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Durch dieses praktische Nachschlagewerk erhalten Sie einen umfassenden Einblick in die Tibetische Medizin und deren Heilsubstanzen. Insgesamt werden 150 Kräuter, Gewürze und Mineralien vorgestellt, die größtenteils auch hier erhältlich sind. Des Weiteren werden 50 bewährte Rezepturen aufgeführt, die sowohl vorbeugend als auch bei bestehenden Beschwerden und Krankheiten eingesetzt werden können. Die vielseitigen Anwendungsbereiche sowie die Wirkung je nach Energietyp werden im Detail beschrieben. Ebenfalls ist ein Test enthalten, mit dem der eigene Energietyp bestimmt werden kann. Hilfreiche und umfassende Verzeichnisse zu Indikationen, Begriffen sowie Rezeptur-Hinweisen komplettieren das Handbuch. Diese machen es zu einem nützlichen Leitfaden für die tägliche Praxis sowohl für Therapeuten als auch naturheilkundlich Interessierte! Thomas Dunkenberger ist Heilpraktiker. Sein Schwerpunkt sind östliche Heilweisen, die er seit Mitte der 80er-Jahre studiert und anwendet. Er ist auch Autor des Klassikers Das tibetische Heilbuch, welcher bereits in der 5. Auflage erschienen ist. Die tibetische Pharmakologie basiert auf der Lehre der fünf Elemente und der ihnen innewohnenden Wirkkräfte. Durchgängig vierfarbig illustriert. Mit vielen farbigen Abbildungen der Heilsubstanzen.
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Seitenzahl: 248
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Thomas Dunkenberger
Vorwort von Amchi Lobsang Tsultrim
Naturheilkundevom Dach der Welt
Die Informationen in diesem Buch sind nach bestem Wissen und Gewissen dargestellt. Die Autoren und der Verlag übernehmen jedoch keine Haftung für irgendwelche Schäden aus dem richtigen oder unrichtigen Gebrauch der in diesem Buch vorgestellten Methoden. Diese sind zur Information und zur Weiterbildung gedacht.
1. Auflage 2019
© 2023 BACOPA Handels- und Kulturges.m.b.H., BACOPA Verlag 4521 Schiedlberg / Austria, Waidern 42 e-mail: [email protected] / [email protected] www.bacopa.at / www.bacopa-verlag.at
© 2019 Windpferd Verlagsgesellschaft mbH, Oberstdorf, 1. Auflage
Alle Rechte vorbehalten
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Umschlaggestaltung: Jennifer Jünemann | www.bitdifferent.de
Verwendete Illustrationen: Adobe Stock/cuttlefish84
Fotos/Abbildungen: Thomas Dunkenberger, F. Ploberger/Bacopa-Verlag (S. 8, 16, 38, 176)
Lektorat: Marion Voigt, Zirndorf
Korrektorat: Sylvia Luetjohann
Satz und Layout: Marx Grafik & ArtWork
eISBN 9783991140566
Geleitwort von Amchi Lobsang Tsultrim
Vorwort des Verfassers
Test zur Typenbestimmung für die persönliche Zuordnung der körperlichen Energien
Allgemeine Einführung in die Tibetische Medizin
Geschmacksrichtungen, Wirkkräfte und Pharmakologie tibetischer Heilsubstanzen
Richtlinien für das Sammeln, Reinigen und Verarbeiten von medizinischen Substanzen
Vielstoffgemische in der täglichen Praxis
Rezepturen der Tibetischen Medizin
Rezepturen zum Ausgleich der Körperenergie Lung (Wind), des Nervensystems, des Herzens und des Gemüts
ADLERHOLZ 8 (Agar 8)/DZATI 10 (Muskatnuss 10) – Variation
SOKZIN 10 (Srog ’zin 10) – Variation basierend auf Sokzin 11
DZATI-3-thang (Muskatnuss-3-Abkochung)
Variationen von SHIJE 6
Rezepturen zum Ausgleich der Körperenergie Tripa (Galle), bei allgemeinen Entzündungen und entzündlichen Prozessen in den Organen
SCHWARZER KAMPFER – Variation (basierend auf Garnag 10)
KHYUNGA – PANGTSI – 12 – Variation – Grippemittel
LIGUN 11
Rezepturen zum Ausgleich der Körperenergie Peken (Schleim) und bei Kältezuständen
Heilsubstanzen der Tibetischen Medizin
ACKER-HELLERKRAUT/TÄSCHELKRAUT
ADLERHOLZBAUM
AJANIA KARTHENSIS
AKELEI
AKELEI
ALANT, ECHTER
ALOE, ECHTE
ANGELIKA/ENGELWURZ
ARTISCHOCKE
BALDRIAN
BALSAMGURKE (BALSAMBIRNE)
BAMBUS
