Historical Saison Band 3 - Mary Brendan - E-Book
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Historical Saison Band 3 E-Book

MARY BRENDAN

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Beschreibung

Miss Sylvies unschickliches Geheimnis von BRENDAN, MARY
Ihr Ruf ist in Gefahr! Silvies Schicksal und ihre Zukunft liegen in den Händen von Adam Townsend, Marquess of Rockingham. Denn nur er weiß, in welch unschickliche Lage sie sich gebracht hat. Kann sie den adligen Frauenschwarm zum Schweigen bringen - und seine Lippen mit federleichten Frühlingsküssen für immer versiegeln?

Süße Rache des Herzens von BRENDAN, MARY
Schnell rollt die Kutsche durch den lauen Frühlingsabend, und bang schlägt Rachels Herz: Wie wird Connor Flint sie empfangen? Wird er ihr als Ehrenmann ihr Erbe lassen, das ihr Vater im Glücksspiel an ihn verloren hat? Oder sich an ihr rächen? Schließlich hat sie Connor einst verschmäht, obwohl ihr Herz ihn wollte …

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IMPRESSUM

HISTORICAL SAISON erscheint alle zwei Monate im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag:

Brieffach 8500, 20350 Hamburg

Tel.: 040/347-25852

Fax: 040/347-25991

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Ilse Bröhl

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2001 by Mary Brendan

Originaltitel: „Wedding Night Revenge“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B. V. / S.àr.l.

Übersetzung: Eleni Nikolina

© 2005 by Mary Brendan

Originaltitel: „The Rake And The Rebel“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B. V. / S.àr.l.

Übersetzung: Corinna Wieja

Fotos: Vittorio Dangelino / via Agentur Schlück

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON, Band 3 (2) 2011

by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN-13: 978-3-86349-699-9

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

HISTORICAL SAISON-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

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Mary Brendan

Süße Rache des Herzens

PROLOG

„Sie haben Ihre Meinung doch noch geändert.“

Die Freude in der Stimme des jungen Mannes traf Edgar Meredith wie ein Stich mitten ins Herz. Trotzdem quälte er sich ein Lächeln ab.

Nein, Rachel hat ihre Meinung geändert, dachte er bedrückt. Das Bedauern darüber war wie ein Schmerz und nahm ihm den Atem, sodass er nicht auf die Begrüßung antwortete.

Nach neunzehneinhalb Jahren, in denen er Zeuge vieler Tränen und Wutanfälle seiner ältesten Tochter sein musste, war ihm nicht entgangen, dass sie eigensinnig und ungestüm sein konnte. Jedoch hatte er nie angenommen, sie könne auch gefühllos und durchtrieben sein. Heute hatte sie allerdings den schockierenden, beschämenden Beweis dafür erbracht. Auch jetzt noch war er genauso unfähig zu sprechen wie vor einigen Stunden, als seine Frau ihn über die Situation unterrichtet hatte. Doch sprechen musste er …

Edgar betrachtete den jungen Mann, und wieder fiel ihm dessen beeindruckende, muskulöse Gestalt auf und mit welcher Leichtfüßigkeit er sich dennoch bewegte. Als er ihm zur Begrüßung kräftig die Hand schüttelte, klammerte Edgar sich fast verzweifelt an ihn, statt lediglich den Druck zu erwidern.

„Was möchten Sie trinken? Cognac? Champagner?“ In seiner frohen Erregung fiel der leicht singende Tonfall seines irischen Akzents nicht mehr so sehr auf. Connor Flint lachte verschwörerisch und suchte ein Glas für den Mann aus, den er ab morgen Vater würde nennen dürfen. „Sie haben es also geschafft, sich für ein Stündchen davonzuschleichen, was?“

Edgar ertappte sich dabei, wie er nickte und den Mund zu einem verzerrten Lächeln verzog, während er zusah, wie sein junger Freund ihm Champagner einschenkte. Nein, er brauchte sich nicht mehr davonzuschleichen. Von jetzt an konnte er so viel Zeit, wie er wollte, mit seinen Freunden verbringen. Denn man brauchte ihn für keine Hochzeitsvorbereitungen mehr. In den vergangenen sechs Monaten war er so stolz darauf gewesen, Major Connor Flint zu seinen Freunden zählen zu dürfen. Aber würde Connor nach heute Abend je wieder das Wort an ihn richten wollen?

Mr. Edgar Meredith war ein Mann mit vier Töchtern und dem heftigen Verlangen nach einem Sohn. Mrs. Meredith hatte ihm zu verstehen gegeben, dass genug genug sei, und zu ihrer Erleichterung und seiner Betroffenheit wurde sie darin bald von Mutter Natur unterstützt. Welch angenehmer Zuwachs zu seiner Familie wäre da doch Connor gewesen!

„Ich hatte keine Ahnung gehabt, wie viele Männer mir ihr Mitleid aussprechen wollten zu meiner letzten Nacht in Freiheit“, sagte Connor amüsiert und wies auf die lärmenden Gäste – darunter sein betrunkener Halbbruder – die seinen gemütlichen Salon füllten. Er lächelte, aber der Blick seiner klugen blauen Augen lag nachdenklich auf Edgar.

