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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann. Es war schon spät, als Toni die Berghütte erreichte. Anna saß am Kamin und strickte. »Da bist du endlich«, sagte sie. »Es ist sehr spät geworden.« Toni zog die Jacke aus. Er umarmte Anna und küsste sie. »Entschuldige, dass ich nicht angerufen habe. Der Akku von meinem Handy war leer. Hast du dir Sorgen gemacht?« Anna legte den Kopf an Tonis Schulter und lächelte. »Nein, nicht wirklich. Ich war eher neugierig. Was hatte Ole Dringendes mit dir zu bereden?« Toni bat sie, sich etwas zu gedulden. Er zapfte sich ein kleines Bier. Er setzte sich zu Anna und legte im Kamin ein Stück Holz nach. »Es ging um Wendy. Sie hat große Pläne, Anna. Sie möchte die Hirscher Alm erwerben.«
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Es war schon spät, als Toni die Berghütte erreichte.
Anna saß am Kamin und strickte. »Da bist du endlich«, sagte sie. »Es ist sehr spät geworden.«
Toni zog die Jacke aus. Er umarmte Anna und küsste sie. »Entschuldige, dass ich nicht angerufen habe. Der Akku von meinem Handy war leer. Hast du dir Sorgen gemacht?«
Anna legte den Kopf an Tonis Schulter und lächelte. »Nein, nicht wirklich. Ich war eher neugierig. Was hatte Ole Dringendes mit dir zu bereden?«
Toni bat sie, sich etwas zu gedulden. Er zapfte sich ein kleines Bier. Er setzte sich zu Anna und legte im Kamin ein Stück Holz nach. »Es ging um Wendy. Sie hat große Pläne, Anna. Sie möchte die Hirscher Alm erwerben.«
Anna sah kurz auf, dann strickte sie die Reihe zu Ende und legte das Strickzeug zur Seite. »Nun, Wendy ist ein reiches Madl. Du weißt, dass Ole das Erbe ihrer Mutter gut angelegt hat.«
»Ja und da liegt die Schwierigkeit, Anna.«
»Wieso Schwierigkeit? Hat Ole das Geld falsch angelegt? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Anna, das ist es nicht. Wendy möchte nicht, dass bekannt wird, wie vermögend sie ist.«
»Ah, daher weht der Wind!«, sagte Anna.
»Ja, Wendy will das unter allen Umständen vermeiden. Wenn alle wüssten, wie reich sie ist, dann könnte sie niemals sicher sein, ob sie um ihrer selbst geliebt würde.«
Toni seufzte. Er trank einen Schluck Bier. »Anna, ich kann sie verstehen. Sie hatte ja auch ihre Erfahrungen gemacht – mit Simon Oberländer und Alois Enkel Kuno.«
»Ja, sie waren nicht die Richtigen für Wendy. Von Simon will ich erst gar nicht sprechen, das ist ein Kapitel für sich, und Kuno wollte über Wendy an die Berghütte herankommen. Trotzdem, beide wussten nicht, wie viel Vermögen Wendy besitzt.«
»Das war auch gut so. Wendy ist noch vorsichtiger geworden. Sie hat mit Ole gesprochen. Ole soll die Hirscher Alm kaufen, besser gesagt, bezahlen. So soll es nach außen hin aussehen, auch wenn Wendy im Grundbuch steht.«
»Das ist ein kluger Schachzug, Toni«, stellte Anna fest.