BEIFUSS
BERBERITZE
BITTER-OLEANDER/KURCHI
BOCKSHORNKLEE
BRECHNUSS
BRENNNESSEL
BROMBEERE/HIMBEERE
BRUNNEKRESSE
COLOMBOWURZEL
DRACHENKOPF, SIBIRISCHER
EHRENPREIS
EHRENPREIS, TIBETISCHER
EICHE
EISENHOLZ-BAUM/INDISCHE ROSSKASTANIE
EISENHUT
ENZIAN, gelber
ERDBEERE
ERDSTACHELNUSS
FAULBAUM, Amerikanischer (Cascara-Rinde)
FÄRBERRÖTE/KRAPP, INDISCHER
FÄRBERDISTEL/SAFLOR
FENCHEL
FINGERKRAUT
Potentilla venusta
GALANGAN/GEWÜRZLILIE
GALGANT, kleiner
GARTENBOHNE, GRÜNE
GARTENLATTICH
GÄNSEFINGERKRAUT
GELBPFLAUME (= BALSAMPFLAUME)
GEWÜRZNELKE
GRANATAPFEL
GUAJAKHOLZ-BAUM
HALIT
HAUHECHEL, DORNIGE
HIMALAYA-MOSCHUSROSE
HIMALAYA-ZYPRESSE
HOHLZAHN
HOPFENKLEE (GELBKLEE)/Schneckenklee
INGWER
INGWER, wilder
ISLÄNDISCH MOOS
JUCKBOHNE, SAMTIGE
KALZIT/Kalziumkarbonat/Kalzitasche
KALZIUMSULHPAT
KAMPFERBAUM
KARDAMOM, kleinerer (grüner)
KARDAMOM, größerer (schwarzer)
KAOLIN/Porzellanerde/Weißer Ton
KASSIE/SENNA
KATECHU-AKAZIE/GERBER-AKAZIE
KNOBLAUCH
KNOLLEN-KNÖTERICH
KOLABAUM
KONDURANGO
KOSTUSWURZEL/ALPENSCHARTE
KREUZKÜMMEL
LAPPENBLUME/„Gehörntes Kumin“
LATTICH
LILIENGEWÄCHS/FRITILLARIA-LILIE
LOTWURZ (GOLDTROPFEN)
LÖWENZAHN
MALVE, CHINESISCHE/QUIRLBLÄTTRIGE MALVE
MALVE, INDISCHE/SANDMALVE
MARMELOSFRUCHT/Bengalische Quitte
MONDSAME, HERZBLÄTTRIGER
MYROBALANENBAUM, Rispiger
MYROBALANENBAUM, Embelischer
MYROBALANENBAUM, Belerischer
MYRRHE, INDISCHE/INDISCHER BEDELLIUM-BAUM
NARDENÄHRE
NELKENPFEFFER/PIMENT
NIEMBAUM
OCKER, gelber
ORCHIDEE
PADDELKRABBE, ASIATISCHE/JAPANISCHE
PFEFFER, LANGER
PFEFFER, SCHWARZER
PFEFFERMINZE
PFEIFENWINDE
PICRORRHIZA KURROA
PTEROCEPHALUS HOOKERI/Pterocephalus sp.
RETTICH
RHABARBER
RHABARBER
RHABARBER
RHODODENDRON (ALPENROSE)
RINGELBLUME
ROHRZUCKER (ZUCKERROHR)/MELASSE
RÖHREN-KASSIE/GOLDREGEN
SANDDORN
SAFRANKROKUS
SALBAUM
SALBEI, Dreilappiger/Salbei
SALMIAK
SALOMONSSIEGEL
SALZ (KOCHSALZ)
SANDELHOLZBAUM, Weißer
SANDELHOLZBAUM, Roter
SAPHIRBEERE
SCHAFGARBE
SCHEINMOHN
SCHELLACK, ROTER
SCHWARZKÜMMEL
SEIDENWOLLBAUM, Roter/KAPOKBAUM, Asiatischer
SESAMUM INDICUM
SICHUANPFEFFER
SOMMERFLIEDER (SCHMETTERLINGSSTRAUCH)
SPARGEL
SPITZKIEL
SPITZWEGERICH
STEINBRECH
STEINFLECHTE (syn.: Körnige Blattflechte)
STEINSALZ
STEPHANIAWURZEL
STINKASANT
STORCHSCHNABEL
SÜSSGRAS
SÜSSHOLZ
TANNENWEDEL, GEMEINER
TARANT
TAUSENDGÜLDENKRAUT
VOGELKNÖTERICH
WACHOLDER
WASSERNABEL, NEPALESISCHER
WEIHRAUCHBAUM
WEINREBE
WUNDERBLUME
ZEDRACHBAUM/PATERNOSTERBAUM
ZIMTBAUM/INDISCHES LORBEERBLATT
ZIMTKASSIE
Indizes und Glossar
Index Heilsubstanzen Deutsch – Lateinisch – Tibetisch
Index Heilsubstanzen Lateinisch – Deutsch – Tibetisch
Index Heilsubstanzen Tibetisch – Deutsch – Lateinisch
Index Indikationen und Rezepturen
Allgemeiner Index
Glossar mit den wichtigsten verwendeten Fachbegriffen
Weiterführende deutschsprachige Literaturhinweise
Dank
Zum Autor
„Der Körper ist aus den Elementen zusammengesetzt. Alle Krankheiten werden durch die Elemente verursacht, und auch alle Heilmittel entsprechen dem Wesen der Elemente. Deshalb sind diese drei Komplexe (Körper, Krankheit, Heilmittel) essenziell miteinander verbunden und stehen aufgrund ihrer Natur in gegenseitiger Beziehung zueinander.“
(aus dem Abschließenden Tantra des Gyü-shi)
Mögen alle fühlenden Wesen sich ihrer innewohnenden, jederzeit frei zur Verfügung stehenden Heilenergie bewusst sein. Mögen sie diese geschickt und hilfreich einsetzen.
Das System der Tibetischen Medizin ist eine der ältesten Naturwissenschaften der Welt und unter der Bezeichnung Sowa Rigpa, der „Wissenschaft des Heilens“ bekannt. Bis in die heutige Zeit erfreut es sich weltweit großer Beliebtheit. Die Grundlagentexte der Tibetischen Medizin sind durch die buddhistischen Konzepte der Philosophie und Psychologie gekennzeichnet und legen den Schwerpunkt auf einen ganzheitlichen Ansatz, um geistige und körperliche Gesundheit zu erreichen.
