Höherzüchtung des Menschen auf biologischer Grundlage. Vortrag - Christian Paul - kostenlos E-Book

Höherzüchtung des Menschen auf biologischer Grundlage. Vortrag E-Book

Christian Paul

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The Project Gutenberg EBook of Höherzüchtung des Menschen aufbiologischer Grundlage., by Paul C. FranzeThis eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and withalmost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away orre-use it under the terms of the Project Gutenberg License includedwith this eBook or online at www.gutenberg.orgTitle: Höherzüchtung des Menschen auf biologischer Grundlage.       VortragAuthor: Paul C. FranzeRelease Date: October 9, 2013 [EBook #43920]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK HÖHERZÜCHTUNG DES MENSCHEN ***Produced by Norbert H. Langkau, Sandra Eder and the OnlineDistributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net
Anmerkungen zur Transkription:

Für einfache Anführungszeichen wurden › und ‹ verwendet. Inkonsistente und altertümliche Schreibweisen wurden beibehalten, lediglich einige offensichtliche Fehler wurden korrigiert (z.B. Moriz, Ausdrnck, Satzzeichenfehler). Die 0 des angegebenen Preises auf der Titelseite war auf dem Scan nicht lesbar, aufgrund der darauf folgenden Buchvorstellungen kann aber von einem Preis von M. 0,80 ausgegangen werden.

Das Cover wurde im Zuge der Transkription erstellt und ist Gemeingut.

Höherzüchtung des Menschen auf biologischer Grundlage.

Vortrag, gehalten auf der 81. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Salzburg, 1909, bedeutend erweitert und umgearbeitet. □□□□

VonDr. med. PAUL C. FRANZE. Bad Nauheim.

Leipzig. Hof-Verlagsbuchhandlung Edmund Demme.

Preis: M. 0,80.

Edmund Demme, Hof-Verlagsbuchhandlung, Leipzig.

»Reformgedanken.« Von Dr. Meyer. Heft I. 1. Die Umwertung des bisherigen Krankheitsbegriffes. 2. Säurenaturen. 3. Wetterlage und Gesundheit. 4. Wissenschaftliche Bedenken bezügl. der Geldreinigung an den Kassen. (0,60 Mark.) Die kleine Broschüre enthält so viel Wissenswertes und zum Teil Neues, daß die Lektüre jedermann empfohlen werden kann.

»Reformgedanken.« Von Dr. M. Meyer. Heft II. 1. Besuch bei einem Hundertdreijährigen. 2. Wesen und Behandlung der Gallensteinkrankheit. 3. Das Rätsel der Genickstarre. (Preis 0,80 Mark.) Interessant ist die Schilderung des Besuches bei einem Hundertdreijährigen. Wir erfahren, wie der Mann gelebt, um dieses hohe Alter erlangen zu können, ferner gibt der Verfasser ein klares Bild von der Behandlung der Gallensteinkrankheit und löst endlich das Rätsel über Entstehung, Ursachen und Behandlung der Genickstarre, einer Krankheit, die in letzter Zeit so vielfach bei uns auftrat.

»Reformgedanken.« Von Dr. M. Meyer. Heft III. Ist der Typhus eine Infektionskrankheit? (0,60 Mark.) In dem Wandel der Anschauungen, welcher sich auf pathologischem Gebiete in letzter Zeit zu vollziehen beginnt, hat man sich dazu verstanden, manches Krankheitsbild von einem völlig anderen Standpunkte aus anzusehen. Dieses gilt auch für den Typhus, der bisher für eine Ansteckungskrankheit angesehen wurde. Verfasser übt an dieser Anschauung Kritik und sucht Gegenbeweise anzuführen, wobei er wiederum das Hauptgewicht auf die Anregung der Darmtätigkeit legt, die Ursache in Selbstvergiftung und die Heilung resp. Verhütung in Beseitigung der Schlacken oder Reinigung des Blutes erblickt.

