Blick in das frisch rasierte Gesicht nicke ich, und atme den Duft seines Aftershaves ein. Er ist schon heiß, seine Armmuskeln vibrieren unter meiner Berührung. Wir küssen uns innig, lassen unsere Zungen auf Abenteuer gehen, ich gleite seinen Hals herab. Er lutscht an meinen Brüsten, sodass in mir ein Feuer entfacht, und der Tisch unter mir feucht wird. Der Schreck meldet sich wieder, die Überraschung, die Erregung, der Schreck über mich selbst, dass ich das wirklich gerade mache. Jede Sekunde kann jemand hereinkommen. Der Handwerker könnte ein Psycho-Killer sein. Er könnte mich mit irgendwas anstecken. Innerlich bin ich eiskalt, und doch brennt da dieses Feuer. Höchstens eine Stunde. Mehr nicht. Dann muss ich weiter, zum nächsten Gang. Etwas noch Süßeres finden. Ups, sein Schwanz steckt plötzlich bis zum Anschlag. Er hält mich fest, ohne sich zu rühren, und sucht meinen Blick.

„Machst du sowas oft?“

„Was? Sex auf Tischen?“

Ich lege meine Hand ganz sanft um seine Eier und streichle das empfindliche Fleisch, sodass er tief einatmen muss. Wenn jetzt jemand hereinkommt, ist das erste, was man sieht, sein nackter Hintern und ein paar behaarter Oberschenkel. Und dann bin da noch ich, den BH um den Hals. Auch nicht sonderlich elegant, aber doch besser, auf jeden Fall lustiger, als vorher. Ah, jetzt lutscht er wieder an meinen Brüsten, er saugt sie auf, als wolle er sie verschlingen, erst die eine, dann die andere. Ob sie das überleben? Ob ich das überlebe? Ich zweifle… Ich lebe, überlebe, lebe und sterbe ein kleines Bisschen. Vor Schreck, und vor Genuss, die perfekte Mischung. Das Pferd setzt in Galopp, und dann geht alles ganz schnell. Es durchzuckt mich. Einmal, zweimal, dreimal. Erst klitzekleine Mäusetrippelchen, dann schon größere Schritte, zuletzt ein paar lange Sprünge. 1000 PS! WOW!

 

„Haaah!“

Er liegt über mir, schlapp und leer, aber findet auf dem runden Tisch nicht genug Stützkraft und richtet sich auf. Etwas nasses, klebriges läuft zwischen meinen Beinen hervor. Plötzlich klingen von draußen laute Stimmen herein. Wir springen auseinander und ziehen uns hektisch an. Beziehungsweise, er zieht sich hektisch an. Ich bleibe zuerst ein wenig liegen, ehe ich über die Tischkante gleite und festen Boden unter den Füßen finde. Er streicht mit großen Händen sein Hemd glatt.

„Du siehst gut aus!“, sage ich mit einem anerkennenden Blick, und meine es ernst.

„Findest du?“, kommt die Antwort, verletzlich und warm.

„Ja!“, erwidere ich, denn ich habe ja nichts zu verlieren. Gleich bin ich weg, auf dem Weg zum Nächsten. Ich ziehe eine Serviette aus der Tasche, trockne mich hier und da notdürftig ab, schließe den BH, greife nach meinem Kleid. Er ist jetzt sichtlich nervös. Die Stimmen werden lauter.

„Geh du ruhig, ich komm nach!“, flüstere ich vertrauensvoll. Er zögert kurz, die Hand schon auf dem Türgriff. Ich nicke ermutigend. Die Stimmen kommen näher. Er schwitzt. Ich mache mich fertig und gehe doch mit raus. Wir sehen wohl etwas zerknittert aus, aber im Großen und Ganzen sind wir zwei gut und gepflegt aussehende Menschen, die da auf ehrbare Weise aus dem Zimmer kommen.

Ich lasse ihn zu den Anderen zurückgehen, und sehe mich um. Ein Kellner schaut uns überrascht an. Aber das übrige Personal ist zu beschäftigt, um etwas zu bemerken, es ist Freitag. Ich schlüpfe durch die Tür zur Toilette, und versuche, so viel Sperma wie möglich wegzuwischen, während ich meine Handtasche öffne. Eine klitzekleine Line wird beim nächsten Galopp wahre Wunder wirken. Nicht viel, nicht für jedes Nasenloch, nur eine einzige Line. Opas Kreditkarte zerhackt und formt das Pulver auf dem Rand des Waschbeckens. Vielleicht hätte ich mit dem Handwerker teilen sollen, denke ich kurz, dann wäre das ganze vielleicht noch geiler gewesen, aber egal, zu spät, und dann surrt es im Schädel, als ich scharf die Nase hochziehe. Das Licht blitzt heller, die Geräusche klingen lauter. Jemand furzt in der Kabine neben mir, jemand wäscht sich die Hände. Das ist genug für mich, mehr brauche ich nicht. Ich bin nicht abhängig. Nur hungrig nach Leben. Opa und ich, wir wissen, wie man lebt.

Wenige Minuten später stehe ich in der Schlange vorm Eingang des Tivoli. Meine Laune ist trotz des langen Anstehens blendend. Es wird eine Weile dauern, bis ich drinnen bin. Ob die Anderen wohl schon da sind? Vielleicht stehe ich schon neben meiner nächsten Eroberung, ohne es zu wissen? Die Touristen warten brav, bewundern die Dekorationen und studieren das alte Holzschild mit den Ticketpreisen.

„So schnell sieht man sich wieder!“

Es ist der Elektriker von der Vorspeise. Er steht schon näher am Ticketschalter, aber er gibt seinen guten Platz auf und kommt zu mir nach hinten. Er umarmt mich.

„Ach was, du hier!“, rufe ich. „Wie schön, dich zu sehen!“

Ich gebe ihm einen Begrüßungskuss, den er so schnell nicht vergessen wird. Er schnappt nach Luft und betrachtet mich im goldenen Licht der untergehenden Sonne. Wie gut, dass ich mich eben noch schnell frischgemacht habe. Auf der feinen Toilette.

„Divan 2?“, frage ich und drücke ihm einen Finger auf die Brust.

„Ganz genau!“, erwidert er. Wir lachen, wie zwei Kumpanen. Dann nimmt er meine Hand, und ich lasse ihn. Drücke ihn nochmal an mich. Schnell verschaffen wir uns einen Überblick über die endlose Schlange. Dann zieht er mit der freien Hand sein Handy aus der Tasche. Drückt mit dem Daumen auf die Tasten und kriegt Verbindung.

„Ja - ist da das Pantomimen-Theater? Hier ist der Elektriker. Ich habe vorhin mein Werkzeug bei euch abgelegt und gesagt, dass ich versuchen würde, abends nochmal wiederzukommen, und jetzt bin ich hier, auf dem Weg ins Divan 2. Ich könnte mich jetzt noch schnell um den kaputten Scheinwerfer kümmern, ja, vor der nächsten Vorstellung. Aber die Schlange ist sehr lang.“, sagt er, sehr überzeugend, ohne mich anzusehen.

Für einige Sekunden bin ich fassungslos. Das hier ist besser als alles, was ich zu hoffen gewagt hatte. Mein Elektriker ist kein Nobody. Der hat Hintereingänge und Installationen. Der hat Köpfchen.