»Wendy hat Ole gebeten, mit Adam und Käthe zu sprechen. Er soll sie fragen.«
»So? Ich dachte, Wendy verstehe sich gut mit den alten Hirschers. Warum spricht sie nicht selbst mit ihnen?«
»Weil sie Angst hat.«
»Toni, du machst Witze. Wendy hatte noch nie vor etwas Angst.«
»Doch, so ist es. Die Hirschers sind wütend über die Flut von Briefen mit Anfragen von Immobilienhaien. Einige waren sogar persönlich nach Waldkogel gekommen. Sie sprachen auf dem Hof in Waldkogel bei ihrer Tochter Elly vor. Dort haben sie sich natürlich eine Abfuhr geholt. Aber diese Leute geben so schnell nicht auf. Adam erwartet, dass sie auch noch auf die Alm kommen. Er hat ein geladenes Schrotgewehr im Schrank stehen. Das Thema Kaufangebot ist emotional negativ geladen. Jedenfalls hat Wendy nicht den Mut, mit Adam und Käthe zu sprechen. Die Almhütte ist, bis auf Kleinigkeiten, wieder in Ordnung. Aber sie machen sich Gedanken, wie es mit der Alm weitergeht. Dass die Almhütte verwüstet wurde, war ein Schock für sie. Anna, ich vermute, Adam und Käthe haben Angst, dass es sich wiederholen könnte.«
»Das kann ich verstehen. Da dachte jemand, er hätte ein leichtes Spiel mit den alten Leuten, sie gäben auf und er käme billig an deren Alm. Dabei hat er nicht mit der Sturheit der beiden Hirschers gerechnet. Doch aus Erfahrung weiß ich, dass Leute, die so etwas machen, nicht aufgeben. Sie können eine Niederlage nicht verkraften.«
»So sehe ich es auch. Wahrscheinlich ist der Spuk erst dann vorbei, wenn die Hirscher Alm in anderen Händen ist. Dabei muss ins Grundbuch eine Klausel, die genau festlegt, wie die Alm genutzt werden darf.«
»So sehe ich es auch. Damit würde jeder Immobilienspekulation der Wind aus den Segeln genommen, Toni. Wir wissen, dass Adam und Käthe sich vor dem Vorfall mit dem Gedanken getragen hatten, Wendy die Alm gegen eine Leibrente zu überlassen. Sie haben mit Wenzel und Hilda darüber gesprochen und sich von Magnus beraten lassen. Vielleicht wäre alles schon längst in trockenen Tücher, wenn diese Vandalen die Almhütte nicht verwüstet hätten.«
Anna ging in die Küche und holte sich einen Kräutertee.
»Dann muss Ole mit den Hirschers sprechen, Toni. Am besten begleitest du ihn, damit Adam keinen Gebrauch von der Schrotflinte macht«, grinste Anna.
»Anna, das war kein Witz. Auf dem Rückweg vom Tal hatte ich in der Almhütte noch Licht gesehen. Da habe ich Adam und Käthe besucht. Adam hat mir selbst gesagt, dass er jeden Fremden vertreibt.«
»Warum hast du das nicht gleicht gesagt, Toni?«, fragte Anna.
»Weil ich ein bisserl neben mir bin. Warum hat Wendy nicht mit mir, nicht mit uns gesprochen?«
»Du bist eifersüchtig auf Ole«, sagte Anna ganz ruhig.
Toni errötete. »Ja, es tut mir weh, dass Wendy sich Ole anvertraut hat, dass sie ihn gebeten hat, mit den Hirschers zu sprechen.«
Anna nippte an ihrem Tee. »Toni, vielleicht hätte Wendy mit dir gesprochen, wenn Ole nicht unverhofft zu Besuch gekommen wäre. Außerdem verwaltet Ole ihr Erbe. Und wenn sie es aussehen lassen will, dass das Geld von Ole kommt, dann muss er für sie tätig werden. Warum hast du die Hirschers besucht?«
»Ole meinte, ich würde sie besser kennen.«
»Das stimmt. Und wie haben sie reagiert?«, fragte Anna.
Toni rieb sich das Kinn. »Sie haben sich gefreut. Ihnen ist ein Stein vom Herzen gefallen. Sie mögen Wendy. Es sei ihnen eine große Beruhigung, die Alm in ihren Händen zu wissen«, erzählte Toni. »Natürlich haben sie sich auch gewundert, warum Wendy sie nicht angesprochen hat. Ich habe es ihnen so erklärt: Wendy wolle nicht mit einem Ruppert Schwarzer verglichen werden.«
Anna lachte. »Und wie will Wendy die Alm nutzen?«
»Von Ole weiß ich, dass sie sie einen Teil nutzen will, wenn sie Gäste einlädt, weil dazu die alte Oberländer Alm zu klein ist. Adam und Käthe können natürlich weiterhin auf der Alm leben.«
»Das heißt, die Alm wirft keine Rendite ab«, murmelte Anna vor sich hin.
