Heimatkinder 7 – Heimatroman - Verena Kersten - E-Book

Heimatkinder 7 – Heimatroman E-Book

Verena Kersten

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Beschreibung

Die Heimatkinder verkörpern einen neuen Romantypus, der seinesgleichen sucht. Zugleich Liebesroman, Heimatroman, Familienroman – geschildert auf eine bezaubernde, herzerfrischende Weise, wie wir alle sie schon immer ersehnt haben. Das Obstgut Steinwerder reichte bis an das Ufer des Bodensees. Von dem heimeligen weißgetünchten Gutshaus mit den grünen Fensterläden und dem roten Ziegeldach konnte man über das glitzernde Wasser bis auf das jenseitige Ufer sehen. Nur hatten die Besitzer von Steinwerder selten Zeit, diesen Blick zu genießen. Stefan Werder und seine Frau Juliane schafften den ganzen Tag, und Stefans Vater Alwin Werder packte trotz seiner siebzig Jahre noch kräftig mit zu. Es machte ihm viel Freude, in seinem Alter in einer glücklichen Familie leben zu können. Seine große Liebe galt dem fünfjährigen Enkel Andreas, den sie liebevoll Andy riefen.

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Heimatkinder –7–

Der kleine Junge von Gut Steinwerder

… erlebt mit seinen Freunden eine aufregende Zeit

Roman von Verena Kersten

Das Obstgut Steinwerder reichte bis an das Ufer des Bodensees. Von dem heimeligen weißgetünchten Gutshaus mit den grünen Fensterläden und dem roten Ziegeldach konnte man über das glitzernde Wasser bis auf das jenseitige Ufer sehen. Nur hatten die Besitzer von Steinwerder selten Zeit, diesen Blick zu genießen. Stefan Werder und seine Frau Juliane schafften den ganzen Tag, und Stefans Vater Alwin Werder packte trotz seiner siebzig Jahre noch kräftig mit zu. Es machte ihm viel Freude, in seinem Alter in einer glücklichen Familie leben zu können. Seine große Liebe galt dem fünfjährigen Enkel Andreas, den sie liebevoll Andy riefen.

An diesem Sommertag aber ging der alte Herr sehr nachdenklich durch die Reihen der Bäume, die alle schon reifende Früchte trugen. Er hatte einen Brief bekommen, der ihm nicht aus dem Sinn ging. Die Vergangenheit war in ihm erwacht, als er sich mit jungen Jahren seine Sporen als Eleve und später als junger Verwalter im Schwarzwald auf Gut Tiefental verdient hatte.

Als er am Ufer des Sees stand, holte er den Brief aus seiner Jackentasche. Doch er kam nicht dazu, ihn wieder zu lesen, hinter ihm knackte es im Gebüsch, dann erklang eine helle Jungenstimme: »Bum, bum, bum!«

Alwin Werder drehte sich um, lachte, schüttelte aber den Kopf, als er den Knirps sah, der ein Spielzeuggewehr auf ihn richtete und ein so entschlossenes Gesicht machte, als könnte er wirklich jeden Augenblick abdrücken. Es war sein Enkel Andy, ein braungelockter Junge mit einem runden, frischen Gesicht und wachen dunklen Augen.

»Lass das, Andy«, sagte der Großvater. »Du weißt, dass ich das nicht mag. Man richtet nicht eine Waffe auf einen Menschen. Krieg zu spielen, das passt nicht zu uns.«

Der Junge ließ das Gewehr sinken und zog einen Schmollmund. »Wozu hat mir denn Tante Lisa das Gewehr geschenkt?«, fragte er.

»Ja, eben, wozu?« Der alte Herr strich sich über das weiße Haar. »Weil Tante Lisa immer so unsinnige Geschenke einfallen. Junge, ich habe zwei schreckliche Kriege erlebt, seitdem bin ich dagegen, dass auch nur mit Waffen gespielt wird.«

»Aber, Großvater, es ist doch nur ein Holzgewehr«, muckte Andy noch einmal auf.

