Herr der sieben Königreiche: Tausend Wunder ... und ein Tropfen Ghulspucke - Sylvia Rieß - E-Book
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Herr der sieben Königreiche: Tausend Wunder ... und ein Tropfen Ghulspucke E-Book

Sylvia Rieß

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Beschreibung

Bevor die Welt gerettet werden kann, muss sie ja erstmal kaputtgehen. Zitara Zaylandra, Voodoodienstleistungen aller Art, -Verzaubern, Verbannen, Entfluchen; oder das jeweilige Gegenteil davon -, lebt abgeschieden und getrennt von ihrem Zwergenclan in der Einöde Dramuriens nahe der Berge der Verdammnis. Die Hütte, in der schon ihre Großmutter dem Zaubergeschäft nachging, ist nur einen Steinwurf entfernt von der berüchtigten Grotte der Tausend Wunder. Der Alltag hier ist eher dröge, bis eines Nachts der gnomische Möchtegern-Meisterdieb Maljosh mit einem plüschigen Problem vor ihrer Tür steht. Sie soll seinen Hamstergefährten Ambros von einem dunklen Fluch heilen, bevor das bemitleidenswerte Wesen sich den letzten Rest seiner Seele aus dem Leib hustet. - Im wahrsten Sinne des Wortes! Um dafür die sieben Zutaten der Macht zu beschaffen, müssen sie wohl oder übel hinab in die tiefsten Teile der Grotte, aus denen noch kein Abenteurer lebend zurückgekehrt ist. Doch mit Zitaras grenzenloser Selbstüberschätzung und Maljoshs linken Händen kann eigentlich gar nichts schiefgehen ...

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Veröffentlichungsjahr: 2018

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Sylvia Rieß

Herr der sieben Königreiche: Tausend Wunder ... und ein Tropfen Ghulspucke

 

 

 

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- gekürzte Vorschau -

Inhaltsverzeichnis

Titel

Herr der Sieben Königreiche

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Geisterhusten

Die sieben Zutaten der Macht

Teleportationsbomben und Fönzwerge

Getrennte Wege

Runen und Riesenschildkröten

Magie in den Tiefen des Berges

Spiegeltricks

Rätsel

Elementare Schäden

Kitzele niemals einen schlafenden Drachen

Die letzte Gruft

… und ein Tropfen Ghulspucke

Epilog

Glossar

Über die Autorin

Danksagung

Impressum tolino

Herr der Sieben Königreiche

Teil I

Tausend Wunder … und ein Tropfen Ghulspucke

Gewidmet einem Hamster, dem auch die sieben Zutaten

der Macht nicht mehr helfen konnten,

und meinem Bruder.

Happy Birthday!

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1 Geisterhusten

Kapitel 2 Die sieben Zutaten der Macht

Kapitel 3 Teleportationsbomben und

Fönzwerge

Kapitel 4 Getrennte Wege

Kapitel 5 Runen und Riesenschildkröten

Kapitel 6 Magie in den Tiefen des Berges

Kapitel 7 Spiegeltricks

Kapitel 8 Rätsel

Kapitel 9 Elementare Schäden

Kapitel 10 Kitzele niemals einen schlafenden

Drachen

Kapitel 11 Die letzte Gruft

Kapitel 12 … und ein Tropfen Ghulspucke

Epilog

Glossar

Prolog

Roxxor Mannor war ein Bau aus schwarzem Marmor, der wie ein hässliches Geschwür über die blank polierten Bronzedächer der Stadt hinausragte. Erbaut auf dem Platz, auf dem ehemals der Tempel der Göttlichen Sieben gestanden hatte, thronte es auf jenem Felsen, der als höchster Punkt der Ebene auf zweihundert Meilen weithin deutlich hervorstach. Die geschliffenen Wände wiesen dabei keine erkennbare Symmetrie auf. Es ähnelte einem unvollkommenen, unförmigen Kristallsplitter, der sich mitten ins Herz Septanas gebohrt hatte.

Im Osten grenzten die Marmorwände dabei an den Teil des Hauses, der noch aus grauer Vorzeit stammte und im Stil der Fachwerkhäuser ringsum gehalten war. Die üppigen Verzierungen an den Balken waren erst vor kurzem neu gestrichen worden und bildeten einen grotesken Kontrast zu der alles verschlingenden Düsternis des neu angebauten Traktes. In die obere Spitze der massiven Wände war nur ein einzelnes Fenster eingelassen; ein fragiles Mosaik aus buntem Glas, entworfen vom größten Glaskünstler, den Septana kannte. Es war ein weiterer Bruch in der Fassade, bei deren Anblick sich das Auge nicht entscheiden konnte, ob es in Ehrfurcht verharren und jedes noch so winzige Detail mit Blicken abtasten sollte, oder ob man besser schreiend davonlief vor diesem Mahnmal an architektonischer Dissonanz.

