Heaven on Earth - Otto Teischel - E-Book

Heaven on Earth E-Book

Otto Teischel

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Beschreibung

Die Reise zum eigenen Selbst dauert ein Leben lang und nimmt womöglich, um an ihr Ziel zu kommen, die Pfade der eigenen Sehnsucht seit Kindertagen. Eines Tages wurde sie durch die grandiose Verfilmung der afrikanischen Jahre von Tania Blixen wieder wachgerufen ("Jenseits von Afrika") und führte mich 1988, auf den Spuren dieser Autorin, zum ersten Mal dorthin, in diese "dunkel lockende Welt". Im Angesicht der Schönheit der Giraffen war es gleich auf meiner ersten Safari um mich geschehen, und so bin ich sechs Jahre später, 1994, nach Namibia und in den Etoscha-Nationalpark gereist, um diese Wundertiere aus der Nähe erforschen zu können. Um die Sehnsucht meiner Kindheit mit den Träumen des damals Vierzigjährigen zu verbinden und mit den Hoffnungen und Ängsten der Menschen eines Landes, das nach Jahrhunderten unterdrückender Kolonialherrschaft seit vier Jahren erst seine Eigenständigkeit erproben konnte. Schließlich, zu guter Letzt, machte ich mir und meiner Sehnsucht noch ein ganz besonderes Geschenk. Indem ich endlich an diesen legendären"Platz für wilde Tiere" reiste, den mir und unzähligen anderen Menschen Professor Grzimek, der Held meiner frühen Jahre, für immer ins Herz gepflanzt hat: die SERENGETI. Die wundervolle Botschaft dieses Ortes wollte geteilt sein, und so schrieb ich beglückende Zeilen, auch mir zu Ehren, an einige Weggefährten meines Lebens: "Mein 64. Geburtstag ist genau der richtige Anlass, um Dir (Ihnen) einen herzlichen Gruß aus dem Paradies zu senden. Möge er auch "Jenseits von Afrika" für einen zeitlosen Moment etwas von dieser grandiosen Schönheit und Weite vermitteln, die mich seit Kindertagen schon beflügelt und jetzt endlich ans Ziel dieser Sehnsucht geführt hat: in die Serengeti, wo einem die Welt noch so erscheinen kann, wie sie gemeint ist. Als ein einziges Wunder. Seeing is believing."

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Inhaltsverzeichnis

29. August 2017 (~ 18:30 Uhr, im Zug zum Wiener Flughafen)

30. August 2017 (Zwischenlandung in Doha, Quatar)

30. August 2017 ( ~ 9:00)

31. August – 01. September 2017

02. September 2017

03. September 2017

04. September 2017 (Gestern & Heute)

05. September 2017

06. September 2017 (gestern & heute)

07. September 2017

08. September 2017

09. September 2017

10. September 2017

10. / 11. September 2017 (Nacht-Notizen)

11. September 2017

12. September 2017

13. September 2017

14. September 2017

15. September 2017 (Im Stadtpark an der Makongoro Road)

15. September 2017 (Park, Nähe Clock Tower, Arusha)

14. / 15. September 2017 (Nachtrag)

16. September 2017

15:00 Uhr, Maasai-Lodge (beim Fruchtsalat, einige Zeit nach meiner Ankunft).

Maasai Lodge, Dining Room (~ 19:30 Uhr)

16. / 17. September 2017 (Traumreste)

17. September 2017

18. September 2017

19. September 2017 (Fortsetzung vom 18.09.)

19. September 2017 (Fortsetzung am/vom 19.09.)

20. September 2017

20. September 2017 (Fortsetzung im Flieger gen Doha)

21. September 2017 (Fortsetzung in Doha, Airport, ~ 3:30 Uhr)

21. September 2017 (Fortsetzung im Flugzeug nach Wien)

29. August 2017 (~ 18:30 Uhr, im Zug zum Wiener Flughafen)

Schicksal, nimm deinen Lauf – beschwor ich es demütig, schon beim ersten Gedanken an den konkreten Beginn dieser Reise.

Wie anders würde es sein, wieviel Zeit war vergangen und was alles war geschehen in den fast dreißig Jahren seit dem ersten Aufbruch ins Land meiner Sehnsucht. Damals so jäh wachgerufen durch jenen Film – „Jenseits von Afrika“ –, von dem ich gar nicht mehr weiß, wann genau, wo und mit wem ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Doch dann so oft und wieder und wieder, wo immer sich eine Gelegenheit ergab und der Film irgendwo in der Region im Kino lief.

