Hilfe für Rotkäppchen - Heinz Gellert - E-Book

Hilfe für Rotkäppchen E-Book

Heinz Gellert

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Beschreibung

Ein böser Zauberer hat im Bunde mit der Märchenhexe das Rotkäppchen mit dem Wolf aus dem Märchenland verbannt. Darum kennt kein Mensch mehr das Märchen, nur Jens hat noch eine Ahnung davon. Im Deutschunterricht fragt er danach und erntet Spott, allein seine Schulfreundin Anne steht ihm bei. Deshalb wird sie vom Zauberer ins Märchenland entführt und im Kerker des Zauberschlosses eingesperrt. Vom Rotkäppchen erfährt Jens, dass auch er vom Zauberer gefangen werden muss, um Anne zu befreien, und er bekommt die Aufgabe, Rotkäppchens Märchen in die Welt der Menschen zurückzubringen. Jens befreit Anne mit einer List und macht sich mit ihr auf den Weg durchs Märchenland. Die Kinder begegnen den bekanntesten Märchenfiguren, werden in abenteuerliche und gefährliche Situationen verwickelt, bis sie ihre Aufgabe erfüllt haben.

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Seitenzahl: 109

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Heinz Gellert

Hilfe für Rotkäppchen

Abenteuer im Märchenland

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Kapitel: Das vergessene Märchen

2. Kapitel: In der Schule

3. Kapitel: Im Kerker des Zauberers

4. Kapitel: Hans im Glück

5. Kapitel: Im Märchenwald

6. Kapitel: Die Waldfee Tausendschön

7. Kapitel: Die alte Märchenhexe

8. Kapitel: Auf dem Weg zum Märchenschloss

9. Kapitel: Bei den Sieben Zwergen

10. Kapitel: Schneeweißchen und Rosenrot

11. Kapitel: Zu Gast bei Aschenputtel

12. Kapitel: Im Märchenschloss

13. Kapitel: Der Kampf mit dem Zauberer

14. Kapitel: Zurück aus dem Märchenland

Anmerkung:

Impressum neobooks

1. Kapitel: Das vergessene Märchen

„Mutti, wovon handelt eigentlich das Märchen vom Rotkäppchen?“ Jens schaute in die Küche. Seine Mutter war gerade dabei, ihm die Brotschnitten für die Schule fertigzumachen.

„Was soll der Unsinn!“, antwortete die Mutter. „Jens, du trödelst wieder. Wirst noch zu spät zum Unterricht kommen.“

Jens meinte, ein Lächeln in ihrem Gesicht gesehen zu haben; doch noch einmal nach dem Märchen zu fragen, das wagte er nicht. Seltsam, überlegte er, warum wusste er nicht mehr, wovon das Märchen handelt? Wie war er überhaupt darauf gekommen? Er hatte doch ganz andere Sorgen. Schließlich würden sie heute in der Schule eine Mathematikarbeit schreiben. Während er zurück in sein Zimmer ging, grübelte er immer noch darüber, ob er das Märchen vom Rotkäppchen kannte oder nicht. Es war wirklich sonderbar. Eigentlich war er für Märchen schon zu alt. Noch dazu - Rotkäppchen. Das hatte er oft genug im Kindergarten gehört, und als der Vater ihm das Märchenbuch schenkte, konnte er es sogar nachlesen. Damals hatte er es zusammen mit den anderen Märchen gelesen, die er noch nicht kannte.

Jens suchte auf dem Wandregal über seinem Bett das alte Märchenbuch. Man sah es dem Buch an, dass es durch einige Hände gegangen war - schließlich hatte es schon dem Vater gehört. Da ihm die Zeit zum Blättern fehlte, schlug Jens gleich das Inhaltsverzeichnis auf. Dort müsste das Märchen vom Rotkäppchen stehen. Mit dem Zeigefinger suchte er die einzelnen Märchentitel der Reihe nach durch. Er las und las, aber im Verzeichnis fand er nichts. Er dachte nach: Das Märchen hatte doch am Anfang gestanden? Er musste die Suche aufgeben, weil die Mutter ihn zum Frühstück rief. Da sie das Lesen bei Tisch nicht gern sah, stellte er das Buch an seinen Platz zurück. Die Nachforschung zum Märchen Rotkäppchen verschob er auf den Nachmittag.