Für den Gnom in schwarzem Leder, der gerade noch einmal die Sicherheitssysteme und Wachen in Augenschein nahm, welche zahlreicher um das Gebäude anzutreffen waren als Obdachlose im Gesindeviertel am neuen Tempel, stellte sich diese Frage allerdings nicht. Was er wollte, das war in den Tiefen der Grüfte und Kavernen verborgen, die es angeblich unter Roxxor Mannor geben sollte. Das Unterfangen nun abzublasen, nachdem er seit Monden die Karten studiert, die Lagepläne um Sicherheitshinweise und Codewörter ergänzt hatte und endlich auch den direkten Weg hinunter zur Tür ins Innere des Allerheiligsten des Anwesens kannte, kam nicht infrage.

Allein ein winziges aber vermutlich zu vernach-lässigendes Detail hatte sich für ihn nicht erschlossen. Nicht einmal die Dienstboten hatten mit dem Messer an der Kehle auch nur das Geringste darüber preisgegeben. So blieb tatsächlich der fehlende Schlüsselcode zum Haupteingang sein einziges Hindernis. Doch nichts, womit er nicht umgehen konnte. Er war, mal ganz bescheiden ausgedrückt, einer der besten seiner Branche, obwohl er noch nicht lange dabei war. Da würde so eine doppelt verriegelte Panzertür mit diversen Gift-, Lähmungs- und Todesfallen ja wohl kein Problem darstellen.

Zur Bestätigung kam aus seinem rechten Ärmel ein hohes und freudig erregtes Quieken. Sein Partner knackte also auch schon mit den Knöcheln. Das war gut. Das war sogar sehr gut.

Ein kurzer Blick huschte über seine Schulter zu einer der sieben Laternen, die den Vordereingang erhellten. Natürlich mussten es sieben sein. So wie es auch sieben Wachmannschaften, sieben Fallen im Durchlass und hinter der Tür mindestens sieben Wachwyvern geben würde. Noch viel wahrscheinlicher waren allerdings sieben mal sieben. An die Echsenkreaturen brauchte er jedoch keinen Gedanken verschwenden dank der Mixtur, die vor Jahren schon mehr aus Versehen und als Abfallprodukt in seinem Labor entstanden war. Unglaublich, dass er sie damals noch als wertlos erachtet hatte.

Auf diesen Gedanken hin überprüfte er noch einmal den Sitz seines Trankgürtels, die Vollzähligkeit seiner Dietriche, die Anzahl an Rauchbomben und Minisprengsätze – nur zu Ablenkungszwecken, verstand sich -, Täuscherkappe, Flüsterstiefel, Tarnumhang und natürlich und als Wichtigstes: seine völlig unmagische schwarze Maske aus feinstem kevronischem Wasserbüffelleder.

„Ich bin bereit. Und du?“, flüsterte er in seinen Ärmel.

Als ein neuerliches Quieken daraus hervorkam, holte er tief Luft und machte mit einem „Na dann, holen wir uns mal, was rechtens unser ist“ einen beherzten Schritt auf das Tor zu.

Geisterhusten

Ein dröhnendes Hämmern an der Haustür und aufgeregte Schreie ließen Zitara aufschrecken. Schlaftrunken drehte sie den Kopf in Richtung Tür und fragte sich, ob sie in einem ihrer üblichen Träume gefangen war.

Geübt sondierte sie die Umgebung. Finger? Fünf. Ecken? Annähernd rechte Winkel; – so gut das bei einem Zwergenbau eben möglich war. Alle Gegenstände ihres Laboratoriums? An ihrem Platz. Der alte Kupferkessel, die Destillierkolben, die Reagenzien im Regal daneben - alles schön geordnet.

Nein, kam Zitara zu dem Schluss, sie war nicht in einem Traum. Sie würde heute keine prophetischen Erkenntnisse über ihre oder irgendjemand anderes Zukunft erlangen und auch keinen Auftrag ausführen. Wenn sie es sich recht überlegte, hatte sie ja derzeit nicht einmal einen Auftrag. Kundschaft zu bekommen war in Dramurien schwer. Dennoch. Mitten in der Nacht?!

Gähnend schlurfte sie zur Tür, zog sie auf und starrte in zwei Knopfaugen umrahmt von einem pelzigen, aufgedunsenen Gesicht. Winzige Pfötchen hingen dabei schlaff auf einer Hand, die in schwarzes Leder gehüllt war. Der Hamster keuchte. Sie schob den Arm beiseite, der ihr das Tierchen unter die Nase hielt, und blickte dahinter in die stahlgrauen Augen eines Gnoms.

„Atemnot. Schon seit Tagen“, brachte der hervor. Die Stimme war dabei panisch, überschlug sich fast.