»Aha, ich habe es gehört. Da spricht die Bankerin aus dir, Anna.«
»Toni, ärgere mich nicht«, sagte Anna und drohte Toni scherzhaft mit dem Finger.
»Du weißt, dass ich es nicht so gemeint habe.«
»Natürlich, also noch einmal, weißt du, welche Pläne Wendy hat?«
»Sie hat Ole anvertraut, sie würde gern Ziegen züchten.«
»Ziegen? Toni, was haben wir nur für Kinder? Franziska ist vernarrt in Turopolje-Schweine und Wendy will jetzt Ziegen züchten.«
»Lukas Meininger war die treibende Kraft mit den robusten Freilandschweinen, Anna.«
»Ich weiß. Bei Wendy ist die treibende Kraft wohl Henk. Du weißt, dass sie endlos über Ziegen sprechen können. Ich nehme an, dass Wendy Henk und Adele als Dauergäste in ihrer Nähe haben möchte.«
Toni grinste. »Meine Gedanken gehen in dieselbe Richtung. Wendy und Henk gäben ein schönes Paar ab, Anna. Dr. Henk Thaler ist ein Bursche, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht, trotz seiner reichen Erbtante. Anna, hat Wendy dir gegenüber schon mal etwas über Henk gesagt?«
Anna schüttelt den Kopf. »Nur, dass sie ihn für einen sehr tüchtigen Tierarzt hält und er eine Ausnahmeerscheinung sei.«
»Eine Ausnahmeerscheinung, wie meint sie das?«, fragte Toni.
Anna lächelte. »Ich habe Wendy gefragt und bekam als Antwort nur ein geheimnisvolles Lächeln. Dabei strahlte sie.«
»Dann ist es alles klar. Wendy hat sich in Henk verliebt, Anna.«
»Adele sagte mir die Tage, dass sie denke, dass Henk sich in Wendy verliebt habe. Auch wenn er nicht darüber spreche oder besser noch nicht. Henk ist niemand, der seine Gefühle auf einem Silbertablett vor sich herträgt«, erzählte Anna weiter. »Henk habe nur mal die Bemerkung gemacht, dass er sich mit Wendy großartig unterhalten könne und sie seine Begeisterung für Ziegen teile.«
Toni schmunzelte. »Kluges Madl, unsere Wendy! Sie will Henk in ihrer Nähe unterbringen. Adele interessiert sich ja schon lange für die Hirscher Alm.«
»Sie würden sie nie kaufen oder pachten können, Toni. Jedenfalls war es bisher so.«
Toni trank wieder einen Schluck Bier. »Anna, könntest du Wendy etwas aushorchen? Ich meine, so ein Gespräch zwischen Frauen über die Liebe? Was ist, wenn Wendy die Alm kauft und die Sache mit Henk sich nicht so entwickelt, wie sie es sich erträumt?«
»Aus dir spricht ganz der besorgte Vater, Toni«, schmunzelte Anna. »Du solltest dir keine Gedanken machen. Außerdem verfügst du über die Erfahrung mit Franziska.«
»Oh ja, aber da gab es auch Tränen und Krisen.«
»Da stimme ich dir zu, Toni. Doch bedenke, Franziska war viel jünger als Wendy. Wendy ist viel gefestigter in ihrer Persönlichkeit. Mache dir keine Gedanken! Aber wenn es dich beruhigt, dann werde ich mit ihr sprechen. Wir schicken morgen früh Benno mit dem Wägelchen allein hinunter auf die Alm, um die frische Milch zu holen. Später dann am späteren Vormittag, wenn alle Hüttengäste gefrühstückt haben und ich sicher bin, dass Wendy auf der Alm mit ihrer Arbeit fertig ist, besuche ich sie. Ich möchte ohnehin ins Dorf und bei Veronika einige Sachen bestellen.«
»So machen wir es, Anna. Das ist eine gute Idee.«
Sie tranken aus. Es war kurz nach Mitternacht. Es würde eine kurze Nacht werden. Aber das war im Sommer immer so, wenn sie auf der Berghütte weilten. Zu privaten Gesprächen hatten sie nur am späten Abend Zeit, wenn alle Hüttengäste schlafen gegangen waren.