Ich gebe ihm einen dicken Kuss. „Du bist so heiß!“

„Hmm“, lacht er und errötet. Ein herrlicher Duft von Rotwein und Aftershave umschwebt ihn. Er zieht mich mit sich zum Ticketkontrolleur am Eingang. Hält nach jemandem Ausschau. Ein Mann in Park-Uniform eilt heran, bedankt sich für den tollen Einsatz, und das nach Feierabend! Der Ticketkontrolleur nickt zustimmend und mein Elektriker sagt, wir wollten ja eigentlich essen gehen, aber er wolle sich das doch nochmal anschauen. Wo das Werkzeug doch schon da sei.

Man führt uns zu einem kleinen Hintereingang, einer romantisch aussehenden Holztür, hinter der sich eine schwere Sicherheitstür aus Metall verbirgt. Der Wachmann hört gar nicht mehr auf, sich zu bedanken, und ich fühle mich wie ein Stück Dekoration, als wir uns durch den dunklen Korridor unter der Theaterbühne drücken. Vorbei an winzigen Garderobenräumen, wo sich die Tänzer gerade umziehen und sich und einander schminken. Die gepuderte Perücke des Kasanders fällt von ihrem Stativ herunter, Pierrot drückt sich geschmeidig an zwei zwitschernd lachenden Tänzerinnen vorbei und der Harlekin hat bislang nur die Hose angezogen, was für ein Oberkörper, den muss ich unbedingt nochmal besuchen kommen, bevor hier heute Nacht die Lichter ausgehen. Dunkles, altes Holz, der Duft von Staub, Schminke und Körpern. Die Vorbereitung für die letzte Show des Abends sind in vollem Gange.

Mein Elektriker geht zielgerichtet zu einer Sicherungsbox unter einer niedrigen Decke, das muss die Bühne sein, er findet die richtige Sicherung und dreht sie raus, dann schickt er den dankbaren Wachmann auf die Bühne, damit er ihm ein Signal geben kann, wenn der Scheinwerfer wieder geht. Er greift nach einer Taschenlampe und drückt sie mir in die Hand: „Hier, halt mal, hier sieht man ja sonst gar nix!“

Er nimmt sein Werkzeug und zieht damit behände eine Leitung aus dem Panel hervor. Es ist warm und stickig unter der Bühne, er zieht sich mit einer Hand geistesabwesend die Jacke aus. Seine Muskeln unter dem Hemd sind fast so beeindruckend wie die von meinem anderen Handwerker vorhin. Starr wie eine Salzsäule stehe ich hinter ihm und halte ihm den Lichtstrahl der Taschenlampe auf die Hände. Ich bewundere seine Fingerfertigkeit, wie er den winzigen Schraubendreher in den großen Händen hin und her jongliert und die Leitungen sortiert, während ihm der Schweiß auf der elektrischen Stirn steht.

„JA!“, ertönt eine Stimme von der Bühne, gefolgt von hastigen, sich nähernden Schritten auf der Treppe. „Jetzt ist wieder Licht, wo Licht sein soll! Ach, fantastisch, jetzt muss der Harlekin die Columbine nicht ganz bis rechts tragen, das macht doch einiges leichter! Tausend Dank, du bist unser Retter - wie war nochmal der Name?“

Ich will mir die Ohren zuhalten, aber ich schaffe es nicht, ehe mein Handwerker die Hand des Wachmannes ergreift, und sie herzlich schüttelt, während wir alle drei schwitzen wie Rennpferde, und die Tänzer um uns herum summen und zwitschern wie Paradiesvögel.

„Rasmus“, sagt der Elektriker. „Ach, das war doch kein Ding. Wo ich doch sowieso da bin.“

Sie verfallen in höflichen Small-Talk, also begebe ich mich auf die Suche nach dem Harlekin, aber seine Garderobe ist inzwischen leer. Daneben finde ich eine geschlossene Tür. Ich kann nicht widerstehen. Mein ganzes Leben besteht aus geschlossenen Türen, die nur darauf warten, geöffnet zu werden. Das alte Holz knarrt, als die Tür aufschwingt. Eine leere, unbenutzte Theatergarderobe, so alt wie das Theater selbst. Ein winziger Raum mit Spiegel und Schminktisch und dekorativ-schmalem Diwan in verblassten Farben. Der Staub dringt in meine Nase, in meinen Hals, ich muss nach Luft schnappen. Dann steht mein Elektriker plötzlich hinter mir, die Jacke wieder über dem Hemd, und räuspert sich: „Na, wir müssen dann wohl auch mal, oder? Das Dessert wartet… Wie heißt du eigentlich?“

Mit einer dramatischen Bewegung wirble ich zu ihm herum und küsse ihn tief und innerlich und unvergesslich, während ich ihn langsam in Richtung des Diwans dirigiere. Er sträubt sich zuerst, es ist so alt, stickig und staubig wie der Dachboden einer alten Gruselvilla, nicht sonderlich sexy - aber das kann es ja noch werden. Wir stolpern hinein in den kleinen Raum, der nicht viel größer als ein geräumiger Schrank ist, und ich reiße ihm schon die Kleidung herunter, während ich im Geheimen hoffe, dass es hier irgendwo eine Dusche gibt, damit wir uns hinterher den Staub herunterwaschen können. Ist doch ein Theater. Mit Garderoben. Und wo Garderoben sind, muss es auch eine Dusche geben.

 

Etwas später erwachen wir. Er liegt auf dem knarzigen Holzfußboden zwischen Schminktisch und Diwan und schnarcht leise, mit offenem Mund. Er trägt noch immer sein inzwischen völlig verschwitztes Hemd, und seine Socken. Ich habe nur meinen Nagellack an. Unsere Kleidung liegt auf dem Boden verstreut. Unförmige Haufen, wie tote Vögel. Ich starre ihn an und greife nach meinem Kleid. Über uns ertönt ein Brausen und Summen vom Rasen vor der Bühne:

„PIERROT, PIERROT,

KOMM SCHON RAUS!

DENN SONST GEH’N WIR NICHT NACH HAUS!“

Wie kann man auf Speed schlafen? Hat mir jemand was ins Getränk gemischt, das ich nicht getrunken habe? Das bin eigentlich gar nicht ich, so mitten in der Vorstellung einzuschlafen.

Auf der anderen Seite der dünnen Holzwand ziehen sich die Schauspieler und Bühnenarbeiter um. Fröhlich wird durcheinandergerufen: „Das war doch gar nicht schlecht!“ – „Dein Kleid sitzt so gut!“ – „Morgen probiere ich es mit der anderen Perücke!“ – „Wer hat meinen Föhn?“

Ein Föhn. Dann muss es eine Dusche geben.

Wir müssen warten. So können wir uns nicht zeigen, so bedeckt von Schweiß und Staub.

Ich versuche, ihn sanft zu wecken, indem ich ihm mit einem Finger über die verschwitzte Wange streiche. Langsam kommt er zu sich, seufzt und schmatzt. Hustet. Unter der Bühne wird es nun leiser. Die letzte Person, die geht, scheint das Licht auszumachen, denn wir hören ein Klicken, die Tür, dann Stille.

„Mist, wie kommen wir denn jetzt hier raus?“, hustet er.

„Also erstmal brauchen wir sowieso eine Dusche!“, sage ich bestimmt, und er nickt zustimmend. Diese Attraktion scheint ihn in keinster Weise zu stören. Wie oft sieht man schon das Pantomimen-Theater von innen? Und zudem ganz umsonst?

Wir bleiben einen Augenblick lang liegen und lauschen in die Dunkelheit hinein.

Nichts. Immer noch alles still.

Vorsichtig suchen wir unsere Klamotten zusammen und öffnen die Tür einen Spalt breit. Dunkelheit.