»Ja, nur.« Leise setzte Alwin Werder hinzu. »Wehret den Anfängen.« Dann fuhr er Andy mit der Hand durchs Haar. »Hol lieber dein neues Fahrrad …«

Andy unterbrach ihn. »Aber das hat doch hinten zwei Räder. Ein solches wollte ich nicht haben, sondern eines wie Vati und Mutti es haben.«

»Das kommt auch noch, mein Junge, du musst nur etwas warten. Jetzt ist es für dich sicherer, du fährst noch mit dem Kinderrad. Also los, hole es und radle munter drauflos. Wege haben wir genug.«

»Ja, gut«, meinte Andy. »Vielleicht radeln Peter und Hans mit mir um die Wette.« Sein Gesicht rötete sich vor Eifer. »Du wirst sehen, Großvater, die besiege ich, auch wenn sie größer sind als ich.«

Alwin Werder lachte schallend. Jemanden zu besiegen, das spielte bei dem Gernegroß zurzeit eine wichtige Rolle.

Schon lief er davon. Aber plötzlich kehrte er wieder um. Was ihm jetzt nur eingefallen war?

»Großvater, zuerst musst du mir noch die Geschichte von unserem Bodensee erzählen.«

»Aber, Andy, die kennst du doch schon.«

»Nicht mehr genau, Großvater, und ich will sie doch Peter und Hans erzählen, die kennen die Geschichte bestimmt noch nicht und werden staunen, was ich alles weiß. Das mit der Träne habe ich vergessen, ich muss es aber ganz genau wissen, damit ich nicht schwindle.«

Alwin Werder legte den Arm um die Schultern seines Enkels. »Also noch einmal, und ganz genau. Das war so: Als der liebe Gott sich darüber freute, wie gut ihm die Schöpfung gelungen war, auch unsere Mutter Erde, da weinte er eine Freudenträne und …«

»Das wurde unser Bodensee«, schrie Andy. »Nun weiß ich es wieder ganz genau. Jetzt gehe ich radeln, und meine Freunde werden sich wundern, was ich wieder weiß.« Schon flitzte Andy davon, das kleine Holzgewehr wie ein lästiges Übel in der Hand.

Alwin Werder blieb nicht so lange allein, wie er es gern gewollt hätte. Hufschlag erklang, dann tauchte sein Sohn Stefan auf, ein großgewachsener, schlanker Mann mit dunklem Haar. Er machte genauso wie seine Frau gern die weiten Wege durch das Obstgut zu Pferde. Nun saß er ab.

»Du bist mal untätig, Vater?«, fragte der Sechsunddreißigjährige. »Das freut mich, weil Juliane und ich uns oft Sorgen darüber machen, dass du dir täglich zu viel vornimmst.«

»Ach was, Sorgen«, sagte Alwin Werder. »Mir tut die Arbeit gut. Wer hat schon das Glück wie ich, noch immer etwas helfen zu können? Aber heute bin ich ins Grübeln geraten. Ich muss dir den Grund dazu erzählen, wenn du ein Weilchen Zeit hast.«

»Für dich immer, Vater. Also, was ist los?«

»Ich habe einen Brief von einem alten Freund bekommen, der mich sehr beunruhigt. Du weißt doch, dass ich in jungen Jahren auf Gut Tiefental im Schwarzwald gearbeitet habe. Dort lernte ich auch deine Mutter kennen. Wir sind später noch ab und zu auf dem Gut gewesen, aber seit deine Mutter gestorben ist, scheute ich die Erinnerungen. Nun aber habe ich plötzlich wieder von Tiefental gehört und von seiner inzwischen alten Besitzerin Laura von Bruck.«

»Und was beunruhigt dich daran so?«, fragte Stefan Werder.