Der nickte nur, rieb sich mit einer fahrigen Handbewegung das Kinn und hob das Glas an die Lippen. Doch als würde ihm klar, wie enorm unangebracht es wäre zu trinken, stellte er es abrupt auf die Anrichte. Allen Mut zusammennehmend, zwang er sich, Connor anzusehen.

Einen Moment ließen ihre Blicke nicht voneinander, und Edgar wurde von einem Gefühl tiefster Erleichterung durchflutet. Connor wusste es! Er wusste es aus irgendeinem Grund und war bereit, ihm die ganze Sache zu erleichtern. Kein Grund für ihn, hilflos nach nutzlosen Ausreden zu suchen, um das empörende Benehmen seiner Tochter zu rechtfertigen „Es tut mir leid. Es tut mir so leid.“ Seine Stimme zitterte leicht, die Worte waren kaum zu hören beim rauen Gelächter, das sie umgab.

Connor zog ihn brüsk in eine Ecke des Raums, fort vom prasselnden Kaminfeuer und den betrunkenen Männern, die ihm lauthals zuprosteten.

„Warum?“

So heftig stieß er dieses eine Wort aus, dass Edgar zusammenzuckte, als wäre ein Schwall von Beleidigungen auf ihn niedergeprasselt. „Ich weiß es nicht. Sie ist eigensinnig … halsstarrig …“, erwiderte er hilflos und fügte hastig hinzu: „Ich hatte nicht die Gelegenheit, sie zur Rede zu stellen. Als ich von Windrush zurückkehrte, hatte sie sich bereits heimlich nach York davongemacht.“

Ein erstickter Laut von Connor unterbrach ihn, dann ein düsteres Lachen und ein leiser Fluch. „Nach York? Sie ist bis ganz nach York geflohen? Lieber Himmel!“

„Sie hat da eine Tante. Die Schwester meiner Frau“, erklärte Edgar zögernd. „Ich schwöre Ihnen, wir wussten nichts davon. Mrs. Meredith ist bestürzt. Wenn ich auch nur die leiseste Idee gehabt hätte, sie könnte so etwas tun … In ihren neunzehn Jahren habe ich sie kein einziges Mal gezüchtigt, und der Herrgott weiß, sie hat mich oft mit ihrem Eigensinn in Versuchung geführt. Doch wäre mir nur eine Ahnung gekommen, wie hinterhältig sie sich verhalten würde, hätte ich sie schon vor Jahren übers Knie gelegt.“

Connor wandte abrupt den Kopf. Seine blauen Augen blitzten. „Sagen Sie das nicht.“ Die Stimme klang ruhig, fast freundlich, doch der Hauch einer Warnung war nicht zu überhören.

Müde schloss Edgar die Augen und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Ich werde mich natürlich um die Formalitäten kümmern, die Gäste und Reverend Dean in Kenntnis setzen. Als Brautvater – als Vater der abtrünnigen Braut – muss ich die Schuld auf mich nehmen und die Schande und die Verantwortung …“

„Sie hat zu niemandem etwas gesagt? Ist sie mit einem heimlichen Geliebten durchgebrannt?“

Die grimmige Enttäuschung in Connors Ton ließ Edgar schuldbewusst zusammenzucken. Wie konnte er die erbärmlichen Ausreden aufzählen, die Rachel erwähnt hatte? Wie konnte er diesem stattlichen, ansehnlichen Kavallerieoffizier, der mehrere Male für seinen Mut ausgezeichnet worden war, erklären, dass Rachel ihm am Abend vor der Hochzeit den Laufpass gegeben hatte, weil sie sich einen charismatischeren, aufregenderen Gemahl wünschte?

„Reist sie allein?“

„Mit ihrer Schwester Isabel. Meine Frau und Isabel haben alles versucht, um Rachel zur Vernunft zu bringen. Da alles nichts half, bestand meine Frau wenigstens darauf, dass Isabel sie begleitete. Als ich davon erfuhr, war es zu spät, mich an ihre Fersen zu heften. Und das hat sie natürlich gewusst. Sie wusste, dass meine Pflicht Ihnen gegenüber und die Ehre meiner Familie mir wichtiger sein würden.“ Er schüttelte den Kopf und fuhr mit zitternder Stimme fort: „Meine Rachel ist schon immer ein kluger Kopf gewesen. Aber ein solch rücksichtsloses Ränkeschmieden geht zu weit. Das werde ich ihr nie verzeihen! Mein Leben lang habe ich mich nicht so nutzlos gefühlt, so zornig … so zutiefst enttäuscht.“

„Wie wahr …“, sagte Connor tonlos.