Jens ging in die Küche zurück und setzte sich an den Frühstückstisch. Er nahm das von seiner Mutter belegte frische Brötchen vom Teller, biss rein und schluckte hastig den Bissen runter, weil ihm wieder die Sache mit Rotkäppchen in den Sinn kam.

„Weißt du, Mutti! Ich denke schon den ganzen Morgen nach, wovon Rotkäppchens Märchen handelt. Ich weiß nicht, warum. Es will mir einfach nicht einfallen!“ Jens blickte die Mutter wie abwesend an - ebenso wie sein Vater, wenn der über ein Problem nachdachte und darüber alles um sich vergaß.

„Rotkäppchen?“, fragte die Mutter nachdenklich. „Es ist schon so lange her, dass ich Märchen gelesen habe.“ Sie setzte sich neben ihren Sohn an den Tisch und wischte, in Gedanken versunken, ihre Hände an der Schürze ab. „Wenn ich so überlege“, sagte sie, „dann ist mir, als ob ich es kenne ...“

„Ja, genauso ist mir auch!“, unterbrach Jens sie. „Aber es ist wie verhext. Es fällt mir nicht ein.“

„Handelt´s vielleicht von einem Mann, der im Wald steht und einen roten Mantel umhat? Nein! Ich glaube, einen roten Hut auf dem Kopf und ...“

„Ach, Mutti!“ Jens war enttäuscht. „Das ist doch ein Kinderlied.“

„Wer weiß, wo du das wieder herhast!“ Sie war ein bisschen verärgert. „Iss lieber dein Brötchen auf! Und beeil´ dich! Du wirst sonst wieder zu spät kommen. Du weißt, deine Klassenlehrerin achtet sehr auf Pünktlichkeit. Besonders bei dir. Ich bin früher nie zu spät gekommen.“

Der letzte Satz klang Jens noch in den Ohren, als er bereits vor der Haustür stand und seinen Rucksack mit den Schulsachen über seine Schultern schnallte. So was hatte er erwartet. Stets hatte seine Mutter ein Ich-bin-früher-nie oder ein Ich-habe-früher-nie parat.

Richtige Lust, zur Schule zu gehen, hatte Jens nicht. Der Grund war die bevorstehende Mathematikarbeit. „Der Multiplikat wird sie bestimmt wieder mit schweren Aufgaben gepfeffert haben“, dachte er, während er langsam die Straße entlang ging. „Und hitzefrei wird´s bestimmt nicht geben. Der Juni hat ja erst angefangen.“ Er schaute zum Himmel. Viel Sonne war noch nicht zu sehen. Darum nahm er keine Notiz von seinem Patenonkel, der vor seinem Haus im Vorgarten die Blumen goss und wie so oft auch heute auf ihn wartete.

„Guten Morgen, Jens! Bedrückt dich was? Du siehst so abwesend aus.“

„Wir schreiben heute eine Klassenarbeit, Onkel Achim. Ich habe gerade an unsren Mathelehrer, Herrn Kluge, gedacht.“ Jens lachte. „Stell dir vor, wir nennen ihn Multiplikat! Weil er immer zu uns sagt: ‚Kinder, ihr müsst wissen, die Multiplikationwird euch euer ganzes Leben hindurch begleiten!’“ Um das Komische seiner Rede zu unterstreichen, stellte er sich kerzengerade mit erhobenem Zeigefinger vor seinem Patenonkel auf und ahmte so den Lehrer nach.

Jens´Patenonkel lachte ebenfalls. Dann sah er kurz auf seine Armbanduhr und sagte: „Jens, du musst dich beeilen! Du bist spät dran.“

„Das schaff'´ ich leicht!“, erwiderte Jens und blickte dabei nach vorn zur Straßenkreuzung. Ein Mädchen, in Begleitung eines großen Hundes - es schien ihm ein alter Schäferhund zu sein - nahm seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Aber nur einen Moment lang, dann wandte er sich wieder seinem Patenonkel zu. „Onkel Achim, kannst du mir vielleicht sagen, wovon das Märchen vomRotkäppchen handelt? Ich denke schon den ganzen Morgen darüber nach.“

„Hast du weiter keine Probleme?“, fragte der Patenonkel verwundert, und als Jens schon ein paar Schritte gegangen war, rief er ihm nach: „Momentan fällt´s mir nicht ein. Aber ich werde nachdenken!“