Zitara sah noch einmal auf ihre Hände. Fünf Finger. Eindeutig. Sie sah auf die Hand des Gnoms. Sechs Finger, wie es sich gehörte. - Alle Gnome hatten einen Finger mehr. Das war praktisch, wenn man mit feinen Mechaniken arbeitete. - Darauf fuhr sie sich mit der Hand durchs Gesicht. „Ernsthaft jetzt?“, fragte sie, noch nicht ganz entschieden, ob sie lachen, weinen oder einfach die Tür zumachen sollte. „Es ist zwei Uhr in der Früh.“

„Ich weiß, ich weiß“, überging der aufgelöste Gnom diesen Einwand und schob sich durch den Türspalt. „Aber Ambros hustet sich die Seele aus dem Leib.“

„Und da kommt Ihr zu mir? Gibt es nicht irgendwelche mildtätigen Elfen in der Nähe, die sich zu so etwas berufen fühlen?“

Zitara musste stark an sich halten, um nicht völlig unfreundlich zu werden. Sie war Hexe! Voodoo-Dienstleistungen aller Art. Entzaubern, entfluchen, verbannen. Oder das jeweilige Gegenteil davon. Ganz wie gewünscht. Mit Haustierseuchen oder Humunculus-Leiden hatte sie herzlich wenig am Hut.

Sie holte tief Luft, wollte ihrem Gegenüber das in aller Deutlichkeit klarmachen und ihn dann mit einem 'Gute Nacht' vor die Tür schieben, da ertönte aus der Hand des Gnoms ein erbärmlicher, schrill krächzender Laut.

„Ähü, Ähü“, gab der Hamster ein Husten von sich, das mitleiderregend und schwach klang. Seine schwarzen Knopfaugen verdrehten sich zur wurzelüberzogenen Decke. Rotzfähnchen blubberten aus beiden Nasenlöcher und aus dem kleinen Mund kroch ein silbriger Dunst.

„Oh nein! Nicht noch ein Stück!“, schrie der Gnom, drückte Zitara den Hamster in die Hand, fummelte sich umständlich eine Tasche vom Gürtel, - beides ebenfalls aus schwarzem Leder -, und wühlte mit zittrigen Finger darin herum. Das Klappern von Metall auf Glas war zu hören. Dann zog er einen Kristallflacon heraus, entkorkte den Verschluss und konnte ihn gerade noch rechtzeitig unter die feucht glänzende Schnauze halten, bevor der silbrige Nebel sich im Raum verteilte. Im Fläschchen gerann der Dunst zu dem Bild einer schummrigen Höhle, in der ein ganzer Haufen kleiner Hamster sich eng aneinander kuschelten.

„Bei allen Drachen, Geistern und Göttern! Ambros Kindheitserinnerungen! Die braucht er doch noch!“

Akribisch verkorkte der Gnom das Fläschchen und schob es zurück in die Tasche. Dann nahm er Zitara behutsam den Hamster aus der Hand und ließ sich mit theatralischer Geste auf einem Stuhl zusammensinken.

Die Zwergin verschränkte die Arme vor der Brust. „Geisterhusten also“, schlussfolgerte sie.

Der Gnom schielte auf seine Stiefelspitzen, wagte nicht aufzublicken.

Zitara war nun klar, dass er das mit dem ‚Seele aus dem Leib husten‘ eben wörtlich gemeint hatte; eine der wirklich unangenehmsten Folgen eines Geisterhustens. Einzelne Fragmente seiner Persönlichkeit auszuspucken war genau so unangenehm, wie es klang, und mit dem Fortschreiten der Krankheit wurden es immer mehr.

Es war somit auch keine Frage mehr, warum der Gnom ausgerechnet zu ihr kam, und sie wusste auch, dass ihm klar sein musste, wie schwierig die Umkehrung einer solchen, durch Fluch verursachten Krankheit war.

„Wie viele Stückchen hat er schon ausgespuckt?“, wollte sie wissen. In ihre rostbraunen Augen legte sich ein Funkeln. Trotz aller Widrigkeiten und der frühen Morgenstunde war jetzt ihre Neugier geweckt.

Der Gnom begann kommentarlos erneut in seiner Tasche zu wühlen und förderte einen Flacon nach dem anderen zutage.

„Nur drei insgesamt in der ersten Woche. Darum hab ich es auch so spät erst begriffen. Als erstes muss ihm seine Wasserphobie abhanden gekommen sein. Aber wir hatten nichts mit Wasser zu tun. Gestern hab ich nur noch die Reste davon am Boden seiner Schlafhütte aufkratzen können.“

Er deutete auf ein Fläschchen, in dem ein einzelner Wassertropfen klebte. Sah man hinein, schien er von unendlicher Tiefe. Dennoch rief das Seelenfragment kein wirkliches Erschaudern in Zitara hervor, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass sie auch mit dem richtigen Gegenmittel diesen Teil der Hamsterseele nicht wieder herstellen konnte.

„Das zweite war dann seine Langschläfernatur. Die kam mir entgegengeflogen, als ich morgens von der Kundenakquise zurückkam und er quietschvergnügt noch vor dem ersten Hahnenschrei eine Runde nach der anderen im Generator-Rädchen drehte. Ich konnte sie grade noch fangen, bevor sie aus dem Fenster geflogen wäre. Als er schließlich sein sonniges Gemüt aushustete, wurde es schlimmer. Da habe ich dann auch endlich verstanden, was er sich eingefangen hat.“

Zitara hörte aufmerksam zu und sah mit an, wie ihr nächtlicher Gast nun noch weitere vier Fläschchen neben die drei besagten stellte. Eins davon war das gerade gefangene Bild der Hamsterhöhle.