„Wir brauchen Licht!“

„Ja, okay. Moment!“, und er tastet sich vor, bis er die Sicherungsbox am Ende des Flurs mit den Garderoben gefunden hat, wo er beinahe über seinen eigenen Werkzeugkoffer stolpert. Dann erleuchtet seine Taschenlampe die historischen Räume. Der Lichtstrahl gleitet über Theaterplakate, alte Zeitungsausschnitte in Rahmen, einen staubigen Schnurrbart, der mit Reißzwecken unter dem Bühnenboden befestigt ist, eine vergilbte Schleife neben ebenso alten Fotos, schwarzweiß und in verblasster Farbe. Hinter uns erkenne ich die Stufen, die zur Bühne führen.

„Komm, lass uns mal schauen“, murmle ich, nehme ihm die Taschenlampe aus der Hand und richte sie auf die abgenutzten Stufen. Wie oft habe ich mit Opa zusammen draußen auf dem Rasen, vor dem Pfauenrad, gesessen und die eleganten Ballett-Tänzer bewundert. Der Gedanke, so nah an der Bühne zu stehen, wo sie in lauen Sommernächten die Dunkelheit wegtanzen, berührt mich auf seltsame Weise.

„Hey, warte mal, wo willst du hin? Was mit der Dusche? Wasser? Ich bin echt durstig!“

„Guck mal!“, flüstere ich. Der Lichtstrahl gleitet nun über die Kulisse einer Straße im alten Kopenhagen. “Guck, hier passiert es! Hier tanzen und spielen sie für die ganze Welt. Komm!“

Ich strecke eine Hand nach ihm aus, ziehe ihn mit auf die Bühne. Vorsichtig schleichen wir uns näher an die alten, handgemalten Kulissen und Theatermöbel heran. Über einem Stuhl hängt ein Halstuch. Mit zwei Fingern hebe ich es auf und lasse es vor uns auf den Boden fallen. Mit dem großen Zeh verteile ich es auf dem Boden.

„Was machst du denn? Lass uns abhauen!“

„Willst du nicht wissen, wie es ist, es hier zu tun?“, frage ich und drücke mich an ihn.

„Du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!“

„Nee, wofür braucht man die auch?“

Unsere feuchten, staubigen Körper drücken sich aneinander. Er ist angefixt. Er ist nicht nur irritiert, er ist auch neugierig. Ich lasse mich auf das Tuch am Boden fallen, und ziehe ihn mit mir in die Tiefe. In diesem großen, leeren, endlosen Raum. Er hat recht, der Durst beginnt sich zu melden. Aber zuerst müssen wir die alte Bühne ausprobieren. Das Pferd braucht Auslauf, will müde geritten werden. Ich spüre die uralten Holzbretter unter den Schulterblättern, während er mich sanft und langsam und innig liebt, wie man das vielleicht damals gemacht hat, als das Theater noch ganz neu war. Schnell finden wir einen gemeinsamen Rhythmus: Müde und satt und sanft. Dann beginnt sein Körper zu summen und zu brummen, so fühlt es sich zumindest an, und ich muss leise lachen, während mein Pferd in einen Galopp verfällt, immer schneller wird, bis wir beide ganz oben ankommen, ganz oben unter den Sternen. Und dann ertönt direkt neben uns ein lautes Knarren. Der Fußboden bebt.

Der Bühnenvorhang, das große, hölzerne Pfauenrad, das die Bühne verdeckt, knarrt und klickt und lässt die Federn fallen. Dann erstarrt es, halb geöffnet. Erschrocken und blind starren wir hinaus auf den dunklen Rasen. Sollten wir ein Publikum haben? Dann gibt es auf jeden Fall was zu sehen. Aber der Park ist geschlossen. Alles ist dunkel.

„Was… was passiert hier?“, flüstere ich und drücke mich an ihn. Eine weitere riesige Feder aus Holz fällt herab.

Er rollt sich herum, auf den Rücken, und schlägt sich mit der flachen Hand auf die Stirn:

„Ach, verdammt! Die Sicherung!“ – „Was?“

„Ich muss an die Sicherung des Pfauenrads gekommen sein, als ich den Scheinwerfer repariert habe. Bei den alten Sicherungen kann das manchmal vorkommen… und dann passiert sowas! Mist!“

Vom dunklen Rasen ertönt ein Klatschen. Zwei Hände schlagen langsam aufeinander.

Blitzschnell rollt er sich zur Treppe und stolpert hinunter. Ich folge ihm mit etwas mehr Würde, wie ich mir einbilde, in den halb zerrissenen Schal eingewickelt, der unter unserer kleinen „Vorstellung“ gelitten hat. Ein Requisit, nicht für das echte Leben gemacht.

Während er noch am Sicherungskasten zu Gange ist, mache ich mich auf die Suche nach einer Dusche. Hinter einer unscheinbar aussehenden Tür werde ich fündig. Es gibt kein Licht, aber das Wasser läuft, als ich am Hahn drehe. Es ist eiskalt. Einmal überwunden, dann läuft das Wasser in erfrischenden, großen Schlücken die Kehle hinunter. Er flucht über den Strahl, der nicht so will wie er. Ich eile auf Zehenspitzen zurück in die Garderobe, wo unsere Klamotten warten. Das Kleid ist noch ganz, staubig zwar, aber das ist egal. Mich erwartet noch ein Mitternachtssnack, ein Stück Zucker für das hungrige Pferdchen: mein guter Freund, der Barkeeper in der Bar um die Ecke. Der macht erst morgens den Laden dicht. Jetzt heißt es nur, mich zu verdünnisieren, ehe ich mir weitere elektrische Stöße zuziehe. Hinter seinem Rücken schleiche ich zur metallenen Sicherheitstür. Schlüpfe hindurch, schließe die Holztür hinter mir. Leise, leise. Schnell, schnell.

„Da Capo“ erklingt es da, hinter mir, in der Dunkelheit.

Habe ich Lust? Dann muss es wirklich gut sein. So gut, dass es sich lohnt, stehenzubleiben. So gut, dass das Pferd rennen will. Ein Pyrotechniker mit Kawumm. Ein Harlekin ohne Hose, bitte. Ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Aber das habe ich ja gerade hinter mir. Vielleicht lieber nicht.

Eine Hand legt sich über meine Lippen, eine heisere Stimme flüstert mir ins Ohr: „Da Capo.“

Der Wachmann. In meinem Bauch zieht sich alles zusammen.

Ich drehe mich um, blitzschnell, und pflanze ihm gezielt ein Knie zwischen die Beine. Dabei suche ich in der Handtasche nach dem Pfefferspray. Sprühe es ihm ins Gesicht und nehme die Beine in die Hand, während sein lautes Heulen hinter mir durch den leeren Park gellt. Ich erreiche den Ausgang. Zu.

Natürlich ist jetzt alles zu. Aber es muss einen Hinterausgang geben. Mit den Schuhen in der Hand renne ich zurück, an den Souvenirständen und Buden, den Attraktionen und erloschenen Laternen, an Schießständen und Restaurants vorbei, alles zu, und habe dabei die ganze Zeit das Gefühl, dass jemand hinter mir her ist. Jemand, der näher kommt, keucht und stöhnt. Jemand, der ruft:

„Warte doch mal, verdammt! Ich bin’s doch! Rasmus!“

Pompeij

Sie liegt im Bett, auf den großen, tiefroten Samtgardinen. Er hatte sie erst vor Kurzem in dem alten Haus gefunden, das seit dem Erdbeben verlassen war. Im Saum hängt noch immer der Schotter, und der staubige Duft kitzelt in der Nase wie an dem Tag, als sie die Gardinen von ihrem angestammten Platz mit nach Hause genommen hatten.