Das reichhaltige Wissen über Sowa Rigpa wird von Generation zu Generation weitergegeben und ist heute in Tibet, Indien, Nepal, Ladakh, der Mongolei, Bhutan und Russland weit verbreitet. Mit der zunehmenden Popularität der Tibetischen Medizin und der wachsenden Zahl von Menschen, die sich für natürliche Heilweisen und Heilkräuter interessierten, wurden die Ärzte für Tibetische Medizin regelmäßig nach Europa, in die USA, nach Kanada, Japan und an viele Orte in Indien zu Konferenzen, Seminaren, Beratungen und Ausstellungen eingeladen.
Früher gab es viele Bücher über die tibetische Arzneimittellehre und die pflanzlichen Rezepturen. Jeder Meister hat hier seine wertvollen Erfahrungen eingebracht, um das Wissen über die Wirkungsweisen der Heilkräuter zu vertiefen und zu verstärken. Eines der bedeutendsten Nachschlagwerke über die Identifizierung, den Lebensraum, den Geschmack, die Eigenschaften und die Verwendung von Pflanzen basiert auf dem Text Shel-Phreng. Unter der Anleitung eines renommierten Arztes wurden die Studenten über die Eigenschaften, den Geschmack, den Wirkstoffgehalt, die Qualitäten, die Wirkungskraft und den natürlichen Lebensraum der Heilkräuter unterrichtet. Es ist sehr wichtig zu lernen, zu verstehen und zu üben, die Kräuter entsprechend den nachfolgenden sieben Gliedern anzuwenden: Verständnis des Wachstums der Pflanzen in ihrem natürlichen Lebensraum, Sammeln der Pflanzen zum richtigen Zeitpunkt, Entgiftung der Pflanzen, Methoden zum Trocknen der Substanzen, Verwendung der Pflanzen zum richtigen Zeitpunkt sowie ihr richtiges Abstimmen und die entsprechende Zusammenstellung. Es ist von essenzieller Bedeutung, dem traditionellen Weg zu folgen und beim Sammeln der Kräuter das Medizin-Buddha-Mantra zu rezitieren.
Thomas Dunkenberger veröffentlicht jetzt ein Buch über die tibetische Arzneimittellehre sowie über Rezepturen, Geschmäcker und Wirkungskräfte von einigen der tibetischen Heilpflanzen. Dieses Buch beruht auf dem Wissen von bedeutenden Meistern und wertvollen Lehrern seines eigenen, bereits verstorbenen Lehrers Dr. Trogawa Rinpoche, der das Chagpori Institut in Darjeeling (Indien) wieder aufbaute. Ich hoffe, dass dieses Buch den Lesern dabei hilft, die Tibetische Medizin zu verstehen, und dass es der weiteren Erforschung dienlich ist.
Mit den besten Wünschen und Tashi delek
Amchi Lobsang Tsultrim
Im November 2018
Die Traditionelle Tibetische Medizin (Sowa Rigpa) erfreut sich einer immer größer werdenden Beliebtheit. Sie zählt – neben der chinesischen Medizin und dem indischen Ayurveda – zu den drei großen naturheilkundlichen Traditionen Asiens und weist eine außerordentliche Komplexität in ihrem gesamten Aufbau und ihrer Methodik auf. Dies trifft nicht nur auf die vielschichtigen Darstellungen und Erläuterungen des stofflichen und feinstofflichen Körpers des Menschen in seiner gesunden und kranken Form (Physiologie/Pathologie) oder auf die detaillierten diagnostischen Verfahren sowie die äußeren therapeutischen Methoden zu, sondern insbesondere auch auf die Einordnungen, das Sammeln, den Einsatz der Heilsubstanzen und die Verarbeitung zu komplexen Rezepturen (Pharmakologie).
Dieses Buch versucht eine Brücke zu schlagen, um Leitlinien zum Einsatz dieses Anteils der tibetischen Naturheilkunde sowohl für den allgemein naturheilkundlich interessierten Leser als auch für den interessierten Therapeuten im Alltag und in der täglichen Praxis zu geben. Hierzu werden grundlegende Heilsubstanzen (Kräuter, Gewürze, Mineralien) und gängige Rezepturen sowie deren Variationen und ihre Anwendungsbereiche im Detail beschrieben. Viele der hier beschriebenen Rezepturen können von versierten Apotheken vermischt werden oder sind teilweise auch als Fertigpräparate erhältlich. Die Beschreibung der Einzelsubstanzen dient hierbei dem differenzierten Blick auf die jeweilige Heilsubstanz sowie auch dem täglichen Einsatz in der Küche als Gewürze und Tees. So gelten Gewürze in der Tibetischen Medizin als außerordentlich wirkkräftige Heilsubstanzen und können sowohl zur Vorbeugung als auch bei der Behandlung bereits bestehender Problematiken einfach und hilfreich eingesetzt bzw. kombiniert werden.
Um dem Leser die Aussprache zu erleichtern wurden die tibetischen Bezeichnungen der phonetischen deutschen Aussprache angepasst. In den meisten Fällen wurde in Klammern die Transliteration beigefügt.
Zur leichteren Orientierung können Sie die beiden nachfolgenden Tests ausfüllen. Der erste Test dient der generellen Bestimmung Ihres Konstitutionstypus. Der zweite Test dient (im Vergleich mit dem ersten Test) zur Bestimmung eines etwaigen Ungleichgewichtes bei einer der drei körperlichen Energien. Bei bestimmten Fragen sind Mehrfachnennungen möglich. Sie können sich z. B. sowohl an einem windigen als auch an einem heißen Ort aufhalten. Sie können auch gerne tanzen (3 Punkte) und gerne spazieren gehen (3 Punkte). Wenn sie sehr gerne tanzen (3 Punkte) und nur manchmal spazieren gehen (1 bis 2 Punkte), dann verteilen Sie die Punkte entsprechend.
