2,99 €
Hanne badet gern. Doch eines Tages begibt sich Hanne in ihrer Badewanne auf eine ungewollte Reise ... In dieser humor- und liebevoll erzählten Geschichte zwischen Phantasie und Wirklichkeit erlebt das kleine Mädchen Hanne verschiedene kleine und ein großes Abenteuer auf ihrer Reise vom Badezimmer zum Meer. Ein Vorlesebuch für Kinder ab 4 Jahren, das auch den Eltern ab und an ein Schmunzeln ermöglicht.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2017
Auf einem kleinen Berg an einem kleinen Fluss lag eine kleine Stadt. Und in dieser kleinen Stadt auf dem kleinen Berg stand ein kleines Haus. Und in diesem kleinen Haus in der kleinen Stadt an dem kleinen Fluss gab es ein kleines Badezimmer. Und in diesem kleinen Badezimmer in dem kleinem Haus in der kleinen Stadt stand eine große alte Badewanne. Und in eben dieser Badewanne badete jeden Abend Hanne. Von sieben bis halb elf.
Vor der großen Badewanne lag ein noch größeres Scheuertuch. Das hatte Hannes Mutter hingelegt, denn Hanne schwamm nicht nur und wusch sich nicht nur, sondern sie plantschte und spritzte so viel es ging. Manchmal stand dann das Wasser im ganzen Badezimmer so hoch, dass der Hocker und die Badeschuhe schon anfingen zu schwimmen. Dann fühlte sich Hanne wie auf dem großen Meer: Die Schuhe waren kleine Segelboote, der Hocker ein großer Ozeanriese. Sie selbst saß in einem Schaufelraddampfer und schaufelte fleißig Wasser. Und manchmal kam ein Zahnputzbecher vorbei geschwommen.
An einem warmen Sommerabend ging ihre Mutter aus. Sie sagte: „Hanne, bist Du in der Badewanne? Spritz´ heute nicht so viel, ich will nicht wieder alles wischen!“
Doch Hanne scherte sich nicht um die Ermahnung der Mutter. Im Gegenteil, sie spritzte so viel es nur ging. Und als Hanne plötzlich anfing zu frieren, da merkte sie, dass das Wasser in der Wanne schon alle war. Und im Bad schon wieder die Boote und Dampfer angefahren kamen. Doch weil es noch nicht halb elf war, wollte Hanne Badewanne weiter baden und ließ frisches schönes warmes Wasser ein, dazu noch etwas von Muttis gutem Badeöl, so dass der Schaum bis an den Rand reichte.
Jetzt schaufelte der Raddampfer richtig los. Noch dreimal musste Hanne neues Wasser nachlassen, da merkte sie plötzlich, dass ihr Schaufelraddampfer wirklich losgeschwommen war und in dem Badezimmer hin und her schwamm.
„Nun beginnt es ja erst richtig Spaß zu machen“, sagte sie und steuerte geschickt zwischen den Parfümflaschen und Cremedosen von Mutter hindurch. Auch der Waschtisch schwamm mit umher und die sonst so feste Insel der Waschmaschine war nur noch zu erahnen, aber Hanne Badewanne umschiffte auch diese Untiefen wie ein erfahrener Seebär.
Plötzlich schlug die Wohnzimmeruhr halb elf – Zeit aus der Wanne zu steigen. Aber – oh je – Hanne kam beim besten Willen nicht aus ihrer Badewanne heraus, denn ihre Füße reichten lange nicht mehr bis zum Fußboden des Badezimmers. Doch bevor sich der erste Schrecken in Angst verwandeln konnte, hörte sie, dass ihre Mutter die Stufen des Hauses heraufkam und in wenigen Sekunden die Wohnungstür aufschließen würde.
„Gleich wird sie hier bei mir sein“, dachte Hanne froh und rief ihrer Mutter zu: „Mutti, ich sitze noch in der Badewanne, kannst Du mich raus holen kommen?“
Mutter legte geschwind ihren Mantel ab, zog sich schnell die Gummistiefel über und raffte das Kleid hoch. Denn sie ahnte schon, dass im Badezimmer das Wasser wohl nicht nur in der Wanne sein würde. „Aber so ein Geplätscher wie heute habe ich noch nie gehört!“, dachte sie noch. Dann drückte sie vorsichtig die Klinke herunter und öffnete die Tür … Nein, sie öffnete die Tür nicht selbst, sondern die Wassermassen drückten die Badezimmertüre auf und schoben Hannes Mutter gegen die alte Kommode, in der einst Großmutter die Tabakspfeifen von Großvater verschlossen hielt.
Schon raste das Wasser in einer einzigen großen Welle durch den Flur und auf die Haustüre zu. Und Hanne? Hanne war es nun doch bange geworden, denn sie schwamm mit ihrer Badewanne immer noch oben auf der Welle. Die alte Standuhr, an der sie sich halten wollte, fiel im Schwung um. Das Uhrglas zersprang und die elf Glockenschläge gingen zusammen mit ihren Zeigern in Wasser und Schaum unter.