»Dass Tiefental unter den Hammer kommen soll. Mein Gott, Stefan, dieser herrliche Besitz. Solch ein Unglück überlebt Laura von Bruck bestimmt nicht. Sie war damals jung verheiratet, als ich auf Tiefental arbeitete. Nie gab es zwischen uns das Verhältnis Herrin und Angestellter. Ja, ich kann behaupten, dass wir befreundet waren.«

»Aber wieso steht es auf einmal so schlecht um Tiefental, Vater?«

Jetzt sah das Gesicht des alten Herrn vollkommen vergrämt aus. »Das ist es ja, was ich nicht verstehen kann. Mein Freund schreibt, dass Laura von Bruck an dem Ruin des Gutes selbst schuld ist. Nach dem Tod ihres Mannes soll sie sich die meiste Zeit auf Rennplätzen umhergetrieben und gewettet haben.« Er schüttelte wieder den Kopf. »Ist es wirklich so, dass Alter nicht vor Torheit schützt? Diese gescheite Frau soll nicht erkannt haben, dass sie beim Wetten nur immer wieder Geld verlieren muss? Ich kann mir das nicht vorstellen. Was wird jetzt nur aus ihr werden, wenn sie Tiefental verlassen muss?«

»Kann ihr denn niemand helfen, Vater?«

»Anscheinend hat sie niemanden, der ihr unter die Arme greift. Aber das kennt man ja – Freunde in der Not, gehen tausend auf ein Lot.«

»Und du, Vater, kannst du Frau von Bruck nicht helfen?«, fragte Stefan.

»Wie? Ich habe dir alles übergeben, Stefan. Was ich als mein Privatvermögen zurückbehalten habe, reicht bei Weitem nicht aus, um so ein stattliches Gut, wie es Tiefental ist, zu retten. Nein, mir sind die Hände gebunden.«

»Aber jetzt solltest du Frau von Bruck besuchen, Vater. Wenn sie doch sonst niemanden hat, der ihr beisteht. Vielleicht würde sie sich freuen, dass du kommst, auch wenn du ihr nicht entscheidend helfen kannst.«

Diese Worte Stefans gingen dem alten Herren nicht mehr aus dem Sinn. Er dachte darüber noch am Abend nach. Und während der ganzen Nacht fand er keine Ruhe. Am Morgen sprach er mit seiner Schwiegertochter Juliane, weil er auf ihren Rat stets großen Wert legte. Sie war eine zwar erst dreißigjährige, aber sehr lebenstüchtige Frau.

Als auch sie ihm riet, zu Laura von Bruck zu fahren, holte er seinen Wagen aus der Garage, und fuhr in den Schwarzwald.

*

Vor St. Blasien bog Alwin Werder ab. Es war nun ein vertrauter Weg zum Gut Tiefental, und er fuhr etwas schneller, als er vorgehabt hatte.

Vor der Gutseinfahrt stieg er aus und ging zu Fuß auf das Herrenhaus zu. Es war ein stattliches Gebäude, umgeben von den geduckten Wirtschaftshäusern und Ställen.

Ja, Tiefental war eines der schönsten Güter im weiten Umkreis. Eine Schande, dass Laura von Bruck es verlassen musste. Es war immer nur im Besitz ihrer Familie gewesen. So viel Unsinn konnte diese Frau doch gar nicht gemacht haben, dass sie nun so schwer bestraft wurde.

Das waren Alwin Werders Gedanken, und sie gaben ihm den Mut, in das Herrenhaus zu gehen.

Ein junges Mädchen öffnete ihm die Tür und sah ihn misstrauisch an. Als er seinen Namen nannte, fragte es: »Kommen Sie von Herrn Matausch?«

»Von wem? Von Herrn Matausch?«, fragte Alwin Werder. »Ich kenne niemanden, der so heißt.«

Das Mädchen schien aufzuatmen.

»Ich war vor vielen Jahren Verwalter auf Tiefental und möchte die gnädige Frau heute gern besuchen. Wird sie für mich zu sprechen sein?«, fragte der alte Herr etwas aufgeregt.