*
Die Hüttengäste waren mit dem Frühstück fertig.
»Anna, ich mache das Geschirr und die Morgenarbeit alleine. Du kannst sofort gehen und Wendy besuchen«, sagte Toni.
Anna schmunzelte. »Höre auf dir Gedanken zu machen, Toni! Wendy ist alt genug, um zu wissen was sie tut.«
»Sicher, ist sie alt genug. Aber sie soll sich nicht in ein Abenteuer stürzen, nur um Henk zu imponieren. Wenn sie sich in ihn verliebt hat, aber es nicht zu einem Happy End kommt, dann wird sie leiden.«
»Liebeskummer ist halt immer schlimm, Toni. Aber irgendwann kommt jeder darüber hinweg. Ich denke, Wendy will nicht nur Ziegen züchten, um Henk zu umgarnen. Wendy ist eine tatkräftige junge Frau. Sie ist mit der kleinen Almwirtschaft nicht ausgelastet. Sie will sich beweisen. Wendy macht die Almarbeit gut. Ihr Käse ist ein Gedicht. Unsere Hüttengäste lieben ihn. Aber zwischen dem Melken am Morgen und am Abend hat Wendy viele Stunden Leerlauf. Und die Arbeit in der Käsekammer ist in längstens einer Stunde erledigt. Sie ist ein intelligentes Madl. Sie will etwas tun, mehr tun. Und Ziegen mochte sie schon immer. Dass sie mit Henk über Ziegen Fachgespräche führen konnte, hat sie sicher in ihrem Entschluss bestärkt. Ich halte es für ausgeschlossen, dass Wendy es nur plant, um Henk an sich zu binden.«
»Mag sein, dass du recht hast Anna. Trotzdem würde ich gerne wissen, wie sie zu Henk steht.«
Anna seufzte. »Gut, Toni, ich mache mich auf den Weg. Ich werde das Gespräch auf Henk bringen. Aber ich bedränge sie nicht. Wenn Wendy nicht darüber sprechen möchte, dann werde ich sie nicht in die Enge treiben, verstanden?«
»Ja, das habe ich verstanden, Anna.«
»Wendy liegt dir von allen Kindern am meisten am Herzen. Mir kommt der Gedanke, dass Blut doch dicker als Wasser ist«, sagte Anna leise. Sie hatte es mehr laut gedacht.
»Willst du mir unterstellen, dass ich Unterschiede mache, zwischen Franziska und Sebastian auf der einen Seite und Wendy auf der anderen Seite?«, polterte Toni.
»Himmelherrgott, was bist du so empfindlich, Toni!«, wehrte Anna ab. »Ich suche nur nach einem Grund, warum dich Wendys Freundschaft zu Henk so aufregt.«
Toni atmete tief durch. »Das sage ich dir gern. Ich habe Angst, dass sie enttäuscht werden könnte und dann zurück nach Norwegen geht.«
»Bist du jetzt ganz narrisch geworden, Toni? Was soll Wendy in Norwegen? Ihr Adoptivvater Ole ist mit Erika verheiratet. Sie leben in München. In Norwegen wäre sie ganz alleine.«
»Stimmt, aber als Wendy hierherkam, um nach mir, ihrem leiblichen Vater zu suchen, war sie auch ganz allein.«
»Toni, das war anders. Du kannst nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Wendy hat hier Wurzeln geschlagen. Ich bin sicher, sie hat es sich mit der Hirscher Alm genau überlegt. Außerdem ist es müßig, darüber zu spekulieren. Ich sage nur, steigere dich nicht in etwas hinein! Ich ziehe mich jetzt um und mache mich auf den Weg ins Tal.« Anna zog ein anderes Dirndl an. Sie nahm den Autoschlüssel des Geländewagens vom Schlüsselbrett, das in der Küche hing. Sie gab Toni einen Kuss auf die Wange und ging los.