„Die sind alle von heute Nacht“, betonte der Gnom. Seine Stimme nahm dabei schon wieder diesen unangenehm weinerlich-schrillen Tonfall an.

Zitara stemmte die Hände in die Seite und nahm ihren Besucher nun zum ersten Mal genauer in Augenschein. Wie Handschuhe und Tasche war auch die restliche Kleidung aus schwarzem Leder. Typisch für seine Branche.

„Neue Märkte, richtig?“, mutmaßte sie, während sie zu ihrem Reagenzienregal ging und in den Kisten, Beuteln und Flaschen nach den passenden Zutaten zu suchen begann.

Der Gnom gab ein Geräusch von sich, das sowohl Zustimmung wie Verneinung der Frage bedeuten konnte. - Auch typisch.

„Ich müsste auf jeden Fall wissen, wo er sich das geholt hat. Denn die Machtstufe desjenigen, der den Fluch ausgesprochen hat, bestimmt die Stärke des Gegenmittels.“

Weiterhin Schweigen.

Zitara drehte sich um, nagelte ihn mit Blicken fest. „Spuck‘s aus! Wen habt ihr beklaut?“

Auf diese Frage reckte der Gnom gekränkt das spitze Kinn. „Ich darf doch sehr bitten!“, entrüstete er sich. „Wenn Ihr so fragt, klingt das, als wäre ich ein gewöhnlicher Dieb. Die neuen Märkte verstehen sich dabei eher als Dienstleistungsbranche. Umverteilung von Werten, Beschaffung, Entsorgung und Neuorientierung von Mobilien aller Art. Wenn es uns nicht gäbe, würde die gesamte Sicherheitsbranche den Bach runtergehen. Ohne uns wären Meteoritenstahltresore völlig unnötig und Dragonsecurity würde ihre Wachwyvern auch an keinen mehr loswerden ...“

„Jajajaja“, unterbrach Zitara ihn. Neue Märkte-Entrepreneure waren dafür bekannt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit gleich eine Grundsatzdiskussion zur Umorientierung der Weltmärkte zum Besten geben zu müssen. Ein Blick auf den Hamster sagte ihr allerdings, dass sie dafür die Zeit gerade nicht hatten. Der Gnom schwieg jedoch eisern, was Zitara dazu veranlasste, sich ganz ihren Reagenzien zu widmen und geschäftig an ihrem Labortisch zu werkeln.

Sie baute Apparaturen auf, schüttete dieses und jenes zusammen, worauf das Gemisch im Kolben zu blubbern begann und mit jeder neuen Zutat die Farbe wechselte. Die Antwort auf ihre Frage blieb der Gnom ihr dabei weiterhin schuldig. Er schaute nur fasziniert mit vor der Brust verschränkten Armen zu.

„Ihr wollt also nicht, dass ich eurem Freund helfe“, stellte Zitara nach Minuten nüchtern fest, als sie schließlich eine giftgrüne stinkende Flüssigkeit abfiltrierte und wieder zu ihm aufsah. Trotzig blickten die grauen Augen unter dem blau-melierten Haar zurück.

Eigentlich, musste sie sich eingestehen, sah er für einen Gnom fast schon zu gut aus, und eigentlich war er für einen Gnom auch etwas zu groß. Beides half ihr aber nicht bei der Lösung des Problems und so zwang sie sich, diese Gedanken beiseite zu schieben.

Hamster Ambros gab derweil einmal mehr ein keuchendes Pfeifen von sich. Der Gnom zuckte zusammen. Seine Finger schoben sich in Richtung Tasche, darauf vorbereitet in der nächsten Millisekunde die Schnalle aufreißen zu müssen, um weitere Fläschchen hervor-zuholen. Es kam jedoch kein weiteres Seelenfragment und der kleine Mund blieb geschlossen.

Zitara nahm derweil eine Pipette, zog etwas von der giftgrünen Mixtur auf und flößte dem Hamster drei Tropfen davon ein. Schon nach Sekunden meinte man, eine gewisse Erleichterung auf den pelzigen Gesichtszügen ausmachen zu können.

„Ihr habt ihn geheilt!“, flog sogleich ein gellender Schrei durch die Hütte. Der Gnom sprang aus dem durchgewetzten Sessel auf und machte Anstalten, Zitara um den Hals fallen zu wollen. Sie streckte allerdings abwehrend den Arm aus, bevor er sich ihr auch nur auf drei Schritte nähern konnte. Dann schüttelte sie energisch den Kopf.