»Reformgedanken.« Heft IV. 1. Die Darmreinigung als Heilfaktor. 2. Die Beziehungen zwischen Darmtätigkeit und lokaler Krankheit. 3. Ein Beitrag zur Behandlung der Lungenentzündung. Von Dr. med. Max Meyer. (Preis 0,80 Mark.) Die Erkenntnis, daß der krankhafte Zustand des Körpers häufiger das Endergebnis fortgesetzter Schädlichkeiten ist, beginnt in letzter Zeit immer mehr Anhänger zu gewinnen. Was man bisher als Ursache ansah, die vermutete bakterielle Ansteckung, kann in vielen Fällen nicht mehr als ausreichende Ursache gelten. Ärztliche Forscher, wie: Dr. Bunge, Dr. Lahmann, Dr. Borchard, Dr. Hueppe, Dr. Haig, Dr. Paczkowski, Dr. Walser etc. klären uns darüber auf, daß die meisten Krankheiten in Darmgiftbildung, Kohlensäurebildung und Stauung im menschlichen Körper ihre Ursache haben. Den Vorgang dieser Selbstvergiftung, sowie deren Einfluß auf den gesamten Organismus sucht uns die obengenannte Broschüre zu erklären, sie ist deshalb sehr lesenswert.

»Reformgedanken.« Von Dr. M. Meyer. Heft V. 1. Die Bedeutung der Abkühlung und der Feuchtigkeit für die Entstehung von Krankheiten. 2. Über das Wesen der Erkältung. (Preis 0,50 Mark.) Gemeiniglich wird mit dem Ausdruck »ungesundes Wetter« das naßkalte Wetter bezeichnet, das wohl eigentlich den Inbegriff klimatischer Schädlichkeiten darstellt, während man Perioden von andersartigem oder direkt entgegengesetztem Charakter für gesundheitlich günstig oder zum mindesten nicht krankmachend hält. Ob und inwiefern das zutrifft, darüber gibt uns der Verfasser Aufschluß. Ebenso klärt er uns in kurzer interessanter Weise auf über das Wesen der Erkältung, worüber noch recht unklare Begriffe herrschen. Da nun aber die genannten Faktoren: Abkühlung, Feuchtigkeit und Erkältung für die Entstehung von Krankheiten eine sehr große und wichtige Rolle spielen, so ist die Lektüre der billigen Schrift zu empfehlen.

»Reformgedanken.« Von Dr. M. Meyer. Heft VIII. Wie entsteht der Krebs und wie ist er zu behandeln? (0,30 Mark.) Die schlimmste Krankheit ist der Krebs, aber das Allerschlimmste ist, daß sich die Gelehrten über Entstehung und Behandlung noch gar nicht einig sind, deshalb ist es mit Freuden zu begrüßen, wenn – wie in vorliegender Broschüre – von ärztlichen Denkern der Versuch gemacht wird, Klarheit zu schaffen.

Höherzüchtung des Menschen auf ::  biologischer Grundlage.  ::

Vortrag,

gehalten auf der 81. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte, 1909, bedeutend erweitert und umgearbeitet.

VonDr. med. Paul C. Franze Arzt in Bad Nauheim.

1910 EDMUND DEMME, Hofverlagsbuchhandlung Leipzig.

Inhalts-Verzeichnis.

SeiteVorwort5I.Aufstieg6II.Biologische Grundlegung121. Das Material der Artbildung, die spontanen Variationen, und ihre Erblichkeit122. Überschüssige Fruchtbarkeit143. Natürliche Auslese und Kampf ums Dasein144. »Das Prinzip der natürlichen Prädestination«155. Keimauslese176. Geschlechtliche Zuchtwahl177. Isolation188. Zusammenhang vorstehender Grundsätze mit der Fortentwicklung der Menschheit19III.Anwendung der Grundsätze auf die Rassenzucht beim Menschen241. Das Material25a. Die geistigen Eigenschaften25b. Die körperlichen Eigenschaften34c. Die Auserlesenen44d. Das Organ des Geistes472. Die Erblichkeit623. Genügende Fruchtbarkeit644. Auslese und Reinzucht65a. Mittel, durch welche die Auserlesenen einander als solche erkennen können65b. Die formale Seite der Auslese68c. Die Reinzucht715. Blutmischung und Herkunft der Varianten726. Der Instinkt75IV.Das System des Geistes75

Vorwort.