Wenn Sie beide Tests ausgefüllt haben, rechnen Sie die Punktezahlen von Lung (Wind), Tripa (Galle) und Peken (Schleim) separat in den senkrechten Spalten zusammen; Test 1 und Test 2 sind ebenfalls separat zusammenzurechnen. Vergleichen Sie dann die beiden Testergebnisse. Es geht hierbei nicht um die Höhe der sich ergebenden Summe, sondern um das proportionale beziehungsweise prozentuale Verhältnis der beiden Tests. Treten größere Veränderungen im proportionalen Verhältnis der beiden Tests in den jeweiligen Körperenergien auf, so können Sie hieraus ersehen, welche Körperenergie sich im Laufe Ihres Lebens vermindert oder erhöht hat.
Gehen Sie bei der Punktevergabe folgendermaßen vor:
3 Punkte – bei sehr häufigem Auftreten bzw. voller Zustimmung
2 Punkte – bei häufigem Auftreten bzw. starker Zustimmung
1 Punkt – bei gelegentlichem Auftreten bzw. mäßiger Zustimmung
0 Punkte – bei keinerlei Auftreten bzw keiner Zustimmung
Test 1: Grundlegende Zugehörigkeit zu den körperlichen Energien
Die Körperenergie mit der höchsten Punktzahl entspricht der individuell vorherrschenden Konstitutionsenergie. Häufig sind dies zwei körperliche Energien in Kombination. Mischungen sind in jeder Form möglich. Dieser Test stellt nur eine grobe Übersicht dar.
Test 2: Eventuell bestehendes Ungleichgewicht der körperlichen Energien
Vergleichen Sie die proportionale Summe der beiden Tests. Hierdurch kann man feststellen, welche körperliche Energie sich im Laufe des Lebens erhöht oder vermindert hat.
In den tibetischen Philosophie- und Medizintexten wird detailliert beschrieben, wie das Universum aus den fünf grundlegenden Proto-Elementen Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde gebildet wird. Dies ist auch der Grund, warum alles, was innerhalb dieses Universums existiert, ebenfalls aus diesen fünf Elementen besteht – also auch die Menschen, die Tiere, die Pflanzen und die Mineralien. Bei den Elementen handelt es sich um zugrundeliegende dynamische Kräfte. Sie werden zwar auch in der äußeren Welt durch den Wind, die Erde, das Wasser usw. widergespiegelt, entsprechen diesen äußeren Manifestationen aber nicht in direkter Weise, sondern stellen viel weitreichendere energetische Grundfunktionen dar. So ist beispielsweise das Element Wasser einerseits zwar auch mit dem Wasser in Seen, Flüssen usw. verbunden, stellt aber im Zusammenhang mit der Lehre der fünf Elemente vor allem die dynamischen Kräfte und Eigenschaften der Kälte, der Schwere, des Anhaftens usw. dar. Diese den Elementen innewohnenden Eigenschaften werden später noch im Einzelnen beschrieben.
Die Tibetische Medizin ist eine Konstitutionslehre auf Basis der drei körperlichen Grundenergien Lung (Wind), Tripa (Galle) und Peken (Schleim). Jedes Individuum trägt eine unterschiedliche individuelle Mischung dieser drei grundlegenden Wirkprinzipien in sich, sodass sich im Prinzip insgesamt sieben verschiedene Konstitutionstypen bilden können. Solange sich diese „Waage mit insgesamt drei Waagschalen“ nicht zu stark in eine Richtung verändert, also ein starkes Übermaß oder ein starker Mangel von einer oder mehreren körperlichen Energien vorliegt, oder wenn es zu einer Erstarrung im Ausgleich von Ungleichgewichten der drei Körperenergien kommt, herrscht generell „Gesundheit“.
Ein Übermaß oder ein Mangel von einer oder mehreren Grundenergien oder die Erstarrung im ständig fließenden Gleichgewicht der drei körperlichen Grundenergien sorgt für Störungen im System, was sich zuerst in Störungen in Form von Symptomen oder dann letztlich als Krankheit zeigt. In der Tibetischen Medizin wird das Hauptaugenmerk allerdings mehr auf das Übermaß als auf den Mangel gelegt. Da die drei körperlichen Grundenergien ständig auf Emotionen, Gedanken, Wetterverhältnisse (Klima, Jahreszeiten), Tageszeiten, aufgenommene Nahrung und nicht-stoffliche Einflüssen (wie biorhythmisch-planetare Einflüsse der Gestirne und planetare Resonanzen, Erdverwerfungen, Elektrosmog, Wasseradern, Sonnenwinde usw.) reagieren müssen, besteht im gesunden Normalfall ein beständiges Fließgleichgewicht innerhalb der „drei Waagschalen“, welches immer wieder zum Ausgleich dieser Reize und letztlich zum individuellen Grundstatus zurückführt. Erst die ständige Überreizung einer oder mehrerer körperlicher Grundenergien über längere Zeit führt zu einer Überreizung des individuellen Gesamtsystems. Akut kann diese Überreizung zum Beispiel durch Vergiftungen, Traumata (durch Unfälle usw.) oder Schocks auftreten. Der Mensch ist also ein „offenes System“, das ständig auf den verschiedenen Ebenen Körper – Emotionen/Psyche – Geist Reize erfährt und diese entsprechend verarbeiten muss. Im Sinne der Tibetischen Medizin gibt es deshalb keine Trennung zwischen diesen Ebenen, sodass alle Ebenen sowohl prophylaktisch in der Lebensführung und der Ernährungsweise als auch therapeutisch bei der Behandlung von Erkrankungen gleichzeitig berücksichtigt werden.