1. KAPITEL

Sechs Jahre später

„Hast du denn nicht manchmal Sehnsucht nach einem Gatten und eigenen Kindern, Rachel?“

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich gern damit zufriedengebe, deinen Paul mit dir zu teilen.“

„Nein, sei bitte ernst“, schalt Lucinda sie und kicherte. „Hast du es je bedauert, Mr. Featherstone abgewiesen zu haben?“

Rachel sah einen Augenblick verwirrt aus. „Oh, jetzt weiß ich, wen du meinst!“, rief sie plötzlich und brach in Gelächter aus. Natürlich, der letzte Mann, der um sie angehalten hatte. Und genau das war auch der einzige Grund für seine Anziehungskraft, erkannte sie jetzt amüsiert. Man hatte sie davon überzeugt – und nicht ohne Grund, wie sich herausstellte – dass er vielleicht der letzte heiratsfähige Mann war, der sie hofieren würde. Kaum einen Monat nach Bekanntgabe ihrer Verlobung war ihr allerdings klar geworden, dass sie doch nicht so verzweifelt darauf aus war, in den Ehestand zu treten.

Da ihre Freundin noch auf eine Antwort wartete, tat Rachel den Herrn mit einem Lachen ab. „Du lieber Himmel, nein! Er war ein notorischer Duellant und ein Spieler und in beidem nicht besonders erfolgreich. Für meinen Geschmack war er viel zu häufig abgebrannt. Und ich habe das ungute Gefühl, er spekulierte darauf, durch mich an Windrush zu kommen, um seine leeren Taschen wieder zu füllen.“

„Na schön, aber was war mit dem anderen Gentleman? Der mithilfe eines silbernen Gehstocks ging, weil er ein wenig hinkte, und das Gesicht eines Adonis hatte …“

„Es ist seltsam, dass du auf Philip Moncur zu sprechen kommst“, sagte Rachel nachdenklich. „Vor einem Monat ungefähr schickte er mir einige Gedichte, obwohl ich seit über drei Jahren nichts mehr von ihm gehört hatte … seit also unsere Verlobung aufgelöst wurde.“

„Wie schmeichelhaft, dass er sich an deine Vorliebe für Wordsworth und Keats erinnert hat.“

„Nun, wenn er sich erinnert hat, dann hat es jedenfalls nichts genützt, denn er schickte mir irgendwelchen Blödsinn, den er selbst verbrochen hat – einen Vierzeiler, der meine ätherische und klassische Gemütsruhe rühmte. Als ich darauf nicht einging, folgte eine Ode, in der er mich mit einer Marmorstatue verglich: düster und wunderschön, doch der heißblütigen Sonne seiner Anbetung bedürftig, um zum Leben zu erwachen …“

Lucinda unterdrückte ein Lachen. „Ich habe das Gefühl, er dürstet danach, dich in einer von Madame Bouillons Togen zu sehen.“

„Ich würde sagen, er will mich ohne diese Toga sehen. Alberner Mann! Warum macht er mir nicht gleich einen unsittlichen Antrag?“

„Rachel! Du würdest doch sicher nicht auf so einen Antrag eingehen?“

„Warum nicht? Ich denke, die Ehe wird allgemein überschätzt. Es hat seine Vorteile, eine Mätresse zu sein – Geld und Freiheit, um nur zwei zu nennen.“

„Du meine Güte! Und ich hätte geschworen, dass du nie wieder etwas sagen oder tun könntest, das mich so schockieren würde!“ Lucinda lachte, wenn auch ein wenig unsicher. „Erzähl bitte June nichts von diesen Theorien. Du weißt, wie viel sie auf deine Meinung gibt. Es wäre entsetzlich, wenn sie auch irgendwann im letzten Moment Reißaus nähme aus lauter …“ Sie brach ab und sah Rachel um Verzeihung heischend an.

„Panik?“, beendete Rachel scheinbar ungerührt, obwohl ihre Freundin recht taktlos auf ihre erste gelöste Verlobung anspielte, auf die sonst niemand und unter keinen Umständen zu sprechen kam. „Oh, mit June ist es ganz anders.“ Sie fächelte sich Luft zu, da die Wärme des schönen Frühlingstages begann, ihr ein wenig zu schaffen zu machen. „Wie könnte ich Bedenken haben, was Junes Verlobung angeht? Immerhin brauchte ich ganze drei Monate, um sie einzufädeln.“

„Ungefähr so lange wie für meine Verlobung mit Paul“, fügte Lucinda leise hinzu.

„Ja, es muss in etwa genauso lange gedauert haben.“ Rachel legte in gespielter Nachdenklichkeit den Kopf schief. „Mein Problem ist, dass ich zu selbstlos bin. Stattdessen hätte ich versuchen müssen, einen dieser großartigen Männer für mich zu behalten.“ Sie seufzte theatralisch. „Jetzt bin ich endgültig eine alte Jungfer und muss mir gefallen lassen, dass armselige Dichterlinge mir alberne Verschen schicken.“

Lucinda lachte. „Ich finde eher, Moncur erinnert an Lord Byron. Er sieht hinreißend aus und ist so wunderbar empfindsam.“

Eine kleine Weile verbrachten sie in freundschaftlichem Schweigen und betrachteten vom Sitz ihres Landauers aus die im Hyde Park promenierenden Damen, die an diesem außergewöhnlich warmen Frühlingstag zarte Musselinkleider und hübsche Sonnenschirme trugen.

„Jener erste Gentleman, Rachel … du weißt doch, der irische Major …“, als sie sich dem Ausgang des Parks näherten.