 

Er steht am Kopfende des Bettes. Sie liegt im Samt eingebettet wie in einer Hängematte, während er den Stoff vorsichtig zu sich heraufzieht, näher und näher.

„Da war ein Hund“, sagt sie.

Er lässt den Stoff sinken und betrachtet ihr umgedrehtes Gesicht unter sich. Nase trifft auf Kinn. Vor wenigen Tagen hatte er ihr strohblondes Haar geschnitten, überall gleich kurz, wie ein Heiligenschein steht es ihr um den hübschen Kopf. Ihr bodenlanges Nachthemd ist aus schwarzem Satin, mit roten Brombeerenknöpfen vom Hals bis zum Saum. Ihre Füße stecken in spitz zulaufenden, flachen Goldpantoffeln.

Sie atmet seinen Duft ein, der einen Hauch von Trockenheit, von verbranntem Papier in sich trägt. Sie saugt ihn auf, atmet ihn tief ein, während er ihr in die weit geöffneten Augen blickt. Sein Atem wird schwer. Sie trägt sein Geheimnis in sich. Sie versteckt es zwischen Samt und heißer Haut. Seine Finger gleiten durch ihr kurzes, warmes Haar, über ihre Ohren. Er umfasst ihr umgekehrtes Gesicht mit runden Händen, dieses weiße, fast durchsichtige Gesicht.

“Da war ein Hund. Der hat alles gesehen, als es passierte”, murmelt sie mit geschlossenen Augen.

„Der konnte bestimmt seinen Blick nicht von ihr abwenden“, erwidert er, und zieht sich das Hemd über den Kopf, während sich sein Körper spannt. „Aber in Wirklichkeit“, sagt er, während er aus den Schuhen schlüpft, die unter dem Bett verschwinden, „war der Hund nur wenige Stunden, bevor sie zur Hülle ihrer selbst wurde, dort. Eine Gussform in der Asche Pompeijs.“

„Aber das konnte sie ja nicht wissen. Oder der Hund. Der Hund sah nur, wie sie sich aus dem Seidenstoff schälte und ihr langes Haar ins Badewasser tauchte.“

Langsam beugt er sich über ihr heilig leuchtendes Haar. Sie sehen nichts als Dunkelheit, als ihre Lippen auf Stirne treffen. Die Nasen sind ihnen im Weg, und trotzdem beginnt eine süße Musik. Ihre Zunge ist klein und warm. Hinterlässt feuchte, römische Zahlen auf seiner Stirn.

Ein Dröhnen durchzuckt seinen Körper, sodass er beinahe über sie herabfällt, aber er stützt sich mit der Stirn auf ihrer Schulter ab und lässt seine Hände unter ihrem Nachthemd blind auf Entdeckungsreise gehen. Dann findet er Balance, steht über sie gelehnt, schwer atmend, die lange Reihe roter Knöpfe vor sich im Takt ihres süßen Atems auf und ab tanzen sehend.

„Der Hund hat keine Ahnung…“, haucht sie gegen seinen Adamsapfel, der sich direkt über ihrem offenen Mund befindet. Sie küsst ihn.

Er reißt sich das Unterhemd herunter und wirft es ans Fußende des samtbedeckten Bettes. Öffnet die Hose, zieht sie halb herunter.

Er richtet sich auf und spannt den Hintern an, sodass sein Schwanz steif vor ihm in der Luft schwebt, direkt über ihrem Gesicht. Es zieht im Schwanz und kribbelt in den Beinen, und zwischen den Schulterblättern. Ein Tropfen fällt auf ihre Wange.

Sie öffnet die Augen und lächelt. Direkt über ihr hängt der Schlüssel zu ihrer Gussform. Sie muss nur zugreifen.

„Sie ist gierig an diesem Morgen. Sie will den ganzen Himmel für sich. Sie spürt, wie tief er über dem offenen Innenhof hängt“, flüstert sie. „Sie spürt einen Tropfen auf der Haut. Und dann bemerkt sie plötzlich, wie dunkel es ist, und das mitten am Tag.“

Er schaukelt ein wenig vor und zurück, balanciert auf den Fußballen, ohne den Blick von seiner Männlichkeit abzuwenden, dem rosigen Schwanz, der aus seinem Nest aus dunklen, krausen Haaren hervorlugt, direkt über ihrem nachtblassen Gesicht.

Sie reckt die Hände in die Luft, greift nach ihm, und er geht um das Bett herum und lässt sich neben ihr auf die alten Samtgardinen fallen. Er ist schwer, er drückt sich an ihr seidenes, warmes Nachthemd, während er nach dem obersten roten Knopf greift.

Sie wendet ihm ihre volle Aufmerksamkeit zu. Genießt den Anblick der dunklen Locken, die sein markantes Gesicht umrahmen. Legt eine weiche Hand auf seine Bartstoppeln:

„Da wartet jemand auf sie. Drinnen, im Bett. Jemand, der den Himmel nicht sieht.“

„Aber er kennt sie“, wirft er ein und reißt den nächsten Knopf auf. Er beugt sich über sie, küsst den Hohlraum überm Schlüsselbein und reibt sich an ihr, an dem schwarzen Satin, sodass er glitzernden Schneckenschleim hinterlässt.

„Ich glaube nicht, dass er eine Ahnung von irgendetwas hat. Ich glaube, er schläft.“, flüstert sie und reibt ihm mit der flachen Hand fest über den feuchten Oberschenkel. Sie kennt jeden Winkel seiner Oberschenkel, jeden Leberfleck, jede Hautfalte, und sie liebt sie. Sie will sie beherrschen, als sei es das letzte Mal, dass jemand diese Oberschenkel liebt.

Ihre Hand gleitet über seinen Oberarm, über seine Hüfte, seinen Bauch, sie massiert die harten, heißen Muskeln, die sie so gut kennt. Die Hand setzt ihren Weg fort, gleitet in die Lende, springt zwischen die krausen Locken, kreist um den Schwanz. Sie lässt die lebendige Haut vor und zurück gleiten, über das harte Innere darunter, sodass er zu stöhnen beginnt und sein warmer Atem ihr Ohr erfüllt, während sie die nächsten Knöpfe öffnet.

Dann greift er nach dem langen, glatten Stoff. Sie erhebt sich ganz leicht, setzt sich auf und zieht sich selbst das schwarze Kleid über den Kopf, sitzt da wie ein erschrockenes Kind, die Knie nach links und rechts ausgestreckt, die Pantoffeln nur noch an den Zehen baumelnd.

Er drückt sie an sich. Beißt ihr zärtlich in die Pobacken, lutscht an ihrer weichen Haut, zieht sie an sich, während sie sich ganz weich macht, wie eine altertümliche Stoffpuppe. Sie gibt vollends auf, als er sie umdreht, sie auf den Bauch legt, ihre Wirbelsäule küsst, von oben bis unten, dann hebt er sie auf und wirft sie sich über die Schulter. Sie lacht perlend vor Vergnügen, unbeweglich hängt sie über seiner Schulter wie totes Fleisch, und versucht doch, ihm neckend in die Pobacken zu kneifen, seinen Rücken zu küssen. Dabei verliert sie die Pantoffeln. Der Berg trägt sie mit sich. Sie will diese Schwere beherrschen, die sich nun auf der Bettkante niederlässt und sie ablädt. Sie spürt die Kraft im Körper, spürt das Bedürfnis, sich zu strecken: Die Fäuste weit über den Kopf gestreckt, die Beine steif abstehend, über seinen. Er umfasst ihre Oberschenkel und spreizt sie weit, er genießt den Anblick, schaut ihr ins entspannte Gesicht, dann gleitet sein Blick herab zu den weißen Daunenhaaren und dem rosa Schlitz zwischen ihren Beinen, der sich ihm feucht entgegen schiebt, schwer in der Dunkelheit, unbeschwert duftend.

