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Haus brennt E-Book

Gian Albertin

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Beschreibung

"Unausgeglichen? Ja, ich bin absolut unausgeglichen! Wie sollte ich denn deiner Meinung nach sein, wenn das Haus brennt? Wir werden sterben, wenn wir hier bleiben!"

"Also etwas entspannter wäre schon schön. Schau, es ist doch nicht notwendig, dass du das Gewicht der Welt auf deinen Schultern trägst. Selbst wenn es so kommt, wie du sagst, dann ist das doch kein Grund, sich aufzuregen. Feuer haben seit jeher Häuser niedergebrannt, die mögen das so. Das ist der Lauf der Dinge. Das Leben, im Speziellen aber auch das Feuer hat doch so viele schöne Seiten. Genieß einfach die Wärme, im Winter besonders!"

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Veröffentlichungsjahr: 2018

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Gian Albertin

Haus brennt

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Haus brennt

Nora saß in ihrem Wohlfühl-Ohrensessel und gähnte. Eine große Tasse randvoll mit Kakao stand dampfend neben ihr auf dem Fenstersims. Es war halb elf vormittags und sie hatte erst für die Toilette und den Kakao ihr Zimmer verlassen. Sonntag. Fauler Sonntag. Sie war fest entschlossen, heut ihren persönlichen Rekord im Faulsein zu brechen. Ihre Arbeit als Krankenpflegerin und obendrauf die Ausbildung zur Yogalehrerin hatten sie in letzter Zeit ganz schön auf Trab gehalten. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal einen solchen Selbstfürsorgetag gegönnt hatte.

Nora schmöckerte in einer Kurzgeschichte, die sie sich als E-Book gratis auf Amazon heruntergeladen hatte. Normalerweise tat sie das nicht – gab es doch noch eine Handvoll Bücher ihrer Lieblingsautoren zu lesen – doch tags zuvor hatte sie in der Pause einer Werbung auf Facebook nachgegeben. Warum nicht einem unbekannten Autoren eine Chance geben?

Die Geschichte handelte von einem Jungen, der allein in einem Märchenwald lebt und auf einen sprechenden Schmetterling trifft. Ein wohltuender Kontrast zum nasskalten Wintertag draußen. Draußen, das war dort, wo sie heute nicht hingehen würde, nicht hingehen musste.

Nora kam mit ihrem Plan nicht weit, kam nicht einmal dazu, von ihrem Kakao zu kosten. Stechender Rauch stieg ihr in die Nase. Vor ihrem inneren Auge blitzen Bilder auf: Feuer, lachende Gesichter, Schlangenbrot. Erstaunlich, was Gerüche vermochten. Seit Jahren hatte sie keinen Gedanken mehr an ihre Pfadfinderzeit verschwendet.

Aber nein! Das Holz war nicht von der Sorte, die man verbrennen sollte. Es handelte sich um lackiertes Holz mit giftigem Beigeschmack. Sie schaute auf, blickte instinktiv aus dem Fenster. Weder ein Licht noch eine Rauchfahne waren auszumachen. Nichts weit und breit außer trübgrauer Suppe. Nora hielt den Atem an, war mit einem Mal hellwach.

Dummerchen! Das Fenster ist geschlossen und der Geruch kommt aus der anderen Richtung.

Sie schoss hoch und öffnete die Zimmertür. Eine Wand aus Rauch schlug ihr entgegen, verschlang sie. Nora bekam einen Hustenanfall, hielt sich instinktiv den Bauch und krümmte sich. Ihre Augen tränten. Sie hielt sich eine Hand vors Gesicht und wedelte wild mit dem anderen Arm.

Zurück ins Zimmer, Fenster auf! Wie kann das... als ich mir den Kakao gemacht habe, ist alles noch in Ordnung gewesen. Ruhe bewahren!

Als würde in ihrem Kopf ein Schalter umgelegt, übernahm der Selbsterhaltungstrieb das Kommando und schob alle unnötigen Gedanken beiseite. Es gab eine klare Reihenfolge von Handlungen, die auszuführen waren. Solche und andere Gefahrensituationen hatte sie im Spital oft genug geübt.

Als Erstes sah der Notfallplan vor, dass sie die Polizei und die Feuerwehr verständigte. Das konnte sie allerdings bei diesem Wetter vergessen. Dass das Mobilnetz nicht funktionierte, hatte sie schon herausgefunden, als sie vor dem Aufstehen ihr Horoskop lesen wollte. Mussten sie ausgerechnet im hinterletzten Kaff leben, nur damit Vater seinen Renovations-Fetisch ausleben konnte?

Der Rauch verteilte sich soweit, dass sie im Flur wieder etwas erkennen konnte. Er kam aus dem Nebenzimmer, wo auch Flammen loderten. Sie tat drei hastige Schritte und wäre beinah mit Tante Marta zusammengestossen, die gerade aus ebendiesem Zimmer geschlendert kam, den Blick auf das Boulevard-Magazin in ihren Händen gerichtet.

Marta schaute erschrocken hoch und gab ein Quicken von sich, wirkte aber ansonsten wie immer. "Ach Nora, mach langsam. Es ist schließlich Sonntag."