„So einfach ist das nicht. Und ich habe eben nicht aus Neugier gefragt, sondern weil es wirklich relevant für den Trank ist.“ Wieder stemmte sie die Hände in die Seiten und legte ihre Stirn in Falten. „Das hier“, fuhr sie in einem Ton fort, in dem man üblicherweise Kindern die Banalitäten des Lebens erklärte, „ist lediglich die Elementarmischung. Es verzögert das Fortschreiten des Geisterhustens und mildert fürs erste die Symptome. Doch kurieren wird ihn nur die richtige Zugabe weiterer, sehr mächtiger Substanzen.“

Sie zog vielsagend die grünen Augenbrauen hoch. Der Gnom starrte zurück, als würde er nicht verstehen können, was sie ihm mitzuteilen versuchte. Minuten vergingen. Die Stille war angespannt und irgendwie albern. Die Zeiger der Uhr wanderten in Richtung drei.

„Sehr mächtiger, sehr schwer zu beschaffender, sehr kostspieliger Substanzen“, versuchte Zitara ihrem Gegenüber auf die Sprünge zu helfen.

„Ja, also?! Worauf wartet Ihr noch? Geld spielt keine Rolle. Ihr habt jeden Gefallen bei mir gut, den Ihr wollt, aber mixt den Kram schon zusammen und rettet Ambros!“

Ein wenig leid tat ihr Besucher Zitara auf einmal schon. So naiv. So überaus naiv. Wie hatte er sich bisher in den neuen Märkten halten können?

„Hör mal“, sagte sie und ließ jede Förmlichkeit und damit auch jede Höflichkeit aus ihrer Stimme weichen, „ich kenne mich mit dem Ehrenkodex deiner Branche nicht aus, aber ich gehe dennoch einfach mal davon aus, dass ihr ebenfalls unter einem Kundengeheimnisgelübde steht wie wir praktizierenden Schwarzmagier auch. Doch in diesem Fall hilft diese Einstellung nicht. Du kannst entweder deinem Kunden gegenüber loyal sein, oder du rettest das Vieh da. Beides geht nicht.“

„Aber wieso nicht? Wenn Ihr die Substanzen da habt, dann tut sie in den Trank. Die stärksten, die nötig sind. Geht doch einfach davon aus, es ist der mächtigste mögliche Zauber gewesen.“

Jetzt musste Zitara lachen.

„Du hast keine Ahnung, oder? Aber auch echt gar keine. Weißt du eigentlich, was passiert, wenn ich Drachenschuppen und Golemessenz hineinmische, der Fluch aber bloß vom stümperhaften Humunculus eines mittelgradig magiebegabten, neureichen Elfensöhnchens stammt?“

Die grauen Augen blinzelten sie nun fast schon treudoof an. „Nein“, erwiderte der Gnom wahrheitsgemäß.

„Nein?!“, platzte Zitara hervor. Sie musste tief Luft holen. „Nein“, japste sie ein zweites Mal, mehr zu sich als zu ihm. „Arbeitet in den neuen Märkten, und hat keine Ahnung von simpelster Wirkungs-Gegenwirkungs-Chemiolystik.“ Ihre Stimme bebte dabei ein wenig und ihre giftgrünen Zöpfe wackelten hin und her. Dann holte sie tief Luft und rezitierte das einschlägige Standardwerk zu diesem Thema: „Bei der Umkehrung von Flüchen der Kategorie drei ist darauf zu achten, dass das Gegenmittel, sei es oraler, mentaler oder metaphysischer Natur, stets dem Grad der Wirkung angepasst ist. Bei zu schwacher Wirkung passiert bestenfalls gar nichts. Meist erreicht man jedoch eine kurzzeitige Aufhebung, - Erstverbesserung -, die von einem massiven Rückfall gefolgt ist, der schneller als der ursprünglich ausgesprochene Fluch seine maximale Wirkung erreicht. Kommt man in die Versuchung, einen zu starken Gegenfluch zu wählen, implodiert die betroffene Kreatur.“

„Wie bitte?“ Dem Gnom standen die blau-grauen Haare jetzt noch mehr zu Berge als ohnehin schon.

„Implodieren. Das ist ...“

„Ich weiß, was Implodieren heißt. Ich bin ja nicht blöd!“, entrüstete er sich. Zitara hätte gerne widersprochen, doch ließ er sie nicht zu Wort kommen. „Wer denkt sich denn einen solchen Schwachsinn aus. Viel hilft viel! Das weiß doch jedes Kind.“

„Nur bei Flüchen der Kategorien eins, zwei und sieben. Doch Geisterhusten ist leider ein Kategorie drei Fluch. Also einer, der nicht spezifisch personengebunden ist, sondern objekt- und handlungsabhängig. Somit ist er also nicht gerichtet, und die Umkehrung ist ein diffiziler Prozess, bei dem alle Komponenten sorgfältig gegeneinander abgewogen sein müssen, um anschließend in einer präzise abfolgenden Reihe ohne determinierte Wendepunkte zugemischt zu werden. Nachzulesen bei Servatius von Hohensteins grundlegenden Techniken der chemio-physikalischen, objektgebundenen Schwarzmagie. Außerdem habe ich gar keine Drachenschuppen und Golemessenzen da. Wenn es also ein mächtigerer Fluchwirker war, dann ...“

„Dann was?“

Zitara zögerte. Ein Blick auf das kleine Fellbündel in seiner Hand ließ ihr Herz allerdings mitleidig zusammenzucken. Hilfesuchend sah sie als nächstes auf das golden gerahmten Bild einer älteren Zwergin in orange- und magentafarbenen Roben, das gegenüber an der Wand hing. „Dein weiches Herz wird dich irgendwann ins Grab bringen, meine Kleine“, hörte sie in sich die warnenden Worte ihrer Großmutter, zuckte aber gleichzeitig ergeben mit den Schultern.