Vor zwei Tagen waren sie das letzte Mal so zusammen. Zwei Tage sind eine halbe Ewigkeit, wenn man einander verstecken muss. Ein Finger will schon hinein ins feuchte Innere, und er gibt nach, lässt ihn hinaufschnellen, während er sich mit der anderen Hand selbst berührt. Er spießt sie auf, tiefer und tiefer dringt er vor, bis sie mit einem glückseligen Seufzer nachgibt. Er steigt über sie, platziert sie unter sich, und sie umfasst ihn willig mit Händen und Füßen. Sie will den Berg zum Beben bringen.

„Sie hört Schreie von der Straße“, flüstert sie. „Die Dunkelheit macht ihr Angst, und sie wirft sich über ihn. Sie schreit auf, über den Vulkan und das, was passieren wird, und darüber vergessen sie, dass sie sich nicht im selben Haus befinden sollten. Nicht jetzt, nicht zu dieser Tageszeit. Sie vergessen die Eltern, die ihn hart bestrafen würden, wenn sie wüssten, dass er hier ist. Sie vergessen sich selbst.“

 

Er spürt ihre warmen Schenkel um seine Hüfte, er will sie betteln hören, er ergreift ihre weichen Pobacken, spürt sie vibrieren, bis ihr ganzer Körper bebt, reibt sein pulsierendes Glied an ihrem Bauch, aber es wird zu viel, also umfasst er es an der Wurzel und dirigiert es hinein, ein Stück nur, sodass sie nach Luft schnappt. Er dringt ein wenig weiter vor, ein wenig tiefer. Sie flüstert: „Ja!“, und will ihn noch tiefer in sich spüren. „Komm!“, stöhnt sie, und er dringt ein, bis zur Mitte, bis in ihr Zentrum, bis zur Quelle ihres Atems, hinein in ihr flehendes „Komm! Tiefer, noch tiefer, ja!“, und er stößt zu, dringt tief ein, als wolle er in ihr seine Wurzeln schlagen und festwachsen, mit ihr eins werden, zusammengehören, während sie sich im Rauschen ihrer Körper festklammert, ihre Lungen bis zum Anschlag vollgesogen mit Leben, und sich an ihn presst, ihn nie wieder loslassen will, sich nie wieder bewegen.

Er spürt jetzt, dass er auf diese Weise nicht lange weitermachen kann, ohne zu explodieren, und so hält er sich an das, was ihm richtig erscheint, was ihm Antworten geben kann. Er hält den Atem an, die Luft gelangt weder hinein noch hinaus, so nah sind sie sich, bis es ihnen schwarz vor Augen wird und es in den Ohren zu rauschen beginnt, und sie mit weit offenem Mund nach Luft hechelt. Er versucht, noch eine Weile standhaft zu bleiben, während hinter den Augenlidern ein Sternenmeer funkelt, und er bohrt sein Gesicht in den Samt, den Mund weit offen, Staub überall, Luft und Staub, und krümmt sich unter dem Schrei, der seinen Lungen entweicht und den Berg für einen Augenblick zu besänftigen vermag, sodass es ihm gelingt, sich selbst wiederzufinden, und er sieht ihre aufgerissenen Augen und den ungläubig gespitzten Mund, der sogleich mit einem Ächzen aufbricht und zu einem Lächeln verschwimmt und sich in weicher Verbissenheit um seine Schulter legt. Sie verrät sein Geheimnis, ohne es zu wissen: Er ist der Beste. Der Einzige.

„Die Schreie dringen zu ihnen herein. Die Angst. Die rennenden Füße, die Rufe, die gackernden Hühner. Der Hund, der von den Flüchtenden zur Seite getreten wird und aufheult…“, wispert sie.

„Sie beschließen, im Bett zu bleiben. Sich in die Ewigkeit zu lieben!“, erwidert er.

Eine Staubschicht hat sich auf ihre noch immer zitternden Körper gelegt.

Schwer atmend lockert sich die glühend heiße, eiserne Umarmung für einen Moment, und er schüttelt sie, sodass ihr selig leuchtender Schopf nach hinten fällt; sie blinzelt und sieht seinen brennenden Blick wie durch einen Nebel aus gedämpftem Licht. Sie will ihn verschlingen, den Berg. Er spürt ihre Antwort mit jedem Zittern, jedem Beben, als sie sagt, dass sie für immer bei ihm sein will. In ihm explodiert ein Stern, vom Herzen kommend und bis zur Gipfelspitze, aus dem sich das Feuer ergießt. Der Berg bricht aus.

Sie prallen aufeinander. Das Bett versinkt in einem glühenden Meer aus Küssen.

Das Guckloch

Da stehe ich nun, atemlos und geplagt vom schlechten Gewissen, vor meiner eigenen Tür und weiß nichts mit mir anzufangen. Im Treppenhaus ist alles still, vielleicht sind die Jungs zu Michael rüber. Ich hätte Anne einfach nie meinen Schlüssel geben sollen, damit sie mit ihrem Liebhaber allein sein kann. Aber sie klang so glücklich. Und das war es ja, ihre freudige Erregung, die mich dazu gebracht hatte, ja zu sagen. Naja, und natürlich die Tatsache, dass mein Nikolaj die letzten drei Wochen quasi bei Anne, Ole und Michael eingezogen ist. Nikolaj hat irgendein technisches Projekt mit Ole und Michael, ein Interesse, das er hier zu Hause, bei mir, nicht würde stillen können. Nicht, seit sein Vater nach Schweden gegangen ist. Eben haben unsere Jungs angerufen und mitgeteilt, dass sie „nach Hause, Hausaufgaben machen“ gehen. Code für Netflix. Aber bevor ich hatte fragen können, wo „zu Hause“ sei, war die Verbindung abgerissen. Wenn sie jetzt hierher kommen und Michael seine Mutter mit einem fremden Mann im Bett vorfindet - nein, einfach nur nein. Das muss ich unbedingt verhindern.

Ein Geräusch aus Frau Mortensens Wohnung bringt mich dazu, endlich den Schlüssel ins Schloss zu stecken und hineinzuschlüpfen. Lautlos. Wie eine Einbrecherin im eigenen Haus. Aber Frau Mortensen hat ein ganz besonderes Talent für dramatische Details, die sie überall im Haus sieht und hört. Und ich meine überall. An dem Abend zum Beispiel, als mich Anders vor die Tür warf, nur im Höschen und mit einem blauen Auge, hätte ich schwören können, den Türspion in Frau Mortensens Wohnungstür glühen zu sehen.

 

Was zum Henker soll ich tun? Jetzt stehe ich hier in meinem eigenen Flur und lausche angestrengt in die Wohnung hinein. Was soll ich sagen, wenn die Jungs hier aufkreuzen?

Anders hätte sich nie in so eine Situation gebracht, wo er nicht mal sein eigenes Wohnzimmer betreten kann. Wenn er von meiner misslichen Lage wüsste, wäre die Hölle los. “Unsere Wohnung als Bordell? Das ist doch wirklich das Letzte!”