Da Mutter die Haustüre nur angelehnt hatte, ergab sich auch diese dem Druck des Wassers. Und mit dem Wasser schnellte nun Hanne in ihrer Badewanne die Stufen hinunter. Auf der Straße schwamm sie weiter und immer weiter den Berg hinab, auf dem die kleine Stadt gebaut war. Vorbei an Bäckerei, Postamt und dem Gasthof 'Zum singenden Schwan' ging es talwärts.
Wer weiß, vielleicht wäre die ganze Geschichte aber auch ganz anders ausgegangen, wenn nicht gerade an diesem Abend ein kleiner Regen die Straße schon angefeuchtet hätte, wenn nicht die Nachbarin Frau Bertolli ihr Stubenwischwasser auf die Straße statt in den Hof – wie sonst – geschüttet hätte, wenn nicht gerade heute auf der Straße Parkverbot wegen Straßenreinigung gewesen wäre. Ja, wenn nicht.
Aber so geschah eben das Unvorstellbare. Hanne Badewanne schwamm auf der Welle aus dem kleinen Badezimmer durch das kleine Haus den kleinen Berg hinunter durch die kleine Stadt bis ins Tal. Und da, wo das Tal am tiefsten ist, da hatte es sich der Fluss in seinem Bett bereits gemütlich gemacht. Hätte er das nicht woanders tun können?
So trafen die Badewasserwelle und der kleine Fluss zusammen. Und nach einem anfänglichen kleinen Streit mit Gespritze und Gestrudel vertrugen sich die beiden gut und der Fluss freute sich, denn er hatte gern solchen Besuch in seinem Bett.
Und Hanne? Hanne Badewanne saß noch immer in ihrem Schaufelraddampfer, aber die Schaufelräder standen still. Hanne hatte sich vor Schreck am Wannenrand festgekrallt und das war auf der rasanten Talfahrt auch gut so gewesen. Nun aber kam langsam wieder Farbe in Hannes erschrockenes Gesicht. Und als sie ihren Zahnputzbecher vorbei schwimmen sah, ließ sie sogar den Wannenrand los und fischte sich diesen heraus.
„Wer weiß, wozu ich den noch gebrauchen kann!“, dachte sie und hielt nach noch mehr nützlichen Dingen aus ihrem Badezimmer Ausschau.
„Da, das große Wischtuch!“ Und weil Hannes Arme trotz Recken und Strecken nicht reichen wollten, schaltete sie schnell die Schaufelräder wieder an. Nach sieben kräftigen Ruderschlägen hatte sie sich auch das Wischtuch geangelt. „Kommt noch was geschwommen? - Oh, Mutters Parfümfläschchen!“ Nun war sie schon geübt im Angeln und hatte auch dieses schnell eingefangen.
Jetzt erst merkte Hanne, dass sie mit dem Fluss schon so weit gefahren war, dass gerade die letzten Lichter der Stadt hinter einer Biegung verschwanden. Aber eigentlich hatte Hanne auch schon Gefallen an dieser Bootsfahrt gefunden. Das war doch mal was! Nicht immer nur in dem kleinen Badezimmer zu spielen!
„Jetzt bin ich richtiger Kapitän meines Dampfers!“ rief sie hinaus in die Nacht. Und da es nun sowieso zu weit war, um zurück zu rudern, stellte sich Hanne auf einen wunderbaren Ausflug mit ihrer Badewanne ein. Sie lauschte auf das sanfte Plätschern des Flusses und das Singen einer Nachtigall. Dann schaute sie auf zu den Sternen.
„Wie ein echter Seemann“, dachte sie, „die haben auch immer die Sterne gedeutet.“ Aber außer dem großen Wagen erkannte sie nur noch den großen Mond.
„Dann denke ich mir eben selbst Bilder zu den Sternen aus“, überlegte sie und machte es sich in der Badewanne bequem. Und da entdeckte sie am Himmel allerhand: einen kleinen Stern, der frech einer Katze um die Nase tanzte, einen Salzstreuer, einen Kühlschrank. Und plötzlich begann sich auch die Himmelskatze zu bewegen, sie verjagte den frechen Stern, lief zum Kühlschrank, öffnete die Tür und suchte nach Milch. Im zweiten Fach stand eine Packung, die holte die Katze mit ihrer Pfote heraus und verschwepperte etwas auf den Sternenfußboden. Sofort machte sie sich ans Auflecken, aber von der anderen Seite kam auch schon der Sternenschrubber um aufzuwischen. Doch zuvor versetzte er noch der frechen Katze einen Hieb auf ihr Hinterteil. Dann verschwand er auch schon wieder. Der Kühlschrank stand nun ganz allein, die Tür offen. Die Kälte kam heraus, kroch aus der Kühlschranktür und machte sich am ganzen Himmel breit.