Auf der 81. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Salzburg, 1909, hielt ich unter dem gleichen Titel, den diese Broschüre trägt, einen Vortrag. Der Aufforderung meines Herrn Verlegers, die Ausführungen der Allgemeinheit zugänglich zu machen, bin ich gern nachgekommen. Freilich mußte dabei über den Umfang des ursprünglichen Vortrags, für den nur etwa 20 Minuten zur Verfügung standen, bedeutend hinausgegangen werden.

Einerseits erhielt demnach das dort Gesagte hier in der Broschüre eine gründlichere Bearbeitung; anderseits kam in dieser vieles Neue hinzu, das mit dem Inhalt des Themas eng zusammenhängt. So sind z. B. die Abschnitte über die körperlichen Eigenschaften, das Organ des Geistes, die Ehereform, das System des Geistes hier zum ersten Male veröffentlicht worden.

Möge die Schrift der Verbreitung der Erkenntnis dienen, daß der Mensch ein noch durchaus unvollständig durchorganisiertes Wesen ist, und daß er daher seinen bewußten Willen zur Erlangung höherer Organisation im Sinne des entwicklungstheoretischen Fortschrittes verwenden sollte!

Bad Nauheim, 19. Januar 1910.

Dr. Paul C. Franze.

I. Aufstieg.

Äonenhafte Zeitläufe blicken herab auf das Aufstreben lebendiger Materie auf unserm Planeten nach edleren und höheren Formen des Daseins: das ist die Entwicklungsgeschichte der Organismen. Und mitten drin in diesem gewaltigen Ringen steht der Mensch, der Schöpfung Krone, – doch dies nur auf Zeit, und nimmermehr ihr Ende, vielmehr die bloße Vorstufe eines Geschlechts von Halbgöttern auf Erden!

Oder vielleicht richtiger: der jetzige Mensch ist nur ein unfertiges Produkt auf dem Weg zu wahrem Menschentum. Der »Mensch« als ein in seiner Art vollendeter Organismus muß erst noch kommen. Der wahre Mensch wird dann eben jener Halbgott sein.

Dann aber haben wir mit Unrecht unser Augenmerk bisher fast nur auf die Vergangenheit der Entwicklung gerichtet statt auf die Zukunft des Menschen.

Möchte doch daher das Licht eines neuen Tages über die Menschheit aufgehen, ja, möchte sogar diese Stunde schon seine Morgenröte sein! – – –

Dieser Wunsch hat aber nur dann Aussicht auf Erfüllung, wenn die höchsten und heiligsten menschlichen Erkenntnismittel den Pfad erleuchten, der gewandelt werden muß, und wenn reiner Wille die Menschheit beseelt.

Dreifach nämlich ist der Hauptweg der Erkenntnis.

Erstens: Eingebung aus den Tiefen des Unbewußten, Intuition, die von selber kommt und ihr Licht vorauswirft. Auch Verlaß auf diese selbsttätige Spürkraft des Geistes bei der Deutung der Eindrücke: denn Deuten immerhin, und beileibe nicht ideenlose Aufschichtung von Tatsachen, wie die Moderne es oft wohl möchte.

Die Ideen und Eingebungen kommen dem genialen Denker unwillkürlich zumeist bei der Beobachtung von Tatsachen, und anderseits geht er absichtlich von diesen aus, um zu Ideen zu gelangen, um den Sinn des Daseins zu erfassen und den rechten Weg zu finden.

Zweitens: Naivität, so weit als möglich, in der unmittelbaren Auffassung der Tatsachen. Naivität ist nichts anders als vollkommene Aufrichtigkeit. Bei der Wahrnehmung ist sie daher das Hinnehmen der unverfälschten, durch kein eigenes Hinzudenken veränderten Erfahrung, einerseits also das impressionistische Einwirkenlassen der Sinneseindrücke aus der Außenwelt und anderseits die Erfassung der reinen Seelenvorgänge, wie sie gerade im Menscheninnern von selbst verlaufen: gleichwie ein Kind, klug, mit seelenvollen Augen den bunten Wechsel der Natur aufnimmt, rein von eigenen Beimengungen des Verstandes, also tut es auch derjenige, der von Irrtümern frei bleiben will.