Wie gut, dass er in Schweden ist. Und die Scheidung fast durch.

 

Heute Abend sind wir alle eingeladen. Anne, ihr Mann Ole und ich. Der Anlass: Susannes und Kjelds Kupferhochzeit. Da sitzen wir uns dann bestimmt gegenüber. Und ich erstarre mitten im Flur: Ist Annes Liebhaber wohl einer aus dem Freundeskreis? Einer, den ich kenne? Der schöne Henrik? Oder vielleicht Kjeld selbst, an seinem siebten Hochzeitstag? Ach was. Vielleicht ist es ja Finn, der gute alte Finn, den jeder gern hat, den niemand je um etwas bitte würde. Niemand traut ihm ein Privatleben zu. Finn hat immer ein offenes Ohr, und er kann kochen. Heute Abend zum Beispiel macht er Bouillabaisse.

 

Die Tür zum Wohnzimmer ist geschlossen. Da muss ich durch, um in mein Schlafzimmer zu gelangen. Die Tür links, zu Nikolajs Zimmer, steht aber weit offen, und da sind sie nicht. Gegenüber von seinem Zimmer ist das Bad. Auch das ist leer.

An der Garderobe neben dem Spiegel hängt eine fremde Jacke über Annes Mantel. Eine schicke blaue Wildlederjacke.

Und dann höre ich sie in meinem Schlafzimmer. Sie klingen wie zwei Ertrinkende, die sich in ihrer Not aneinanderklammern.

Herrgott nochmal, ich kann Anne ja wohl ihren Lover gönnen. Wenn ich zu Nikolaj ins Zimmer gehe und dort warte, kann ich die Jungs zur Not im Flur abfangen und sie zur Imbissbude runterschicken, falls sie doch herkommen, was den Beiden im Bett genug Zeit zur Flucht verschaffen würde. Ein Airbag bin ich. Ein Blitzableiter.

Aufgebend schleiche ich ins Jugendzimmer meines Sohnes. Es riecht nach Plastik, nach Chips und verschwitzten Jungensocken. Anders’ alter Bürostuhl, bronzefarben angesprüht, steht wie ein siegreicher Krieger triumphierend zwischen Bergen aus Klamotten, Videospielen und Schulbüchern. Ich schaffe es gerade so, mich bis zum Bett vorzukämpfen, ohne etwas umzustoßen.

Die Geräusche aus meinem Schlafzimmer sind plötzlich noch viel deutlicher als draußen im Flur. Hört man wirklich so viel durch die Wand? Wie gut, dass ich mein Bett nur zum Schlafen nutze! Dann fällt mir etwas ins Auge, ganz oben unter der Decke: Der Luftabzug. Nikolaj hatte letzte Woche den Keramikaufsatz abgenommen mit dem luftigen Versprechen, es zu reparieren. Jetzt gähnt an der Stelle ein offenes, viereckiges Loch in der Wand zu meinem Schlafzimmer. Groß genug, um sich einen guten Überblick verschaffen zu können, wenn man sich im Bett aufstellt. Hat er etwa spioniert? Hat er seine Mutter beim Umziehen beobachtet? Der kleine Gauner. Dem werde ich noch beibringen, wo er mit seinen neugierigen grünen Augen was zu suchen hat, und wo nicht!

Die Beiden nebenan. Eine fast vergessene Melodie aus innigen Umarmungen und Nächten voller Nähe. Die letzten Jahre mit Anders waren gefühl- und freudlos gewesen. Ich lasse mich auf dem Bett nieder.

Der Mann könnte schon klingen wie Kjeld. Aber kann das wirklich sein? Und ausgerechnet heute, an seinem Hochzeitstag? Aus dem Augenwinkel spähe ich hinauf zum Loch, aus dem ein warmes Licht herein strahlt. Vorsichtig, leise, steige ich auf Nikolajs Bett und wage einen Blick hinein, in mein Schlafzimmer.

 

Der Anblick verschlägt mir fast den Atem, wie ein heißer Wüstenwind. Ich kenne Anne jetzt seit fünfzehn Jahren, aber so habe ich sie noch nie gesehen. Wusste nicht, dass sie so starke Gefühle an den Tag legen kann. Das Haar ist schweißnass und klebt ihr im Gesicht. Sie wirft den Kopf in den Nacken, aufs Kissen, und bohrt die Finger in meine neue Bettwäsche aus goldenem Satin. Die Beine sind weit gespreizt, sie liegt auf der Bettkante, die Füße nur eben auf dem Boden, und zwischen ihren Schenkeln kniet ein Mann, den Rücken mir schräg zugewandt. Mit einer Hand greift sie ihm in den dichten Haarschopf.

Ihre Brüste sind schöner als meine - oder ist das nur, weil sie auf dem Rücken liegt? Der Bauch mit der Kaiserschnittnarbe ist noch flach, aber ihre Hüften und die Oberschenkel werden langsam weicher, schießt es mir durch den Kopf. Und doch strahlt sie dort unten in meinem Bett, als würde eine glühende Sonne sie von innen heraus erleuchten. Ich kann nicht anders, als den Anblick zu genießen. Anne hat mal gesagt, dass Ole sie nicht so gern zwischen den Beinen küssen möge - und wenn er sich endlich überreden lasse, sei es immer viel zu kurz. Na, der hier scheint jedenfalls nichts dagegen zu haben!

Von oben sieht das Zimmer so groß aus. Annes Kleid und die Klamotten des Mannes liegen überall im Zimmer verstreut, auf dem kleinen Teppich und sogar über meiner neuen Halogenlampe. Ihr BH liegt auf der Fensterbank. Was haben die hier nur veranstaltet?

Der Mann ist schlank, seine Haut ist hellbraun wie Nougat. Und er ist deutlich erregt. Das sehe ich, obwohl ich nur seinen Rücken sehen kann. Er spannt den Po an und legt eine Hand auf Annes Bauch, wodurch mein Blick auf ihren vor Lust bebenden Schoß frei wird. Mit jedem Lecken, jedem Lutschen, spannt sich ihr Körper mehr, und seine strammen Pobacken beben. Er hat einen gutaussehenden Hintern und reibt seinen steifen Schwanz an meinen glatten Satinlaken.

Jetzt beugt er sich wieder vor, legt die Lippen um Annes Kitzler, lutscht an der einen feuchten Schamlippe, dann an der anderen - und dann konzentriert er sich wieder ganz auf die Klitoris. Ich sehe Anne an, was das mit ihr und ihrer Lust macht, und seine langsamen, gründlichen Zungenbewegungen wecken auch meine Phantasie. Und das nicht nur, weil er so gut aussieht. Es ist auch der Anblick von Annes Muschi. Ich habe noch nie eine Frau so gesehen. Die lustvoll geschwollenen Lippen, die unter dem rasierten Schambein feucht und rosa glänzen. Das lebendige, glitzernde Fleisch, das er nun mit dem Finger penetriert und forschend darin vor und zurück gleitet. Vor und zurück. Ich sinke auf Nikolajs Bett in mich zusammen und begrabe mein Gesicht im Kissen meines Sohnes.

