Hippias Maior - Platon - E-Book

Hippias Maior E-Book

Platón

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Beschreibung

Platons Dialog Hippias Maior. Übersetzt von Friedrich Schleiermacher und neu ediert von Nikolaus Rehlinger.

Das E-Book Hippias Maior wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Platon, Sokrates, Hippias, Philosophie

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Inhalt

Hippias Maior (I)

Hippias Maior (I)

Sokrates - Hippias

Sokrates: Hippias, du Herrlicher und Weiser, wie seit gar langer Zeit kommst du uns endlich einmal wieder nach Athen!

Hippias: Ich hatte eben nicht Muße, Sokrates. Denn wenn Elis irgend etwas auszurichten hat bei einer anderen Stadt, so kommt sie immer unter allen Bürgern zuerst zu mir und wählt mich zum Gesandten, weil sie mich für den besten Beurteiler und Berichterstatter dessen hält, was von jeder Stadt vorgetragen wird. So bin ich schon oft auch zu anderen Städten abgeschickt worden, am meisten aber, und in den meisten und wichtigsten Angelegenheiten nach Lakedaimon. Daher komme ich denn, was dich wundert, nicht häufig in diese Gegenden.

Sokrates: Soviel hat es auf sich, Hippias, in der Tat ein weiser und vollkommener Mann sein! Denn du kannst sowohl für dich viel Geld von den jungen Leuten ziehen, wofür du ihnen doch noch mehr leistest als du ziehst; als auch wiederum in öffentlichen Angelegenheiten vermagst du deiner Vaterstadt nützlich zu sein, wie es der muss der nicht gering geschätzt werden will, sondern in großem Ansehen stehen bei den Leuten. Jedoch, o Hippias, was mag wohl die Ursache sein, dass jene Alten, deren Namen so hoch berühmt sind ihrer Weisheit wegen, Pittakos und Bias und Thales, der Milesier, und auch noch die späteren bis auf den Anaxagoras herab entweder alle oder doch die meisten sich aller Staatsgeschäfte scheinen enthalten zu haben?

Hippias: Was anders meinst du wohl, Sokrates, als dass sie es nicht fähig waren, und nicht geschickt beides mit ihrer Einsicht zu umfassen, die gemeinsamen Angelegenheiten und ihre besonderen.

Sokrates: Also, beim Zeus, sollen wir, wie die anderen Künste zugenommen haben und mit den heutigen Meistern verglichen die alten nur schlecht sind, eben so auch von eurer, der Sophisten, Kunst sagen, dass sie fortgeschritten ist, und dass die alten Weisen gegen euch nur schlecht sind?

Hippias: Allerdings vollkommen richtig ist das.

Sokrates: Wenn uns also jetzt Bias wieder auflebte, so würde er lächerlich erscheinen neben euch; eben wie die Bildhauer sagen, dass wenn Dädalos jetzt lebte und dergleichen Werke bildete, als durch welche er berühmt geworden ist, man ihn auslachen würde?

Hippias: Es verhält sich allerdings, Sokrates, so wie du sagst. Indes pflege ich meines Teils die Alten und die vor uns waren auch vor den jetzigen und mehr als sie zu preisen, aus Scheu vor der Abgunst der Lebenden und aus Furcht vor dem Zorn der Verstorbenen.

Sokrates: Ganz richtig, o Hippias, meinst und bedenkst du es wie mir scheint. Und ich muss es dir bezeugen, dass du Recht hast und dass eure Kunst wirklich so weit fortgeschritten ist, dass ihr nun auch die öffentlichen Angelegenheiten zu behandeln versteht neben euren besonderen. Denn da ist der Sophist Gorgias, der Leontiner, hierher gekommen von Staatswegen von Hause als Gesandter, also doch als der tüchtigste unter allen Leontinern um die öffentlichen Angelegenheiten zu betreiben, und hat sich sowohl den Ruhm erworben vor dem Volke ganz vortrefflich gesprochen zu haben, als auch dadurch dass er sich anderwärts hören lässt, und den Jünglingen Unterricht gibt, vieles Geld verdient und empfangen in dieser Stadt. Auch wenn du willst unser Freund Prodikos ist nicht nur sonst öfters in öffentlichen Angelegenheiten hier gewesen, sondern auch noch das letzte Mal ganz neuerlich kam er von Staatswegen aus Kea, und hat sich nicht nur durch eine Rede vor dem Rate großen Ruhm erworben, sondern ebenfalls auch vor Anderen sich hören lassen, und die Jünglinge um sich versammelt, und damit wer weiß wie viel Geld gewonnen. Von jenen Alten aber begehrte keiner je Geld zu verdienen als Lohn noch auch sich hören zu lassen vor allerlei Leuten mit seiner Weisheit. So einfältig waren sie, und merkten nicht einmal wie viel das Geld wert wäre. Diese beiden aber haben jeder mehr Geld mit ihrer Weisheit verdient als irgend ein anderer Meister welcher Kunst du willst, und noch vor ihnen Protagoras ebenfalls.