„Wer?“, fragte Rachel recht scharf, als ärgerte es sie, dass ihre Freundin den Gesprächsfaden wieder aufgriff. „Oh, der.“ Sie seufzte gelangweilt. „Das ist so lange her, Lucinda, dass ich mich kaum noch erinnern kann, wie er aussah …“

„Nun, dann sieh doch mal nach links und frische dein Gedächtnis auf“, schlug Lucinda ihr verschmitzt vor.

Rachel folgte ihrer Aufforderung neugierig und mit einem ungläubigen Lächeln um die sinnlichen Lippen. Doch das Lachen verging ihr sofort.

So oft hatte sie sich gefragt, was sie empfinden würde, sollte sie ihn jemals wiedersehen. Nach sechs Jahren schien es zunehmend unwahrscheinlich, dass ihre Wege sich je wieder kreuzen könnten. Besonders, da sie mit ihrer Mutter und ihren Schwestern London nur noch für gelegentliche Einkaufsausflüge aufsuchte und um ihre Freundin Lucinda zu besuchen. Diese Woche waren sie und ihre Familie nur wegen der Vorbereitungen für Junes Hochzeit hier.

Im Lauf der Jahre hatte sie sich auch immer wieder gefragt, wie er bei einer zufälligen Begegnung aussehen mochte, wie sie aussehen mochte und ob die Zeit sie so verändert haben würde, dass sie sich nicht wiedererkannten. In jedem Fall waren solche Gedanken natürlich müßig und belanglos, und Rachel, vernünftig, wie sie war, verbannt sie auf der Stelle. Jetzt erfuhr sie die niederschmetternde Wahrheit: Ein einziger Blick auf Major Connor Flint genügte, um ihr Herz stocken zu lassen. „Oh, Isabel. Wie sehr wünschte ich, du wärst jetzt bei mir …“, flüsterte sie mit gequälter Stimme.

Lucinda hörte den schmerzvollen Ton und fügte beunruhigt hinzu: „Er ist es wahrscheinlich gar nicht. Entschuldige, wie dumm von mir. Der Mann dort drüben scheint mir viel zu jung, und der Major muss doch inzwischen über dreißig sein … und hat sicher einen dicken Bauch und ergrauendes Haar. Und außerdem weilt er gewiss in Irland.“

„Doch, er ist es“, widersprach Rachel gedankenverloren. Oh ja, er war es. Sie hatte ihn sofort wiedererkannt. Obwohl er recht weit von ihnen entfernt war, glaubte sie, seine blauen Augen sehen und den melodiösen irischen Akzent hören zu können.

Mühsam riss sie den Blick von seinem Gesicht los und musterte seine Kutsche. Er fuhr einen gefährlich hohen Phaeton, an seiner Seite saß eine zierliche Dame, die in zitronengelbem Musselin sehr elegant und apart aussah. Ihr Gesicht wurde allerdings von einem Schirm verdeckt, den sie zum Schutz gegen die Sonne aufgespannt hatte. Nur eine einzige Strähne, genauso schwarz wie das Haar des Majors, lugte unter dem mit Stiefmütterchen geschmückten Strohhut hervor.

„Ich glaube, er wird von Signorina Laviola begleitet“, sagte Lucinda. „Ja, sie ist es“, fuhr sie aufgeregt fort, als die Frau den Kopf von ihrem Begleiter abwandte.

„Starr doch nicht so, Lucinda“, drängte Rachel sie. „Er könnte sich umdrehen und uns sehen.“

„Dazu ist er wohl zu gefesselt von seinem Singvögelchen. Lord Harley übrigens auch. Siehst du, da drüben steht er mit einigen seiner genauso dumm gaffenden Freunde. Wie es heißt, war die liebreizende Laviola kurz davor gewesen, Harley zu erhören, bis sie ihn zugunsten eines reicheren Galans wie eine heiße Kartoffel fallen ließ.“

Rachel konnte sich vorstellen, wer dieser reichere Galan war. Sie ließ sich abrupt in die weichen Polster des Landauers sinken und hielt ihren Sonnenschirm so, dass er sie zwar nicht vor der Sonne, aber vor neugierigen Blicken zu ihrer Linken schützen konnte. „Was versperrt uns denn bloß den Weg?“, rief sie ungeduldig. Der Landauer und der Phaeton standen auf etwa gleicher Höhe, wenn auch in einiger Entfernung zueinander. Keiner von beiden konnte sich allerdings fortbewegen, da ganz plötzlich Gefährte jeder erdenklichen Art die enge Straße zu blockieren schienen.