 

Die ersten paar Jahre hatten wir alles Mögliche ausprobiert. Anders und ich. Langsam und schnell, neben, unter, auf dem Bett, Missionarsstellung oder von hinten, tagsüber, abends und mitten in der Nacht, wenn uns die Lust wachhielt. Sein Lieblingsspiel war es aber, mich auf den Tisch zu legen und mich seinen „Lieblingsnachtisch“ zu nennen. Ein Glas Wein dazu, sodass er die Zeit richtig schön lange hinausziehen konnte, bis ich bettelte und flehte, er möge mich endlich vernaschen. „Jaaaaa, nur noch eeeeiiinen Schluck!“, kam dann die Antwort meines standhaften Gatten, ehe er ein paar Tropfen des kühlen Weins auf mich tröpfelte und sie mir dann gründlich von der Haut lutschte. Ich wusste, dass er gleichzeitig sich selbst befriedigte, und wünschte mir dann immer, eine größere Rolle zu spielen. Sobald wir uns im Neunundsechziger wiederfanden, war Anders bereits so geil, dass er fast augenblicklich kam, während ich in seiner Umlaufbahn vor unbefriedigter Lust fast verglühte. Ja, es war schön, sein Lieblingsnachtisch zu sein, da oben auf dem Tisch - aber einsam war es auch.

Die letzten Jahre hingegen hatten wir nichts mehr ausprobiert. Nikolajs vertrauter Geruch auf dem Kissen bringt mich auf andere Gedanken.

„Ahhh, komm schon, ich will dich spüren!“

„Mmmmhhh!“

„Komm, ich will dich!“

Annes Stimme klingt ebenso genussvoll wie gebieterisch. Annes Muschi. Bin ich lesbisch, weil mich der nackte Arsch meiner besten Freundin anmacht? Ich weiß ganz genau, wie es Anne in diesem Moment geht, als Lieblingsnachtisch auf dem goldenen Tischtuch, das mein Laken ist.

Dann erklingen ein schallendes Klatschen und ein erstickter Aufschrei. Oh Gott, er darf ihr nicht weh tun! Ich springe auf, presse das Gesicht an mein Guckloch.

Ein roter Handabdruck leuchtet auf Annes Oberschenkel. Ein Blitz zuckt durch meinen Unterleib. Kann man das geil finden, so einen Schlag? Kann sie? Ich kann offenbar, denn es summt und schnurrt zwischen meinen Beinen.

Anne streckt den Arm aus und greift dem Mann ins rabenschwarze Haar. Zieht ihn zu sich herauf. Sie liegen seitlich nebeneinander, drücken sich aneinander, saugen sich aneinander fest, vor meinen Augen. Zwei Körper, ein paar Lungen. Eins. Anne schlingt ein Bein um seine Hüfte, sodass mein Blick erneut auf ihre weit offene, feuchte Öffnung fällt. Die Innenseite ihrer Oberschenkel glänzt von seinen nassen Küssen. Anne küsst sein verschwitztes Gesicht, leckt ihre Säfte von seinen Lippen. Er ergreift ihre Arme, ihre Hüfte, ihre Pobacken und drückt dann erst einen, dann zwei, dann drei Finger in den feuchten, rosafarben leuchtenden Spalt zwischen ihren Schenkeln. Sie gibt nach, sodass ich es bis in den Nebenraum spüre. Kann man wirklich so eine Lust haben, eine andere Frau zu berühren, wenn man selbst Frau ist?

 

Nun richtet Anne sich auf, stützt sich auf die Ellenbogen. Sie starren sich in die Augen, als gelte es Leben und Tod, starren und starren, während er sich an ihren Bauch presst und seine Finger in ihr vor und zurück schnellen lässt. Er ist sehr erregt, schließt die Augen und stöhnt laut.

Seine Haut ist olivfarben. Das Haar sieht nass aus, es ist glatt, glänzend und blauschwarz über der hohen Stirn. Der Mund ist groß, die Lippen voll und sensibel. Seine Mundwinkel zittern im Takt mit Annes Bewegungen. Die Nase ist elegant geschwungen und schmal, die Augen genüsslich geschlossen. Er sieht beinahe indianisch aus. Wo hat sie so einen nur gefunden? Auf der Arbeit? Ist das der neue chilenische Ingenieur, von dem sie neulich erzählt hatte? Seine Brust ist haarlos und glatt, die Brustwarzen zwei dunkle, weiche Ovale. Ich wünschte, ich sei es, die sich jetzt an Annes Stelle über ihn beugen und an seinen dunklen Nippeln lutschen würde, sodass er stöhnt:

„Ich will dich spüren. Jetzt! Doch, komm schon…“

Annes Stimme erklingt wie aus weiter Ferne, ekstatisch:

„Nicht ohne Gummi! Ich trau mich nicht ohne - doch, du musst ein Gummi benutzen!“

Sie erstarrt und öffnet die Augen. Er versucht, einzudringen, will sie nicht loslassen, und öffnet schließlich widerwillig die Augen.

 

Seine Augen sind strahlend blau. Ein interessanter Kontrast zu den pechschwarzen Haaren. Er legt seine Hand auf ihren Hintern, drückt zu: „Nur noch ein bisschen. Komm… Komm!“

„Wir müssen… wo ist es?“

Er schließt aufgebend die Augen und wirft sich hintenüber aufs Kissen:

„Draußen, in meiner Jackentasche.“

Ich erstarre. Die Jacke! Die blaue Jacke an der Garderobe!

Atemlos steige ich aus dem Bett und schleiche zur Tür, zum Flur, zur Jacke. Schließe die Tür so lautlos, wie ich es schon unzählige Male zuvor gemacht habe, um meinen schlafenden Sohn nicht zu wecken.

Das hier, das kostet dich eine Flasche Wein, meine liebste Freundin, fluche ich innerlich, und zwar vom oberen Ende des Regals! Ich lehne mich an die Tür und höre ihn über den knarrenden Fußboden des Wohnzimmers hinaus in den Flur gehen. Ich drücke mein Auge vor den kühlen Windhauch des Schlüssellochs.

Der Fremde steht da im Flur, nur einen halben Meter vor mir, und durchsucht ungeduldig seine Jackentaschen, während sein glänzend nasser Schwanz genau auf mich zeigt. Er ist zu erregt, um sich zu konzentrieren, der Schwanz verliert an Spannkraft, er sucht noch einmal in der ersten Tasche. Er ist lang, spitz und beschnitten, die Eichel leuchtet unter der goldenen Haut. Die Feuchtigkeit glitzert in der kleinen Öffnung, gleitet dann an seinen Formen entlang, bleibt einen Augenblick lang zitternd hängen und tropft auf den Boden. Auf meinen Boden. In meinem Flur. Was fällt denen eigentlich ein? Was will Anne mit einer Affäre, wenn sie doch Ole hat, ihren Ole? Was soll das Ganze? Ich beiße mir auf die Unterlippe, bis es weh tut, und beobachte wieder den wiegenden Penis direkt vor meinem Auge. Endlich hat er gefunden, was er sucht, und stürzt zurück ins Schlafzimmer.

„Lass mich, ich mach das!“

„Nein! Du rollst es in die falsche Richtung ab!“

„Die falsche Richtung? Das ist das einzige Kondom, ich dachte da waren noch mehr in der Packung, verdammt, pass doch auf!“

Wenn das Kondom kaputt geht. Davon kann man doch sterben. Ohne Gummi geht gar nicht, das dürfen sie einfach nicht. Ich springe im Bett auf, zurück an mein Guckloch. Unter mir zittern die Knie, und zwischen den Beinen kitzelt es.