„Es gibt nicht viele Orte, wo man hier in der Gegend auf die Schnelle neue Zutaten bekommt. Sobald du mir allerdings endlich gesagt hast, wo er verflucht wurde und von wem, ist vielleicht etwas möglich.“

Der Gnom biss sich auf die Lippen, nestelte nervös an den bronzefarbenen Schnallen seiner Weste herum und schaute immer wieder zwischen der Höhlendecke, Zitaras starrem rotbraunen Blick und seinem keuchenden Gefährten hin und her. „Roxxor“, nuschelte er schließlich halb in seinen schwarzen Hemdkragen, als wolle er nicht, dass Zitara den Namen verstand.

Wie alle Zwerge hatte sie aber ein unglaublich gutes Gehör und bei der Nennung des Namens fiel ihr die Kinnlade herunter. Ihre goldbraune Haut nahm einen ungesunden, aschfahlen Farbton an und sie schluckte.

„Hast du Roxxor gesagt?“

„Hm hm.“

„Rangun Roxxor der Dritte, Präsident der Kings Lair Trust and Wealth Foundation - KLTWF -, Multitrilliardär und finanzieller Berater aller sieben Königreiche, Gründer der Roxx Inc., Inhaber von Roxx-Defenses und nebenbei mächtigster Schwarzmagier unserer Zeit?“

So kurz das Zucken seines Kopfes auf diese Frage auch war, es konnte leider nicht anders als als Nicken interpretiert werden. Zitara wurde schlecht.

„Das ist nicht dein Ernst“, flüsterte sie, stellte den Kolben mit der Flüssigkeit ab und sank auf ihrem Laborstuhl zusammen.

„Heißt das“, fragte der Gnom mit unschuldigem Blick, „heißt das, es wird sehr teuer?“

Zitara starrte ihn auf diese Frage minutenlang einfach nur an. Er blickte treudoof mit seinen tiefgrauen Augen zurück. Die Hände fuhren dabei unablässig beruhigend über den Kopf der kleinen Kreatur, die endlich ein wenig Schlaf gefunden zu haben schien. Vor dem Fenster begann es bereits zu dämmern und in der Ferne kam die Silhouette eines riesigen zerklüfteten Berges in Sicht.

Zitara seufzte. In ihren Gedanken haderte sie still mit der vernünftigen Stimme in sich, die stets wie die ihrer Großmutter klang. Andererseits musste sie auch an den letzten Kunden ihrer Oma denken, der Mann in dem silbernen Mantel mit dem glühenden Blick, und damit war es entschieden.

„Sag mir wenigstens, wie du heißt, bevor wir aufbrechen“, ergab sie sich in ihr Schicksal. „Ich will wissen, mit wem ich heute sterbe.“

Der Gnom war zu perplex, um zu fragen, was genau sie damit sagen wollte, und stotterte: „M...Maljosh. Man nennt mich Maljosh.“

„Schön“, nickte Zitara, „sehr schön. Dann lass uns gehen, Maljosh. Ich hoffe, du hast genug Fläschchen dabei, falls Ambros wieder zu husten anfängt.“

„Hab ich. Aber sag, wo gehen wir denn hin?“

Zitara deutete aus dem Fenster. „Dahin. Zum Gipfel der brennenden Vorsehung, in die Grotte der tausend Wunder.“

Die sieben Zutaten der Macht

Mit dem immer rascher zunehmenden Licht der Morgensonne brachen Zitara und Maljosh also auf. Letzterer hatte dabei die erbärmlich kränkliche Gestalt des Hamsters in einem Tragetuch vor seiner Brust festgezurrt. Kurz hatte er überlegt, ihn lieber in der Hütte der Zwergin in Sicherheit zurückzulassen, doch gegen das Argument, dass sie im diesem Fall niemals alle Teile seiner Seele zu fassen bekamen, um sie bei der geringen Aussicht auf Erfolg dann doch wieder herstellen zu können, hatte er nichts zu erwidern gewusst. Zitara schien sich ihrer Sache außerdem verdammt sicher zu sein, und darum beschloss Maljosh einfach, ihr zu vertrauen.