Benno der Neufundländerrüde wollte ihr nachlaufen.
»Benno, stopp! Sitz! Du bleibst hier!«, sagte Toni streng.
Benno legte den Kopf schief und schaute ihn mit einem herzzerreißenden Blick an.
»Nein, Benno! Ich lasse mich nicht erweichen«, sagte Toni.
Benno verkroch sich unter den Küchentisch und legte sich hin. Er spielte die Rolle ›betrübter Hund, sehr trauriger Hund, den niemand versteht‹, doch Toni tat, als bemerke er es nicht.
Anna fiel auf, dass auf dem Tisch vor Wendys Almhütte ein Taschenrechner in der Sonne lag.
»Grüß Gott, Wendy!«, sagte Anna, als sie Almhütte betrat.
Wendy saß am Tisch, der voller Papiere war, und auf dem sich Bücher stapelten, in die Zettel gelegt waren. Wendy war dabei, eine lange Zahlenreihe zu addieren. »Augenblick!«, murmelte Wendy.
Anna wartete.
»So, die Probe stimmt!«, sagte Wendy. Sie stand auf und umarmte Anna.
»Störe ich dich?«, fragte Anna. »Ich bin auf dem Weg ins Tal und wollte kurz bei dir reinschauen. Ich kann aber auch auf dem Heimweg wiederkommen.«
»Schmarrn! Einen Augenblick, ich mache den Tisch frei.«
»Was machst du da? Und falls du deinen Taschenrechner suchst, der liegt draußen auf dem Tisch«, sagte Anna.
»Ja, er funktioniert mit Licht. Aber er musste aufgeladen werden. Da habe ich ihn in die Sonne gelegt. Mein Handy wollte ich nicht benutzen. Ich habe hier keinen Generator zum Laden. Wenn du auf dem Rückweg bist, könntest du es mit auf die Berghütte nehmen. Ich hole es mir dann heute Abend ab. Oder du kannst Henk fragen, ob er es mir bringen möchte.«
»Das mache ich«, antwortete Anna.
»Trinkst du eine Tasse Kaffee mit?«, fragte Wendy.
»Gern!«
Während Wendy Kaffee machte, erzählte Anna, dass sie zu Veronika in den Laden wolle. »Und anschließend besuche ich Tonis Eltern.«
»Ich sollte auch mal wieder bei den Baumberger Großeltern vorbeigehen«, sagte Wendy. »Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen. Okay, Großvater Xaver bringt jeden zweiten Tag frischen Salat und Kräuter und Obst aus dem Garten auf die Alm, damit ihr auf der Berghütte etwas Grünes auf den Teller bekommt. Aber dann bleibt meistens wenig Zeit für einen Schwatz. Und Großmutter Meta kommt selten mit herauf.«
»Dann komm doch mit ins Tal, Wendy!«
»Nein, heute nicht. Ich möchte mit meinen Sachen hier fertig werden.« Wendy raffte alles zusammen und legte den Stapel auf das Sofa.
»Was machst du da eigentlich?«, fragte Anna noch einmal.
»Henk hat mir Bücher über Ziegenwirtschaft und Ziegenzucht ausgeliehen. Ich muss sie ihm irgendwann wieder zurückgeben. Ich mache mir Notizen und überlege mir dies und das.«
Anna schmunzelte. »So, so, du überlegst dir dies und das, interessant. Und du möchtest nicht darüber sprechen, wie?«
Wendy lächelte verlegen. »Nein, ich möchte noch nicht darüber reden. Ich bin noch am Anfang meiner Überlegungen. Wenn ich zu einem Ergebnis gekommen bin, ist dazu noch Zeit genug.«
»Das respektiere ich. Falls du Hilfe benötigst, dann sage es.«