Drittens: Logisches Schließen ebenfalls bei der Deutung der Erscheinungen und zur Herstellung des vernünftigen Zusammenhangs zwischen ihnen.

Intuition, Naivität und Logik, das ist das Heiligtum unter den Erkenntnismitteln.

Und wir bedürfen des Besten auf dem jetzt zu betretenden Wege: denn steil sind zwar immer der Vollendung Pfade; doch diese, die hier begangen werden, sind furchtbar in ihrer Steilheit und Höhe! – – –

Seit den kosmogonischen Theorien von Kant und Laplace und seit den Lehren von Lamarck und Darwin betrachtet die Wissenschaft, ja, man darf sagen die gebildete Menschheit, Entwicklung als ein allgemeingültiges Gesetz, dem alles, was wir kennen, unterliegt: sowohl die in ihrer Pracht am Himmel glänzenden Sterne, als auch die Gefäße des Lebens einschließlich des Menschen.

Mögen jene Theorien auch noch so unzulänglich sein – gleichviel: sie haben unsere Erkenntnis unzweifelhaft erweitert.

Der Inhalt der Deszendenztheorie im engeren Sinne ist dieser: Von den niedersten Lebewesen bis hinauf zum Menschen hat eine allmähliche Entwicklung stattgefunden. Es werden die Bedingungen dieser Entwicklungsrichtung aufgesucht und eben dadurch, daß sie gefunden werden, wird der Weg zur organischen Vervollkommnung des Menschen gewiesen. Zunächst geschieht das für die Vergangenheit, dann aber auch für die Zukunft. Denn die Kenntnis der zurückgelegten Strecke gestattet gewisse Schlüsse für die bevorstehende.

Demnach stellen wir fest, daß die Entwicklung eine bestimmte Richtung hat; sie geht von einfachsten und unvollkommensten zu immer zusammengesetzteren und vollendeteren Formen des Lebens. Innerhalb dieser allgemeinsten Richtung treten aber beim Menschen noch besondere Merkmale als auffallende hervor. Das sind einerseits die Steigerung des Bewußtseins, des Geistes oder der Vernunft und die Ausbildung des Charakters, des ästhetischen Gefühls und der künstlerischen Gestaltungskraft, anderseits die Entfaltung der dem Menschen eigentümlichen Körperschönheit.

Das aber ist innerhalb des Reiches der Lebewesen der Lauf der Natur, die Stromesrichtung des Weltgeschehens: Aufstieg, Vervollkommnung, Steigerung und Bejahung des Daseins, Tätigkeit, Umformung von Energien, welch letzteres mit Lust betont ist, wenn es fließend und leicht von statten geht, mit Unlust dagegen, wenn es gehemmt wird oder schwer verläuft.

Rein naiv und impressionistisch können wir sogar das eben Gesagte als das Gesetz des Lebens aussprechen.

Erst ein Zurückgehen im Denken hinter die reine Erfahrung läßt Aussagen machen über den Wert der Welt hinsichtlich ihres innersten Prinzips und wirklichen Wesens. Der Naive fällt keine solchen Werturteile darüber: er nimmt vielmehr im Erkenntnisakt die Wirklichkeit hin, wie sie erscheint, und gelangt so zur Formulierung des Gesetzes des Lebens, in dem allerdings noch kein utopistischer irdischer Optimismus ausgesprochen ist, sondern lediglich die Lebensbejahung, die Notwendigkeit tätiger und freudiger Mitarbeit an allen Problemen der Vervollkommnung, mit andern Worten die fröhliche Kampfesstimmung des mutigen Streiters. Denn Kampf ist das Erdenleben. Aber es kann und soll sein ein freudiger, siegesgewisser Kampf, in dem es Friedenspausen und Ruhmestage gibt, dann nämlich, wenn jeweils der Lorbeer um die Schläfen des Siegers sich windet.[1] – – –

Wenden wir dann den Blick ab von der Außenwelt und nach innen, so finden wir in unserm Seelenleben mächtige Auftriebe, Impulse nach der Höhe, gleichsam als drängte uns etwas über unsere ererbte Organisation hinaus: es ist ein Streben nach Vervollkommnung, das wir da in unserer eigenen Tiefe erleben.