Die Zwergin selbst hatte sich eilig mit dem Nötigsten ausgestattet, was sie für eine solche Expedition brauchten: ein langes Seil, ein paar feste Schnürstiefel, die mit ihrem bunten Wickelgewand zusammen sehr martialisch wirkten, ein paar simple aber wirkungsvolle Runen für allerlei Zwecke und natürlich ihre Tranktasche. Maljosh schielte seit dem ersten Schritt aus der Tür immer wieder neugierig auf den grünen Beutel, in den sie das alles wildwütig hineingeworfen hatte. Die Zwergin behielt ihn und vor allem seine Finger allerdings genau im Auge. Den neuen Märkten durfte man nicht einmal vertrauen, wenn man mit ihnen Geschäfte machte.

Der Weg vor Zitaras windschiefer Hütte führte sie zunächst eine gute halbe Stunde durch das raue Ödland der Vorgebirge von Leebanich, die als einer der trostlosesten Orte in ganz Dramurien und damit folglich auch den sieben Königreichen galten. Der Gipfel der brennenden Vorsehung überragte die Szene dabei wie ein düsteres Omen, das von der Unausweichlichkeit ihres Verderbens kündete. Nach der ersten Meile begann Zitara ein fröhliches Lied zu summen, das sie erst unterbrach, als sie schließlich an eine tiefe Schlucht gelangten. Über deren Kanten pfiff ein eisiger Wind und trug den Geruch von Feuer mit sich.

„Da müssen wir durch, bis zum Abgrund ohne Namen und dann sind wir auch schon da“, erläuterte die Zwergin seltsam gut gelaunt.

Maljoshs Blick fiel auf einen großen, hölzernen Wegweiser am Rand, von wo es anschließend über einen steinigen Geröllhang abwärts ging. Ein Totenkopf prangte mitten darauf und in elfischen Runen war 'Fremder, der du unglücklichen Fußes diesen Weg gefunden, kehre um!' zu lesen. Mit rostbrauner Farbe, - oder vielleicht auch Blut -, hatte jemand in Gemeinschrift geschrieben: '!!!Todesgefahr. Ab diesem Punkt ist mit Ghulen, Wyvern, Weltumschlingern, Drachen und anderem Gesocks zu rechnen!!!'

Maljoshs Gesicht verzog sich. Er starrte Zitara einen Augenblick lang an, doch die schien gar nicht auf den Wegweiser zu achten und hatte schon mit dem Abstieg begonnen. „Kommst du? Oder willst du da Wurzeln schlagen?“, fragte sie von unten herauf.

„Hast du nicht gelesen, was da steht?“, gab der Gnom entsetzt zurück und rührte sich keinen fußbreit.

„Ich weiß, was da steht. Ich hab‘s geschrieben. Diesen Elfenquatsch versteht doch sonst keiner“, erwiderte sie immer leiser werdend. So langsam geriet sie außer Hörweite, und weil Maljosh nicht schreien wollte, kletterte er ihr nun doch hastig hinterher.

„Wie jetzt, du hast das geschrieben? Sag bloß, du warst schon mal dort?“

„Ständig“, entgegenete Zitara, ohne sich dabei um-zublicken. Das Schweigen, das auf diese Aussage folgte, sprach allerdings für sich, und so setzte sie erklärend hinzu: „Was glaubst du eigentlich, warum meine Oma sich vor einhundertsechsundachtzig Jahren hier niedergelassen hatte? Weil‘s so ne nette Gegend ist? Weil man hier so viel unternehmen kann? Wohl kaum. Dramurien ist so ungefähr der toteste Winkel in den sieben Königreichen. Das ist allgemein bekannt. Das einzige, was es hier gibt, ist die Grotte.“

„Ja, aber das ist doch eigentlich nur was für Verrückte und lebensmüde Möchtegern-Helden, die glauben, sie könnten zu Ruhm und Reichtum gelangen.“

„Nicht, wenn man weiß, wie die Grotte der tausend Wunder funktioniert.“ Jetzt blieb sie kurz stehen, sah ihn an, - wieder stellte sie dabei fest, dass sie und er in etwa gleich groß waren, was sie ungeheuer wurmte -, und tat mit unverkennbarem Stolz in der Stimme kund: „Es ist ganz einfach, wenn man Peregreins Gesetz der Berechenbarkeit nicht nur auf Tränke und magische Formeln anwendet, sondern auf prinzipiell alles um uns herum. Seine These besagt, dass Tränke konzentrisch und in der aufsteigenden Macht ihrer Wirksamkeit gebraut werden sollten. Sprich, hast du einen Stufe eins Liebeshex, einen Blindwurmbann und einen Klasse sieben Fluch an einem Tag zu vollbringen, dann fang mit dem geringsten an und nicht einfach in beliebiger Reihenfolge.“

Maljosh klappte der Mund auf, doch Zitara war nun ganz in ihrem Element und holte zwischen den einzelnen Sätzen kaum mehr Luft. „Wenn du nun von diesem Gesetz ausgehend dir einmal unsere Welt betrachtest, dann wirst du feststellen, dass in der Mitte der sieben Königreiche Septana liegt. Das Leben da ist sicher und einfach. Je weiter man sich allerdings zu den Rändern wagt, umso unwirtlicher und beschwerlicher und damit auch gefährlicher wird es. Ich habe mal auf einer Karte versucht, Zonen einzuteilen. Demnach befinden wir uns hier in Zone sechs. Also maximale Gefahr.“