Auch Lucinda reckte den Hals und beugte sich so weit wie möglich vor, um die italienische Sopranistin besser sehen zu können. Die Signorina war erst seit wenigen Monaten in London, doch die Gerüchteküche hatte bereits zu kochen begonnen, kaum dass sie erschienen war. Niemand sprach über etwas anderes als ihre süße Engelsstimme – und den himmlischen Leib, den jeder Teufel in sein Bett locken wollte. So hatte Lucinda sich jedenfalls sagen lassen. Noch entschlossener, einen weiteren Blick zu erhaschen, bog sie sich zur Seite. Ihre Absicht wurde jedoch von einer Droschke zu ihrer Linken vereitelt, deren Räder sich in die eines Brauereiwagens verkeilt hatten. Der Kutscher hatte versucht, sich zwischen den Wagen und ein Kohlenfuhrwerk zu zwängen, und es nur geschafft, sich gründlich festzufahren. Zweifellos war er darauf aus gewesen, seinen Fahrgast rechtzeitig ans Ziel zu bringen und sich ein ordentliches Trinkgeld zu verdienen. Inzwischen wimmelte es von Wagen, die einander im Weg standen, und das Stimmengewirr verärgerter Menschen erfüllte die Luft.

Rachel wurde unruhig. Die Wahrscheinlichkeit wurde immer größer, ein bestimmter schwarzhaariger Herr könnte sich umdrehen, um zu erkunden, was es mit den lauten Schimpftiraden des Droschkenkutschers auf sich hatte, und sie entdecken. Sie sprang auf, um die Lage besser einschätzen zu können. Einige Meter entfernt beschwerte sich ein Straßenhändler gerade lauthals bei einem gleichgültigen Konstabler und wies immer wieder heftig gestikulierend auf seine umgestürzte Schubkarre und das auf der Straße liegende Obst.

Die Auseinandersetzung zwischen dem Droschkenkutscher und dem jungen Brauer zog wieder Rachels Aufmerksamkeit auf sich, da die Beleidigungen, die sie austauschten, zunehmend an Einfallsreichtum gewannen. In diesem Moment steckte der Passagier der Mietkutsche den Kopf mit seiner gepuderten Perücke heraus und bedachte den Kohlenmann mit einer ausnehmend groben Geste. Offenbar weil dieser das Recht zu haben glaubte, wegen seiner verbogenen Radspeichen seine unbedeutende Meinung zum Streit beisteuern zu dürfen.

Rachel zupfte ihren Fahrer am Ärmel. „Können Sie den Wagen nicht wenden, Ralph?“, bat sie ihn, obwohl sie bereits wusste, dass bei diesem Gedränge ein solches Manöver regelrecht unmöglich war.

„Geht nicht, Miss Rachel, sonst wär ich schon längst hier weg. Eine Dame dürfte sich so ’ne Pöbelei nicht mit anhören müssen.“ Womit er dem Jungen auf dem Brauereiwagen einen strengen Blick zuwarf und den Kopf schüttelte über den wie ein Jurist aussehenden Mann in der Kutsche.

„Was geht denn das Sie an?“, verlangte der Mann in der Kutsche zu wissen. Er schwitzte inzwischen heftig, die Wangen waren gerötet vor Ärger.

„Es sind Damen anwesend“, betonte Ralph mit einem vielsagenden Blick auf seine Passagiere.

„Richter anwesend“, konterte der Mann und grinste selbstgefällig. „Und ich habe eine gute Nase für Gauner …“ Er tippte sich mit dem Finger an die knollige Nase. Der Blick aus den boshaften kleinen Augen blieb an dem jungen Brauer haften. „Ich rieche einen Gauner auf jede Entfernung. Auf deinem Wagen steht kein Name, und ich erinnere mich auch nicht, dich bei den Brauereiversammlungen gesehen zu haben. Ich hätte nicht übel Lust, mir deine Ausschankerlaubnis anzusehen.“ Es war ein Schuss ins Blaue hinein – und traf doch mitten ins Schwarze.

Der junge Mann funkelte Ralph wütend an. „Großartig! Konnten Sie sich nicht da raushalten? Jetzt muss ich es mit dem Richter ausbaden!“

„Wag es ja nicht, mit mir in diesem Ton zu sprechen“, schimpfte Ralph und war schon im nächsten Moment vom Bock gesprungen. In seiner Wut achtete er nicht auf Rachels scharfen Befehl, er solle gefälligst sofort wieder aufsteigen und sie nach Hause fahren. Gereizt riss er sich die elegante Livree und den Hut herunter und rollte die gestärkten Baumwollärmel bis zu den Ellbogen hoch.

Mit federnder Geschmeidigkeit kam der junge Brauer vom Wagen herunter und stellte sich Ralph. Beide spuckten sich in die Hände, und es folgte das Ritual jedes Faustkampfs, bei dem beide Kontrahenten sich in den Knien wiegten und gleichzeitig in vorsichtiger Entfernung umeinander kreisten. Gerade als Ralph zum Schlag ausholte, wurde seine Faust mitten in der Bewegung von einer großen, starken Hand festgehalten.

„Gibt es Schwierigkeiten?“

Rachel hatte niemanden herankommen sehen. Sie war zu sehr damit beschäftigt gewesen, ihre Waffe vorzubereiten. Der junge Brauer würde ihren zusammengerollten Schirm zu spüren bekommen, bevor sie es zuließ, dass Ralph von ihm niedergestreckt wurde. Als Lucinda jedoch scharf die Luft einsog, öffnete Rachel ihren Schirm wieder mit zitternden Fingern und verbarg ihr Gesicht halb dahinter. Der Neuankömmling sprach mit einem eindeutig irischen Akzent, also gab es keinen Zweifel, um wen es sich dabei handelte. Ihr Herz begann beunruhigend schnell zu pochen.