»Bitte, warten Sie in der Diele hier, ich sage Frau von Bruck Bescheid.« Das Mädchen ging die Treppe hinauf.

Der Besucher sah sich um. Hier war alles noch unverändert. Damals, als Laura geheiratet hatte, war das Herrenhaus gründlich renoviert worden. Wieder dachte er: Das ist lange her.

Er musste sich längere Zeit gedulden, aber er hörte flüsternde Stimmen im ersten Stock. Wagte sich die Hausherrin nicht in die Diele hinunter? Und warum hatte das Mädchen gefragt, ob er von Herrn Matausch komme? Dieser Mann schien hier nicht sehr beliebt zu sein.

Nun tauchte Laura von Bruck doch auf der Treppe auf. Sie war eine kleine, noch immer schlanke Frau. Das ehemals braune Haar war schneeweiß. Es kleidete sie gut. Jetzt lächelte sie und kam schneller die Treppe hinunter.

»Alwin, Sie sind es wirklich«, sagte sie und streckte die Hand aus. »Darf ich Sie noch so einfach beim Vornamen nennen, wie wir es früher taten?«

»Warum nicht, gnädige Frau?«

»Nun lassen Sie auch die ›gnädige Frau‹, Alwin, Sie kennen ja meinen Vornamen und haben mich in jungen Jahren so angesprochen. Bitte, kommen Sie mit mir.« Die alte Dame öffnete die Tür eines Zimmers. Als ihr Alwin Werder gefolgt war, rief sie zurück: »Grete, Sie wissen ja, dass ich nicht zu Hause bin. Wenn es wieder läuten sollte, öffnen Sie nicht so leichtfertig die Haustür wie eben.«

Der Besucher setzte sich, als ihm Laura von Bruck Platz angeboten hatte. Sie ließ sich in einen Sessel gegenüber sinken.

»Waren Sie zufällig in der Nähe Tiefentals?«, fragte sie.

»Eigentlich nicht, Laura. Ich bin eigens hierhergekommen, weil ich hörte, dass Sie große Sorgen haben.«

Laura von Bruck sah ihn verblüfft an. »Das ist doch nicht möglich, Alwin. Deshalb sind Sie gekommen? Danke. Das gibt mir wieder etwas Lebensmut. Seit Wochen warte ich vergeblich, dass einer meiner Bekannten kommt, aber die haben mich alle vergessen. Freundschaften halten anscheinend nur so lange, wie es einem gut geht.« Das hörte sich sehr verbittert an. Trotzdem warf die alte Dame jetzt den Kopf in den Nacken. »Aber ich lasse mich so schnell nicht unterkriegen. Sie wissen, dass Tiefental in Gefahr ist, unter den Hammer zu kommen?«

»Ja, das hat mir ein alter Bekannter geschrieben«, antwortete Alwin Werder.

»Im Augenblick sieht es so aus, als könnte ich das Gut noch halten. Die Bank will mir eine weitere Hypothek einräumen. Wenn ich das erreiche, werde ich klüger sein als vorher.« Laura von Bruck senkte den Kopf. »Ich bin auch daran schuld, dass ich in diese Misere kommen konnte.« Sie sah jetzt wieder auf. »Alwin, eine entsetzliche Leidenschaft hat mich seit dem Tod meines Mannes beherrscht – das Wetten. Wer so gesündigt hat wie ich, der muss seine Schuld auch ehrlich eingestehen, sonst kann er nicht neu anfangen.«

»Aber wie konnte das passieren?«, fragte Alwin Werder. »Früher kannten Sie nur eine Leidenschaft, die für rassige Pferde.«