Jens hatte es nun doch eilig und lief, so schnell er konnte. An der Straßenkreuzung musste er nach rechts abbiegen. Er blickte sich noch einmal zum Patenonkel um. Da geschah es. Er stieß rückwärts mit einem Mann zusammen und erschrak, als der ihn an der Schulter packte und zu sich drehte. Kein Wort sprach der Mann. Seine Augen waren starr auf Jens gerichtet. Ein bohrender Blick in einem blassen, fast totenbleichen Gesicht mit spitzem Kinn und Spitzbart - pechschwarz wie auch das lange Haar. Und pechschwarz war auch die Kleidung - die Schuhe, die Hose, der weite, lange Umhang und der große Hut mit der Feder.

Ein Schornsteinfeger war es nicht, das erkannte Jens sofort, und da der Fremde ihn losließ, rannte er geradewegs davon. Am Gemüseladen – etwa 200 Meter vom Schulgebäude entfernt - stoppte er. Herr Grosse, der Inhaber, war gerade damit beschäftigt, einige Gemüsestiegen vorm Schaufenster aufzubauen. Immer wenn er das morgens tat, dann wusste Jens, es würde an dem Tag nicht regnen. Weil Jens jeden Tag auf seinem Schulweg hier vorbeikam, war ihm das aufgefallen.

„Guten Morgen!“, grüßte Jens.

„Dir auch, Jens!“, antwortete Herr Grosse.

„Hat Ihnen Ihre Tochter Melanie erzählt, dass ich sie gestern mit einem Mann vor´m Eisladen getroffen habe?“

„Hat sie nicht“, erwiderte er. „Was war denn das für ein Mann? Kanntest du ihn?“

„Eben nicht!“, sagte Jens. „Der Kerl gefiel mir nicht.“

Herr Grosse war auf einmal ganz aufgeregt, setzte schnell die Kiste mit Blumenkohl auf dem Boden ab und kam zu ihm. „Das musst du mir genauer erzählen, Jens“, forderte er ihn auf. „Wie sah denn der Kerl aus?“

„Eigentlich normal. Er war etwa so alt wie Sie, aber dicker.“

„Und?“

„Ich bin gerade vorbeigegangen, da sah mich Melanie, und sie sagte zu mir: `Der Onkelwill mir ein Eis kaufen und danach mit mir zum Spielplatz gehn.´ Ich hab´ mir den Kerl angesehn. Der hat sich gleich aus dem Staub gemacht. Dann hab´ ich mit Melanie geschimpft und sie gefragt: Ob sie nicht weiß, dass sie sich nichts von fremden Männern schenkenlassen soll und auch nicht mitgehen darf? Und ich hab´ sie noch gefragt, ob sie imKindergarten nicht das Märchen vom Rotkäppchen gehört hat? Danach hab´ ich sie nach Hause geschickt, damit sie Ihnen alles erzählt. Und ich hab´ noch gesagt, dass sie sich das Märchen von Ihnen erzählen lassen soll.“

„Was für´n Märchen?“, fragte Herr Grosse.

„Na, Rotkäppchen!“, antwortete Jens.

Herr Grosse überlegte und meinte dann: „Kenn´ ich nicht! Das soll ein Märchen sein?“

„Der auch nicht“, wunderte sich Jens. Dann sah er auf seine Armbanduhr. Es waren nur noch drei Minuten bis zum Unterrichtsbeginn. Er verabschiedete sich von Herrn Grosse und rannte Richtung Schulgebäude los.

2. Kapitel: In der Schule

Atemlos stürzte Jens ins Klassenzimmer. Es hatte gerade zum Beginn der Unterrichtsstunde geklingelt. Das Gejohle war groß.

„Große Leute lassen auf sich warten, nicht wahr, Herr Großmann?“

„Lina! Wer sollte es auch sonst sein?“, dachte Jens. Er hatte nichts anderes erwartet. Trotzdem gab es diesmal keine Auseinandersetzung, denn die Klassenlehrerin, Frau Putzig, stand in der Tür.

Die Deutschstunde hatte begonnen. Wie jeden Morgen folgte das allseits bekannte Aufrufen der Schülernamen zur Feststellung der Anwesenheit. Und wer nicht anwesend, vielmehr nicht geistig anwesend war, das war Jens Großmann. Erst als ihn seine Banknachbarin Anne anstieß, brachte er verträumt sein „Hier!“ hervor.