Ralph ließ streitlustig die Finger knacken. „Was für’n Glück, dass Sie zufällig gekommen sind, Sir. Hätte ihn sonst ganz flott verdroschen, aber ratzfatz.“

Der Richter begrüßte den Schlichter mit einer trägen Handbewegung. Es entging ihm nicht, dass er einen wohlhabenden, einflussreichen Gentleman vor sich hatte, und er ließ es sich nie nehmen, eine nützliche Bekanntschaft zu pflegen. „Diese beiden Raufbolde behindern mich in der Ausübung meiner Pflichten. In nur zehn Minuten werde ich bei einer Verhandlung erwartet“, ereiferte er sich. „Und dieser Bursche …“, er wies mit einer jähen Kopfbewegung auf Ralph, wobei seine Perücke ihm über die Augen rutschte, „… ist entschlossen, so beleidigend wie nur möglich zu sein. Ich werde dafür sorgen, dass alle ausgepeitscht und mit einem Bußgeld belegt werden für ordnungswidriges Benehmen und die Behinderung eines Friedensrichters.“ Energisch rückte er die Perücke wieder zurecht.

„Das ist nicht gerecht! Und wahr auch nicht!“ Rachel, die sich die wilden Übertreibungen nicht länger mit anhören konnte, ließ ihren Schirm entschlossen zuschnappen. Tief einatmend, um sich Mut zu machen, hob sie den Kopf.

Der elegante Gentleman mit dem schwarzen Haar und der verblüffenden Ähnlichkeit mit ihrem ehemaligen Verlobten stand so dicht neben dem Landauer, dass Rachel nur die Hand hätte auszustrecken brauchen, um ihn zu berühren. Mutig ließ sie den Blick über die markanten, nur allzu vertrauten Züge gleiten. Er ist es nicht, sagte sie sich. Ich erinnere mich nicht, dass er so hochgewachsen oder eindrucksvoll gewesen wäre. Dieser Gedanke war sehr willkommen und gab ihr Kraft, seinem Blick standzuhalten.

„Wenn Sie in der Reihe gewartet hätten wie alle anderen, statt sich rücksichtslos vorzudrängeln, hätten die Räder sich nicht verheddert und wir wären alle schon längst zu Hause“, fuhr Rachel hitzig fort.

Ungläubig starrte der Richter sie an, fasste sich aber schnell und erwiderte herablassend: „Meine liebe junge Dame, ist Ihnen überhaupt bewusst, mit wem Sie reden? Wen Sie hier der Lüge bezichtigen?“ Sein aalglatter Ton gab jedem deutlich zu verstehen, dass er hingegen genau wusste, mit wem er es zu tun hatte – und nicht im Geringsten von ihr beeindruckt war.

„Ich weiß allerdings schon, wer Sie sind“, warf eine angenehme Stimme ein. Es war der hochgewachsene Gentleman, der sich zu Wort gemeldet hatte. „Sie sind doch der ehrenwerte Richter Arthur Goodwin, nicht wahr? Ich glaube, ich erinnere mich an Sie von Mrs. Crawfords kleiner Soiree letzte Woche. Oder werden Sie mich jetzt Ihrerseits der Lüge bezichtigen?“

Der ehrenwerte Richter verlor plötzlich das selbstgefällige Gebaren und machte einen eher erschrockenen Eindruck. „In der Tat“, brachte er stockend hervor, „ich war vielleicht sogar da … aber ich erinnere mich nicht an Sie.“

„Das kränkt mich nicht sonderlich.“

Der Richter überlegte verwirrt. An jenem besonderen Abend war er so betrunken gewesen, dass er sich nicht einmal an seinen eigenen Namen erinnert hätte. „Rufen Sie mir doch bitte in Erinnerung, Sir, wer Sie sind“, bat er, so gelassen er konnte.

„Devane, Lord Devane. Seltsam, dass wir uns so bald wieder begegnen. Wie geht es Mrs. Goodwin? Sie erwähnten ihre schlechte Gesundheit, wenn ich mich recht erinnere.“

Samuel Smith, der junge Mann, der den Brauereiwagen fuhr, bedachte seinen Retter mit einem bewundernden Blick.

„Hättest du gern etwas Hilfe mit deinem Rad?“, bot Connor ihm nachsichtig an. „Und könnten Sie uns wohl ein wenig zur Hand gehen?“, wandte er sich an den Kohlenmann.

Der Mann riss sich aus der Betrachtung des faszinierenden Vorgehens und war nur zu gern bereit, mit anzupacken, da auch er daran denken musste, seine Lieferung so schnell wie möglich ans Ziel zu bringen. Selbst der Droschkenkutscher ließ sich durch die ruhige, beherrschende Art des jungen Gentleman beeindrucken und legte mit Hand an.