Die drei grundlegenden körperlichen Energien sind in unterschiedlicher Weise mit den fünf Elementen verbunden. So werden dem Wirkprinzip Lung (Wind) die Elemente Raum und Luft zugeordnet, dem Wirkprinzip Tripa (Galle) das Element Feuer und dem Wirkprinzip Peken (Schleim) die Elemente Wasser und Erde. Da der Raum auch als grundlegender Raum für die Wirkungen aller Elemente dient, ist er bei allen körperlichen Energien bis zu einem gewissen Grad vorhanden.
Jedes Element weist charakteristische Eigenschaften auf: Der Raum durchdringt alles und gibt Raum zur Entfaltung der Aktivitäten der anderen Elemente. Die Luft sorgt für Bewegung, Wachstum, Inspiration und Kreativität. Das Feuer weist viel Energie und Hitze auf und sorgt für Reifung und Leidenschaftlichkeit. Die Erde wird mit Festigkeit, Stabilität und Realismus verbunden und bildet die Basis. Das Element Wasser wird mit Haftung, Anziehungskraft, Passivität, Kälte, Empfangsbereitschaft und Ruhe assoziiert.
Da die drei körperlichen Grundenergien Lung, Tripa und Peken mit den fünf Elementen verknüpft sind, weisen sie ebenfalls entsprechende Eigenschaften auf:
- Lung (Wind) wird mit allen dynamischen Aspekten in Verbindung gebracht und ist kühl, beweglich, subtil (fein), leicht, rau und hart (fest).
- Tripa (Galle) wird mit dem Hitzeprinzip in Verbindung gebracht und ist heiß, beißend scharf, leicht, ölig, schnell (agierend), (etwas) abführend, flüssig und schlecht riechend.
- Peken (Schleim) wird mit den Stabilitäts- und Flüssigkeitsaspekten in Verbindung gebracht und ist kühl, schwer, stumpf, ölig, sanft, glatt, statisch, haftend-klebrig, fest (stabil) und langsam.
Die Tibetische Medizin beschreibt 72000 bzw. 84000 mögliche Störungen, die grundsätzlich auftreten könnten. Alle diese Störungen werden in 404 Haupterkrankungen eingeteilt, wobei man hier vier Gruppen von jeweils 101 Erkrankungen unterscheidet. Anhand der Wirkkräfte (die weiter unten in diesem Kapitel näher beschrieben werden) kann man sämtliche Erkrankungen in die Kategorien heiß und kalt oder einer Kombination aus beiden klassifizieren. Alle Substanzen (Kräuter, Mineralien, Nahrungsmittel generell) sowie alle therapeutischen Maßnahmen können ebenfalls in die Kategorien heiß und kalt eingeteilt werden. Da die Tibetische Naturheilkunde grundsätzlich mit dem Prinzip des Heilens durch Gegensätzlichkeit arbeitet, werden kalte Störungen mit Wärme behandelt und heiße Störungen mit Kälte. Bei gemischten Störungen kann man nur über eine differentialdiagnostische Betrachtung Klarheit über die genaue Vorgehensweise erlangen, sinnvollerweise wird die Behandlung aber durch eine Kombination von Kälte und Wärme in unterschiedlicher Ausprägung und eventuell in unterschiedlichem Zeitablauf erfolgen. Viele Rezepturen nehmen auf diese gemischten Zustände Rücksicht und sind so aufgebaut, dass sie zum Beispiel zwar primär eine heiße Erkrankung behandeln, aber sekundär gleichzeitig dafür sorgen, dass beispielsweise das Verdauungsfeuer (siehe weiter unten) optimiert wird oder primär eine kalte Erkrankung behandelt wird und gleichzeitig sekundär dafür gesorgt wird, dass die Hitze nicht zu stark ansteigt.
Entsprechend dieser Grundaspekte ist Lung vor allem für das Nervensystem und alle mit Dynamik und Bewegung verbundenen Aspekte zuständig, wie Atmung, Peristaltik, Druckverhältnisse, Blutdruck; Tripa ist vor allem für die Thermodynamik und die Verdauungs- und Ernährungsaspekte zuständig – also für die Bereitstellung von Wärme sowie die Aufbereitung und Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung. Peken ist für die Körperflüssigkeiten, die „Schmierung“ des Körpers und der Gelenke sowie für die Muskelmasse, die Elastizität und die Sanftheit (Beweglichkeit) zuständig.
Vom Körpertypus her ist der klassische Lung-Typus schlank, eher hochgewachsen oder auch klein, weist eine feine Körpergliederung, feine und kühle Haut sowie eine feine und eher hohe Stimmlage auf. Beim typischen Tripa-Typus findet man einen athletischen und muskulösen Menschen von mittlerer Körpergröße, warmer bis heißer Haut mit Pigmentflecken und klarer sowie kräftiger Stimme. Der typische Peken-Typus hat einen massigen Körper sowie einen eher gedrungenen und kräftigen Körperbau. Die Haut ist hier eher kühl und die Stimme tief und tönend.
Die emotionalen und geistigen Aspekte von Lung werden im positiven Sinne mit geistiger Wachheit, schneller Auffassungsgabe, künstlerischen Interessen, einer Neigung zum Tanzen und Lachen sowie generell zu Bewegung, zu Ideenreichtum, unkonventionellem Denken und Handeln, Gesprächsfreude, Feingefühl, Schnelligkeit, einer Betonung des Immateriellen sowie generell einer leichten und unbeschwerten Art in Verbindung gebracht. Im gestörten Zustand können sich hieraus Unruhe, Nervosität, Gereiztheit sowie im körperlichen Bereich Symptome wie Nervenschwäche, Schlaflosigkeit, Zittern und Zuckungen, Herzprobleme, Tinnitus, Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, Bluthochdruck o. ä. entwickeln. Der negative emotionale Aspekt von Lung wird mit einem ständigen Habenwollen, einer übersteigerten Form des Wünschens und im Extremfall mit einer Neigung zu gierigem Denken und Verhalten verbunden.