„Aha“, kommentierte Maljosh und trottete ergeben hinter Zitara her, „und was ist dann Zone sieben?“ - Er ging einfach mal davon aus, dass es eine siebte geben musste, denn alles in den Königreichen wurde immer in sieben Teile geteilt. -

„Die beginnt jenseits der bekannten Grenzen. Ich habe sie 'sicherer Tod' genannt.“ Maljosh schluckte. Zitara plapperte fröhlich weiter. „So, und nun nimm dieses Wissen, und dann überleg‘ dir, was es für die Grotte bedeuten könnte.“

Maljosh dachte angestrengt nach, doch irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, worauf Zitara hinauswollte. „Kein Plan“, gab er schließlich zu.

Zitara grinste selbstzufrieden. „Na, nach dieser Annahme könnte es fast mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit bedeuten, dass du auch sieben Teile, Systeme oder Ebenen oder was auch immer in der Grotte finden wirst. Ein paar Lurker und Schlammmolche, Ratten, Kobolde und anderes Kroppzeugs in der ersten davon. Gefahren eben, mit denen man fertig wird, wenn man sich nicht ganz ungeschickt anstellt. Doch je tiefer man gelangt, umso schlimmer wird es. Von Zombies und Ghulen bis runter zu Wyvern, Padonkins, Rischken und vielleicht auch echten Drachen. Also muss man im Prinzip nur wissen, in welche Stufe man sich selbst einteilen sollte und wo welche Zone beginnt, und schwuppdiwupp kann man sich gefahrlos in der Grotte bewegen“

„Und warum sollte man das wollen?“

Sie hatten nun den Grund der Schlucht erreicht und konnten den gewundenen Pfad entlang blicken, der in einer Hängebrücke über einem Abgrund mündete. Dahinter klaffte eine große, schwarze Finsternis auf wie das Maul einer Bestie, die nur auf neue Opfer wartete.

„Ach Dummerchen!“, schüttelte Zitara ungläubig den Kopf und stapfte weiterhin ungebremst auf die Hängebrücke und ihren unausweichlich scheinenden Tod dahinter zu. „Man kann nirgends so billig an magische Zutaten kommen wie da unten. Weißt du, was ich auf dem Markt für ein paar Wandleraugen oder eine Draugenzunge bezahle?“

Da Maljosh nicht einmal wusste, was genau ein Drauge überhaupt sein sollte, verkniff er sich jede Erwiderung und beeilte sich, mit Zitara Schritt zu halten. Als sie gemeinsam nun die Hängebrücke erreichten, blies der Wind unvermittelt heftiger auf und ließ die Bretter unheilvoll über dem Abgrund hin und her schaukeln.

„Pass auf“, warnte Zitara Maljosh vor, „einige der Planken sind schon recht alt und morsch. Ich habe sie mit roter Erde markiert, doch der Regen wäscht sie immer wieder ab. Also halt dich am besten gut am Seil fest. Ach ja, nicht nach unten schauen.“

Maljosh nickte. Doch wie man eben sofort an einen rosagepunkteten Wasserspeier denken musste, wenn jemand sagte 'denk nicht dran', konnte er der Versuchung nicht widerstehen und blickte in die Tiefe.

Benommen taumelte er zwei Schritte zurück. Leere war dort unten auszumachen; nichts als gähnende Leere, die sich in der Dunkelheit verlor. Genau wie das schwarze Loch da vor ihnen auf der anderen Seite der Brücke.

Sein Magen drehte sich einmal um sich selbst. Sterne tanzten vor seinen Augen. Warum, dachte er sich. Warum hatte er sich darauf nur eingelassen?

Aus dem Beutel vor seiner Brust erklang da aber ein dünnes Keuchen und erinnerte ihn daran, was Ambros für ihn riskiert hatte in jener Nacht. Nein, riss er sich zusammen. Er konnte seinen einzigen Freund nicht einfach so im Stich lassen. Wenn Ambros gesund werden und seine Fähigkeiten zurückerlangen würde, vielleicht hatten sie dann ja doch noch einmal die Chance sich an Roxxors Tresor zu versuchen.

„He!“, drang es da an sein Ohr. „Nicht träumen. Weitergehen. Und zwar flott. Wenn du zu lange stehen bleibst oder zu laut trampelst, dann werden die Felsenbeißer auf dich aufmerksam.“

„Felsenbeißer?“

Zitara schlug sich die Hand vor den Kopf. Wo hatte dieser Gnom eigentlich bisher sein Leben verbracht? In einer Werkstatt in den blauen Bergen? Konnte eigentlich nicht sein; - nicht wenn er tatsächlich den neuen Märkten angehörte.

- Ende der Buchvorschau -

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ISBN: 978-3-7394-1812-4