Sam Smith überlegte insgeheim, welche Gründe Seine Lordschaft gehabt haben mochte, sich überhaupt einzumischen. Unwillkürlich ging sein Blick zu der schönen blonden Dame im schicken Landauer. Der Gentleman hatte großes Interesse an ihr gezeigt, obwohl sie darauf bedacht gewesen war, in jede nur denkbare Richtung zu schauen außer in seine. Was ihm besonders seltsam vorkam, da ihre Freundin keinen Moment den Blick von ihm genommen hatte.

Doch es war die schöne Dame gewesen, die ihnen beigestanden hatte. Dabei wussten die vornehmen Leute meist gar nicht, dass Menschen seines Stands überhaupt existierten … es sei denn, sie brauchten eine Droschke oder ein Feuer im Kamin oder neue Flaschen für den Weinkeller. Trotzdem hatte sie sich für drei ihr unbekannte Dienstleute gegen den aufgeblasenen Wicht von einem Richter eingesetzt.

Rachel drängte Ralph unauffällig, sie nach Hause zu fahren. Zu viele dunkle Erinnerungen waren durch das plötzliche Erscheinen dieses Mannes wachgerufen worden. Sie wollte allein sein, um in aller Ruhe über den Aufruhr ihrer Gefühle nachdenken zu können.

Der Verkehr bewegte sich mittlerweile frei und ungestört. Auch der Straßenhändler hatte seine Schubkarre zur Seite gezogen. Die einzigen Wagen außer Rachels, die noch standen, waren Lord Devanes Phaeton und Lord Harleys Karriol, das sich inzwischen einen Weg zu dem Phaeton und dessen hübscher Insassin gebahnt hatte.

Verstohlen betrachtete Rachel die Italienerin, die gleich mit drei Dandys kokettierte. Allerdings ließ sie sich von ihrem Flirt nicht davon abhalten, ein wachsames Auge auf ihren abwesenden Begleiter zu haben. Lord Devane jedoch schaute kein einziges Mal zu ihr hinüber, wie Rachel auffiel.

Lord Devane, wiederholte sie nachdenklich. Er klang wie Major Flint, wenn er sprach, er sah aus wie er, aber der Name war ihr neu.

„Lass uns nach Hause fahren, Ralph“, wies sie ihren Kutscher an, während sie den Gedanken in Betracht zog, es könnte gleich zwei so eindrucksvolle irische Gentlemen geben. Sie wusste von einem Stiefbruder im selben Alter, glaubte sich aber zu erinnern, dass Jason Davonport blondes Haar gehabt hatte und, da von verschiedenen Eltern, Connor folglich überhaupt nicht ähnlich gewesen war.

Lord Devane schlenderte herüber und schien ihre Abfahrt nur zufällig zu behindern, indem er einen der Grauen am Zaum packte und ihn hinter den Ohren kraulte. „Wir hatten noch keine Gelegenheit, ein Wort zu wechseln“, wandte Lord Devane sich lässig an niemanden im Besonderen, doch die klugen blauen Augen richtete er auf Rachel.

Leicht pikiert musste Rachel sich klarmachen, dass – sollte dieser Mann wirklich Major Flint sein – es recht arrogant von ihr gewesen war, zu glauben, er würde wissen, wer sie war. Es hatte zumindest nicht den Anschein, dass er sie wiedererkannte. Sein Blick war lediglich der eines Mannes, der eine anziehende Frau mustert. Und sie wurde allgemein für hübsch gehalten. Ihre Eltern sagten es ihr, Lucinda sagte es ihr, und ihr Spiegel gab ihr keinen Grund, es nicht zu glauben.

Nicht mit ihr bekannte Gentlemen setzten alles daran, ihr vorgestellt zu werden. Selbst jene, die sie sehr wohl kannten und auch von ihren gescheiterten Verlobungen wussten, versuchten, sie zu bezaubern – in der trügerischen Hoffnung, sie könnten den Spieß umdrehen und ihr das Herz brechen. Rachel fand es insgeheim lustig, dass sie wirklich glaubten, sie könnte ihre Absichten nicht durchschauen. Allerdings erfuhr sie meistens von den Wetten, die abgeschlossen wurden und bei denen es darum ging, wer es schaffen würde, sie zu erobern – und ihr am Ende rücksichtslos und vor aller Augen den Laufpass zu geben.

Wenn sie sich also in London aufhielt, erlaubte sie zwar einigen Dummköpfen, sie zu besuchen und mit ihr im Hyde Park auszufahren. Sie ermutigte sie auch dazu, sie in der Opern- oder Theaterloge ihrer Eltern aufzusuchen. Doch sobald man über diese neue, scheinbar so innige Bindung zu klatschen begann, brachte Rachel alle kurzerhand zum Schweigen, indem sie den jeweiligen Herrn von nun an links liegen ließ. Sie bedauerte nicht, dass sie dadurch ihren Ruf, eine kaltherzige Herzensbrecherin zu sein, nur verstärkte.

Das Wiehern der Pferde riss Rachel aus ihren Gedanken. Sie sah auf und blickte direkt in Lord Devanes blaue Augen.