Es war schon um mich geschehen damals, die Leidenschaft fürs Kino war schon einige Zeit vorher erwacht – „Paris, Texas“ kam bereits 1984 heraus – und die Liebe – oder was ich damals dafür hielt – war bereits ausgebrochen und beflügelte die Sehnsucht der Vorzeit erst recht.

Der Film handelte ja von allem, was mir heilig war und mich überleben ließ. Nicht nur seit Kindertagen, als mir die Weite der Savanne Luft zum Atmen verheißen hat – gerade weil sie nicht das Meer war, an dem es schlimmer denn je gewesen ist, weil es viel zu früh über mich und meine Krankheit kam –, sondern auch in der Jugend, als es endlich besserging und ich mir die „Naturforschung“ zur Lebensform erkor, um mir mit aller Kraft und wild entschlossen eine Bedeutung und einen Sinn zu verleihen, die so für mich von der Umgebung nicht vorgesehen waren.

Eine Leidenschaft, die keiner wirklich ernst nahm außer mir und die ich meiner Familie schließlich abtrotzte, bis sie mich gewähren lassen musste. Doch das ist eine andere Geschichte, die ich andernorts erzählen werde ...

Warum ist es Afrika für mich geworden und hatten gerade seine Bilder so viel Kraft für mich seit je – und was alles in diesem Film verband sich mit den anderen Gestalten der Sehnsucht, dass ich mich nicht sattsehen konnte an diesen Gesichtern in dieser Landschaft, berauscht war von der Musik des Films, die schon im Vorspann eine Zugfahrt durch die Weite untermalte, dass sogleich der Wunsch sich rührte, eines schönen Tages auch dort so entlangfahren zu wollen ...

Von Tanja Blixen habe ich nichts gewusst damals und Meryl Streep war mir eher beiläufig aufgefallen – als ungewöhnliche Schönheit mit eigenwilligem Ausdruck. Doch bei jedem Wiedersehen des Films wuchs mir ihre Verkörperung der Blixen mehr ans Herz, rührte mich deren verzweifelte Einsamkeit und ihre unbändige Sehnsucht nach einem anderen, tiefen und erfüllten Leben – ohne zu wissen, wie sie es erreichen konnte aus eigener Kraft, ohne fremde Hilfe und das Geld ihrer Familie, durch das ihr die Auswanderung überhaupt möglich wurde.

Immer war ich mit ihr identifiziert, nicht mit Finch Hatton (schon gar nicht mit Robert Redford, den ich seit dem „Clou“ ohnehin nur als charmanten Sunnyboy in Erinnerung hatte), der ja längst in Afrika lebte wie er wollte. Während die Blixen es schwer hatte mit ihrer Familie, die sie zu ersticken drohte und der sie entkommen wollte, um endlich jemand Eigenes zu sein.

Dass sie in Kenia zu sich kam und die Schönheit eines Daseins im Einklang mit der Natur für sich entdeckte und zu allem Überfluss an Glück und Schmerz auch noch die Liebe ihres Lebens fand und wieder verlor, gab dem Film eine Tiefe und der Schicksalhaftigkeit meiner Begegnung mit dieser Gestalt eines vergangenen Jahrhunderts eine Kraft, die für mich seinerzeit einer Wiedergeburt gleichkam. So als schien ihre Sehnsucht der meinen auf wundersame Art Bestärkung übermitteln zu können.

Es war also möglich, sich tatsächlich auf den Weg zu machen, seinem Traum zu folgen, wie schwer es auch werden mochte unterwegs und zwischenzeitlich, bis zu jenem leidenschaftlichen Seufzer, der die ganze Tragik des Liebesglücks schon zu erahnen begann: Als sie auf Finch Hatton’s Frage, ob er wohl von ihrer Farm aus aufbrechen dürfe zu seinen Safaris und wieder zurückkehren, also auch sein Hab und Gut bei ihr unterstellen, nur antworten kann – bevor sie ihm glücklich um den Hals fällt: „Wenn die Götter einen strafen wollen, erhören sie seine Gebete ...“

Sie konnte da noch nicht wissen, wie tragisch ihr das Schicksal eines Tages noch mitspielen sollte, dass es sie nicht nur um ihre Farm bringen, sondern durch dessen Flugzeugabsturz auch noch den Geliebten nehmen würde.

Doch war sie längst soweit, alles als ein Wunder anzunehmen, das ihr widerfuhr und ihr seine Botschaft mitzuteilen hatte, um sich darauf den Reim ihrer eigenen Existenz zu bilden. Durch ihren Schritt in die Fremde hatte Tania Blixen bereits alles auf die Karte des Ungewissen, Unvorhersehbaren gesetzt, mochte die Absicherung durch das Geld ihrer Familie und die arrangierte Zweckehe mit dem Baron von Blixen auch eine Art Rückhalt bieten.