Die emotionalen und geistigen Aspekte von Tripa sind im positiven Sinne mit starker Motivation, Zielstrebigkeit, hoher Energie, Tatenreichtum und Freude an Bewegung und Wettkampf (Sport), Durchsetzungskraft und starkem Glaube an sich selbst assoziiert. Im gestörten Zustand kann hier eine Neigung zu Ungeduld und Gereiztheit, ein Verlust der Selbstkontrolle und des Feingefühls, übermäßiger Egoismus, „Unter-Dampf-Stehen“ und generell eine zu starke Dominanz auftreten. Der negative emotionale Aspekt ist also mit Aggressivität und Zorn verbunden. Die körperlichen Probleme, die sich hieraus ergeben können, sind zum Beispiel alle Formen von Entzündungen, starkes Schwitzen, bitterer oder saurer Geschmack im Mund, Hautprobleme sowie stechende Kopfschmerzen.
Die emotionalen und geistigen Aspekte von Peken sind im positiven Sinne mit Geduld, sachlich fundierter Gedankenstruktur, Verlässlichkeit und Zufriedenheit verbunden. Im gestörten Zustand können sich hieraus Trägheit, Langsamkeit, Faulheit, zu starke Betonung des Materiellen und Schwerfälligkeit entwickeln. Der negative emotionale Aspekt ist hier mit Ignoranz, Nicht-Wissen-Wollen, Nicht-Hören-Wollen und Nicht-Sehen-Wollen verbunden. Körperlich äußert sich dies etwa durch ein allgemeines Kälte- und/oder Schweregefühl des Körpers, die Bildung von Schleim (z. B. in den Lungen oder im Magen), Aufblähung des Bauchraumes, Völlegefühl, Schläfrigkeit, Vergesslichkeit, langsame Reaktionen und Verstopfung.
Neben der „feinstofflichen Nahrung“ durch die Ausrichtung des Geistes sowie über die Atmung wird der Körper auch durch die aufgenommene Nahrung und der hieraus geformten sieben körperlichen Bestandteile gebildet. Hierbei wird die aufgenommene Nahrung zu immer feineren Stoffen verarbeitet und die verschiedenen Körpergewebe werden hierdurch gebildet. Zuerst wird die Nahrung zu Nahrungsessenz verfeinert, diese wird zu Blut verfeinert, das Blut zu Muskulatur, die Muskulatur zu Fettgewebe und Knorpel, diese im weiteren Verlauf zu Knochen, dann zu Knochenmark, und am Ende des körperlichen Verfeinerungsprozesses stehen die regenerativen Flüssigkeiten bzw. Lebensessenzen (Eizelle/Samen). Auch diese Lebensessenzen werden nochmals zu „Quintessenzen“ weiter verfeinert und über verschiedene Kanäle im Körper verteilt. Auf der körperlichen Ebene stellen diese regenerativen Flüssigkeiten die feinsten Essenzen dar, doch in bestimmten Meditationspraktiken stellen sie die unterste Stufe der Essenzen dar, die nochmals weiter verfeinert und in entsprechende Kanäle und Energiezentren geleitet werden. Ohne eine optimal funktionierende Verdauung kann es also zu Störungen in der Bildung der verschiedenen Ebenen der Körpergewebe und folglich auch zu entsprechenden Symptomen bzw. Erkrankungen kommen. Üblicherweise dauert der gesamte Umwandlungsprozess sechs bis sieben Tage. Es gibt Substanzen wie z. B. Gifte, die diesen Verfeinerungsprozess extrem verzögern können; andere Substanzen, etwa bestimmte Nahrungsmittel, können diesen Prozess wiederum innerhalb weniger Stunden durchlaufen. Auch die meisten Rezepturen der Tibetischen Medizin sind so abgestimmt, dass sie den gesamten Verdauungsprozess bis hin zur Lebensessenz innerhalb von maximal 24 Stunden durchlaufen.
Ein essenzielles Prinzip innerhalb der Tibetischen Medizin ist die sogenannte Verdauungshitze, die auch als Verdauungsfeuer bezeichnet wird. Diese metabolische Hitze ist die Basis für die gesamte thermische Regulation des Körpers sowie für den eigentlichen Verdauungsprozess und die Bildung der oben beschriebenen körperlichen Bestandteile. Während die Gesamtverdauung eine harmonische Kombination aller drei körperlichen Energien voraussetzt, handelt es sich bei der Verdauungshitze um die „verdauende Galle“, einer Unterform der körperlichen Grundenergie Tripa (Galle). Wenn sich die Verdauungshitze in einem schwachen Zustand befindet, wird ein großer Teil der Nahrung unverdaut wieder ausgeschieden oder die körperlichen Bestandteile werden verunreinigt und sorgen in der Folge für Störungen oder Krankheiten. Es können auch Mangelsymptome aufgrund der ungenügenden Aufnahme von Nährstoffen auftreten. Im umgekehrten Fall einer überaktiven Verdauungshitze können sich ebenfalls Mangelsymptome einstellen, da es hier zu Symptomen wie zum Beispiel Durchfall kommt. Durch die übermäßige Hitze werden die körperlichen Bestandteile verbrannt und der Körper wird auf Dauer ausgezehrt. Die Aufrechterhaltung und Harmonisierung des Verdauungsfeuers ist ein fundamentales Prinzip in der tibetischen Naturheilkunde. Sie ist die Voraussetzung für ein gesundes und langes Leben.