Hippias: Du weißt noch gar nicht das rechte von dieser Sache, Sokrates. Denn wenn du wüsstest, wie viel Geld ich verdient habe, würdest du dich erst wundern. Anderes übergehe ich, aber ich kam einst nach Sikelien, als eben Protagoras sich dort aufhielt, der sehr berühmt und älter war als ich, und dort habe ich, der viel jüngere, in ganz kurzer Zeit mehr als hundert und fünfzig Minen verdient, ja, in einem einzigen ganz kleinen Städtchen Inykos mehr als zwanzig Minen. Und dies brachte ich mit nach Hause als ich zurückkam, und gab es meinen Vater, so dass er und alle meine Landsleute sich wunderten und erstaunten. Ja, ich glaube, dass ich mehr Geld verdient habe als welche zwei Sophisten du sonst willst zusammen.

Sokrates: Das ist ja ein herrlicher und großer Beweis der Weisheit, Hippias, deiner eigenen sowohl wie überhaupt der unserer jetzigen Männer, wie weit sie die Alten übertreffen. Denn die früheren beschreibt man doch als sehr dumm nach deiner Rede. Gleich dem Anaxagoras, sagt man, sei ganz das Gegenteil begegnet wie Euch; er habe nämlich ein großes Vermögen, was ihm hinterlassen worden, ganz vernachlässigt und alles verloren, so unverständig habe er die Weisheit getrieben. Und ähnliches erzählt man auch von anderen unter den Alten. Dies dünkt mich also ein schöner Beweis, den du beibringst, für die heutige Weisheit im Vergleich mit der früheren, und viele sind gewiss derselben Meinung, dass nämlich der Weise vorzüglich müsse für sich selbst weise sein. Und davon ist ja die natürliche Erklärung, wer das meiste Geld verdient. Doch hiervon sei es nun genug. Das sage mir aber, wo hast du wohl das meiste Geld verdient unter allen Städten, in die du zu gehen pflegst? Doch wohl gewiss in Lakedaimon, wo du auch am öftersten warst?

Hippias: Nein, beim Zeus, Sokrates.

Sokrates: Wie denn? Wohl gar am wenigsten?

Hippias: Ganz und gar nichts niemals.

Sokrates: Wunderbar ist ja das und unbegreiflich, o Hippias. Denn sage mir doch, ist deine Weisheit nicht eine solche, dass sie die welche mit ihr umgehen und sie erlernen in der Tugend weiter bringt?

Hippias: Gar sehr, Sokrates.

Sokrates: Also der Inykiner Söhne konntest du wohl besser machen, bei den Spartanern aber vermochtest du es nicht?

Hippias: Das nun ganz und gar nicht.

Sokrates: Also haben wohl die Sikelier Lust besser zu werden, die Lakedaimonier aber nicht?

Hippias: Auf alle Weise, o Sokrates, auch die Lakedaimonier.

Sokrates: So vermieden sie wohl aus Geldmangel deinen Umgang?

Hippias: Keineswegs; denn dessen haben sie genug.

Sokrates: Was kann das also wohl sein, dass, obschon sie Lust haben und auch Geld, und du im Stande bist ihnen den größten Nutzen zu schaffen, sie dich nicht mit Geld beladen entlassen? Aber wie ist es damit, ob nicht die Lakedaimonier ihre Söhne selbst besser als du unterrichten mögen? Oder wollen wir dies so erklären, und gibst du es zu?

Hippias: Nicht im mindesten.

Sokrates: Warst du nun in Lakedaimon nicht im Stande die jungen Leute zu überreden, dass sie