Das Abenteuer ihrer Selbstfindung in dieser „dunkel lockenden Welt“ Afrikas ließ sich für mich sogleich als Metapher der menschlichen Existenz überhaupt deuten: ausgesetzt, auf sich gestellt, hilfsbedürftig, ohnmächtig und voller Angst – und dann wieder geborgen in einem beruhigten Körper, getröstet von Nähe und verheißungsvoll gelockt in unbekannte Bezirke, die gerade ihrer persönlichen, durch niemand anderen ersetzbaren Entdeckung zu harren scheinen.

30. August 2017 (Zwischenlandung in Doha, Quatar)

Doch auch diese Begegnung auf der Leinwand war ja schon ein Wiedererkennen der eigenen Not und der eigenen Freude, die sich Wege suchte und fand.

Sich wichtig zu nehmen, um träumen zu wollen von einem anderen Dasein, sich bewusst dorthin zu sehnen, wo es mir zu gefallen schien, obwohl ich noch nie dort gewesen bin, mich vorzustellen als einer, der nicht krank im Bett lag und nach Atem rang, sondern umherstreifte und die Gegend erkundete, von der Wiese hinter dem Haus durch die Wälder in der Nähe bis eines Tages dorthin, wo der Horizont unendlich schien und die Tiere so groß und wild und exotisch aussahen und unermesslich zahlreich in Herden über die Ebenen zogen. Weit und breit keine Menschen – alles anders, weit und frei, jenseits der Enge dieses Zimmers mit der geblümten Tapete, das nicht einmal mein eigenes war, sondern ein Wohnraum der Familie, in das sie mein Klappbett gestellt hatten, das aussah wie ein Schrank, sobald es an der Wand aufgerichtet wurde und ich nicht gerade wieder krank darin lag und mich auf und davon träumte.

Eines Tages geschah darin das Wunder meiner Bekehrung, bei der ich mir eine geistige Heimat erfand und einen Glauben an die Religion der Natur, deren Erforscher ich sein wollte, eines Tages. Auch wenn Goofys neunmalkluger Neffe Alfons meinte, er sei wohl zu spät geboren für einen Naturforscher, da es einfach nichts mehr zu entdecken gäbe für ihn.

Der kam nicht oft vor in den rettenden bunten Mickey-Maus-Heften, die der Nachbar mir regelmäßig schenkte, doch umso bedeutender wurde diese Geschichte für mich, da allein der Begriff von der „Naturforschung“ verheißungsvoll wirkte und etwas Wesentliches versprach. Alfons wollte unbedingt eine neue Tierart entdecken und die beiden Backenhörnchen, die in dieser Geschichte die andere Hauptrolle spielten, foppten ihn damit, dass sie eins von sich mit weißer Farbe anstrichen, um Alfons eine nie gesehene Art vorzugaukeln.

Prompt fühlte sich der Leser damit gleich doppelt zu einem Forscher berufen: nicht nur der so leicht zu täuschenden Eitelkeit dieses kleinen Naseweiß mit dem Doktorhut überlegen – den der ständig auf dem Kopf trug –, sondern selbst zu einem Entdecker erhoben, dem es womöglich gelingen könnte, eines Tages fündig zu werden. Es musste ja nicht gleich eine neue Tierart sein, doch wundersame Beobachtungen ließen sich überall machen und dokumentieren – ich beschloss, mich zu einem Forscher und mein Leben künftig zum Feld meiner Beobachtungen zu machen.

30. August 2017 ( ~ 9:00)

Weiter geht’s, endlich wieder in der Luft in Richtung der Savanne.

Wer wohl mit mir am Bestimmungsort wohnen wird, dem spontan selbstgewählten, der gleich in Frage kam, nachdem der fantastische Platz meiner ersten Wahl an der astronomischen Summe scheiterte, die zwei Wochen im Paradies dort kosten sollten.

Auch dieses Camp jetzt konnte sich nicht jedermann leisten und würde eine Vorauswahl unter den Motivierten treffen, doch von den hier und jetzt mit mir nach Tansania fliegenden Passagieren wollte ich keinen gern in meiner Nähe wissen. Schon gar nicht das Pärchen „from Austria“ – wie sie der nebenan sitzenden Schwarzen auf Nachfrage mitteilen. Gerade weil sie nicht unsympathisch wirken, hätte ich vom ersten Moment an mit Abgrenzung zu tun, die mir womöglich schwer nur gelänge – auch weil ich beim Einsteigen in den Zubringer-Bus für einen kurzen Moment gerührt war von der Schüchternheit der verletzlich wirkenden jungen Frau. Zum Glück haben sie ein anderes Ziel: zuerst die Ngorongoro-Region und anschließend nach Sansibar. Es bleibt also spannend.