Gemäß des grundlegenden Medizinwerks Gyü-shi („Nektar der Unsterblichkeit – Herzessenz der geheimen mündlichen Unterweisung der acht Zweige der Wissenschaft des Heilens“) gibt es nichts, was nicht aus den fünf Proto-Elementen Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde besteht. Im Abschließenden Tantra (dem vierten Teil des Gyü-shi) heißt es: „Der Körper ist aus den Elementen zusammengesetzt. Alle Krankheiten werden durch die Elemente verursacht, und auch alle Heilmittel entsprechen dem Wesen der Elemente. Deshalb sind diese drei Komplexe (Körper, Krankheiten und Heilmittel) essenziell miteinander verbunden und stehen aufgrund ihrer Natur in gegenseitiger Beziehung zueinander.“ Kumara Jivaka, der Leibarzt des Buddha Shakyamuni, sandte einst seine Schüler aus, um ihm Substanzen zu bringen, die keine Heilwirkung aufweisen. Am Ende des Tages waren alle seine Schüler – außer einem – zurückgekehrt und hatten ihm die ein oder andere Pflanze oder Substanz mitgebracht. Nur ein Schüler kam erst einige Tage später zurück, um Jivaka die Antwort zu bringen, auf die er wartete: „Ich konnte nichts finden, was nicht als Medizin anzuwenden wäre.“
Das Gyü-shi beschreibt dies folgendermaßen: „Durch die Darstellung der Elemente und ihrer Kombinationen wird klar, dass es auf dieser Erde nichts gibt – ob natürlich vorkommend oder vermischt -, was nicht Medizin wäre.“ Die tibetische Pharmakologie basiert auf der Lehre der fünf Elemente und der ihnen innewohnenden Wirkkräfte.
Man unterscheidet in der Tibetischen Medizin die sechs Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, bitter, scharf und zusammenziehend (herb, beißend). Jeder Geschmack ist aus zwei unterschiedlichen Elementen zusammengesetzt, und so kann man anhand des Geschmacks die Elementeverteilung innerhalb einer Substanz (Pflanze, Mineral usw.) feststellen:
- der süße Geschmack wird von den Elementen Erde und Wasser gebildet
- sauer wird durch Erde und Feuer gebildet
- salzig wird durch Feuer und Wasser gebildet
- bitter wird durch Wasser und Luft gebildet
- scharf wird durch Feuer und Luft gebildet
- zusammenziehend (herb/beißend) wird durch Erde und Luft gebildet
Da jedes Element charakteristische Wirkkräfte aufweist, kann man über den Geschmack auf die Wirkung einer Substanz schließen. Das Element Erde hat die charakteristischen Wirkkräfte schwer, fest, stumpf, glatt, ölig (schmierig-fettig) und trocken. Die Aufgabe dieses Elementes ist es, für die Entwicklung, die Bildung und die Festigkeit des Körpers zu sorgen. Das Element Wasser hat die charakteristischen Wirkkräfte flüssig, kühl, schwer, stumpf, ölig und geschmeidig (= biegsam). Die Aufgabe des Elementes Wasser ist es, den Körper zu festigen und ihn geschmeidig zu halten. Das Element Feuer hat die charakteristischen Wirkkräfte heiß, scharf, rau, leicht, trocken, ölig und beweglich. Es ist für die Reifung der körperlichen Bestandteile und für die gesamte Thermodynamik des Körpers zuständig. Das Element Luft weist die charakteristischen Wirkkräfte leicht, beweglich, kalt, rau, absorbierend, nicht-ölig und trocken auf. Es hat die Aufgabe, den Körper zu gliedern und die Nährstoffe und Abfallstoffe im Körper zu verteilen. Das Element Raum hat keine charakteristischen Eigenschaften. Es durchdringt alles und bietet den Raum zur Entfaltung der Aktivitäten aller anderen Elemente.
Die fünf Elemente stehen mit den allgemeinen Körpergeweben und Körperteilen sowie den fünf Sinnesorganen in folgender Verbindung:
- das Element Erde mit dem Muskelgewebe, den Knochen, der Nase und dem Geruchssinn
- das Element Wasser mit dem Blut, den Körpersäften, der Zunge und dem Geschmackssinn
- das Element Feuer mit der Körpertemperatur, dem Teint der Haut, den Augen und dem Sehen
- das Element Luft mit der Atmung, der Haut und dem Tastsinn, und
- das Element Raum mit den Körperhöhlen, den Ohren und dem Gehör
Generell weisen die Elemente Luft und Feuer eine nach oben gerichtete Wirkungsweise und die Elemente Erde und Wasser eine nach unten gerichtete Wirkungsrichtung auf. Durch diese einfache Einteilung kann man ersehen, in welcher Art und Weise Heilsubstanzen die drei körperlichen Energien beeinflussen:
- Im Allgemeinen kuriert das Element Erde eine übermäßige Ansammlung der körperlichen Energie Lung und sekundär Tripa; gleichzeitig verstärkt das Element Erde Peken.
- Das Element Wasser kuriert eine übermäßige Ansammlung der Körperenergie Tripa und verstärkt die Ansammlung von Peken.
- Das Element Feuer kuriert ein Übermaß der Körperenergie Peken und verstärkt die Ansammlung von Tripa.
- Das Element Luft kuriert Erkrankungen der Körperenergie Peken und sekundär Tripa, wobei eine übermäßige Gabe von Luft sowohl die Kälte von Peken als auch das Feuer von Tripa verstärken kann.