Oh doch, er ist es, erkannte sie plötzlich. Und er hatte sie sehr wohl erkannt. Was mochte er denken? War er immer noch böse auf sie, weil sie ihn öffentlich gedemütigt hatte? Es musste schlimm für ihn gewesen sein.

Jedenfalls ließ er sich nichts anmerken. Aber warum gab er vor, einen Titel zu besitzen? Rachel rief sich insgeheim zur Ordnung. Es konnte ihr doch gleichgültig sein, ob er inzwischen einen Titel geerbt hatte oder nicht. Für sie blieb er schlicht Major Flint, und sie brauchte sich auch keine Sorgen darüber zu machen, dass sie ihn damals verletzt hatte, denn das war nun einmal geschehen und ließ sich nicht mehr ändern.

„Nehmen Sie bitte die Hand fort, Sir, damit wir weiterfahren können“, wies sie ihn kühl an.

Lucinda, die aufmerksam den angespannten, wortlosen Schlagabtausch zwischen den beiden beobachtet hatte, mischte sich schnell ein. „Ich bin Mrs. Saunders, Lucinda Saunders. Und ich bin Ihnen von Herzen dankbar für Ihre Hilfe, Mylord. Es hätte böse enden können, wenn Sie nicht eingegriffen hätten. Glücklicherweise ist noch mal alles gut gegangen.“

„Und Sie sind …?“, wandte er sich freundlich an Rachel.

Sie antwortete ruhig: „Oh, ich bin … Ihnen auch sehr dankbar, Sir. Sie hingegen sind hoffentlich bald so freundlich und treten zur Seite, damit ich endlich nach Hause kommen kann.“ Sie rief Ralph zu, er solle losfahren, und lehnte sich behaglich in ihren Sitz zurück.

Doch die Pferde wurden noch immer mit starker Hand festgehalten. „Soll ich Ihnen sagen, was ich glaube, was Sie sind?“

Rachel klopfte das Herz bis zum Hals. Sie spürte, wie sie errötete. „Ganz offensichtlich macht es Ihnen nichts aus, Ihre Zeit zu vergeuden, Sir. Wenn Sie mich allerdings schon ungebeten ansprechen müssen, dann machen Sie rasch, denn ich werde allmählich ungeduldig.“ Sie blickte ihm über die breiten Schultern und verzog geringschätzig den Mund. „Wie übrigens auch Ihre reizende Begleitung. Wie mir scheint, versucht sie, Ihre Aufmerksamkeit zu erringen.“

Die Italienerin machte keinen Hehl aus ihrem Missmut und schaute immer wieder zu ihnen herüber. Es war nicht mehr viel geblieben von ihrer kühlen Eleganz, und auch ihre Verehrer waren inzwischen ihrer Wege gegangen.

Connor Flint schenkte seiner Begleiterin nur einen flüchtigen Blick und zeigte noch immer keine Neigung, zu ihr zurückzueilen. Stattdessen wartete er, bis Rachel ihn wieder ansah, bevor er erwiderte: „Ich soll rasch machen? Sind Sie sicher?“ Ein kühles Lächeln ließ ihr Herz noch schneller schlagen. „Nun gut. Was ich glaube, ist, dass Sie noch genau so sind wie früher. Sie haben sich wenig verändert, Miss Meredith.“ Ein spöttischer Blick ruhte kurz auf ihren Lippen. „Was für mich günstig ist. Aber katastrophal für Sie“, fügte er mit honigsüßer Stimme hinzu. Daraufhin machte er sich lässig auf den Weg zurück zu seinem Phaeton. Er hatte die Zügel aufgenommen und die aufgebrachte Signorina mühelos besänftigt, bevor Rachel sich wieder gefasst hatte.

„Fahren Sie endlich los, Ralph! Sofort!“

2. KAPITEL

Er wird mir nicht den Tag verderben, schwor Rachel sich insgeheim und verdrängte die Gedanken an Major Flint, die sich ihr beharrlich aufdrängten. Sie ging Arm in Arm mit ihrer kleinen Schwester Sylvie den langen Korridor entlang, um June zu suchen.

„William ist zum Abendessen gekommen. Er sieht so unglaublich gut aus, nicht wahr? Wirst du jemanden wie William für mich finden, Rachel? Vielleicht ein wenig größer und mit dunklem Haar statt blondem, und ohne Sommersprossen. Ich weiß nicht genau, ob mir Sommersprossen an einem Mann gefallen, selbst wenn es nur ganz wenige sind, wie William sie auf der Nase hat. Auch an einer Frau gefallen sie mir eigentlich nicht.“

Rachel lächelte und strich Sylvie über die hellblonden Locken. „Du, mein Liebes, wirst wahrscheinlich nicht die geringste Mühe haben, genau den richtigen Mann für dich zu finden, wenn die Zeit gekommen ist. Und das ganz ohne meine Hilfe. Auf meine alten Tage werde ich mich damit zufriedengeben zu sticken, statt Ehen zu stiften. Ich sehe es ganz deutlich“, fuhr sie seufzend fort. „In sieben Jahren wirst du noch der Ruin für unseren armen Papa sein und unbekümmert die Herzen der jungen Männer brechen.“

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