Keine allein reisende „Karen Dinesen“ an Bord, die womöglich auch zum wiederholten Mal aufbricht, um ihrer Sehnsucht auf die Spur zu kommen.

Jemand wie „Laurie aus New York“, die sich damals auch noch eine Flugsafari in die Mara geleistet hat und hinter mir in der Propellermaschine saß. Ihre Begeisterung hätte mir wohl aus der Nähe gefährlich werden können, doch einer von uns stieg bei der Zwischenlandung anderswo aus.

Ich habe sicher nichts gegen das Schicksal einzuwenden, wenn es mir einen Engel offenbart, dem ich auch einer bin – wie Cassiel und Raphaela füreinander („In weiter Ferne, so nah!“).

Unglaublich! Wie ein Bild, um mir solche Nähe zu symbolisieren – über eine Stunde nach dem letzten Satz, beim Blick aus dem Fenster ... Zuerst denke ich noch – nach der langen Überquerung karger Wüstenregionen -, endlich sind Grünflächen zu sehen, Wälder und Auen, fruchtbares Land.

Doch dem genauen Hinschauen zeigt sich jenes so nur in Afrika in dieser Klarheit beobachtete Phänomen: auf der Ebene bilden sich die Schatten jener Wolken ab, die darüberstehen und von der Mittagssonne angestrahlt werden. In genau der Form jener Wolkengebilde, die aus dem Flugzeug zu sehen sind, werden tief darunter ihre schattendunklen Gegenbilder sichtbar, als die flüchtige Unterseite der ebenso leicht wandelbaren Wolkenwatte darüber.

Das Schauspiel ist nur einige Minuten erkennbar, als die Zwischenräume groß genug sind, um hindurchzusehen und jeweils schräg darunter die Schatten in der gleichen Gestalt wahrnehmbar werden – dann fliegt die Maschine wieder über einen geschlossenen Wolkenteppich hinweg.

Doch so wie diese Luft- und Lichtgestalten da unvermeidlich und unangestrengt zusammengehören und beide einander geschenkt worden sind von Sonne und Wasserdampf, erleben sich auch Liebende einander geschenkt, die ein unbegreifliches Schicksal zusammengeführt hat, die plötzlich einander treffen und erkennen, ohne Mühe und erfüllt von andächtigem Staunen über die schöne Nähe des Anderen.

Dann, endlich, rote Erde, durchzogen von Flussbetten oder Wegen, die aus der großen Höhe nicht zu unterscheiden sind. Grünflächen, verstreut, Akazienwälder vermutlich, der Flugroute nach sollten wir über Kenia sein.

„Someday, we’ll be together, yes we will, yes we will ...”.

Endlich ist es soweit. DANKE an Diana Ross, meine Sehnsucht und die himmlischen Mächte, dass ich es heute, fast dreißig Jahre später, erleben darf.

Nach der Landung, die schon verspätet war, weil es irgendwelche Turbulenzen über Arusha gab, prompt wieder eine große Unsicherheit. Auf solche Verhältnisse kann sich nicht vorbereitet werden – und eigentlich beginnt damit schon die eigene Veränderung. Wir haben die Uhr, die Afrikaner haben die Zeit.

Am Flughafen jedenfalls haben sie sich ihre Coolness bewahrt. Dass ich mir daheim so eifrig ein Formular am PC gesucht und vorausgefüllt habe, sogar noch Passbilder anfertigen ließ zwei Tage vor der Abfahrt, interessiert hier keinen Menschen.

Sie haben kleine, schief kopierte und krumm geschnittene DIN A5-Formulare aufgelegt, die hier jeder Passagier vor Ort auszufüllen hat. Dann an den Schalter zum Bezahlen damit, wobei der Bittsteller kaum eines Blickes gewürdigt wird – auch dieser Beamte schaut, dreißig Jahre später, in eine imaginäre Ferne, als habe er da irgendwo am Horizont eine Elefantenherde gesichtet.

Am nächsten Schalter wird mir gleich wieder Einhalt geboten, als ich die Reihenfolge nicht beachte. Und diese Stationen hier sind wirklich neu, von solcher Technik damals keine Spur: der erste macht ein Foto vom Kopf des Reisenden, den eine winzige Kamera aus der Froschperspektive aufnimmt, dann, einen Schalter weiter, werden von