Diese Feststellung beruht auf der »Psychologie der unmittelbaren Erfahrung«: der Mensch ist einfach so eingerichtet, daß er in seinen besseren Individuen dem Willen zur Vollkommenheit nimmer zu entrinnen vermag. Hier haben wir an einem Punkte das Seelenleben rein erfaßt: unmittelbar und ohne alle Überlegung steigt in dem Tüchtigen die Sehnsucht nach höherem Dasein empor bis an die Oberfläche des Bewußtseins!

Das sind zwei völlig stichhaltige Gründe dafür, daß das Vervollkommnungsstreben auch betätigt werden muß, und beiden wohnt eine innerlich ihnen anhaftende Beziehung auf die Allgemeinheit inne. Ich wiederhole die Gründe und setze die genannte Beziehung hinzu: 1. Das Gesetz des Lebens, das von der Beobachtung des Naturlaufs unmittelbar abgeleitet wurde, besagt, daß die Hauptrichtung der Entwicklung auf Steigerung der Organisation geht. Für den Menschen geht daraus hervor, daß es in der Richtung der Entwicklung liegt, wenn er seine vornehmsten Eigenschaften weiter entfaltet. Diese aber sind die spezifisch menschlichen. Daß die Gesamtheit und nicht etwa nur ein einzelner davon betroffen wird, versteht sich von selbst. 2. Die Erscheinungen der inneren Wahrnehmung bei höher stehenden Menschen bestätigen durchaus das, was von derjenigen der Außenwelt abgeleitet wurde: der Mensch findet in sich einen zwingenden Wunsch nach Vervollkommnung vor. Das bezieht sich zunächst auf sein Selbst, aber zugleich auch auf die Gesamtheit und äußert sich in idealen Bestrebungen der Wissenschaft, Philosophie, Kunst, Religion und Nächstenliebe, in der Verteidigung des Vaterlands und Mehrung seiner Macht, in dem Nachjagen nach Ruhm, Ehre und Reichtum. All dem liegt mehr oder weniger bewußt in erster Linie das Verlangen zugrunde, sich selber als Persönlichkeit höherer Ordnung, als Vollmenschen auszubilden und zu betätigen: die Wege der Vollendung des Selbstes und der Gesamtheit fallen in ihrem Verlaufe zusammen.

Nach allem: Es dürstet der Mensch nach Vervollkommnung, und er blickt hinaus in das Getriebe des Weltgeschehens und liest von der Natur den gleichen Willen ab.

Was aber bedeutet Vervollkommnung? Ich definiere: Vervollkommnung ist weitere Entfaltung der höchsten Eigenschaften. Denn das gehört zum Begriff der Vervollkommnung.

Jetzt aber entsteht das Problem des Weges: Wie kann am sichersten, wirksamsten und schnellsten das Vervollkommnungsstreben des Menschen in die Tat umgesetzt werden?

Die Analysis der Vervollkommnung ergibt, daß sie in traditionelle und erblich-organische zerfällt.

Wie die Überschrift aussagt, ist es die Aufgabe dieser Schrift, die letztere zu behandeln. Nur ein flüchtiger Blick sei daher der Vollständigkeit halber auf das Wesen der Tradition geworfen.

Durch sein hochentwickeltes Bewußtsein, sowie kraft seiner Fähigkeiten der Sprache und der Schrift vermag der Mensch die Erfahrungen seines ganzen Geschlechts aufzubewahren, zu sichten, zu ordnen, zu vermehren und auf seine Nachkommen übergehen zu lassen. So bildet sich ein in stetem Fluß und fortdauernder Änderung begriffener Niederschlag der Erfahrung der gesamten Menschheit. Diesen Niederschlag nennen wir die Tradition oder Überlieferung der Menschheit. Sie umfaßt Sitten und Gebräuche, die naive Überlieferung des Volkes (folklore), Natur- und Geisteswissenschaften.

Insbesondere sind es einzelne hervorragende Männer, die von Zeit zu Zeit entstehen, welche die Tradition sprungweise auf eine höhere Stufe heben und dadurch die Menschheit veredeln. Solche Männer heißen