„Das ist schön“, meinte die Lehrerin, „dass du nun auch da bist.“

Natürlich gab es Gelächter. Somit hatte Jens auch an diesem Morgen schon seinen Beitrag zur Belustigung der Klasse geleistet. Aber so richtig anwesend war er wohl doch nicht. Sofort weilten seine Gedanken wieder woanders. Sein Blick ging aus dem Fenster zum Schulpark hinaus. Es verwirrte ihn, was er dort sah. Quer über den Schulhof, zum Park hin, spazierte das Mädchen mit dem großen, grauen Hund, das er an der Kreuzung gesehen hatte. Jens verfolgte den Weg der beiden mit den Augen, und je länger er ihnen zusah, desto bekannter erschienen sie ihm. Da hörte er die Lehrerin seinen Namen rufen.

„Worüber haben wir gestern im Unterricht gesprochen?“, fragte sie ihn und rückte sich erwartungsvoll an ihrem Tisch zurecht. „Bitte!“

„Das Märchen vom Rotkäppchen“, schoss es aus Jens wie aus einer Pistole heraus.

Ein Kichern ging durch die Bankreihen.

„Über die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm, die bekanntesten Sammler deutscher Volksmärchen …“, berichtigte die Lehrerin, wie gewohnt mit piepsiger Stimme.

„Ja!“, unterbrach Jens sie. „Und ich habe dazu eine Frage: Wovon handelt eigentlich Rotkäppchens Märchen? Es will mir schon seit heute Morgen nicht einfallen.“

„Was für ein Rotkäppchen? Wovon sprichst du? Ich kenne solch ein Märchen nicht. Oder ihr vielleicht, Kinder?“

Wieder Gekicher. Die Lehrerin sah die Schüler an, die starrten auf Jens, und er überlegte, was er nur so besonders Dummes von sich gegeben hatte.

Oh, wie er diese Augenblicke hasste - blamiert vor allen, dem Gespött der Klasse preisgegeben. Wenn er doch tot umfallen könnte! Er stand mit gesenktem Kopf. Die Zeit kroch wie eine Schnecke. Da berührte ihn eine liebevolle Hand - Annes Hand. Mit mitleidigen Augen sah seine Banknachbarin ihn an und schämte sich für die andren. Darauf erhob sie sich von ihrem Platz und sagte entschlossen: „Ich kenne das Märchen.“

„Dann werdet ihr beide es uns morgen erzählen!“, bestimmte die Lehrerin. Sie war froh über ihren Einfall. Dadurch hatte sie Zeit gewonnen. Sie war sich nicht sicher, ob sie das Märchen kannte oder nicht.

Jens schaute Anne dankbar an. Er war froh, in ihr eine Freundin in der Klasse zu haben.

Dann war große Pause. Die Mathematikarbeit war überstanden. Lehrer Kluge hatte die Arbeit, von allen unerwartet, leicht gemacht. Jetzt wollte Jens endlich wissen, wovon das Märchen vom Rotkäppchen handelte. Er suchte darum Anne auf dem Schulhof, denn sie hatte vor ihm das Klassenzimmer verlassen, konnte sie aber nicht finden. Er fragte auch einige Mitschüler, doch keiner wusste, wo sie war. Die Pause ging zu Ende, da sah er, wie Anne von einem ganz in Schwarz gekleideten Mann an der Hand hinterhergezerrt wurde. Jens rannte, so schnell er konnte, um ihr zu helfen. Aber bevor er die beiden erreichte, waren sie im Schulpark hinter einem großen Stein - einem Findling aus der Eiszeit - verschwunden. Spurlos verschwunden, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das konnte nicht sein, dachte Jens. Niemand konnte so einfach verschwinden, der Park war umzäunt. Er musste sich getäuscht haben, obwohl der schwarzgekleidete Mann ihm bekannt vorkam. Als er dann ins Klassenzimmer zurückkam und der Platz neben ihm verwaist blieb, stand für ihn fest: Es musste etwas passiert sein! Auch wenn Frau Putzig erklärte, dass Anne von ihrem Onkel abgeholt wurde. Er fand Annes Schultasche unter der Bank. Nie hätte sie ihre Schulsachen zurückgelassen. Ratlos saß er auf seinem Platz.