 

Anne sitzt auf der Bettkante, mit dem Rücken zu mir. Das Licht der großen Fenster erleuchtet ihren weißen Körper. Er steht zwischen ihren Knien, das Gummi über die mutlose Männlichkeit gerollt. Sie wirkt nervös, als wäre es ihr unangenehm, auf diese Weise die Stimmung zu versauen, mit diesem Gegenteil von einem Vertrauensbeweis. Sie nimmt seine Eier in die Hand und krault sie sanft, während sie ihr Gesicht auf seinen Bauch drückt. Lässt einen Tropfen Spucke auf ihn herablaufen, macht ihn feucht, macht ihn wieder geil. Zieht das Gummi bis zur Wurzel, auf und ab, auf und ab. Sein Schwanz wächst ihr entgegen, er muss sich so hart anfühlen auf ihrer Wange. Hart und gut. Wie kann es so geil sein, andere bei etwas zu beobachten, was man selbst gern tun würde. Ist es nur, weil ich mich sicher fühle, hier, hinter meiner Wand? Nichts riskiere? Wie dumm von Anne. Wie dumm. Und geil. Ich kann nicht anders. Meine Unterhose drückt sich feucht gegen meine Finger, rhythmisch presst mein Zeigefinger auf die warme Mitte, und ich wünschte, ich könnte meinen zitternden Knien einfach nachgeben und aufs Bett herabsinken, ohne den Anblick auf der anderen Seite der Wand zu missen.

Anne drückt ihre Brüste zusammen wie eine Schale, in die der Mann nun stoßweise seine Erektion versenkt. Dann hält er sie an den Schultern und wirft sie zurück aufs Bett. Anne stöhnt, ich bekomme einen kurzen Einblick in ihre Höhle, die sich ihm öffnet, so dunkel und geheimnisvoll. Und dann liegt er auf ihr und dringt ein, tief. Jetzt ist es Ernst. Bis jetzt war alles nur zum Spaß, nur ein Spiel, ein heftiges Spiel, zum Aufwärmen. Jetzt spürt man die Elektrizität in der Luft. Ich spüre sie bis auf meine Seite der Wand, spüre sie im Körper, wie einen Schmerz, ohne jemanden zum Festhalten und Entladen. Mein Finger gleitet vor und zurück, gleitet hinein ins feuchte, warme Innere. Ich folge seinem Rhythmus. Ein Laut entwindet sich meiner Kehle, erschrocken reiße ich die Augen auf und ducke mich. Der Mann hält inne, lauscht. Ich riskiere einen Blick. Anne ist kurz davor zu kommen, ihr Mund steht offen, sie atmet in heiseren, abgehackten Stößen. Er beugt sich über sie herab und kneift ihr mit spitzen Lippen sanft in die Brustwarzen, umfasst mit starken Fingern ihren Arsch und drückt ihn über seinem Schwanz zusammen, presst sie an sich, sodass Anne aufschreit, und drückt sein Gesicht an ihren Hals. Mit jedem seiner Stöße entgleitet ihr ein Stöhnen.

Dann stößt er zu, tief und hart. Ich schnappe nach Luft. Annes Körper spannt sich wie ein Flitzebogen. Dann nimmt er ihre Brüste in die Hände, sodass ihre roten, steifen Nippel direkt in die Luft zeigen. Ganz vorsichtig beißt er hinein, erst in den einen, dann in den anderen. Erst ganz vorsichtig und sanft, immer im Wechsel. Dann etwas mehr. Anne hält die Luft an, bettelt nach mehr. Ich muss die Zähne hart zusammenbeißen, um die Geräusche, die rauswollen, nicht entwischen zu lassen. Genau so, genau diese Entschlossenheit, genau diese Sanftheit, genau dieses Beißen.

„Nochmal!“, fleht Anne. Ihre Stimme klingt fremd, heiser. Er antwortet nicht, betrachtet nur ihr Gesicht und dringt in sie ein.

„Meine Brüste. Nochmal. Meine Brüste!“

„Ja, aber nur, wenn du…“

„Wenn ich was? Komm schon!“

„Wenn du hinterher machst, was ich will!“

Anne gelingt ein Lächeln, zwischen zwei atemlosen Seufzern: “Alles. Alles, was du willst. Ich… oooooohh ja!”

Sie schreit auf, als er sich über sie herabbeugt und zubeißt, während er in sie vorstößt, wieder und wieder. Kurz muss ich an Frau Mortensen denken, die jetzt bestimmt hinter einer anderen Wand aufhorcht, während mein Daumen tief in mir versinkt, während der Mann im Schlafzimmer rhythmisch, hart, wild in meine Freundin eindringt. Er zieht an ihren Brustwarzen, bis sie atemlos aufbrüllt und ihr Körper zu beben und zu zucken beginnt, wie ein Film, eine Aneinanderreihung von einzelnen, schönen Bildern. Ich spüre, wie sich die feuchte Wärme um meinen Finger legt und zudrückt und loslässt, und zudrückt und loslässt, genau wie Anne da drin um seinen warmen Schwanz zudrückt und loslässt. Dass es so erregend sein kann, eine andere Frau beim Orgasmus zu beobachten. Ich sinke aufs Kissen herab und versuche, wieder zu mir zu kommen. Wer hätte das gedacht? Als Zweiundvierzigjährige noch eine Karriere als Spannerin zu beginnen. In Wahrheit bin ich keinen Deut besser als Frau Mortensen!

„Nein, nicht da!“

„Aber du hast es versprochen…“

„Aber das tut weh!“

„Entspann dich einfach…“

Was tut er ihr jetzt an? Blitzschnell bin ich wieder auf den Beinen, auf meinem Posten. Anne liegt auf dem Bauch, unter ihm, er massiert ihre Pobacken und versucht, sie sanft auseinander zu ziehen. Dringt mit einem Finger in sie ein und massiert dann mit dem feuchten Finger das stramme braune Loch über ihrer noch nassen Muschi. Sie wehrt sich. Wieder dringt er in sie ein und massiert den Anus mit ihren Säften, bevor er in jedes Loch einen Finger steckt. Anne erstarrt, ungläubig. Offenbar tut es gar nicht so dolle weh wie angenommen.

“Lass mich rein…”

Und dann beginnt Anne, sich zu entspannen. Sie lauscht seinen Bewegungen, folgt ihm aufmerksam. Nun fängt er an, in ihren Arsch einzudringen. Ganz vorsichtig zuerst. Er nimmt ihre Hände und legt sie über ihren Kopf, während er zustößt, ganz sanft, aber schnell, seine Handflächen auf ihren. Sein Atem kommt in kurzen Stößen, im Takt mit seinen Bewegungen. Seine Lenden arbeiten rhythmisch, Anne hält den Atem an, wimmert halb im Protest, halb im Genuss. Ich vergesse zu atmen.

Dann dringt er bis zum Anschlag ein, einmal, zweimal, und brüllt. Er kommt, schreit auf, sodass Frau Mortensens feines Teegeschirr in der Vitrine klirrt, stelle ich mir vor.

Langsam zieht er sich zurück und bricht zusammen. Liegt nach Luft schnappend auf Anne, die unter seinem muskulösen, schokoladenbraunen Körper fast verschwindet. Sie kriecht unter ihm hervor und legt ihm eine Hand auf die heiße Wange.

 

Meine Knie geben auf. Schwindelig ist mir, als ich vom Bett herabstolpere und auf den Boden sinke. Etwas ist da gerade mit mir passiert. Was genau, kann ich gar nicht sagen. Aber auf irgendeine merkwürdige Weise gehört meine Lust jetzt ein bisschen meiner Freundin Anne, genauso wie Annes Lust jetzt ein bisschen ihrem Liebhaber gehört.