Das bedeutet für die Geschmacksrichtungen, dass
- der süße Geschmack Peken verstärkt und Lung ebenso wie Tripa vermindert
- der saure Geschmack Tripa verstärkt und Lung ebenso wie Peken vermindert
- der salzige Geschmack Tripa verstärkt und Lung ebenso wie Peken vermindert
- der bittere Geschmack Lung und sekundär Peken verstärkt und Tripa vermindert
- der scharfe Geschmack Tripa verstärkt und Peken (Schleim) vermindert, und
- der zusammenziehende Geschmack Lung und Peken verstärkt und Tripa vermindert
Während des Verdauungsprozesses erfahren alle Substanzen eine deutliche Veränderung. Hierdurch verändert sich auch der „Geschmack“, also die Zusammensetzung der Elemente. Diese Veränderung geschieht auch während des gesamten siebenstufigen Prozesses der Bildung und Sublimierung der körperlichen Bestandteile. Die Geschmacksrichtungen nach der Verdauungsphase werden als post-digestive Geschmäcker bzw. Nach-Verdauungs-Geschmacksrichtungen bezeichnet:
- die Geschmacksrichtungen süß und salzig werden nach der Verdauung zu süß und kurieren ein Übermaß von Lung und Tripa
- die Geschmacksrichtung sauer bleibt sauer und kuriert ein Übermaß von Lung und Peken
- die Geschmacksrichtungen salzig, bitter und zusammenziehend werden zu bitter und kurieren ein Übermaß von Tripa und Peken.
Für die tägliche Nahrungseinnahme ist diese Einteilung zu vernachlässigen. Bei der Behandlung von Krankheiten und der Erstellung von Rezepturen kann sie jedoch durchaus von Bedeutung sein, da man den post-digestiven Geschmack ausgleichend und ergänzend dafür heranziehen kann. Das Holzsalz, eine aus Holz gewonnene Salzsorte, wird zwar als „heiß“ in der Wirkkraft und „salzig“ im Geschmack klassifiziert, jedoch ist der post-digestive Geschmack „süß“. Hierdurch kann man diese erhitzende Substanz in geringem Maße auch bei bestimmten Tripa-Krankheiten einsetzen (Holzsalz, tib.: tsche-mjang-tschwa [lce myang tshva] wird aus dem Ast eines Baumes gewonnen der in heißen Gegenden wächst und hat einen rötlichen Schimmer).
Wie bereits beschrieben, weisen alle Elemente charakteristische Eigenschaften bzw. Wirkkräfte auf. Man unterscheidet insgesamt acht grundsätzliche (also primäre) Wirkkräfte:
- schwer
- ölig
- kühl
- stumpf
- leicht
- rau
- heiß
- scharf (schneidend)
Die drei körperlichen Energien Lung, Tripa und Peken werden durch Wirkkräfte mit gleichen Eigenschaften vermehrt und durch Wirkkräfte mit entgegengesetzten Eigenschaften vermindert:
- die ersten beiden Wirkkräfte schwer und ölig vermindern ein Übermaß von Lung
- die nächsten beiden Wirkkräfte kühl und stumpf vermindern ein Übermaß von Tripa
- die letzten vier Wirkkräfte leicht, rau, heiß und scharf vermindern ein Übermaß von Peken
- Lung wird durch leicht, rau, kühl vermehrt
- Tripa wird durch heiß, scharf, ölig vermehrt
- Peken wird durch schwer, ölig, kühl, stumpf vermehrt
Die Wirkkräfte beziehen sich sowohl auf die direkte substanzielle Wirkung als auch eine ergebnisorientierte Wirkung. So kann „heiß“ sowohl physikalische Hitze (z. B. heißes Wasser) als auch „erhitzend“, also die Reifung fördernd, im weiteren Verlauf der Verdauung usw. bedeuten; „stumpf“ kann sowohl den Zustand als auch eine „abstumpfende“ und damit schmerzstillende Wirkung bezeichnen; „ölig“ bedeutet sowohl einen öligen Inhalt einer Substanz als auch eine ölige „schmierende“ Wirkung im Gewebe. Die Wirkkraft „scharf“ kann z. B. bedeuten, dass sie scharfen Geschmack hat und/oder zerschneidend auf Gewebe wirkt (z. B. auf Tumoren). Die Wirkkräfte können auf allen Ebenen der drei körperlichen Energien Lung, Tripa und Peken angewendet werden. „Heiß“ kann in diesem Zusammenhang zornig, dominant oder leidenschaftlich bedeuten; „kalt“ kann bedeuten, dass eventuell Schwierigkeiten im Ausdruck von Gefühlen bestehen, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Die acht primären Wirkkräfte werden in vier komplementäre Paare eingeteilt:
- heiß und kühl
- schwer und leicht
- ölig und rau
- stumpf und scharf
Die sechs Geschmacksrichtungen werden den Wirkkräften in folgender Weise zugeordnet:
Die acht primären Wirkkräfte stellen die Essenz der insgesamt siebzehn Sekundärqualitäten (sekundäre Wirkkräfte) dar, d. h. bei der Auflistung der sekundären Wirkkräfte kommen noch neun weitere Qualitäten (Wirkkräfte) hinzu. Während sich die primären Wirkkräfte bei der Verarbeitung, der Vermischung mit anderen Substanzen, oder beim Verdauungsprozeß nicht verändern, können die sekundären Wirkkräfte während dieser Prozesse Veränderungen erfahren. Man unterscheidet bei einer Substanz jeweils den Grad an:
- Glätte
- Schwere
- Wärme
- Öligkeit