»Ja. Aber von dieser Leidenschaft führte der Weg zu der anderen. Ich habe zuerst nur kleine Beträge verwettet. Ich redete mir ein, dass ich auf dieses oder jenes Pferd setzen muss, weil ich ihm so viel zutraue und weil es mich begeistert. Doch dies war der Anfang und eine Ausrede vor mir selbst. Als mein Mann vor drei Jahren starb, kam ich vollkommen aus dem Gleichgewicht.« In ihrer Stimme schwangen jetzt verhaltene Tränen. »Sie haben ihn gekannt. Damals, als Sie bei uns waren, hatte ich erst geheiratet. Es war meinem Mann und mir nicht vergönnt, Kinder zu haben. Umso mehr schlossen wir uns zusammen. Sein Tod war für mich kaum zu verwinden. Ich suchte einen Ausweg und wählte den falschen. Die Zerstreuung, die ich auf den Rennplätzen fand, kostete mich ein Vermögen. Als ich damit begann, das verlorene Geld zurückholen zu wollen, ging es erst richtig bergab. Ich setzte immer höher, und das war mein Verhängnis.«

Alwin Werder konnte sich nicht genug darüber wundern, wie schonungslos sich die Gutsherrin anklagte.

»Und wenn Ihnen die Bank noch einmal hilft, Laura«, fragte er, »werden Sie es dann schaffen, das Gut wieder so sanieren, wie es einmal war?«

Lange sah Laura von Bruck den ehemaligen Verwalter an. »Ich bin nur wenig jünger als Sie, Alwin. In unserem Alter kann man sich nicht mehr viel vornehmen. Für jedes Jahr, das uns der Herrgott noch schenkt, müssen wir ihm danken. So muss ich es auch ihm überlassen, ob er mir die Gelegenheit gibt, meine Sünden wieder gutzumachen. Aber es ist mein Traum, dass Tiefental in der Familie von Bruck bleibt. Ich habe keine Kinder, aber in Australien lebt ein Neffe von mir. Er ist erst zweiundvierzig Jahre alt. Seine Eltern sind schon sehr früh ausgewandert. Dieser Neffe ist mein einziger Verwandter. Er heißt Ulrich von Bruck. Es ist mein Wunsch, dass Tiefental nach meinem Tod ihm gehört. Er will gern nach Deutschland kommen. Vor zwei Jahren hat er mich besucht.«

»Und wenn er jetzt schon zurückkäme, könnte er Ihnen doch helfen, Laura«, sagte Alwin Werder.

Die Gutsherrin wehrte entsetzt ab. »Nein, nein, Alwin, das kann ich Ulrich nicht zumuten, dass er ein verschuldetes Gut übernimmt. Bitte, verstehen Sie, dass ich vor ihm meine Sünden nicht so unbeschwert eingestehen könnte wie vor Ihnen.« Sie stand auf. »Kommen Sie mit, ich will Ihnen zeigen, wie schlecht es bereits um Tiefental bestellt ist.« Sie ging aus dem Zimmer.

Alwin Werder folgte ihr niedergedrückt. Erstaunt sah er, dass sie nicht den Haupteingang benutzte, sondern zu einer Hintertür ging. Als sie im Freien war, sah sie sich ängstlich um, dann griff sie nach seiner Hand.

»Auch wenn unsere Beine nicht mehr so jung sind, Alwin, wir müssen jetzt ganz schnell gehen. Ich möchte nicht erwischt werden. Ich fürchte, dass einer meiner Gläubiger bald wieder hier auftaucht.«

»Herr Matausch?«, fragte Alwin Werder.

Nun blieb Laura von Bruck doch stehen, obwohl sie es eben so eilig gehabt hatte. Sie sah erschrocken aus. »Sie kennen Anton Matausch?« Misstrauen flammte in ihren Augen auf.

»Nein, ich kenne ihn nicht, aber das Mädchen fragte mich, ob ich von Herrn Matausch komme.«

Laura von Bruck atmete erlöst auf. »Ach so.« Nun ging sie wieder weiter.

Auf dem großen Gutshof war wenig Betrieb. Er machte den Eindruck, als sei hier alles zum Sterben verurteilt. Die alte Dame schien die Gedanken ihres Besuchers zu erraten.